Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

1. HA (Religionsvergleich): Geistliche Stände für ein Generalkonzil, weltliche Stände für ein Kolloquium als Weg zum Religionsvergleich.

/67’/ (Vormittaga ) Religionsausschuss (alle Deputierten)1 . Mainzer Kanzler proponiert: Fortsetzung der Beratung vom Mittwoch.

/68/ Umfrage: Ratschlag de via et modo compositionis.

Kurtrier: Ir her erinnerte sich der 4 vorgeschlagener wege auf vorigen Reichs tagen, aber doch die alwegen on frucht abgangen: 1) Via concilium [generale], welcher auch der ordentlichs weg; 2) colloquium, welchs nit vill nutz, sonder meher verpitterung pracht; 3) concilium nationale, b–welchs on der babstlichen Heiligkait nit wol zu halten–b; 4) via Reichs versamblung, welcher auch nit dienstlich. Und dweil die drei letzten wege nit bei pabst werden zuerhalten sein, alß acht Trier den richtigsten weg viam concilii generalis, disse religion zuvergleichenc.

Kurköln: Erzelten auch die vier wege, under welchen Coln ime den weg des algemeinen christlichen concilii gefallen last alß den rechtigsten und schleunigsten, so auch bei der kirchen herkomen.

Kurpfalz: d– Kgl. Mt. het in der proposition zu Augspurg drei weg furgeschlagen /68’/ und colloquium ir am pesten gefallen lassen2; welcher weg auch den canonibus nit ungemeß. Weren gleichwol die sachen auch also geschaffen–d, das confessions verwandte je und alwegen an ein frei, christlich concilium appelliert und bei ksl. Mt. zum offtermals angehalten, solch concilium zu befurdern. Und ob wol pabst concilia etlichen mal angestelte, so were doch solche anstellung dermassen geschaffenf, das es per confessions verwandte recusiert; wie solche recusationes in truck außgangen: g–Namblich das sie pabst nit wollen richter und part sein lassen alß der jenig, so wider die vier haubt concilia3 ein anstiffter alles ubels were–g , 4. Derwegen Pfaltz achtet, das furdarlichen nit wol zu einem solchem frei christlichen concilio zu komen. So were auch nationale concilium nit wol anzustellen in ansehung der krieg, so zwischen potentaten sein und sich erhalten5, und bevor, /69/ dweil sie vermercken, das man pabst welle auch zu solchem concilio nationali ziehen, welchs Pfaltzh nit zuleiden, dweil pabst unser nation nit were. Ideo liesse Pfaltz ir den weg gefallen wie kaiser und konig, namblich colloquii. Dasselbig i–nach laut des passauischen vertrags6 anzustellen–i und darin nach dem wort Gottes, 4 heubt concilia und den patribus, so der heiligen geschrifft gemeß, und dem wort Gottes religion zu tractieren, die mißpreuch und abgottische ceremonien abzustellen und abzuschaffen. j–So weren die colloquia hievor nit on frucht abgangen, dan das wort Gottes dardurch erpreitert–j , 7. Wen man nun disses wegs des colloquii einig, so hette man ferner zuerwegen, wie die obstacula auß dem weg zu stellen, die hievor colloquia verhindert, und man sich platz und zeit darzu zuvergleichen.

/69’/ Kursachsen: Erinnerten sich der vier obbemelter weg, so zu Passau fürgeschlagen. Von solchen wegen zu reden, hetten sie befelch. Zuvorderst zuerwegen den passauischen vertrag und augspurgischen abschiedt, darin die wort begriffen, das man religion durch general-, national concilia, colloquia oder Reichs versamblung zur vergleichung pringen solte; daruf angehenckt, es erfolgte gleich die vergleichung oder nit, das nichtstweniger religion fride bestehen solte8. Welchs sie also zu anfang disser beratschlagung repetieren, also das in dissem abschiedt solchs auch repetiert werde9. Auf solche repetition hette ir her concilium generale den besten weg geacht, darauf auch alwegen die christliche kirch ir auctoritet erhalten, ut in quatuor conciliis generalibus. Derwegen auch confessions verwandte an solch christlich und frei concilium appelliertk. Nun wusten sie sich /70/ zuerinnern, das solche concilia anzustellen wol understanden, [aber] es weren doch die also geschaffen gewesen, das man ursach gehabt, die zu recusierenl. Und ob wol Sachsen noch erachtet, das solcher weg des freyen concilii, wen es nach gestalt der 4 haubt concilii [!] angestelt, der best, so segen10 ire kfl. Gn. nit, wie darzu zekomen. Dan pabst allen presidieren wellenm, die bischofen allein voces decisivas haben wellen und die confessions verwandten kein stim, sonder allein verhort werden solten. Und ob sie gleich voces decisivas haben solten, hetten sie sich des uberstimmens zubefaren. Gleicher gestalt were es mit dem national concilio auch geschaffen, dan der pabst darin presidieren wolte, und hetten sich abermals des uberstimmens zubefahren. Item legen krieg /70’/ im weg, also das andere potentaten nit darzu zu ziehen. Dieweil dan konig in der augspurgischen proposition meldet, das der weg nationalis concilii bei der kirchen unbekant11, und auß passauischer und lintzischer handlung der kgl. Mt. gemut wol sovil zuvernemen, das konig auf ein colloquium gedeutet12, so erachtet Sachssen, das nit wol zu dem concilii generall und auch national zu komen. Da man aber der andern wegen einen wolt furnemen, wolten sie sich ferner ires befelchs vernemen lassen13.

Kurbrandenburg: Hetten zu anfang befelch, zuprotestieren, es wurde religion verglichen oder nit, das es nichstweniger bei dem fridtstandt und religion friden pleiben solte. Sovil aber die wege, /71/ die yetzo ernant, [betrifft]: Wuste Brandenburg, das ein frei concilium der ordenlichst weg. Aber tragt die beisorge, wie Pfaltz und Sachssen vor inen gemeldt, und gebe solchs die erfarung des concilii zu Trient. Zudeme, da national concilium furzunemen, wurde der krieg halben nit wol bald darzu zekomen sein. Derwegen ire kfl. Gn. erachten den weg eins freyen colloquii den bekemesten14, so von gelerten, gotseligen leuten zubesetzen. Were dessen modus, maß auch noch auß vorigen handlungen wol zu treffen. Wen man aber davon weiter reden wolte, hetten sie fernern befelch.

Kurmainz: Meintz wolte nichst liebers, dan das die religion durch christliche wege verglichen. Under welchen ire kfl. Gn. den ordentlichsten halten den /71’/ weg eins christlichen concilii, dan derselbig der ordentlichste und der kirchen am gemesten. Und wiewol hievor verhinderung furgefallen, solchs concilii nit gehalten werden mogen, so verhofft doch Meintz, Got werde gnade geben einmal, das es wol zu halten. Wen man nun weiter wolt von anstellung solchs concilii reden, wolten sie sich auch horen lassen.

Österreich: Wolten habendem befelch nach nit liebers sehen, dan das durch gepurliche wege religion mochte verglichen werden. Und wiewol kaiser und konig hievor alle mittel und weg gesucht, so hette die erfarung doch geben, das laider nichst außgericht. Under welchen mitteln und wegen, so bei der kirchen herkomen, sie kein fuglichern oder richtigern ermessen konnen dan /72/ den weg eins generals conciliin. Aber wie dem, so erachten sie dabeneben, das yetziger zeito nit wol in kurtzem solch general concilium anzustellen. Alß were auch national concilium und die form desselbigen in der kirchen so ungepreuchlich, das auf den weg nit zu trachtenp. Als wuste man auch, was fur frucht bei den colloquiis hievor gewesen, namblich das meher verpitterung dan befürderung darauß erfolgt. Und nachdem aber zu keinem furderlichern weg zu komen alß des colloquii, so stimmeten sie auch auf solchen weg colloquii15; doch das zuvorderst preparatoria gemacht und abgeschafft, wes hievor im weg gelegen, namblich alle weitleufftigkait. Und das die sachen per viam consultationis und nit disputationis16 durch etliche gottesforchtige, gelerte leut furgenomen, die in gleicher anzal zu setzen, /72’/ welche ire consultationes an kaiser und konig, auch die stendt zu gelangen, ferner daruf zu handlen, wie im Reich in viis consultationum herkomen.

Bayern: Ir her bedechte auch den ordenlichsten weg zu sein ein christlich concilium. Und da das ins werck zu stellen, were es der richtigst. Aber trugen die vorsorg der verhinderung, wie vorhin per alios gemeldet, und q–dz etwo andere nationen nit viel achtung auf teutschen haben wurden–q. Auch obwol anno 48 viel conditiones dem weg des concilii angehengkt17, hette es auch doch nit mogen wurcklich furgehen. Derwegen sein fl. Gn. viam colloquii für den furdarlichsten erachten, den national concilium were unpreuchlich, und da man pabst davon außschlusse, /73/ weren meher schißma darauß zu gewarten. Der weg der Reichs versamblung: Wuste Bayern nit, wie der anzustellen, das in Reichs rethen disse sachen zu tractieren. Der colloquien halben, so hievor gehalten: Wusten sein fl. Gn. sich zuerinnern, das dieselbig hievor nit vil genutzet, sonder meher verpitterung pracht, also das einer des andern meinung angehort und nit auf vergleichung gedacht. Wen dergleichen colloquium wider anzustellen, riethe Bayern nit darzu, aber da es anzustellen, wie per Ostereich gemelt, so were ir her des bedenckens auch: Also das christliche, gelärte leut in gleicher anzal gesetzt, die per viam consultationis und nit disputationis die sachen uff mittel zurichten, und die consultation further kgl. Mt. und stenden uffs kurtzt furzupringen one einig weitleufftigkait oder disputationr.

/73’/ Salzburg: Dweil diß werck ein gemeines, so die gantze christenheit beruret, were via patrum zu gehen, wie bei der kirchen herkomen, dardurch yederzeit ein unanimis consensus erlangt; welcher weg auch am aller verantwurtlichsten. Derwegen kein ander weg fürzunemen als via generalis concilii.

Pfalz-Zweibrücken: Wie Kurpfalz.

Augsburg18: Die drei erste weges weren in der kirchen wol etlicher massen gepraucht. Dan wol acht concilia generalia gehalten: Wiewol allein die 4 generaliat genent wurden, so weren doch daruf erfolgt 4 sinodusu, ita 8. In Spanien weren gehalten 13 toletana concilia nationalia19, in Affrica auch etlich nationalia20 , v, item in Germania localia concilia, alß moguntinense, wormatiense, treburtiense21, also das /74/ die drei weg wol etlichs mals gepraucht. Colloquia konten verstanden werden sub localibus conciliis, aber unvertreglich und nit vil guts pracht. w–Aber zugedencken auf die weg eines algemeinen christlichen wercks, und nit ein sonderung von anderen nationen zu machen, darauß ein ungleichait in christianissmo zu stifften. Und weren auch hievor die gemeine und national concilia darumb angesehen, das man als komen mogen zu einem gemeinen werck–w. Wie dan Paulus vermanet: „Non sint inter vos scismata“22, hoc est, das sich teutsch nation nit zu sondern. Sonder weren die patres darauf gangen, das ein vera catholica fides vergleichung in ceremoniis und leher anzustellen – das weren die generalia concilia. Die national concilia hetten ire decreten den oberhaubtern geschickt, und daruf ein gemein /74’/ werck erfolgt, also das man auch dieselbig nationalia concilia darnach universalia genent. Solte man von andern wegen reden einer sonderung von andern nationen, da were sein herr der mainung wie die gaistlichen churfursten, dann der weg eins algemeinen concilii der fürtreglichst und richtigistx. Und die nationalia concilia weren nit zu grossen ketzereyen abzuschaffen dienstlich gewesen, y–sonder das die guten christen sich under einander confirmierten–y, also in exemplis toletanorum conciliorum zu spuren, da die konigen alle arianisch gewesen und die episcopi sich confirmiert, biß sie widerumb ein christlichen konig erlangt23. Colloquia anlangendt: Weren die nie fürtreglich gewesen. Weren in Affrica 500 bischofen gewesen contra 500, da hette man 7 personen von yeder part erwelet und 4 excerptores [!], aber nichst furgetragen, wie Augustinus in breviculo und andern episteln [schreibt]24 . Weren auch die colloquia yederzeit /75/ getrungen erfolgt. Ad colloquia gehorten colloquenten, exceptores et notarii und sonst viel darzu, auch das man underschiedlich wisse, wovon man colloquieren wolte, und yeder punct in specie tractiert. Hette nie gelesen in keiner historien, das colloquia ichtes geholffen25. Item schleust auf ein general universal concilium.

Brandenburg-Ansbach: Hette befelch, auf den weg des colloquii zu sehen, auß ursachen, per precedentes confessionis augustanae vermeldet. Und were der einig weg, das man achtung habe auf das wort Gottes und heilige gottliche schrifft, und die privatos affectus hindan setze; und nit zu achten, wes oder wie die concilia gehalten worden. Schleust derhalb auf den weg des colloquii, durch christliche, gelerte leut anzustellen.

Württemberg: Irem hern were kein weg zuwider, so christlichz et secundum praxim apostolorum angestelt. /75’/ Aber auß gehorten ursachen erachtet Wurtenberg, den wegk des colloquii furzunemen, doch absque aliqua submissione.

Hessen: Schliessenaa auf den weg des colloquii, so zu besetzen mit recht geschaffenen leuten, so nit arrogantes, pertinaces oder eigennutzig.

Prälaten: Schleust auf den weg des generalis concilii wie Augspurg.

Wetterauer Gff.: Stimmet auf das colloquium wie Pfaltz und Ostereich. Wen man dan ferner von den colloquenten und notarien reden wol, solt ime nit zuwider sein.

ab– 2. Umfrage, da Kursachsen sich nicht eindeutig erklärt hat –ab.

Kurtrier, Kurköln: Generalkonzil.

Kurpfalz: Kolloquium.

/76/ Kursachsen: Zu dem concilio generali oder national concilii konte man nit komen ex causis, so gehort worden. Das demnach in disser nation furgenomen, wes zur selen hail dienstlich. Und liessen derhalb ire kfl. Gn. ir den weg des colloquii als den besten, den schleunigsten und furtreglichsten gefallen.

/76 f./ Alle Folgenden wiederholen das Votum der 1. Umfrage. Kurmainz und im Anschluss daran Augsburg votieren für Vertagung.

/76’/ Beschluss: Vertagung bis Montag.

/76’ f./ Fazit: Die geistlichen Kff. sowie Salzburg, Augsburg und die Prälaten, also sechs Voten, sprechen sich für das Generalkonzil aus26 . Die weltlichen Kff. sowie Österreich, Bayern, Pfalz-Zweibrücken, Brandenburg-Ansbach, Hessen, Württemberg und die Wetterauer Gff., also zehn Voten, plädieren für ein Kolloquium.

Anmerkungen

a
 Vormittag] Kursachsen A (fol. 388’) differenzierter: 8 Uhr.
1
 Vgl. zu dieser Sitzung mit Referaten und Votenauszügen: Bundschuh, Religionsgespräch, 175–181; Laubach, Ferdinand I., 169–171; knapp auch Rössner, Braun, 292. Referat in Verbindung mit den Voten der Sitzung am 14. 12.: Bucholtz VII, 361–363; Decot, Religionsgespräch, 226–229 (auch spätere Sitzungen).
b–
 welchs ... halten] Österreich C (fol. 305) differenzierter: Nationalkonzile möchten ausser authoritet der römischen kirchen auch nicht fürgenommen und sich derhalben richtiger volge zuvergleichen sein. Zudem dz die spalltung an ir selbs /305’/ so hochwichtig unnd so weitt gefueßet, dz nit verhoffenlich, [dass durch] dise oder ainiche anndere particular hanndlung oder versamblung dem last abzuhelffen sein wird.
c
 zuvergleichen] Österreich C (fol. 305’) zusätzlich: Beilegung von Glaubensspaltungen in der Vergangenheit durch Generalkonzilien. Deshalb Bitte an den Kg., beim Papst befürderung zuthun, auff dz angeregt gemain ordennlich concilium /306/ sovil müglich befürdert und innß werckh gericht wurde.
d–
 Kgl. ... geschaffen] Österreich C (fol. 306) differenzierter: Jetzt ist von drei Wegen zu reden, nämlich Nationalkonzil, Kolloquium und Reichsversammlung. Wie dann solicheß die ordennlichiste mittl unnd weeg wären, so vermög der allten kierchen halltungen unnd canonibus von primitiva ecclesia her inn dergleichen vellen gebraucht worden. Mit dem Generalkonzil hat es die Gelegenheit, [dass ...].
2
 Leichte Bevorzugung des Kolloquiums durch Kg. Ferdinand in der Proposition des RT 1555 gegenüber General- und Nationalkonzil:  Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 148, hier S. 1693–1695. Vgl. Gotthard, Religionsfrieden, 33 f. Zur Genese der Proposition in diesem Punkt: Laubach, Ferdinand I., 41–46.
e
 angestelt] Österreich C (fol. 306’) zusätzlich: wie etwa zu Mantua [/Vicenza] und Trient.
f
 dermassen geschaffen] Österreich C (fol. 306’) differenzierter: diese Konzilien waren partheylich unnd zum höchsten verdechtlich.
g–
 Namblich ... were] Österreich C (fol. 306’) differenzierter: Es widerspricht allen göttlichen und weltlichen Rechten sowie jeder menschlichen Vernunft, dem Papst zuzugestehen, dass er /307/ zumal cleger unnd part unnd darnach beyneben auch director, president, iudex, urthailer und richter inn seiner aignen sachen sein sollte. Daß er aber der rechte haubtsacher unnd part were, deß zeugeten die grossen irrthumben, so er wider die 4 haubt concilia eingefiert unnd jetzunnd deßweegen angeclagt, begrundtlich beschuldigt unnd zu red gestellt wurde. Einzelheiten sind den erwähnten Rekusationsschriften der CA-Stände zu entnehmen.
3
 Vgl. unten, Anm. t (Votum Augsburg).
4
 Liste protestantischer Rekusationsschriften aus den Jahren 1537–1546:  CT XII, Einleitung, LXXIV-LXXX. Nachweis weiterer Rekusationsschriften gegen das Tridentinum: VD 16, E 4640–4642 (1546, anonym); VD 16, M 1651–1653 (1546, Melanchthon. Druck: Stupperich, Melanchthons Werke I, 411–448); VD 16, E 4643–4646 (1551, Flacius und Gallus).
5
 Kriege Spaniens gegen Frankreich und gegen die Kurie. Vgl. Anm.2 bei Nr. 321.
h
 Pfaltz] Österreich C (fol. 307’) abweichend: die CA-Stände. Kurpfalz B (fol. 6) wie Textvorlage.
i–
 nach ... anzustellen] Kursachsen A (fol. 390’) deutlicher: Durchführung des Kolloquiums durch erfarne, gelerte und eifere [!] person beder religion gemäß Passauer Vertrag.
6
 Der Passauer Vertrag nennt lediglich die möglichen Wege zum Religionsvergleich (§§ 6–9: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 3 S. 126 f.). Hier wohl Bezugnahme auf die im Vertrag geregelte Besetzung des künftigen Religionsausschusses (§ 7: Ebd., S. 127).
j–
 So ... erpreitert] Österreich C (fol. 308’) differenzierter und anders: Es ist offensichtlich, dass das letzte [!] Kolloquium in Regensburg auch nit gar one frucht geendet, sonnder in vilen puncten vergleichung gefunden worden. Dz aber solche vergleichung hernach nit inns werckh khommen, dessen verhinderung wer denen am besten bewußt, so solcher verhinderung neben unnd sambt deß babsts zu Rom legaten, dem Contareno, ursacher gewesen. [Gemeint: Kolloquium neben dem RT 1541. Vgl. Anm.15 bei Nr. 322 und Anm.4 bei Nr. 329.]
7
 Das offene Eingeständnis, das Kolloquium als Mittel zur Propagierung der neuen Lehre zu betrachten, beruhte auf den protestantischen Erfolgen in den Religionsgesprächen von 1540/41 ( Bundschuh, Religionsgespräch, 176, Anm. 19). Vgl. zum Eingeständnis bereits Ritter I, 128; Janssen, Zustände, 21.
8
 Die genannten Wege im Passauer Vertrag, § 6 ( Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 3 S. 126 f.). In der Passauer Abrede, § 6, die Klausel, dass bei einem Scheitern der Vergleichsverhandlungen der „friedtstand bei seinen kreften biß zu entlicher vergleichung besteen und pleiben solle“ (ebd., Nr. 2 S. 122). Die Wege für die Vergleichung in Verbindung mit der weiteren Gültigkeit des Religionsfriedens im RAb 1555, § 25 (ebd., Nr. 390 S. 3112). Vgl. auch Decot, Religionsgespräch, 221.
9
 Vgl. RAb [Nr. 577], § 8.
k
 appelliert] Österreich C (fol. 310’) zusätzlich: und wiederholt gebeten haben, dass ein allgemeines christliches Konzil nach artt der 4 haubt concilien frey, cristlich unnd /311/ allgemein inn richtiger partheilicheit furgenommen unnd gehallten.
l
 zu recusieren] Kurpfalz B (fol. 6’) zusätzlich: da diese Konzilien nicht nach der der heiligen schriefft furgenomen.
10
 = sehen.
m
 presidieren wellen] Österreich C (fol. 311’) differenzierter: presidennt, part unnd richter zumal sein unnd bleiben wolle.
11
 Proposition 1555: Kg. bemerkt dazu, es sei seines wissens der nam und form desselben bey disen unsern zeitten nit sonders bekhandt oder gebreuchig ( Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 148, hier S. 1694).
12
 Eine Bevorzugung des Kolloquiums durch Ferdinand I. in Linz und Passau 1552 ist in dieser Form nicht nachweisbar. Vielmehr wurde das Kolloquium erstmals von Kf. Moritz von Sachsen in der Erläuterung vom 20. 4. 1552 in Linz ins Gespräch gebracht, während die Resolution Ferdinands vom 28. 4. nur Konzil und Reichsversammlung erwähnt. Auch in Passau nannte Moritz in der Replik vom 8. 6. 1552 ein Kolloquium. Vgl. Drecoll, Vertrag, 33 f., 246; PKMS V, Nr. 515 S. 856 f., Nr. 529 S. 873 f.; PKMS VI, Nr. 128/8 S. 185 f., Nr. 133/3 S. 193 f. Lit.: Luttenberger, Glaubenseinheit, 577–588, 651–672; Bonwetsch, Geschichte, bes. 103–126. Zur Debatte der Vergleichswege: Bundschuh, Religionsgespräch, 13–15, 24, 27 f.; Laubach, Ferdinand I., 30–34. Dagegen ist 1553/54 im Rahmen der RT-Vorbereitung eine deutliche Präferenz des Kolloquiums durch Ferdinand erkennbar ( Lutz, Christianitas, 225–229).
13
 Vgl. zum kursächsischen Votum im Zusammenhang mit der allgemeinen Argumentation für und gegen ein Generalkonzil: Decot, Confessio, 44 f.
14
 Dagegen unzutreffende Feststellung bei Delius, Kurfürst, 207 f., Kf. Joachim sei sich beim RT mit den anderen CA-Ständen einig gewesen, „nicht die geringste Zuwilligung“ (208) an ein Kolloquium zu machen.
n
 concilii] Österreich C (fol. 314 f.) zusätzlich: Betonen das unablässige Bestreben Ks. Karls V. und Kg. Ferdinands I., die Religionsspaltung beizulegen, wie dies /314’/ die acta unnd handlungen aller deßweegen ervolgter gemainer unnd particularer tractation genugsam außweisen. Daher were ervolget, dz inn anngeregter zeitt solcher spaltung unnd trennung vast alle mittl unnd weege, darvon jetzo zum thaill geredt unnd dieser ausschuß nidergesetzt, versuecht unnd inn ganng gebracht worden. /314’ f./ Der Misserfolg der in diesem Bestreben veranstalteten Konzilien und Kolloquien kann keinesfalls Ks. und Kg. angelastet werden.
o
 yetziger zeit] Österreich C (fol. 315’) eindeutig: wegen der kriegs gewerb der cristlichen potentaten unnd bei der babstlichen Hlt. selbß.
p
 trachten] Österreich C (fol. 316) zusätzlich: Deßgleichen der weeg ainer gemainen Reichs versamblung zu weittschwaiff, auch der sachen inn vill weeg weder gemeß noch abhülfflich.
15
 Die kgl. Kommissare hatten Ferdinand I. im Bericht vom 11. 9. 1556 im Zusammenhang mit der Bitte, gegen ihre Instruktion nicht für den Aufschub der Religionsverhandlungen zu votieren (vgl. Anm.2 bei Nr. 116), das Kolloquium als Verzögerungsmittel empfohlen, /61’/ durch welches dannoch die sach inn verlengerung gelegt und vielleicht entzwischen der ewig Gott andere, bessere gelegenheitt nach seinem göttlichen willen verfugen wolle. Ein Nationalkonzil brächte den katholischen Glauben in höchste Gefahr und sonderte das Reich von anderen Nationen ab. Ein Generalkonzil sei itziger zeitt und bei disem irrigen, widerspennigen und seltzamen babst nicht möglich (HHStA Wien, RK RTA 37, fol. 57–64’, hier 61’–62’. Konz. Hd. Zasius). Am 15. 9. bekräftigten sie, dass mit dem Kolloquium /67/ die sach fur sich selbst inn ain gutten und langen verzug erwachsen und mittlerweyl alles dz ersitzen pleiben möchte, deß der widerteill verer beim religionfriden zu suchen und beharrlich zu urgieren mitt beschloßner conspiration inn gewüssem fürhaben steet. In der gewonnenen Zeit könne man mit den geistlichen Ständen verhandeln und Strategien entwickeln (ebd., fol. 66–72’, hier 67. Konz. Hd. Zasius. Druck beider Berichte: Bundschuh, Religionsgespräch, 570–580. Regesten: Goetz, Beiträge, Nrr. 31/I, II S. 46–48). Gegen die Weisung des Kgs. vom 18. 9., weiter für die Prorogation der Religionsfrage einzutreten, beharrten die Kommissare auf einer eindeutigen Haltung, da der Gegenseite /128’/ alles daß suspect ist, deß euer kgl. Mt. dises vahls betreffen mag (Bericht vom 24. 9., mit Referat der Weisung vom 18. 9.: HHStA Wien, RK RTA 37, fol. 127–130’. Kop.). Der Kg. erteilte daraufhin am 27. 9. seine generelle Zustimmung für Verhandlungen wegen eines Kolloquiums, die er aber bereits am 3. 10. wieder leicht revidierte (vgl. Anm.4 bei Nr. 428). Vgl. Hollerbach, Religionsgespräch, 212; Bundschuh, Religionsgespräch, 146–152; Laubach, Ferdinand I., 158–160; Ott, Präzedenz, 345.
16
  Laubach, Ferdinand I., 171, verweist diesbezüglich auf Parallelen zum Gutachten Welsingers. Vgl. Nr. 456, fol. 89 [Disse solten ... gepraucht wurde.]. Vgl. zum Zitat auch Decot, Religionsgespräch, 223.
q–
 dz ... wurden] Kurpfalz B (fol. 9) differenzierter: das andern nationen diese sach [Religionsspaltung] so hoch nit wurde angelegen sein, sonder villmehr sehen wurden, diese nation zu poden und grundt gehn als aufkhemme und verglichen.
17
 Konzilsbedingungen beim RT 1547/48: Machoczek, RTA JR XVIII, Nr. 62 S. 376–378, S. 382–390, S. 401–403 (KR-Protokoll, protestantische Bedingungen); Nr. 41 S. 249 f., Nr. 45c S. 263 f., Nr. 46 S. 266 f. (Akten); Nr. 44 S. 259–261 (kursächsische Bedingungen); Nr. 188 S. 1790 f. (Erklärung der Reichsstände zur Unterwerfung unter das Konzil); Nr. 372b S. 2654 (Zusammenfassung im RAb, § 6). Vgl. Rabe, Reichsbund, 222–224, 229–234, 451; Luttenberger, Glaubenseinheit, 436–441.
r
 disputation] Österreich C (fol. 318’) zusätzlich: Bitte an Kg. um persönliche Teilnahme am Kolloquium sowie persönliche Beteiligung von Kff. und Ff., damit in deren Anwesenheit umb sovil stattlicher, ernnstlicher, beschaidenlicher, schidlicher tractiert unnd gehandlt wurde.
18
 Das Augsburger Votum ist als singuläres Stück im Gesamtwortlaut überliefert: StA Augsburg, Hst. Augsburg MüB Lit. 1111, unfol. (Konz. Hd. Braun). HStA München, KÄA 3178, fol. 100–107’ (Kop.). Vgl. Rössner, Braun, 292, Anm. 120. Daran angelehntes Referat des Votums: Riess, Canisius, 192 f. In Österreich C (fol. 319–328) wurde das Votum wohl aus dieser Aufzeichnung fast wörtlich übernommen.
s
 drei erste wege] Österreich C (fol. 319’ f.) differenzierter: Rekapitulierung der im RAb 1555 genannten Wege. Abgrenzung des Terminus „Religionsvergleich“: Vergleich über eine Religion, die in allen christlichen Nationen gilt, oder Herstellung der Einheit nur innerhalb einer Nation. Die Kirche hat stets die umfassende Einheit angestrebt, um Schismata zu vermeiden.
t
 4 generalia] Österreich C (fol. 320’) differenzierter: die 4 hauptconcilen von Nikaia [325], Konstantinopel [381], Ephesos [431] und Chalkedon [451], welche die aus den Ketzereien der Arianer, des Makedonius, des Nestorius und des Eutyches resultierenden Spaltungen bereinigt haben. [Vgl. Anm.3 und 42 bei Nr. 458.]
u
 4 sinodus] Österreich C (fol. 320’ f.) differenzierter: Die 4 folgenden Synoden [Konzilien von Konstantinopel 553, Konstantinopel 680/681, Nicäa/Nikaia 787, Konstantinopel 869/870; vgl. Anm.3 bei Nr. 458] gehören zu den Hauptkonzilien, indem sie neue Ketzereien bereinigt, die Glaubensregeln der ersten 4 Konzilien konfirmiert und für alle christlichen Nationen verbindlich gemacht haben.
19
 18 [!] Konzilien von Toledo im Zeitraum von 400 – ca. 703. Vgl. Anm.4 bei Nr. 458.
20
 Konzilien bzw. Synoden von Karthago im Zeitraum von 345–425. Vgl. Anm.5 bei Nr. 458.
v
 nationalia] Österreich C (fol. 321’) zusätzlich: 5 in Gallien. [Vgl. Anm.7 bei Nr. 458.]
21
 Wohl die Synoden von Worms 868, von Mainz 888 (oder 852?) und von Tribur 895. Vgl. Anm.8 bei Nr. 458.
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 Aber ... werck] Österreich C (fol. 323–324) differenzierter: Diese Wege dienten bisher der Herstellung der universalen Glaubenseinheit. Die von Ketzern oftmals geforderte Vergleichung innerhalb einer Nation hat die Kirche nicht gebilligt. Deshalb ist auch jetzt die Universalvergleichung anzustreben: Mit der Glaubenseinheit allein im Reich würde man eine eigene Religion einführen, die andere Nationen und die apostolische Kirche als schismatisch einstufen würden.
22
  1 Kor 1,10.
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 richtigist] Österreich C (fol. 324–325) zusätzlich: Darlegung der Geschäftsordnung des Generalkonzils: Einberufung durch den Papst, Entscheidungsbefugnis in Glaubensfragen nur für Bff., nicht für Laien.
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 sonder ... confirmierten] Österreich C (fol. 325’) eindeutig: Nationalkonzile wurden vorgenommen, damit die Bff. in spalltungen, da auch die welltlichen höchsten oberkhaitten wider sy gewesen, sy sich selbs inn irem catholischen glauben trösteten unnd sterckheten unnd die schwachen vor dem abfall verhüeteten.
23
 Bezugnahme auf das 1. Konzil (400) und das 2. Konzil (531) von Toledo ( Orlandis/Ramos-Lissón, Synoden, 39–51, 61–65), da am 3. Konzil 589 (ebd., 95–117) bereits die katholische Glaubenseinheit Spaniens hergestellt wurde (vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 178, Anm. 27).
24
 Bezugnahme auf das Religionsgespräch von Karthago im Jahr 411, veranstaltet in der Auseinandersetzung mit dem Donatismus (vgl. Anm.5 bei Nr. 458), zu dem alle donatistischen und katholischen Bff. geladen waren. Für jede Gruppe waren 7 von den Bff. zu wählende Sprecher sowie je 4 Vertreter vorgesehen, die die Protokolle redigieren sollten ( Baus/Ewig, Reichskirche, 162–165, zur Geschäftsordnung 162 f.). Vgl. zum Kolloquium die von Braun angesprochene Darstellung des Augustinus: Gesta conlationis Carthaginiensis anno 411. Accedit Sancti Augustini Breviculus conlationis cum Donatistis ( CCSL  149A).
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 Zur Ablehnung von Kolloquien durch Braun „von jeher“ als nicht mit dem katholischen Selbstverständnis vereinbar: Bundschuh, Religionsgespräch, 179. Zur Ablehnung des Kolloquiums im Zusammenhang mit dem Wirken Brauns beim RT 1556/57: Bäumer, Braun, 124 f.
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 so christlich] Kurpfalz B (fol. 10’) deutlicher: secundum scripturam novi et veteris testamenti.
aa
 Schliessen] Hessen A (fol. 168’ f.) zuvor zusätzlich: Vorbehalt des Religionsfriedens. Unmöglichkeit eines General- oder Nationalkonzils /169/ in bedenckhung, wie die sachen stehen unnd vor augen sein nit allein in Germania, besonder auch in Italia, in Franckhreich, in Hungern, in Liefflandt und sonst allenthalben.
ab–
 2. Umfrage ... hat] Österreich C (fol. 329) deutlicher: Die kursächsischen Gesandten fordern eine weitere Umfrage, damit sie ihr Votum, deß gar in generalitate gestannden, verner declarieren möchten. Kurpfalz B (fol. 11) und Kursachsen A (fol. 397) abweichend: Mainzer Kanzler plädiert in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit für Vertagung, da in der 1. Umfrage zwei abweichende Positionen vorgetragen worden sind, die aufgrund der hohen Bedeutung genauer bedacht werden müssen.
26
 Die Württemberger Gesandten Massenbach und Eislinger gingen im Bericht vom 12. 11. 1556 an Hg. Christoph davon aus, die geistlichen Stände würden mit Ausnahme Augsburgs künftig einlenken und nicht auf dem Konzil beharren, da sie mit dessen Anregung wohl nur offitii gratia dem pabst [...] complacieren wellen ( Ernst IV, Nr. 190 S. 225–228, hier 228).