Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 140, fol. 328r–330v (Ausf.).

Wir haben zwey deiner schreiben, so du an uns mit deiner handt gethan, das erst [Nr. 668] am datum Regenßburgk, Sonnabend nach Cantate [1541 Mai 21], das ander [Nr. 700] uff Mitwoch nach Exaudj [1541 Juni 1] haltend, zu genedigem gefallen empfangen, aus welichen beiden schreiben wir vernomen, was dir durch ain hohe person, die wir wol vormerken konnen, in vortrauen der gellerischen sachen halben zwir nacheinander angetzaigt und das ksl. Mt. kain sache so hoch obligen thue als eben dieselbe, das auch irer Mt. in keinem baß dan derselben sachen halben kondte gedinet werden. Nun konnen wir nit gnugsam vorstehen, wohin soliche und dergleichen antzaigung, die dir und andern den unsern in gleichnus bescheen, gemaint mugen sein. Dan ist ksl. Mt. des bey ir entschlossen, das sie die gellerische lande nit wollen von sich komen lassen, sundern dieselben zu iren handen gestalt haben, so magk unser domit wol verschonet werden. So man uns villeicht darumb gerne wolte gegen Regenßburg haben, das wir zu den wegen reden und handeln solten helfen, domit unser schwager dieselben lande abtrete, dan wan gleich sein L. einlendisch und bey uns aigener person weren, so konnten wir doch nit wissen, wie sein L. zu dem wege möchten komen, dieweil sie sampt irer landschaft so hardt, wie du selbst waist, gegen den gellerischen landen und die widerumb gegen seiner L. und iren landen vorschrieben und vorbunden sein, das sie sich voneinander nach [= noch] auch vom reiche nit wollen trennen lassen. Zudem, das man auch uff den heutigen tagk sagt, ehr dan sich das gellerische landt an das hauß zu Burgunden wolt ergeben, ehr wolt es leib und leben daran wagen. Daraus leichtlich abetzunhemen, wan gleich unser schwager sich zuwider seiner L. brief und sigeln der gellerischen lande wolt vorzeihen, das sich dieselbigen lande gleichwol an Burgundien nit ergeben wurden an krigk und zwangk. Wir halten es aber darfur, die hohe person, so dir diese antzaige gethan, die habe es frundlich und dohin gemeint, das sich unser schwager, do sein L. des fuglich wurden erinnert werden, darnach achtet, domit sie ainen rucken und anhangk machen theten, wie dan itzt gemelte hohe person aus dem bedenken an zweivel fur guet angesehen, das Baiern nit soldte aus der handt zu lassen sein etc. Wo aber dieselbe person solichs der meynung angetzeigt hette, das wir villeicht uns zwischen ksl. Mt. und unserm schwäger in undterhandelung solten einlassen, und es were ksl. Mt. gemuth nit so strack nach entlich dohin gericht, das sie ir Gellern wolte abgetretten haben, so achteten wir es wol darfur, was unserm schwager ausserhalb berurter abtretung zu thun muglich, auch erlich, daran wurde es sein L. auch nit gerne lassen erwinden.

Und wiewol wir fursorge bey uns haben, do sein L. gleich ain soliche condition wolt bewilligen, nemlich das die gellerische lande nach seiner L. totlichen abgang an [= ohne] menliche leibserben an das hauß zu Burgundien solten fallen, so wurden es doch sein L. schwerlich erheben, dieweil die lande bey dem reiche pleiben wollen etc. Und wir weren nit ungenaigt gewest, dir zu bephelen, welichergestalt du dich weiter mit gemelter person mochtest in reden begeben. Dieweil wir aber nit anders erachten konnen, dan es sey a der landgraff gewest und sein L. sey nuhmer–a von Regenßburg abgeraißt, so haben wir es fur vorgebenlich geachtet.

Als du aber in deinem andern schreiben uns zu erkennen gegeben, das gemelter landgraff, b wie dir seiner L. cantzler angetzaigt, in der religion vhest halten und nichs, das mit Goth und gewissen nit angenomen werden muge, willigen wölle etc., solichs haben wir gerne vernohmen, wo es auch beschiet, zweiveln wir nit, unser christliche bundtnus soll dest weniger zeruttet werden und zu anderm gueten mher dienen–b.

Das unsers ohmen und schwagers von Gulich rethe soliche antwort uff iren bericht bekomen bey den chur- und fursten, sunderlich bey Baiern, daran sie von ires hern wegen wol zufriden, das haben wir auch gerne gehort. Und Baiern halben stehet es leichtlich zu glauben, dan Baiern wolt nit c gerne, das Osterreich im reiche soldte mechtiger werden–c.

Was anlanget unsers vedtern Pfgf. Fridrichs forderung gegen kgl. Wd. zu Denmargken, das sich dieselbe gar stößt, hetten wir nit gemaint, hat es auch genanter Pfgf. Friderich mit seiner L. suplication vorursacht, vergonnen wir es seiner L., dan leichtlich will kgl. Wd. gemuet dardurch weiter dermassen erbittert sein, das wir und der landgraf zu ainer solichen richtung hinfurth dest weniger auch werden trost zu haben wissen, wie wir hivor verhofft hetten zu erlangen etc. Das auch kgl. Wd. geschickten wollen gewiß sein, wan der anstandt der dreier monat sol angehen, darumb wissen wir sie ires hern halben gar nit zu vordenken, dan wiewol wir glauben, man werde mit der that so sehr nit eylen noch nachdrucken, aber die burgundischen undterlassen nach irer gewonhait nichs, domit sie andern mugen forcht eindringen. Und wir d halten es auch darfur den berichten nach, so wir hievor empfangen, das die konigkreich Denmargken und Norwegen walh- und nit erbkonigreich–d sein, die zufurderst uff tochter in mangel der sone gar nit fallen nach erben. Zudem, das sie die itzige kgl. Wd. Pfgf. Friderichs gemalhn vater, unsern vedtern Kg. Christiern, durch ehehafte krigk angewonnen hat.

Was die irrung mit de [sic!] Denmerkern und Burgundiern antrifft, haben wir uns auch vordunken lassen, der von Lunden wurde so viel nit gehandelt haben, wie an uns gelangt hat. Aber wie es mit beiden sachen vorpleiben wirdet, so du es erfaren kannst, wollest uns furderlich auch zu erkennen geben.[...]. Datum Witembergk, Montag nach Trinitatis anno domini 1541.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
b
–b Angestr.
c
–c Angestr.
d
–d Angestr. Dazu marg. Notiz v. a. Hd.: Nota: Denmarck ein wahlkonigreich, so nicht uf die töchter fellet.