Nr. 902 Supplikation Dr. Ludwig Sachs’ (Reichskammergerichtsprokurator) an die in Mainz versammelten Reichsstände – ohne Ort, 15. Juli 1517 (mitwoch nach St. Margrethentag)
[1.] Bitte um Aufhebung der gegen ihn verhängten Reichsacht; [2.] Sein Rechtsbeistand für die 1513 rebellierende Wormser Gemeinde gemäß ksl. Auftrag; Ächtung der Gemeindemitglieder; [3.] Seine unverschuldete Einbeziehung in die Acht.
Wien, HHStA, MEA, RTA 3b Bd. Reichshandlung zu Mainz Ao. 1517, fol. 46a–47b, Kop.
Teildruck: Harpprecht, Staatsarchiv, Nr. 239 (nur [2.] und [3.]).
[1.] Hat in seinem früheren (nicht vorliegenden) Schreiben an einige Kff. darüber geklagt, dass er unschuldig in die Reichsacht geraten, ihm sein Besitz in Worms und Mainz genommen worden und er dadurch verarmt ist. Deshalb hat er gebeten, ihm sub forma iuris eine Absolution zu erteilen, damit er sich in einem gütlichen oder rechtlichen Verfahren vor den Reichsständen den gegen ihn erhobenen Klagen stellen kann, hierauf aber noch keine Antwort erhalten. Bittet deshalb die Reichsstände, ihn mit einer Absolution zu versehen, damit die ungetreu, schwinde handlung der von Wormbs, wie untreulich, unredlich und onerechtlich sie an mir und an manchem frommen, armen biderman, geistlichen und weltlichen, begangen han, an tag mag kommen. Wird zum Dank dafür für sie beten. Damit sie annähernde Kenntnis davon haben, auf welche Weise er unverschuldet in die Acht geraten ist, übersendet er die beigefügte Darlegung.
[2.] [Beilage:] /47a/ Im jüngsten vergangen jar der minder zal dreizehen, da ist die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., gein Wormbs kommen1, und als ir ksl. Mt. clag, schriftlich und montlich, vom rat daselbst uber die arme gemeine entpfangen, haben ir ksl. Mt. uf anhalten der armen gemein, die sich beclagten, kein bystand hetten, mir durch den ksl. kamergerichtspedellen ernstlich gepieten lassen, der gemeinde wider den rat zu Wormbs byzusteen, zu reden, zu raten nach meinem besten vermögen [vgl. Nr. 113 [2.]]. Solichs gebots hab ich mich als ein procurator us ksl. geheiß und bevelhe mit undertenigkeit angenomen, denselben armen bystand getan, wes ir notturft erfordert, vor ksl. Mt. selbs und volgends vor ir ksl. Mt. verlaßen comissari, bis solang ksl. Mt. landvogt in Unterelsaß [Hans Jakob von Mörsberg] uber die gemein erzürnet, dieselb gemein gerechtiget, darumb sie seins gefallens und begerns kein stat teten. Us craft welicher acht ir etlichen des kamergerichts us der stat gewichen. Diweil nun in solicher acht am ent angehengt wurd ein clausel, also anhebend „gebeut auch daruf anstat ksl. Mt. und den dieser mein offner brief furkompt, by denen pflichten etc.“ bis zu ende des briefs, und ich, des ksl. Mt. kamergerichts procurator, ware also ksl. Mt. verpflicht, wolt mir nit fuglich oder zimlich sein, in craft der clauseln anderst dan der handlung zu entschlagen. Hab mich der und keiner andern gestalt der handlung entschlagen und der stat enteusert, damit ich mich solicher acht nit teilhaftig macht.
[3.] Nun ist in der acht, wider uns armen ausgangen, laut derselben ein copy,/47b/ hiebygelegt [liegt nicht vor],[in der] uns armen kein ander ursach zugemessen, dan als sollten wir uns an Wormbs han gemacht und etlicher begangner sedition und entborungen dardurch selbs schuldiger und crimen lese maiestatis begangen haben. Des dan, soviel meiner person zugemessen, mit warheit nimermehr sich finden soll, dan ich weder hilf oder bystand getan, sonder mich allein der stat, wie obgemelt, enteusert. Ist an euer kftl. und ftl. Gn., wirden und gunst mein undertenig, groß biten umb Gots willen, die gerechtigkeit und handlung gnediglichen erwegen. Ist mir one zweivel, euer kftl., ftl. Gn. wirde, gunst und hochen verstant werden gnediglichen bedenken und abnemen, wie unverschuldt ich zu der acht komme. Wollen umb Gots und der rechten willen mich gnediglich versehen, wie ich vormals auch gebeten.