Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Hannover NLA, Hild. H 1, Nr. 783, fol. 108r–109v (Kop.).
Auf welchs bedencken des ausschuß1, als sich Kff., Ff. und stend (catholici allein) am Donnerstag nach Jacobj [1541 Juli 28] auf vielvältigs bescheens solicitirn und anhalten H. Valentins Bf. zu Hildeshem sich auf fürbrachts bedencken des ausschus (doch on zuthuen und wiessen der protestirenden, als dan solchs nach herkomen des reichs billich gescheen sollen, derowegen in gemeinem reichsrathe auch nit geschlossen) verglichen, die ksl. Mt. zu bitten sein, sie, die sache in der güte durch sich oder ihrer Mt. verordente keyserlichen commissarien zu vergleichen und beizulegen, sich bevleyssigen oder, so die entstund, an das kayserliche camergericht pro exequutione remittirn und weysen wollten2, und solchs bedenken an ksl. Mt. gelangt, welche soliche remission im vhall der entstehenden gütte an das kayserliche cammergericht in causa principali verstanden haben und zur güte commissarios benennen wöllen, ist post multa, nachdem die sach und remission in zweyvelichen verstand von den kayserlichen hoveräthen und auch von den fursten catholicis und stenden (doch nit allen) gezogen werden wollen, ervolgt, das der bieschoff solche commission in der güte und remission zum rechten nit annemen konnen noch wollen.
Und als durch den bieschoff bei obgemelten Kff., Ff. und stenden (catholicis) nit verblieben und angehalten worden, sich zu declariern, wie sie die remission gemeyneth, daruff die churfursten in ihrem rathe pro executione geschlossen, gleichsvhalls der ausschuß selbs sich also declarirt, doch in der catholicorum fürsten rathe propter tumultum imminentis Turcae et eam ob causam celerem et inopinatum discessum caesaris, ob sie die heubt- oder executionsach im vhall, die gute entstund, zu remittirn gemeynt wollen haben, nit geschlossen werden konnen, hat gedachter bieschoff sich in zweivelhaftigen labyrinthum nit setzen oder begeben wollen, auch nach gehabtem rathe etlicher hohens und nyder standts anzunemen widerratten und abgehalten worden und demnach, bey seinem rechten zu bleyben und demselbigen antzuhangen, ihme fürbehalten wollen, wie er dan ein solichs ihme für ksl. und kgl. Mtt., Kff., Ff. und stenden offentlich vorbehalten hat.
Und darmit zu vernehmen, das bey etlichen kayserlichen räthen die meynung gewest, ihnen, den bischove, mit solicher remission auch in der heubtsachen in die weytte ze füren und nit pro executione, sonder in genere und also die geendete heubtsach disputirlich zu machen und inen ex certo in incertum zu setzen, so seind von dem munsenior de Granvella, ksl. Mt. hoffrath, als vielgemelter H. Valentin bieschoff die remission specificirt haben wollen, auf die exequution diese worth gefallen, quod caesar contentus sit dare commissarios ad concordandum et, si concordare nequiverint, quod causam remittere debeant ad iudicium chamerae imperialis et, quod dominus episcopus pro declaratione remissionis hoc verbum executionis apponi petiit, hat sich gedachter Granvella nit declarirn wöllen, sonder gesagt, quod caesar non esset aliter facturus3. Haec verba ubi audisset episcopus und, das sich Granvella nit hat wollen declarirn, hat er sich beduncken lassen, es nit für ihnen und seinen stieft Hildeshem sein wurd, sich in die gfhär zu begeben und sein geendete heubtsach und erhalten urtheyl widerumb und sonderlich vor weltlichen richtern und personen am kayserlichen cammergericht, die auch zum theyl bäbstlicher jurisdiction nit gestendig, auch babst nit babst sein lassen wöllen, in zweyvell ziehen ze lassen, darumb er dan auch, wie angezeigt, solche commission, vielweniger die remission dergstalt annemen wollen und derowegen dem Granvella widerumb angezeygt, so es nit specificirt ad exequutionem werden solt, das er es auch nit anzunemen gedächte, sonder wolt bey seinem rechten bleyben. His annuens Granvella abiit nunquam revisus.
Und ist further in der hildesheimischen sach auf dem reichstag, als welcher sich auch domahls geendet, nichts weytters gehandelt worden. Doch ist hierbei zu mercken, das, als der bischoff mit hohem vleys bei ksl. und kgl. Mtt. auf das bedencken des ausschuß und der stende catholicorum pro commissione modo, quo supradictum est, und derwegen ihren ksl. und kgl. Mtt. memoriall und denckzettel ubergeben, auf welche doch gar nichts ervolgt, domit aber von solcher zettel wegen kunftig kein irrungen fürfallen mögen, so haben solche zettel von worten zu worten gelautet, wie volgt:
Copey des begerten, aber nit gevolgten abschiedts in causa ecclesiae Hildesemensis: In negotio executionis sententiae restitutoriae per sanctissimum dominum nostrum Paulum papam III. consistorialiter pro ecclesia Hildesemensi latae deputentur commissarii per sacram caesaream maiestatem pro amicabili concordia inter Henricum et Ericum iuniorem seu tutores et curatores eiusdem, duces Brunsvicenses etc., ex una et Valentinum episcopum Hildesemensem partibus ex altera reverendissimus dominus Albertus cardinalis et archiepiscopus Moguntinus etc. princeps elector etc. et illustrissimus dominus Ludovicus palatinus Reni ex ducibus Bavariae etc. etiam princeps elector coniunctim, ut infra spatium quatuor mensium a data commissionis computando partes supradictas amicabiliter concordare procurent et, si illos concordare non poterunt, tunc ex commissione et nomine sacrae caesareae maiestatis negotium executionis dictae sententiae restitutoriae ad iudicium camerae imperialis pro effectuali executione remittant et remittere debeant et ut caesarea maiestas iudicio camerae suae etiam ex tunc seriose committat, ut in eventum etiam dictae remissionis negocii executionis huiusmodi celeriter ac citra ullam dilationem procedant4.
Dweyl aber, wie ob und jetz nehist gemelt, drauf nichts ervolgt, derwegen auch gedachter H. Valentin Bf., bey seinem rechten zu bleyben, ihme fürbehalten, so konnen solche zettel nichts geben oder nehmen, quod est notandum.