Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Gute Wünsche für Pfalzgf. Friedrichs Reise nach Spanien als Begleiter Kg. Karls; [2.] Unberechtigter Verdacht gegen ihn im Zusammenhang mit verschiedenen Gewalttaten Franz von Sickingens; Reichsaufgebot gegen diesen; [3.] Einberufung eines Reichstags nach Mainz; Übergriffe von ksl. Reisigen auf kurpfälzischem Gebiet; [4.] Ksl. Befehl zur Einstellung der Übergriffe; [5.] Gescheiterter Schiedstag in Neuhausen; [6.] Einsetzung eines Schlichtungsgremiums; [7.] Anhörung Sickingens auf dem Reichstag; [8.] In Mainz anwesende Reichsstände; Hilfeersuchen des Ks. an die Reichsstände gegen Hg. Ulrich von Württemberg; [9.] Deren Antwort; [10.] Entsendung der reichsständischen Truppenkontingente gegen Sickingen; [11.] Bereitstellung des kurpfälzischen Kontingents in Alzey; [12.] Verhandlungen mit Sickingen, betroffenen Kaufleuten und dem Schwäbischen Bund über Schadenersatzleistung für Sickingens jüngsten Übergriff; [13.] Empfehlungen der kurpfälzischen Doktoren in dieser Angelegenheit; [14.] Einsetzung eines Schiedsgremiums zur Beilegung der Angelegenheit Gf. Emichs von Leiningen-Dagsburg.

München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 87a–100b, Konz. (Vermerk fol. 101b: Hg. Friderich casus mundi).

[1.] /87a/ Gruß. Hochgeborner F., freuntlicher, lb. bruder, euer lieb schreiben [liegt nicht vor] und anzeige, wie der durchluchtig unser lb. oheim, der Kg. [Karl von Spanien], itzunt willens sy, in Hispanien [zu reisen], und aller abscheit daniden gemacht, also das man allen tag warten sy, anzuziehen, dweil nu euer lieb mit hineinzureisen gemeint, wollen euer lieb iren abscheit von uns genomen haben, mitsambt fruntlicher bevelhnus und angehefter bitt, euer lieb wissen zu lassen, wie alle sachen hieoben stehen etc., uns itzt zukomen, haben wir von euer lieb freundlicher, brüderlicher meynung alles weitern inhalts verlesen. Wünschen daruf von Gott dem almechtigen euer lieb zu solichem irem furhaben glückliche und gesundliche volziehung und widerfart. Wo es auch in demselbigen euer lieb richtlich wole /87b/ nach allem irem gefallen zustet (als wir verhoffen bescheen soll), das ist uns zu vernemen die allerhochste freude und bevelhen uns hinwider euer lieb mit brüderlicher freundschaft zu bedenken. Und wissen euer lieb dieser zeyt nichts besonderlicher neuer zeitigung, die ergetzlich oder vast gut syen, sonder meher schedliche widerwertigkeit und allendhalben ufrurn sich erzeigen zu schreiben.

[2.] Erstlichen von wegen Franciscus von Sickingen, wie und welichermassen derselbig der von Worms feind worden, wider sie, darnach wider röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., und die Rstt. gehandelt, das ir genommen, nit on unser beider merglichen nachteil und schaden, furnemlichen des ingriffs halben im geleit by Wyssau [= Weisenau] uf /88a/ St. Niclasberg2, als noch zu besorgen stet, wie euer lieb hernach vernemen werden, warten müssen, zudem wir by ksl. Mt. und etlichen stenden des Richs und sondern personen, doch on unschult [recte: Schuld], in verdacht und widerwillen gewachsen, was darumb auch fur endschuldigung by röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., durch euer lieb und unser rete nechst zu Antorf [= Antwerpen]bescheen, tragen euer lieb gut wissens. Ist derselbig Franz syther in seinem furnemen mit deglicher datlicher handlung und angriffung, name und beschedigung behart. Dadurch röm. ksl. Mt. verursacht, zu ableynung desselbigen by Kff., Ff. und stenden des Reichs umb die erst hilf anzusuchen, die dan bewilligt und zugeschriben.

[3.] Alsbald auch hat ir Mt. by 400 reisiger, deutscher und Burgundier, gein Worms verordent, dergestalt, die statt zu beschirmen, uf derselbigen veinde zu straifen und zu handeln, darneben Kff., Ff. und stende des Reichs gein Meinz [einberufen, Nr.721], der meynung, davon und anderer sachen halben ferrer zu beradslagen. Weliche gereisigen nun ein zeit lang /88b/ nit Franzen, sonder uns und den unsern uber unser erbiten (das wir inen gestatten, irn pfennig zu zeren, ir veinde zu suchen, in unser flecken mit zimlicher anzal inlassen, ir offen veinde anzugreifen, hinwekzunemen, darzu den unsern bevolhen, ine beraten und behulfig zu sein und gegen den verdachten, die nit wissentliche deter oder anhenger, doch us neid oder sunst angeben werden mochten, furderlichs rechten gestatten wollten) zu merglichem schaden gelegen, unversehenlich ider zeit in der nehe herusgezogen, etwan by nechtlicher weil fur unser flecken Dirnstein, Morsheim, Pfedersheim in eym schein, ir veinde zu suchen, kommen, ingefordert, aber, als wir bericht, anderer anslag mit blündern, brennen und derglichen datlicher handlung zu pflegen gewesen, wie sie sich auch mit der dat /89a/ erzeigt, bemelter flecken genehert, sturmweis angelaufen, die abzurennen oder zu erobern, und, als ine die sachen gefelet, etliche heuser zu Dirnstein, so herus gelegen, verbrent, geplündert, das viehe angeslagen, etliche arme leut endlybt, gefangen gein Worms gefürt, geschatzt, ein mit peynigung zum dot pracht. Und wiewole röm. ksl. Mt. uf unser ansuchen und gegeben gn. antwort, das solichs, ir, der reuter, handlung, ir Mt. geheis oder will nit sy, inen ernstlichen schreiben und bevelhen lassen, solich der unsern genomen viehe und anders widerzugeben, die gefangen on entgelt ledig zu lassen und hinfurter /89b/ gegen uns und den unsern derglichen handlungen sich zu endhalten und in ungutem nichts furzunemen, sein sie dem nit volgig noch unsers schrybens und zimlichen erbitens gesettigt gewest, auch nit allein die gefangen nit ledig on endgeltnus gelassen, das viehe nit widergeben, sonder die gefangen geschatzt und das viehe verbeut und deglichen unsern undertan schadens nachdracht, auch offenlichen getraut und sich bevlissen, das wir uns selbs eigner persone zu ufenthalt der unsern, der zuversicht, sie sollten des scheu tragen, mit grossem uncosten gein Alzey tun und da ligen müssen, wern auch wole geneigt gewesen, gewalt mit gewalt abzutryben, wo wir nit besorgt, das es ein anreizen und dadurch wir ins spil, darin man uns dan gern haben mocht, kem. Dasselb in rat funden, es noch zur zeit, wo es nit boser werden wolt, umb glimpfs willen underlassen. Nachfolgens in ein unser dorf Girnsheim [wohl: Geinsheim]mit macht [und] veldgeschütz ernstlichen kommen, da dan die armen us erschrecken und forcht vorgeübter irer, der reisigen, handlung in irm harnasch gestanden, die gassen mit wegen versperret gewesen. Haben sie den unsern trostung zugesagt, aber, als sie uf ir begern und drostung die wer von in gelegt, daringefallen, die genommen, das viehe ange /90a/slagen, gein Worms trieben, alles gewaltiger weis.3

[4.] Daruf wir ksl. Mt. wider ansuchen und der sachen berichten lassen. Da uns dan abermals, wie obstet, von ir Mt. antwort gefallen und den huptluten mit ernst geschriben worden, das viehe wider und die gefangen on entgelt ledig zu geben und hinfur solicher handlung nit zu pflegen. Und damit nit wyter irrungen infieln, so sollten sie sich eins tags und malstat mit uns verglichen, alda zusamenschicken und miteinander vereynen, wie es mit inlassen, streifen und suchen irer veinde gehalten werden solt.

[5.] Demselbigen wir gehorsamlichen gelebt, inen geschrieben, ein tag gein Gernsheim ernent. Des sie beschwerd getragen und, gein Neuhausen uswendig Worms zu erschein[en], /90b/ bewilligt. Dahin wir dan röm. ksl. Mt. zu undertenigem gefallen unangesehen vorbescheen mutwillens und begegenten schadens unser rete geschickt, da abermals laut ksl. Mt. vorig und itzig schreiben erwidern, daruf bitten und begern lassen, die unsern gefangen on entgeltnus ledig, das genomen viehe widerzugeben und sich der dinge hinfur zu endhalten, gegen uns oder den unsern datlichs nichts furzunemen, mit angehenktem erbiten, wie obbestimpt, das wir sie in unsern flecken iren pfennig zern und ir veinde suchen und, so sie die funden, volgen lassen, auch gegen den verdachten inen ides orts rechts gestatten welten etc. Aber solichs alles nit verfahen, sonder haben sie nach vilem underrichten, rede, widerrede und beschenem furbringen unser rete nichts widergeben wollen, stracks /91a/, uber das der lest ksl. bevelh mit usgedruckten worten stünde, das sie uf ir offenbar veinde und offenbar anhenger streifen sollten, und nit wyter geteutscht [= erläutert], uf irer meynung behart und ires gefallens strecken wollen. Begerten nochmals, sie in all unsern flecken, wie stark sie komen, iderzeit inzulassen, iren pfennig zu zern gegen iren veinden, helfern, anhengern, furschiebern, verwanten, verdachten und helfershelfern zu gestatten. Welichs uns us ursachen, ire vor geübte handlung und bescheen warnung dermassen zuzelassen, dan wo sie so stark inkommen, irs gefallens plündern, brennen, die unsern, so villicht onschuldigen angeben, mochten fahen, hinweksleifen und dermassen handeln, das uns hoch schedlichen und nachredig sein mocht, zu gestatten onfurstlichen und beschwerlich ist.

[6.] Wer die sach uf bedacht gezogen und wider an ksl. Mt. gelangen lassen, in meynung, wes uns fur bescheit werd, inen alsdan unser gemüt ferrer zu eroffnen, der zuversicht, sie wurden in /91b/ mitler weil sich ksl. Mt. bevelh gemes halten und gegen uns oder den unsern in ungutem nichts furnemen. Also haben wir zu ksl. Mt., des und anders halben zu berichten, geschickt, und ist in mitler weil durch sie, die reuter, auch berugt [= in Ruhe gestellt], und uns gestern [19.7.17] ein schrift [liegt nicht vor] durch den ersamen Bernhart Wormser von Schaffeltzheim, Dr., und Hans von Venningen, rete und lb. getreuen, so wir, wie gemelt, zu ksl. Mt. verordent, zukommen. Darin under anderm ein abscheit, dies sach berürn, zukomen, inhaltend, das wir mit inen dieser irtumb fur den abt [Hartmann] zu Fulda, Leonhart Rauber, hofmarschalk, von idem Kf. zu Meinz einen rate, des Bf. [Christoph] von Augspurg, Mgf. [Kasimirs] von Brandenburg und des Landgf. [Philipp] von Hessen rete, auch der stett Coln, Augspurg und Frankfurt gesanten zu verhor und endscheit kommen, und was die nach /92a/ pillicheit entlichen endscheiden, daby soll es plyben und dem volziehung bescheen, wiewol wir vernemen, das sie, die reuter, zum teil von Worms furweg an ander ort verendert werden sollen.

[7.] Weiter des usgeschrieben reichstags halben, davon oben meldung beschicht, geben wir euer lieb zu erkennen, das wir uf ksl. Mt. widerschreiben und bevelhen [Nr.788], das wir sambt dem EB [Albrecht]zu Meinz und Mgf. Joachim von Brandenburg, Kff., uns zusamen gein Meinz tun und Franzen, der sich alwegen des hett vernemen und bitten lassen zu vertagen, verhorn und alsdan sein furpringen wider an ir Mt. zu pringen, auch daneben mit ime uf ein anstand 8 tag zu handeln und fliß [aufzuwenden], doch das den ides teil alsdan ufzuschreiben hat etc. /92b/ Uf solichs haben wir uns gehorsamlichen gehalten, gein Meinz geritten, Franzen helfen vertagen, verhorn und ir Mt. bevelh nach solich furtragen eröffnen lassen, auch mit ime, Franzen, uf den anstand gehandelt [vgl. Nr.791]. Der sich des ufhalts beschwert und nit anders dan fur die,[die] er by ine hett und erreichen mocht, und nit weiter willigen wollen, doch anzeigt, das er sich in der zeit geschicklichen halten wolt. Das wir ksl. Mt. auch anzeigt. Darauf ksl. Mt. under anderm wider geschrieben [Nr.794], nachmals by Franzen zu handeln, in welicher zeit er die syn in anstand pringen mocht, anzuzeigen. Das aber Franz ganz abgeslagen und behart stets in seinem furnemen mit fahen, nemen, brennen und wo er das betreten moge, in sunderheit in unserm Ft.

[8.] In mitler weil, alsbald nach gehabter Franzen verhor, ist Mgf. Joachim, Kf., hie abgeschiden,/93a/ wider anheimsch, aber ksl. Mt. hat ir commissarien hie. So sind die EBB [Hermann von] Coln und [Richard von] Trier, derglichen unser freuntlicher, lb. bruder, der Bf. [Georg] zu Speyer, auch Bf. [Reinhard] zu Worms personlichen, derglichen etlicher ander Ff., Bff., prelaten, stett und stende des hl. Richs botschaften alhie ankommen, ksl. Mt. bevelh hie wartend. Da noch zur zeit nichts furtrefflichs, dan allein Franzen, wie obgemelt, berürn, gehandelt, wiewole in verschinen tagen, als ksl. Mt., die noch nit hie, sonder zu Frankfurt gewesen, hinauf gein Augspurg zu dem [Schwäbischen] bund, der dan byeinander versamlet, umb weiter hilf, die anzusuchen, sich getan, der versamlung hie des richstags ein ufzeichnung [Nr.757] durch seiner Mt. commissarien furpringen lassen, berürn unsern oheym und schwager [Hg. Ulrich] von Wirtemberg, wie der den vertrag, zwischen seiner lieb [und] [Ludwig von] Huttena /93b/ ufgericht4, nit gehalten, ein armen Conzen underste zu erwecken, sich mit dem Kg. [Franz] von Frankrich, dem Reich zuwider, derglichen mit [Hg. Karl von] Geldern und Eidgenossen angesucht und contract gemacht haben soll, mit beger, das die stende des Richs seiner Mt. ir rat und guddünken in dem mitteilen, wes ir Mt. sich halten soll gegen den ausschus zu Schwoben, den er erfordert. Und nachdem zu gedenken, das des armen Conzen mutwillen on ein grossen gewalt nit abgestelt werden, auch dasselb kein verzug leiden moge, sollen die stende ir Mt., solichem zu widerstand, den 50. man, nach den feuerstetten zu rechen, durch das ganz Reich us bewilligen zu schicken, ob sich die sachen so schwerlichen zutrügen, das man der nottürftig, das man die hett, in ansehen, das die itzig hilf zu clein sy etc.

[9.] Uf solichs die stende, so itzt hie sein, ksl. Mt. Wirtembergs halben ir guddünken eroffnetb, wie euer lieb ab dieser copy [Nr.758] vernemen werden, aber den 50. man berürn bedenken genomen, bis die andern stende auch zur hand /94a/ komen, wiewole darfur geacht, ksl. Mt. werd in handel sehen, den krieg verhüten, das der hilf nit not wird, in ansehen itziger leuf und deuer jar, auch ander ursachen halb, zu besorgen, soliche hilf zu tun dieser zeit nit allein schwärlichen, sonder auch unmoglichen sein werde, zudem, das sich der pund, als wir bericht, uf ksl. Mt. beger dis stücks halben hart anhaltung noch nit endslossen bis itzt. Jacobi [25.7.17] soll wider ein pundstag und versamlung und daruf ksl. Mt. antwort werden.

[10.] Aber der ersten bewilligten hilf wider Franzen seind die stend bereit, und schon etlich Ff. und stett ir anteil, als Mgf. [Kasimir] von Brandenburg, Bf. [Georg] von Bamberg,[Bf. Gabriel von] Eystett, auch Nürmberg, Augspurg, Ulm, Winsheim und was derselben stet daoben ligend, 1000 zu fuß und 100 und etliche pferd gein Ha[i]lbron, desglichen Straßburg und ir umbligend die iren gein Worms und Coln und etliche andern die iren gein Wesel [= Oberwesel]geschickt.

[11.] So sein wir sambt andern /94b/ Kff. und Ff., die unsern zu senden, auch urbütig und bereit, ligen also allendhalben uf ksl. Mt. bevelh, wo hinus das wetter, das noch nymands gewiß, geen woll, warten. Das dan uns sonderlichen grossen costen, den wir zwischen Alzey und hie haben müssen und nun 3 wochen hie gehabt haben, wie euer lieb ermessen moge, gebirt on anderer schad, so uns, wie obgenannt und sunst dieser hendel halben wechst und furter ensten moge, als zu besorgen, vast beschwerlich ist. Wolten, das solichs sein gut endschaft erreicht hett, hoffen doch zu Gott, soll alle dinge zum besten schicken.

[12.] /95a/ Ferrer, freuntlicher, lb. bruder, als wir hiervornen anfangs gemelt, wie uns us Franzen handlung, die uns nye lieb gewest und wir alwegen urbütig gewesen, dem helfen widerstand zu tun, in ansehen, solichs uns beiden merglichen nachteilig, besonderlichen der ingriff zu Wyssenau, da er die wagen in der Frankfurt[er] meß nidergeworfen, zu unstatten, costen und schaden reichen moge etc., hat euer lieb ab unsern reten, nest zu Antorf [= Antwerpen] gewesen, on zweifel, wy die sachen sich verlaufen, wes wir zu widergebung solcher güter mit Franzen handeln und mit ernst anhalten lassen, aber nicht erlangen mogen, guten bericht empfangen und mit unsern reten by ksl. Mt. deshalben endschuldigung getan, mit undertenigem ersuchen, das ir ksl. Mt. insehens haben wolt, damit solchs und unser nachteil hinfur vermiten plieb etc. Fügen wir euer lieb brüderlicher meynung zu wissen, das wir von etlichen stetten und den kaufleuten umb erstattung solicher irer verloren güter schriftlichen ersucht. Denen wir wider geantwort, das wir, als soliche name (wiewole nit der gestalt, das die an /95b/ orten, da wir zu gebieten hetten, bescheen) an uns gelangt, nit gern, sonder mit der beschwerd und zu grossem mißfallen verstanden, trügen ir und anderer kauflut halb darin ein gn. mitlyden darumb. Und zu anzeige desselbigen, das uns soliche hendel und ingriff nit lieb und besonderlich, dieweil wir vermerkt, das unser amptlut und die unsern einsteils nachge[e]ilt, aber nit schaffen mogen, alsbald unser treffenliche rete und botschaft zu Franzen zum zweiten mal geschickt und mit ernst an inen begern lassen, soliche genomen habe den entwenten on entgelt wider zuzustellen oder zum wenigsten bis uf weiter handlung unzertrent byeinander zu behalten,/96a/c aber von Franzen under anderm verantwort worden, das er solichs us ursachen, das er mit den stetten, so wider ine zu ziehen sich begeben, zu schaffen hett, nit tun wolle, mit anzeige, das er die nit widergeben noch stillsten kunt oder jemands verschonen wollt. Wiewole [wir]nun solichs, als vorgemelt und wir bericht, nit uf unserm gleit bescheen wer, auch Franz, uf seinem furnemen zu beharren sich horen lassen, unfruchtbar achten, so hetten wir doch inen und den iren zu gnaden und gutem abermals zu Franz geschickt und bey ime, damit solich güter, zum wenigsten so unverteylt, widergeben werden mochten, zu handeln nit underlassen wollen, gedechten uns auch, sovil muglich, unsers teyls hinfurter darin zu beweysen und halten /96b/, das man ein ftl. gemüt bey uns spüren sollt etc. Und als sie derselbigen unser antwort nit ersettigt gewest, furter durch ir stett und oberhand bey dem pund zu Schwaben das anbringen und uns schreiben lassen, wie ire bundsverwanten der stett sie solicher gewaltsamer tat halben nach vermoge irer eynung des bunds zum hochsten ersucht, dieweyl sie dann, gemelten stetten und iren beschedigten hilf zu tun, schuldig wern und sie in solichem nit verlassen mochten, wer ir bitt, den berürten stetten und iren beschedigten umb die entwerung irer güter sampt kosten und scheden vergnugnus und usrichtung zu tun, damit witer furnemen furkomen würd etc. /97a/ Daruf wir ine wider geschrieben und gebeten, das sie den beschedigten oder andern unsern mißgonnern unser unverhort kein glauben noch gehore geben, mit bitt, uns zu verhore komen oder bey recht bleyben zu lassen, uns auch bey röm. ksl. Mt. sovil bearbeit, das sein Mt. den stenden des bunds geschrieben [Nr.885] und, die sach bis zum tag gen Meinz zu schieben, auch daselbst zu verhore komen zu lassen, an sie begert. Daruf uns aber die hauptleut wider geschrieben [Schreiben liegt nicht vor] mit anregung, das in irer macht, des bunds abschied oder beslus zu endern oder unserm begeren nach lenger [ver]zug und tag zu geben, nit stünde etc. Dieweyl wir aber, das sie unser unverhort /97b/ mochten uf anrufen der stett und dero kaufleut furgeen, auch hilf erkennen und der statt tun fursorge getragen, so haben wir nit underlassen, den dreien hauptleuten [des Schwäbischen Bundes] wider zu schreiben, auch durch unser abgefertigt geschickte botschaft zu werben und uns zu erbiten, solich sach zu verhore, auch gruntlicher entdeckung der warheit komen zu lassen oder das recht laut der ordnung oder fur röm. ksl. Mt. als unserm ordenlichen richter anzunemen oder, wiewole wir, so wir uns ferrer dann wie ordenlich herbieten, unsern zugang, so wir der sachen verlustig wurden, zu denjenen, die bey solicher name gewesen, nit wole gehaben mochten, uns beswerlich, dannocht uns vor den hochgebornen F., unsern lb. oheim Mgf. Kasimirn [von Ansbach-Kulmbach],/98a/d die erwirdigen in Gott Vater, unser lb. besondern freunde, die Bff. Bamberg, Eystett und Augspurg, und zuletzt fur sie, den bund selbst etc. [zu Recht erbieten]. Uf solichs unser geschickter botschaft uber vil gehabten vleis, mühe und arbeit zu einer verfassung eins entlichen rechten brucht lut byligender copy [liegt nicht vor]. Weliche wir uf gehabten rat us vilerley ursachen und in ansehen itziger leuf, das auch wir itzt zu krigen nit gefaßt, zudem unser land zu Beyern dem bund wole gelegen, dem wir nit so statlich hilf tun mochten, glich zwinglicher weis, wir wolten dan uberzugs warten, sein dan die hilf schon erkent, entlichen zugeschriben, doch mit bitt etliche puncte. Der fünf seind och in die verfassung zu pringen, in ansehen, das sie rechtmessig, pillich und inen nit /98b/ beschwerlich wern. Daruf dan die hauptlut unsern geschickten zu erkennen geben, das sie forchten, das solichs by den stetten und kaufleuten nit zu erheben wer, sonder wurden by dem buchstaben, wie die verfassung gestellt, plyben oder, wo das nit sein wolt, widerumb hilf ansuchen, die dan erkent und inen nit weigern konten. Wer ir gudbedunken, die verfassung also zuschen nest Jacobi [25.7.17] zuzuschreiben an zusatz, damit weiterung vermiten plieb.

[13.] Uf solichs, als wir des bericht von unsern verordenten verstanden, haben wir unserm canzler [IUD Florenz von Venningen] und etlichen andern doctoribus, den handel zu beradslagen, bevolhen und vermocht. Die haben sich endslossen, das vil weger [= besser, vorteilhafter] sy, die verfassung anzunemen dan des kriegs zu warten us ursachen,/99a/ das uns vil mehr schadens us der vehde wachsen mocht dan ob wir mit recht verlirn und bezaln sollten. Mochten wir doch an andern, die der sachen ursacher, uns zum teil erholen. Und obschon der zug nit ginge und wir allein uns zum krig rüsten, leut besolden und ander ding, darzu nottürftig, bestellen, es würd wol sovil, als der schad sein mocht, der bezalung ertragen und dannocht zuletst darzuschen gütliche wege gesucht und darunder zu vertrag gehandelt werden, das wir meher herausgeben müsten, zudem, das wir zu endung der sachen zum wenigsten ein jarziel [verlangen], darin sich die dinge anders anschicken oder darzuschen geteidigt werden mocht. Aber der fünf puncten halben, die auch in die verfassung zu pringen, dweil die pillich wern, sollten wir /99b/ anhalten oder, wo es nit geen wolt, sie darüber, ob es pillich oder nit sy, rechtlichen erkennen lassen, daneben ksl. Mt., by inen, solchs zu tun, die puncte inzusetzen, zu verfügen, anzusuchen und zu bearbeiten, auch mit andern unsern reten wyter endslissen uf soliche der doctoribus gudbedünken, wiewole wir besorgen, wo sie nit anders wollen, das wir dieser zeit nit hinder sich schreitene, sonder die verfassung fry zuschreiben und der rechtlichen handlung und endscheids gewarten müssen.

[14.] /100a/ Mehr berürn Gf. Emichen von Lyningen, wes euer lieb und unser rete jüngst seiner vermeinten purgation halben by ksl. Mt. und den hofreten gehandelt5, haben euer lieb guter maßen wissen, das die sach alher uf disen richstag ufgeschoben etc. [vgl. Nr.938 [9.]]. Fügen wir euer lieb zu erkennen, daß unser freuntlicher, lb. bruder Hg. Jorg, Bf. zu Speyer, sambt Gf. Philips von Solms, auch der comptur zu Frankfurt [Johann Daniel von Lauerbach] und bemelts unsers bruder vicarii [Jörg von Schwalbach] in der geistlikeit als underteidiger, uf unser bewilligen die sachen gütlichen hinzulegen, undernomen haben und itzt in solicher handlung sten, der zuversicht, die sach soll an [= ohne] unsern schaden vertragen und uns etwas werden und plyben, so wir sonst nach synem dod, sein sonen solichs ganz /100b/ zu geben, mit recht uberwunden werden mochten.

Solichs alles haben wir euer lieb als unserm freuntlichen, lb. bruder, den der Almechtig in langwiriger gesundheit fristen woll, freuntlicher meynung im besten nit verhalten wollen, des wissens zu haben. Datum Meinz montags nach Alexii Ao. etc. XVII.

Anmerkungen

1
 Bei diesem Schreiben handelt es sich zwar nicht um einen Gesandtenbericht im engeren Sinn, doch rechtfertigt die Tatsache, dass Kf. Ludwig von der Pfalz darin u. a. auch zahlreiche Informationen über den Mainzer Reichstag an seinen in den Niederlanden weilenden Bruder Pfalzgf. Friedrich übermittelte, den Abdruck des Stückes im Abschnitt „Instruktionen, Weisungen und Berichte“.
2
 Siehe Nr.882.
3
 Die Schädigung kurpfälzischer Besitzungen durch ksl. Truppen ist unter Bezugnahme auf das Schreiben Kf. Ludwigs an Pfalzgf. Friedrich auch erwähnt bei Ulmann, Franz von Sickingen, S. 72.
a
 Folgt gestrichen: und [Dietrich] Speten.
4
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 1.
b
 Dazu am Rand von anderer Hand und gestrichen: Nota den rotschlag, so die stend ksl. Mt. uf ir beger geben, wie mit den von Schwoben zu handeln.
c
 Ab hier von einer zweiten Hand.
d
 Ab hier wieder von der ersten Hand.
e
 Unsichere Lesung.
5
 Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg hatte 1512 gegen das strenge Verbot zur Anwerbung von Kriegsknechten verstoßen und war deshalb am 11. September 1512 vom Ks. auf dem Kölner Reichstag geächtet worden. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.925.