Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Weisung, einer Achtlösung Hans Thomas’ und Hans Georgs von Absberg entgegenzutreten; [2.] Gefangennahme Hans Christophs von Absberg durch Nürnberg; eventuelle Intervention Mgf. Friedrichs d. Ä. von Ansbach-Kulmbach beim Ks. zugunsten des Inhaftierten; [3.] Tod Papst Julius’ II.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates Nr. 70, fol. 83a–84a, Kop.

[1.] /83a/ Übersenden Abschriften von ksl. Schreiben (liegen nicht vor) an Bf. (Georg) von Bamberg bzw. an sie selbst. Daraus ist zu ersehen, das ir ksl. Mt., uf beschechne ervordrung dero vom adel des lands zu Franken zu handeln, vorhat. Wiewol nun demselben unserm gn. H. von Bamberg, auch uns noch der zeyt verporgen, mit welchen personen des adels und nemlich den tatern des bambergischen gleytbruchs, den Abspergern [= Hans Georg und Hans Thomas von Absberg] oder andern, auch in was gestalt, in gutlichem vertrag oder in ander wege, dieselb handlung durch die ksl. Mt. furgenomen wird, haben wir uns doch zu beden taylen uf solche ksl. schriften entschlossen, unser geschickte potschaften mit zymlichen bevelh und fertigung, wiewol auf kainen gewisen grund oder aigentlich wissen, zu fursehen. Wo nun H. Hans Jorg von Absperg bey ksl. Mt. erscheinen und relaxation, das ist entlich abstellung, oder allain suspension und anstellung der acht, darein er durch ksl. Mt. erkannt und denuncirt ist, bitten sollt, gegen disem erpieten, sich zu purgiren und zu berainigen, in massen er sich kurzverschiner tag auch angepoten hat, so wollest solhs in al weg widerfechten mit anzaig, das er seinen sone Hans Thomas von Absperg, der ainen posen, unadelichen und uneerlichen handel an unsern burgern, dem [Anton] Tetzel [d. J.] und [Anton] Hornung, geübt1, dadurch er nach laut des landfridens offenlich in des Reichs acht gefallen sey, uber das H. Hans Jorg solcher tat als einer landkundigen, unverporgen handlung gut wissen gehabt, in seinen schlossen enthalten und undergeschlaift, auch zu solcher tat furgeschoben, wie er dann /83b/ solchen enthalt vor ksl. Mt. zur Neuenstat bekannt hab. Und dweyl uber solche erkanntnus, auch das offenwar geruchd und vilfeltigs indicia und anzaigung verrer beweysung oder furfordrung unnot gewest, sey er durch ksl. Mt. in die acht und nit unbillich, auch aus aigner bewegnus verkundigt. Deshalben sein ansuchen nit gleych oder billich. Es hab auch sein erpieten von wegen der purgation uber solch erkanntnus und allerlay warhafter indicion, die sich einer beweysung mogen vergleichen, nit stat, zudem, das wir nit glauben, auch aus etlichen kuntschaften nit dafur achten, wo ime berainigung dergestalt, wie der landfrid das vermag, auch den verwandten des bambergischen gleytsbruchs am ksl. camergericht ufgelegt ist, wirdet zugelassen, das es demselben gemes mit der purgation verfarn mug und wird. Und obwol H. Hans Jorg seine sachen damit zu verglimpfen understeen wollt, das er seinen son, vor und ehe er in die acht erkannt, nit schuldig gewest wer zu meyden oder sich von väterlicher miltigkeit gegen ime als sone zu enthalten, dann er derselben zeyt kain offenlicher denuncyrter achter gewest were, das mocht wol in ainem andern fall und nemlich, wo die tat nit offenwar und noch zweyfelig were, stat haben. Weyl aber Hans Thomas’ tatlich handlung unlaugenbar und bey meniglich kundig gewest, auch der sone das zu yedem mal nit vernaint, sich fur ainen täter selbs angeben hat, so ist on not gewest, ine darumb furzuvordern und zu denuncirn, dann die citationes gegen denen, so des landfridbruch beschuldigt werden, sind allain darumb gesatzt, das gegen den verdachten personen die tat zuvor ausfundig gemacht, und solhe ausfurung (die beschehe durch beweysung, bekanntnus des taters oder sein ungehorsam) der acht vorgeen soll. So dann Hans Thomas’ handlung offenwar gewest und kainer ausfurung bedorft hat, ist ine sein vater als ainem offenlichen achter laut des landfriden und Reichs geschriben rechten schuldig gewest, bey peen der acht zu meyden und ime kain furschub oder beylegung zu tun, in bedacht, das nach vermog des recht der, so ein unzimlich /84a/ handlung ubt, auch sein gehilf, der sich durch sein mitbewilligung und beylegung derselben tailhaftig macht, mit gleicher peen gestraft werde. Und obwol diese tat nit vor augen were, so waist du, was verpotner handlungen aus Absperg und Frankenburg, nemlich mit dem Zwicker [= Konrad Zwick], dumbheren zu Costniz, auch denen von Salzpurg, so daryn fanglich enthalten und geschatzt, den Eystettischen und andern, das doch offenwar ist, auch darein beschehen sein. Darumb er abermalen zu seinem begern nit soll gelassen werden, wie du derselben geschickten und taten zum tail aus einverwarter verzaichnus [liegt nicht vor] bericht nemen und zur notdurft geprauchen magst.

Aber von wegen der handlungen mit den achtern, ob die ksl. Mt. die zu gutlicher richtung wollt furnemen, wissen wir dich mit ainichem entlichen bevelh zuvor hynder unserm gn. H. von Bamberg, den die sach nit minder dann uns berurt, zu fursehen. Aber unser meynung ist, was deshalb an dich gelangen wurd, uns das in schriften furderlich zu eroffnen, dich verrer unsers gemüts haben zu berichten.

[2.] Am 26. Februar (nechstvergangen sambstag) haben Nürnberger Reisige Hans Georgs von Absberg Sohn Hans Christoph auf seinem Weg von Frankenberg nach Ansbach eine Viertelmeile vor Ansbach gefangengenommen, zunächst nach Lichtenau und danach ins Gefängnis nach Nürnberg gebracht, wo er sich weiterhin befindet. Mgf. (Friedrich d. Ä. von Ansbach-Kulmbach) hat daraufhin einen seiner Sekretäre, Abt (Sebald Bamberger) von Heilsbronn, mit einer Werbung nach Nürnberg geschickt, der die abschriftlich beigefügte (nicht vorliegende) Antwort erhalten hat.2Falls der Mgf. in dieser Sache beim Ks. gegen Nürnberg tätig wird, soll Nützel die Rst. rechtfertigen.

[3.] (Zettel:) Am 3. März (gestern) ist gegen Mittag ein Schreiben aus Rom, das elf Tage unterwegs gewesen ist, eingetroffen mit der Nachricht, dass Papst (Julius II.) am 21. Februar verstorben ist.

Anmerkungen

1
 Zu diesem Überfall vom Juni 1512 vgl. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.1747, S. 241; Nr.1751, S. 2426 und Nr.1756, S. 2445, Anm. 1.
2
 Der Nürnberger Rat ließ sich weder durch Abt Bamberger noch durch einen persönlichen Besuch Mgf. Friedrichs d. Ä. am 15. März noch durch Eingaben anderer Petenten zur Freilassung Hans Christophs von Absberg bewegen, sondern hielt den als Placker Beschuldigten noch lange Zeit in strenger Haft. Vgl. Ritzmann, Plackerey, S. 102–105; Kamann, Fehde, S. 49.