Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 100r–106v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 106v: Unser gnedigst und gnedig herrn geben antwort auf die 26. post. Einkomen zu Regennspurg Montag, den 18. Julij 1541 umb 10 uhr vor mittag. V. 3. Hd.: Gemeinen fried und gleichmesig recht im reich, item, deß von Gulich gerechtigkeit zu dem lande zu Gellern belangend.

Eingang ihres Schreibens vom 5. Juli [Nr. 830] in Torgau am 10. Juli. Und sovil zum ersten belanget die eylende turckenhulf, haben wir beiderseits stende ubergebene schriften gelesen und seindt ungetzweifelt, euch sey nuhmehr unser jungst schreiben [Nr. 836] zukomen, daraus ir des artickels halben unser antwort und gemudt hinwider vernomen. Und wiewol wir nach gestalt und form der antwort, so dieses teil ubergeben, nit anders vormercken, dan die eylende turckenhulf werde domit nit ehr gewilliget, dan do ein bestendiger friede und gleichmessig recht ufgericht sey, so hat uns doch des von Anhalts und euer vorberurt schreiben etwas zweyvelhaftig gemacht, weil darinnen angezeigt, ob ir wol unser instruction und bevelh nach uf den punct gedrungen, bestanden und beruhet, das vor laistung berurter hulf ein gemeiner, bestendiger fried und gleichmessigk recht solt uffgericht werden, weil aber solchs so eylendt nit het zu notturft abgehandelt werden und die nodt des Turcken vhast groß gemacht, also das etzliche von den stenden, die benant sein worden, die begerte eylende hulf uff ein blose vertrostung des fridens nit gewegert hetten, zudeme, das dieselbe hulf vhast geringschetzigk, so hettet ir in ansehung desselben einen friedlichen anstandt uf zeit, maß und condition auch nit abschlahen mugen etc. Derhalben wollet uns durch euer nechst widerschreiben bericht thun, ob die berurte bewilligung dahin stehe, das die eylende hulf sol gewilligt sein und geleistet werden, obschon die maßen und condition des frieden, auch des gleichmessigen rechten zwuschen den stenden beiderseits nit beschlossen noch vorglichen.

Als aber ferrer in berurtem schreiben angetzeigt, das die ksl. Mt. die Kff., Ff. und gemeine stende des reichs in ir Mt. herberge het erfordern und denselben eine furhaltung thun lassen [Nr. 227], davon uns, auch was darauf zu antwort geben, auch copeien zugeschickt worden, dartzu auch ein gedruckt buch ksl. Mt. verhofften gerechtigkeit zu dem lande zu Gellern, so haben wir ksl. Mt. furhaltung und die antwort darauf auch gelesen, auch das latheinische gedruckte buch etzlicher maß durchsehen lassen. Und dieweil an zweivel dieselb sache nuhmehr wirdet in weitter beradtschlagung durch die stende genohmen sein worden, so werdet ir euch an zweivel unsers hivor gegeben bevelhs gehalten haben, auch weitter zu halten wissen. Dan dieweil unser schwager von Gulch und Gellern die lande in gewehr und besitz hat und die sachen wichtigk und tapfer sein, die sich, einem teil entlichen abe- ader beyfalh zu geben, in solcher eilh nit werden ermessen lassen, wie villeicht ksl. Mt. meynung sein magk, und dan gemelter unser schwager sich alwege uff Kff., Ff. und stende des reichs zur gute und zu recht erboten, so seindt wir ungetzweivelt, seiner L. rethe werden bevelh haben, darauf zu beruhen. Und dieweil dan nymandts, auch wenigers standts unerkants rechtens seiner gewehr entsetzt sol werden, es geschee dan mit vorgehender rechtlichen erkentnus, so konnen uns dannocht nit vorsehen, das iman von stenden ksl. Mt. irer sachen beyfalh geben wurde an gnugksame, vorgehende liquidation und erkentnus. Was sich auch derhalben sindthere zugetragen und zutragen wirdet, das wollet uns unseumblich zu erkennen geben.

Und tragen wol fursorge, das die sache bey etzlichen stenden, die ksl. Mt. gerne wilfaren wolten, dohin mocht wollen gericht werden, das sie, die handelung und zuvorderst zu rechtlichem außtrag und erkentnus an sich zu nehmen, mochten weigern, allein darumb, domit ksl. Mt. daraus mocht zu komen und zu entschlupfen haben, als ob irer Mt. als dem brun und haubt der gerechtigkeit geburen wolt, durch kriegk ader thetliche handlung nit zu entsetzen, unserm schwager werde dan zuvor die sache rechtlich aberkant. Dan, wo sich die stende des außtragk und des rechten nit wolten beladen, mocht es villeicht darfur wollen gehalten werden, als ob ir Mt. in dem vhalh wurde gantz frey sein und stehen und, das recht antzunehmen, nit vorpflicht sein. Und zudem, das Kff., Ff. und stende solche wegerunge nit fur ein geringe kleinmutigkeit wurde wollen gedeutet werden. So zweiveln wir doch nit, unsers schwagers rethe werden darauf auch gnugksam verfast sein, wo der außtragk bey Kff., Ff. und stenden je nit zu erhalten, welchergestalt sie sich alsdan weiter ad arbitros uff konig und potentaten und zuletzt uf ein gemein, frey, christlich, rechtschaffen, unpartheysch concilium sollen erbieten, wie sichs gegen solchen hohen heuptern in solchen fellen zu thun geburt, die nit ordentliche richter weiter uber sich haben, domit unserm ohemen und schwager in alle wege der glimpf vor der gantzen weldt bliebe, das sich dannocht seine L. uberflussig zum außtragk und rechten erbotten1.

So seindt wir auch ungetzweivelt, dem von Anhalt und euch sey vor etzlichen tagen unser schreiben [Nr. 815], zukomen, Dr. Martini und Pommern bedencken uff das buch2, davon ir uns copeyen zugeschickt, belangende, und werden sich sein L., ir und die andern unsere confessionverwandten einer solchen antwort entschlossen haben und durch Mag. Philipsen in ein stadtliche form gericht sein worden, die zu unser aller glimpf, auch christlicher bestendigkeit uns allen gedeutet mussen werden, darauf auch der von Anhalt undt die theologen, auch Dr. Bleickhart nuhmer werden abgereiset sein.

So haben wir auch gelesen die antwort, welche Hg. Heinrich von Braunschweig uff die suplication, seinen bruder belangende, ubergeben [Nr. 265], und was die churfursten und fursten, so sich der sachen hivor angenohmen, ksl. Mt. widerumb fur einen gegenbericht thun werden [Nr. 266]. Davon wollet auch copeien zuwegen brengen und uns die ubersenden.

Das ir uns auch copeien etzlicher urgichten uberschickt, so euch unser swager Hg. Philips von Pommern uberantwort, daran habt ir uns zu gefallen gethan. Und dieweil dan vil zeitungen an uns gelangen, wie des mortbrennens fhast vil in seiner L. und derselben vettern landen ereugen solle, so begern wir, ir wollet mit den pommerischen rethen und sonderlich dem von Dobitz und dem cantzler davon reden und bestendigen bericht deshalben nehmen, wie es darumb gelegen sey. So wissen wir euch auch nit zu bergen, das die gefangen mortbrenner zur Leuchtenburg, darunter man kurtzlich irer zwen richten wirdet, als sie anderweit befraget, weiter auch bekant haben uf etzliche, die von pfaffen in unsern landen sollen bestelt worden sein. Und zeigen euch solchs darumb an, ob wir solche buben wurden eins teils aufheben lassen und daruber geschriren [sic!] wolt werden, domit ir davon etwas wissens habt. Dann wir werden thetter und bevelher gleich achten mussen, domit keiner vor des andern richter gehalten werde, dieweil nit wol justicia bey denselben in solchem zu erlangen sein wolt.

Uns seind der abdrucke zwen zukomen, domit der von Braunschweigk die suplicacion, so er ksl. Mt. wider den landtgraven und uns ubergeben, zu Wolffsbutel hat drucken lassen. Und es sol darauf durch gotliche vorleihung ksl. Mt. in kurtzen widerumb geantwort und gleichergestalt durch den druck außgebreitet werden. [...]. Datum Torgaw, Mitwochs, den 13. Julij anno etc. 41.

[1. Zettel:] Sollen Wolfgang von Anhalt den Brief auch lesen lassen, wenn er wider Erwarten von Regensburg noch nicht abgereist ist. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Wir haben auch vormarckt, aus was ursachen und welchergestalt unser ratt Hans von Doltzigk, ritter, der irrung und gebrechen halben, so sich zwuschen unserm ohaimen Hg. Ulrichenn von Wirttennbergk und denen von Eßlingenn erhalten, dieweil die handlung dorinnen zu Regensburg entstanden, zu gedachtem von Wirttenbergk geschickt worden. Und wiewol du, Hans Pack, und cantzler, nachdeme der von Anhalt und Dr. Bleickart numer werden abgerayßet, zu Regensburgk allein seit, so ist uns doch, das gedachter von Doltzigk zu dem von Wirttenberg mitgeschickt, zu kainem ungefallen gescheen, vorsehen uns auch, er sol etwas fruchtbars bey seiner L. ausrichten. [...]. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Instruktion Kf. Johann Friedrichs von Sachsen für Matthias von Wallenrod zu Verhandlungen mit Hg. Wilhelm von Jülich-Kleve, Torgau, 1541 Juli 19, Mentz, Johann Friedrich, Bd. III, Aktenstücke Nr. 45, S. 483–489.
2
 Vgl. Martin Luther und Johannes Bugenhagen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, 1541 Juni 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 194, S. 555–558.