1. HA (Religionsvergleich): Geistliche Stände für ein Generalkonzil, weltliche Stände für ein Kolloquium als Weg zum Religionsvergleich.
/67’/ (Vormittaga
) Religionsausschuss (alle Deputierten)1
. Mainzer Kanzler proponiert: Fortsetzung der Beratung vom Mittwoch.
/68/ Umfrage: Ratschlag de via et modo compositionis.
Kurtrier: Ir her erinnerte sich der 4 vorgeschlagener wege auf vorigen Reichs tagen, aber doch die alwegen on frucht abgangen: 1) Via concilium [generale], welcher auch der ordentlichs weg; 2) colloquium, welchs nit vill nutz, sonder meher verpitterung pracht; 3) concilium nationale, b–welchs on der babstlichen Heiligkait nit wol zu halten–b; 4) via Reichs versamblung, welcher auch nit dienstlich. Und dweil die drei letzten wege nit bei pabst werden zuerhalten sein, alß acht Trier den richtigsten weg viam concilii generalis, disse religion zuvergleichenc.
Kurköln: Erzelten auch die vier wege, under welchen Coln ime den weg des algemeinen christlichen concilii gefallen last alß den rechtigsten und schleunigsten, so auch bei der kirchen herkomen.
Kurpfalz: d–
Kgl. Mt. het in der proposition zu Augspurg drei weg furgeschlagen /68’/ und colloquium ir am pesten gefallen lassen2; welcher weg auch den canonibus nit ungemeß. Weren gleichwol die sachen auch also geschaffen–d, das confessions verwandte je und alwegen an ein frei, christlich concilium appelliert und bei ksl. Mt. zum offtermals angehalten, solch concilium zu befurdern. Und ob wol pabst concilia etlichen mal angestelte, so were doch solche anstellung dermassen geschaffenf, das es per confessions verwandte recusiert; wie solche recusationes in truck außgangen: g–Namblich das sie pabst nit wollen richter und part sein lassen alß der jenig, so wider die vier haubt concilia3 ein anstiffter alles ubels were–g
,
4. Derwegen Pfaltz achtet, das furdarlichen nit wol zu einem solchem frei christlichen concilio zu komen. So were auch nationale concilium nit wol anzustellen in ansehung der krieg, so zwischen potentaten sein und sich erhalten5, und bevor, /69/ dweil sie vermercken, das man pabst welle auch zu solchem concilio nationali ziehen, welchs Pfaltzh nit zuleiden, dweil pabst unser nation nit were. Ideo liesse Pfaltz ir den weg gefallen wie kaiser und konig, namblich colloquii. Dasselbig i–nach laut des passauischen vertrags6 anzustellen–i und darin nach dem wort Gottes, 4 heubt concilia und den patribus, so der heiligen geschrifft gemeß, und dem wort Gottes religion zu tractieren, die mißpreuch und abgottische ceremonien abzustellen und abzuschaffen. j–So weren die colloquia hievor nit on frucht abgangen, dan das wort Gottes dardurch erpreitert–j
,
7. Wen man nun disses wegs des colloquii einig, so hette man ferner zuerwegen, wie die obstacula auß dem weg zu stellen, die hievor colloquia verhindert, und man sich platz und zeit darzu zuvergleichen.
/69’/ Kursachsen: Erinnerten sich der vier obbemelter weg, so zu Passau fürgeschlagen. Von solchen wegen zu reden, hetten sie befelch. Zuvorderst zuerwegen den passauischen vertrag und augspurgischen abschiedt, darin die wort begriffen, das man religion durch general-, national concilia, colloquia oder Reichs versamblung zur vergleichung pringen solte; daruf angehenckt, es erfolgte gleich die vergleichung oder nit, das nichtstweniger religion fride bestehen solte8. Welchs sie also zu anfang disser beratschlagung repetieren, also das in dissem abschiedt solchs auch repetiert werde9. Auf solche repetition hette ir her concilium generale den besten weg geacht, darauf auch alwegen die christliche kirch ir auctoritet erhalten, ut in quatuor conciliis generalibus. Derwegen auch confessions verwandte an solch christlich und frei concilium appelliertk. Nun wusten sie sich /70/ zuerinnern, das solche concilia anzustellen wol understanden, [aber] es weren doch die also geschaffen gewesen, das man ursach gehabt, die zu recusierenl. Und ob wol Sachsen noch erachtet, das solcher weg des freyen concilii, wen es nach gestalt der 4 haubt concilii [!] angestelt, der best, so segen10 ire kfl. Gn. nit, wie darzu zekomen. Dan pabst allen presidieren wellenm, die bischofen allein voces decisivas haben wellen und die confessions verwandten kein stim, sonder allein verhort werden solten. Und ob sie gleich voces decisivas haben solten, hetten sie sich des uberstimmens zubefaren. Gleicher gestalt were es mit dem national concilio auch geschaffen, dan der pabst darin presidieren wolte, und hetten sich abermals des uberstimmens zubefahren. Item legen krieg /70’/ im weg, also das andere potentaten nit darzu zu ziehen. Dieweil dan konig in der augspurgischen proposition meldet, das der weg nationalis concilii bei der kirchen unbekant11, und auß passauischer und lintzischer handlung der kgl. Mt. gemut wol sovil zuvernemen, das konig auf ein colloquium gedeutet12, so erachtet Sachssen, das nit wol zu dem concilii generall und auch national zu komen. Da man aber der andern wegen einen wolt furnemen, wolten sie sich ferner ires befelchs vernemen lassen13.
Kurbrandenburg: Hetten zu anfang befelch, zuprotestieren, es wurde religion verglichen oder nit, das es nichstweniger bei dem fridtstandt und religion friden pleiben solte. Sovil aber die wege, /71/ die yetzo ernant, [betrifft]: Wuste Brandenburg, das ein frei concilium der ordenlichst weg. Aber tragt die beisorge, wie Pfaltz und Sachssen vor inen gemeldt, und gebe solchs die erfarung des concilii zu Trient. Zudeme, da national concilium furzunemen, wurde der krieg halben nit wol bald darzu zekomen sein. Derwegen ire kfl. Gn. erachten den weg eins freyen colloquii den bekemesten14, so von gelerten, gotseligen leuten zubesetzen. Were dessen modus, maß auch noch auß vorigen handlungen wol zu treffen. Wen man aber davon weiter reden wolte, hetten sie fernern befelch.
Kurmainz: Meintz wolte nichst liebers, dan das die religion durch christliche wege verglichen. Under welchen ire kfl. Gn. den ordentlichsten halten den /71’/ weg eins christlichen concilii, dan derselbig der ordentlichste und der kirchen am gemesten. Und wiewol hievor verhinderung furgefallen, solchs concilii nit gehalten werden mogen, so verhofft doch Meintz, Got werde gnade geben einmal, das es wol zu halten. Wen man nun weiter wolt von anstellung solchs concilii reden, wolten sie sich auch horen lassen.
Österreich: Wolten habendem befelch nach nit liebers sehen, dan das durch gepurliche wege religion mochte verglichen werden. Und wiewol kaiser und konig hievor alle mittel und weg gesucht, so hette die erfarung doch geben, das laider nichst außgericht. Under welchen mitteln und wegen, so bei der kirchen herkomen, sie kein fuglichern oder richtigern ermessen konnen dan /72/ den weg eins generals conciliin. Aber wie dem, so erachten sie dabeneben, das yetziger zeito nit wol in kurtzem solch general concilium anzustellen. Alß were auch national concilium und die form desselbigen in der kirchen so ungepreuchlich, das auf den weg nit zu trachtenp. Als wuste man auch, was fur frucht bei den colloquiis hievor gewesen, namblich das meher verpitterung dan befürderung darauß erfolgt. Und nachdem aber zu keinem furderlichern weg zu komen alß des colloquii, so stimmeten sie auch auf solchen weg colloquii15; doch das zuvorderst preparatoria gemacht und abgeschafft, wes hievor im weg gelegen, namblich alle weitleufftigkait. Und das die sachen per viam consultationis und nit disputationis16 durch etliche gottesforchtige, gelerte leut furgenomen, die in gleicher anzal zu setzen, /72’/ welche ire consultationes an kaiser und konig, auch die stendt zu gelangen, ferner daruf zu handlen, wie im Reich in viis consultationum herkomen.
Bayern: Ir her bedechte auch den ordenlichsten weg zu sein ein christlich concilium. Und da das ins werck zu stellen, were es der richtigst. Aber trugen die vorsorg der verhinderung, wie vorhin per alios gemeldet, und q–dz etwo andere nationen nit viel achtung auf teutschen haben wurden–q. Auch obwol anno 48 viel conditiones dem weg des concilii angehengkt17, hette es auch doch nit mogen wurcklich furgehen. Derwegen sein fl. Gn. viam colloquii für den furdarlichsten erachten, den national concilium were unpreuchlich, und da man pabst davon außschlusse, /73/ weren meher schißma darauß zu gewarten. Der weg der Reichs versamblung: Wuste Bayern nit, wie der anzustellen, das in Reichs rethen disse sachen zu tractieren. Der colloquien halben, so hievor gehalten: Wusten sein fl. Gn. sich zuerinnern, das dieselbig hievor nit vil genutzet, sonder meher verpitterung pracht, also das einer des andern meinung angehort und nit auf vergleichung gedacht. Wen dergleichen colloquium wider anzustellen, riethe Bayern nit darzu, aber da es anzustellen, wie per Ostereich gemelt, so were ir her des bedenckens auch: Also das christliche, gelärte leut in gleicher anzal gesetzt, die per viam consultationis und nit disputationis die sachen uff mittel zurichten, und die consultation further kgl. Mt. und stenden uffs kurtzt furzupringen one einig weitleufftigkait oder disputationr.
/73’/ Salzburg: Dweil diß werck ein gemeines, so die gantze christenheit beruret, were via patrum zu gehen, wie bei der kirchen herkomen, dardurch yederzeit ein unanimis consensus erlangt; welcher weg auch am aller verantwurtlichsten. Derwegen kein ander weg fürzunemen als via generalis concilii.
Pfalz-Zweibrücken: Wie Kurpfalz.
Augsburg18: Die drei erste weges weren in der kirchen wol etlicher massen gepraucht. Dan wol acht concilia generalia gehalten: Wiewol allein die 4 generaliat genent wurden, so weren doch daruf erfolgt 4 sinodusu, ita 8. In Spanien weren gehalten 13 toletana concilia nationalia19, in Affrica auch etlich nationalia20
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v, item in Germania localia concilia, alß moguntinense, wormatiense, treburtiense21, also das /74/ die drei weg wol etlichs mals gepraucht. Colloquia konten verstanden werden sub localibus conciliis, aber unvertreglich und nit vil guts pracht. w–Aber zugedencken auf die weg eines algemeinen christlichen wercks, und nit ein sonderung von anderen nationen zu machen, darauß ein ungleichait in christianissmo zu stifften. Und weren auch hievor die gemeine und national concilia darumb angesehen, das man als komen mogen zu einem gemeinen werck–w. Wie dan Paulus vermanet: „Non sint inter vos scismata“22, hoc est, das sich teutsch nation nit zu sondern. Sonder weren die patres darauf gangen, das ein vera catholica fides vergleichung in ceremoniis und leher anzustellen – das weren die generalia concilia. Die national concilia hetten ire decreten den oberhaubtern geschickt, und daruf ein gemein /74’/ werck erfolgt, also das man auch dieselbig nationalia concilia darnach universalia genent. Solte man von andern wegen reden einer sonderung von andern nationen, da were sein herr der mainung wie die gaistlichen churfursten, dann der weg eins algemeinen concilii der fürtreglichst und richtigistx. Und die nationalia concilia weren nit zu grossen ketzereyen abzuschaffen dienstlich gewesen, y–sonder das die guten christen sich under einander confirmierten–y, also in exemplis toletanorum conciliorum zu spuren, da die konigen alle arianisch gewesen und die episcopi sich confirmiert, biß sie widerumb ein christlichen konig erlangt23. Colloquia anlangendt: Weren die nie fürtreglich gewesen. Weren in Affrica 500 bischofen gewesen contra 500, da hette man 7 personen von yeder part erwelet und 4 excerptores [!], aber nichst furgetragen, wie Augustinus in breviculo und andern episteln [schreibt]24
. Weren auch die colloquia yederzeit /75/ getrungen erfolgt. Ad colloquia gehorten colloquenten, exceptores et notarii und sonst viel darzu, auch das man underschiedlich wisse, wovon man colloquieren wolte, und yeder punct in specie tractiert. Hette nie gelesen in keiner historien, das colloquia ichtes geholffen25. Item schleust auf ein general universal concilium.
Brandenburg-Ansbach: Hette befelch, auf den weg des colloquii zu sehen, auß ursachen, per precedentes confessionis augustanae vermeldet. Und were der einig weg, das man achtung habe auf das wort Gottes und heilige gottliche schrifft, und die privatos affectus hindan setze; und nit zu achten, wes oder wie die concilia gehalten worden. Schleust derhalb auf den weg des colloquii, durch christliche, gelerte leut anzustellen.
Württemberg: Irem hern were kein weg zuwider, so christlichz et secundum praxim apostolorum angestelt. /75’/ Aber auß gehorten ursachen erachtet Wurtenberg, den wegk des colloquii furzunemen, doch absque aliqua submissione.
Hessen: Schliessenaa auf den weg des colloquii, so zu besetzen mit recht geschaffenen leuten, so nit arrogantes, pertinaces oder eigennutzig.
Prälaten: Schleust auf den weg des generalis concilii wie Augspurg.
Wetterauer Gff.: Stimmet auf das colloquium wie Pfaltz und Ostereich. Wen man dan ferner von den colloquenten und notarien reden wol, solt ime nit zuwider sein.
ab–
2. Umfrage, da Kursachsen sich nicht eindeutig erklärt hat
–ab.
Kurtrier, Kurköln: Generalkonzil.
Kurpfalz: Kolloquium.
/76/ Kursachsen: Zu dem concilio generali oder national concilii konte man nit komen ex causis, so gehort worden. Das demnach in disser nation furgenomen, wes zur selen hail dienstlich. Und liessen derhalb ire kfl. Gn. ir den weg des colloquii als den besten, den schleunigsten und furtreglichsten gefallen.
/76 f./ Alle Folgenden wiederholen das Votum der 1. Umfrage. Kurmainz und im Anschluss daran Augsburg votieren für Vertagung.
/76’/ Beschluss: Vertagung bis Montag.
/76’ f./ Fazit: Die geistlichen Kff. sowie Salzburg, Augsburg und die Prälaten, also sechs Voten, sprechen sich für das Generalkonzil aus26
. Die weltlichen Kff. sowie Österreich, Bayern, Pfalz-Zweibrücken, Brandenburg-Ansbach, Hessen, Württemberg und die Wetterauer Gff., also zehn Voten, plädieren für ein Kolloquium.