Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] In Köln gegebene Antwort des Ks. auf die Werbung des polnischen Gesandten Raphael Leszczynski; verärgerte Erwiderung des Gesandten; [2.] Einberufung eines Reichstags nach Mainz; Anwesenheit der Kff. Albrecht von Mainz und Joachim von Brandenburg; erwartete Ankunft der übrigen rheinischen Kff.; Beginn des Reichstags; [3.] Bemühungen Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach bei Ks. und Reichsständen, Papst Leo um Unterstützung des Deutschen Ordens gegen Polen zu ersuchen; [4.] Warten auf Antworten des Hochmeisters auf seine Schreiben; [5.] Rüstungen von Ks. und Reich gegen Franz von Sickingen; dessen offene und mutmaßliche Unterstützer; Sorge vor schweren Unruhen im Reich.

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 21410, fol. 1–2, Orig. Pap. m. S.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta, Nr. 21410.

[1.] /1a/ Gruß. Gnst. F. und H., wie ich uwer ftl. Gn. am nehsten bie mynem tiener Scharfensteyn geschrieben habe [Schreiben liegt nicht vor], by uwer Gn. tiener Peter, stalmeister, müntlichen zu entpieten, wes sich bie ksl. Mt. uwer ftl. Gn. und ordens sachen begeben, demnach, gnst. H., bit ich uwer ftl. Gn. gnediglichen zu wissen, das H. Raphael [Leszczynski]1, kgl. wirden [Sigismund] von Polen botschaft, zu Cullen [= Köln] erst von ksl. Mt. abgefertigt und in uwer Gn. sachen keyne andere antwort, die ich erfarn kann, geben, dan das ir Mt. uf irer Mt. geschickten zu kgl. wirden gehen Polen und Moscawiter [= Großfürst Wassili von Moskau], H. Segemont von Hermonsteyns [= Herberstein], erwarten wull, nach desselben inbrengens witer gn. handlong vornem.2 Diese antwort hat H. Raphael beschwert gemoets und zuletzt spotlicher wyes angenomen mit den worten, sin Kg. habe bis hieher ksl. Mt. zu gefallen gegen uwer Gn. und orden stilgestanden. Aber dwil man befynde, das ksl. Mt. dermaissen und verzoglichen in der sachen handel, so werde sine kgl. wirde nach raide der Hh. der kron zu Polen andere wege understen vorzunemen. Er befynde auch keynen ernst bie der sachen, dan die botschaften, die man zu Muscawiter und sinem Kg. schicke, syen die lude nicht darnach, soliche groisse hendel niderzulegen. So werde auch numer keyne botschaft hin und wider geschickt, es gehe alwegen eyn jare zit darzu.3 […]

[2.] /1b/ Die röm. ksl. Mt. haben sich us den Nederlanden begeben und eynen ryechsdag gehen Menz vorgenomen, und ist uf diese stunde myn gnst. H. [EB Albrecht] von Meinz, myne gn. H., der Kf. [Joachim] von Brandenborg, alhye. So versicht man sich, in zweyen ader drien dagen die andern drie rynische Kff. auch gewyslichen alhie zu sin, und man hait den rychsdag angefangen.

[3.] Uf die handlong und schrift myns H. von Revels [wohl: Bf. Johann von Blankenfeld]hait myn gn. H. Mgf. Casmyr [von Ansbach-Kulmbach] vor gut angesehen, das ksl. Mt. sambt den Kff. und Ff. Bapstlicher Hlkt. [Leo X.]schreiben, uwer Gn. sambt dem orden in gn. bevelh haben und in keynen weg gestatten uwer Gn., den bedrenklichen friden4 zu schweren, sonder das ire Hlkt. kgl. wirden zu Polen us bapstlicher macht inhibieren und verbieten, uwer ftl. Gn. derhalben unbeschwert zu lassen etc. Welcher schrift ich mit allem vlyß sollicitieren will.

[4.] Mir ist uf diese stonde noch keyne antwort von uwer ftl. Gn. uf myne schreiben [liegen nicht vor] von Brabant us zukomen. Welcher ich deglichen hoffen und warten, in troestlicher zuversicht, uwer Gn. werden mich in diesem ort gnediglichen erloesen.

[5.] Von nuwen meren weyß ich uwer ftl. Gn. nichts sunderlichs zu schreiben, anders dan, das Franz von Sickingen die /2a/ ksl. Mt. und das Rych angegriffen hat. Derhalben ir Mt. sambt dem Ryech in willen, vor inen zu zyehen, und man wartet derhalben alle stunde des vorzoichs, dan ksl. Mt. versamelt vil folks und haben alle Kff. und Ff., der schwobische bont sambt den Rstt. hulf und troist zugesagt. So sagt man, das derselbige Franz von Sickingen auch eynen trefflichen groissen anhank habe, als nemlich den Kg. [Franz] von Frankrich mit barem gelde, den Pfalzgf. [Ludwig] und den Hg.a [Lorenz] von Wirzburg heymlicherwyes, den Hg. [Ulrich] von Wirtemberg und die Schwizer [= Eidgenossen] uffenbarlich. Derhalben man sich eyner groissen und schweren ufrore im Ryech und ganzer duytscher nation vermoit und, wie mich die hendel ansehen, schwerlich sonder merglichen cristlichen bloitsvergiessen zurgen wirt. Got von himel wull barmherziglichen darinsehen. Uwern ftl. Gn. alles myns liebs und lebens vermögens gehorsam und undertenig und trulich zu tienen erken ich mich schuldich und bins zu toin willich. Darin uwer ftl. Gn. mir alzit haben toin zu gepieten. Datum Menz mondags nach Johannis baptiste Ao. XVc und XVII.

Anmerkungen

1
 Der Nachname des Gesandten nach Bömelburg, Wahrnehmung, S. 430 und Flemmig, Friedrich der Weise, S. 165. Leszczynski war im Mai 1517 von Kg. Sigismund beauftragt worden, mit dem Ks. über die bestehenden Spannungen zwischen Polen und dem Deutschen Orden zu sprechen und ihn zu bitten, den Orden zu einer Einstellung der Provokationen gegenüber Polen zu bewegen, da diese zum Krieg führen müssten. Vgl. Joachim, Politik, S. 128f, 136–143, 144–146; Flemmig, Beziehungen, S. 523.
2
 Herberstein war vom Ks. beauftragt worden, einen Frieden zwischen Kg. Sigismund von Polen und Großfürst Wassili III. von Moskau zu vermitteln. Am 18. April 1517 traf er in Moskau ein. Vgl. Sach, Hochmeister, S. 303f.; Flemmig, Beziehungen, S. 522f.
3
 In den hier angesprochenen Kontext gehört ein Schreiben Kf. Joachims von Brandenburg an Hochmeister Albrecht aus Cölln an der Spree vom 3. August 1517 (montag nach vincula Petri), in dem der Kf. mitteilte, er sei am 22. Juli (Marie Magdalene) wieder wohlbehalten von seiner Reise zum Ks. heimgekehrt. Euer lieb wyll ich darneben nit bergen, das ich euer lieb und ires ordens sach zu merhmalen bey ksl. Mt. hab treulich angeregt und entlich diesen bescheid erlangt, das ir Mt. mit H. Raphael, kgl. wird zu Polen geschigten, davon gehandelt und auch derhalben ein botschaft zu kgl. wird gein Polen verordent, der zuversicht, ir Mt. wolt die sach auf gute wege teydingen. Ob solchs gescheen, wirt euer lieb wol erfaren und sich irer nottorft und gelegenheit nach dareyn wissen zu schigken. Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 21473, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig); Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta, Nr. 21473.
4
 Gemeint ist der zweite Thorner Friede von 1466.
a
 Darüber: Bf.