Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verhängung der Reichsacht gegen Franz von Sickingen wegen dessen Fehde gegen Worms; Ersuchen des Oberrheinischen Kreises um gemeinsames Vorgehen aller Kreise gegen den Geächteten; [2.] Ksl. Entscheidung für einen Feldzug des ganzen Reiches gegen Sickingen; [3.] Einberufung sämtlicher Kreise zu Kreistagen am 3. Februar; Worms als Sammelort aller Kreiskontingente zum 12. März; [4.] Zusicherung von Truppen und Kriegsmaterial aus dem Burgundischen und dem Österreichischen Kreis; deren Hauptleute; [5.] Aufforderung zur Teilnahme an den Kreistagen und zur Entsendung der Truppenkontingente.1

Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Hans] Finsterwalder): A) Würzburg, StA, Würzburger Kreistagsakten 1, fol. 5–8 (an Bf. Lorenz von Würzburg; Präs.vermerk: Praesentata auf der kindlin tag Ao. 17 [28.12.16] zwuschen dreyen und vieren nach mittag); B) Nürnberg, StA, Ft. Ansbach, Kreistagsakten Nr. 1, fol. 121a–121ca (an Mgf. Kasimir von Ansbach-Kulmbach); C) Berlin, GStAPrK, I. HA, Repos. 50, Nr. 62 Fasz. 1, o. Fol. (an Kf. Joachim von Brandenburg; Präs.vermerk: Einkomen suntags nach conversionis Pauli Ao. etc. XVII [1.2.17]).

Orig. Druck m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Hans] Finsterwalder); D) Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 21120 (an Ludwig von Seinsheim, Landkomtur zu Koblenz); E) Nördlingen, StadtA, Missiven 1517, fol. 94 (an Bm. und Rat von Nördlingen); F) Straßburg, AM, AA 370, fol. 11 (an Meister und Rat von Straßburg); G) Duisburg, LandesA, Kleve-Mark, Akten Nr. 3144, fol. 71 (an Bm. und Rat von Wesel; Präs.vermerk: Ao etc. XVII, des guedesdags octava Agnetis [28.1.17], id diese ksl. Mt. schryft den Bm. Johan van Orsoy avergelevert; defekt).

Druck: Münch, Sickingen 2, Beilage Nr. XVIII (ohne Adressatenangabe; Kreishauptmann: Gf. Karl Wolfgang von Oettingen, Versammlungsort: Regensburg); Langwerth von Simmern, Kreisverfassung, S. 40–43 (an Kf. Friedrich von Sachsen; Kreishauptmann: Friedrich Schenk von Limpurg, Versammlungsort: Leipzig).

Regest: Baumann/Tumbült, Mitteilungen, Nr. 85 (an die Gff. Wilhelm und Friedrich von Fürstenberg; Kreishauptmann: Hans Jakob von Landau, Landvogt in Schwaben; Versammlungsort: Ulm).

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta, Nr. 21120.

[1.] /5a/ aErwirdiger F., rat, lb. andechtiger–a, nachdem Franciscus, der sich nennt von Sigkingen, nu ain gute zeit here gegen den ersamen unsern und des Reichs lb. getreuen Bm. und rat der stat Wurmbs aus aignem frefenlichem furnemen, unerfolgt ainichs rechtens, wider unsern und des Reichs aufgerichten landfriden und alle billichhait ain muetwillig vechd geübt und gebraucht und dieselben von Wurmbs und ire verwandten angegriffen, nidergeworfen und in menigfeltig weis an leib und guet beschediget und sy deshalben in merklich costen und scheden gefuert hat, darauf wir ine dann in verschiner zeit in unser und des Reichs achd und aberachd denunciert und erkannt haben, wie dann solhs alles meniglichen wissent ist.2 Nu seind wir auch willens gewest, ine dazumal mit der tat auch zu strafen, darumb wir dann hievor des Reichs stende des gezirks, so solhm handl am pasten und nechsten gelegen sein3, zusamen erfordern und umb ain hilf wider ine begern lassen [Nr.536]. Dieselben haben uns aber zu antwurt gegeben, daz sy alain zu solhm handl zu swach seyen, aber wann wir die andern gezirk und stend des Reichs auch vermanen und aufbringen, so wellen sy /5b/ gern nach irem vermügen darzu helfen [Nr.527]. Auf solhs wir damals furgenomen haben, die andern stend des Reichs oder doch die zirk, disem handl am nechsten gesessen, umb hilf zu bewerben und damit den bemelten Franciscus zu straf zu bringen, aber uns seind dazwischen merkliche und grosse gescheft und etlich beswerungen furgevallen, daz wir solhe straf gegen ime bishere ansteen haben lassen muessen.

[2.] Dieweil nu der gemelt Franciscus in obberürtem seinem furnemen noch verharrt und mit obangezaigten muetwilligen vechden gegen denen von Wurmbs stetiglich fürfert und sy mit raub, prand, todslege, vengnussen und in ander wege noch täglichen belaidiget und beschediget und die mittl, so wir ime furslagen lassen, alle abslecht und veracht und wir numals der obberürten irrungen, so uns bishere an solher straf verhindert haben, zum tail entladen seind, so mügen wir solhem des Franciscus frefenlichem und muetwilligem furnemen und handlung lenger nit zusehen noch gedulden, die von Wormbs als verwandten des Reichs in obgemelter beswerde und geverlichhait lenger beleiben zue lassen, sunder haben mit zeitigem rat furgenumen und beslossen, ainen veldzug von gemainen stenden des Reichs wider den gedachten Franciscus mit gwalt /6a/ zu tun und zu understeen, ine umb obberürt sein pos handlung mit der tat zu strafen und den bemelten von Wurmbs solhs lasts und beswernus, so inen von ime bishere begegnen, abzuhelfen. Darumb sy uns dann täglich und yetzo abermals als röm. Ks. underteniglich angeruefen und gebeten haben.

[3.] Und wir beschreiben darauf in chraft des abscheids des reichstags, so am jüngsten zu Cholen gehalten ist4, auch andrer vor gehalten reichstegen die gemeinen stend und verwandten des hl. Reichs in die zehen zirk des Reichs inhalt desselben abschids auf ainen benannten tag, nemlich auf St. Blasientag, daz ist auf den driten tag des moneds Februari nechstkünftig [3.2.17], nemlich ainen yeden gezirk an ain sondere malstat, so wir dabey benennen, und ist unser meynung, daz die stend und verwandten des Reichs auf den obbestimbten tag in dem zirk, daryn ain yeder laut obgedachtz abschids zu Cöln begriffen ist, erscheinen und sich alsdann in yedm zirk und malstat neben dem zirkhaubtman, so wir ainem yeden zirk dabey ernennen, und unsern mitcomissarien, die wir daneben auf solhen tag an all malstet verordnen werden, ainer ansehlichen hilf und anslags zu ross und fuss auf sterkest zu obberürtem zug und furnemen wider den gemelten Franciscus /6b/ mitainander vertragen, verainen und underainander anslagen, und das dieselb hilf von stund an berait und in daz veld gen Wurmbs gerüst, wie in veld gehört, geschickt werde, also daz aines yeden angeslagen hilf zu roß und fuss auf St. Gregorientagb, das ist auf den 12. tag des moneds Marci nechst darnach komend, vor Wurmbs im veld beyeinander versamelt und geschigkt sey, under dem edln unserm und des Reichs lb. getreuen Gangolfen Fh. zu Hohengeroltzegg dem jüngern, den wir als röm. Ks. zu obristem haubtman bemeltz veldzugs furgenomen haben5, und mit den unsern und andern zirkhaubtleuten anzuziehen und nach derselb aller rat solhen zug und furnemen gegen dem gedachten Franciscus zu vollenden.

[4.] Und nemlichen so bewilligen wir hiemit als Ehg. zu Österreich und anstat des durchluchtigen F., H. Karls, Kg. zu Hispanien etc., unsers lb. suns und bruders, daz wir bed von unsern erblichen landen, die wir under dem Reich ligen haben, die dann inhalt obgemelts abschids zu Cölen under den obberürten zehnen die zwen gezirk6 treffen, zu solhem zug 400 gerüster pherd und 400 fueßknecht schigken und halten und darzu ain notdurftig haubt- und veldgeschütz mitsambt zeugmaister, püchsenmaister, fuerleuten, pulfer, kugln,/7a/ wagenpherden und aller ander notdurft, so zu solhem geschütz gehört, daz sich an dem costen wol so hoch laufen wirdet, als hielten wir noch 2000 man, dargeben und underhalten wellen, und wo dieselben unsere zwen gezirk durch die langwirigen krieg, damit sy in Ytalien und in Friesland noch beladen sein, nit so hoch beswert worden wären, so wollten wir zu solhem veldzug noch ain merer hilf tun. Und die oberzelt unser hilf zu roß und fuss zusambt dem haubt- und veldgeschütz mit aller zuegehörung, wie yetz gemelt ist, wellen wir mitsambt zwaien zirkhaubtleuten, nemlich von wegen unsers haus Österreich unsern getreuen, lb. Jörgen von Liechtenstain, unsern rat und phleger zu Glurns, und den wolgebornen unsern lb. getreuen Eytlfridrichen, Gf. zu Zollern, anstat obberürts unsers suns auf den obgemelten St. Gregorientagc daselbs vor Wurmbs auch in veld haben und die also mit den andern durch uns ernennten obristen und zirkhaubtleuten und der andern stenden des Reichs hilf, wie obsteet, anziehen lassen, uns auch befleissigen, zu demselben anzug und furnemen in der nehen zu sein und solhem hörzug alzeit, sovil müglich ist, hilf, rat und handhabung zu tun.

[5.] Wir haben darauf dem kreis und zirk, daryn dein andacht begriffen ist, dunsern /7b/ rat, des Reichs haubtman zu Regenspurg und lb. getreuen Toman Fuchsen–d zu haubtman geordent und furgenumen und die stat Sweinfurte zu der malstat des berürten zirk, da auf den gemelten St. Blasientag obberürter hilf und anslags halben, wie obsteet, gehandlt werden sol, ernent.

Und gebieten darauf deiner andacht von röm. ksl. macht, ermanen dich auch der phlicht, damit du uns und dem Reiche verwant bist, und in chraft des hl. Reichs ordnungen, hirüber aufgericht, daz du in aigner person oder, wo du ehafter not halben daran verhindert würdest, durch dein volmechtig anwelde auf dem obberürten St. Blasientag in obbestimbter stat erscheinest und mitsambt dem obbenennten zirkhaubtman und unsern mitcomissarien ains anslags ainer hilf zu obberürtem veldzug und furnemen aufs sterkist mit andern stenden gedachtz zirks zu vergleichen und zu verainen und dieselb hilf also underainander anzuslagen verhelfest und alsdann deinen anslag zu roß und fuss, so dir in solhem aufgelegt wirdet, von stund an berait machest und in das veld vor Wurmbs zu unser und andern ständ des Reichs hilf under den obberürten gezirkhaubtman schigkest, also daz solh /8a/ dein anzal gerüst, wie in veld gehört, auf mergemelten St. Gregorientagf daselbs vor Wurmbs bey anderm volk im veld seye und obberürten veldzug und furnemen zu straf des gemelten Franciscus und erledigung der von Wurmbs zu volziehen verhelfen wellest, auch daransein, damit dem gemelten zirkhaubtman und unsern mitcomissarien an unser statt auf dem tag zu Sweinfurt von den stenden ditz gezirk ain entliche antwurt, was die ständ und verwandten desselben zirk in solhem tun wellen, gegeben, daz auch demselben zirkhaubtman muster- und zalmeister, die daz bewilliget volk desselben zirk auf solhem zug musteren und bezalen, zugeordent werden, und [dass du/ihr] in solhem allem auf nyemands andern waigerest noch verziehest, sonder dich hirynnen gutwillig und gehorsamlich erzaigest, dardurch die obgedacht des Franciscus muetwillig, frefenlich und pos handlung andern zu ainem ebenbild mit ernst gestraft und den bemelten von Wurmbs als verwandten des Reichs obangezaigtz irs langwirigen lasts, drangnus und beschedigung abgeholfen werde. Daz wellen wir uns zu deiner andacht und den andern stenden und verwandten des Reichs entlichen versehen, und dein /8b/ andacht tut daran unsern willen und ernstliche meynung. Geben in unser und des hl. Reichs stat Hagenau den 6. tag Decembris Ao. etc. im 16., unserer reiche des röm. im 31. und des hungerischen im 27. jarn.

Anmerkungen

1
 In einem Brief aus Hagenau vom 5. Dezember 1516 schrieb der ksl. Rat Balthasar Wolff von Wolfstal an den Nürnberger Ratsherrn Willibald Pirckheimer: Lieber schwager, wir ziehen in das Niderlandt zu konig Karl und dem ko〈nig〉 v〈on〉 Engelandt, werdn ober nit lang uns do entholten. So schreybt kay. Mt. in das Reich aus durch mandatten wider Francen von Sickingen. Den wyl ir Mt. straffen sampt seinen helffern. Die selben helffer dar ich auch nit nennen; ober ir von N〈uremberg〉 werdt es nit ungern horn noch sehen. Scheible/Wuttke, Pirckheimers Briefwechsel, Nr.407, S. 45. – ZurEinberufung und Durchführung der Kreistage vgl. Dotzauer, Reichskreise, S. 210, 247; Münch, Sickingen 1, S. 55f.; Hartung, Geschichte, S. 137; Malzan, Geschichte, S. 46f.; Bock, Schwäbische Bund, S. 147; Scholzen, Franz von Sickingen, S. 67f.
a
–a B Hochgeborner, lb. oheim, F. und rat; C Hochgeborner, lb. oheim und Kf.; D in eine freigelassene Lücke eingefügt: Ersamer, lb. andechtiger; E, F in eine freigelassene Lücke eingefügt: Ersamen, lb. getreuen; G in eine freigelassene Lücke eingefügt: Lb. getreuen. Im Folgenden sind die sich aus den unterschiedlichen Anreden ergebenden grammatikalischen Konsequenzen bei der Kollationierung nicht mehr berücksichtigt.
2
 Siehe Nr.526, Anm. 2.
3
 Gemeint ist der Oberrheinische Kreis.
4
 Reichsordnung, Köln, 26. August 1512. Seyboth, Reichstagakten 11, Nr.1011 [9.], [10.].
b
 C Jörigentag.
5
 Gangolf von Hohengeroldseck d. J. war bereits 1512 zum Hauptmann der Reiterhilfe für Bf. Georg von Bamberg ernannt worden. Vgl. Seyboth, Reichstagsakten 11, Abschnitt IV.19.2.
6
 Gemeint sind der Österreichische und der Burgundische Kreis.
c
 C Jorigentag.
d
–d C den edlen unsern und des Reichs erbschenken und lb. getreuen Friderich H. zu Lympurg; D, G in eine freigelassene Lücke eingefügt: unsern getreuen lb. Albrechten von Kessel, genant Ruffart; E in eine freigelassene Lücke eingefügt: unsern getreuen lb. Hans Jacoben von Landau, unsern rat und lantvogt in Swaben; F in eine freigelassene Lücke eingefügt: unsern getreuen, lb. Mechiorn von Reinach.
e
 C Leibzig; D, G in eine freigelassene Lücke eingefügt: Dortmund; E in eine freigelassene Lücke eingefügt: Ulm; F in eine freigelassene Lücke eingefügt: Hagenau(so jeweils auch bei der nachfolgenden erneuten Nennung des Versammlungsortes).
f
 C Georigentag.