Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Beratungen der RTT in der Regierungszeit Kg. Maximilians über Maßnahmen gegen die Expansion Frankreichs; [2.] Aufwendungen des Reiches und Kg. Maximilians für die Außenpolitik, persönlicher Einsatz Kg. Maximilians; [3.] Feldzüge Hg. Karls des Kühnen gegen Neuß, Lothringen und die Eidgenossen, Verheiratung Ehg. Maximilians mit Hgin. Maria von Burgund; [4.] Geldernkrieg (1479–1483); [5.] Krieg gegen Kg. Ludwig XI. von Frankreich um das burgundische Erbe; [6.] Königswahl Maximilians I., Gefangensetzung in Brügge (1488); [7.] bretonischer Brautraub (1488); [8.] Ungarnkrieg; [9.] Aufstand gegen den niederländischen Statthalter Hg. Albrecht von Sachsen; [10.] Usurpation des Hm. Geldern durch Karl von Egmond; [11.] Krieg gegen Frankreich um Burgund, Frieden von Senlis (1493); [12.] Tod Kg. Matthias Corvinus’ von Ungarn (1490), Verhandlungen des Nürnberger RT (1491) über eine Ungarnhilfe, Schuld der Reichsstände am Verlust Burgunds und der Eroberungen Kg. Maximilians in Ungarn; [13.] Türkenzug Kg. Maximilians (1493/94), ausbleibende Unterstützung Ungarns bei der Türkenabwehr; [14.] Geldernfeldzug Kg. Maximilians, Italienfeldzug Kg. Karls VIII. (1494); [15.] Verhandlungen auf dem Wormser RT (1495) über eine Italienhilfe, Italienfeldzug Kg. Maximilians (1496); [16.] Verhandlungen über eine Frankreichhilfe auf dem Freiburger RT (1498), Krieg Kg. Maximilians gegen Kg. Ludwig von Frankreich; [17.] Geldernkrieg, Schweizerkrieg (1499); [18.] Eroberung Mailands durch Kg. Ludwig von Frankreich, Verhandlungen auf dem Augsburger RT (1500) über Mailand, Verhandlungen Kg. Maximilians mit seinen Landständen; [19.] Reichsregimentstag zu Nürnberg (1501), Absicht Kg. Maximilians zu einem Italienzug; [20.] Krieg gegen Geldern (1503), vermutliche Vergiftung Ehg. Philipps durch die Franzosen; [21.] Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05), Beilegung auf dem RT zu Köln (1505); [22.] Geldernkrieg und Friede von Tiel (1505); [23.] Beschluß des Kölner RT über eine Reichshilfe, Ungarnfeldzug Kg. Maximilians (1506); [24.] Vorbereitungen Kg. Maximilians für den Romzug, Widerstand Venedigs und Mgf. Francescos von Mantua; [25.] Vorbereitungen Kg. Ludwigs von Frankreich zu einem Italienzug, Einberufung des Konstanzer RT; [26.] Gefahr einer Usurpation der Kaiserwürde und des Papsttums durch die Franzosen, Aufforderung an die Reichsstände zur Beratung und Beschlußfassung über Gegenmaßnahmen, Beitrag Kg. Maximilians.

Act. Konstanz, wahrscheinlich 1. oder vielleicht 2. Mai 1507.1

Wien, ÖNB, 47.Nn.276 [= MF 6712], unfol. (Druck – durch Johann Schöffer, Mainz 1507 – mit späteren Randvermerken, die den Inhalt kennzeichnen) = Textvorlage A. München, BSB, 4 Eur. 330–10 (Druck, wie A) = B. Göttingen, SUB, Histor. 657, Bd. III, fol. 469–488 (Kop., Aufschr.: Proposition faicte par l’empereur Maximilian contre le roy de France aux estatz de l’Empire assemblez à Costance en l’an 1507. Überschr.: Proposition Ks. Maximiliani auf dem reichstag zu Costenz Ao. 1507.) = C.

Druck: Wiesflecker-Friedhuber, Quellen, Nr. 44, S. 152–160; Spalatin, Leben, S. 204–220.2

Ain kurtzer begriff, in eyl gefasst, was gstalt vnd maynung der Allerdurchleüchtigist, großmechtigist Fürst vnd herr, herr Maximilian, Roͤmischer Künig, zuͦ allenzeiten merer des Reichs, zü Hungern, Dalmacien, Croacien etc. Künig, Ertzhertzog zuͦ Osterreich, Hertzog zuͦ Burgundi, zuͦ Brabant etc. vnnd Phallentzgraue etc., vnnser aller genedigister herr, die zeit jrer Maiestat regierung bisher von des heiligen Reichs vnd teütscher nacion gemains nutz vnd wolfart wegen gehandelt, fürgenomen, dargestreckt vnnd getan, was auch jr Maiestat darzuͦ von dem heiligen Reich geniess vnd hilff empfangen vnd gehabt vnd wie jr Künigclich Maiestet soͤlchs den Churfürsten, Fürsten vnd Stenden des Reichs auf gegenwürtigem Reichstag zuͦerkennen geben, Sy dess erjnnert vnd darauf zubehaltung Kayserlicher Cron bey teütscher nacion zuͦ dem Romzug ermant hat.

[1.] Zu ainem eingang ist zu betrachten, Das bei zeiten vnd regierung jrer Romischen Künigklichen Maiestat aus obligen vnd notdurfften des heiligen reichs vnd teütscher nacion, so zum tail hienach erzellt vnd beschriben werden, Newn3 Reichstag gehalten sein vnd yetzo der zehendt gehalten wirdet, der das heilig Reich vnd teütsche nacion mer dann die vorigen all Newn betrifft, in ansehung der grossen macht des künigs zu Franckreich, so Er durch Maylandt vnd Britani erobert hat; darauff not vnd guͦt ist, das die Roͤmisch Künigclich Maiestat, auch die Churfürsten, Fürsten vnd Stende des Reichs die vergangen Newn Reichstag, vnd was darauff gehandlt vnd außgericht sey, aigentlich betrachten vnd vernemen.

Dann solch Reichstag vnd handlungen alle sein durch die Roͤmisch Künigclich Maiestat fürgenomen, gehalten vnd beschehen, Allain des guͦten, begirlichen willens vnd gemüts, dardurch des heiligen Reichs vnd teütscher nacion grenitzen zubehalten, zustercken, frid vnd recht zuͦmachen vnd dannen zurichten vnd nu die Kaiserlich Cron dem Roͤmischen reiche vnnd allen teütschen zuͦ lob vnnd eren zuerholen.

[2.] Vnnd auff das alles hat jr Kü. Mt. vonn allen gedachten reichstagen in Sechtzehen jarn, so jr Kü. M. in der regierung gewest ist, vom Reich nit mer gehabt in gelt vnd an kriegsvolck dann Fünffmal hunderttausent güldin vnd vngeferlich von dreyen bis in viermal hunderttausent güldin, so man jrer Maiestat noch ausstendig schuldig bleibt. Doch dareyn nit gerait die hilf, so weilend Kayser Fridrichen, hochloͤblicher gedechtnüs, wider die Fleming4 zuͦ erledigung Künigklicher Maiestet, wie hernach steet, beschehen ist.

Daenntgegen hat jr Roͤ. Kü. M. von jrer Mt. erblanden Osterreich vnd Burgundi zuͦ errettung vnd behaltung derselben, damit die bei jrer Mt. geschlecht, den loblichen Fürsten von Osterreich, bleiben vnd dem heiligen Reich vnd den teütschen wider manigfaltig nacion, als Frantzosen, Hungern vnd vngelaubig, ain schilt vnnd aufenthalt sein moͤchten, auch also dem Reich vnnd teütscher nacion zuͦ handthabung, nutz vnnd guͦtem verzert vnd dargestreckt ob hundert mal hunderttausent güldin vnd noch souil mer, das nit zurechnen noch zu gedencken ist.5 aDarzuͦ vil tausent nacht jr Kü. M. schlaf abgebrochen vnd gar nach alle jr Mt. tag, mer dann kain lebend noch vergangen mensch ye getan hat, in müe vnd arbait, wie menigclich waißt, verzert. Das auch noch teglich vnnd nechtlich tuͦet vnd hinfür, als lang jr Mt. iar vnd leib vermoͤgen, zuthuͦn willig vnd vrbittig. Daraus wol zuglauben vnd abzuͦnemen ist, wo das Reich jr Kü. M. zuͦ jrer Mt. vnd des Reichs fürnemen vnd notdurfften ain güldin geraicht, das jr Kü. Mt. jrs camergüts, vnd das jr Mt. sunst von got vnnd dem glügk zügestanden ist, auch von jrer Mt. Burgundischen vnd Osterreichischen landen denselben, auch dem Reich vnd teütscher nacion zuͦ nutz vnd guͦtem, wie obsteet, allweg daenntgegen hundert güldin dargestreckt, damit sich jr Kü. Mt. so seer emploͤst vnd verkümbert, das jr Mt. füran (wie geern Sy das tete) nit so wol als bißher stat hat.

Zuͦsambt dem hat sich jr Roͤ. Kü. M. als ain geborner Ertzhertzog vonn oͤsterreich vnnd gehorsamer teütscher Fürst aus goͤtlicher schicklichait, der auch dem Reich den Aid tuet wie ander gehorsam teütsch Fürsten, sunst mit allem dem, dz jrer Mt. zuegestanden ist durch heyrat vnd ander natürlich succession in manigfaltig weg an Künigreichen, landen vnd leüten jr Kü. Mt. gebluͦet nach, das dann wol erkandt vnd der mechtigisten ains vnder den teütschen ist, alzeit getrewlich, gehorsam vnd milt erzaigt vnd gehalten bvnd nu Ainsunddreissig iar das harnasch gefüert, dem Roͤmischen reich vnd teütscher nacion zuhandthabung vnd rettung jr natürlichen gerechtigkaiten vnnd wolfart.

[3.] Nun ist zugedenkhen, was gestalt sich weilendt hertzog Karl von Burgundi vnderstanden hat, durch hilf etlicher Churfürsten, die dann weilend Kayser Fridrichen widerwertig waren, zuͦ regierung des Roͤmischen reichs in teütscher nacion gewaltiger vicari zuͦwerden, dardurch sich der krieg vor Neyss zwischen Kay. M. vnd dem Reich, auch jm, hertzog Karlns, erhueb.

Als Er aber Neyss so bald nit erobern kundt vnd dz wasser, genant die Aar, behalten vnd jnnen het, deshalben das Reich nit zuͦ jm vnd jn darumb nit bestreiten mocht, fieng sich an des Reichs heer widerumb zuertrennen; in mitler weyl aber der Hertzog von Lotringen aus anweisung vnd raytzung des Künigs zuͦ Frankreich, auch aus schuldiger pflicht, damit Er dem reich verwant was, fiel auf hertzog Karln, griff jn an vnnd schicket daneben sein bottschafft zuͦ Kay. M. vnd liess werben vmb pundtnüs mit jr Mt. vnnd dem Reich, darinn Er sich erbot, den krieg wider hertzog Karln zuͦ vben, dardurch Neyss desterbelder erret worden war. Aber ee dieselb pundtnüss aufgericht ward, bedacht sich hertzog Karl vnd betrachtet den mercklichen costen, so jm auff vnnderhaltung des velds gegen dem Reich geloffen wer, zuͦsambt dem, das Er besorgt, Neyss nit so gach zuͦerobern, vnd gieng mit Kay. M. vnnd dem reich in ain tractat6, Zoch darauf vber den hertzogen zuͦ Lotringen als sein newen veind, vnderstünd denselben zuͦuertreiben vnd nam jm des ain vrsach, als gehoͤrt derselb von Lotringen nit in teütsch nacion, wiewol das heilig Reich vnd all teütsch nacion mitsambt Kay. M. in berürtem tractat gemainlich begriffen warn. Als aber hertzog Karln zuͦ wissen ward, wie die Aidgnossen dem von Lotringen helffen wolten, do zoch Er wider die selben, die suͦchten rugken an das haus Osterreich vnd etlich Reichstet von der Elsassischen verain, vnd verlor sein ersten Streit vor ainem schloss vnnd Statl, genant Granssen.

Darauf sich hertzog Karl widerumb versamblt, zoch auff die Aidgnosschafft, schluͦg sich für ain Statl, das Sy jm nach der schlacht abgewunnen hetten, genant Murtten, daselbst Er abermals ain streit verlor. Da jm nu solich vnsig zuͦstuenden, begab Er sich der gstalt, das Er an weilend die Kay. M. werben liess vnd sich erbot, mit jrer Mt. vnd den teütschen zubefriden vnd sein tochter [Maria] Kaiserlicher Mt. Sun, desselben mals Ertzhertzog Maximilian, zuͦuerheiraten, vmb dz die Kaiserlich M. die teütschen abuordern vnd jm doch vergoͤnnen solt, sich an dem von Lotringen zu rechen. Welche ytzgedachte sein tochter Er dem bemelten Ertzhertzog Maximilian vor nye verheiraten wolt, die Kay. M. machet jn dann zuͦ vicari des Reichs, wie ob steet; das aber jr Kay. Mt. mit nichten tün wolt, dann jr Mt. west, dz solich hertzog Karls anmüeten beschach aus practica etlicher Churfürsten, die zuͦ jrer Kay. M. nit guͦeten willen truegen, darumb auch jr Kay. Mt. die teütschen nit abuordern noch den heirat eingeen wolt, Es wer dann, das hertzog Karln den von Lotringen, der die Kay. Mt. ainer pundtnüs, wie obsteet, vertroͤst het, bey sein landen bleiben liess, mit der erbietung, wo der von Lotringen ichts wider hertzog Karln aus anweisung des künigs zuͦ Franckreich gehandelt het, das jr Kay. M. mitler darynn sein wolt. Als nu hertzog Karl merket, das die kay. M. auf derselben mainung verharret, bewilligt Er sich in den gedachten heirat, Auch darzuͦ alle spenn in jrer kay. Mt. hennde zustellen, schiket darauf den Prothonotari [Georg] Hasler zuͦ jrer Mt., mit beuelh, den heirat vnd die rachtigung also zuͦsliessen. Dweil aber der hasler neben soͤlhen seinen beuelhen von Kay. M., auch hertzog Karln vnd andern mer Fürsten vnd herren fürderung brief vmb ain Cardinalat geen Rom erlangt het, die Er gen Rom geschikt vnd hertzog Karls beuelhen ausgewart haben solt, da zoch Er mit allen briefen gestracks geen Rom, verhoffet, Cardinal zuwerden, vnnd vermaint, hertzog Karl solt auf jn, bis Er von Rom zuͦ dem Kayser kumen wer vnd von dann antwort bracht het, gewart haben; des kam Er aber in verdriess, wolt auf sein widerkunft von Rom nit warten; vnd als Er sich nach dem streit vor Murtten widerumb gesterckt het, zoch Er dahin gen Nanssen, der maynung, dieselb Statt zuͦerobern. Darnach kam der Prothonotari hasler wider vonn Rom mit den obberürten brieuen zuͦ Kay. Mt., was nit Cardinal worden, vnd jn vier tagen, nach dem Er sein Audientz hett vnnd dweil sich die Kay. Mt. bedacht, jm antwurt zugeben, kam gewisse mär, das Hertzog Karl durch den von Lotringen vnd die Elsassisch verain vor Nanssen aber befochten vnd sein person da erslagen was.7

Darauf nam die Kay. Mt. weilend Hertzog Karls brief, den heyrat berürend8, vnd schicket damit Hertzog Ludwigen von Bairn, genant von Vallentz, Margraf Joͤrigen von Baden, derzeit bischouen zü Metz, vnd den Prothonotari Hasler zuͦ weilend hertzog Karls landschafft vnd liess in crafft derselben brief werben umb weilend jres herrn ainige tochter, dieselb Ertzhertzog Maximilian zuͦuerheiratn; darein sich dann die Land, die von natur boͤss Frantzoͤsisch waren, vmb dz durch des künigs von Franckreich practick jr herr vnd landsfürst erslagen was, bewilligten vnd begaben, damit soͤlher heirat also für sich gieng vnd volzogen wardt, dardurch Ertzhertzog Maximilian der teütschen nacion zuͦ Ern vnd aufenthalt wider Franckreich als des Roͤmischen reichs vnd der teütschen natürlich erbfeind vnd durchechter souil destmer grenitzen behalten vnd erweitert hat.

[4.] Item zuͦ derselben zeit, als hertzog Karl erslagen was, sluͦg dz land Gheldern vmb vnd fiel von Ertzhertzog Maximilian vnd teütscher nacion an die Frantzosen, darauf aber derselb Ertzhertzog Maximilian den Künig zuͦ Franckreich vnd dz land Gheldern bekrieget mit ainem drey jerigen krieg, erobert auch dasselb land vnd bracht das dem heiligen Reich als ain lehen desselben widerumb zuͦgehorsam; vnd het dz darnach wol zehen jar berüeblich jnn mit guetem willen, lieb vnnd gehorsam der landtschaft, wiewol es darnach durch verretterey der frantzosen widerumb verlorn ward, wie hernach volgt.

[5.] Als nu der Künig zuͦ Frannckreich, nemlich Ludwig der sechst9, soͤlhs vernam, vnd dz der berürt heirat beschehen vnd beslossen ward, erzürnet Er sich vnd huͦb an, das haus Burgundi zubekriegen, daran Er durch verretterey vnd practick etlich land gewan vnd darzuͦ mit pranndt ain grossen schaden tet, vermaint, damit zurechen, das sich die Burgundischen land an dz Reich vnd teütsche nacion geslagen hetten.

Dem enntgegen zoch Ertzhertzog Maximilian den Burgundischen landen zutrost vnd begab sich mit seiner person, die noch jung was, auch mit vil sein tewrn vnd redlichen leüten aus freyem danck in so ain harten, strengen krieg auf wasser vnd lande wider die frantzosen vnd jr mitthelfer, dero ain grosse antzal was, beharret auch den etweuil jar on vnderlass vnd on alle des Reichs hilf, das Er nye beswarn vnd anrüeffen wolt, sunder auf sein aigen costen, vnd verkrieget also ain vnzalber gelt, cerlitt daneben an seiner person mitsambt seinen tewrn, redlichen leuten (dero manig tausend erslagen, doch souil vnd mer tausend der veindt herwiderumb nidergelegt vnd auch erslagen wurden) solhe grosse not vnd müe in seiner iugend vnd ersten mandlichen jarn, dergleich kain mensch nach Cristo am oͤlberg nye erlitten; darumb jm auch got biss auf heütigen tag souil eren vnd sig verlyhen, das Er (wo Er persondlich gewest ist) kain streit nie verloren noch schmach eingelegt, sunder alzeit der loͤblichen teütschen nacion vnnd dem heiligen Reich jr grenitzen vnd Eer verwart, mer dann kain teütscher, der ye geborn ward, getan hat. dWiewol Barbarusse etwas darein reden vnnd jm gleichen moͤcht ausserhalb teütscher land, dz ist nu on not zudisputiern. Sy moͤgen baid der Eren vnd rumbs in der welt werdt sein, Als menigclich waist vnd wol zuglauben ist, zuͦsambt dem, das soͤlhs in künftig zeit mit warhaften Cronicken, so seiner Kü. M. nach gemacht, bewisen werden.10 Vnd wiewol vil frumer, redlicher vnnd tewrer teütschen, die Kü. M. woltat vnd güten handlungen wissen haben vnnd zeügknüss geben moͤchten, pelder, dann Kü. Mt. vnnd den teütschen not vnnd guͦt ist, abgangen vnnd on zweifel gen hymel gefarn, so sein doch derselben noch ain guͦter tail in leben.

[6.] Als nu Kay. Mt. sun Ertzhertzog Maximilian vmb seiner schicklichait vnd des willen, das Er nu worden was ain schilt der teütschen wider die frantzoͤsisch nacion, die dann, wie obgeschriben steet, vnderstuend, das heilig Reich anzufechten, zuͦ Franckfort zuͦ Roͤmischem künig erwelt was, Darauf der künig zuͦ Franckreich vngesettigt voriger anfechtung die Lüticher auf jr Kü. M. hetzet vnd beweget, die aber jr kü. M. erobert vnd darzuͦ auf den kuͦnig zü Franckreich zoch, in dem derselb von Franckreich ain mewterey durch die Fleming wider die Roͤ. kü. M. zuͦrichtet, das jr Mt. gefangen ward. Darauf dann weilend die Kay. M. das Reich vnd die teütschen beweget, dz Sy sich erhüeben vnd Kü. M. zuͦ erledigung hinab zohen; vnd wiewol jr Mt. vor jrer zuͦkunft durch jrer Mt. kriegsuolck erledigt, so warn doch die Fleming von Kay. M., dem reich vnd den teütschen vmb jr vbeltat an jrm herrn, dem Roͤ. kü., vnd den teütschen begangen, mercklich gestrafft.

[7.] Nachmals vnderstuend sich der künig zuͦ Franckreich tirannischer zuesprüch zuͦ dem hertzogthumb Brittani, vrsachet vnd beweget denselben hertzogen [Franz] zum tod, der gestalt das Er jm seine Ret mit gelt vnnd guͦt corrumpieret vnd verkeret, das Sy dem künig zuͦ Franckreich seins fürnemens anhiengen vnd gestatten. Vnd als der hertzog von Britani (der dann poͤs frantzoͤsisch was) ains mals mit seinen reten in ainem rat handlt vnnd soͤlcher seiner Ret verkert gemüet vernam, des Er sich hoch behertziget, wischt Er im rat auf vnd gieng heraus ain stieg ab zuͦ seinem zimer werts vnd aus unmuͦet, zorn vnd swern gedancken, Auch aus alter vnswari seins leibs misstrat Er an der stieg vnnd schoss mit dem kopf die stieg ab, zerknü[r]schtet das genick, das Er in kurtzen tagen darnach starb.

Derselb von Britani verliess ain iungs toͤchterlin [Isabella], das ward Roͤ. Kü. M. sun, weilend Künig Philipsen zuͦ Castilien, auf dieselb zeit noch jung verheyrat vnnd starb auch bald nach dem vatter, als man sagt, durch vergeben ains frantzoͤsischen artzts. Aber die annder tochter [Anna] ward errett vnd dem Roͤmischen künig nach abgang seiner vorigen gemahel, der vonn Burgundi, vermahelt.

Jn dem reputierete vnd widerwarf der künig zuͦ Franckreich des Roͤ. künigs tochter [Margarethe], die jm verheirat was, bezwang vnd entfüert jm auch mit werhafter handt die hertzogin von Britani, jr Kü. M. vermahelt, vnnd nam das gantz land ein mit gewalt wider got, Er vnd recht durch gelt vnd verretterey, das doch so mechtig ist, das es jerlich ordinarie wol viermal hunderttausend güldin vermag vnnd alweg am dritten oder vierten jar vier- oder fünffmalhunderttausend güldin an stewrn.

[8.] Wo nu der Roͤmisch künig in Niderlannden bleiben moͤgen, het jr Mt. soͤlichs alles wol fürkumen vnd erretten mügen, Aber not was, das jr Mt. jrem herrn vnd vater, dem Roͤmischen kayser, gegen den Hungern, die jn hart vnd gewaltigclich anfachten, hilf vnd beistand bewise, dweil jrer Kay. M. in andre wege nit so uil, als not gewest wer, geholfen ward. Dann wo jr Roͤmisch Kü. M. solchs nit gethan, hetten die Hungern gar herauf in dz Reich vberhandt genomen, Als auch der Künig von Hungern nach der Kayserlichen Cron trachtet, wie Künig Girsick [Podiebrad] von Beheim ains mals gethan hat, Auch hertzog Karl von Burgundi vor Newss, wie obsteet, vnd yetzo der künig zuͦ Franckreich stetigs tuͦt, die all drey haben bey yetziger menschen gedechtnüss vnderstanden, das Roͤmisch reich durch practiken vnd mit dem swert züerobern vnd den teütschen zuentziehen.

[9.] Als nu die Roͤmisch Kü. M. dem vatter also zuhilf heraufzoch, verordent vnd liess jr Kü. M. an jrer stat daniden weilend den loͤblichen, tewrn Fürsten, hertzog Albrechten zuͦ Sachssen, darauf der [Hg. Philipp von Kleve, H.] von Rafenstain, in namen des Künigs zuͦ Franckreich die gantz macht von Franckreich het vnd damit zuͦsambt der Fleming hilf vnd zuethuen den genanten hertzog Albrechten teglichen bekrieget. So richtet auch der Künig zuͦ Franckreich durch denselben von Rafenstein ain pundtnüss zuͦ, darein der gmain mann der Burgundischen landschafften kumen sein, die solten dz land von Gheldern, Coͤln vnd anders eingenomen haben vnd herauf gerükt sein, als weit Sy jr spruch geweist vnd jnen das glügk gegoͤndt het, mit jrem fan, darjnnen ain kas vnd brot gemalet, darumb Sy auch also Kas vnd brot genent warden zuͦ erquickung der gemain vnnd damit den Adel vnnd erberkait zuͦuerdrucken. Derselben gemain vnnd geselschaft warn wol Sechstausend beyainander, vnd solten jr noch wol dreissig oder viertzig tausend zuͦsamen kumen vnd auf den vorberürten weg [gegen] Gheldern, Coͤln vnd fürter gezogen sein, jr fürnemen zuͦuolziehen; das aber durch weilend den obgenanten loͤblichen, tewrn fürsten, hertzog Albrechten zuͦ Sachsen, an statt Kü. M. durch hilff etlicher Hollander vnd Brabander, die dazuͦmal Kuͦ. M. Ern vnd guͦts goͤndten vnd noch heütigs tags guͦt teütsch sein, gewendt vnd für komen durch ain slacht, darjnn die angezaigten sechs tausend man geslagen vnd vertriben warden.11 Seidher hat sich kain pawr mer soͤlcher sachen vndtersteen woͤllen; dann wo solchs nit gewendt worden, so wer der gantz Reyn biss gen Maintz herauf, desgleichen der Muselstram verlorn gewest, vnd hetten die pawrn alle Erberkait, geistlich vnd weltlich, auß geiagt vnd vertriben.

[10.] Wiewol nu dieselb schlacht erobert vnd behalten was, fiel doch dz land Gheldern, dz die Kü. M. vormals gewunnen het, widerumb der gestalt, dz der hertzog von Gheldern durch verretterey von den Frantzosen gefangen ward; der hielt sich als gefangner wol fünff jar redlich, das Er sich Gheldern nit verzeihen noch vbel thuͦn wolt; vnd der Roͤmisch künig erbot sich, den Frantzosen, die denselben hertzogen von Gheldern gefangen hetten, hunderttausend schlecht gülden zuͦ seiner erledigung zu geben.12 Er mocht aber nit ledig werden, Er geb dann das landt Gheldern auf, das Er dann nachmals tet vnd mit demselben bis auf heütigen tag zum dritten mal von der Frantzosen wegen zuͦ boͤswicht an dem Roͤmischen künig worden ist.

[11.] Nach dem, als Britania vnd Gheldern vor gemelter massen verlorn warden, vnderstünd sich der Künig zuͦ Franckreich, des Roͤmischen künigs tochter, Frawen Margaretha, die jm verheyrat gewest was, ainem frantzoͤsischen Grauen zugeben13, darzuͦ die land, so jr zuͦ heyratguͦt geben waren, fuͦr sich selbs zubehalten vnnd jnen für jr bayder heiratguͦt vnd morgengab hunderttausend cron zugeben, auch darauf die grafschaft Burgundi vnd Arthois der cron Franckreich ewigclich zuͦ incorporiern vnd darnach durch dieselb grafschaft mitsambt den Aidgnossen, die jm verpunden waren, das Sungkaw vnd Elsas bis an Rein vnd gen Strasburg zuͦerobern. Er ließ auch offenlich erlauten, was ennhalb des Reins war, das solhs der cron Franckreich zuͦgehoͤrte, vnd hiess Gallia.

Als aber der Roͤmisch Künig des war nam, machet Jr Mt. ain pundtnüss mit den künigen von Arragon vnd Engeland, welche zwen künig, als Sy sich mercken liessen, nit gestatten wolten, dz so jamerlich, vnnatürlich vnnd vnleidlich mit dem Roͤmischen künig gehandelt wurd; dieselben zwen zuͦsambt dem Roͤmischen künig zohen vber den künig zuͦ Franckreich; in dem gewan der Roͤmisch künig die grafschaft Burgundi, die mechtig stat Arras vnd etwevil vmblender daselbs. Der künig von Arragoni nam ein auch ain mechtige stat, genant Russiliona, vnd dz land Parpigna14 vnd zoch damit wider haim. Engeland nam ain jerlich pension von Franckreich15 vnd zoch darauf auch haim; damit blib der Roͤmisch Künig allain im krieg. Also zohen die Frantzosen, die vor gegen Arragon vnd Engeland gelegen warn, auf den Roͤmischen künig in Burgundi; darauf suechet der Roͤmisch Künig an die von Bern, die kamen jrer Mt. mit etlichen tausent Aidgenossen auf jrer Mt. versoldung zuhilf, damit jr Kü. M. so starck ward, das der künig von Franckreich (wie wol Er auch etlich Aidgnossen bei jm het) jr Roͤmisch Kü. M. nit befechten mocht. Nichtdestminder wolt der Roͤmisch Künig jn befochden haben; da kamen der Fürst von Arani [Philibert von Châlon], auch Kü. M. treffenlich landtschafft aus den nider Burgundischen landen, Beredten jr Kü. M., das jr Mt. ain teding [= Verhandlungen] bewilligt; vnd darauff schicket weilend Bischoff Wilhalmen von Aistett, Marggraf Cristoffen von Baden, den [Eitelfriedrich] von Zolern mitsambt denen von Bern vnd etlichen mer von der Aidgnosschaft, die Kü. M. mit guͦetem willen verwandt warn, zuͦ dem künig zuͦ Franckreich; durch dieselben ward ain Rachtigung gemacht, der gestalt, dz dem Roͤmischen künig sein tochter widerumb geantwurt vnd nit dem Frantzösischen grauen verheirat, das auch jr Kü. M. die obberürten zway land, so jr Kü. M. der tochter zuͦ heiratguͦt geben, mitsambt der tochter zuͦgestelt warden, durch das die Kü. M. teütscher nacion zuͦ Ern vnd aufenthalt wider Franckreich die grenitzen aber behalten vnd erweitert hat.16 

[12.] Darnach starb künig Mathias von Hungern, do zoch der Roͤmisch künig hinab vnd gewan widerumb die grenitzen der Nidern oͤsterreichischen lande, dero künig Mathias Kay. M. wol ain drittail abgetrungen het; jr Roͤ. Kü. M. erobert auch darzuͦ wol ain halben tail der Cron zuͦ Hungern.

Vnd als jr Kü. M. von den Stennden des Reichs ainer hilf zuͦ soͤlhem jrer Mt. fürnemen vertroͤst ward, erhuͦeb sich jr Mt., da der winter anfiel, zoch herauff gen Nürnberg, der mainung, die vertroͤst hilf bei den stenden des Reichs, daselbst versambelt, zuͦerlangen, damit die hungern zuͦ gehorsam gebracht vnd dadurch der teütschen grenitzen gegen den vngelaubigen gesterckt vnd verwart werden moͤchten. Als aber jr Kü. M. gen Nürnberg kam, ward jrer Mt. ain interloquutori fürgehalten der gestalt, das jr Mt. den pundt zuͦ Swaben vnnd das haus Bairn, die dazuͦmal in jrrung vnnd unainigkait stunden, mitainander befriden vnnd verainen; vnnd wann das geschehe, So solt alsdann jrer Mt. die vertroͤst hilff volgen vnd geraicht werden. Darauf arbaitet sich die Kü. M. in demselben handel seer, vmb dz jr Mt. die hilff gehaben vnd erlangen moͤcht; vnd tedingt wol vier oder fünff monat zwischen jnen17, versawmet vnd verlor dardurch den halben tail des Künigreichs Hungern schier gar widerumb, den Er vormals erobert, zuͦsambt dem Hertzogthumb Britani vnd aller müe vnd costen, so Er darauf gelegt hat, Wiewol dasselb zum tail durch verretterey vnnd in ander weg, wie menigclich waißt, verwarloßt ward. Die bayde sach, nemlich zuͦ Hungern oder Britani, der Roͤmisch künig wol het mügen wenden, wo jm zuͦ rechter zeit ain klaine hilff beschehen wer. Doch jüngst vor seinem abschid ward jm ain klaine hilff zuͦgesagt18, Aber villeicht des viertn tails bezalt, die jm nu versawmbt was vnd zuͦ sunderm nutz nit erschiessen mocht, dann dz er damit die soldner, so jm gen Hungern vnd Britani gedient hetten, bezalet. Also vnd der gestalt ist Britani vnd Hungern, so durch ain klaine zeitige hilff wol bey teütscher nacion behalten werden mügen hetten, douon komen.

[13.] Auf das kamen dem Roͤmischen künig bottschafft, wie die Türgken die Krabatten geslagen hetten, dero nach anzal wol bey Fünfftausend vnd zwayhundertn todt bliben warn19; das nam der Roͤmisch künig zuͦhertzen vnd zoh den Krabatten mit Aylifftausend mannen zuhilff, zusambt dem, dz Er sein Windischen landenn, die an Hungern vnd Krabatten derselben ende stossen, aufpot, dero auch etlich tausend berait waren. Die raiss gestünd den Roͤ. künig weit ob hunderttausent hungerisch güldin, des guͦten willens vnd gemüts, dz jr Mt. gern auf die Türgken zogen wer, die Krabatten zurechen vnd die grenitzen wider die Türgken einzuͦnemen. Aber jr Mt. moͤcht sich mit den Hungern nit betragen, jn ansehung, das Sy fürsorg hetten, jr Mt. wurd jr vnwesen sehen vnd mercken, wolten auch jrer Mt. nit trawen noch sich mitsambt jrer Mt. in krieg wider die turgken, den krabatten zuhilff, einlassen. Des dann Bebstlich, Künigclich, Churfürsten, Fürsten vnd ander Botschaften, so auf weilend Kay. M. begengknüs zuͦ Wyenn gewest, dero wol etlich abgangen, aber welche noch verhanden, die Sy anderst gedenken, nach dem seid ob zwoͤlf jarn vergangen sein, bezeügen moͤgen.20 

Wie auch die Hungern noch auf heütigen tag tüen, daraus dann kumen ist, dz die Venediger bisher hart bekriegt worden, Modon vnd ander jre porten vnd darjnnen vber fünftausent mann kriegsvolck verlorn.21 Darnach auch die Türgken die polagken mitsambt etlich tartern vberfallen, vber fünftzig tausent Cristen menschen jamerlich vnd erbarmlich daraus weg gefürt vnd erslagen haben, darunder bei Sechstausent edln frawen vnd junkfrawen gewest sein; vnd von wegen des alles die Cristenhait ytz stetigs in grossen sorgen gegen den Türgken steen muͦess; wo anders die hungern (darjnn noch ain grosse macht sunderlich zwischen etweuil wasserstramen, so die Türgken nit erlangen mügen, steckt) nit darzuͦbracht werden, das Sy sich zuͦ den teütschen tuͦn, Sunder also in jrem poͤsen hohmüet verharren vnd die teütschen als jr aigen freündt vnd gesellen wie bißher verachten, Auch dardurch krabatten, Polan vnnd venedig teglich verraten vnd verkauffen, Wiewol dieselben drey partheyen die hungern des nit beschuldigen türnf umb des willen, das Sy teglichs pesserung von jnen gewarten, die jn doch von jnen nymer, sunder von den teütschen beschehen mag.

[14.] Als nu der Roͤmisch künig soͤlhs sein guͦten fürnemens nit statt noch volg gehaben mocht, zoch er mit seinem kriegsuolck wider herauf vnd hinab in dz land Gheldern, in mainung, dasselb (dweil es, wie vorsteet, newlich verlorn was) auch widerumb zubezwingen vnd dz frantzoͤsisch nest darjnn zuerstoͤrn. Vnnd als jr kü. Mt. den krieg anfieng vnd ain Stat vnd sloss gewunnen het, da vberfiel der künig zuͦ Franckreich Ytalien, auch dz künigreich Neapols, das Er dann gewan mit hilf des hertzogen zuͦ Maylandt, der mit jm in pundtnüss was, jm auch hundert vnnd achtzigtausent güldin darauf dargestreckt vnd jn darzuͦ durch dz hertzogthumb Maylandt ziehen vnd passiern liess. Vnd do er also Neapols erobert, vnderstuend Er sich, wider die berürt pundtnüss, so Er mit dem hertzogen von Maylandt het22, vnd darzuͦ vber die guͦttat, die jm von dem hertzogen zuͦerobrung Neapols bewisen was, dasselb hertzogthumb Mayland zuͦ vberfallen, des fürnemens, das als ain Camer des reichs in sein hend zubringen vnnd dem reich zuͦentziehen, als auch nachmals beschehen ist.

[15.] Darumb der Roͤmisch künig den krieg in Gheldern ansteen lassen müest, herauff zoch vnd den reichstag zuͦ Wormbs machet. Alda wolt jrer Mt. kain hilff vom reich, in Ytalien zuziehen, gedeihen; dannocht zoch ir Mt. selbs, schickt darzuͦ etlich jrer Mt. kriegsvolck hinein, das auch jr Mt., als Sy mit jrer person wider heraus zoch, zum tail hinder jr dynnen verliess; do ward wol durch Kü. M. vnd jr kriegsvolck auf wasser vnd land wider die frantzosen etwas gekriegt. Aber es wolt nit recht von stat geen, dann jr Mt. was in allweg etwas zuͦ swach. Wiewol dannocht jr Mt. vnd derselben kriegsuolck den frantzosen alweg oblagen, dz Sy vor jr Mt. in Ytalia nichtz geschaffen mochten, sunder stats in verluest vnd nachtail gegen jrer Mt. vnd derselben kriegsuolck waren, deßhalben die Frantzosen wider haim zogen, damit Ytalia auf dasselb mal errett ward.

[16.] Nun gleich darauf in dem windter gieng künig Karl von Franckreich der nechst mit tod ab; da machet der Roͤmisch künig den reichstag zuͦ Freiburg im Breißgew23, suͦechet daselbs aber hilff an dz Reich wider den yetzigen künig Ludwigen von Franckreich, der vormals hertzog zuͦ Orliens vnd jrer Kü. M. guͦter freündt gewest. Aber als Er zuͦ künig erwelt ward, vnderstuend Er sich, jr Kü. M. zuͦuerachten, dz jrer kü. Mt. vnd dem heiligen reich, auch allen jrer Mt. verwandten, teütschen vnd burgundischen, nit vnpillich zu smach raichet vnd nit zuͦ gedulden was; vnd erfand jr kü. M. in jr selbs gewissen, jrer Mt. vnd des heiligen reichs eren nach, das Sy also ungeäfert, gesmecht vnd veracht nit pleiben solt, schicket darauf jrer Mt. haubtleüte vnd kriegsuolck in Franckreich, die demselben künig etweuil schaden nach kriegs gewonhait mit erobrung etlicher Stet vnd Schloͤsser zuͦfüegten.

Als nu jr Kü. M. aber kain hilff vom reich, burgundischen noch ytalischen gedeyhen, deßhalben jr kü. M. nit rugken haben noch nachtrucken mocht, zuͦsambt dem, dz auch weilend künig Philips zuͦ Castilien Räte in Franckreich mit dem künig ain tractat24 von wegen der Burgundischen lande (der besser gelassen dann gemacht gewest war) aufgericht hettn, Da müest sich die Kü. Mt. mit dem künig zuͦ Franckreich richten vnd vertragen. Vnnd nam sich darnach wider vmb dz Ghelderland an.25 

[17.] Aber jr Mt. daran zuͦ jrren vnd dauon zutreiben, schicket gleich der künig zuͦ Franckreich vber berürten tractat wider die kü. M. den Gheldrischen zuͦ hilf vnd sterckung gross gelt, raitzet vnnd beweget auch die Aidgnossen an den Swebischen pundt, die zuͦ ainem anfang jr fürnemen gegen dem von Brandis tetten26, daraus derselb krieg erstüendt, darumb der Römisch Künig Gheldernn abermals verlassen vnd herauf ziehen müest, dem pundt, auch der nidern verain (die dem pundt wider die Aidgnossen zuͦ beistand komen warn) hilf zubeweisen. Aber jr küniglich Mt. kundt nichtz austreglichs ausrichten, dz macht, dz man den ersten pitz27 in jrer M. abwesen verlorn het, wie wissend ist, wiewol jr Mt. dannocht durch jrer Mt. Erbland etlich sig wider die Aidgenossen vnd jre helffer erlanget.

[18.] Als aber mitler zeit der künig zuͦ Frannckreich, da Er sein willen verpracht vnnd den krieg in teütschen landen angericht het, mercket, das man deßhalben Maylandt nit wol helfen mocht, zoch Er vber den Hertzogen zuͦ Mayland; demnach fandt die Kü. M. in rat, sich mit den Aidgnossen zuͦuerrichten vnd zuͦ vndersteen, Mayland zuerretten. Aber ee die rachtigung28 aufgericht vnd beslossen, ward der hertzog von Mayland durch den künig zuͦ Franckreich vertriben. Vnd darauf zwischen Roͤ. kü. M. vnd demselben künig zuͦ Franckreich ain bestandt gemacht29 vnd deshalben ain reichstag zu Augspurg angesetzt, zubesehen vnd zuͦ ratslagen, was gestalt die Roͤ. kü. M. als Regierender künig vnd künftiger kaiser, auch die Stend des reichs das vertreiben des hertzogen von Mayland annemen vnd leiden vnd wie sich jr Roͤ. kü. M. nach ausgang des berürten bstands schicken vnd halten solt. Aber der hertzog von Mayland wolt solher handlung nit erwarten, dann die Aidgnossen sagten jm zuͦ, mit jm zuziehen vnd jn in Mayland einzusetzen; dz nam Er also an, zoch damit hin vnd erobert den merern tail des lands. Dagegen der künig zu Franckreich mit ainer andern anzal von der Aidgnosschaft auf in zoch; dardurch ward der hertzog von Mayland gefangen, wie menigclich wissend ist.

Dann der von Maylandt mit seiner person, land vnd leüten also verlorn was, da nit ain gesloss in derselben Maylendischen hend plib; da het der Roͤmisch kü. mit hilf des Reichs stenden, zuͦ Augspurg versamblt, dem von Franckreich gern etlich grenitzen abgedrungen, aber jr kü. Mt. kundt soͤlhs in rat vnd verwilligung der Stend nit finden. Vnd ward darauf durch die Stend alda zuͦ Augspurg ain weesen ains regiments fürgenomen, dardurch die kü. M. wol des merern tail regierung in teütschen landen indirecte entsetzt gewest wer; solh fürnemen gieng aber langsam von stat, dann ain person [Kf. Berthold von Mainz], wie man wol wissen mag, die solhs zugericht het, müest zeit vnd weil haben, dz durch ain seltzame practik (die ain lange zeit weret) zuͦuolbringen. Ob dem allem die Kü. M. verzert nahend bei hundert tausent güldin, dann jr kü. M. vil leüt, teütsch vnd lompardisch, auf jr hielt zuͦbesetzung widerumb der teütschen grenitzen. Auch dz jr Mt. willen het, die strass geen Rom zuͦ erlangung der kaiserlichen Cron zuwegen zubringen vnd die Maylender, die vonn des reichs ere wegen vertriben waren, einzusetzen.

Als aber die kü. M. in den fellen weder hilff noch rat erlangen mocht vnd sach, wie die sachen zugeen wolt, schied jr Mt. weg von Augspurg, rücket hin gen Osterreich vnd pracht jrer Mt. landtschaften die handlung, auf berürtem reichstag beschehen, für, die darab beswär empfiengen in ansehung, das solh handlung vnd ansleg wider jrer Kü. M. als Roͤmischen künigs, Ertzhertzogen von Osterreich vnd jrs rechten, natürlichen erbherrn person vnd ere was.30 

[19.] Darauf zoch jr Roͤ. kü. M. wider herauf gen Nürnberg, erzelet soͤlher jrer Mt. landschafften mainung weilend dem Ertzbischoue [Berthold] zuͦ Maintz vnd andern verwandten des reichs31 vnd füget sich darnach gen Insprugk, des gmüets, sich widerumb Ytalien zunahern, vnnd versamblt daselbsthin gen Insprugk jrer Kü. M. rate der ober oͤsterreichischen lande, auch treffenlich Person aus Ytalien vnd sunderlich die jhenen, die von den frantzosen aus Mayland vertriben waren, dem reich vnd jrer rechten herschaft trew vnd gehorsam wider Frannckreich zubeweisen.

Aber jr Kü. M. fand in rat derselben oberoͤsterreichischen, Ytalischen vnd jrer Mt. ordinari hofret, dz jrer Mt. auff dasselb mal wider den künig zuͦ Franckreich als gegenwürtigen vnd künftigen durchachter des reichs vnd teütscher nacion, auch entzieher vnd berauber Ytalien[s] von teütscher nacion nit gelegen noch müglich wer fürzuͦnemen, sunder jr Mt. solt vnd müest weiter der welt lauff vnd dem glügk (ob doch dasselb mit der zeit dz liecht des heiligen reichs erleüchten vnd ercleren würd) auswarten, dardurch der Roͤmisch künig von demselben setzen müest vnd abermals hinab in dz Ghelderlandt zoch nam, widerumb für dasselb land zubekriegen.

[20.] Als aber jrer kü. M. Sun, weilend künig Philips zuͦ Castilien, loͤblicher gedechtnüss, auf dem weg aus Hispanien was vnd in Franckreich zuͦ demselben kuͦnig kam, raitzt vnd beweget in der künig zuͦ Franckreich mit den erbieten vnd worten, Als wolt Er jm dz landt Gheldern on all swertschleg zuwegen bringen, deßhalb der künig zuͦ Castilien seinem vater, dem Roͤmischen künig souil schrib, dz jr Kuͦ. Mt. gegen Gheldern aber still stüende vnd wider herauf zoch, der mainung, sich zuͦ dem Sun in Burgundi zufüegen. Aber die frantzosen (als etlich artzt sagen vnd nahend zugelauben ist) dem edln, jungen pluͦet ellendigclich vnd erbarmigclich vergeben haben, nit gach zusterben, sunder in so kranck gemacht, dz Er auf dasselbmal zuͦ dem vater nit kumen mocht, welche kranckheit jm doch bißher angelegen, dz Er laider versehenlich derselben gestorben, wiewol Er dannocht in kurtz darnach swacher gen Jnnsprugk zuͦ Kü. M. vnd von dann widerumb hinab in die niderland kumen ist.

Daselbst zuͦ Jnsprugk die Kü. M. auf ain news ansleg vnd abschid des Ghelderlands halben mit jm machet, der gestalt, dz weilend der künig zuͦ Castilien vor hinab gezogen, den krieg angefangen haben vnd die Kü. Mt. hinach kumen sein solt. Als sich auch jr Roͤ. kü. M. erhuͦeb, auf Vlm zoch, des willens, fürter durch ab zurucken.

[21.] Jn dem aber weilend hertzog Joͤrig zuͦ Bairn vnuersehenlich mit tod abgieng, darauf sich die Bayrisch jrrung vnd zwitrecht erhuͦeb, darjnn die Kü. M. zuͦ güetlicher vnd rechtlicher verainigung vnd friden allen ernst, fleiss vnd müe ankeret32, dz aber nit erschiessen noch helfen wolt, damit derselb krieg angieng, dem jr Kü. M. jrer eren vnd gwissen halben auswarten müest, wie das alles menigclich wissend ist.

Der künig zu Frannckreich vnd die Aidgnossen liesen sich mercken, als ob Sy in demselben krieg dem Phaltzgrafen geholffen haben wolten; so erbot sich weilend der künig zuͦ Castilien, wo solhs besche, das Er dem Roͤmischen künig als seinem vatern beisteen; aber die Aidgnossen wolten den krieg nit eingeen, es were dann, dz jnen der künig zuͦ Frannckreich darzuͦ hülff. So wolten die frantzosen soͤlhen krieg auch nit anfahen, dann Sy besorgten den beistandt vnd hilf des Künigs zuͦ Castilien zuͦ dem Roͤmischen künig; jn ansehung desselben blib der frantzosen vnd Aidgnossen hilf vnderwegen vnd vermitten.

Da nu der Bayrisch krieg gestilt, ward der Reichs tag zuͦ Coͤln fürgenomen vnd auf demselben die Bayrisch sach auf der partheyen Compromiß alweg getan vnd vertragen.33 

[22.] Daneben auch durch die Kü. M. vnd jrer Mt. Sun dz landt Gheldern mit ainem veldleger angefochten vnd bekriegt, der merertail daran mit gewalt erobert vnnd umb das vbrig ain erlicher tractat gemacht34, der nachmals aber durch der frantzosen zuͦtuen von den Ghelderischen gebrochen vnd ain tail des lands widerumb verraͤtterlich verlorn worden ist.

[23.] Nach dem berürten Ghelderischen tractat ward Kü. M. ain hilf vom reich bewilligt vnd zuͦgesagt zuͦ dem Romzug vnd wider die hungern35, die dann den tractat, mit jrer kü. Mt. verschiner jar aufgericht36, geprochen vnd jr Mt. jrer erblichen, Auch teütscher nacion gerechtigkaiten zuͦberauben vnderstüenden. Welcher hilf doch jr kü. Mt. so wenig geworden, auch so langsam geraicht vnd ankumen ist, dz die jrer Kü. M. nit vil ersprossen hat.

Wiewol dannocht jr Kü. M. durch jrer Mt. fleiss, müe vnd darstrecken die hungern so weit pracht, das jr Mt. ain soͤlhen tractat von jnen erlangt vnd beslossen hat, dardurch jr kü. M. vnd teütsche nacion (ob got will) an jren erblichen vnd andern gerechtigkaiten des künigreichs hungern, wann es zuͦfallen kumbt, nit mangel haben werden.37 

[24.] Vnd nach demselben was die Kü. M. des fürnemens vnd darnach gerüst, den Romzug zutuͦn vnd die kayserlich Cron zuerlangen. Ertailet darauf jrer Mt. kriegsvolck, so jr Kü. M. wider die hungern gehabt het, auff zwen weg: auf den ain ordnet jr M. dem fürsten [Rudolf] von Anhalt zuͦe den mererntail fuesknecht mit beuelh, mit denselben ungewarnter sach durch der venediger land zuziehen vnd den phadt [= Po] einzunemen, auf den andern weg wolt jr kü. M. mit jrer person, auch den landtschafften vnd kriegsvolcken der obern- vnd nideroͤsterreichischen fürstentumbe vnd landen mitsambt etlichen landsknechten vnd andern fueßknechten, auch ainem notdurftigen veld- vnd haubtgeschütz dem von Anhalt nachgezogen vnd gefolgt sein, gantz darnach geschickt vnd gericht, durch manigfeltig mittl, so jr kü. Mt. gesuͦecht hat, den ersten hauffen mit dem von Anhalt durch zubringen. Aber die landßknecht widretn sich zuziehen vnd hetten zuͦ vrsach etweuil vngegrünt mengl, wie dann jr alter sitt vnd gewonheit ist.

Mitler zeit versambleten die venediger alle jr macht, mer dann sy in langer zeit getan haben, vnd legten die der Kü. Mt. vnd dem von Anhalt an jrer Mt. statt vnder augen an all jr pass vnd grenitzen. Also ist aller durchzug von den Venedigern bis auf dise zeit abgeschlagen worden.

Darauf vrlaubet die Kü. M. ain anzal knecht, die vrsach warn an dem, dz die knecht mit dem von Anhalt, wie vorsteet, nit ziehen wolten, vnd bestellet jr Mt. an derselben stat ander vnd beualh dem von Anhalt, mit denselben vnd anderm kriegsuolck auf Mantua zurügken vnd zubesehen, ob Sy der Marggraf durch sein landt passiern vnd kumen lassen wolt, dz Er doch abslueg vber das, Er die Kü. M. vormals getroͤst hett, jrer Mt. den durchzug zugestatten vnd jrer Mt. vnnd des reichs gehorsamer fürst zusein.38 

Dem allem nach vnd aus verhinderung, jrrung vnnd anfechtungen, so obgeschriben steen, die Roͤ. Kü. M. des Romzugs (darzuͦ doch jr Mt. altzeit genaigt vnd begirig gewest ist) nye stat noch gelegenheit erlangen vnd vber den phadt noch sunst yendert nit vber- vnd durchkumen mügen hat.

[25.] Aus solhen oberzelten vnd andern treffenlichen vrsachen, obligen vnd notdurften des heiligen reichs vnd teütscher nacion, vnd sunderlich in ansehung des, dz sich der künig zuͦ Franckreich, als die Roͤ. kü. M. in berürter vbung vnd fürnemen des Romtzugs was, rüstet, neben jrer Roͤ. Kü. M. gen Rom zuziehen vnd jr Mt., dem heiligen reich vnd teütscher nacion das Babstumb vnd Kaiserthumb zuentziehen vnd abzudringen, Dise gegenwürtig, loͤblich versamlung der Churfürsten, Fürsten vnd Stende des reichs durch die Kü. M. pillich im fuͦesstapfen fürgenomen vnd ausgeschriben, wie dz alles nach der lenng in Kü. Mt. ausschreiben [Nr. 5] on zweifel clerlicher vnd gründtlicher vernomen ist.

Darauf jr Kü. Mt. den Churfürsten, Fürsten vnd Stenden des reichs, dz sy also in des heiligen reichs vnd teütscher nacion notdurfften vnd obligen bei vnd mit jrer Mt. zuͦ Costenz erschinen sein, freüntlichen vnd gnedigen danck sagt.

[26.] So aber aus dem allem zuͦnemen vnd wissend, das auf alle bisher gehalten reichstag, handlungen vnd fürnemen laider wenig ausgericht vnd des reichs vnd teütscher nacion obligen, kumer vnd sorg groͤsser vnd mer dann vor ye vor augen ist, in sunderhait aus anfechtung vnd teglicher vbung der Frantzosen, wie Sy sich dann yetzo in ytalia mercken lassen vnd etlich mechtig Stett vnd gebiet zuͦ jrm willen gebracht haben, des fürnemens, Wo die Roͤmisch künigclich Mt. durch jrer Mt. fleissig handlung vnd practiken die Aidgnossen nit von jnenn gezogen het, dz Sy vnsern heiligen vater, den Babst, zuͦerlangen vnd entlich das Roͤmisch kaiserthumb (das doch die teütschen durch jr pluͦet vergiessen vor vil jaren ritterlich erobert vnd bißher gehalten) in jr gewaltsam zubringen vnderstanden haben wolten.

Wie wol nu die Roͤmisch kü. M. nit zweifelt, sunder es werd durch die Churfürsten, Fürsten vnd Stend des reichs in diser gnoͤtigen39, loͤblichen versamblung alles, dz dem heiligen Reiche, teütscher nacion vnd der cristenhait zubehaltung eren, wolfart vnd guͦtem gedeihen sol vnd mag, ernstlich bedacht, fürgenomen, auch entlich vnnd austreglich, als die notdurfft mercklich erfordert, beslossen vnd voltzogen.

Yedoch zuͦ mer guͦtem Ermandt jr Ro. kü. M. die Churfürsten, Fürsten vnd Stende des reichs hoh, ernstlich vnd freüntlich bittend vnd begerend, Sy wellen die oberzelten bißher beschehen handlungen vnd des heiligen reichs vnd teütscher nacion obligen vnd notdurfften, Auch was smach, vneer vnd beswerung nit alain jrer Mt., sunder vns allen vnd dem wenigisten aus vns darauf steet vnd zuͦ besorgen sein mocht, Wo nit fürderlich, auch mit ainem ansehen vnd ernst darzuͦ getan vnd fürgenomen wirdet, aigentlich vnd fleissigclich zuhertzen nemen vnd betrachten. Vnd sich darauf mit rat, hilf vnd beistandt dem heiligen reich, teütscher nacion vnd jn allen zuͦ sundern eren vnd guͦetem tapffer angreiffen, kainer müe noch darlegen beschwärn noch dawrn lassen vnd endtlich fliesseng vnd helffen, damit die Kaiserlich Cron vns allen zuͦ gmainem nutz, eren vnd lob erlangt, Auch das Babstumb zuͦ vnserm willen behalten vnd des künigs zuͦ Franckreich fürnemen deßhalben abgestelt vnd gewendt. Was auch also hie beslossen, das demselben fürderlich, getreülich vnnd on verlengerung volzug gethan vnd nachkumen vnd darjnn auf nichten gewaigert werdt.

Zuͦ dem allem ist jr Kü. M. nit allain genaigt, sunder gantz begirig vnd vrbüttig, dem heiligen Reiche vnd allen teütschen, ob got wil, dits jars ain groͤssern dienst zutuͦn, dann jr Mt. vor ye getan hat, vnd nemlich seiner Mt. leib vnd alles, das der Almechtig jrer Mt. an freünden, dienern, gelt vnd guͦt verlihen hat, getrewlich vnd vngespart dar zuͦstrecken. Darzuͦ jrer Kü. M. jung Sun vnnd nachkumen [Karl und Ferdinand] (die dannocht dem heiligen Reich vnd Teütscher nacion wol ansteen vnnd wider derselben anfechter ain guͦter schilt vnd aufenthalt sein mügen, wie dann jr Kü. M. nu ainsunddreissig jar her gewest ist; aber jr Mt. der jar halb villeicht nit lanng mer vermüglich sein moͤcht) fleissigclich daran weisen vnd lernen, Soͤlhs in ewig zeit vmb dz heilig Reich, die Stend desselben vnd teütsche nacion zuͦuerdienen.

Beschehen vnnd gedruckt zuͦ der zeit des loͤblichen Reichstags zuͦ Costenz Anno domini etc. Fünftzehenhundert vnd im Sibenden etc.

Anmerkungen

1
 Vgl. Nr. 588 [Pkt. 2 mit Anm. 2]. Es erscheint logischer, daß der Vortrag am Tag nach dem Eröffnungsgottesdienst (30.4.) stattfand. Der bei seinen Datumsangaben allerdings wenig zuverlässige Fugger [Nr. 719, Pkt. 5] nennt indessen den 2.5. Eitelwolf vom Stein datiert den Vortrag in seinem Bericht vom 6.5. zu früh auf den 27.4., den Tag der Anreise Kg. Maximilians [Nr. 580, Pkt. 4]. Hollegger (Maximilian, S. 179) und ihm folgend Rapp (Maximilien, S. 212f.) geben den 27. oder 28.4. an. Ibler (König, S. 28) und ihr folgend Schmid (König, S. 97) und Rom (Maximilian, S. 93) gehen irrtümlich von der Verlesung der gedruckten Fassung am 30.4. aus. Pernthaller (Bestrebungen, S. 46) und Wiesflecker (Maximilian III, S. 359f.) plädieren – wohl aufgrund einer Verwechslung mit Nr. 152 – fälschlich für den 6.5.
2
 Vgl. die lat. und ital. Wiedergabe des in dieser Form zweifellos fiktiven kgl. Eröffnungsvortrags bei Arlunus (De bello Veneto I, Sp. 36–38) und Guicciardini (Storia, S. 733–736) bzw. dessen Übersetzung in das Deutsche durch Georg Forberger (Guicciardini, Beschreibung, pag. CLV’-CLVI) bei Fugger-Birken (Ehrenspiegel, S. 1233f.) und danach Müller, Reichs-Tags-Staat, S. 549–553. Ibler (König, S. 28–30) und Schmid (König, S. 99–101) halten, Müller folgend, diese fiktive Fassung irrtümlich für ein eigenständiges Stück. Vgl. auch Helmrath, Rhetorik, S. 440f.
3
 Gemeint sind die Reichsversammlungen von Nürnberg 1491, Worms 1495, Lindau 1496/97, Worms 1497, Freiburg 1497/98, Worms/Köln/Mainz/Überlingen 1498/99, Augsburg 1500, Nürnberg 1501 und Köln 1505.
4
 Der Aufstellung eines Reichsheeres von 15 000–20 000 Mann zur Befreiung Ehg. Maximilians aus der Brügger Gefangenschaft (1488) lag kein RT-Beschluß zugrunde, sondern sie erfolgte aufgrund von ksl. Mandaten (Wolf, Doppelregierung, S. 211–220; Wiesflecker, Maximilian I, S. 218).
5
 Roo, Annales, S. 435 (ihm folgend Fugger-Birken, Ehrenspiegel, S. 1235), spricht ebenfalls von 10 Mio. fl., die für das Reich verwendet worden seien, während – laut Behauptung Kg. Maximilians – die Stände lediglich knapp 40 000 fl. aufgebracht hätten.
a
–a Darzuͦ ... verzert] In B Notazeichen am Rand.
b
–b vnd ... gefüert] In B Randverm.: Ist alt gewesen, er dz harnsch am ersten angelegt hat, 17 jar.
6
 Friedensvertrag vom 17.11.1475 (Druck: Chmel, Aktenstücke I, Nrr. 29f., S. 125–133).
7
 Diese Darstellung der Verhandlungen des ksl. Rates Georg Hessler 1476/77 ist mit den bekannten Fakten nicht in Einklang zu bringen. Vgl. Hollweg, Heßler, S. 26–53; Wiesflecker, Maximilian I, S. 109–111; Heinig, Kaiser I, S. 718f.
8
 Schriftliche Bestätigung Hg. Karls von Burgund vom 6.5.1476 über sein Versprechen, seine Tochter Maria mit Ehg. Maximilian zu verloben (Chmel, Aktenstücke I, Nr. 32, S. 134f.; Wiesflecker, Maximilian I, S. 109).
9
 Richtig: Ludwig XI.
c
–c erlitt ... hat] In B Notazeichen am Rand.
d
–d Wiewol ... sein] In B Notazeichen am Rand.
10
 Kg. Maximilian beauftragte noch in Konstanz den Freiburger Juristen Jakob Mennel mit der Herausgabe einer Chronik. Diese „Cronica Habspurgensis nuper rigmatice edita“ (BSB München, Res/2 P.o.germ. 23; ÖNB Wien, 38.R.2) wurde im gleichen Jahr in der Konstanzer Offizin Hans Schäfflers gedruckt. Zur Bedeutung des Konstanzer RT für die habsburgische Propaganda vgl. Kleinschmidt, Ruling, S. 176f.
e
 reputieret] In C eindeutig: repudieret.
11
 Niederschlagung des sog. Brot- und Käse-Aufstandes durch Hg. Albrecht von Sachsen Ende Mai 1492 (Wiesflecker, Maximilian I, S. 227).
12
 Zu den Bemühungen Ehg. Maximilians um die Freilassung Karls von Egmond vgl. Struick, Gelre, S. 19–21.
13
 Tatsächlich wurde die Verheiratung Margarethes mit einem Prinzen von Geblüt erwogen (Kooperberg, Margaretha, S. 61f.; Bruchet, Marguerite, S. 18).
14
 Vertrag von Barcelona, 19.1.1493 (lat. Druck: Léonard, Recueil I, S. 371–382; DuMont, Corps III/2, Nr. CLX, S. 297–301).
15
 Vertrag von Étaples, 3.11.1492 (frz./lat. Druck: Léonard, ebd., S. 344–352; DuMont, ebd., Nr. CLVIII, S. 291–297).
16
 Vertrag von Senlis, 23.5.1493 (frz. Druck: Léonard, ebd., S. 354–367; DuMont, ebd., Nr. CLXII, S. 303–311); Dokument über die Auslieferung Ehgin. Margarethes an Kg. Maximilian vom 12.6.1493 (frz. Druck: Lünig, Codex I, Nr. LXXIII, Sp. 470–474).
17
 Vgl. zu den während des Nürnberger RT von 1491 geführten Vermittlungsverhandlungen Kg. Maximilians zwischen dem Haus Bayern und dem Schwäbischen Bund Seyboth, RTA-MR IV/1, Nrr. 189262, S. 288–384; Ders., Markgraftümer, S. 162–166; Stauber, Herzog, S. 438–443.
18
 Nürnberger Abschied vom 28.6.1491, §§ 1, 3–7 (Seyboth, RTA-MR IV/1, Nr. 366, S. 515f.); Nürnberger Reichsanschlag vom 8.7.1491 (ebd., Nr. 356, S. 493–509).
19
 Schlacht auf dem Krbava-Feld bei Modruš bzw. Udbina am 9.9.1493 (Wiesflecker, Maximilian I, S. 356).
20
 Zu den Verhandlungen Kg. Maximilians während der Trauerfeierlichkeiten in Wien für Ks. Friedrich III. im Dez. 1493 vgl. Schottenloher, Frühdrucke, Nr. II; Wiesflecker, Türkenzug, S. 166f.; Ders., Maximilian I, S. 359f.
21
 Modon, Korfu und Koron wurden im Sommer 1500 von den Osmanen erobert (Wiesflecker, Maximilian II, S. 161).
f
 türn] In C: torfen.
22
 Gemeint ist das zwischen Kg. Karl VIII. von Frankreich und Hg. Ludovico Sforza von Mailand im Mai 1492 gegen Neapel geschlossene Bündnis (Delaborde, Expédition II, S. 247–250; Wiesflecker, Heilige Liga, S. 179; Ders., Maximilian II, S. 21).
23
 Kg. Karl VIII. starb am 7.4.1498; das Ausschreiben zum Freiburger RT datiert jedoch vom 18.8.1497 (Gollwitzer, RTA-MR VI, S. 476f., Nr. 148; Wiesflecker, Regesten II/2, Nr. 8252, S. 645).
24
 Vertrag von Paris, 20.7./2.8.1498 (frz. Druck: Léonard, Recueil I, S. 404–407; DuMont, Corps III/2, Nr. CCI, S. 396f. Regest: Wiesflecker, Regesten II/2, Nrr. 8719, 8737. Vgl. Wiesflecker, Maximilian II, S. 134f.; Cauchies, Philippe, S. 93f.).
25
 Gemeint ist der Geldernkrieg von 1498/99 (Cauchies, Philippe, S. 102f.; Wiesflecker, Maximilian II, S. 144f.).
26
 Nach der Besetzung der den Brandis gehörenden Hft. Maienfeld durch Truppen Kg. Maximilians im Febr. 1499 gelang den Eidgenossen kurze Zeit später die Rückeroberung. Sigmund und Thüring von Brandis wurden gefangengenommen (Wiesflecker, Regesten III/2, bes. Nrr. 12952, 12978, S. 614f., 621f.; Dierauer, Geschichte II, S. 299f.; Wiesflecker, Maximilian II, S. 331f.).
27
 = Schlag, Stoß (Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch I, Sp. 291, s.v. biuʒ).
28
 Gemeint ist der Basler Friede vom 22.9.1499 (Druck: Eidgenössische Abschiede III/1, Anhang Nr. 35, hier S. 760f.).
29
 Gemeint ist wahrscheinlich der sechsmonatige Waffenstillstand mit Kg. Maximilian, den Kg. Ludwig im Nov. 1499 vor seiner Abreise aus Mailand publizierte (Wiesflecker, Regesten III/2, Nr. 13827, S. 803).
30
 Vgl. den Bericht der kgl. Vertreter auf dem Landtag zu Laibach vom 5.12.1500 (ebd., Nr. 14683, S. 950), die Instruktion Kg. Maximilians zu den erbländischen Landtagen in Wien, Linz, Graz, St. Veit und Laibach vom 14.12.1500 (ebd. III/1, Nr. 11257, S. 369f.) sowie seine Instruktion zu den Landtagen in Linz, Wien und St. Veit vom 18.4.1501 mit Hinweisen auf den Linzer Landtag von 1500/01 (ebd., Nrr. 11841–11843, S. 447–449; Kraus, Reichsregiment, S. 110–114).
31
 Kein Nachweis über einen entsprechenden Vortrag Kg. Maximilians während seiner Anwesenheit (12.4.-21.4.) beim Nürnberger Regimentstag von 1501. Vgl. Kraus, Reichsregiment, S. 109–120.
32
 Gemeint sind die Vermittlungsverhandlungen in Augsburg und Aichach im Febr. und März 1504. Vgl. Heil, RTA-MR VIII/1, S. 79f. (mit weiterer Literatur).
33
 Kölner Spruch Kg. Maximilians vom 30.7.1505 (Druck: Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 476, S. 771–779).
34
 Vertrag von Tiel vom 28.7.1505 [Nachweise s. Nr. 4, Anm. 10].
35
 Kölner RAb vom 31.7.1505, §§ 3–7 (Druck: Heil, RTA-MR VIII/1, Nr. 366, hier S. 526–528).
36
 Preßburger Vertrag vom 7.11.1491 [Nachweise s. Nr. 4, Anm. 25].
37
 Passus über den Vorbehalt der habsburgischen Ansprüche auf Ungarn im Wiener Friedensvertrag vom 19.7./5.8.1506 [Nachweise s. Nr. 4, Anm. 24].
38
 Vgl. dazu Nr. 5 [Pkt. 4 mit Anm. 20].
39
 = dringend, nötig (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch VI, Sp. 927f., s.v. genötig).
g
 fliessen] B, C wie A [= befleißigen].