Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Grund für die Ablehnung der geforderten Eidesleistung; [2.] Keine Übersendung von Abschriften der Burgfrieden wegen zu weniger Ganerbschaften in Franken; [3.] Bereitschaft zur Beteiligung an den Beratungen über die Wiederbelebung der Turniergesellschaften; [4.] Unzulänglichkeit des vom Ks. geplanten neuen Ritterrechts; Wiederholung ihres eigenen Vorschlags hierfür.

Bamberg, StA, Hst. Bamberg, Geheime Kanzlei Nr. 9, fol. 126a–127a, Kop. (Vermerk unter dem Stück: Alles uf verbessern merer verstands).

[1.] /126a/ Wiewol gemeine ritterschaft röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., vier begerte artikel [vgl. Nr.774] anders nit dann aus ksl. milt und sondern hohen gnaden, domit sein ksl. Mt. aus ftl., angeboren, loblichen geblüt der Ehgg. zu Osterreich allem adel geneigt, betracht und furgenomen vermerken und darumb seiner Mt. als irem allergnst. H. mit hochster begir und untertenigkeit gern gefol[g]sam antwort geben und in aller untertenigkeit erzeigen wollten, ermessen sie doch den artikel des furgehalten eids aus manigfeltigen hohen ursachen und bewegnussen inen beschwerlich und sonderlich, dweil solcher eyd inhalt seiner ksl. Mt. begeren dahin grundet, hinfur keinem offenbaren echter wider das hl. Reich noch desselbigen gehorsame stende und untertanen, auch kein[em] landfridbrecher, strassenrauber noch heckenreuter rate, tat oder furschub zu tun etc. So sie den nach seiner Mt. begeren gemeinlich tun und sweren sollten, musten sie inen selbst smach und unere mit unschulden wider ir eygen gewissen, als ob sie hievor angezeigte artikel geubt und sich darin verwurkt hetten, auflegen. Aus solcher vorbetrachtung konnen sie ernhalben irer Mt. begeren in diesem punct nit g[e]leben. Darumb sey ir hochst und undertenigst verhoffen und vertrauen, ksl. Mt. werde diese bewegnus und notturftige betrachtung fur gnugsam, billich und gegrundt achten und sie derhalben obberurts eyds mit gnaden erlassen.

[2.] /126b/ Uf den andern artikel ksl. Mt. gesynnen, copei der burgfriden zu ubergeben etc., tun die von der ritterschaft irer ksl. Mt. diesen untertenigen bericht, das in den sechs orten des gezirks im land zu Franken kein gemeyn ganerbensloss dann allein der Rotenberg, pfalzgravisch eygentum.1 Des orts ganz ein geringe anzal von der ritterschaft ganerben sind. Darumb sie irer ksl. Mt. kein copey einichs burgfridens zu geben haben.

[3.] Des dritten artikels halben, den turner [= das Turnier] belangend, wollen die ritterschaft irer ksl. Mt. ausschreiben derhalben unterteniglich erwarten und zur selben zeit etlich aus inen zur handlung verordenen, also wan ir Mt. mit der ritterschaft der vier land derhalben ordnung aufrichten oder beschlissen werden, soll an ine, solchs auch gehorsamlich zu volziehen, kein we[i]gerung gespurt werden.

[4.] Weiter uf den vierden und letzen artikel die ordnung und satzung eins furderlichen, endlichen rechtens belangent etc., welcher artikel dahin gegrundt, was die freyen vom adel clag zueinander haben, solt gehort werden etc., und alsbald demselbigen artikel angehangen, welche vom adel aber zu einem oder mer Kff., Ff., prelaten, Gff., freyen, adel und von stetten zu sprechen hetten, was sach des berurte, alsdann solt der clager den antworter vor seinem und entlichen gericht, wie bishere gebraucht und im landfriden begriffen, furnemen,/127a/ biten die von der ritterschaft ir ksl. Mt. mit allem, hochsten und untertenigstem vleis, allergnediglichst aus berumbtem, loblichem und hohen verstand in zu gnaden zu betrachten, das solch recht inen wenig furtreglich, sonder noch mer uncostens auflegen wurden, dann sie unter inen selbs, wes sich irrung begebent, wol austragsgemeß vereynen mogen, weren aber dardurch des last, betrangnus und beschwerung, so sie von den hohen stenden haben und leyden mussen, unentladen. Wo aber ire ksl. Mt. ein ordnung, satzung eins austreglichen, furderlichen und gleichmessigen rechten aufzurichten furnemen werden, solt bey ine, der ritterschaft, in keinen wege ausflucht gesucht oder we[i]gerung gespurt werden, wie sie sich des hievor zu Sweinfurt gegen irer ksl. Mt. gesandten auch erboten2 und uf das alleruntertenigst, welchs sie hiemit abermals verneuen, gebeten wollen haben, der alleruntertenigsten und hoffenlichsten zuversicht, ir ksl. Mt. werden solch der ritterschaft gegeben antwort nit aus ungehorsam noch abslegig, sonder aus erzelten ursachen irer merklichen notturft nach allergnediglichst ermessen, dann sie, irer ksl. Mt. als irem allergnst. H. in aller geburlicher und unterteniger gehorsam zu dienen, ganz willig wollen erfunden werden, und tun sich auch hiemit /127b/ derselben uf das allerunterteniglichst bevelhen.

Anmerkungen

1
 1478 schuf Pfalzgf. Otto II. von Pfalz-Mosbach die Voraussetzungen für die Gründung einer aus 44 Mitgliedern bestehenden Ganerbschaft auf der Veste Rothenberg bei Schnaittach auf der Fränkischen Alb. Vgl. Schnelbögl, Rothenberg, S. 4.
2
 Gemeint ist wohl die von Vertretern der fränkischen Ritterschaft auf dem Schweinfurter Rittertag vom 12.–16. November 1512 vorgetragene Bitte um eine funktionierende Austragsgerichtsbarkeit. Vgl. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.1898 [3.].