Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Supplikation Ludwigs von Hutten und Dietrich Späts an den Ks. gegen Hg. Ulrich von Württemberg; ihre Forderung nach einer Hilfe des Schwäbischen Bundes gegen den Hg.; [2.] Plan des Ks. zur Verständigung mit Franz von Sickingen und zum gewaltsamen Vorgehen gegen Hg. Ulrich; [3.] Vermittlungsangebot des Bundes.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr. 10, Prod. 4, Orig. Pap. m. S.

[1.] Teilen mit, das H. Ludwig von Hutten und Dieterich Spet an die ksl. Mt. suplicirt haben [Supplikation liegt nicht vor] und sich beclagt uber den Hg. [Ulrich] von Wirttenberg, dieweil er, der Hg., den vertrag1 mer das ich [recte: dann in] ainem stück nit gehalten hab und furnemlich, das er dem von Hutten das gelt, so im [zu]gesprochen, nit bezalt und die erst frist nit gehalten hab, auch den Speten uber und nach dem vertrag verprennt und verderbd. Denselben schaden er, der Spet, auf 15000 fl. anzeucht, mit meldung, das der von Wirttemberg ausgeb und ir ksl. Mt. beschuldig, das sein Mt. gegen im ain unordenlichen und kain rechtmeßigen proceß gevo[r]t hab, das doch nit sei, dan sein Mt. hab ain ordenlichen, rechtmessigen proceß nach rat vil treffenlicher leut gehalten, und ksl. Mt. gepeten, das sein Mt. gegen dem Hg. mit straf ain einsehen hab, im seine mutwillige, pose handlung und ubeltaten nit gestat oder lenger zusehe. So wollen sie all ir vermogen, leib und gut zu seiner Mt. setzen und mit dem [Franz] von Seckingen handlen, dieweil er sich gegen seiner Mt. erkenn, so in sein Mt. aus sorgen laß und zu gnaden laß komen mitsambt seinen anhengern und verwandten. So wollen sie in und die seinen, auch den ganzen adl im land zu Franken vermogen, das sie seiner Mt. wider den von Wirttenberg hilf tun. Und haben auch in irer suplicatio gesetzt, das das Reich, auch der [Schwäbische]bund irer Mt. zu solichem fur //nemen sei schuldig zu helfen, und drei ursach gesetzt, warumb der bund hilf zu tun schuldig sei: zum ersten, das die stend des bunds glider des hl. Reichs seien; zum andern, das sie, die bündischen, ksl. Mt. zu vertrag geraten und sein Mt. gepeten haben, den krieg und die straf gegen Wirttenberg ab- und anzestellen, und das sie diser ding ain ursach gewest; zum dritten, so hab er die güter, so im Wirttenberg verprend, vom haus Osterreich zu lehen, also das das aigentumb ksl. Mt. sei und und sei auch in irer Mt. schutz und schirm. Und dieselb suplication hat unsers achtens H. Hans von Schwarzenberg gestelt.

[2.] Und als [sie] ksl. Mt. uberantwort worden ist, hat sich ir Mt. bewegen lassen und in schriften ainen ratschlag [liegt nicht vor] gestelt, den bündischen mit des von Huten und Speten suplication uberantworten lassen. Darin angezeigt, weß sich ir Mt. bedacht und ze tun beschloßen hab, und irer Mt. gemüt sei nit, die frum landschaft Wirttenberg und die kind oder jungen Ff. [Christoph und Anna], so irer Mt. gefreund sind, zu verderben, aber ime, dem Hg., mog sein Mt. lenger nicht zusehen, das er fur und fur so prechtlich, gewaltiglich und ungeschickt handl, dan er sey mit gutem geschütz, auch mit vil volks wol gefast, dan woe gegen im also stilgestanden, würd er, der Hg., verursacht, in seinem mutwillen und stolz zu verharren und als ain hitziger man nit feyrn, sich unterstien, sein umbsitzende nachparn anzugriffen und zu beschedigen. Darumb wer ir Mt. der maynung, den von Wirttenberg von neuem wider fur sich zu vodern und rechtlich zu citirn lassen, mit der acht gegen im zu richten und mit dem schwerd sich gegen im berait ze machen. Und darpei angezaigt, dieweil sich Franz von Seckingen gegen im erkenn und demütig [zeige] und er sich allein ainmal vergessen hab, so sei es pesser, das sein Mt. in, den von // Seckingen, und die andern sein verwandten vom adl versicher und zu gnaden annem dan den Hg. von Wirttenberg, dieweil sie seiner Mt. wider Wirttenberg wollen hilf tun, auch darumb, das sich die voreltern des von Seckingen und der andern vom adl vormals als frum vom adl recht und wol gehalten hetten. Auch was in seiner Mt. schriftlichen ratschlag gesetzt mit lateinischen worten, es were menschlich, ze sün[dig]en und teuflisch, darin zu verharen.2 Gab auch dem Pfalzgf. [Ludwig] vast ain gut lob, er het sich gegen seiner Mt. und dem Reich als ain frumer F. wol und gehorsamlich erzaigt und gehalten, und darauf im end von den bündischen wider Wirttenberg hilf begert.

[3.] Und gestern, freitags [31.7.17], frue sind die bündischen, auch die Ff. in aigner person gesessen und solichen ratschlag und suplication horn verlesen, wiewol solichs schimpflich und nicht gut zu horn ist. Aber die versamlung des bunds haben sich darauf nichts entschlosen, sonder die sach in rueh gestelt und kain antwort geben. Dan allein auf die vorig handlung der landschaft und des Hg. zu Wirtenbergs, wie ich, Linhart Groland, eur weisheit solichs jüngst zugeschriben hab [Nr.1041], haben die bündischen itzo ksl. Mt. ain ratschlag mitgetailt, ir gutbedünken sei, das aufrürer [= Aufruhr], krieg, verderbung land und leut im Reich verhütet wird, und sein Mt. untertenig und pitlich angesuecht, woe es wider sein Mt. nit were, wollten sie, die bündischen, sich in die sachen schlagen, gütlich darin handeln und fleiß furzewenden etc., mit meer worten. […] Datum Augspurg am sambstag vinculi Petri Ao. etc. im 1517.3

Anmerkungen

1
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 3.
2
 Sprichwörtlich: Errare humanum est, sed in errore perseverare diabolicum; vgl. z. B. Thesaurus proverbiorum medii aevi, unter dem Stichwort „Mensch“, S. 190 (abgeleitet von Seneca, Ep. morales 57,12 u.a.).
3
 Mit Schreiben vom 3. August 1517 (montag nach Petri ad vincula) antworteten die Älteren Hh., sie ließen den wirtenbergischen handel und was am jungsten in derselben sachen von dem von Hutten und Dietrich Speten an gemeine versamlung des bunds gelangt ist, uf irs selbs steen, dann uns wollen dieselben hendel nit gefallen und beschwerlich under augen sein. Wie konnen wir aber das pessern? Got der allmechtig muß diese und andere des Reichs obligen zu füglichern mitteln schicken, dann wir noch vor augen sehen. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates Nr. 77, fol. 38b–39b, Kop. In einem weiteren Schreiben an Lienhard Groland vom selben Tag teilten die Älteren Hh. mit, sie hätten heute durch ihren Ratsfreund Christoph Kreß von Kressenstein aus Mainz ebenfalls Abschriften solcher furtreg, schriften, verantwortung und instruction in dem wirtenpergschen handel erhalten [liegen nicht vor, vgl. Abschnitt VIII.7.13]. Aus denen wir auch gelegenhait derselben sachen gnugsam anzaigen befunden, die wir in irem wert und unwert, auch auf verrerm der pundischen bewegen und ratschlagen laßen beruen. Ebd., fol. 40a u. b, Kop.