Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Kop.); AS: Der protestirenden antwort uff ksl. Mt. ubergebenen artikeln 12. Julij, den abschid belangen, praes[entatum] 14. Julij.

B  koll. Wien HHStA, RA i. g. 13c/Konv. 2, fol. 59r–69v (Kop.); AS fol. 58r: Unser der augspurgischen confession und religion verwandten antwort, röm. ksl. Mt. uff irer Mt. beschehen furschlag uff die mitel des abschids, wie derselb furzunemen sey, gegeben.

C  koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 151r–156v (Kop.); AS fol. 151r: Copei der religionsverwanten stende antwort und gutbeduncken auf ksl. Mt. furhaltung und furgeschlagene artickel, warauf der abschied zu richten, 1541. Uberantwort Pfgf. Fridrichen Dornnstag, den 14. Julij, zu Regenspurg.

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 218 , S. 667–669; Walch, Bd. 17, Nr. 1391, Sp. 742–746; Corp. Reform. IV, Nr. 2309, Sp. 516–520.

Der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, muntlichen geschehen furtrag, dardurch ire Mt. Kff., Ff. und stend des reichs ires abraisens halb vermeldung thun lassen, auch folgends die geschehene schriftliche antzaige[Nr. 135], darinnen ir ksl. Mt. etzlich puncten und artickel als zum abschied dieses reichstags dinstlich furgeschlagen, haben Kf., Ff. und stende, der augspurgischen confession verwant, gegenwertig und der abwesenden rethe potschaften und gesanten sampt irer ksl. Mt. erbietten und begern underthenigst angehort und vernohmen. Und thun sich erstlich gegen irer ksl. Mt. ires gnedigsten vleiß und muhe, so sie von wegen der streittigen religion, dieselbig cristlich zu vergleichen und ein cristliche reformation der kirchen zu erlangen, angewent, in aller underthenigkeit bedancken.

Zweiveln auch nicht, ire ksl. Mt. werden nhuemer auß gemelter stende undertheniger antwort, so sie irer ksl. Mt. der gepflogenen religionshandlung halben vorgestern undertheniglich zustellen lassen, gnedigst vernohmen haben, daß sie zu cristlicher concordia, darinnen das gotlich wort und die warheit erhalten und ein christliche reformation der kirchen, die ire ksl. Mt. selbst hoch vonnothen bedencken, ins werckh gebracht werden mocht, gantz geneigt. Und dieweil sie dann inen die verglichen artickel in rechtem, christlichem verstandt inhalts derselbigen irer ubergeben antwort  [Nr. 136, Nr. 137] und schriften haben gefallen lassen, so beruhen sie noch darauf und bitten underthenigst ire ksl. Mt., die wolten dieselbigen also zu einem christlichen, guten anfang der concordia ins werckh richten und bringen lassen, der hoffnung, der almechtig werde gnad verleihen, daß dardurch die warheit weitter außgebrait und dester baß der weg zu einer christlichen reformation der kirchen gemacht werden muge. So haben auch ire ksl. Mt. dieser stende gemueth und erbieten der unverglichen artickel halben uß gemelter antwort und schriften auch gnedigst vernohmen.

Darneben aber wollen sie zum underthenigsten gebeten haben ire ksl. Mt., die wolten den augspurgischen abschied alß zu solcher concordia undinstlich, auch etzlichen verglichenen artickeln zuentgegen, gnedigst aufheben oder je zum wenigsten suspendirn und anstellen. Dann ire ksl. Mt. haben gnedigst zu bedencken, do gemelter abschid in wirden und kreften sein und pleiben solt, daß es der verhofften vergleichung der religion, cristlicher reformation der kirchen, auch gemeinem frid gantz verhinderlich sein wolte und dieselbigen beide nit beieinander steen mugen.

Ferner alß ire ksl. Mt. der stende bedencken begern, ob sie im vhal, so daß concilium nit forderlich gehalten und ins werckh bracht werden solt, eine gemeine reichsversamlung widerumb zu beschreiben und die religionsachen zu ferner handlung zu nehmen und zu geburlicher entschaft zu fordern und zu bringen etc. Was nun daß concilium belanget, wissen sich diese stende irer hiezuvor vorgewenten appellation, protestation und erbiettens undertheniglich zu erinnern, seint auch nichts hohers begirig, dan daß ein rechtschaffen, frei, cristlich concilium in deutscher nation vorgenohmen und gehalten werden mocht, darinnen die streittige religion nach dem wort Gottes geortert und ein cristliche reformation unda abstellung der eingewachsenen mißbreuch erfolgen muge. Daß sie aber ein solch concilium, darinnen der bapst oder die seinen alß dieser verwanten stende hochster widerpart, von der religionsach zu richten und urteiln, sich anmassen wolte, willigen solten, des haben sie pillich bedencken und gegrunte, stadtliche und erhebliche ursachen, wie die hietzuvor zum teilh in irer recusation des angesatzten concilii zu Mantua vorgewant, darauf sie sich auch nochmals referirt und getzogen haben wollen, underthenigst bittend, ire ksl. Mt. wolte solchs nicht anders dann irer hohen, unvermeidlichen notturft nach gnedigst und im besten vermercken. Stellen aber zu irer ksl. Mt. gnedigstem gefallen und bedencken, ob dieselbig im falh, daß ein solch cristlich, frei concilium in deutscher nation zu halten nicht zu erlangen, der religion, auch cristlicher reformation halben durch ein ander gemeine reichsversamblung ferner handlung vornehmen wolten, dann sie zu ider zeit erbutig, wie sie sich des auch mermals vernehmen lassen, irer cristlichen confession und kirchenlehr gnugsam grunt und ursach antzutzaigen und derselbigen rechenschaft zu geben.

Nachdeme auch ire ksl. Mt. vermelden, daß mitlerzeit aller truck, neue bucher und schriften, die religion belangend, desgleichen alle schmehebucher etc. bei schwerer peen zu trucken oder außzugeen, verboten werden sollen. Sovil nun die religion belangen thut, waß cristlich und der hailigen schrift gemeß, mugen diese stend nicht bedencken, daß, solchs zu trucken oder außgeen zu lassen, pillich verbotten oder verhindert werden solt, derwegen sie auch auf solchen faalh underthenigst davor gebetten haben wolten, wissen auch solchs nicht zu bewilligen.

Was aber die schmebucher betreffen mocht, seint sie nicht gemeint, dieselbigen fur sich außgeen zu lassen oder, sovil an inen, andern zu verstatten, aber gleichwol so wollen sie inen, waß zu rettung irer ehren notturft, do andere schmeschriften wider jhemants dieses teils außgeen lassen hetten oder nochmals wurde, inen auch nicht begeben haben, wie dann auch solche ehrenrettung und verantwortung kein schmebucher konnen genant werden.

Den nurmbergischen frid belangend, wolten diese stende nichts liebers, dann daß derselbig stett und vest gehalten wurde. Dieweil aber derselbig in ein mißverstandt getzogen und zerruttet wirdet, so wil zu erhaltung friden und rhue zum hochsten vonnoten sein, daß solcher mißverstandt vor allen dingen hinwegkgenomen und nach art zu Nurmberg deßmals gehabter handlung itzt alhie erclert werde. Und dieweil dann die ksl. Mt. hiezuvor der stende bedencken eines bestendigen fridens halben begert, so weren sie wolh undertheniglich geneigt gewesen, dasselb ir ksl. Mt. zeitlicher zu vermelden und antzuzeigen. Dieweil aber etzliche andere sachen zu beratschlagen mit eingefallen, hat man sich deßhalben nicht ehr mugen entschliessen und vernehmen lassen, mit underthenigster bith, die ksl. Mt. wolte solchs vertzugs kein ungnedigs misfallen haben. Und damit nun obgemelter fridstandt dester vhester und steeter gehalten und der eingefallen mißverstandt abgeschnitten werden möcht, so thun gemelte stende hieneben ir underthenig bedencken deshalben irer ksl. Mt. ubergeben und zustellen [Nr. 138e], des verhoffens, ire ksl. Mt. werde darauß finden und vermercken, daß nichts anders, dan waß demselbigen friden gemeß und nach gestalt der sachen darzu dinstlich sein mag, begert und gesucht wirdet, und wollen abermals, wie obgemelt, auch in dem hiebei ubergebenen, schriftlichen bedencken angeregt wirdet, underthenigst erinnert haben, das der augspurgisch abschied diesem friden zugut aufgehoben oder zum wenigsten suspendirt werde.

Dan sovil das chammergericht betreffen thut, wolten diese stende auch gerne, daß solchs der gelegenheit were, daß es bei pillicher auctoritet, gewalt und jurißdiction pleiben, darbei gehandthapt, auch demselbigen von allen stenden gehorsam geleist werden möcht, bedencken auch, dieweil dieses das hochst gericht der ksl. Mt. und reichs ist, das es pillich also bestelt, besetzt und verordnet werden soll, damit es auch solche auctoritet, gewalt und jurisdiction haben, die man zu forderung und handthabung rechtens und pillicheit gebrauchen möchte. Aber welchergestalt itziger zeit gemelt chammergericht mit vielen partheischen, affectionirten, auch zum teilh unerfharnen, jungen leuten besetzt, ist am tag und unverborgen, dann ob auch gleich von churfursten und kraisen, dieser religion verwanten, mermals gelerte, verstendige, untadelhaftige personnen der reichsordnung nach geschickt und verordent worden, so hat man doch dieselbigen one alle pilliche ursachen reiicirt und verworfen und andere, so den presentirten an lehr, geschickligkeit, verstandt etc. nicht zu vergleichen gewesen, one vorwissen und willen derselben churfursten und betzircken aufgenohmen, allein derhalben, damit gemelte beisitzer niemands bei sich leiden oder haben dorften, dann allein diejhenigen, die ires fuges und diesen stenden zum hochsten widerig weren, wie sie dann auch nicht allein in religion-, sondern prophansachen diese stende wider recht und pillickeit zum hochsten beschwert, daß sich also diese stende keines gleichen noch rechten bei denselben partheischen beisitzern zu vermuten oder zu verhoffen haben mogen. Und derwegen so bitten sie nochmals, wie hietzuvor mermals geschehen und hieneben in den fridsartickeln auch gemelt ist, daß die ksl. Mt. zu erhaltung friden, rhue und rechtens im reich deutscher nation daß einsehen haben wolte, daß gemelt chammergericht also reformirt und mit fromen, erbarn, gelerten, unverdechtigen personnen durch ire ksl. Mt., churfursten und die geordenten kreiß besetzt werden möcht, damit auch diese stende sich eines gleichmessigen rechten im reich wie pillich zu getrosten. Und auf solchen falh seint sie erbutig, neben andern Kff., Ff. und stenden des reichs ires teils an pillicher underhaltung des chammergerichts nicht mangel sein zu lassen.

Damit aber die ksl. Mt. in ware und gruntliche erkundung, wie es itziger zeit umb obgemelts chamergerichts verdechtige handlung gelegen, und zu rechtmessiger reformation und besetzung desselbigen dester baß kommen mocht, so ist dieser stende underthenigst bedencken und bith, die ksl. Mt. wolten durch etzliche beiderseitz verordente comissarien wider solche verdechtige personnen zum allerforderlichsten inquirirn lassen, alß seint diese stende erbutig, ksl. Mt. oder denselben verordenten comissarien etzliche ire beschwerung, die inen von denselben wider recht und pillicheit ires ermessens uffgedrungen, zutzustellen, damit man sich in dem und anderm des grunts und der warheit zu erkundigen und nach befindung pillich einsehen, verordnung und besetzung solchs chammergerichts erfolgen muge, dann ane das ist nicht zu verhoffen, daß einicher frid im reich deutscher nation besteen muge.

Es seint auch diese stende geneigt, auf der ksl. Mt. furgeschlagen mittel durch den Kf. zu Branndenburg irem vorigen erbieten nach der eillenden turckenhulf halben sich geburlich zu ertzeigen, das irenthalben kein mangel sol befunden werden. Wan auch Kff., Ff. und stende des andern teils die beratschlagung von der beharlichen hulf vornehmen werden, soll es an dießen stenden, soferne man bestendigen friden und gleichmessig recht im reich erlangen und haben mag, alßdan auch nicht erwinden.

Desgleichen, waß auch die muntz und andere puncten, in der ksl. Mt. ausschreiben vermeldet, belanget, vorzunehmen, b seint sie auch urbutig und willig–b.

Welches obgemelte stende der röm. ksl. Mt. auf ir nechst geschehene antzeige und begern hinwider underthenigster wolmeinung fur ir bedencken nicht haben unvermeldet lassen wollen und thun sich irer ksl. Mt. underthenig bevelhen.

Anmerkungen

a
 Nach B und D korr. aus: umb.
b
–b Fehlt in B, C und D.