Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Bereitschaft zur Unterstützung des Deutschen Ordens gegen Polen; [2.] Bevorstehende Verhandlungen des Ks. mit den Kgg. Wladislaw von Ungarn und Sigismund von Polen über eine Heirat und den Deutschen Orden; anschließende Ausschreibung eines Reichstags; [3.] Scheinheirat Ehg. Karls mit Prinzessin Renée von Frankreich.

Berlin, GStAPrK, XX.HA, OBA Nr. 20429, Orig. Pap. m. S.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta, Nr. 20429.

[1.] Hat der in Augsburg weilenden Gesandtschaft Hochmeisters Albrechts zugesichert, diesen und den Deutschen Orden in der polnischen Sache und in anderen Angelegenheiten nach Kräften zu unterstützen. Dessen kann sich der Hochmeister sicher sein.

[2.] Teilt als Neuigkeit mit, daz ich entlich merk, ksl. Mt. werde in kurzen tagen gen Preßburg zu baiden Kgg. [Wladislaw von] Hungern und [Sigismund von] Polan ziehen und da heyrat und anders und sonderlich die sachen, eur ftl. Gn. und derselben orden berurend, zu guetem besluß handlen1, und am wider heraufziehen wirdet die ksl. Mt. den reichstag hieher ausschreiben.

[3.] Ehg. Karl ist Kg. Ludwigs von Frankreich seligen tochter [Renée] verheyrat, aber allain zu einem schein und aufhaltung beschehen. Acht nit, das derselb heyrat bestendig sein werde.2

Anmerkungen

1
 Ab dem 2. April 1515 fanden in Pressburg Vorverhandlungen über eine Doppelheirat und ein Freundschaftsbündnis des Hauses Habsburg mit den jagiellonischen Kgg. Wladislaw von Ungarn und Sigismund von Polen statt. Am 20. Mai kamen die Verträge zustande, die auf dem Wiener Kongress im Juli ratifiziert wurden. Vgl. Metzig, Kommunikation, S. 273–289; Flemmig, Beziehungen, S. 511–513; Hollegger, Maximilian I., S. 214–219; Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 181–184.
2
 Am 24. März 1515 schloss Gf. Heinrich von Nassau-Dillenburg als Vertreter Ehg. Karls mit Kg. Franz von Frankreich, dem Nachfolger Kg. Ludwigs XII., in Paris einen Friedens- und Freundschaftsvertrag und vereinbarte eine Heirat zwischen Karl und der zu diesem Zeitpunkt erst vierjährigen frz. Prinzessin Renée. Am 24. Juni 1515 wurde das Abkommen in Den Haag durch Karl vor einer frz. Gesandtschaft beschworen. Vgl. Schlegelmilch, Jugendjahre, S. 154f., 212 Anm. 159.