Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Anhörung durch ksl. Räte in der Erfurter Streitsache zusammen mit Kurmainzer Gesandten; ihr Antrag auf Verzicht auf ein Rechtsverfahren; [2.] Anhörung der Parteien; Weiterleitung der vorgetragenen Standpunkte an den Ks.; [3.] Übergabe von Kopien des ksl. Mandats und des Achtbriefs gegen Erfurt an die ksl. Räte; deren Übermittlung an den Ks.; Warten auf dessen Antwort; ihre Entschlossenheit zum Widerstand gegen einen Rechtsentscheid.

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 239, o. Fol., Kop.

[1.] Gnst. und gn. Hh., wir bitten euern kftl. und ftl. Gn. unterteniglich zu wissen, das uns ksl. Mt. unversehen gein Antorf [= Antwerpen], desgleichen dy menzischen rete H. Johann von Vilbel, dumhern zu Menz, und Dr. [Hans] Foderer [= Furderer] haben gefordert und am sonnabent nach Unser Lb. Frauen tag lichtmesse [7.2.17] [durch] seiner Mt. rete mit namen den cardinal von Gurk[Matthäus Lang], Hg. Erich von Brunswig, seiner Mt. hofmeister [Wilhelm von Rappoltstein], H. Johann von Berg, den probst von Waltkirchen [Dr. Balthasar Merklin], ytzt verweser der canzley, magister Johann Lois, H. Niclas Ziegler, H. Ulrich von Schellenberg, Adrian von Brehmen [= Brembdt], Hackener [= Georg Hackeney], den pfennigmeister, Baltasarn Wolff,[Hans] Finsterwalder, magister Jeronimus Brunner gegeneinander haben hören lassen. Des wir uns in keinen weg versehen. Nach dem sein Mt. den verweser der canzley, den probst von Waltkirchen, erstlich fur den sal, do seiner Mt. rete inne war, zu uns schickten und angezeigt, das sein Mt. zwischen uns handeln wolten, begernt, sein Mt. zu berichten, wie wir zum rechten von euern ftl. Gn. geschickt. Darauf wir gesagt, das sein Mt. aus unser werbung zu Trier gnediglich vermarkt, das euer ftl. Gn. // dafür achten, das dieser handel keiner rechtfertigung nicht mehr bedürfe als ein gerichte sach, und wern auf seiner Mt. begern mit seiner Mt. in diese land gezogen, der zuversicht, dieweil dy menzischen rete bey seiner Mt. nicht gewest, sein ksl. Mt. würden uns in dem und anderm unserm antragen, wie wir auch zu Trier von seiner Mt. vermarkt, ein gn. abschiet geben. Welchs wir noch unterteniglich bitten, desgleichen der von Erfurt boten auf yr schrift ein gn. antwurt. Diß hat der probst angenumen, an ksl. Mt. zu tragen.

[2.] Und alsbald darnach seint wir fur dy rete mit den menzischen gefordert, gesagt, das ksl. Mt. bevolhen, dem negsten abschied nach zu Augsburg uns zu hören; an wem der anfang were, mocht anfahen. Darauf die menzischen rete als anwalden, wie sich zu recht gebürt, sich angegeben und yr vollemacht uberantwurt dem ausgegangen urteil nach zu Augsburg. Darauf wir den ksl. reten unsern bevelh, als vil die notturft erfordert, angezeigt, der zuversicht,[sie] würde[n] gnediglich daraus ermessen, das diese sach keiner rechtfertigung nicht mehr // bedürfe, sundern bitten, sein Mt. wolle uns ein gn. abschiet geben. Welchs die menzischen angefochten und also gegeneinander gesatzt, und so auf yrer und wir auf unser meynung verharret. Welchs alles durch ksl. Mt. secretarien aufgezeichent und wir erst heut, datum [19.2.17], zu unsern handen bracht und auf dis eyl euern kftl. und ftl. Gn. nit haben konnen zuschicken, nachdem wirs noch notturftig. Und ist uns den tag dieser beschait worden, das yr Gn. unser furbringen an ksl. Mt. wolten gelangen lassen, wenn es von nöten, uns wider fordern.

[3.] Auf den suntag darnach [8.2.17] haben ksl. Mt. dem probst von Waltkirchen und H. Ulrichen von Schelnberg bevolhen, nachdem wir uns unter anderm hetten hören lassen, wo unser gn. H. [EB Albrecht] von Menz euer kftl. und ftl. Gn. unangesprochen nit gedachte ze lassen, würden alsdann euer kftl. und ftl. Gn., wie sich zu recht und ordnung des hl. Reichs gebürt, erfordert, würden sich alsdann euer ftl. Gn. sunder zweifel als die gehorsamen halten, wer seiner Mt. begere, seiner Mt. anzuzeigen, ob euer kftl. und ftl. Gn. // ein sunderlich ordnung untereinander hetten, sachen zu rechtfertigen oder nicht. Darauf wir gesagt, das uns nit gewüst, wir hieltens aber darfür, das kein sundere were, und darneben angezeigt, das die von Erfurt sich ksl. Mt. mandat nach gehalten. Auch hette sein Mt. euern kftl. und ftl. Gn. ein declaration der acht uber dy von Erfurt gegeben, wie wir ksl. Mt. in unser werbung vermeldt. Aus dem alles abzunemen, das diese vertragen sach kein rechtfertigung nicht mer bedürfte. Diß alles haben sie widerumb an ksl. Mt. gelangen lassen. Und ist denselben tag der probst von Wal[t]kirchen widerumb zu uns kumen und begert, das wir ksl. Mt., wo wir der abschrift hetten, dy mandat und declaration der acht, davon wir in unser werbung anzeig getan, zuschicken wolten, damit sich sein Mt. zu erinnern hetten. Des haben wir auf den morgen dem probst abschrift gegeben und warten noch fernern beschait, den wir bisher nit haben erlangen mügen, aus ursachen, das ksl. Mt. am donnerstag nach Appolonien [12.2.17] erst zu Prüssel einkumen und mit der Franzosen botschaft am vergangen sonnabent [14.2.17] den friden beslossen und gesworn1, auf was meynung, ist nit genzlich // ruchtig, und bisher vil anlaufens von den Hispaniern gehabt, sint aber vertrost worden, es solle dismals zu keiner rechtfertigung kumen. Darein wir uns auch in keinen weg gedenken zu begeben, wie wir euer kftl. und ftl. Gn. vormals auch geschrieben, wiewol die menzischen rete mit grossem fleis darauf arbeiten. Und was uns furder begegen, wollen wir unserm bevelh nach uns halten und euer kftl. und ftl. Gn. nicht verhalten. Denselben euern kftl. und ftl. Gn. unterteniglich zu dinen, sint wir willig und pflichtig. Datum am donerstag nach Valentini Ao. etc. XVII.2

Anmerkungen

1
 Am 11. März 1517 wurde in Cambrai der neue Bündnisvertrag zwischen Ks. Maximilian und Kg. Franz von Frankreich endgültig abgeschlossen. Er sah in geheimen Zusatzartikeln eine erneute Aufteilung Ober- und Mittelitaliens zwischen dem Haus Habsburg und Frankreich vor. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 257, 380.
2
 Zum Fortgang der Erfurter Streitsache vgl. Nr.928, 929.