Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 486r–491v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 491v: Unsere gnedigst und gnedigen [herrn] geben antwort uff die 17. und 18. post. Einkomen zu Regennspurg, Montag nach dem hailigen Pfingstag, den 6. Junij 1541.

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2257 , Sp. 380–382.

Euer schreiben [Nr. 680], am datum Regensburg Dornnstags am tag Ascensionis domini [1541 Mai 26], ist uns Montags [1541 Mai 30] dornach sambt den ubersanten copeien zu Mildenfort zukommen. Doraus haben wir vorstanden und zum ersten, das die artickelh, so in dem furgelegten buch, von dem euere L. und ir uns vormals geschrieben, vorleibt, durch die sechs vorordenten theo logen des tags vor datum berurts euers schreibens zu ende bracht worden, also das es nuhmer darauf stunde, das ksl. Mt. bericht beschehen wurd etc. Und wiewoll nicht an, das wir aus zwaien euerer L. und euren vorigen schriften und uberschickten vorzaichnusen vormarckt, wie es etzlicher artickelh halben, in gemeltem buch vorleibt, gelegen, so hetten wir doch doruber gerne alle artickel, dovon uf das vorberurt buch gerett und sunderlich die dorfur angesehen werden, als ob sie nicht vil streits bedurften, zeitlich auch wissen mugen, auf das wir die gantze handlung Dr. Martino und Pommerano hetten schicken und ir bedencken und gemut dorauf auch vornemen können, ehe dann die ding an die stende beiderseits gelangt1. Dieweil es aber villeicht bishere nicht hat beschenn mugen, wollen wir doch nuhmer furderlich uberschickung der abschriften vorberurts buchs gewertig sein, so haben auch euere L. und ir aus unserm nehern schreiben, das wir von Zwickau aus an euere L. und euch gethann, unser gemut vornommen, welchem euere L. und ir ane zweivel irem erbieten nach also volg und nachsetzung thun werden, dann wir besorgen uns allerlay beschwerlicher einfurungen und illation, die der kaiser aus solcher handlung wirdet zihen wollen, wo ime ain stuckichte vorgleichung eingereumpt werden, wie dann auch aus der suchung des von Granuelh woll zu vormercken, das die theologen bei dem buch ire maynung vorzaichnen sollen. Wir wusten es auch gegen Got unser gewissen halben in keinen weg zu vorantwurten, das man dises tails in ein stuckliche vorgleichung und dorauf in einen frieden solt gefurt werden, dordurch dem babstumb ain deckel gemacht solt werden, als were man so weit vorglichen und voreinigt bis zu ferner handlung, das kein tail wider den andern des glaubens halben forner schreiben oder sonst anruren solt bis auf ein cristliche reformation, so ksl. Mt. furzunehmen und zu furdern willens, dann was were solchs anders, dann uns irer abgötterey und vorfurung tailhaftig zu machen und dem cristlichen volck den weg der selickait vorschlissen helfen, dorfur uns der allemechtige behutten wolle, solt gleich nuhmer kein frid aufgericht werden. So haben auch unser mitvorwanten und wir vormals solchs noch dergleichen nicht vorwilligen wollen, dorumb wir uns zu inen allen dergleichen bestands nochmals auch vorsehen wollen.

Dankt für die Kopien der Supplikationen, Hg. Wilhelm von Braunschweig [Nr. 264] und die tote Jungfrau [Eva von Trott] [Nr. 261] betreffend. Sollen von den Antworten Hg. Heinrichs von Braunschweig darauf, auch von seiner Stellungnahme zur Supplikation wegen der Mordbrenner Kopien beschaffen und ihm zusenden. Hat auch die Beschwerdeschrift Sigmund Ebels gegen ihn und Hans Metzsch gelesen und die durchaus zutreffende Gegendarstellung seiner Gesandten 2. Will ihnen Kopien der Akten zu diesem Fall und der Urfehde Ebels zuschicken für den Fall, dass eine weitere Stellungnahme erforderlich ist. Billigt ansonsten ihre Antwort. Datum Mildennfort, den andern tag des monats Junij anno etc. 41.

[1. Zettel a:] Eingang ihres Schreibens vom 28. Mai 1541 [Nr. 686]. Darauf wollen wir euch furderlich auch und sonderlich etzlicher punct halben ferner schreiben. Nachdem b wir aber unther anderm daraus vermarckt haben, das der Granwelh von den dreien theologen unsers teils als aus bevelich ksl. Mt. sol begerth haben, das sie bericht wolten geben von den mißbreuchen, so ires bedenckens in der kirchen eingerissen, so sterckt solchs unsern whan und fursorge, davon wir daroben gemeldet, nit geringlich, das man mit betrugk umbgehe. Dan die grosten mißbreuch haften in des babstumbs vorfuerischen lere, daraus alle andere ire mißbreuche erwachsen sein, deren biß in 400 und meher uf dem reichstag zu Wormbs ksl. Mt. ubergeben worden, welche uns dieses teils numehr wenig zu schaffen geben, dieweil wir uns aus des babstes und seiner bischove unrechten gewaldt und gaistlichen jurisdiction getzogen, aus deme, das sie verfolger Gottes und der rechten christenlichen leher sein. Wan sie die warheit annhemen und zueliessen, so kondten sie baldt selbst erkennen, was sie vor mißbreuche haben, dorfen bey uns uber unsere confession keinen weithern bericht derselbigen halben suchen–b. Wir haben gotlob nunmeher ein rechte, rayne leher und dartzue die sacrament nach gotlicher einsetzung und sein alle ungotliche mißbreuche bey uns ausgefeget. Derhalben uns ire mißbreuche, dieweil wir in der leher mit inen nit vorglichen sein, nichts zu schaffen geben. Dan wollen sie unrecht leren, so kan nit feelen, das sie auch mußen gotlose und verfurische kirchenbreuche haben. Und wir hetten leiden mugen, das dem Granvelh uf sein ansynnen solchs eben und mit der kurtze were zu antworth gegeben worden, als wir uns dan auch nit vorsehen, das sich die drey theologen anedas nit weither derhalben werden eingelassen haben. Dan wir besorgen, es sey solche suchung allain darumb bescheen, wo man etzliche stuckichte mißbreuche uff unserm teilh ubergebe, das man daran ein wenig uf jhenem teil nachlassen und dem bosen baum an wenigen boßen zwaigen zum schein gegen uns und dem gemeinen volck vorschneittelen wollen, uf das die pfaffen durch ein geverliche scheinvorgleichung ader frideshandellung gleich als durch unser mitbewilligen widerumb in gunst des volcks gefurth und doch gleichwol ire greuliche irthumben darunther warhaftig und beharlich pleiben sollen. Und dieweil wir uns dieser gedancken, das man domit umbgehen werde, nit entslagen konnen, so zweiveln wir [nit] c, euere L. und ir werdet sampt den unsern mitverwandten hierin fursichtig sein, dan wir wissen und habens nu so oft erfarn, das bey den leuten mit nichts dan mit betriegerey in Gottes und der seligkeit sachen umbgangen wirdet. Und haben es eur L. und euch auch nit unangetzaigt lassen wollen. Datum ut supra.

[2. Zettel d:] Wir ubersenden auch euerer L. und euch hierneben etzliche exemplar einer tragedien, die unser pfarrer zu Sultza wider den gotlosen, turckischen hauffen der mortbrenner halben gemacht hadt. Und wiewol wir hetten leiden mugen, der drucker hett sich und unser stadt Wittenberg, als ob die trogedien doselbst gedruckt, nit benant, so kan doch daran numeher nichts verborgen werden, zudeme, das wir und die unsern mussen leiden und gescheen lassen, das man hin und wider wider sie und uns schmachbucher drucket. Und were gleich recht, wo Hg. Heinrichs schmachbucher weiter an tag keemen, das diese tragedien alsbaldt auch unverholen ausgeteilt wurde.

So hadt e Mag. Spalatinus aus allen historien und cronicken auch seuberlich zuesamengetzogen unser der Ff. zu Sachssen und der Hgg. von Braunschweig herkomen3, welchs numeher unsers vorsehens in druck sein wirdet, daraus der von Braunschweig befinden sol, mit was grundt und warhait er sich vor uns, den Ff. zu Sachssen etc., des herkomens halben hadt wollen herfurthun–e. So ist auch sonsten ein ander schrieft von etzlichen vorfertiget wider den von Braunschweig, des tichters nhamen uns verborgen, welchs wir dannocht ungedruckt uftzueheben bevolhen haben. Im falh aber, das gleich des von Braunschweigs neue schandtbuch von ime gantz und gar hinderhalten wurde werden, dafur wir es doch nit achten konnen, so zweifeln wir nit, euere L. und ir werden berurte tragedien wol vortreulich unther etzliche auszueteylen wissen, damit sie im und seinen gesellen, doch euerer L. und eur unvormarckt, zuekomen mugen. Das haben wir euerer L. und euch freuntlicher und gnediger meynung auch nit verhalten wollen. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Bugenhagen an Bernhard von [Mila], Landvogt in Sachsen, Wittenberg, 1541 Juni 3, Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20I, fol. 42r–43r (Kop.): Der Amtmann Christoph Groß hat ihn gebeten, seinem Brief an Mila einen Zettel beizulegen, was er gern tut. Mein gnedigster her curfurst etc. hat ehegestern zu Dr. Martino und mir gesandt alles, wie es im reichstagk von anfang bishero gegangen. Darauf wir seinen kfl. Gn. mussen antworten. Solche guete zeitung theil ich euch himit zu, nemlich das in der disputationn durch manche, darzu erwelet, wie euere G. zuvor woll weiß, der artickel justificationis, wie wir alleine durch den gleuben in Christum from fur Got werden, ist nachgegeben und zugelassen, das ist uns wunder. Da stecket es alles. Darnach hat man zu andern artickel auch gegrieffen von der kirchen und concilien gewalt, von der erzelung der sunden in der beicht etc., item, von messen. Da hats sich gestossen, wie euere Gn. gedencken kann. Da aber etzliche tag gehaddert wurde ane ende von etlichen suchern, hub ksl. Mt. solchs auf weiter bedencken und befhal, weiter von den andern artickeln zu disputiren, also das ire Mt. wollen alles wissen und alles gedisputiret haben, wie auch vom anfange ksl. Mt. den erweleten mundtlichen und gnediglichen bevolhen, das sie Got sollen furchten und niemandts ansehen, zu weichen von der warheit, und trachten vleissigk zu einickeit und friede. Ein prediger von den unsern solte da in der herberge geprediget haben, das der keyser die sache nicht meyneth mit gute. Auch war Philippus bey irer Mt. angegeben, das er nichts wolte weichen ane bevelh Dr. Martini, darzu auch unsere abgefertigte ane bevelh des curfursten. Ksl. Mt. hat unsere abgefertigten in sunderheit und die hessischenn rethe auch in sunderheit zu sich gefordert, sich gnediglich entschuldiget, das ire Mt. anders nichts meynete diese sache, dartzu ir Mt. schwerlich aus eigenen landen sich begeben hat, dann threulich, das die warheit an den tagk kome und bestendiger friede und einickeit werde. Derwegen sie reden sollen mit ihren theologen etc. Gestrenger her landtvogt, es kann aus diesem wesen vil guts kommen (das wolt Got), wenns schonn nicht vortragen wirdet. Mein zedel were schier zu lang worden. Da habt ir alles. Christus sey mit eueren G. und mit euer erbarn, tugentsamen frauen ewiglichen. Scriptum zu W[ittenberg], 1541 Freitag vor Pfingstenn. Vgl. auch Luther und Bugenhagen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 Juni 1, D. Martin Luthers Werke, Briefwechsel, Bd. 9, Nr. 3625, S. 424–426: Wir haben E. k. f. g. zu geschickte brieue und schrifft empfangen und gelesen. Und müssen wol des keysers gemüete loben und auffs beste verstehen, als das, so es Gott (der des königs hertz ynn der hand hat) würde also fort hinaus erhalten, viel guts schaffen wird. Doch weil wir wissen, das wir nicht mit fleisch und blut zu fechten haben, müssen wir vns des sprich worts halten: ‚Das feld wil augen, der wald wil ohren haben‘. Denn weil der Heintz [Hg. Heinrich von Braunschweig] dennoch alda gelidden wird, dazu unter andern worten auch diese stehen: (wir haben beiderseitzs einerley buch, doch nicht einerley verstand umb der tunckel wort willen etc.) haben wir wol zubesorgen, ob der keiser gleich wol wolte, das doch die andern nicht werden gleichs synnes sein. Doch weil der keyser sich so fern heraus gibt, das es solle ein vnüerbindlich gesprech sein, und auff beiderseids Chur und fursten bewilligung gestellet sein, So thun wir recht, das wir vns auch freundlich und glimpflich erzeigen. Denn das sie M. Philippus haben angegeben, Er sey hart und da durch hinderlich der vergleichung, achten wir gewislich dafur, weil sie an der heubtsache verzagt, suchen sie einen unglimpff, ob der keiser, dadurch bewegt, das gesprech (das er wil hinausgefurt haben) abreissen wolte, Denn der keiser gleich wol dem Bapst mit diesem gespreche eine grosse schalckeit thut, die er nicht gern hat (Es were denn also züüor abgespielet), Und sie, die Theologen, mehr nach geben, denn sie werden erhalten mugen ynn Franckreich, Hispanien und bey andern, Das zu hoffen ist, Es werde der tag ettwas guts wircken. Doch wie Gott wil, so haben die unsern fest und wol sich gehalten. Und vnser gebet (das fülen wir) ist erhoret und dringet fort, Wird auch der sachen ein recht ende machen, wie vns verheissen ist durch den münd, der nicht liegen kan. Hie mit Gott befolhen, Amen, Mittwochen nach Exaudi 1541.
2
 Nicht aufgefunden.
a
 Der ganze Zettel v. 3. Hd.
b
–b Angestr. Dazu marg. Notiz v. 4. Hd.: Nota: Dieße misbreuche haften in der lehr.
c
 Fehlt irrtümlich in der Vorlage.
d
 Der ganze Zettel v. 3. Hand.
e
–e Angestr. Dazu marg. Notiz v. 5. Hd.: Nota: Spalatini sächßische genealogia.
3
 Vgl. Spalatins Chronik des Hauses Sachsen, in: Hortleder, Der Römischen Kaiser- und Königlichen Majesteten, [...] Handlungen und Außschreiben von Rechtmässigkeit, Anfang, Fort- und endlichen Außgang deß Teutschen Kriegs [...] vom Jahr 1546 biß auf das Jahr 1558, [...] Gotha 1645, 4. Buch, Nr. XXIII, S. 1479–1518.