Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 153r–165r (Konz.).
Sie haben ihm vor einigen Wochen das Ansuchen des Bf. von Hildesheim, über einige Artikel den Spietzhensel, der zu Gotha ein zeit lang uf unser eynmhanung in der herberge gelegen, zu befragen. Dieweil wir dan nit haben bedencken konnen, wie man zuforderst zu peinlicher frage jegen im komen möcht, wo uber sein vorige verhandellung, darumb wir inen ewiglich vorstrickt, nit ein geburlicher arckwan wider ine ausgefurth wurde, so hat er laut beiliegender Kopie Anweisung gegeben, gnanten Spietzhensel in guete, dieweil wir inen zu Gothau in thorm haben setzen lassen, über diese Punkte streng zu verhören. Eine Kopie seiner Aussage liegt bei. Hat den Eindruck, dass das Verhör nicht mit dem gebührenden Nachdruck geführt wurde. Glaubt durchaus, dass dem Spitzhensel die Versicherung nicht schwerfällt, dass er und seine Untertanen nichts von ihm zu befürchten haben. Da Spitzhensel aber im Dienst Hg. Heinrichs von Braunschweig stehen soll, zu deme wir uns keins guten zu versehen wissen, und wir inen daruber in fengknus haben legen laßen, so wolten wir gern, das die unsern von adel, so sich seiner landtfridebruchigen nachstellung beclagen, auch vorgenants Bf. von Hildensheimbs halben so vil arckwans indicirn und verdachts möchten zusamenbracht werden, darauf man durch ein rechtsbelerung zu peinlichem angrif rechtmessigen zutritt wider im möchte haben. Wiewol wir nu, gemelter der unsern halben weithern bericht, auch erkundung zu nemen, bevolhen, dieweil aber ane tzweifel der von Hildesheim zu seinen ubergebenen fragen den Spietzhensel auch wirdet mit zimlichen urkunden vordechtigk und arckwenigk zu machen wissen, sollen sie den Bf. von Hildesheim unterrichten und seine Stellungnahme einholen. Und wie er vormeint, do gleich die unsern keinen arckwon weiter uf ine brengen kondten, das gleichwol seiner sachen halben der Spitzhensel rechtmessig mit der scherpfe möchte angegriffen werden, dan kan man mit ichtem zu der peinlichen frage komen, so ist unser gemuth und meynung, das gegen ime mit der peinlichen fragen sol vortgefarn werden. Und was der bischof hierauf wirdet zu antwort geben und weiter hierauf suchen, das wollen euere L. und ir vortzaichent nemen und uns zuschicken.
So haben uns auch euere L. und ir unlangst zu erkennen gegeben, was der Kf. zu Brandenburg sampt etzlichen andern kaiserlichen comissarien euerer L. und euch der von Mulhausena halben furgehalden1. Nun haben wir unserm vedtern, Hg. Heinrich zu Sachssen, dasselbe zu erkennen gegeben. Und wiewol wir fur gut angesehen, das seine L. und wir unser baiderseits rethe derwegen furderlich b –und stundtlich–b hetten zusamengeschickt und von den dingen reden und ratschlagen lassen, so hadt uns doch sein L. ir bedencken ufs kurtzest durch ein schreiben zu erkennen gegeben, darauf wir sein L. widerumb beantworth, wie euere L. und ir aus beyvorwarter copei unsers schreibens mit C vornemen werden. Schicken euch darauf copeien der von Mulhausen gewilligten, gesiegelten und geschwornen sönbriefs und reversalhs, darin ir mißhandellung zue gueter notturft ertzelt. Sollen sich mit den Gesandten Hg. Heinrichs von Sachsen und des Landgrafen abstimmen, uf was form den kaiserlichen comissarien uf die narracion, deren die von Mulhausen durch den sönebrief selbst bekentlich sein mußen, das die keiner andern beweisung bedorften, zudeme, das es alles landt- und reichsruchtigk, notorium und offenbar ist, neben uberantwortung der copeien des sönebriefs sol antwort zu geben sein.
Dann in alwege wil unsers erachtens die ksl. Mt. untherdenigst zue bieten sein, das ir Mt. die treffenlichen der von Mulhausen vorbrechunge gnedigst wolle erwegen und mit inen schaffen, das sie sich irer brief und siegel und geschwornen aides halten, denselben geleben und dorwider nit thun, dan ire Mt. kondte aus irer mißhandellung vormercken, das sie nit allain die geringe straf, so inen ufgelegt, hochlich verwirckt, sondern, dieweil sie einen vhedelichen, gewaltbarn furzugk der heuser Sachssen und Hessen c –durch ire fridebruchige handellung–c verursacht, das man sie nach kriegsrecht und iure belli hette alle mugen erschlagen, hinrichten und ire stadt dem erdboden mit schiessen und brennen gleichmachen, ungeachtet, ap wol ir stadt ein lange tzeit ein reichsstadt gewest, derwegen dan auch die Ff. zu Sachssen und Hessen ksl. Mt. und dem reich ire gebuerende gerechtigkeiten in alwegen zuvorbehalden und ausgenomen, als das der sönebrief clar mitbrecht.
Wo es auch den hertzog-heinrichischen und lantgravischen rethen gefallen wolt, mochten wir wol leiden, das volgende einfuerung darbey bescheed, nhemliche, das man wol erachten kondt, wer diejenigen weren und sein musten, so die von Mulhausenf dohin laiteten, das sie wider ire brief und siegel, auch geschworne aidt solten handeln, so doch nit angesehen wolt werden, das sy Goßlar als ein alte, erliche reichsstadt gantz und gar zunicht machen und dieselben unther sich g –gern vom reich–g bringen wolten, die doch nichts gewaltbars, gegen der von Mulhausen vorfrevelung zu achten, gethan. Euere L. und ir wolten aber sampt den herzog-heinrichischen und hessischen rethen solchs dißmals allain ksl. Mt. zu untherdenigem bericht angetzaigt, aber sich in kein antwort noch disputacion der von Mulhausen halben gelassen haben, biß das die Ff. zue Sachssen und zu Hessenn h –den radt zu Mulhaußen widerumb bestetiget und das beschehen were, was–h sich dem sonebrief nach geburth und gemelte baide churfurstliche und furstliche heuser in besess und geweren i –nhumeher herbracht hetten–i, wie dan die von Mulhausen, vor Vitj, negst vorschienen [1541 Juni 15], vermuge vorgemelts geschwornen und gesiegelten sonebriefs zeitlich antzuesuchen, schuldig gewest. Dan, das sich j – Kf. und Ff. zu Sachsen und Hessen–j durch die Mulhausen irer gerechtigkeit k –und gewer–k mit der that entsetzen solten lassen, wurden ane tzweifel die ksl. Mt. und irer Mt. comissarien nit fur recht noch pillich erachten. So wolt auch iren kfl. und fstl. Gn. schwer sein, denen von Mulhausen darin zuezesehen. Wan aber die von Mulhausen umb ire radtbestettigung angesucht und die sachen, wie sich dem sonebrief nach geburth, erfolgt, so wurde man unbeschwerdt sein, inen ire boßhaftige handellung nach der lenge unther augen antzutzaigen. Wir wollen aber euerer L. und euch das allain zu weiter untherredung mit unsers vedtern und des lantgrafen rethen angetzaigt haben. Euere L. und ir werden sich mit unsers vedtern, auch unsers vedtern, des lantgrafen, rethen wol zu untherrethen, zu vorainigen wissen. [...]. Datum Torgau, Dinstag nach Johannis Baptiste 1541.
[1. Zettel:] Wie wir diesen brief haben vorfertigen lassen, so seint uns weithere schrieften von euerer L. und euch, am datum Regenspurg, den 21. Junij haltendt [Nr. 766], den 27. dornach gegen abent alhie zue Torgau zuekomen. Nun haben wir euerer L. und euch ein schreiben, an unsern vedtern, Pfgf. Fridrich, haltendt [Nr. 717], hievor zugeschickt. Dieweil uns aber euere L. und ir keinen bericht darauf thun, ap es euch zuhanden komen und seiner L. uberantworth sey ader nit, so haben wir nit underlassen wollen, bey euerer L. und euch derhalben erinnerung zu thun, und tragen nit zweifel, ist euerer L. und euch gemelter brief zukomen, so wirdet er Pfgf. Fridrich numeher uberantwort sein. Und, so uns sein L. darauf zu beantworten bedacht, zweifeln wir nit, sein L. werde euerer L. und euch die zustellen, die sie und ir uns wol werdet furder zuschicken. Im falh aber, das euerer L. und euch dasselbe unser schreiben nit zuhanden komen were, so wollen uns euere L. und ir davon furderliche antzaigung thun.
Und sovil die mulhausische sach belanget, davon euere L. und ir schreiben, so werdet ir hierbey unsers vedtern, Hg. Heinrichs, und unser bedencken vornemen. Achten zum ersten malh nit so groß noth sein, von iren mißhandellungen sonderlichen und weithern bericht zu geben, dan sovil sich aus dem sonebrief und irem reversalh befindet. Solt es aber gut ader nutz sein, so mugen uns euere L. und ir solchs zu erkennen geben. Sol nit mangel sein, dieselben handellungen zu ubersehen und auszüge machen zue lassen, die wir euch darnach furderlich zuschicken wollen.
Und wiewol euere L. und ir mit unserm vedtern und brudern, dem landtgrafen, seiner L. ufbruchs und unsers schreibens spaten ankomens halben der von Goßlar halben nit habt reden mugen, so horen wir doch gern, das ire sach zur zeit datum eurs schreibens im radtslag gewest zu erwegen, ap die fur ein relligionsach zu erkennen und antzunemen sey ader nit. Wollen uns derhalben vorsehen, das erkenthnus und, daß es ein relligionsach sey, werde numeher bescheen sein, und da es nit bescheen, so wollen euere L. und ir den vleis thun, damit dieselbe sach fur ein relligionsach erkanth werde, wie wir dan bei uns nit anderß bedencken konnen, dan das es ein relligionsache sey. Das auch mit dem fernern ansuchen bey ksl. Mt. der von Goßlar neuen gebrechen halben bedacht worden zu verziehen, biß das die erkentnuß bescheen, hadt uns auch gefallen2, und das in gleichnus unser und Gf. Albrechts negstes schreiben den stenden gelesen sei worden.
So haben wir auch vernomen, was ksl. Mt. durch Pfgf. Fridrich den stenden der eilenden turckenhulf halben fur ein antzaigung hadt thun lassen, die uns befrembdet, das ksl. Mt. die gegebene antworten ingemein fur ein pur bewilligung hadt annhemen lassen, do doch dieses teils nit anderßt dann mit einer condicion bescheen, do zuvor ein gemeiner fride ufgericht und ein gleichmessige besetzung des chamergerichts verordenet wirdet. Die antwort aber, die euere L., ir und die andern confessionstende gegeben, die hadt uns wolgefallen, dan die notturft ist darin wider die bescheene furhaltung wol angetzaigt worden3.
So haben wir auch weiter vermarckt, was sich abermals der session halben zwuschen Baiern und unsern Hg. Johans Ernsten, auch unsers vedtern, Hg. Heinrichs, rethen und zwuschen Mgf. Jorgen und Hg. Heinrich von Braunschweig zugetragen, welchem der gewonte stollen fur und fur im kopf sietzen pleibt. So konnen wir auch nit vormercken, das ime von ksl. Mt. wolt unthersagt ader mit ernst gewerth werden. Verhoffen auch, es sol den sachen uf unser seiten mit der zeit nit undinstlich sein, das man uf dem andern teil die marggrafen auch hindansetzt. In alwegen aber wollen euere L. und ir vermuge unser vorigen instruction guete achtung geben uf kgl. Mt., uf derselben stand, session und tittel, damit unser opposicion zue nachteil nichts eingereumbt werde.
So haben wir auch empfangen die copei der schrieft [Nr. 258], die Hg. Heinrich von Braunschweig ksl. Mt. wider den Lgf. zu Hessen und uns hadt ubergeben lassen, und wollen darauf verdacht sein, welchergestalt wir uns unsers teils hinwider mit antwort mugen vornemen lassen.
Euere L. und ir haben aus unserm nehern schreiben vernomen, das wir Dr. Bleickardten anheim zue reisen erlaubt und das Dr. Melchior Kling gegen Regenspurg komen sol. Nachdem wir aber bedenckens haben, gedachten Dr. Klingen zu allen sachen ziehen zu lassen, wie Dr. Bleickhardts halben beschehen, so wollen euere L. und ir inen allain in den sachen, so l –offentliche handellungen wheren und das recht thuen betreffen, brauchen und in anderen wollet sein verschonen. Szo bit er auch nochmals, das im erlaubt mocht sein, dem Kf. zu Brandenburgk in sachen, die uns gar nichts mugen angehen, zu dienen, welchs wir dan wol geschehen laßen. Wolten wir euerer L. und euch auch nit bergen–l. Datum ut supra.
[2. Zettel:] Dieweil wir vormercken, das der von Goßlar sach zu Regenspurg steckt und wenigk gehandelt wirdet und sich dan mit der turckenhulf, auch andern sachen mit den hohen potentaten wol ein unvorsehenlicher uffbruch begeben kondt, welchs den armen leuten und unser gantzen aynung zu beschwerung gereichen möcht, wir uns auch vorsehen, unser vedter und bruder, der lantgraf, werde seiner L. rethen der von Goßlar halben in sonderheit bevelich hinther sich vorlaßen haben, irenthalben das beste bey der ksl. Mt., auch bey den stenden der christenlichen vorayn helfen furzuwenden, domit ire sachen wider den von Braunschweigm fur ein relligionsach angenomen werde, n –szo wollen euere L. und ir der armen leuthe halb auch an keynem vleys zu irem pesten erwinden lassen und sonderlich, uff das ire sach vor ein relligionsach angenomen werde. Dan wir konnen gleichwol der ursachen halben, ßo jungst zur Naumburgk bewogen worden, nit bedencken, das es den eynungsverwanten anders fugen wolle. Das wolten wir euerer L. und euch auch nit verhalten. Datum ut supra–n.
[3. Zettel:] Nachdem wir auch aus euerer L. und eurm schreiben vorstanden, das Kg. Ferdinandus nhumeher gegen Regenspurg wider ankomen sey, so wollen euere L. und ir euch unser instruction, so wir euch o –des titels und anders halben, die vermeynte wal belangend, mitgegeben, halten–o. Daran thut ir uns auch zu freuntlichem und gnedigem gefallen. Datum ut supra.
[4. Zettel:] Wann auch der von Goßlar sachen von den stenden fur religionsachen erkandt und angenomen werden und von ksl. Mt. kain ernstlichs eynsehen laut dieser unser schrieft wurde bescheen, das also denen von Goßlar zu abstellung der unrechtmessigen drangksalh, beschwerung und thetlichen beginnen hulf, trost und rettung must gethan werden, so wollet die dinge dohin furdern, das itzo zu Regenßburg davon geredt, geradtschlagt und geschlossen werde, wie und welichergestalt inen soliche hulfe soldte geleistet werden, domit solichs in vorpleibunge des nit aine sondere zusamenkunft der stende ader derselben rethe und potschaften umb vormeidung willen vorgeblichs unchostens kunftiglich bescheen durfte, wie es doch die notturft erfordert, dan hiran nit wenigk gelegen sein wolt. Wie nu solichs vorpleiben wirdet, das wollet uns auch berichten4. Datum ut supra.
[5. Zettel:] Sovil belanget die urgichten der dreier mortbrenner, die zur Leuchtenburg gefenglich enthalten werden, haben wir gerne gehort, das euere L. und ir dem landtgrafen davon bericht gethan. Wollen uns auch vorsehen, sein L. werde nit untherlassen, sonderlich des Heuselsteins halben kuntschaft zue machen. Das alles haben wir euerer L. und euch auch nit wollen unangetzaigt lassen. Ut supra.