Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übergabe verschiedener Schriftstücke durch den ksl. Vertreter Gabriel Vogt; [2.] Deren Erörterung durch die Bundesfürsten; [3.] Inhalt der Schriften des Ausschusses der würtembergischen Landstände; des Schreibens Hg. Ulrichs von Württemberg und der ksl. Erwiderung; [4.] Vertagung der Verhandlungen auf den Folgetag.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr. 10, Prod. 13, Orig. Pap. m. S.

[1.] Da Bf. (Gabriel) von Eichstätt erst gestern zur Mittagszeit angekommen ist, ist bislang auf der Versammlung des Schwäbischen Bundes nichts Besonderes verhandelt worden. Nachmittags trat die Bundesversammlung ohne die Ff., die nur ihre Räte geschickt hatten, zusammen. Der Ks. ließ durch Gabriel Vogt verschiedene Schriftstücke übergeben, nemlich, was der ausschueß oder die verordneten von der landschaft Wirttenberg bey seiner Mt. zu zweien malen gehandelt hetten [vgl. Nr.818], abschriften derselben instruction [Nr.819], auch was in sein Mt. fur antwurt und abschyd [Nr.818 [2.]] geben het, desgleichen ain schriften [Nr.823] von Hg. Ulrich von Wirttenberg, auch ain langen schrift [Nr.829], was ksl. Mt. im, dem Hg., fur antwort gegeben, mit beger, das die versamlung dieselben schriften wolten verlesen lassen und die handlung vernemen und alsdan die erwegen und mit getreuen gedenken, und das sie, die versamlung, alsdan auf das anpringen [Nr.1027] und begern, so von irer Mt. wegen auf jüngst gehaltem bundstag bescheen were, wolten antwort geben.

[2.] Darauf dan heut [29.7.17] frue die Ff. [Bf. Georg von] Bamberg,[Bf. Gabriel von] Aystet,[Bf. Christoph von] Augspurg,[Hg. Wilhelm von] Bairn,[Mgf. Kasimir von] Brandenburg in aigner person im bundsrat gesessen und die uberantworten schriften verlesen horn. Daran man zwue stund wol hat lesen muessen.

[3.] Zum ersten, so halten die schriften des ausschueß der landschaft Wirttenberg ungeverlich die mainung in sich, das sie irn H., den Hg., in allen stücken, wie er dan von ksl. Mt. beschuldigt wird und eur weisheit desselben ain gut wissen hat, entschuldigt haben, und sonderlich des vertrags1 halben, den ir Mt. gemacht und ausgesprochen hab. Dem hab ir gn. H., auch sie, die landschaft entgegen nit gehandelt, irs tails wole geleben und wern nochmals urpütig, dem volg ze // tun, auch die 9000 fl. die erst und verfallen frist zu bezalen und alles das ze tun, was der [ver]trag in sich helt. Und nachdem ir gn. H. in die ksl. Mt. getragen und verunglympf[t] were, daran im doch unrecht beschehe, so mocht er doch verhor, recht und pillichkait wol leiden. Und woe ir gn. H. bey seinem erpieten nit pleiben mocht und daruber unterstanden würd, in zu betrangen oder zu vergwaltigen, so kunten sie irn frumen F. nit verlassen, sonder all ir vermogen, leib und gut, sterben und verderben zu im setzen etc. Aber ksl. Mt. hat irs H. entschuldigung nit fur genugsam wollen achten, auch sich in seiner schriftlichen antwort vernemen lassen, das er, der Hg., wider den vertrag gehandelt hab und in was stücken etc.

Aber in des Hg. schrift wird angezogen nach lengs die verunglympfung und die stück und artikl [Nr.757 [5.] – [8.]], so ksl. Mt. den stenden des Reichs gen Menz hat zugeschickt, und sich verantwort, zum ersten, das er wider den vertrag nit gehandlt, sein brief, sigl und weß er sich verpflicht, hab gehalten, auch des armen Kunzens und des Hg. [Karl] von Geldern halber sein unschuld gepoten, die sachen vernaint. Aber nit on sei, als ir ksl. Mt. so strenglich und eylends on ain rechtmessigen proceß, onverhort sein mit der acht wider in gericht hab a, das vor nie mer erhort sei, das dergestalt wider ain F. des Reichs gehandlt sey worden,–a und sich uberzugs und gewalts besorgen müssen, sei er verursacht worden, hilf und rettung ze suchen, bey [Kg. Franz von] Frankreich und den Aidgenossen gehandelt, aber ksl. Mt. nit zuwider noch dem hl. Reich zu verachtung oder abpruch, und im end erpoten auf die stend des Reichs und die Aidgenossen, an der ort ainem furkomens ze sein und rechtlich orderung zu gedulden.

Darauf ksl. Mt. in schriften alle handlung nach lengs anzeucht, erstlich, das er, der Hg., den vertrag, sein pflicht, prief und sigl nit hab gehalten und in was stücken mit bezalung des gelts, das er uber den vertrag den Gf. [Ulrich] von Helfenstain und Dietrichen Speten beschedigt und verprennt hab. Auch so wil sein ksl. Mt. // sein, des Hg., entschuldigung nit fur gnugsam annemen des armen Kunzens, Hg. von Geldern, Frankreich und der Aidgenossen halber, will in anziehen, als hab er wider sein pflicht und aid in den andern weg gehandlt, dan er hab als ain F. des Reichs seiner Mt. als ainem röm. Ks. pflicht und aid getan, mit meldung, wie sein Mt. gegen im procetyrt und gericht hab ordenlicherweis nach gestalt der sachen und seiner ubeltaten, und er, der Hg., wer[d]e das schwerlich dahin pringen, das sein Mt. als ain röm. Ks. sich mit im in rechtlich gefecht und dispotation geben, und seiner Mt. sei paß ze glauben dan im, dem Hg., und in vast [= sehr]angriffen und -gemacht.

[4.] Und morgen [30.7.17] frue wird die versamlung in der sach wider zusamenkomen, auch die Ff. in aigner person sitzen und vom handl weiter reden und ratschlagen. […] Datum Augspurg am mitwoch nach Jacobi zu nacht Ao. etc. im 1517.

Anmerkungen

1
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 3.
a
–a Am Rand hinzugefügt.