Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Wien DOZA, Abt. Preußen 410/2, fol. 195r–198v (Reinkonz.); AS fol. 195r: Copey, wie man [...?] den romischen konig umb furderung zu ersuchen der preussischen acht halben und ist hernachmals uff datum, hierinnen verleybt, ausgangen und antwurt wie hiebei befinden gefallen, 1541.

B  koll. Wien DOZA, Abt. Preußen 396/2, fol. 342r–346v (Reinkonz.).

Die röm. ksl. Mt., mein allergnedigster herr, hat mir durch derselben verordnetten Freitags nach dem Sonntag Judica [1541 April 8] lassen furhalten, was irer Mt. die kgl. Wd. von Poln der acht halben, darein hievor Mgf. Albrecht von Brandenburg, abgefalner hoemeister von meinem orden, so sich nennt Hg. in Preussen, sambt der landschaft am kaiserlichen cammergericht mit urtheil und recht erclert, geschrieben und gebeten, dieselben aus angetzeigten, vermeinten und unentheblichen ursachen uffzuheben, das auch ir Mt. gedachten Mgf. Albrechten uff sein sambt anderen potentaten etwa vielveltig, ungestum anhalten zu diesem reichstag vergleitet, das dann ir Mt. aus bewegenden ursachen und bevor mir und meynem orden zu gnaden und guetem gethann und das ir Mt. ain solchs an Kff., Ff. und stende des reichs, iren ratt darinnen zu erholen, wurde lassen gelangen und mir das, mich meins ordens notturft nach darnach wissen zu richten, nit wollen bergen. Hieruber hat mich aber verrer angelangt1, das vor wenig tagen kgl. Wd. von Poln potschaft alhie ankhommen, die an die ksl. Mt. abermalls a mit dapferm ernst–a uffhebung obangeregter acht halben muntlich werbung gethannb.

Nun hat sich euer röm. kgl. Mt. allergnedigst zu erinnern, das jungst gehaltens reichstags alhie zu Regensburg durch kgl. Wd. von Poln oratorn gleichmessig ansuchen und von mir warhaftiger gegenbericht, wie euere kgl. Mt. ab beyliegender abschrift hat zu vernemen, gescheen und hierumb bißalheer underplieben. Euer Mt. hat auch auß hohem, koniglichem verstandt leichtlich zu ermessen, solt vielgerurtem ansuchen (das ich doch zu Gott nit verhoff, auch der röm. ksl. Mt. in gar kain weg getrau) nochmals stattgegeben werden, das solchs anders nichts dann fur ein corroberation Mgf. Albrechtts geubten handlung und thatt geachtet und zu den ursachen, in vorgemeltem bericht angezogen, auch ksl. Mt. cassation des zwischen Poln und den marggraffen (darvon euere kgl. Mt. hiebey auch eyn abtruckh zukombt) uffgerichten vertrags sambt ksl. Mt. belehenung, mir gescheen, und auch daß ir ksl. Mt. in euerer kgl. Mt. gegenwertigkait mir uff mein demutigs anbryngen und beclagen durch mein herrn, Hg. Friderichen Pfgf. etc. c  verschienes reichstags zu Augspurgk–c hat lassen antworten, das sie solche sach irer Mt. eigen sach sein lassen wolt, und ainem sonderlichen schreiben, meynem nechsten vorfarn seligen auß Hispanien anno etc. 26 aigentlich gethan, und das mich auch demnach dieselbyg zu rechtvertigung derselben an ir ksl. Mt. cammergericht nach rathe der Kff., Ff. und stende d des reichs vorgmelts reichstags–d gewießen und mandat under irm eigen handzeichen vermog beygesands abtrucks sambt neben den stenden einer beyschrift an das cammergericht, inen die sach bevolhen sein zu lassen und uff mein anhalten furderlich zu procediern, dem dann von mir gehorsamblich gelebt.

e Und irer ksl. Mt. und des hl. reichs ordnungen und abschieden–e zuwider were, was auch woll fur weiterung und eyngrieff, geschwigen an andern orten und enden im reich, besonderlichf in meins ordens land Leifflannd zusambt den funf erz- und bistumben darin gelegen, so der kaiserlichen und euerer kgl. Mt. und dem reich one mitel underworfen, daraus besorglich entsteen und sie fur beschwerdt und mißtrost darob empfahen und fur sich selbs oder ander zu abschneydung g und fur- oder–g bekhommung derselben lande zu handeln und furtzunemen dardurch angereytzet werden mochten, nit allein zu vermynderung Gottes dienst und außtilgung meins ordens, sonder auch zu abbruch des hl. röm. reichs teutscher nationn und eynreissung der anstossenden, lestigen Reussenn und anderer unglaubigen und gleicherweyß der kaiserlichen und euer selbst Mtt. nider erblanden, die dann in viel weg ire treffenliche narung und nutzbarkeit daraus bryngen.

Und ich h nun hochlich besorg, euer röm. kgl. Mt. mocht uffhebung halben vermelter acht allgereydt auch gleichmessig angesucht sein oder noch werden–h und sich i nun euere kgl. Mt. –i bißalheer yederzeit gegen mir und meynem orden j als ein loblicher, cristlicher, gerechter romischer konig demselben zu bester erhaltung–j mit allen gnaden ertzeigt und furbaß zu thun in guter, allerunderthenigsten vertrostung byn, so k hab euer kgl. Mt. ich solchs nit konnen verhalten, diemuetiglich bittendt, dieselbig–k wolle wie bißalheer den fueßstapfen irer vorfarn, romischer kaiser und konigen, vestiglich anhangen und aller angezeigte meins ordens recht, gerechtigkaiten, ursachen und billiche bewegnussen zu koniglichem gemuet ziehen und mich und mein orden als desselben sambt ksl. Mt. obristen vogt, schutzer und schyrmer bevolhen haben l und ein solchs weder willigen noch darzu einiche furderung thun, sonder, ob uff ungestym anhalten bißalheer etwas beschehen, das wie dieselben nach gewonlicher ir koniglichen miltigkeyt fueglich anzuschicken und zu thun wol wissen, darmit meinem orden und sonst daraus nit verderblicher nachteyl und unrathe erwachßt, widerruffen und abthun–l, auch irer Mt. verordnetten potschaft im reichsrathe, m darwider und uff mein zimblich gegenbitt wilfarlich zu stymmen, ufflegen, in bedacht obangeregter und woll noch merer ursachen, so hye eingefurt werden mochten–m.

Das umb euere kgl. Mt. begere ich zur belonung, wolfart, ehr und rhum, so die von Gott und den menschen gewertig, in aller underthenigkait gehorsamblich, wie dann mein vorfarn, ich und mein orden bißalheer verhoffenlich nit anderst befunden worden und noch erbietlich sein, zu verdienen. Dann wo solcher abschlag nit gescheen solt, so acht ich nichts gewissers, dann das es sein wurde ein gentzliche ufflosung und außtilgung meins ordens und auch nit eyn gerynger stoß gemeyner geistlicheit teutscher nation, dartzu ich ksl. und eur Mtt. bißalheer gantz ungeneigt erkhennt und des euer kgl. Mt. allergnedigst schriftlich antwort2. Datum Regenspurg, Dinstags nach dem Sontag Cantate anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Erklärung des Reichsvizekanzlers Naves, [1541 Mai 17], Wien DOZA, Abt. Preußen 410/2, fol. 194r (Kop.): Reichsvicecanzlers Nauis werbung steht uff nachvolgenden puncten: Item, das der keiser soll bedencken die alten und wolheerbrachten freundschaft und gutheyt. Item, was er seinem bruder, dem romischen konig bißalheer gethan. Item, zu was nutz und fromen abthuung der acht des [sic!] romischen [sic!] und sein kindern mit der zeit mog erscheinen. Item, ungerechtigkeyt und nichtigkeyt solcher acht und der vermeint herzog ime sich ubergeben und sein vasall worden. Mit einer angehengten, treffenlichen trawung, die er nit benennt. Item, das der keiser geantwort, das er soll sein werbung in schriften stellen, welle ers an sein widerparth, so alhie sei, lassen langen. Item, Dr. Nauis hat fur sich selbs gerathen, mein herr soll sich zum keyser fugen und bitten, hindter ime nichts zu bewilligen noch außgeen zu lassen, sonder copey der schriften zustellen und dargegen zu horen etc. Item, das der preussisch gesandt nit will gesteen, das er umb das gleyt dermassen angesucht und gebetten. Actum Donnerstags nach Cantate anno etc. 41 [1541 Mai 19]. Wenn die vorgeschlagene Zuordnung der Mitteilungen des Reichsvizekanzlers zutrifft, was als sehr wahrscheinlich gelten darf, dann wären sie spätestens auf den 17. Mai 1541 zu datieren entsprechend der marg. Notiz, ebd. fol. 194r: Anno 1541 Dienstags nach Cantate [1541 Mai 17]. Die Datierung auf den 19. Mai dürfte wohl irrig sein.
a
–a In B marg. nachgetr.
b
 In B danach gestr.: und ir Mt. begert haben soll, die in schriften zu stellen und gemuts sein soll, mich die auß ermelten grundn anlangen zu lassen.
c
–c In A v. a. Hd. marg. nachgetr., fehlt in B.
d
–d In B teils nachgetr.: des reichs gehaltens reichstags zu Augsburg versamblet.
e
–e In B marg. nachgetr.
f
 In A marg. nachgetr.
g
–g In A marg. nachgetr.
h
–h In A korr. aus: nun euer röm. kgl. Mt. auß obliegenden ehaften kriegsgescheften, dartzu der almechtig euerer kgl. Mt. sein gnad, wolfart, viel ehrn und glucks woll verleihen, meinthalb nit mit cleynner beschwerdt auf gegenwertigem reichstag personlich nit sein mogen. In B wie ursprünglich in A.
i
–i In A korr. aus: dieselben.
j
–jIn B v. a. Hd. nachgetr.
k
–k In A korr. aus: ist mein diemutig bitt, euere kgl. Mt.
l
–l In A korr. aus: und bey ksl. Mt. mit hilf und furderung zu obgedachter hoffnung erscheynnen.
m
–m In B korr aus: zu stymen uflegen, das vielgemelts ansuechen abgeschlagen und nit stattgegeben werde.
2
 Vgl. Kg. Ferdinand an den Deutschmeister Walther von Cronberg, Wien, 1541 Juni 12, Wien DOZA, Abt. Preußen 396/2, fol. 347r–347v (Kop.): [...]. Wir haben deiner A. schreiben mit anzaigung, wie die röm. ksl. Mt., unser lieber bruder und her, von wegen Mgf. Albrechten von Brandenburg, so sich dieser zeit Hg. in Preussen nennt, durch der kgl. Wd. zu Poln bottschaft auf jezt haltenden reichstag zu Regenspurg angesucht und was deshalb von irer ksl. Mt. an dein A. gelanget worden seye, mit ermahnung, ob wir in gleichem fall angesucht wurden, daß wir uns deiner A. und dem orden unbeschwerlich halten und erzeigen sollten, inmaßen wir bisanher gethan, alles inhalts vernohmen und wollen darauf deiner A. nit verhalten, daß wir hievor von der kgl. Wd. zu Poln vorbemelts Mgf. Albrecht wegen an die ksl. Mt. um furschrift angelangt und gebeten worden sein, welche wir auch irer kgl. Wd. in ansehung der verwandschaft, darin wir gegen irer kgl. Wd. stehen, nit versagen mugen. Aber darum ist unser gemuth und meinung nit gewest, wie es auch noch nit ist, daß deiner A. und dem orden an derselben rechten und gerechtigkeithen ichtz benommen oder entzogen werde, wie wir dan gänzlich darfur achten und halten, der ksl. Mt. gemuth und meinung auch nit seye, dan, deiner A. und dem orden gnad zu erzeigen, sein wir alzeit geneigt. [...]. Geben in unser statt Wienn, den 12. Tag Junij 1541.