Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 107r–113r (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 111v: Die rethe berichten, warauf der eusserliche fried zu richten sein wolle etc., von der turckenhulf und wie der Kf. zu Brandenburg sich in solcher erklert; wollen der von Goßlar halben bey den ainungsverwandten anhalten; das der baider bischoffe halben umb antwort in sie gedrungen werde etc.; item, dem Bf. von Hildeshaim die befholene anzaig gethan worden etc.

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2308 , Sp. 515.

Von eueren L., kfl. und fstl. Gn. seint uns vergangener tag her etzliche schreiben zukomen, darauf wir dieselben uff etzliche artickel beantwort, aber auf etzlich bißanher anderer furgefallener verhinderung halben nicht beantworten mogen. Als wollen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir auf solche hinderstellige artickel nicht bergen, sovil erstlich das schreiben am datum Torgau, Sontags nach Johannis Baptiste [1541 Juni 26] betrifft [Nr. 784], darinnen euere L., kfl. und fstl. Gn. under anderm des ungerischen krigs halben vermeldung thun, hab ich, Hanns von Pagk mit Eustachio von Schlieben derhalben geredt. Waß er nun berichtet und angetzeigt, daß finden euere L., kfl. und fstl. Gn. aus beiligendem, meinem sonderlichen schreiben zu vernehmen.

So haben wir die artickel, warauf ein eusserlicher frid zu richten entpfangen, dieselben abschreiben lassen und eueren L., kfl. und fstl. Gn. hievor widerumb zugeschickt, auch dieselben, neben den andern religionsverwanten zu beratschlagen, fur handt genohmen, die inen dan solche, soferne sie bei der ksl. Mt. zu erhalten sein möchten, mit etzlichen zusetzen und veranderung gefallen lassen, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. aus beigelegter copeien auch zu befinden [Nr. 138].

Der beharlichen hulf halben im churfurstlichen rath ist es nicht allein durch Maintz, sonder auch die andern des merer teils also bedacht, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. aus vorigem unserm schreiben vernohmen, auß ursachen, daß bißanher mit den eilenden hulfen wenig außgericht. Idoch, so ist bißanher solcher beharrlichen hulf halben nichts ferner geratschlagt oder gehandelt worden.

Wir haben auch euerer L., kfl. und fstl. Gn. schreiben sampt zuschickung Dr. Martini und Pommerani bedencken auf das buch entpfangen, darauf die beratschlagung furgenohmen. Und hat Mag. Phillipus auf solche meinung und, wie wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. zuvorn auch geschrieben, ein concept, welchergestalt die ksl. Mt. zu beantworten sein solt, gestelt, welchs inen die andern stende also gefallen lassen, und ist solchs aus bevelh der ksl. Mt. Pfgf. Fridrichen gestern vor dato uberantwort worden, davon wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. hiebei ein copei zuschicken [Nr. 136, Nr. 137].

Und wollen demnach wir, F. Wolff, die theologen und Dr. Bleickart, uns in kurtz erheben und hiedannen abreisen, uns auch euerer L., kfl. und fstl. Gn. begern nach zu derselbigen gegen Torgau verfuegen, es were dann, das wir, F. Wolffganng, der behemischenn lehen halben lenger verziehen musten. Das aber wir andern uns nach berurtem abreisen in H. Hannsenn von Doltzk herberg zusamenbegeben sollen, weren wir, solchs zu thun, in underthenigkeit ganz willig, weil wir aber vermercken, daß villeicht alhie, wann die ksl. Mt. abraisen, ein gemeiner aufbruch sein wirdet, so bedencken wir, am besten sein, daß wir noch etzliche tag vertziehen und sehen, wie es sich zutragen wilh. Demnach wir uns auch eur kfl. Gn. bevelh underthenigst halten wollen, soferne allein in H. Hannsen herberg so vil rhaum und platz vorhanden sein wirdet, dann die ksl. Mt. hat gestern in irer Mt. herberg offentlich durch Pfgf. Fridrichenn allen stenden antzeigen lassen, daß sie zum allerlengsten uber 14 tag alhie zu verharren nicht bedacht. Wiewol nu ire Mt. von keinen comissarien meldung thun lassen, so ist doch die rede gewesen, daß ire Mt. nach derselbigen abreisen Pfgf. Fridrichen, den Bf. von Lunden und Dr. Naues, die andern sachen abtzuhandeln, verordenen werden. Wir vermuten uns aber mer eines entlichen aufbruchs aus ursachen, daß ire Mt. in der nottel, die sie zugleich allen stenden abzuschreiben undergeben, etzliche puncten und artickel eines abschieds vorgeschlagen, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. aus der copeien hiebei zu befinden [Nr. 135], darauf wir auch zum forderlichsten mit den religionsverwanten der notturft nach die ding beratschlagen wollen.

Der von Goßlar halben haben wir sampt des landgrafen rethe bei den ainungsverwanten stenden mermals erinnerung gethan und an unserm vleis, damit solche sach fur ein religionsach erkennt und angenohmen werden mocht, nichts erwinden lassen, aber es bißher zu keinem entlichen beschluß bringen konnen und soll in zweien tagen nochmals entlicher bescheid und beschluß gefallen. Wiewol etzliche disputationes furgelauffen, ob solche fur ein religionsach zu halten, so vermercken wir doch von dem merer teil stend so vil, das sie geneigt, denen von Goßlar in bedencken irer drancksal und noth zu helfen. Und soll an unserm vleiß, daß solche ire beschwerung fur ein religionsachen erkannt und angenohmen werden mochte, euerer L., kfl. und fstl. Gn. bevelch nach nicht mangeln.

Belangende das ander schreiben am datum Montag nach Johannis Baptiste [1541 Juni 27] der muntzhandlung halben, wollen wir uns euerer L., kfl. und fstl. Gn. vorigen instruction [Nr. 52], auch diesem bevelch nach, wann dieselbige handlung furgenohmen, freuntlich und undertheniglich halten.

Das dritte schreiben [Nr. 791] am datum Torgau, Dinstag nach Johannis Baptiste [1541 Juni 28], belangend den Spitzhennsel, haben wir von euerer L., kfl. und fstl. Gn. schreiben dem Bf. von Hildesheim neben euerer L., kfl. und fstl. Gn. erbietten vermeldung gethann, ime auch copei der uberschickten des Spitzhennsels gutlichen aussag zugestelt. Was er uns darauf widerumb antzeigen wirdet, wollen wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. berichten.

Der von Mulhausen halben wollen wir uns mit Hg. Heinrichs zu Sachssenn etc. rethen underreden und uns euerer L., kfl. und fstl. Gn. bevelchs auch allenthalben halten.

Und daneben wissen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir freuntlicher und undertheniger meinung nicht zu bergen, daß der beider Bff. Meissenn und Mersseburg halben fast in uns gedrungen und umb antwort angeregt wirdet, wie wir zuvor eueren L., kfl. und fstl. Gn. solchs auch zu erkennen gegeben, also daß wir besorgen, wann ein eillender aufbruch alhie geschehen solt, es mocht villeicht ein unbequemer beschaid darauf gefallen. Derwegen ist unser freuntlich und underthenig bit, euere L., kfl. und fstl. Gn. wollen uns ir gemuet und bescheid in dieser sach auch eroffenen, damit wir derselben notturft nach bericht und furwendung zu thun haben mugen. [...] 1. Datum Regennspurg, Mitwoch, den 13. Julij anno domini 1541.

[1. Zettel:]Nachdeme wir auch eueren L., kfl. und fstl. Gn. hievor copeien zugeschickt, waß dieses teils stende dem Kf. zu Branndenburg auf sein ansuchen der turckenhulf halben, auch fridens und rechtens zur antwort geben, so hat seine L. und fstl. [sic!] Gn. den stenden eine zeddel ubergeben und etzlicher wort erclerung bitten lassen2. Welche zeddel sampt weiterer darauf gegebenen antwort [Nr. 194]euere L., kfl. und fstl. Gn. hieneben auch befinden werden. Und hat sich seine L. und kfl. Gn. darauf noch nichts entlich vernehmen lassen. Das wolten wir eueren L., kfl. und fstl. Gn. auch nicht bergen. Datum ut supra.

[2. Zettel:]Und wiewolh auch die antwort und das bedencken auf das buch und religionhandlung lateinisch ubergeben, so hat es doch in der eilh nicht umbgeschrieben werden konnen. Es soll aber eueren L., kfl. und fstl. Gn. hinnachgeschickt werden. Datum ut supra.

[3. Zettel:]Eueren L., kfl. und fstl. Gn. thun wir auch hieneben kgl. Mt. versicherung des tittels halben uberschicken. Und wiewol wir die nottel auf beide euere L., kfl. und fstl. Gn. gestelt ubergeben, so ist doch euere L. und fstl. Gn., Hg. Johanns Ernnst, darinnen ausgelassen und die nottel allein auf euere L. und kfl. Gn., den churfursten, wie hiezuvor auch geschehen, gestelt, bitten gantz freuntlich und undertheniglich unß darinnen entschuldigt zu halten. So wollen wir auch denselben eueren L., kfl. und fstl. Gn. nicht bergen, daß ksl. Mt. gestern vor dato kgl. Mt. daß konigreich Beheim in der chammer geliehen, darbei wir F. Wolff und der andern churfursten rethe gewesen. Datum ut supra3.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch J. Linck an Hans von Dolzig, Regensburg, 1541 Juli 11, Weimar HStA, EGA, Reg. E 142, fol. 58r–59v (Ausf.): Hat die beiliegenden Briefe Kf. Johann Friedrichs und Hg. Johann Ernsts an den Bgm. von Augsburg geschickt zur Weiterleitung an ihn. Ferner wilh ich euerer streng dinstlicher meinung der handlung halber alhie nicht bergen: Erstlich ist die turckenhulf ksl. und kgl. Mt. auf anhalten des Kf. zu Brandenburgk etc. bewilligt, wie die suma euerer streng bewust, also und dergestalt, das ksl. Mt. einen bestendigen friden 6 monat lang geben, auch das chamergericht und procedirn stilsteen und der von Goßlar und Minden achten suspendirt pleiben, auch denen von Goßlar ire rechtliche notturft active und passive unbenohmen sein soll. Und mitlerzeit der 6 monath soll ksl. Mt. einen bestendigen, werenden friden aufrichten und soll der frid auf die artickel, die euer streng hievor meinem gnedigsten herrn zugeschickt, doch mit einer cleiner veranderung gericht werden, soferne es bei irer Mt. zu erhalten etc. Die religionsach ist heut dato auch furgewesen und durch magistrum Phillipum ein antwort gestelt, die ksl. Mt. morgen nach dato zugestelt soll werden, deß versehens, sie werde euerer streng gefallen, wan sie anherkomen, und wirdet in der substantz, doch mit höfflichen und gelinden worten, daß furgelegte buch verworfen. Desgleichen so haben es des andern teils stende auch verworfen und ist nicht zu verhoffen, daß einiche handlung der religion alhie weiter verstadtet werde, dan Mag. Phillipps und Ambßdorff sollen nach uberantwortung der antwort alhie auch abreisen. Der von Goßlar sachen hat noch zu keiner erkentnuß bracht werden mugen. Hat mein gnedigster her abermals bevolhen, die sachen den armen leuten zugut zu fordern. Nachsendung eines Briefes in der Sache Esslingens, auf den sich die Schrift, welche berurte von Eßlingen an die gesandten zu Wormbs geschrieben, referiert. Datum in eilh Regenspurg, Montag den eilften Julij umb 4 uhr nach mittag anno domini 1541.
2
 Vgl. dazu Anm. 1 zu Nr. 194.
3
 Hierher gehört offenbar auch der undatierte Zettel zu einem Schreiben der sächsischen Gesandten auf dem Reichstag zu Regensburg an Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Hg. Johann Ernst von Sachsen, o. Datum, Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 138r; fol. 139r Beilage dazu: Zettel über Geldforderungen Ulms an den Schmalkaldischen Bund. Regensburg, 4. Juli 1541: Nachdeme sich auch diese post vertzogen, biß man sich der antwort auf ksl. Mt. furtragen, darinnen sie etzliche artickel zum abschied vorzuschlagen, entschlossen, welche auch der ksl. Mt. ubergeben, und thun eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir davon hieneben copeien auch zusenden. Anmahnung der Gesandten von Ulm wegen ausstehender Gelder laut beiliegendem Zettel. Der Kurfürst wird dazu Anweisung zu geben wissen. Datum ut supra.Am 14. Juli antworteten die Protestierenden auf die ksl. Vorlage vom 12. Juli zur Vorbereitung des Reichsabschiedes.