Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf.).

Hat ihm neulich geschrieben, dass er sich zum Kf. von Brandenburg begeben hat, um den Befehl Hg. Albrechts auszurichten. Der Kurfürst hat ihn gnädig angehört und sich in des Herzogs Sachen zu allem Guten erboten. Der Kurfürst hat versichert, er habe, auch wenn Hg. Albrecht niemanden geschickt hätte, seiner vertreulichen verfelichtung nach die Absicht gehabt, sich für den Herzog einzusetzen. Der Kurfürst hofft, dass sich Wege finden lassen, dass der Herzog bei seinem Land bleibe und dass dieses von der Krone Polen zu Lehen gehe und trotzdem ins reychs hulf wer. Er habe auch mit dem Ebf. von Lund darüber gesprochen, der sich zuversichtlich geäußert und sich ganz hochlichen erboten habe. Er zweifle nicht, dass Lund Wort halten werde. Er sei ein treuer Diener des Hauses Brandenburg. Der Kurfürst will auch ihn, Kreytzen, als seinen eigenen Diener mit zum Reichstag nehmen, obwohl eingewandt worden ist, dass dies wider ksl. Mt. seyn werdeund dass der Kurfürst ihn nicht gegenüber dem Deutschmeister verteidigen könne, weil sein Verhältnis zu Hg. Albrecht allenthalben bekannt sei. Er, Kreytzen, hat diese Bedenken zurückgewiesen. Gotte gebe, dass er, wie er herzlich wünscht, alle Sachen gut ausrichte. Die Freunde des Herzogs geben hohe Zusagen, fürchten aber gleichwohl, zuviel zu tun. Hält deshalb für hilfreich, dass der Kg. von Polen durch einen eigenen Gesandten eyn anfangk macht. Hofft, dass dann die anderen Freunde des Herzogs daneben auch aktiv werden. Der Herzog wird darüber zweifellos nachdenken. Hat hier gehört, der junge H. von Poßen sei zum römischen König gesandt worden und werde von dort zum Reichstag kommen. Gott gebe, dass dies wahr ist und dass er in der Sache des Herzogs Befehl hat.

Eustachius von Schlieben ist nicht mehr krank, aber noch sehr schwach und matt, will aber mit der Hilfe Gottes zum Reichstag reisen. Heino Doberitz ist auch sehr schwach und bleibt hier. Kann deshalb wenig auf Rat und Trost rechnen. Muss deshalb auf Gott hoffen. Glaubt, dass der Kaiser gegenüber dem Herzog nicht ungnädig gesinnt ist und dass, wenn auch andere dem Herzog die Ehre nicht gönnen, der Kaiser, wenn sich der Herzog zum Dienst erbietet, eher gewillt ist, diesen zu gebrauchen als einen anderen. Ein Vertrauter hat ihm mitgeteilt, der Kaiser habe gesagt, er habe noch bei keinem Haus treuere Dienste gefunden als beim Haus Brandenburg. Deswegen sollten die Markgrafen auch einen gnädigen Kaiser an ihm haben. Man bedarf jetzt der Leute. Denn es liegt die Nachricht vor, dass der Türke den Mehmed Pascha mit viel Kriegsvolk von Griechisch Weißenburg aus nach Ungarn geschickt habe. Dieser ziehe nach Pest, wo das Kriegsvolk des römischen Königs liegt. Er soll auch schon einige Flecken eingenommen haben. Kg. Ferdinand verhandelt zur Zeit auf dem Landtag zu Prag und lässt auch sonst Tage abhalten, um Hilfe gegen den Türken zu erlangen.

Der Kaiser wartet zu Regensburg mit großer Beschwerde auf die Kurfürsten und Fürsten, den seyn ksl. Mt. eylet wider hynwegk. Der Papst soll vom Kaiser in einem Ratschlag begehrt haben, die Lutheraner zu vertreiben und den Türken machen zu lassen, denn der Türke sei nur ein beschediger des leybes, dy lutterischen aber weren lesterer Gottes und verterber leybes und der selen. Den Fürsten hier gefällt durchaus, dass der Papst so klar seyn giftigk herz eroffent, dodorch dy ksl. Mt. auch ungezeweyfelt zu merer erkentnis gefurt mugk werden den sunst etc. Der Kaiser soll sich auch gegenüber den protestierenden Ständen sehr gnädig erweisen, was viele Leute gern anders sehen würden.

Die Gerüchte über die Landsknechte im Land zu Hadeln sollen nicht zutreffen. Die dortigen Junker aber stehen in großer Rüstung. Man befürchtet, es sey was vorhanden, ist doch aber alles stille. Über Frankreich ist nichts anderes zu hören, als zuvor berichtet.

Anton von Schönberg.

Es ist auch gewiss, dass der Landgraf sein keppesweyb einem Ratzenberger gegeben hat.

Weiß nicht, ob der Herzog Eustachius von Schlieben sein Dienstgeld hat auszahlen lassen. Wenn es nicht geschehen sein sollte, wäre die Auszahlung ratsam, um Schlieben bei gutem Willen zu erhalten. Wywol seyn erbytten an [= ohne] das hoch ist, so forder das, wy eure fstl. Gn. weyß, auch fil. etc.

Das ihm von Schlieben nach Ansbach zugeschickte Schreiben hat er nicht empfangen. Will, wenn er hinauskommt, sich danach erkundigen und sich entsprechend dem Befehl des Herzogs verhalten. [...].

Hat sich in den Farben des Kurfürsten kleiden müssen. Will seine Kosten genau abrechnen. Bittet, ihn anzuweisen, wo er gegebenfalls Geld beschaffen soll. Bittet auch um Anweisung, wie er auf Vorschläge reagieren soll, den ich besorge, es wirt so schecht [sic!] nicht abgehen wollen etc., wie angenommen, denn man denkt an das Angebot zum Dienst wider den Türken. Der Kurfürst meint, die mitgeteilten Wege seien auch nicht unbillich, dann es beym keyser und dem reych eyn scheyn und ansehen het etc. [...].

Hat trotz seiner Bemühungen die Schmähschriften Hg. Heinrichs von Braunschweig nicht bekommen können. Will seine Bemühungen fortsetzen und dem Herzog die Schriften zuschicken. Will dafür sorgen, dass durch Markus Schwam die Post an den Herzog über Leipzig an Hans Brode nach Danzig weitergeleitet wird.

Der Kaiser hat zwischen dem Hg. von Braunschweig und den Städten Braunschweig und Goslar Friede geboten. Weiß nichts weiter zu schreiben. Befiehlt den Herzog und sein ganzes Haus Gott 1.

Dattis zum Berlin, den Sontag Lettare anno 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch Christoph von Kreytzen an Hg. Albrecht von Preußen, Regensburg, 1541 April 15, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf.) [Nr. 576].