Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Wien HHStA, RK RA i. g. 13c/Konv. 2, fol. 71r–75v (Reinkonz.); AS fol. 70r: Der stend der augspurgischen confession und religion antwurt uff die artickel und bedencken röm. ksl. Mt., zu entlichem beschlus des reichsabschids furgeschlagen.
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 310r–314v (Kop.); AS v. a. Hd. fol. 310r: Der augspurgischen confession und derselben religionsverwanten stende antwort auf den vorgehalten ksl. Mt. abschied, 1541, Regennspurg, gelesen und uberantwort Montags Jacobj, den 25. Julij.
C koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 303r–307r (Kop.).
D koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 13 Nr. 4–5a Fasz. 9, fol. 100r–103v (Kop.); AV v. a. Hd. fol. 100r: Der protestirenden antwort uf ksl. Mt. abschiedliche resolution.
Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 226 , S. 700–703; Walch, Bd. 17, Nr. 1396, Sp. 754–755; Corp. Reform. IV, Nr. 2337, Sp. 589–594.
Es haben Kff., Ff. und stend, der augspurgischen confession verwant, gegenwürtig und der abwesenden reth, pottschaften und gesanten röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten herrn, gestellten begriff und anzeig zu einem entlichen abschid underthenigst gelesen und mit begertem vleiß zu bedencken getzogen, daruff auch alsbald zu furderung der sach uss irer unvermeidlicher notturft ir antwurt und bedencken uff nachvolgende puncten gestellt und begriffen.
Und was erstlich a –den gnedigen fleiss, den die ksl. Mt. zu vergleichung der religion furgewent, und dann–a das concilium belangt, daruff die ksl. Mt. der verordenten theologen handlung zu remittirn fur gut angesehen, auch sich, gnedigclichst zu handeln und zu furdern, erpotten, daß solch generalconcilium zu dem furderlichsten gehaltenb, bedancken sich die stend der augspurgischen confession und religion solches der ksl. Mt. c –angewenten, gnedigen fleis und–c erpiettens underthenigclich.
Nachdem aber die ksl. Mt. in diser stend nechster antwurtd uff domaln derselben furgeschlagne mittel, zu dem abschid underthenigclich gegeben, gnedigclich vermerckt, das sie nichts höhers begieriger wern, dann das ein rechtgeschaffen, freye, christlich concilion in teutscher nation furgenomen und gehalten werden möcht, darinnen die strittige religion nach dem wort Gottes geörtert und ein christliche reformation ervolgen möchtf, so weren sie auch noch zu solchem g –freyen, christlichen–g concilio underthenigclich geneigt, doch das dasselb in teutscher nation gehalten, h –wie ain sollichs in etlichen vorigen reichsabschiden beschlosen–h.
Warumb aber dise stend nicht willigen konnten, das der bapst undi die seinen als ir höchste widerparth j –in solchem concilio von der religionsach richten und urtheilen söllte–j etc., des seind irer ksl. Mt. in solcher der stend vorgemelter nehern antwurt und auch davor gegründte, stattliche und erhebliche ursachen, wölche auch zum theil in irer vorbeschehnen recusation des angesetzten concilii zu Mantua halber furgewendt, notturftigclich angezeigt, daruff sie sich auch jetzt wie davor abermaln referiert und getzogen haben wollten.
Und das die ksl. Mt. gnedige ermanung und erinnerung furwendt, das biß zu bestimpter k –entlicher vergleichung–k durch die protestierenden uber und wider die artickel, deren sich ire verordenten theologen vereinigt, nit geschritten werde, wöllen sich dise stend, in denselbigen und andern artickeln vermög irer gegeben antwurt und erclerung aller gepür zu erzeigen, wissen. Dargegen bitten sie aber underthenigclich, als sie auch in sölcher nechster irer antwurt zum theil vermerckt worden sein, das die ksl. Mt. mit den andern Kff., Ff. und stenden gnedigclich verordnen oder inen gnedigclichst freylassen wollte, domit den verglichnen artickeln gemeß bey den irn auch gelehrt werde, wie dann ir ksl. Mt. vormaln furgeschlagen und auch von vil Kff., Ff. und stenden fur gut angesehen worden.
Von wegen ordnung und reformation und, das die geistlichen prelaten, wie die furtzunemen, bedacht sein sollten, bedancken sich dise stend solcher der ksl. Mt. beschehner erinnerung underthenigclich und hetten nie liebers gesehen, dann das solche reformation göttlicher schrift und den alten canonibus gemeß furgenomen worden were und noch furgenomen wurde inhalt etzlicher bedencken, wölche diser stend theologen irer ksl. Mt. sonderlich übergeben [Nr. 141, Nr. 142].
Sovil dann den artickel des fridstands belangt und sonderlich den ersten anhang im beschluß bemelts artickels also gesetzt, das die klöster und kirchen unzerbrochen und unabgethan bleiben sollten etc., bitten dise stend ir ksl. Mt. underthenigclich, denselben puncten also zu erclern, namblich, das die l –klosterpersonen, so sich christlich und unergerlich halten, unvertrieben, deßgleichen die kirchen, die zur Gottes ehre gepraucht, unzerprochen bleiben sollen–l.
Des andern anhang bemelts artickels der geistlichen rent, zinß und einkomen halber, sovil sie deren noch in possess sein, begriffen, ervordert diser stend notturft, das demselben artickel zugesetzt werd, namblich das die predigen, schulen und kirchendienst, so sich zu bestellen gepurt, nach gestalt der religion, so in derselben oberkeit ist, von dem einkomen einer jeden pfarr oder lehens oder, wo das mangelt, von andern irn geistlichen güettern und einkomen des orts notturftigclich bestellt werden, deßgleichen, das einem jeden stift, prelatur, kloster, spital, hauß und kirchen zinß, rent und güetter, in andern landen, gepietten oder obrigkeiten gelegen und fellig, an das ort, do derselbig stift, closter, prelatur oder hauß gelegen, güettlich und unwegerlich volgen und von dem andern stand oder oberkeit dartzu treulich geholfen werde, unangesehen, wölchs theils religion solch stift, kloster, prelatur, spittal, hauß oder kirch oder was demselbigen zuwider zuvor ußgebracht were, sonst möchte solcher frid nicht besteen.
Im dritten anhang bemelts artickels, das die protestierenden niemands der andern seiten zu sich dringen, bewegen oder ziehen sollten etc., bitten die stendt diß theils underthenigclich, damit ungleicheit und weitleuftigkeit furkomen, denselben also zu stellen, namblich: Es soll auch kein theil den andern zu seiner religion dringen noch uber und wider seinen willen darzu ziehen.
Als auch in der ksl. Mt. furhalten von dem keyserlichen cammergericht anzeigen beschicht, wölchermaß dasselbig gegen denen, so wider disen abschid handeln, offen sein soll, das auch dasselbig, wie es uff jungst gehaltnen zweyen reichstägen uffgericht, in wesen bleiben, ime auch von allen stenden gehorsam geleist, sein stracker gang und lof gelassen und das es inhalt voriger jungsten zweyer reichsabschidt reformiert und visitiert und also von den stenden underhalten werden sollte. Daruff geben dise stend irer unvermeidenlichen notturft nach irer ksl. Mt. underthenigclichst zu erkennen, dieweil in dem augspurgischen abschid und nachvolgenden visitationen versehen, das alle cammergerichtspersonen samptlich und sonderlich dem abschid jungst gehaltens reichstags zu Augspurg und sonderlich im artickel des glaubens und religion, auch sonst seines inhalts stracks geleben und den in keinem puncten uberfahren sollen, uß wölchem dann gevolgt, das den churfursten und kraisen diser stendt religion ire verordenten personen derhalben verworfen und niemands darzu angenomen, er hab sich dann zuvor zu solchem abschid verpflicht, also das sollich cammergericht allein mit denen personen besetzt worden, die disem theil dermassen verdechtig, argwönig und zuwider, das sich in warheit dieser teil keins gleichen rechtens zu inen auch in prophansachen zu versehen haben moge, wie sie des auch vil beschwerden wüssten antzuzeigen, so kan dises der ksl. Mt. gnedigs furhabens des eusserlichen frides halb nicht besteen noch in das werck gepracht werden, es werd dann solcher artickel des augspurgischen abschids, religion und glaubens halb geendert und das cammergericht mit solchen personen besetzt und reformirt, wie dise stend hievor ir ksl. Mt. auch underthenigclich angezeigt und gepetten, domit sie sich auch eines gleichen rechtens zu versehen haben möchten.
Wo nun der obgemelt beschwerlich artickel des abschids m –zu Augspurg–m geendert und das cammergericht durch beederley stendt zu gleichn inquiriert, reformiert und, wie begert, besetzt, o –auch in der presentation der camergerichtspersonen und der anschleg gleicheit gehalten–o und die beschwerungen, so disen stenden daran begegnet, abgewent p –und reparirt wurden–p, so weren disen stend, obgemelte articul einzugeen, dest minder beschwerlich q –und wurde uff den falh an underhaltung des camergerichts gar oder zum halben tail neben andern auch nicht mangeln–q. Ußerhalb aber desselben wissen die gegenwurtigen fursten fur sich selbst und der abwesenden botschaften und gesanten uß mangel irs bevelchs in solche artickel, sovil die das cammergericht oder desselben underhaltung belangt, nit zu bewilligenr.
Sovil dann die declaration des fridstands, s –auch der sachen, so die commissarien guetlich nit vertragen konten–s, belangt, werden sich diser räth und pottschaften hern und obern im fallh, so das cammergericht, wie obgemelt, reformiert und besetzt wurd, der gepur auch zu halten wissen.
Das aber dem augspurgischen abschid in allen andern artickeln nichts benomen, sonder derselb bey kreften bleiben sollt, istt wider denselben abschid uß notturftigen, beweglichen ursachen domaln protestiert, wölche protestation u –alle diße religionsverwanten stendt–u hiemit widerumb erneuern, v –derselben adheriern und von neuem inhalts derselben protestation protestiern–v und wißten denselben derhalben nochmaln uß vorigen dargethonen ursachen mitnichten antzunemen, underthenigclich bittend, ir ksl. Mt. wolle solchs nicht anders dann irer hohen, unvermeidlichen notturft nach gnedigst und im besten vermercken.
Und wiewol dise stend den artickel der achten und proceß dohin versteen, daß die goßlarisch, mindisch w –und andern–w achten darinnen auch begriffen und würcklich suspendiert sein soltenx, so bitten doch die stend, daß zu verhuettung mißverstands die ksl. Mt. solche y –achten und suspendierte proces an camer- und andern gerichten–y mit ußtrücklichen worten darinnen versehen z –und wurcklich suspendirn wollen, nemlich daß di bede achten neben den camergerichts- und andern processen, in religion- oder dero anhengenden sachen ergangen, wirglich suspendiret mogen werden–z.
Was aber die andern und uberigen puncten, die in diser verzeichuns nicht erregt sein, belangt, in denselben werden sich die stend der augspurgischen confession und religion mit den andern Kff., Ff. und stenden leichtlich vergleichen.
Und haben also solches alles hochgedachter ksl. Mt. uff ir beschehne, gnedige anzeig undertheniger meynung nicht wöllen verhalten, sich derselben underthenigclich bevelhend.