Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Vertretung der katholischen Reichsstädte durch Schwäbisch Gmünd. 1. HA (Religionsvergleich): Beharren der geistlichen Stände auf dem Generalkonzil und der weltlichen Stände auf dem Kolloquium als Weg zum Religionsvergleich mit jeweils erweiterter Argumentation. Information von FR und SR sowie anschließende Übergabe einer Resolution an den Kg.

/85/ (Vormittaga ) Religionsausschuss 1 . Mainzer Kanzler proponiert: Der Gesandte Schwäbisch Gmünds ist nunmehr angekommen. Er soll gemäß Aussage der protestantischen Reichsstädte die katholischen Städte im Ausschuss vertreten. Zulassung zum Ausschuss?

/85 f./ Umfrage. Einhelliger Beschluss gemäß Votum Kurtrier: Zulassung von Schwäbisch Gmünd. /85/ Da aber andere stet, der alten religion verwandt, ankemen, alßdan mochten sich dieselbigen vergleichen, wen sie deputieren wolten.

/85’/ Demnach Teilnahme des Gesandten von Schwäbisch Gmünd2  für die katholischen Reichsstädte. Damit erhält ab sofort auch der Straßburger Delegierte, der als Vertreter der protestantischen Städte bisher ohne Votum am Ausschuss mitgewirkt hat, das Stimmrecht.

Mainzer Kanzler proponiert: Fortsetzung der Beratung vom 14. 12.

Umfrage. Kurtrier: Liessen es bei irem vorigen voto des wegs halben concilii. Kriegß verhinderung: Weren die potentaten, under denen die krieg, zuersuchen, domit man zu dem concilio komen mochte. Wen solchs versucht und nit zum concilio zekomen, alßdan verner nach andern wegen zutrachten.

Kurköln: Wie zuvor. Baten den andern thail, wol sich mit inen vergleichen.

/86/ Kurpfalz: Beharren auf dem Kolloquium, das auch der Kg. befürwortet. Daruf sie sich versehen, die andere, so nit irer meinung, wurden sich mit konig und dem mehern verglichen haben. Dweil aber solchs nit wil erfolgen, sonder jungst noch meher ursachen furgewendt pro confirmatione colloquiib , 3, und aber in religions sachen nach dem wort Gottes allein zu consultieren und die polliticia nach guter vernunfft, so wellten sie antwurt auf die ursachen, so negsthin furgewendet, geben, desgleichen auf die ungeschickte argumenta, so per Augspurg eingefurt4, so nit hieher gehorig. Derwegen sie auch wol leiden mochten, das sich Augspurg solcher ungeschickter ar- /86’/ gumenten enthielte, dan sie sonst nit underlassen konten, irem gewissen nach sich daruf auch zuverhalten, welchs weitleufftigkait pringen wurde. Bitten derwegen, ime5 solchs zu undersagen. Nun were Pfaltz wol bewust, das der richtigst weg sei concilii, namblich da es algemein, frei und christlich, quid importent illa verba bene considerandum. Uff ein solch concilium weren confessionistae von kaiser vertrostet, aber were bei dem pabst nit zuerheben gewesen, sonder habe partheyische conciliabula gen Mantua und Trent angesetzt6. Wie confessions verwandte die recusiert, wie dan Franckreich wider solch conciliabulum tridentinum protestiert7; wie der beschluß auch mitpracht, quale fuerit concilium. Ideo allein bei den worten zupleiben frei, algemein und christlich, et quid importent etc. Das aber bapst, der sich wider Got und kaiser gesatzt und etlich churfursten, bischofen etc. beipflichtig gemacht, [das Primat beanspruche]: Solchs gehorte nit zu vergleichung, /87/ dan solchen primatum hette pabst wider evangelium, patres et scripturas vindiciert und mit tirannischen gewalt zuerhalten understanden. Dan in historiis befunden, quando episcopi in pari conditione steterunt, das es wol gestanden. Aber nachdem man den geitz nach primatum angestelt und nach dem regno gestanden, hette der teuffel ime beifall gethanc. Dardurch alles ubels im pabstumb erfult, also das nichst ubriges [bleibt], dan als schrifft sagt, das er durch den munt seines geistes zerstoret werde8. Was solchen primat anlangt, vide acta concilii carthaginiensis 6., darin Augustinus gewesen, darin dem bapst das primat aberkant und er pro ein vorberaitung antechristi gehalten9. Et hoc quantum ad primatum auf augspurgisch votum, quem10 petit compesci ut supra. Sovil aber die rationes, per churfursten furgewendet11, anlangt: Hielte es /87’/ Pfaltz für unmoglich, ein concilium der pilligkait qualificiert ins werck zu stellen propter decisiones, dan pabst scheucht es12 licht. Das dan furgewendet, colloquium kein submission auf ime trage und on frucht abgangen: Dweil religion fride die vorige verhinderung abschneiten, solten pillig churfursten13 von solchen argumenten abstehen. Befunde in actis colloquii ratisponensisd, das keiser gesucht, nachdem kein vergleich getroffen, das man wolte auff wege gedencken, aber catholici hetten concilium et auctoritatem14 miteinmischen wellen15. Darumb solch colloquium, auch das zu Hagenau on frucht abgangene. Da man dan noch daruf bestehen wolte, wen man colloquierte, das man auctoritatem erstlich pontificis wolte suchen, so were kein vergleichung doch zuverhoffen, sonder muste man dem babst zu fuß fallen und eben sein willen thun. Quod fieri non posset propter conscientiam, dan /88/ wie er ein heiliger vater, gebe die erfarung. Man wuste sich aber des Heiligen Reichs status zu erinnern, in quo caput cesar et rex, status et electores corpus et concives, veluti et ecclesiastici habent ditiones et regalia a cesare uti seculares. Item fuerunt omnes in uno baptismo Christo incorporati, et cesari tamquam membra mit aiden und pflichten zugethan und des Reichs halben dem babst nichst verwandt, sonder schuldig, Reichs wolfart zu suchen und kaiser und konig zu gehorchen. Ita quod illa vota, quibus Christo et Imperio addicti sunt, debet praeferre iniquis et aliis, quibus pontifici obstricti, nam maius votum tollit minus, also hetten sich pontifici addicti keins periurii zugefaren etc. Das dan furgewendt, das man zu versuchen, obe zum concilio zu komen, wo nit, alßdan andere wege zu versuchen: Dweil die meinung, das collo- /88’/ quium nit solle einig submission auf ime tragen, sonder colloquenten irer collation kaiser oder konig alß haubtern und den stenden relation thun, daruf via ordinaria, wie in Reichs handlungen herkomen, zum beschluß zuprocedieren, wie dan viel weltliche fursten yetzt seindt, die des wort Gottes auch berichtet, so zweiveln sie nit, cesar, rex et status werden audita relatione die weg der vergleichung wol treffen; wo nit, alßdan den sachen weiter nachgedenckenf. g–Schißma betreffend: Were ungeschicklich erregt, dan der sondert sich allein abe, der wider Gottes wort ein neues machet. Derwegen zu sehen, wie man von Gottes wort sich nit absondere–g. Und lege nichst daran, wes andere nation theten, dan evangelium: „Oves meae meam vocem audiunt“16. Qui nolunt audire sicut romani, sunt illi scismatici. /89/ Alß dan auch furgefallen, wen concilium nit erfolgte, das alßdan noch zu bedencken, obe besser, colloquium an die handt zu nemen oder aber das man es bei religion fride liesse pleiben: Postquam militat maius argumentum, das an der vergleichung viel gelegen, sol das colloquium an die handt zu nemen sein. Wolt es nit geraten, alßdan a minori ad maius zu procedieren. Bitten derwegen, die andere wolten sich mit inen vergleichen, sonst konten sie sich der gedancken nit erweren, dan das die jenigen, so auf das concilium als ein unmöglichs tringen und beharten, nit begirich zu der ainigkait der religion. Wo es je nit gehen will, musten die im furstenrathe der sachen bericht werden und nachgehendts die sachen an die kgl. Mt. gelangt werden.

Kursachsen17: Ex parte, qui concilium petunt, sunt tertia argumenta: 1) Quod /89’/ concilium via ordinaria; 2) quod in colloquio kein decision seye; 3) das ein absonderung disser nation von andern beschehe, wie solchs allerseitz mit guten ursachen angezogen. So hetten sie auch negst den augspurgischen gehort, zu anfangs zu versuchen, obe zum concilio zu komen; wo nit, das nachmals zubedencken, obe es pesser, das man colloquium anneme oder aber religion fride pleiben lassen wolte. Nun wusten sie sich zu erinnern, das der buchstab solchs fridens mitpringe, die vergleichung erfolge oder nit, das derselbig bestehen soll18. Derwegen sie befelch, daruf sonderliche achtung zugeben, das dem friden religionis nichst benommenh; wie sie dan repetiert haben wolten, solchen friden in sein crefften beruhen zu lassen. Ad argumenta praeallegata: Quod sit concilium via ordinaria: Da weren sie auch gehort, der meinung zu sein, doch wofer solch concilium frei, /90/ gemein und christlich angestelt ad determinationem des wort Gottes. Dweil man aber nit darzu komen mag ex causis, quod cum papa non potest convenire super indictione, votatione, praesidentia et determinatione. Wiewol nun per Augspurg derwegen argumenta furgetragen, wil er19 daruf antwurten. Und sonderlich auf den canonem apostolorum, darin pontifici indiction allein zugestelt sein soll: Da weren post tempora apostolorum canones etliche gemacht, die nachmals alß contraria nit fur auctentick gehalten. Also were disser canon auch nit auctentick, 1) quia canones debent esse strictae observantiae, 2) quia concedit pontifici primatum, i–quod est actis apostolorum contrarium–i, 3) quod in primitiva ecclesia non fuerit primatus, sonder seindt allein superintendenten und pastoren gehalten /90’/ usque post 600 annos post passionem, ubi Bonifatius primo sumpsit nomen pontificis20. Wie dan auch in conciliis magnis die pabst sich nit des namens pontifici gepraucht. Ideo wil disser canon alß contrari nit auctentick gehalten werdenj. Soviel presidieren und votieren anlangen: Est verum, quod episcopi in illis conciliis communicarunt amicabiliter, verum non fuerunt episcopi prout nunc, sed per impositionem manuum allein vociert und dem babst mit keinen aiden zugethan. Tales episcopos, qui sunt tantum electi per impositionem manuum et invocationem spiritus sancti habent augustanae confessionis principes etiam et non laicos. k–Et non obstare debet allegatio successionis, nam si successio ita allegari vult, esset pontifex equalis eim andern pastor unacum illorum kirchen leheren, konte man darumb nit excludieren, /91/ qui sunt electi per impositionem manuum. Item successio ordinaria non debet tantum [!] habere constitutionem in religione, ursach prima, mirabiliter deus aliquando suam ecclesiam transtulit et sanavit, uti Augustinus in epistola 16621. Item scriptura, si quis ex celo aliud evangelium praedicaverit, anathema sit. Item von der zeit Aaron were die ecclesia nit alwegen in successione plieben, sonder enderung genomen usque ad tempus Christi et eius passionem. Item tempore arianorum weren die sachen nit gestanden in multitudine episcoporum, dan adversa episcopos meher gewesen, sonder were die heilige schrifft die schnur gewesen. Darumb gotsfortige leut und die heilige geschrifft hierzu gehorig. Und konten sich darumb protestantes nit vergleichen, quod pontifex et sui episcopi tantum debeant habere voces decisivas, sonder stehet geschrieben: /91’/ „Spiritus sanctus admonebit ea, quae ex me audivit“22. Und also die concilia ex spiritu sancto et super scriptura ire decisiones zufassen. Jedoch hette ecclesia in rebus dubiis vil auctoritet, da ire lehere nit dem wort Gottes zuwider und da ire leher per manus apostolorum tradiert. Welchem zuwider eingerissen communio utriusque speciei et coelibatus. Item non derogant etiam patribus, sonder admittieren Basilium magnum23, qui etiam habet solam fidem iustificare hominem, item Epiphanium24 und andere, so christlich–k. Auß diessen disputationen erfolge, das man sich nit vergleichen moge auf den weg eins conciliumbs und das die unmoglicheit probiertl. Derwegen colloquium zubefurdern, wofer man vergleichung begerte. Schisma anlangendt: Were die furcht nit, wen sich teutsch nation vergleichen wurde; stunde zu verhoffen, andere potentaten wurden wol zu inen tretten, /92/ wen sie gute angestelte vergleichung vermercken. Item weren auch nit der mainung, das die colloquenten sollen decisionem haben, dan ein solch werck nit auff menschen zu stellen. Wen aber collation der colloquenten anpracht ad cesarem aut regem et status, alßdan ferner nachzugedencken ad vergleichung. Schleust auf colloquium. Wo man sich nit vergleichen konte, referatur ad status.

Kurbrandenburg: In den sachen were, wo nit uberflussig, doch zum wenigisten genugsam geret. Liessen es bei iren vorigem voto. Und nachdem man nit zum concilio komen mag, warumb wolte man dan nit colloquium, welchen weg man haben mochte, furnemen? Dan religion fride nit genugsam zu einhelligem verstand der gemuter. Wover man sich nit der ding vergleichen konte, were es zureferieren, wohin es ordenlich gehort.

/92’/ Kurmainz: Liessen es pleiben bei iren vorigen votis. Und nachdem ungleiche meinungen, mag man ad relationem procedieren.

Österreich: Verharten auch auf iren vorigen votis, das der weg des colloquii zu suchen. Achten auch vonnoten, das ubrige disputationes numeher vermitten und abgeschniden, sonder das die sachen referiert per viam, wie von alters herkomen, da gleicher gestalt ausschuß gehalten.

Bayern: Verharten auch auf irem vorigen voto, das der weg des conciliim [!] zuversuchen. Und wes darin bewogen, das solchs nachmals ordentlich approbiert werde.

Salzburg: Verharren auch auf vorigen votis und dem weg des concilii, angesehen das die unmoglicheiten wol ausser wegs zu pringen, bevorabe da man pabst, keiser und Engelandt25 zum friden adhortierte. /92’ f./ Nunmehr Referat der Positionen vor FR und dann vor dem Kg.

/93/ Pfalz-Zweibrücken: Liesse es bei vorigen votis. Et referatur.

Augsburg26: Itzt were zum dritten mal von den wegen geret worden. Darunter auch etliche argumenta fürgangen und erzelet worden. Wes er27 fürpracht, were guter meinung beschehen. Wust sich keiner unbeschaidenhait zuerinnern, dan sein meinung nit, jemandts zu schimpffieren. Darumb bedurfft es nit, das man ime begert, silentium zu imponieren. Er hette gedultiglichen und gern gehort ex adversa parte argumenta, darumb ime auch ein frei stimme zulassen, wie im Reich herkomen, bevorabe da er niemandt schmehet. Ad principale negotium were er noch der meinung, das concilium der ordenligst weg, dardurch in gemein vera catholica religio erhalten, referendo se ad acta et patres. Diesse ursachen /93’/ hetten auch die affricani episcopi in irer verfolgung gehalten, uti Justinianus in codice28, da sie sich alwegen auf das gemein gezogen. Solchs were sein grundt gewest in der erster umbfrag29, den er referiert nachmalsn. Das er darzu zu bestettigung etliche argumenta gepraucht, were der indiction halben allegiert worden ein canon apostolorum. Derselbig were in niceno approbiert30 und von dem Athanasio magno und seinen mitbischofen in Egipto et Libia allegierto , 31. Ideo non censendus inter apocrephap , 32. Des primats halben funde er in epistolis Anacleti et sequentium, das sie den romischen bischofen pontificem genant33. q–Item Martianus34 in suis epistolis zu lesen indictionem et praesidentiam–q. Item tempore Martialis papae propter excessus est concilium per episcopos indiciert, aber in concilio gesagt, „causam tuam tu ipse iudica“35. Indictionem zuprobieren vide calcedonensem concilium36 , r. Qui vocandi et qui /94/ deffinitiones etc. funde man in subscriptionibus conciliorum antiquissimorum, aber quod patres possint substituere prelatos potest fieri. Successionem anlangendt funde man, das in den conciliis alwegen gefraget, a quo es ordinatus et quae est successio tua. Also pleibt man in successione uti Tertullianus, Ireneus, Augustinus in diversis locis, quos posset allegare37 , s. In vocatione conciliorum non etiam spectanda multitudo, wie hievor von ime geret, das etwo turmae gemacht. Definitiones et vota anlangendt, were von ime auch genugsam außgefurtt. In conciliis werden gehandlet etliche articul, fidem anlangendt, die sol man ex scriptura definieren und weiter nit. Sonst ceremonialia, ritus etc. anlangendt, were auf die apostolicas traditiones zu gehen. u–Die pollitica weren non ex scripturis definiert, sonder ex auctoritate conciliorum, daruber die decreta conciliorum zu lesen. Wes auf die traditiones conciliorum et patrum zuhalten, da lese man Irineum et Tertulianum–u , 38. Item in conciliis /94’/ weren auch etwo publica als fride inter reges etc. tractiert, daruber unvonnoten, scripturas zuhaben. Ideo in conciliis zu handlen der gestalt, das es sacrae scripturae nit zuwider. Uff andere furgeprachte argumenti uti ad istam disputationem non pertinentia, wil er dißmalß nichst reden, tametsi possetv. Was des religion fridens halben furpracht: Seye sein verstandt, wen die religion verglichen, das alßdan ein ebiger fride sein werde. Seye nit sein meinung, das religion fride soll umbgestossen werden. Bitt derhalb, ime sein wort nit zum argsten außzulegen. Schleust uff sein vorige vota. Und auf den fall, da man der bedencken nit einig werden konte, ad relationem zuprocedieren.

Brandenburg-Ansbach: Wie vorhin und ad relationem.

Württemberg: Auch wie vorhin et quod procedat ad relationem.

Hessen: Wie Sachssenw. Quae extra propositum allegata, liessen sie pleiben.

/95/ Prälaten: Ut suprax. Et quod referatur.

Wetterauer Gff.: Ut supra. Referatur.

Stadt Straßburg: Hette disser tag von zweyen wegen horen reden, des concilii und colloquii. In deme vergleichen sie sich mit Pfaltz und Sachssen.

Stadt Schwäbisch Gmünd: Hette gehort von zweyen wegen zur vergleichung reden. Dweil man aber nit mogen daruber auf einen oder den andern einig werden, mogen die sachen an gepurliche ort referiert werden.

Kurmainz resümiert: /95 f./ Da man allerseits auf den Voten beharrt, sollen die Deputierten von FR und SR ihre Kurien über den Verhandlungsstand informieren39 . Für KR ist dies nicht erforderlich, da alle Kff. im Ausschuss vertreten sind.

Anmerkungen

a
 Vormittag] Kursachsen A (fol. 404’) differenzierter: 8 Uhr.
1
 Referate und Votenauszüge: Bundschuh, Religionsgespräch, 184–191; Bucholtz VII, 363–365.
2
 Stättmeister Paul Goldsteiner, einer der führenden Katholiken der Stadt und Teilnehmer am RT 1555 ( Bundschuh, Religionsgespräch, 184, Anm. 49; Pfeiffer, Religionsfrieden, 234).
b
 colloquii] Kurpfalz B (fol. 19’) zusätzlich: Zusammenfassung der von den geistlichen Ständen vorgebrachten Argumente für das Generalkonzil: 1) Glaubensspaltung betrifft nicht nur das Reich, sondern die gesamte Christenheit. 2) Konzil hat im Gegensatz zum Kolloquium Entscheidungsbefugnis. 3) Kolloquien waren bisher ergebnislos. 4) Kolloquium birgt die Gefahr eines Schismas.
3
 Wohl verschrieben für: concilii.
4
 Vgl. Kurmainz A, fol. 81–83’ [Nr. 321].
5
 = dem Augsburger Delegierten Braun.
6
 Von den CA-Ständen abgelehntes Konzil von Mantua-Vicenza 1537–1539, das nach viermaliger Prorogation am 21. 5. 1539 suspendiert wurde ( Jedin, Geschichte I, 234–279; zur lutherischen Reaktion auf Mantua: Spehr, Luther, 454–505). Erste Tagungsperiode des Konzils von Trient sowie Translation nach Bologna (Dezember 1545 bis Herbst 1548) ohne protestantische Beteiligung ( Jedin, Geschichte II, passim; Geschichte III, 25–196). Zweite Tagungsperiode in Trient 1551/52 mit zeitweiliger Anwesenheit von Gesandten und teils Theologen der CA-Stände Kurbrandenburg, Kursachsen und Württemberg sowie der Stadt Straßburg ( Jedin, Geschichte III, 226–399 passim; vgl. auch Jedin, Die Deutschen, 232–235; Koch, Protestanten, 91–94). Zur Beschickung durch die CA-Stände und deren Zulassung vgl. Anm.9 bei Nr. 455.
7
 Zu den protestantischen Rekusationsschriften vgl. Anm.4 bei Nr. 320. Protest Frankreichs gegen das Konzil im Oktober 1551: Verweigerung der Teilnahme und der Anerkennung als allgemeines Konzil, das nicht dem Nutzen der Kirche, sondern den Partikularinteressen des Ks. diene ( Jedin, Geschichte III, 265–267, 290 f.).
c
 gethan] Kurpfalz B (fol. 20’) zusätzlich: Und were das das schisma, das der babst sich abgesondert von der wharen christlichen kirchen.
8
  Jes 11,4.
9
 Gemeint ist wohl das Konzil von Karthago im Jahr 418, das ein Appellationsverbot für verurteilte Kleriker nach Rom aussprach, oder das in gleicher Sache erfolgte Beschwerdeschreiben des karthagesischen Konzils von 424 an Papst Cölestin I. (so Bundschuh, Religionsgespräch, 185, Anm. 51, mit Nachweisen).
10
 = den bfl. Augsburger Delegierten.
11
 Bezugnahme auf die Voten der geistlichen Kff. in der Sitzung am 14. 12.
12
 = das.
13
 = die Gesandten der geistlichen Kff.
d
 colloquii ratisponensis] Kurpfalz B (fol. 21’) eindeutig: Regensburger Kolloquium von 1541.
14
 = des Papstes.
15
 Bezugnahme auf das Regensburger Religionsgespräch 1541 und die dort von Legat Gasparo Contarini vorgelegten Erklärungen vom 10./12. 7. und 19. 7. ( Ganzer/zur Mühlen, ADRG III, Nr. 208 S. 605 f., Nr. 223 S. 689), in denen er die Approbation auch der bereits verglichenen Artikel Papst und Konzil vorbehielt. Die katholischen Stände hatten zuvor vom Ks. die Einbeziehung des Legaten in die Entscheidung der strittigen Artikel gefordert (Erklärung vom 6. 7. 1541: Ebd., Nr. 199 S. 571 f.). Vgl. Bundschuh, Religionsgespräch, 186, Anm. 186; Hollerbach, Religionsgespräch, 160; Luttenberger, Kaiser, 129–132. Vgl. auch Anm.4 bei Nr. 329.
e
 abgangen] Kurpfalz B (fol. 21’) zusätzlich: Auf den bisherigen Konzilien und Kolloquien ist nichts anders gehandlet, dann was dem babst gefallen. Und wan man dasselbig noch thuet, seie man albereits verglichen, dorffe weder concilii, colloquii noch anders gehalten werden.
f
 nachgedencken] Kurpfalz B (fol. 22’) zusätzlich: wie solichen durch ein generall- oder nationall concil abzuhelffen.
g–
Schißma ... absondere] Kurpfalz B (fol. 22’) differenzierter: Und man hett sich gar kheins schisma zubefaren in dem colloquio. Zu dem were das kein schisma, wan ein nation von der andern abfelt, sonder das seie schisma, wan man sich in glaubens sachen zertrent und neue secten einfuert.
16
  Joh 10,27.
17
 Vgl. auch die Wiedergabe des Votums wohl annähernd im Wortlaut im Bericht der kursächsischen Gesandten an Kf. August vom 21. 12. 1556: HStA Dresden, Loc. 10192/5, fol. 301–318’, hier 306’–314. Or.
18
 Religionsfrieden (Art. 12) im RAb 1555, § 25 ( Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 390 S. 3112).
h
 benommen] Kursachsen A (fol. 409) zusätzlich: Derwegen er [der Augsburger Gesandte] sich diser reden wol hett enthalden sollen.
19
  Dr. L. Lindemann, der kursächsische Delegierte im Ausschuss.
i–
 quod ... contrarium] Kursachsen A (fol. 409’) deutlicher: Bei den aposteln were kein primat gewesen, sonder einer wie der ander.
20
 Bezugnahme auf Papst Bonifaz III. (607), der erreichte, dass der oström. Usurpator Phokas (reg. 602–610) den Anspruch Roms als Haupt aller Kirchen anerkannte. Luther sah dies als Beweis für die Begründung des Papsttums durch einen Kaisermörder und für die Entartung der römischen Kirche ( Bundschuh, Religionsgespräch, 187, Anm. 56, mit Quellenachweisen; vgl. Decot, Entstehung, 139).
j
 werden] Kursachsen A (fol. 409’) zusätzlich: Und weil man der indictio mit dem babste nicht konn einig sein, so were uf andere wege zudencken. [...] Zu derselben zeit hetten sich die bebste des primats nicht angemast, sich auch des weltlichen regiments enthalten.
k–
 Et ... christlich] Kursachsen A (fol. 410) knapper: Man solle uf die ordinari sucessio nicht sehen, sondern man solle nach Gots wort richten und sehen. Dan dasselbig were die richtschnur und decision. Und weil man sich des concilii nicht kan vergleichen wegen des babst und seiner bischoven, so konne sich ir her mit inen nicht einlassen. Die concilia weren hievor contraria gewesen, darumb uf die successio nicht zusehen. Die sacrament der einerlei gestalt, item verbot der pristerehe were nicht bei den aposteln, sondern hernach durch die pebste eingesetzt und geordnet.
21
  Wortlaut des Zitats im kursächsischen Bericht vom 21. 12. (wie Anm.17, hier fol. 310’): „Si vis evangelii penderet ex dignitate ministri, fides nostra esset incerta.“ Das Zitat stammt aus Melanchthons Schrift „Enarratio secunda tertiaeque partis Symboli Nicaeni“ (1550). Edition: Hasse, Melanchthon, 45–183, Zitat 154. Melanchthon übernahm die Textstelle wörtlich aus seinen „Loci theologici“ von 1543 ( CR  XXI, hier Sp. 841). Mit Augustinus, Epistula 166, ist nach der heutigen Zählung Epistula 105 gemeint: „Augustinus episcopus catholicus Donatistis.“ ( CSEL  34/2, 595–610).
22
  Joh. 14,26. Korrektes Zitat in der Zusammenfassung der Gegenargumentation im Augsburger Votum (vgl. Anm.26, hier fol. 123’): „Paracletus autem spiritus sanctus docebit vos omnia et suggeret vobis omnia quaecumque dixero vobis.“
23
 Basilius der Große (um 330–379), Bf. von Caesarea und Metropolit von Kappadokien ( BBKL  I, 406–409).
24
 Epiphanius (um 315–403), Bf. von Salamis (Konstantia) und Metropolit von Zypern ( BBKL  I, 1521 f.).
l
 probiert] Kurpfalz B (fol. 24’) zusätzlich: Dazu kommt, das etlich neben dem babst nit allein gern den undergang deutscher nation, sonder auch die unvergleichung der religion sehen.
m
 concilii] Kurpfalz B (fol. 25’) und Kursachsen A (fol. 411) abweichend und korrekt: colloquii.
25
 = Kg. Philipp II. von Spanien.
26
 Das Augsburger Votum ist als singuläres Stück wohl im Wortlaut überliefert. Die Bezugnahme auf das aktuell in der Umfrage vorausgehende Kurpfälzer Votum lässt vermuten, dass es erst nach der Sitzung formuliert wurde. Zusätze daraus werden im Textapparat angemerkt. HStA München, KÄA 3178, fol. 121–159’ (Kop.) = Vorlage für folgende Ergänzungen. StA Augsburg, Hst. Augsburg MüB Lit. 1111, unfol. (Kop. mit Korrekturen von Hd. Braun). Vgl. Rössner, Braun, 292, Anm. 120. Auszüge aus dem Votum: Riess, Canisius, 193.
27
 = Dr. Konrad Braun, Augsburger Kanzler und Delegierter.
28
 Codex Iustinianus, passim, u. a. I.1. 8.19, I.27.2: Krüger, Corpus II (bes. 11, 79 f.).
29
 Gemeint: Das Votum Brauns in der Beratung am 14. 12. (Kurmainz A, fol. 82 [Nr. 321]).
n
 nachmals] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 122–123’) zusätzlich vor dem Folgenden: Es geht um die Zurückweisung der Gegenargumentation zum Konzil mit den strittigen Punkten: Einberufungsrecht, Vorsitz und Primat des Papstes, Entscheidungskompetenz, Stimmrecht für Laien, apostolische Sukzession.
30
 Zur vermeintlichen Bestätigung der apostolischen Kanones durch Nikaia 325 vgl. Anm.10 bei Nr. 321 .
o
 allegiert] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 124) differenzierter: in epistula ad Felicem [Papst Felix II.].
31
 Bezugnahme auf einen fiktiven Brief (vgl. Anm. o) des Athanasius von Alexandria an Papst Felix II. (pseudoisidorische Fälschung). Druck: http://www.pseudoisidor.mgh.de/html/135.htm; ältere Ausgabe: Hinschius, Decretales, 478–483. Vgl. Frauenknecht, Traktat, 27 mit Anm. 53.
p
 apocrepha] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 124) zusätzlich: denn obwohl einige Canones zurecht als apochryphi verworffen werden, so sein doch anndere canones apostolorum in gueter anzal, die on zweifel durch die apostel gesetzt, /124’/ darunter auch der angeregt canon de indictione concilii.
32
 Replik zum Votum Kursachsens. Vgl. oben, fol. 90.
33
 Nach Bundschuh, Religionsgespräch, 189, Anm. 63, wohl zu beziehen auf den 2. Anacletus-Brief (pseudoisidorische Fälschung), H. 24. Vgl. http://www.pseudoisidor.mgh.de/html/013.htm; ältere Ausgabe: Hinschius, Decretales, 79.
q–
 Item ... presidentiam] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 125) eindeutig: Die Einberufung von Konzilien durch christliche Ks.  aus bewilligung, zuelassung unnd authoritet aines romischen bischofs wird damit bewiesen, dass Ks. Martianus [= Marcianus, 450–457] das Konzil von Chalkedon [451] gemäß Vollmacht Papst Leos I. [440–461] anberaumte, wie der Briefwechsel des Ks. mit dem Papst zeigt.
34
 Bei Bundschuh, Religionsgespräch, 189, Anm. 64, wird „Martianus“ irrtümlich als Verwechslung Brauns mit Pseudo-Marcellus korrigiert. Vgl. dazu Textapparat, Anm. q.
35
 Bezugnahme auf die angebliche Synode von Sinuessa im Jahr 303, wo sich Papst Marcellinus (296–304) wegen der Anklage, er sei vom Glauben abgefallen, selbst verurteilen sollte. Bei den Akten der Synode handelt es sich um eine Fälschung vom Anfang des 6. Jahrhunderts ( Bundschuh, Religionsgespräch, 189 f., Anm. 65).
36
 Vgl. Textapparat, Anm. q.
r
 concilium] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 125’–126’) zusätzlich: Ausführliche Begründung des päpstlichen Primats als Voraussetzung für die Position des Papstes am Konzil.
37
 Im „Augsburger Votum“ (Anm. 26, hier fol. 126’–129’) sind die angesprochenen Zitate wörtlich wiedergegeben. Demnach handelt es sich um: Tertullian, De praescriptione haereticorum, XXXVI, 1–3 ( CCSL 1 [Tertulliani opera I], 185–224, hier 216 f.); Irenäus von Lyon, Adversus haereses, III, 3,2 ( Brox, Irenäus III, hier 30 f.); [sodann weitere, oben fehlende Belegstellen (Hieronymus, Athanasius)]; Augustinus, Enarrationes in Psalmos, 108 ( CCSL  40, 1585–1601). Abweichende Nachweise bei Bundschuh, Religionsgespräch, 190, Anm. 66, auf der Grundlage von Kurmainz A, wo die Zitate fehlen.
s
 allegare] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 129’ f.) zusätzlich: So wie Petrus das Primat unter den Aposteln hatte, haben es seine Nachfolger unter den Bff., und so hat es die römisch apostolische Kirche unter den anderen apostolischen Kirchen. /130–141’/ Fazit: Einberufung des Konzils steht dem Papst zu; nochmalige Argumentation mit zahlreichen Beispielen für das päpstliche Primat.
t
 genugsam außgefurt] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 134–149’) differenzierter: Nochmalige, mit Beispielen und Zitaten gestützte Argumentation auch zur apostolischen Sukzession.
u–
 Die ... Tertulianum] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 150–152’) differenzierter: Ausführliche Darlegung mit Beispielen und Zitaten, um die Berücksichtigung der Tradition neben der Schrift zu rechtfertigen.
38
 Vgl. Anm. 37.
v
 posset] Augsburger Votum (Anm. 26, fol. 152’–158’) zusätzlich: Ausführliche Zurückweisung des Kolloquiums. Kurpfalz B (fol. 26’): Falls zum Konzil nit zu khomen, das seins bedenckens besser, in religion frieden zupleiben, dan sich in ein colloquium einzulassen, dan vill puncten doch letzlich muesten auf eim concilio tractirt und verglichen werden, so im colloquio nit bescheen mag.
w
 Wie Sachssen] Hessen A (fol. 176) differenzierter: Beharren zum dritten Mal auf dem Kolloquium und lehnen ab, zunächst ein Konzil anzustreben und nur für den Fall von dessen Scheitern das Kolloquium einzuberufen. Falls man beim Kolloquium zu entlicher vergleichung nit khomen kont, so mocht man ursach haben, von wegen deß concilii zuberatschlagen. /176 f./ Zum Religionsfrieden wie Kursachsen.
x
 Ut supra] Kurpfalz B (fol. 26’) anders: Wie Augspurg.
39
 Bekanntgabe im SR noch am 16. 12. Beschluss: Unterstützung möglichst einer einhelligen Resolution an den Kg., andernfalls Befürwortung des Kolloquiums (Nürnberg, fol. 142’–144’ [Nr. 256]). Bekanntgabe im FR am 18. 12.: Geteilter Anschluss an die Voten im Ausschuss (Österreich B, fol. 508 [Nr. 156]).