Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 1r–7v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 7v: Schreiben von handlung der religion, darumb der Kf. von Brandenburg und der Bf. von Lunden auch ansuchung gethan etc., das ksl. Mt. irer kfl. Gn. personliches ankommen gerne sehen etc., item, in irrung der session halben etzlicher fursten ksl. Mt. commissarien verordnen lassen.

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2258 , Sp. 382–385.

Eur L., kfl. und fstl. Gn. schreiben [Nr. 687] des datum Zwickau Sonnabent nach Ascensionis domini [1541 Mai 28] haben wir ehergestern vor datum entpfangen. Und sovil erstlich die religionhandlung betreffen thut, haben euere L., kfl. und fstl. Gn. auß vorigem unserma schreiben freuntlich und gnediglich verstanden, welchergestalt es sich mit derselben allenthalben zugetragen und daß sich solche handlung zwischen den verordenten theologen nuemer geendet, dan sie am nechst verschiennen Dinstag [1541 Mai 31] der ksl. Mt. das zugestelte buch sampt den artickeln diß tails theologen uberantwort, welche wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hievor ubersendet, auch gestern vor dato den artickel von dem sacrament des leibs und bluts unsers herrn Cristj zugeschickt und, wie wir von Mag. Philipp bericht, haben die theologen jhenes tails iren gestelten artickel vom sacrament, darinnen sie der reposition und adoration gedacht, welchen hiezuvor eueren L., kfl. und fstl. Gn. durch uns uberschickt worden, [nit] b mit in die relation bracht noch denselbigen der ksl. Mt. furzutragen ubergeben, sonder es bei dem artickel im buch, darinnen nicht mer dann die transsubstantiation anzufechten, pleiben lassen, derwegen itzt berurter diß teils theologen artickel also gestelt, daß von dem waren brauch und nutz des sacraments geredt und die transsubstantiation nicht approbirt noch zugelassen wirdet, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. darauß zu befinden.

Nun werden euere L., kfl. und fstl. Gn. aus den zugeschickten vertzaichnussen vermercken, wie es umb die handlung der religion gelegen, nemlich also, das neun hauptartickel strittig blieben, die doch zum teilh auf dem gehaltenen reichstag zu Augspurgc nie sollen angefochten worden sein, daraus leichtlich abtzunehmen, was aus solcher underrede fur eine concordia erfolgen muge. Und nachdeme euere L., kfl. und fstl. Gn. in irem schreiben antzaigen, daß derselbigen zu allerlei nachgedencken ursach gegeben werde, sonderlich in dem, das die ksl. Mt. die handlung in solcher still und enge gehalten haben wollen und daß es allein diß tails halben gemeint, dieweil ane zweivel die handlung mit vorwissen des bepstlichen legaten, Maintz und anderer ergangen, mugen wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. freuntlich und undertheniglich auch nicht bergen, daß wir bericht, daß nicht ane vorwissen des bepstlichen gesanten die handlung alhie geschehen, welchs uns dann auch zu allerlei nachgedencken bewogen. Und ist gleichwolh an uns gelangt, das Maintz, Bayern und Braunschwig solcher handlung wenig gefallens getragen haben sollen undt gerne hören, daß sich dieselbige gestossen etc. Aber die ksl. Mt. lest sich vor ire personn, wie die wort lauten, nicht anders vermercken, dann daß sie gerne ein cristliche concordia, darinnen die warheit erhalten und Gottes lob gesucht werden möcht, gefordert sehen wolte. d Dann dieweil diese sachen also geschaffen, das man zu entlicher vergleichung nicht kommen mag, so haben diß teils theologen und sonderlich Mag. Philipus die sachen dohin gericht, daß sie in den furnehmbsten strittigen artickeln ire meinung in besondern schriften ubergeben, darbei sie auch bißanher blieben und noch zu bleiben gedencken–d. Das aber ire Mt. gesucht und bevolhen, den handel in geheim zu halten etc., haben ire Mt. gleichwolh daneben antzaigen lassen, daß es irer Mt. nicht entgegen, das den furnehmbsten herrn und stenden, so diese sach belangen thetten, auch sonsten vertreulichen personnen der sachen bericht und antzaig beschehen möcht, dann wo dieselbig sonsten under vilh leut außgebrait werden solt, besorgten sich ire Mt., daß ir vilh sein wurden, auch des andern teils, die die handlung lieber verhindert dann gefurdert sehen etc.

Und dieweil euere L., kfl. und fstl. Gn. begern, die sachen dohin zu richten und zu vleissigen, daß die verglichen artickel von diesem tailh mochten abgeschlagen werden, unerwartet, daß sie erstlich vom andern tailh abgeschlagen wurden, e wissen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir nicht zu bergen, daß, obwolh durch die verordenten theologen daß buch und schriften der ksl. Mt. zugestelt, so ist doch den stenden solcher handlung halben noch keine gemeine vorhaltung geschehen, dann, dieweil so vil wichtiger artickel strittig blieben, konnen wir auch nicht wol gedencken, wasser artickel halben vorgleichung angenohmen werden muge–e. Und so die ksl. Mt. den stenden beiderseits der abgeretten artickel halben bericht thun lassen wurden und, die zu bewilligen, begern, so wollen wir uns euerer L., kfl. und fstl. Gn. bevelchs zu halten wissen, auch ane euerer L., kfl. und fstl. Gn. vorwissen in nichts willigen. f Wir achten auch, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. antzaigen, daß das wort ‚vergleichung‘ in der religion gantz fherlich und der sicherst wege fur Got sei, die warheit und evangelium einfeltiglich zu bekennen und darbei zu pleiben. Dieweil man sich aber in die handlung, wiewol unverbintlich, eingelassen, so will darauf zu sehen sein, wie man ane verletzung Gottes ehr und gewissen widerumb herausser kommen muge, welchs, ob Got wilh, geschehen wirdet, do man von den hauptartickeln der cristlichen lehr und gethanen confession nicht abweicht, wie wir dann anders nicht vermercken, dann das durch Gottes gnaden alle fursten und stende diß teils, darbei zu pleiben und zu verharren, gantz geneigt sein. So hat es auch Mag. Philippi halben die meinung, wie wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. mermals geschrieben, und befinden inen nicht anderß dann gantz bestendig und uffrichtig zu vertaidigung der warheit. So lest er sich auch nicht vilh anfechten, das er deshalben angegeben und verunglimpft wirdet–f, 1.

Der Bff. von Meissenn und Merseburgk halben, wes uns euere L., kfl. und fstl. Gn. bevelhen und aufferlegen werden, des wöllen wir uns freuntlich und undertheniglich halten.

Sovil den Hg. von Lawennburg belangend, vermercken wir nicht, das er sich anschlagens einigs wappens bißanher understanden, wie er sich auch unsers versehens furder nit understeen wirdet. Und haben gleichwolh derhalben dem erbmarschalh zu Pappenheim bevelh gethann, auch sonsten kuntschaft darauf legen lassen und hoffen im falh, das er sich deß anmassen wurde, die wege zu treffen, daß es abgewant, soll auch dißfals an unserm vleiß nichts erwinden.

Wir haben auch verstanden, das Dr. Phillipus, sindicus zu Halle, synnloß worden und daselbst seinen abschied habe, soll dem gotlichen wort, wie wir bericht, fast entgegen gewesen sein. Und wissen euere L., kfl. und fstl. Gn. nicht zu bergen, das auch alhie Dr. Eck, wie an uns gelangt, noch fast schwach sein soll, wiewol vor etzlichen tagen gesagt worden, es hette sich mit ime gebessert.

Euere L., kfl. und fstl. Gn. personnlichen ankunft halben weren wir freuntlich und underthenigst geneigt, willig und schuldig, denselben unser bedencken antzuzeigen, wann wir wißen konnten, waß daß best sein möchte. Dieweil aber daran vilh gelegen und wir dan nicht wissen mugen, wie sich die ding zutragen mochten, so bitten wir freuntlich und undertheniglich, euere L., kfl. und fstl. Gn. wolten uns freuntlich und gnediglich entschuldigt nehmen, daß wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. disfals unser bedencken nicht antzaigen mugen. Daß ist aber war, daß die ksl. Mt. euerer L., kfl. und fstl. Gn. zukunft vast gerne sehen wolten, lassen auch die ursachen vermelden, daß solchs den sachen ingemein und in sonderheit euere L., kfl. und fstl. Gn. betreffendt dinstlich und nutzlich sein solt, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. auch aus etzlichen beiverwarten vertzaichnus zu vernehmen und befinden werden2. So haben auch etzliche fursten und stende der religionsverwanten sich mermals vernehmen lassen, daß sie euerer L., kfl. und fstl. Gn. personnliche ankunft alhie allen sachen nutzlich und gut erachteten, dann euere L., kfl. und fstl. Gn. die wehren durch Gots gnaden ein ansehenlicher, loblicher churfurst, deß auctoritet in allen handlungen nicht wenig gelten und angesehen wurde, und sonderlich, so etwan von einem bestendigen friden solt gehandelt werden. Und haben die ksl. Mt. alle churfursten und fursten alhie personnlich gegenwertig in iren sachen und anbringen gantz gnediglich gehört, wiewol doch noch wenig bescheid erlangt, dan alle hendel die seint biß zu dieser stund vast anhengig blieben etc. Und soll sich die ksl. Mt. vernehmen lassen, daß sie in keinen sachen entlichen beschaid geben, auch ire aigene sachen beruhen lassen wöllen, solang biß irer Mt. der religionhandel wider aus den handen kome. Und werden euere L., kfl. und fstl. Gn. auß hiezuvor entpfangenen berichten und allerlei geschehenen antzaigungen die ding zu erwegen und irer gelegenheit nach mit derselbigen personnlichen ankunft zu schliessen und sich zu halten wissen und, daß wir uns disfals nicht vernemen lassen mugen, kein unfreuntlichs noch ungnedigs gefallen haben.

g Des landgraven bedencken des artickels halben von der justification ist darauf gestanden, daß, wiewol seine L. und fstl. Gn. etzlicher worth halben alß nehmlich, daß von dem freien willen und dem verdienst der werckh gemeldet, in solchem artickel wol bedencken hetten, dieweil aber seine L. und fstl. Gn. vermerckten, das solcher artickel der substantz des artickels der justification in der confession nicht entgegen noch dardurch an der confession ichtes begeben wurde, so hetten ire L. und fstl. Gn. desselben artickels halben keine beschwerung–g.

Wir thun auch eueren L., kfl. und fstl. Gn. hiemit die antzaig, so der ksl. Mt. schriftlich undt muntlich geschehen, belangend die irrungen der session halben, die sich am tag Ascensionis domini [1541 Mai 26] in der kirchen zwischen Mgf. Jorgen, den pfaltzgraven und Hgg. zu Bairn, auch dem von Braunschwig zugetragen, zuschicken. Und haben die ksl. Mt. darauf, der partheien allerseits notturftigen bericht solcher irer gerechtigkeit halben der session antzuhörn und einzunemen, comissarien verordent, nemlich die gesanten beider Kff. Coln und Trier, den deutschen meister, den von Cronburg, den Bf. von Augspurg, den apt von Weingarten und Gf. Fridrichen von Furstenberg, welche auch gestrigs tags solche handlung und verhor furgenomen3. [...]. Datum Regenspurg Freitag nach Exaudj anno domini 1541.

[1. Zettel:] Der Hg. von Lauenburg ist heute wieder abgereist und hat kein Wappen anschlagen lassen. Datum ut supra.

[2. Zettel:\emph] Eueren L., kfl. und fstl. Gn. wissen wir auch nicht zu verhalten, das der Kf. von Brandenburg und Bf. von Lunden heut dato bei den stenden dieses teils umb underhandlung der neun strittigen artickel angesucht und sich ire L., kfl. und fstl. Gn., selbst mit etzlichen theologen und andern derhalben in underrede einzulassen, erbotten, ob villeicht noch mas getroffen werden mochte, wie dieselbigen zu vergleichung zu bringen. Darauf diese stende nach gehaltener vleissiger beratschlagung der sachen sich entschlossen, solche underhandlung fuglich abzuschlagen, und die ursachen furgewendet, das inen noch von der ksl. Mt. der gepflogenen handlung und underrede der verordenten sechs theologen kein relation geschehen, darumb sie sich auch in neue handlung unbewust, wie die vorige ergangen und gelegen, nicht einzulassen wusten, welchs auch obgemelten chur- und fursten in nhamen und von wegen der stende angetzeigt und die handlung also abgeschlagen. Datum ut supra.

[Beilage:] Erklärung Pfgf. Friedrichs gegenüber Hans von Pack und Franz Burchard und deren Antwort darauf 4 – Regensburg, 1541 Juni 2

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 8r–13v (Kop.); Aufschrift v. a. Hd. fol. 8r: Was uff erfordern Pfgf. Friedrich deß verzugs halben ihnen angezeigt und sie geantwort haben etc.; DV fol. 13v: Copei, was Pfgf. Fridrich etc. an Hansen von Pagk und den cantzler unsers gnedigsten herrn personnlichen ankomens halben muntlich geredt. 1541. Regenspurg.

Den andern tag Juny, Dornstag nach Exaudi, hat Pfgf. Fridrich uns, Hannsenn von Pagk und cantzler, zu seiner fstl. Gn. erfordern lassen und uns angetzeigt, daß wir uns zu erinnern wusten, welchergestalt seine fstl. Gn. auf eur kfl. Gn. schreiben, an seine fstl. Gn. geschehen, eur kfl. Gn. personnliche ankunft anher belangend, uns vertreulich vermeldung gethann, daß seine fstl. Gn. solchs euerer kfl. Gn. schreibens der ksl. Mt. und etzlichen irer Mt. geheimbsten rethe bericht gethan, so vil vermerckt und befunden, daß die ksl. Mt. euerer kfl. Gn. zukunft hoch begirig, daß auch dieselbig nicht allein den vorstehenden sachen und handlungen alhie ingemein, sonder auch denen, so euere kfl. Gn. in sonderheit betreffen thetten, gantz dienstlich und nutzlich sein solt, inhalts derselbigen geschehenen antzeig und seiner fstl. Gn. schreibens und antwort an euere kfl. Gn. darauf erfolgt5. Nun hetten aber seine fstl. Gn. sieder des keine widerschrift noch antwort von eueren kfl. Gn. bekommen, daß also seine fstl. Gn. nicht wusten, ob euere kfl. Gn. sich nochmals anher verfugen wurden oder nicht. Es were aber an die ksl. Mt. gelangt, daß euere kfl. Gn. nicht vilh uber 20 meyl von hynnen sein solten. Wo nun dem also, so wolten sich die ksl. Mt. versehen, eure kfl. Gn. solten sich so vil ehr uff derselben irer Mt. mermals freuntlichs und gnedigs ansuchen anher furdern, allen sachen zum besten etc. Und hette ire Mt. seinen fstl. Gn. sampt dem H. von Brato6 und H. von Granuelh, welche aber itzunder ander gescheft halben widerumb zu der ksl. Mt. sich verfugt, bevelch geben, mit uns zu reden und zu erkundygen, ob euere kfl. Gn. anher komen wurden oder nicht, dann ire ksl. Mt. wolte solchs gerne wissen etc. Und do euere kfl. Gn. anher zu vermugen, wes sich dann die ksl. Mt. gnediglich und freuntlich versehe, so wolten sie einen irer Mt. hoffdiener vom adel zu euerer kfl. Gn. schicken und solcher ankunft halben nochmals freuntliche und gnedigliche ansuchung und erinnerung thun lassen etc. So hofften auch seine fstl. Gn., wie sie sich hietzuvorn auch vernehmen lassen, es solte solche euerer kfl. Gn. zukunft vilh guts schaffen und die sachen zwischen der kgl. Mt. und euerer kfl. Gn. zu freuntlichem vertrag und vergleichung gericht werden mugen, dan seine fstl. Gn. vermerckt, das die ksl. Mt. geneigt were, zwischen beiden, irer Mt. und eur kfl. Gn., alle sachen zu freuntlichem verstandt zu richten, und das es seine fstl. Gn. gegen eurn kfl. Gn. gantz vetterlich und freuntlich meinete, und auch solches gnediger und vertrauter meinung angetzeigt haben wolten etc.

Hirauf haben wir nach genohmenem, kurtzem bedacht seiner fstl. Gn. widerumb volgender meinung geantwortet, dartzu uns zum tailh euerer kfl. Gn. schreiben, daß sie an mich, cantzlern, gethan [Nr. 663], verursacht und bewogen: Wir hetten seiner fstl. Gn. uns geschehene antzeige, auch die zugestelte schrift und antwort eurn kfl. Gn. zugefertigt, darauf wir aber von eur kfl. Gn. noch keinen entlichen bescheid erlangt. Und were nicht an [= ohne], das euere kfl. Gn. vor wenig tagen auf den Ertzgebirgenn und derselben landart gewesen irer furfallenden gescheft halben. Ob aber euere kfl. Gn. daselbst itziger zeit verharren thetten, daß were uns unbewust. Wir wolten aber seiner fstl. Gn. undertheniger, vertrauter meinung nicht unangetzeigt lassen, daß wir so vil vermerckt, daß euere kfl. Gn. mit irer personlichen ankunft bißanher darumb vertzogen, das euere kfl. Gn. derselben gegenwertigkeit von wegen der furgenohmen religionhandlung wenig vonnotten geachtet, dieweil eur kfl. Gn. nicht hetten vermercken mugen, daß sich dieselbige also zu vergleichung geschickt, daß sie dieselbige mit Got und gewissen hetten willigen oder annehmen mugen. Do nun euere kfl. Gn. aigener person alhie weren, so mocht villeicht in etzlichen artickeln, darinnen euere kfl. Gn. wider die gotliche schrift nicht weichen konnten, fast gedrungen werden wöllen, darauß villeicht eur kfl. Gn. bei der ksl. Mt. auf solchen falh des nicht-entweichens mer misfallen dann gnad erlangen mochten. Derhalben euere kfl. Gn. dem von Anhalt und uns bevolhen, von solcher religionshandlung bericht und antzeig zu thun, wie dann geschehen und nuemer unsers versehens, warauf die sachen stunden, vernohmen haben, und wurden sonder zweivelh euere kfl. Gn. sich irer notturft und gelegenheit nach gegen seine fstl. Gn. auf solche geschehene antzeig und antwort irer ankunft halben freuntlich zu vernhemen lassen wissen. Wir zweivelten aber nicht, sein fstl. Gn. die wurden euere kfl. Gn. gegen der ksl. Mt. des vertzugs halben zu entschuldigen wissen.

Als hat seine fstl. Gn. gesagt, daß die ksl. Mt. gerne wolte, das euere kfl. Gn. alhie weren, auß obberurten ursachen, dann wiewol ire ksl. Mt. sonder zweivel nicht suchen oder begern wurd, das euere kfl. Gn. in ichtes wider ire gewissen entweichen solt, so mochte doch euere kfl. Gn. alß der furnehmbst churfurst bei den protestirenden als ein schiedmann zu cristlicher concordien vilh guts schaffen mugen. So konnten auch andere sachen, die euere kfl. Gn. in sonderheit belangen thetten, wan sie alhie gegenwertig weren, so vil fruchtbar und baß gehandelt werden etc.

Dargegen haben wir seinen fstl. Gn. angetzeigt, das sie sich selbst aus hohem, furstlichen verstandt erinnern konnten, daß die sachen der religion nicht der gelegenheit were wie andere weltliche hendel, darinnen man in dem oder jhenem wider daß gotlich wort und die warheit entweichen oder ab- und zusetzen möchte, dann diese sachen die belangten Gottes ehr, darinnen ane beschwerung und verletzung der gewissen der hailigen schrift ungemeß nichts entwichen oder begeben werden möcht. Und dieweil euere kfl. Gn. bei der gethannen cristlichen confession und apologia, welche sie nicht zweivelten, daß sie in Gottes wort ergrundet und die rechte, cristliche lehr were, durch Gots gnaden zu verharren gedechten, so konnten wir nicht erachten, daß euere kfl. Gn. in denen sachen ichtes scheiden oder mitteln möchte etc. Es hett auch seine fstl. Gn. auß der gepflogenen underrede und handlung der religion selbst gehort und vernohmen, wie es umb solche sachen der religion gelegen und das darinnen nicht also mittellung wie in weltlichen sachen möchte gefunden werden. Dann die warheit und unwarheit, zuforderst in Gottes sachen, möchten nicht beiainander steen, mocht sich auch nicht ferben oder verblumen lassen, wie dan seine fstl. Gn. gesehen und erfharn, das in den furnehmbsten artickeln kein vergleichung hette mugen troffen werden. Darumb dieses teils verordente theologen ire meinung schriftlich ubergeben, dieweil sie mit des andern tails meinung sich nit vergleichen konnen noch mugen etc. Derhalben auch seine fstl. Gn. eur kfl. Gn. von wegen solcher fursorg dester mer freuntlich wurde entschuldigt haben, dieweil sein fstl. Gn. selbst erfharn, wie es umb diese hendel gelegen etc.

Also hat sein fstl. Gn. gesagt, das es also sei, wie itzt vermeldt, daß man in den wichtigsten artickeln streittig blieben, mer dan hietzuvor uff dem gehaltenen reichstag zu Augspurg beschehen, do dan h nicht so vil artickel alß itzt streittig gewesen, wiewolh doch seine fstl. Gn. verhofft hett, es solt die sachen zu guter vergleichung mugen gebracht werden, dan sein fstl. Gn. weren auch dermalheins in werender underred zu der ksl. Mt., do sie noch im beth gelegen, komen, und ir angetzeigt, das sie hofft, die sachen solten mugen verglichen werden, do sich dann die ksl. Mt. alßbaldt im beth aufgericht und seine fstl. Gn. an die brust geklopft und gesagt, daß ir solchs ein angenehme, liebe botschaft were. Bald hernach ein anders darein komen, darauß die verhoffte concordia verhindert etc. Es wolt aber sein fstl. Gn. verhoffen, der almechtige Got wurde noch gnad verleihen, daß solche handlung nicht gantz vergebens were etc.–h

i Haben wir angetzeigt, daß wir es auch dafur achten, es weren itziger zeit mer strittiger artickel erregt dann zu Augspurg geschehen. Sein fstl. Gn. konnte aber die ursach selbst leichtlich abnehmen, nemlich, daß in dem furgelegten buch solche artickel, darvon doch die confession kein meldung thette, erregt worden. Und were gleichwolh ein seltzamer handel, daß man in so vil artickel strittig blieben, do doch die confession nie fur die handt genohmen, auch keine artickel darinnen verworfen oder verdampt were etc.

Darauf seine fstl. Gn. gesagt, das es der ksl. Mt. proposition und furhaltung vermöcht hett, die confession fur die hand zu nehmen und von derselbigen zu reden. Auß waß bedencken aber die handlungen uff das buch vorgenomen, wisse sein fstl. Gn. nicht. Hielt es aber dafur, das man sich vilh baß und ehr verglichen hett, wann man bei der confession bliebe–i. Es wurde aber sonder zweivel nhuemer die ksl. Mt. den stenden beiderseits von den sachen bericht thun lassen und bedencken, waß ferner darinnen furzuwenden etc. Waß auch seine fstl. Gn. zu forderung Gottes lob und cristlicher ainigkeit rathen und helfen möcht, dartzu weren sein fstl. Gn. zum hochsten geneigt, mit erbietung, daß seine fstl. Gn. eurn kfl. Gn. bei der ksl. Mt. deß vertzugs halben zum besten und vleissigsten entschuldigen wolt, dann eueren kfl. Gn. in dem und anderm freuntliche und vetterlich dienst zu ertzeigen, weren seine fstl. Gn. alle tzeit willig und berait. Hirauf haben wir von seinen fstl. Gn. unsern abschied genohmen, mit vermeldung, eueren kfl. Gn. solch seiner fstl. Gn. erinnerung, antzaig und erbietten zu erkennen zu geben, die wurden es sonder zweivelh gantz freuntlich von sein fstl. Gn. vermercken etc.

Anmerkungen

a
 Von hier bis und gerne hören, daß sich dieselbige gestossen marg. angestr.
b
 Verderbte Stelle in der Vorlage. Nach dem Sinnzusammenhang ergänzt.
c
 Dazu marg. v. 3. Hd.: Nota.
d
–d Angestr.
e
–e Angestr.
f
–f Angestr. Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: Nota: vergleichung.
1
 Hans von Dolzig an [Hans von Ponickau, kursächsischer Kämmerer], Regensburg, 1541 Juni 1; Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 105r–107v (Ausf.), hier fol. 105r: Seine beiden Schreiben vom 21. und 28. Mai 1541. Aber sonst des ist nichts bsunders furgefallen, mir wissenlich etc., allein das auf heuth dominus Phillipus Melancton sampt den zugeordenten und den andern des cristlichen gehalten gesprechs personen durch bevelh der röm. ksl. Mt. angesagt, sich beysamenzuthun und zu erhalten, dan ire ksl. Mt. wern bedacht, irer gelegenheyth nach sie alle auf gestrigs Dinstags, den 31. May zu erfordern lassen, das ist Dinstags nach Exaudj etc. Die furhaltung ist volgends zu vornemen und ordinarie in gsampt zu berahten. [...]. Datum in grosser eyllen Mitwoch nach Exaudj, primo Junij anno domini 1541.  – Vgl. auch Hans von Ponickau an Hans von Dolzig, Mildenfurth, 1541 Juni 2, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 111r–113v und 115r–115v (Ausf.), hier fol. 111r–112v: Dankt für Dolzigs Schreiben vom 27. und 30. Mai 1541. Zum dritten habe ich auß meins gnedigsten hern schriften und furnemlich auß euerm schreyben vorstanden und vormarckt, wie es ein gelegenheit umb das cristlich gesprech hat und wofur es ungevehrlich antzusehen ist, was der teuffel und seine erliche geselschaft im synne haben. Weil aber diese dingk erst, wie ir schreibet, uber die rohe schicht gearbeit und solchs arlistige, betrigliche gefarnus doraus zu spuren sei, ist wol zu gleuben, wan die leuterung im treyb offen aus der finster motten heferkomen wirdet, es wirdt gleyssen wie der schone firnus, aber in effectu sein der wirckliche teuffel. Wir wollen aber hoffen, die cristliche stende, so der religion vorwandt, werden durch Gottes almechtigen vorleihung neben euch und allen cristlichen teolgien [sic!] in den erclerungen der underredten und nit endtlichen vorglichnen artickeln, von den 6 vorordenten personen uff den talmut bescheen, sich dermassen erweyssen und ertzeigen, das sein gotlicher nam und wil gelobet und gepreyset, seine cristenheit gemeret und bestendig des glaubens und gemuts moge gespurt und erfunden werden. Das gebe der barmhertzig, ewige Got durch Jesum Cristum, seinen lieben son, unsern hern, der auch teglich in allen kirchen mit emsigem gebet dorumb angeruffen wirdet. Amen. Dan der teuffel hat nichts guts im sinn. Weil mordt, blutvorgiessen, brandt, hencken und ertrencken nit helfen wollen, sucht und schleicht er mit arglistigen und sabtilen [sic!] grifflein, domit er uns das reyne, unvormocklete gotteswort entzihen und nemhen ader jhe zum wenigsten mit des babsts und seins gefallens leren vorwickeln und vormischen, uff das wir von der rechte ban zum rasten wege und ewige helle, dofur uns seine almechtickeit gnedigklichen behutten wolle und wirdt, gefurt und bracht möchten werden. Derohalben seit embsigk im gebet, steif im glauben und wancket nit, dan es ist nit schneyderwerck, das sich auftrennen und wider zunehen lest, wie ir, Got habe lobe, alle wol wisset. Zweyffel auch nit, ir werdet es paldt gute zeitungen schreyben, worauf der handel ruhet und was die keyserlichen vorschlege oder antzeigungen uff den beschenen bericht sein werden. Zur vergleichunge, das die troffen sollt werden, haben wir alhir niche kein trost gehabt, auch noch nit, doch wirdt es die tzeit geben. Lieber H. Hans! Weil die ksl. Mt. von der abgotterey der meß und andern uncristlichen ceremonien kein nachlassung thun, auch idertzeit mit vorwissen des bepbstlichen legaten in der gesprechshandlung gehandelt haben, wie ist sich einer vergleichung oder aber die ewangelische warheit von irer Mt. zu bekennen zu vormutten. [...]. Datum Mildenfert, Dornstags nach Exaudj, das ist der ander tagk Junj anno domini 1541.
2
 Vgl. die Beilage.
g
–g Angestr.
3
Vgl. Hans von Dolzig an [Hans von Ponickau], kursächsischer Kämmerer, Regensburg, 1541 Juni 1, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 105r–107v (Ausf.), hier fol. 105r–105v: [...]. Der irthumb mit dem standt Mgf. Jorgen zu Brandenburgg und Hg. Hainrichs zu Braunschwieg, wiewol Bayrn, Hg. Otto Hainrich und Hg. Phillips mit aingezogen, das werden mein gnedigster her bericht empfahen durch das sambthaftige schrayben der hern rethe. Szo thut sich ain nauer irthumb zutragen, wiewol noch zu der zeit nicht bsunders beswerlichs mit den marggraven churfursten und des Kf. zu Collen rethen und botschaft, aber nicht in der session des vorstands, allein in dem, wan die ksl. Mt. zu kirchen zyhen oder sunst der gelegenheit, welchs orts ider zu raytten sich anmassen. Das alles ist nachvolgent durch ordentlichen bericht der hern rethe gegen meinen gnedigsten hern weytter zu erclern und anzuzeigen. Solchs und dergleichen sachen, das seint alles unmussige handelungen zu furderung des reichs notturft und wolfharth, wie die katzen vor gaylh mausen, dan wir deutzschen kunden nicht ruig sein. Man muß zu schaffen und zu wyrken haben, damit zum taylh frolichkayth in ubung erhalten, ane das wurde die gesellige, ungeverlich thorhayth vorgan und erleschen.[...]. Datum in grosser eyllen, Mitwoch nach Exaudj, primo Junij anno domini 1541. – Vgl. auch Hans von Ponickau an Hans von Dolzig, Mildenfurth, 1541 Juni 2, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 111r–113v und 115r–115v (Ausf.), hier fol. 112v: [...]. Das sich auch Beyern und Braunschweigk des standts so hoch anmasen, haben mein gnedigster her aller bedenckens, aber die leute seindt hochmuttigk und frulick und vorachten Got darbey. Wil es inhen als fur gut hynausgehen, wil ich gerne sehen. Hoff nit, das es bescheen solt. [...]. Datum Mildenfert, Dornstags nach Exaudj, das ist der ander tagk Junij anno domini 1541.
4
 Zur Zuordnung dieser Erklärung als Beilage zu obigem Schreiben vgl. Franz Burchard an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Regensburg, 1541 Juni 4 [Nr. 711].
5
 Vgl. Nr. 577und Nr. 604Beilage B und C.
6
 Louis de Praet, ksl. Rat und Kämmerer.
h
–h Angestr. Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: Nota.
i
–i Angestr. Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: Nota. Itzo mehr strittig articul von den papisten erregt dan zuvor zu Augspurgk.