Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 218r–231v (Reinkonz.); AV v. a. Hd. fol. 218r: Antwort dem Lgf. zu Hessen uff diese seine schreiben, 1540, Torgau.
B koll. Marburg StA, PA 2592, fol. 280r–289r (Ausf.); DV fol. 284v: praesentatum, den 17. Decembris anno etc. 40.
Bezug: Mitteilung der Stadt Braunschweig an den Landgrafen, auf seine Empfehlung hin auf die Werbung von 200 Reitern vorläufig zu verzichten, und Meinung des Landgrafen, diese Werbung bis zum Naumburger Tag einzustellen. Schwierigkeiten bei der Unterbrechung der bereits laufenden Werbungen für dieses Reiterkontingent. Ist damit einverstanden, die Beratung über die Frage, was wegen Braunschweigs an den Kaiser geschrieben werden soll, auf den Naumburger Tag zu verschieben, auch weil dann die Rechtfertigungsschrift der Stadt Braunschweig gegen Hg. Heinrich von Braunschweig samt den zugehörigen Beilagen an den Kaiser geschickt werden kann. Gutachten der Gesandten in Worms zum Problem der Goslarer Acht. Offenbar wussten die Gesandten noch nichts von der Planung für den Naumburger Tag. Sonst hätten sie die Frage dorthin verschoben. Ist trotzdem mit ihrem Gutachten und ihrem Schreiben an Goslar einverstanden, biß uff ferrer bedenken und handelung zur Naumburgk. Befürchtet allerdings, dass mit Schreiben an die benachbarten Stände wenig auszurichten ist, wenn keine Suspension durch den Kaiser erreicht wird oder die Goslarer Angelegenheit nicht als Religionssache anerkannt wird, dan was des andern teils von fursten und stenden ist, werden sich ksl. Mt. ungnod und des chamergerichts gleichmeßigen proceß der participation halben, auch des von Braunschwigk feindtschaft besorgen. Wo aber der von Goßlar sachen vor ain religionsache angenomen und es wurden ezliche mit vertrostungen angelangt, so mocht es ane zweivel baß angehen. Aber, als er dem Landgrafen wegen Goslars antworten wollte, sind ihm aus dessen neuerlichem Schreiben dessen Bedenken zur Kenntnis gekommen wegen Goslars und wegen des Schreibens an den Kaiser, in dem die Angelegenheit Goslars auch angesprochen wird. Teilt die Auffassung, dass das Schreiben an den Kaiser und die Beratung darüber, ob in der Goslarer Angelegenheit, wie vom Landgrafen angeregt, zu schreiben oder eine Gesandtschaft zu schicken sei, auf den Naumburger Tag verschoben werden sollten. Auch die übrigen vom Landgrafen angesprochenen, den schmalkaldischen Bund betreffenden Punkte können in Naumburg beraten werden. Billigt, dass der Landgraf seinen Gesandten in Worms befohlen hat, die Goslarer Angelegenheit Granvelle vorzutragen. Hat seinen eigenen Gesandten gleiche Anweisung gegeben.
Und wiewol wir fur nuz und guet angesehen, das die schrift an ksl. Mt. [Nr. 416], wie sie gestelt, unvorzuglich were hinwegkvorfertiget, dieweil aber nu so lange domit vorzogen durch euerer L. herwiderschikunge, das der tagk zu der Naumburgk herbeikomet, lassen wir auch gescheen, das dieselbige zu ferrer beradschlagung der rethe und potschaften zu der Naumburg anstant habe. Doch must mit solcher beradtschlagung nit verzogen, sondern dieselbige mit dem ersten furgenomen werden. Und do es an [= ohne] gemelten vorzugk gewest, hetten wir am liebsten sehen mugen, die schrieft were ksl. Mt. unseumblich zugeschikt worden, dan man pfleget zu sagen, man magk wol zuviel suchen, es wirdet dannocht schwerlich so viel pillich erlangt, dorumb die biet des langwirigen anstands, desgleichen die biet des chamergerichts suspension bei uns kein bedenken gemacht.
Erinnert daran, dass der Landgraf Bedenken gegen die rechtliche Relevanz und Aussagekraft der Urgichten von Mordbrennern widersprochen und ein ähnliches Gesuch vorgeschlagen hat, wie es im Schreiben an den Kaiser enthalten ist. Dan sunst hat es bei uns die undt andere bedenken auch alwegen gehabt, wie euere L. itzo anzeigen. Wo aber gleichwol mit der beradschlagung und schließunge dieser beschwerunge, so unser nodturft und, soviel uns sonderlich anlanget, an ksl. Mt. wollen zu gelangen sein, zu der Naumburgk wolt vorzogen ader villeicht dorinnen die vorgleichunge entstehen, wurden wir nit umbgehen mugen, ksl. Mt. fur uns selbst derwegen zu schreiben, a –auch den stenden unser nodturft zu der Naumburg anzeigen lassen. Dan wo der von Goßlar sachen vor religionsachen solten angenomen werden, so wirdet unsers erachtens unser magdeburgische, auch des Bf. zu Meissen sache nit minder darfur mussen erkandt werden, dann die haben sich allein der religion halben zugetragen, ob wir wol die eynung bißher damit verschonet–a. [...]. Datum Torgau, Sontags nach Conceptionis Marie 1540.
[Zettel:] Auch frundlicher, lieber vedter und bruder, wiewol wir in dieser unser schrieft uns euerer L. bedenken haben gefallen lassen, das die schrieft an ksl. Mt. biß uff die negste der stende zusamenkunft gein der Naumburgk solt aufgezogen werden, so ist uns doch zugefallen, dieweil man von dato biß uff Trium regum, dorauf der reichstagk zu Regenßburgk durch ksl. Mt. ausgeschrieben, nit gar vier wochen hat, und von dem tage zur Naumburgk nit ganz drei wochen, das die zeit zu kurz sein und ksl. Mt. darzwischen nit wol wurde konnen ersucht, wir geschweigen, das vor das die antwort solt mugen erlangt werden. Zudem stehet zweivelhaftigk gnugk, wie aus der oberlendischen stedte gethanen furwendunge zu vormerken, ob der tagk zu der Naumburgk wirdet von allen stenden beschickt werden ader nit. Solt sich nu solichs zutragen ader das auch der stende rethe und potschaften ankomen, wie es gemeiniglich pfleget, ungleich bescheen, also das von den gegenwertigen mit dem beradschlagen uff die nachankommenden wurde mussen verzogen werden, ader das sich das beradschlagen und schließen ein, vier ader mher tage, wie zu besorgen, vorziehen wurde, so haben wir bedacht, wie euere L. auch leichtlich abezunhemen, das alßdan schir unmuglich sein woldt, ksl. Mt. die schrift fur dem reichstagk zuzeschiken.
Dieweil dan eueren L. und uns ksl. Mt. schreiben zeitlich gnugk zukomen, darinnen die erforderung ganz hoch, auch bey aiden und pflichten beschiet, so stehet wol zu besorgen, do euere L. und wir uff den reichstagk nit komen, auch ksl. Mt. unser nodturft halben zuvor durch unser schreiben nit zeitlichenb ersucht hetten, wie doch noch zur zeit wol bescheen magk, das solichs eueren L. und uns als zu ainer vorachtung und ungehorsam wurde wollen gedeutet und ane zweivel uff solichen vorachten ungehorsam c –etwas geschwindikeit gegen uns wolt gebraucht werden, als thetten wir unser pflicht nit gnug, und das [man?], uns darnach als ungehorsame dis teils nit zulassen ader zu echtigen, understehen mochte–c, wie man sunst itziger zeit nit underleßt, alle mittel und wege zu suchen und zu gebrauchen, die eueren L. und uns zu beschwerung und vorunruigung gereichen mugen, d –solchs furnemen [auch?], so mit der schrift an ihr ksl. Mt. lang verzogen, bey fillen ein ansehen haben mochte, als hetten euere L. und wir ursache darzu geben–d.
Nachdeme es dan kurz der zeit, auch vorzugs halben diese gelegenheit hat, wie angezeigt ist, so haben wir unsers erachtens bedacht, das beste zu sein, euere L. und wir lassen die schrieft an ksl. Mt. unerwartet des tags zur Naumburgk e –in dem namen Gottes–e hingehen. Und dieweil es an dem ist, das sich derf von Braunsweigk sachen der reuter halben nuhmer geandert, so haben wir solichen artikel vorandern, auch sonst etzliche wenige wort aus der schrieft g –euerer L. bedenken nach–g thun lassen und dieselbige in euerer L. und unserm nhamen anderweit umbschreiben, die wir eueren L. himit unsersteils vorsecretirt ubersenden, des inhalts, wie solichs beyverworte copei außweißet. Dieweil dan euere L. hirauß unsere gegenbedenken und, wie wir berurte schrift haben vorandern lassen, zu vornhemen, zudem, das wir aus vorigem euerer L. selbst fur-gut-ansehen nit bedenken mugen, was der mordtbrenner halben, domit doch niemandt von eueren L. und uns beschuldiget, sundern wirdet sich also und anderß nit uff bescheene erforschung befinden, inmassen dan itzo abermals ain mordtbrenner zu Dessa einkomen, welicher der vorigen bekendtnuse und urgichten auch sterken und bekreftigen thuet, fur scheue zu haben, so wollen wir uns zu eueren L. frundlich vorsehen, euere L. werde ir soliche schrieft nuhmer auch nit misfallen, sundern ires teils secretirn lassen und furder sampt den copeien und der andern unser schrieft euerer L. und unsern rethen gein Wormbs unvorzuglich zuschicken und inen doneben bevelhen, das sie dieselben furder an ksl. Mt. bey ainem richtigen bothen ungeseumbt bestellen, auch umb furderliche antwort mit vleiß sollicitirn und anhalten lassen, h –wie wir dan unsern retten hirbei schreiben, sulches neben euerer L. retten zum besten zu bestellen helfen–h, und schirst inen dieselbe einkem, das sie die eueren L. und uns ufs eylendest zusenden, domit wir uns darnach haben zu richten.
Wurde aber villeicht euere L. solicher schrieft halben nochmals bedenken tragen und dieselbe nit uberschicken wollen, als wir uns doch nit wollen vorsehen, so wolle euere L. unbeschweret sein, unsere schrieft unsern rethen gein Wormbs zuzeschicken, das sie dieselbe furder an ksl. Mt. bestellen, dan uns daran gelegen ist. Do euere L. unsere samptschrift an ksl. Mt. werden bestellen lassen, so bedenken wir, das nichsdestweniger den stenden zur Naumburg davon bericht und anzeige solt bescheen und ir bedenken dorinnen gehort werden. Wurde nu durch sie bedacht werden, ob und was an ksl. Mt. daruber ferrer solt zu langen sein, so kan es alsdann entweder durch schickunge ader schrieften auch wol bescheen. Allein will euerer L. und unser nodturft sein, vilgemelte schrieft an ksl. Mt. zu vorhutunge angezeigts argkwhons und besorgter beschwerung in der zeit zu thun. Wie es nu euere L. hirauf mit wegkschickung ader behaltung der schrieft an ksl. Mt. halten wirdet, beten wir frundlich, uns solichs durch euerer L. widerschreiben zu vorstendigen, das etc.
i –Als uns auch euere L. in einem zeddel anzeigen, das sie unser person halben besunders bedenken haben, das wir [unvor]geleittet auf dem reichstag erscheinen solten, welchs wir von eueren L. ganz freuntlich vermerkt, wir aber nit zeyffel [sic!], euere L. werdt in solchem besundere ursachen haben, derhalben bitten wir freuntlichen, so euere L., wie wir aus euerer L. anzeigung es darfur halten, warnung hetten, das wir mehr unser person halben dan euere L. und andere fursten der religion in gefahr stehen solten, so wir den reichstagk besuchen, euere L. woll uns solchs, auch was die ursachen sein solten, freuntlichen und vertreulichen vermelden. Das seint wir in derglichen und eym mehern umb euere L. freuntlichen zu ferdinen willik–.
[2. Zettel:] Die von Einbeck sollen wegen einer den Brand ihrer Stadt betreffenden Urgicht von Hg. Heinrich von Braunschweig belangt werden. Entnimmt daraus, dass, auf diese urgicht ainycher grundt ader gewißheit zu stellen, vhast bedenklich, zudem das sich die von Einbeck Hg. Heinrichs halben derwegen allerlei zu befaren. Hat beschlossen, dieweil der heuptgrundt uff Teichs urgicht, so ksl. Mt. hett sollen zugeschickt werden, vhast zu stellen, das genzlich undterlassen pleibe, irer Mt. dißmals ainiche urgichten zu uberschicken. Hat deshalb das Schreiben an den Kaiser entsprechend ändern lassen. Schickt die gesiegelte Neufassung. Geht davon aus, dass der Landgraf nach dieser Korrektur keine Bedenken mehr hat und das Schreiben nunmehr zustellen lässt, wie auf dem anderen Zettel vorgeschlagen. Auf dem Tag zu Naumburg soll über die Unterrichtung des Kaisers weiter beraten werden.