Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Di herrn gesandten zu Regenspurg, 30. Junij, per H. Dr. Heln geantwort 4. Julij 1541; [d]atum 2. Julj.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 106 , S. 258–260.

Wir fuegen eurer fursichtigen W. zu vernemen, das der ksl. und kgl. Mtt. der anwesenden cristenliche stende antwurt [Nr. 183], so wir in unserm schreyben, den 28. deß monats eurer fursichtigen W. zugeschickt1, anvorgestern zu 8 urn aigner person überantwurt worden mit entschuldigung, warumb dise stend mit den andern stenden kain ainhellige antwurt geben mugen, underthenigist bittendt, die ksl. und kgl. Mtt. wolten solchs kainer anderen dann gnediger mainung versteen, auch daruff ferner gnedigste handlung furtzunemen, und weren auch die stendt ferner willig, die beharrlich hilf auch furtzunemen, zu ratschlagen, und solchs bisher darumb nit gethon, damit der eylenden hilf halben die sach nit verzogen, sonder furderlich in das werck gebracht werden möcht.

Darauf die ksl. und kgl. Mtt. durch Pfgf. Friderichen dise antwurt geben, ir Mtt. bedanckten sich gnedigclich, das dise sachen durch die stendt dermassen gefurderet, und were ir ksl. Mt. nochmalen gnedigst gesinnen, dise stendt wolten nochmalen die religionsachen furderlich fur die handt nemen und ir Mt., was sy sich entschlossen, zu erkennen geben, angesechen, das ir ksl. Mt. so lang mit grossen unstatten hie verharret sey, das wurde ir ksl. Mt. in allen gnaden erkennen etc.

Darauf haben unsere stendt ir ksl. Mt. angetzaigt, das sy gleichwol bedacht und im werckh gewest, uff ir ksl. Mt. gnedigst begeren nach erlangter abschrift des puchs und der 6 verordneten theologen mainung solchs alles zu beratschlagen und ir ksl. Mt. underthenig antwurt zu geben. Dieweyl aber die sach der eylenden türckenhilf eingefallen, so haben sy solche sach durch die andern nit verhindern wöllen, wolten aber uff euerer [sic!] ksl. Mt. yetzig begeren in solcher furfaren und, was sy sich entschlossen, irer ksl. Mt. zum beldesten, so das gesein möcht, underthenigist eröffnen.

Uff solchs sendt nach mittag die herrn theologen alle fur die stendt ervorderet und ir bedencken uff das obgemelt puch und der 6 herrn theologen mainung gehört worden, also haben etlich ir bedencken in schriften überantwurt, die andern sich erpotten, solchs auch in schriften zu übergeben2. So das alles beschicht und die abgeschriben, wöllen wir eurer fursichtigen W. copia davon zuschicken.

So haben die andern erbern stett, so nit protestierendt sendt, der ksl. Mt. auch ir antwurt der türckenhilf halben [Nr. 209], doch mit der protestierenden stett gesandten vorwissen, angestern übergeben. Die ist darauf gestellt, das sy allein den halben rhomzug wie die andern stendt bewilligt, doch dieweyl sy in der anlag zu hoch beschwert, in solchem gepürlich ringerung bescheche. Item, das irer burger gueter, in andern herschaften gelegen, von andern nit gesteurt oder geschetzt. Item, das sy auch in stetten die gaistlichen, so bey inen wonen, in disem notwendigen werck mit anlegen möchten, mit entschuldigung, warumb sy ir antwurt in sonderhayt geben, das bescheche uß ursachen, das sy von den andern stenden wider des reichs alt herkomen gesunderet und in irer mainung nit gehört worden seyen. Uff dem beruhen nun die sachen der türckenhilf. Was weyter volget, schreyben wir hernach.

Wir haben von Ofen und Ungern noch kain zeyttung. anderst dann wir im nechsten unserm schreyben angetzaigt.

Die ksl. und kgl. Mt. eylendt in sachen vast. Aber dieselbigen wellen sich unsers bedenckens nit eylen lassen.

So hat Hg. Hainrich von Praunsweick uff die suplication, so dise stendt der mordtprenner halben der ksl. Mt. übergeben, irer ksl. Mt. bericht gethon [Nr. 256]. So der abgeschriben, schicken wir eurer fursichtigen W. copia zu. [...]. Datum, den 30. Junij zu morgen anno 15413.

Anmerkungen

1
 Das gemeinte Schreiben ist auf den 27. Juni datiert [Nr. 790], aber offenbar erst am 28. Juni abgegangen. Vgl. die Augsburger Reichstagsgesandten an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Juni 28, vgl. Anm. 1 zu Nr. 782.
2
 Vgl. die einschlägigen Stellungnahmen und Gutachten protestantischer Theologen, die in Regensburg anwesend waren, zum Regensburger Buch und zum Kolloquiumsergebnis, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 178–183, S. 488–507, Nr. 185, S. 511–517 und Nr. 188–193, S. 526–555.
3
 Vgl. auch Wolfgang Rehlinger an Georg Herwart, Regensburg, 1541 Juli 2, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Verweis auf ein Schreiben Herwarts und ein Schreiben der Gesandten an die Geheimen von Augsburg. Wir hetten uns nit versechen, das die ksl. Mt. sollte minder hilf annemen, als wir haben underthenigist bewilliget. Aber es hat auch allerlay nachgedenckens. In summa, wir werden yetz schwerlich ein bestendigen friden erlangen, zu geschweygen die reformation des camergerichts. Der romische konig ist gar heftig wider alle unser stend unsers thails. Wol mechte uns ein merer erklerung und zusagen ervolgen, damit die hilf nit uffzogen, aber kain gar lauter, bestendiger frid, wie mirs [sic!] erachten. Wir sechen auch, wa die Türcken die sachen nit eilender machen oder der ksl. Mt. ein gehlinge ursach zusteet, von hinen zu verrucken, das die sachen alle disen gantzen summer verzogen werden und der reychstag alsbald kain end nemen wirt. Ich bin gestern bey ir ksl. Mt. ein halbe stund gewesen. Hat mich ir Mt. gebetten, ir Mt. etlich bixen lassen zu machen. Darumb ich ein aignen knecht gen Augspurg geschickt, dann ir Mt. ersucht mich darumb. Ir Mt. ist mir gnedigst mit gnaden genaigt. Der Herbrot ist noch kranckh, hat das fieber. Der wirtenbergisch gesant, ein frumer herr, Dr. Philips Lang, ist hie kranck worden und gestorben, ein man fast in meinem alter. Hg. Ernsts von Lunenburg gesanter hat auch das fyeber. Send vil leut kranck hie. Ich kan mich mit mie und arbait kaum erweren, das ich nit in das bett kum. Darumb gedenckh ich, so der eylenden türckenhilf sampt einer bessern usslegung und vertröstung eines frids verrichtet wirdet, dann in religionsachen wirt ein schlechte vergleychung, so wöllen herr Bgm. Hoser und ich auch anhaim. Ists dann uff den herbst oder dazwischen vonnöten, das mir widerumb hieher verritten, so ich gesund, will ichs auch nit abschlagen, dann wir wöllen über zwen monat noch wol zun handlungen kumen, wiewol wir gedencken, das die röm. kgl. Mt. über 14 tag nit hie beleiben werd. Wirt aber damit den reychstag nit abkurtzen. Das möchten eure Ft. einem erbern rath anzaigen. Wa aber dieselbig beschwert, wöllen mirs einem erbern rath selbs schreyben. Sonst, was hie gehandlet, haben eure Ft. aller sachen guten bericht. Die reychstendt send alle zertrendt. Die gesanten der stett halten sich, das kainer dem andern hat ursach zu vertrauen, zaig ich mintlich an. [...]. Bedanck mich eurer Ft. klagens und mitleydens meins kinds halben. Ich muß Gott befelchen. Gedenck, bald hinnach zu kumen. Dise leuf machens einem dest ringer. Gott schicks nach seinem willen. Datum Regenspurg, den 2. Julij anno 1541. [...]. [2. Zettel v. a. Hd.:] Verweis auf den mündlichen Bericht Dr. Hels über die Reichstagsverhandlungen zwischen dem 30. Juni und dem 2. Juli 1541.