Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Bisheriges Nichtzustandekommen des geplanten Feldzugs gegen Franz von Sickingen, Notwendigkeit seiner raschen Durchführung angesichts der neuen Gewalttat Sickingens; [2.] Sein und Kg. Karls von Spanien Friedensschluss mit Kg. Franz von Frankreich; sein Aufbruch nach Seeland zur Verabschiedung Kg. Karls; sein geplantes Eintreffen in Worms bis 15. Juni zur Teilnahme am Feldzug gegen Sickingen; Entsendung von eigenen Reisigen; [3.] Aufforderung zur Entsendung des auferlegten Truppenkontingents nach Worms und zur Teilnahme an Beratungen über Reichsangelegenheiten ab 15. Juni in Mainz.

Orig. Druck m. S. (p.c.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Johann] Ferenberger; die Anrede ist jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingefügt): München, HStA, KÄA 3137, fol. 225 (an Hg. Ludwig von Bayern); Nürnberg, StA, Ft. Ansbach, Kriegsakten Nr. 3, fol. 64 (an Mgf. Kasimir von Ansbach-Kulmbach; Gegenzeichnung: [Anton] Stoß); München, HStA, Rst. Regensburg, Urkunden 1517 IV 23 (an Kammerer und Rat von Regensburg; Präs.vermerk: Praesentata freitags post jubilate Ao. 17 [8.5.17]); Ebd., Gemeiners Nachlass 34, o. Fol. (an Abt N. [= Jobst] von Roggenburg); Karlsruhe, GLA, Abt. D Nr. 1181 (an Mgf. Philipp von Baden1); Würzburg, StA, Würzburger Kreistagsakten 1, fol. 30 (an Bf. Lorenz von Würzburg); Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 133 Nr. 14, o. Fol. (an Abt N. [= Wolfgang] von St. Egidien); Nördlingen, StadtA, Missiven 1517, fol. 8 (an Bm. und Rat von Nördlingen); Stuttgart, HStA, B 198/I Bü 5, o. Fol. (an Bm. und Rat von Reutlingen); Straßburg, AM, AA 370, fol. 12 (an Meister und Rat von Straßburg).

Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 492, fol. 12a–13b (an Bm. und Rat von Worms; Vermerk am Schluss des Stückes: Das original dits sendbriefs ist einem rat zu Worms an gestern, dem achte tag in Mai, zukomen).

Regest: Linke, UB, Nr. 94 (an Bm. und Rat von Nordhausen); Virck, Politische Correspondenz, Nr. 11 (an Meister und Rat von Straßburg).

Kurzregest: Von Rauch, UB Heilbronn, Nr. 2439a (an Bm. und Rat von Heilbronn; ohne Nennung der Ladung zum Mainzer Reichstag).2

Inhaltsangabe: Angermeier, Regensburgische Chronik, S. 306.

[1.] Hochgeborner, lb. vetter und F.a, als wir deiner lieb und andern unsern und des hl. Reichs stenden vormals die muetwillig handlung, so Franciscus, der sich nennt von Sigkingen, wider unser und des Reichs statt Wormbs mitsambt seinen anhengern vehet, schriftlichen angezaigt [Nr.613] und deshalben gepoten, mit ainer benannten anzal zu roß und fueß auf St. Gregorientag negstverschinen [12.3.17] bey uns oder unserm obristen haubtman [Fh. Gangolf von Hohengeroldseck d. J.]zu Wormbs im veld zu erscheinen, darauf auch wir und der durchleuchtig F., unser lb. sun und bruoder Kg. Karel von Hispanien, von unser heuser Osterrich und Burgundi wegen ain guete anzal volks zu roß und fueß, auch ain geschutz, wie in dem berurten gepot begriffen ist, beraitgemacht haben und uns genzlichen versehen, der berurt veldzug hett auf den gedachten St. Gregorientag furgang gewunnen. Aber solchs ist aus dem, daz etlich stende und gesandten solchs wider hinder sich pringen wellen, und durch verwarlosung [= Nachlässigkeit] etlicher unser commissari, den wir deshalben bevelh getan haben, verhindert worden. Dardurch dann der gemelt Franciscus seither seiner poesen handlung noch vil anhenger erlangt und dieselb nit allain gegen der statt Wormbs, sonder yetz in kurzen tagen mit einer merklichen nam kaufmansgueter, so auch des hl. Reichs undertanen zugehorn, mer dann ye geubt und gepraucht [vgl. Nr.882] und die sachen dahin pracht hat, wo nit eylends mit der tat darwider furgenomen und gehandelt, das solchs gros aufrueren und zerruttung im hl. Reich pringen wurd. Darumb derselb veldzug lenger kainen aufschub erleiden mag, will uns auch nit gepuren noch gemaint sein, damit verrer stillzusten noch solche ubelteter ausserhalb dein und ander stend rat und willen in gnad und frid anzunemen.

[2.] Daneben sein dem hl. Reich, teutscher nation und gemainer cristenhait sovil merklich hendel und sachen, die swer sorgfeltigkaiten auf inen tragen, dieser zeit obgelegen, daz die notdurft erfordert, auch dareinzusehen. Demnach haben wir und der gemelt unser lb. sun, der Kg. zu Hispani, denselben sachen zu guet mit dem Kg. [Franz] zu Frankreich frid und ainigkait gemacht [vgl. Nr.729, Anm. 4] und erheben uns an heut, dato [23.4.17], mit seiner lieb in Seelant zu ziehen, in auf die schiffung zu seiner uberfart in Hispani zu belaiten und ain väterlichen abschid mit im zu nemen, und wellen uns von dannen gestracks an den obern Reinstram fuegen und mit Gots hilf auf den 15. tag des moneds Junii negstkunftig zu Wormbs oder daselbst umb sein und also dem vorberuerten veldzug, auch des hl. Reichs und teutscher nation hendeln persondlichen auswarten. Und ist auch durch uns und denselben unsern lb. sun ain guete anzal geraisig von Teutschen und Burgundiern yetz der statt Wormbs, sich mitler zeit aufzuenthalten und damit der gedacht Franciscus vor versamblung solchs veldzugs destmynder unser und des Reichs undertanen beschedigen mog, zugeschickt und verordent.

[3.] Und emphelhen darauf deiner lieb, ernstlich mit disem brief gebietend, und wellen, das du auf den gemelten tag dein aufgelegte hilf zu roß und fueß, wie dir die vormals durch unser schriften und commissari angezaigt ist, oder, dieweil genuegsam dienstleut in der nehend des veldleger ze finden sein werden, das gelt darfur, das wir in deinen willen stellen, in das veld zu Wormbs zu handen deines gezirkhaubtman, den wir dahin beschaiden haben und du daselbst finden wirdest, schickest, daselbs furzunemen und zu handelen, was die notdurft erfordert, und du mit deiner person auch auf dem yetzberuerten 15. tag des obbestimbten moneds Junii in der statt Meinz berscheinest, wo du aber durch eehaft not selbst zu kumen verhindert wurdest, doch dein treffenlich raet mit volmechtigem gewalt on wider hindersichbringen an deiner statt neben der gedachten hilf, wie obstet, gewißlichen schickest–bund also uns und andern unseren und des Reichs gehorsamen stenden, in unsern und des hl. Reichs, teutscher nation und gemainer cristenhait sachen zu ratslagen, zu handelen und zu sliessen, verhelfest und ye nit ausbeleibest, dardurch du zu mererm unrat im hl. Reiche nit ursach gebest. Daran tut dein lieb genzlich unser ernstliche maynung und sonder gefallen. Geben zu Antwerpen in Brabant am 23. tag Aprilis Ao. domini etc. 1517, unserer reiche des röm. im 22. und des hungerischen im 28. jaren.

Anmerkungen

1
 Erwähnt bei Kattermann, Markgraf Philipp, S. 28, Anm. 46.
2
 Dass auch Bm. und Rat von Nürnberg zum Reichstag geladen wurden, geht aus folgendem Eintrag in den Ratsverlässen unter dem Datum 9. Mai 1517 (sabato post jubilate) hervor: In acht zu haben, den angesatzten reichstag auf 15. Junii gein Meinz zu besuchen und darneben die hilflich anzal bereyt zu machen. Solhs 14 tag davor furlegen, wie sich ain rat darin halten woll: Bm. Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratsverlässe Nr. 609, fol. 11a. – Über das gleichfalls nicht vorliegende Ladungsschreiben an Bm. und Rat von Frankfurt a. M. heißt es im Bürgermeisterbuch unter dem Datum 4. Mai 1517 (feria secunda post dominicam jubilate): Als ksl. Mt. ein mandat [Nr. 721], das man uf den 15. tag Junii zu Menze erschyne,[zugesandt hat,] rat [halten] und auch des furigen mandats, zu Wormbs mit der hilf uf denselben tag zu erschynen; daneben: Registrata. Frankfurt a. M., IfStG, Bürgermeisterbücher 1517, fol. 1a. Eintrag im Ratschlagungsprotokoll: Ratslagung uf mitwochen nach pfingsten [3.6.17] […]: Als unser allergnst. H., der röm. Ks., gebeut,[dass wir] uf den 15. tag Junii mit unserm anzal folk erschynen sollen in Worms und zu Menz, dem gehorsam sin. Ebd., Ratschlagungsprotokoll 1517–1533, fol. 3a.
a
 Die Anrede ist jeweils handschriftlich in eine freigelassene Lücke eingetragen. Im Folgenden sind die sich aus den unterschiedlichen Anredeformen ergebenden grammatikalischen Konsequenzen bei der Kollationierung nicht berücksichtigt.
b
–b In Exemplaren an Städte: durch euer volmechtig botschaft on wider hindersichpringen neben der gedachten hilf, wie obstet, gewisslichen erscheinet.