Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Vorbereitung des Religionsvergleichs auf einem Kolloquium ohne Beschlusskompetenz. Vorlage der unverbindlichen Ergebnisse vor Ks., Kg. und Reichsständen zur Begutachtung und Stellungnahme. Bedingungen der katholischen Stände für das Kolloquium: Keine Präjudizierung eines künftigen Generalkonzils als zuständige Instanz für den Religionsvergleich durch das Kolloquium. Keine Beeinträchtigung von Stand, Amt und Verpflichtungen geistlicher und weltlicher katholischer Ff. durch das Kolloquium. Ablehnung der Bedingungen durch die CA-Stände: Keine Bindung des Kolloquiums an ein Konzil. Herstellung der Vergleichung auf der Grundlage der Heiligen Schrift, keine Entscheidungsgewalt des Papstes. Billigung eines späteren freien ökumenischen Konzils nach eigenen Vorgaben. Weitere Gültigkeit des Religionsfriedens. Ablehnung der Amtsklausel als Beschränkung der Redefreiheit der Kolloquenten.

Bedenken der CA-Stände im geteilten Abschnitt in deren Versammlung gebilligt am 25. 1. 15571. Im Religionsausschuss sowie in FR und SR verlesen und gebilligt am 26. 1.2 Dem Kg. übergeben am 27. 1.3 Von den Reichsständen kopiert am 28. 1.

HHStA Wien, RK RTA 38, fol. 373–380’ (Kop.) = Textvorlage. HStA München, KÄA 3177, fol. 154–161’ (Kop. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57. Dorsv.: Der curfursten räthe, der anwesennden fursten und stännde und der abwesennden potschafften ainhellige resolution und daneben unndderschidliche bedenckhen auff der kgl. Mt. resolution von wegen des bewilligten colloquii. [Nr.] 18. Irer Mt. ubergeben 28. Januarii [!] anno 57.) = B. HStA Düsseldorf, JB II 2295, fol. 72–79’ (Kop. Überschr.: Der churfursten rethe, erscheinenden fursten, stend unnd der abwesendenn gesandten potschafften anderwerts bedenckenn auff der röm. kgl. Mt. den 24. Decembris uberraichte resolution in causa religionis, belangende das concilium oder christlich colloquium. Der röm. kgl. Mt. am 27. Januarii uberraicht. Aufschr.: Lectum Ratisponae, 28. Januarii anno 57.) = C. HStA Stuttgart, A 262 Bü. 50, fol. 191–201’ (Kop.). HStA Weimar, Reg. E Nr. 179, fol. 213–220a’ (Kop.). GStA PK Berlin, I. HA Rep. 10 Nr. X Fasz. C, fol. 75–84’ (Kop.). Referiert bei Bundschuh, Religionsgespräch, 210 f.

/373 f./ Der Religionsausschuss und sodann die Kurien haben die Replik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich)4  beraten und daraus vernommen, dass er zwar das von den geistlichen Ständen bevorzugte Generalkonzil /373/ fur den rechten, ordenlichen weg hält, der aber derzeit keinen Erfolg verspricht, weshalb der Kg. wie die weltlichen Reichsstände ein Kolloquium befürwortet.

/373’/ Damit es dann von niemandts darfur gehallten moge werden, als ob bemellte geistliche churfursten, fursten, auch der allten religion anhengige weltliche fursten unnd stenndt durch verweigerung solches colloquii ire religion unnd leher offentlichen, auch fur menigclichen zubekhennen einichen scheuch trugen, sonnder zu spuren, dz sy guete, christliche unnd bestendige rechnung daruber zugeben urbittig, so wellen sy und anstatt der abwesenden die gesanndten rette auf solich der röm. kgl. Mt. guetbedunckhen unnd ermessen den weeg des colloqui inen auch nit zuentgegen sein lassen, sonnder thuen sich mit irer Mt. neben der dreier welltlichen churfursten reten, den welltlichen anwesenden fursten, stenden unnd der abwesennden gesandten podtschafften in dem vergleichen, das in namen des allmechtigen ein colloquium ordenlicher unnd gepurlicher weiß, wie dann ferner nochmals zubedenckhen unnd zuvergleichen, angestellt werde: Nemblich auf maß unnd form einer christlichen, freundtlichen consultation, unnderredt und beratschlag- /374/ ung der sachen, darinn alle hanndlungen, so furgenomen, unverpundtlichen unnd unvergrifflichen seien. Unnd also solich colloquium khein erkhanndtnus, decision, determination oder definition auf ime trage, sonnder das bemelte hanndlungen alle, auch der colloquenten freuntlich, vertreulich gesprech, unnderrede und collation sambt irem ratsamen bedenckhen nachmals der röm. ksl. oder irer kgl. Mt., curfursten, fursten und stennden des Reichs furpracht und ein yeder standt der gepur unnd seiner notturfft nach, auch frei unnd unvergrifflichen uber alle articel unnd puncten, so in solchem freundtlichem gesprech furkhomen unnd beratschlagt, gehordt werde.

Daneben gleichwoll unnd über yetzt ertzellte qualitates, deren man sich also einmuetig verglichen, der dreier geistlichen churfursten rete, die anwesende geistliche, auch merersthails der alten religion anhengige welltliche fursten, stenndt unnd der abwesenden gesandte podtschafften ferner bewegen und ermessen, nit allain irent-, auch irer gnedigist unnd gnedigen herrn unnd obern halb, sonnder auch umb mererna lauttern verstannds willen, khunfftige disputationen so vill imer möglich abtzuschneiden unnd zuverhueten, ein notturfft zusein, in solchem werckh des colloqui anstellung dahin sonnderlichen zugedenckhen, auch die versehung unnd vorbehallt zuthun, das durch dasselb col- /374’/ loquium, so, wie gemelt, furgenomen, dem wege aines generall christlichen concilii, wie und zu was zeit das ordenlicher weiß auch bestimbt werden möchte, nichts benomen, unnd dann, das es auch der allten religion anhengigen churfursten, fursten und stenden des Reichs, geistlichen unnd welltlichen, von wegen ires ambts, stanndts unnd wesens gegen menigclichen, auch in iren gewissen und pflichten verantworttlich unnd in alle wege unnachteillig seye.

Weliches sy annderer gestallt nit suchen, darunter auch nichts annderst verstanden haben wellen, dann wie es die notturfft hechlich erfordert, sonderlich da durch schickhung und verleihung gottlicher gnaden villeicht über kurtz oder langkh sich die gelegenhaitten erreugen unnd zutragen wurden, damit fueglich und unverhindert zu ainem general ordenlichen cristlichen unnd lang gewunschtem concillio zukhomen, das man niemandts unnd bevorab anndern christlichen nationen zur spaltung von diser loblichen teutschen nation auch ain solich nachgedenckhens zufassen ursach gebe unnd es nit darfur zuhallten, als ob man durch beruerte anordnung des colloqui von denn rechten, ordentlichen unnd cristlichen wege des general concilli zu entlicher vergleichung der religions sachen gewichen, oder aber, ob man denselbigen wege des generall christlichen concilli gentzlichen und zumall zuruckh und hindan setzen wellen.

Zu dem das auch, dieweill alle der colloquenten handlungen, /375/ wie oblaut, hernachmalls referirt unnd ein jeder stanndt der gebur unnd seiner notturfft nach daruber gehört werden sollen, ein solchs den verstandt nit gewinne unnd man sich bey anndern cristlichen nationen der gedannckhen zuerwheren, allß ob die religions vergleichung zur determination ainer Reichs versamblung gestellt, unnd also der weeg, darin man zuvor geachtet, solcher articl der religion nit zuziehen, gegangen werden wollte.

Bey welchem sie dan in sonnderhait zu gemueth fueren, dz nach außweisung der heylligen canonum, auch in betrachtung, wie es in der cristlichen kirchen von der apostell zeitten hero biß auf gegenwerttige spalltung fur unnd fur gehallten worden, die enntlich vergleichung weder durch die stennde des Reichs noch auch durch die ertz- unnd bischoffe one ordenliche, cristliche approbation derselben allgemainen cristlichen kirchen verricht werden möge. Wie sich auch solchs fur ein unmuglichs unnd unveranndtwortlichs ansehen lasset, in furnemblicher betrachtung, dieweil in zwispaldung der lher ain jeder taill die heillig schrifft fur sich furet unnd den rechten verstandt bey ime zusein vermeinet; wo darauf also allertheills verharret wurde, das allßdan ausserthalb eines generall ordenlichen concilii gleich so wenig den stennden des Reichs unnd den ertz- unnd bischoffen alls denen, die also im verstandt /375’/ der schrifft spalltig sindt, zuglauben.

So ist auch jederman unverporgenb, wie und welchermassen höchstgedachte ksl. unnd kgl. Mtt., churfursten, fursten unnd stennde des Reichs, auch menigclichen zuvorderist Got dem allmechtigen unnd seiner geliebten gespons, der heilligen allgemainen cristlichen kirchen, verwandt, alsoc dz iren Mtt., kfl. unnd f. Gnn. unnd inen mit nichten gezimen will, vilbemeltem generall cristenlichen concilio ichts zuwider furgeen zulassen oder zuprejudicieren. Der unnd andern mer guetter beweglichen ursachen halben obbemelte versehung unnd vorbehallt ganntz woll vonnötten. Welcher außtruckhenliche specification menigclichen umb sovill weniger bedenckhlich fallen, dieweill one das darfur geachtet, das dieselbige in den vorigen dreien verglichnen qualiteten begriffen sein sollen.

Und hat es bey denen, so diser mainung sindt, gedachte versehung unnd vorbehalt zuthuen, den verstandt nit, dz dardurch dem vorhabendem colloquio unnd den colloquenten benomen sein sollte, dieweill diser zeit wider die heyllige canones allerhanndt mißpreuch, die heubter unnd glider der gantzen cristenhait, bede, geistlich unnd weltlich, belanngendt, eingerissend, der tragenden ambt, standts unnd personnen halben von einer cristlichen guetter reformation unnd disciplin freunndlich, vertreulich sich zuunderreden unnd daruber zuconsultiern, sonnder seindt zweifels one, es werden /376/ die collocutores, so hierzu zuverordnen, sich in dem nit weniger alls anndern puncten unnd articln der religion aller gebur unverweißlichen alls gelerte, fridliebende unnd schidliche personnen wissen zuerweisen.

Entgegen aber ist der dreyen weltlichen churfursten sambt annderer der augspurgischen confession verwandte fursten unnd stennde rethe unnd gesanndter bedenckhen, dz diser beder conditionen unnd vorbehallt des concilii unnd der geistlichen ämbter unnd stanndts in der form dises vorsteenden colloquii khain anhanng oder außtruckhung zuthuen seye.

Dan was die condition des vorbehalltenen concili anlanngt, ist es an dem, das dieselbig einen geferlichen verstanndt geben unnd pringen khonnte: Nemblich dz die collocution der theologen ein plosse vorbereittung unnd der colloquenten vergleichung oder was sy gehanndelt, des darauf volgenden concili decision unnderworffen unnd submittirt sein sollt. Dardurch dan den stennden des Reichs benomen were, das sy einer cristlichen, auß der götlichen heilligen geschrifft eingeganngener vergleichung freiwillig nicht zu- und beyfall geben möchten, sondern erst eins verdechtigen concili determination gewertig sein muesten. Wie sich dan auch die stennde der augspurgischen confession zuerinnern wissen, dz durch einen solchen gleichen anhangk des anno 41 /376’/ gehalltnen colloquii die acta unnd sonnderlichen der darinnen verglichener justification articul nicht allain von den stennden nit angenumen, sonndern auch fast zu khainer deliberation gezogen unnd one mittel auf ein concilium gestellt. Darauf auch etzliche verdechtige formen desselbigen angegeben unnd enntlich auf das partheyisch tridentischs gedrungen worden5.

Daruber könte auß beruerter clausul des furbehalltenen unnd nicht begebenen concili auch noch ferner etwan gedeutet, inferiert unnd verstannden werden wöllen, das alle tractation der religion, wie dieselbig gottsellig unnd cristlich angestellt, wasser gestallt sie auch auß cristlichem gemuete auf erinnerung von den stennden beliebet unnd angenomen werde, khaine khrafft noch macht haben sollte, die concilia unnd sonnderlich die vermainte ordinaria poseßtase [!] des babsts hette dan solchs bestettigt, confirmirt unnd durch sein authoritet romane sedis becrefftigt.

Unnd zu disem verstanndt gibt desto mer ursach, dz von den verordneten der geistlichen auf des colloquii anstellung nicht anndere mer wege, darvon auch der passauisch vertrag und hochbemelter röm. kgl. Mt. proposition mel- /377/ 6 dung thuet7, sonnder allain dise ainige des concilii determination vorbehallten; alles in mainung, das die enntlich decision diser spaltigen religion allain uff dz concilii und der darin babstlicher vermaintter ordinarien potestatt [!] nottwendig stheen mueste. Unnd das es mit sollicher angegebner condition und vorbehalltt eben dise außlegung unnd deuttung etwan haben solltt, mögen die verordnetten der augspurgischen confessionn aus den wortten nit allain vermuetten, sonnder haben es aus vorgehennden hanndlungen guette nachrichtung, unnd hab[en] es auch ausf etzlicher geistlicher verordnetten vottis in der tractation diser berattschlagung selbst allso khlerlichen angehort und verstanden8.

Wiewoll nun der augspurgischen confession verwannte cur-, furssten unnd stennde irer genedigsten und gnedigen herrnn unnd obernn mainung nit ist, das ainiche der colloquennten unnderredung unnd consultation in disen großwichtigen religions sachen, so uff khaines menschen vertrauen und auctoritett zusetzen, eyne nottwenndige decision und determination sein soll, so wollen sie doch gleichwoll, sovill an iren kfl. und f. Gnn. und obernn ist, durch eynichten bewilligten anhangkh den stennden der anndernn religion nicht abstrigkhenn oder ainiche ursach darzue geben, dz christ- /377’/ licher, fromer, gottsforchtiger, gelertter leuth auß der heylligen geschrifft, prophettischen unnd appostolischen lheer unnd was derselbigen gemes, beschehner unnderredung unnd vergleichung die steennde nicht zu- und beyfall geben möchten, sonnder erst des babsts vermeinter potestat unnd confirmation darüber gewertig sein muesten.

Wiewoll auch gleicher gestalltt der cur- unnd fursten unnd stennde, der augspurgischen confession verwanndt, gemhuet nichtg ist, das ire kfl. unnd f. Gnn. und ire obernn zu yeder zeitt concilia, wan dieselbige unbartheyisch, christlich, frey unnd allgemain angestellt wurden, fliehen oder derselbigen irer lher halben ainiche abscheuch tragen wolltten, in massen sie sich uff dieselbige hievorn offmalls berueffen, auch nochmalls zum hochsten begern, das diser spalltigen religionn durch ein christlich, frey generall versamblung allso möchte abgehollffen werden, damit dieselbige zu ainem ainhelligen, christlichem, der heylligen göttlichen schrifft prophetischen unnd appostolischen lheer gemessem verstanndt in der ganntzen christenhait möchte gepracht werden, so khonnen sie doch die determination der religion uff verdechtige concilia der gestallt nottwendig nit stellen lassen, dz khaine vergleichung in der religion in des babsts vermainte, angemaste potestat muge einganngen unnd getroffen werden.

Dan es jemalls an dem unnd die hochste warhait ist, das /378/ der religion decision auß der heylligen göttlichen geschrifft allain hanngen unnd herfliessen mueß. Derwegen auch die heyllige schrifft nicht von ainer vermaintten khirchen unnd vill weniger von den concilien, sunder die concilienh von der heylligen schrifft prophetischen unnd apostolischen lher ire auctoritet nemen und emphahen soll. Unnd haben sich die concilien khainer decision oder determination wider die heyllige schrifft anzumassen, in massen dan auch etzlicher concilien decisionen alls der heylligen geschrifft ungemeß von anndernn concilien abgethan unnd in der heylligen christlichen khirchen uncrefftig gehallten werden.

Wie aber in concilien durch verleichung unnd wurgkhung des heylligen gaistsi offtmalls christliche deliberation gehalltten unnd nach dem wortt Gottes vergleichung getroffen werden mugen, so khan solliches in christlicher, schiedlicher, fromer, gottsforchtiger versambletter leuth particular unnderredung one zweiffel auch geschehen. Doch steet in beden fhelnn, auch sunst in allen tractaten die enntlich decision der religion unnd derselbigen haubt artiggell nicht uff mennschen consultation, sonndern allain uf der heylligen göttlichen, profettischen unnd appostolischen schrifft, derselbigen zuwider kheines mennschen oder enngls im himell einige authoritet angesehen unnd geachtet werden soll.

Wan dan durch christliche gesprech, colloquia und consultatio- /378’/ nen ein einhelliger, christlicher verstanndt möchte under den stennden getroffen unnd gepflanntzt werden, so were die ehre allain Gott dem allmechtigen und seiner almacht heylligen schrifft, daraus solcher verstand auß verleichung des heylligen geists genumen, die decision zuzemessen unnd die ding kheins wegs ferner auf des bapsts vermaintte ordinarien potestatt zustellen unnd zusetzen.

Wan aber durch diß vorgeend colloquium unnd der darauf im rhatt erfolgtten berattschlagung in allen oder etzlichen artigelln der religions vergleichung nit khundte getroffen unnd einganngen werden unnd es allßdan der unverglichnen artigelln oder sunst annderer potentaten halben (dieselbigen auch neben der teutschen nation zu einem ainhelligen, cristlichen verstanndt des wortts Gottes zubringen) die notturfft erfordert unnd die gelegenhait sein wolltt, das ein frey, unpartheysch, christlich, algemain liberum et oecomenicum, secundum legem divinam et praxim Christi et apostolorum concilium möchte angestellt werden, so seind die cur-, fursten unnd stennde der augspurgischen confession, dasselbig auch neben anndern steennden vorigem irem villfallttigem erpietten nach allß dan zubedenckhen, in alweg gemainet und gesynnet, inmassen sie dan zu aller und yeder zeyt irer wharen christlichen /379/ 9 religion dargebung unnd unverdechtige cognition nicht scheuenj noch fliehen wellen, sonnder in albeg neben anndern stennden nicht allain auf die jetzige form des colloquii, sonndern auch auf anndere wege, darvon der passauisch vertrag meldung thuet10, trachten, gedenckhen, ainigenk unnd schliessen helffen wellen, damit die spalltig religion einsmals nach willen des allmechtigen durch sein heylligs wort zu cristlicher verainigung gebracht werden möchte. Doch dz auf unnd in allen fellen der aufgericht jungst zu Augspurg unnd beschlossen religion- unnd prophan friede (die vergleichung der religion erfolge durch disen fursteenden oder annderen weeg jetzt unnd khunfftig oder nit) nicht desto weniger ewig imerwerendt bleibe unnd bestenndig gelassen werde.

Nun achten es die verordneten der augspurgischen confession darfur, dz baide im passauischen vertrag unnd sonnst durch dise wort, so der form dises colloquii anzuhanngen, nemblich, dz die stennde ferner derhalb deliberiren mögen, gnuegsam außgetruckht, was etwan concilien oder annderer wege halben in vergleichung der religion furzunemen, wan dz beruert fursteendt colloquium seine begerte frucht unnd ennde nit erlanngen möchte. Dabey es billich zulassen, inmassen dan auch in der form des anno 46 colloquii dergleichen /379’/ unnd keine anndere wort oder conditionen gebraucht, damit die ksl. Mt., chur- unnd fursten, so damals eigner person zugegen, benuegig unnd zufriden gewesen11.

Das aber beruerte clausul (so von wegen der condition des furbehaltnen concilli einen ganntzen geferlichen verstandt etwo bringen möchte) solte gesatzt werden, khönnen die verordneten an stat irer genedigisten, genedigen herrn unnd obern auß obangezaigten ursachen khains wegs eingeen unnd willigen.

Sovill aber die annder clausel, darinen der geistlichen chur-, fursten unnd stennde embter unnd standt begriffen, anlangt, ist der churfursten unnd stende, der augspurgischen confession verwandt, gemueth auch nit, dz colloquium also vergriffenlich anstellen zulassen, das des Reichs zerruttung oder einigem stanndt darinnen an digniteten unnd wurden nachteill erfolgen solt. Achten auch, sölchs seye durch die wort „unverpundtlich unnd unvergriffenlich“ und durch den letzten anhang, dz die relation der ksl. oder kgl. Mt., chur-, fursten unnd stennden gescheen, ire kfl. unnd f. Gnn. ferner ires bedenckhens daruber gehört unnd, was zuthuen, beratschlagt werden soll, gnuegsam versehen unnd praecaviert.

Das aber daruber von vorbehalt der ämbter unnd geistlichs /380/ stanndts außtruckhlich geschehen sollt, mochte abermalln ein annder sonderliche geferliche deutungen unnd außlegungen geperen unnd haben, nemblich dz die colloquenten von den geistlichen ambtern, darinnen die pflicht unnd ire religion (derer sie auch in votis also meldung gethon) einicher gestallt zu colloquieren nit macht haben solten. Dardurch dan den colloquenten, die one das irer pflicht erledigt sein sollen, nit allain frey unnd ungescheuet von der reformation der mißpreuch, sonndern auch von fundamennden der hauptlehrl unnd religion zureden unnd zu consultiern benumen wurde. Unnd wurden sonnderlich die colloquenten der anndern religion auf der geistlichen ambter und pflichten sich referieren unnd dieselbige in sölcher hochwichtigen religions sachen zu verhinderung der vergleichung anziehen wöllen. Nun sollen je die vota in diser hohen religions deliberation libera sein, auch khein ambt, person unnd stanndt, so durch menschen satzung geordnet, unnd demnach in gleicher gestallt kein pflicht wider Gottes wort bedacht, angesehen unnd vill weniger furbehallten werden. Zudem das auch dise clausull der embter unnd der darinnen begriffnen pflicht halben abermals ein /380’/ heimliche mainung der ordinarien potestat begreiffen möchte.

Unnd zweiffeln darauf die verordneten der augspurgischen confession verwanndten gantz nichts, die röm. kgl. Mt. werden dise ursachen genedigist bewegen unnd die obbemelte zwo conditionen auszulassen allergenedigist unnd vätterlich bedennckhen.

Schlussformel.

Anmerkungen

1
  Kurpfalz C, fol. 184’ [Nr. 373].
2
  Kurmainz A, fol. 139’–142’ [Nr. 331]; Österreich B, fol. 697’ [Nr. 181]; Nürnberg, fol. 261’ f. [Nr. 283]. Eine Billigung im KR erübrigte sich, da alle Mitglieder dem Religionsausschuss angehörten.
3
  Kurmainz A, fol. 143 f. [Nr. 332].
4
 Nr. 428.
a
 merern] In B danach: unnd. C wie Textvorlage.
b
 unverporgen] Fehlt in B. C wie Textvorlage.
c
 also] Fehlt in B. C wie Textvorlage.
d
 eingerissen] Fehlt in B. C wie Textvorlage.
5
 Vgl. Anm. 4 bei Nr. 329, Anm. 13 bei Nr. 468; Anm.6 bei Nr. 322.
e
 poseßtas] In B, C: potestas.
6
 Ab fol. 377 andere Schreiberhd.
7
 Regelung im Passauer Vertrag vgl. unten, Anm. 10. Daneben Bezugnahme nicht auf die aktuelle RT-Proposition, sondern auf die in der Proposition des RT 1555 genannten Wege zur Religionsvergleichung (General- und Nationalkonzil, Kolloquium): Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 148, hier S. 1693–1695).
f
 aus] Einfügung nach B und C. Fehlt in der Textvorlage irrtümlich.
8
 Vgl. die Verhandlungen im Religionsausschuss zu den Bedingungen der katholischen Stände: Kurmainz A, fol. 114–133 [Nrr. 327329].
g
 nicht] Einfügung nach B und C. Fehlt in der Textvorlage irrtümlich.
h
 die concilien] In B, C: die khirchen und concilien.
i
 gaists] Korr. nach B und C. In der Textvorlage verschrieben: Reichs.
9
 Ab fol. 379 erneut Wechsel der Schreiberhd. (wieder erste Hd.).
j
 scheuen] Korr. nach B und C. In der Textvorlage verschrieben: schweren.
10
 Generalkonzil, Nationalkonzil, Kolloquium, Reichsversammlung (Passauer Vertrag, § 6: Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 3 S. 126 f.). In der Passauer Abrede, § 4, ebenso, lediglich modifiziert: Reichs- oder andere Versammlung (ebd., Nr. 2 S. 121). Synopse des Artikels in Vertrag und Passauer Abrede: Drecoll, Vertrag, 149 f.
k
 ainigen] In B, C: aingeen.
11
 Bezugnahme auf die nur allgemein formulierten Vorgaben des Ks. im Wormser RAb vom 4. 8. 1545 für das folgende Regensburger Kolloquium (1546), hier zum Verfahren nach dem Gespräch (ohne expliziten Konzilsvorbehalt): Die Teilnehmer sollten auf dem RT vollkhomne relation thun, damit wir uns der colloquenten verglichnen und unverglichnen articul halber mit gemeinen stenden ferrer vergleichen, bedencken und erwegen mögen, was derhalben zu handlen und zu tun sey (RAb, § 10:  Aulinger, RTA JR XVI, Nr. 341, hier S. 1660). Vgl. Hollerbach, Religionsgespräch, 171; Dingel, Rolle, 195. Beratungen des Wormser RT: Vogel, Religionsgespräch, 176–191.
l
 hauptlehr] Korr. nach B und C. In der Textvorlage verschrieben: haubtlicher.