Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 473 Beratungen und Beschlüsse des Frankfurter Rats zur Entsendung (Bm.) Jakob Hellers zum Augsburger Reichstag

[1.] Entsendung Hellers zum Reichstag, Erörterung verschiedener Kriterien für die Übergabe der Stadtsteuer an den Ks.; [2.] Verhalten Hellers bei Aufnahme in den Reichstagsausschuß; [3.] Haltung Frankfurts gegenüber einem möglichen Ersuchen um Reichshilfe; [4.] Zeitpunkt der Abreise Hellers; [5.] Ratsbeschluß über die Heller zu erteilenden Weisungen.

Frankfurt, 17. Dezember 1509 – 6. Januar 1510

Orig. Pap.: A) Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1499-1510, fol. 128b-129a.

Kop.: B) Ebd., Reichssachen II Nr. 244, fol. 1b.

[1.] Feria secunda post Lucie virginis Ao. 1509 [17.12.09]: Als die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., ein rychstag uf epiphanie domini [6.1.10] gein Augspurg angesetzt, ist geratschlagt, Jacob Heller zu schicken uf solchen rychstag und ime die statstuer, ksl. Mt. in sein eigen hant zu liebern, bevelhen. [...]

Feria quinta [recte: sexta] in die sancti Thome apostoli [21.12.09]: Uf morgen, sambstag [22.12.09], ein rat verboten und [...] underrede zu haben, ob [...] Jacob Heller die statstuer ksl. Mt. nachfuren soll oder nit, wo ksl. Mt. nit gein Augspurg kome. Item wo er zum usschoß verordent würde, ob er solchs tun solt oder nit. Item ob er in sunderheit von ksl. Mt. besprochen würde, wie er sich dan halten soll.

Feria sexta in die innocentum Ao. domini 1510 [28.12.09]: Nachdem Jacob Heller die stattstuer ksl. Mt. in die hant liebern soll, ime bevelhen, wo ksl. Mt. nit uf den tag gein Augspurg kome, sich nach gelegenheit halten, zu ksl. Mt. zu ryten oder aber andere gefugliche wege zu gedenken.

Item Jacob Heller bevelhen, das gelt zur statstuer under den kaufluten zu Augspurg ufzubrengen, wo aber nit, bey dem rat zu Ausperg solch gelt zu gesynnen, uf die messe wider zu bezalen und ime ein brief an rat mitgeben.

[2.] Item ob Jacob Heller zum usschuß geordent wurde, sich desselben nit weigeren, doch behut sein, ydoch nach gelegenheit zu handeln.

[3.] Item ob Jacob Heller in sunderheit von ksl. Mt., wyll er ein hilfe vom Rych begeren, gefragt wurde, was er vor ein bevelhe von seinen Hh. hette, zu tun oder zu lassen, wo im sunst die hilf in gemein abgeschlagen wurde, ist geratschlagt, die hilf nit genzlich abzuschlagen, sunder noch vermogen, das eynem rat lydlich sey, zusagen.

[4.] Item im rat zu fragen, wan Jacob Heller sich erheben soll, uf den tag gein Augspurg zu ryten.

[5.] B folgt: Conclusio in consilio facta in die circumcisionis domini Ao. 1510 [6.1.10]: Als geratschlagt ist, wie sich Jacob Heller uf dem rychstag zu Augspurg halten soll, dem also zum fuglichsten zu halten und ime die verzeichnus mitgeben und wes ime dinlich ist, auch die alten tornes [= Turnosen] und heller zu der stattstuer mitzunemen. Und ob in dem usschuß, die hilfe zu tun, abgeschlagen wurde, solt er nichtdestamynder die hilf nach vermoge des rats nit abeschlagen.

Nr. 474 Frankfurt a. M. an Jakob Heller

[1.] Übersendung verschiedener Schriftstücke, Weisung zur Unterstützung der Frankfurter Juden; [2.] Vertretung Aachens auf dem Reichstag.

Frankfurt, 17. Januar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 10a, Konz. (Kanzleivermerk fol. 10b: Jacob Hellern geyn Augspur[g] geschrieben der von Ach und der juden halb).

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3630.

[1.] Gruß. Lb., besunder gut freunt, die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., hat uns eyn credenzbrief [liegt nicht vor] mit den hochgelerten und ersamen H. Simon von Risach, Dr. und ksl. camergerichts bysitzer, und Georgen Mospach, secretarien, zugeschickt. Und wiewole ir dheiner by uns erschienen ist, hat doch der wolgeporn H. Adolf, Gf. zu Nassaue etc., uns iren befelh und instruction zugeschickt, wie du dan us diesen abschriften [liegen nicht vor] zu vernemen hast. Begeren darumb an dich, gutlich bittend, so dich unser juden durch sich oder ire botschaft ansuchen werden, du wollest ine, soviel fuglich sin mag, geraten und beholfen sin.

[2.] Desglichen haben uns unsere frunde Bm. und rat der stat von Ache eynen iren secretarien [Werner Lewen] mit einer credenzen geschickt. Der hat werbung, wie du auch in dieser abschrift [Nr. 72] zu vernemen hast, getan. Derhalb wir auch begern, du wollest, uns und inen zu gefallen, sie, soviel mit fugen sin wil, verantworten und vertreten. Daran tustu uns wole gefallen. Datum uf dornstag St. Antoniustag Ao. etc. decimo.

Nr. 475 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Seine Ankunft in Augsburg, Eintreffen des EB von Mainz und des Bf. von Eichstätt, Anmeldung Hellers beim EB; [2.] Warten auf die Ankunft von Ff., anwesende Städtegesandtschaften; [3.] Baldiges Eintreffen des Ks. in Begleitung ausländischer Gesandter, Herbergsbestellung; [4.] Neuigkeiten vom ital. Kriegsschauplatz, Verhandlungen des Ks. mit einer venezianischen Gesandtschaft; [5.] Bewilligung einer Kriegshilfe für den Ks. durch die Tiroler Landstände.

Augsburg, 19. Januar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 11, Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk: Jacob Heller vom tag zu Augspurg erste schrift).

[1.] Ersamen, gonstigen, lb. Hh. ond goute frund, uwer wisheyt sey mein gehorsam, willik dinst allzit bereit. Lb. Hh., als uwer wishet mich gein Augspork gefertiket, bin ich samp den knechten ond hab von den genaden Goutz wol darkomen, ond ist meyn gnst. H. von Menz acht dag for datum, of sontak for datom [12.1.10], sampt dem Bf. fon Eystett auch hercomen. Also hab ich mich alsbald sein Gn. anzikt, der mich genediglig angenomen. Forter mich ksl. Mt. anziken wil als der gehorsame.

[2.] Es ist noch nimans von Ff. he, sonder man ist eyn dils alle dak wartend. Fon stetten ist hi Nornberk, Olen [= Aalen] ond etlig van bondeschen [= Vertreter des Schwäbischen Bundes].

[3.] Ksl. Mt. ist zuo Isprok, sakt man, werd alle tag heruskomen. Bringt mit im Kg. van Frankris, Aragon, Spanhin ond Babest botzschaf. Hat of 1500 perden hi herberg bestelt.

[4.] Nuher zitong, daß ksl. Mt. by Bern [= Verona] eyn klins stettlin erobert hat, 400 duzen [= deutsche] knecht denen feinden hats alles erstogen. Ksl. Mt. hat Bern noch in, aber fil Franzosen ond Spanier hart dinen, ouch by 2000 duzen knecht din. Der Kg. von Frankrich drost sich of eyn nuhes ober de Venedicher. Ksl. Mt. hat der Venedichern boutschaf by den Lytern [= Hh. von der Leiter] audienz lasen gebein, sint noch in der handelong. Ist de sag, sey der gefanghen halben, aber moch doch darneben auch witers gehandelt werdein. In sonders, gonstigen, lb. Hh., wiß ich uwer wisheit nit zuo schriben, dan wes mir witer onstat, laß ich uwer wisheyt by dem nesten boten wissen, dan uwer wisheyt willige dinst zo erzoigen bin ich allzit genekt. Datom in Augspork den 19. dak Januar of St. Sebastiansabent etc.

[5.] Nachschrift: Item de lantzschaf an der Eytz [= Etsch] haben ksl. Mt. of dem lantak zo Bozen zogesagt, 5000 mann drey monhet zuo halten.1 Datom als oben.

Nr. 476 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Eintreffen weiterer Reichstagsteilnehmer, Herbergsbestellungen, Mutmaßungen über die Ankunft des Ks. und den Beginn des Reichstags; [2.] Hellers geplantes Vorgehen in Sachen Frankfurter Stadtsteuer; [3.] Neue Vereinbarung zwischen Papst, Ks. und den Kgg. von Frankreich und Aragón gegen Venedig sowie für einen Feldzug gegen die Ungläubigen; [4.] Verhandlungen des Ks. mit Venedig in Ospedaletto, Ablehnung venezianischer Friedensvorschläge durch den Ks., Eintreffen von Schreiben Venedigs an die Reichsstände, Rüstungen des Kg. von Frankreich und des Papstes.

[Augsburg], 26. Januar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 16, Orig. Pap. m. S.

Teildruck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 986.

Hofft, daß sein Schreiben vom 19. Januar (Nr. 475) in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Also ist seyt der zit kein F. mer herkomen, dan alin Bf. van Bobenberk [= Bamberg] mit 30 pferden ond des Mgf. fon Brandenberks botschaf ond etlig ept ond di von Meztz, Spiher, Goseler, Mo[l]husen, Northusen botschaf. For fiher dagen hat noch kein Kf. herberg hi bestelt, aber darnoch Bf. fon Kolin, Hg. Frederig von Saxen ond Pfalzgf. Lodwik, Kff., haben irst herberg bestelt. Ksl. Mt., onser allergnst. H., ist noch zuo Isbruk. Ist di sag, wil nit her, di Ff. seyhent dan for hi. Doch halt mans darfor, sein Mt. werd in korz zo Monghen [= München] sein, 9 meylen van hin. Ich besorg, diser dak werd nit for fasten [12.2.10] anfahen ond sich in di leng ferzihein. Mein gn. H. von Mentz hat min H. [Gf. Eberhard] van Congsten [= Königstein] ond den marsalk [Frowein von Hutten] zuo ksl. Mt. geschikt, ist men allen dak warten. Wirt man alsdan wol fernemen, wan der dak sein vorgank haben wirt etc.

[2.] Item der stattstuher halber laß ich also berohen, bis ich witer fernem, dan in aleweg fernem ich, daß ksl. Mt. herkompt ond fon alin landen, beforab welslanden, Kgg., Hgg. ond ander boschaf mit im brengt. Ich werd das gelt heut [26.1.10] ondern kaufluden ofbrenhein. [...]

[3.] [...] Item nuher zitong: Onser Hl. Vater, der Babest, ksl. Mt., Kgg. van Frankrich, Aregon haben sich zuo Pliss [= Blois] in Frankrig of eyn nuhes ferponden ond zusamen geschworn also, daß si ksl. Mt. helfen, di Vene[di]ger zuo strafen ond ferdilgen ond beforab alles, so si noch of dem lande haben, ksl. Mt. helfein zu gewinhein ond all ongehorsam des Reygs helfein strofein, ond daß man ksl. Mt. us dem Rig sol gebein eyn jerlig tribut, ond forter met macht di feher, Babest ond 3 Kgg., ouber de onglubighein zihein etc.

[4.] Item ksl. Mt. hat di werbung der Venedigher binnen Spitalin [= Ospedaletto] fornhorn lassein, ond sein di Vene[di]ger met ongenaden abgeschiden. Haben sich gein ksl. Mt. erboten, alles, das tzom Rig, auch tzo sein erplanden gehorik, siner Mt. zotzostellen ond alle jar 50 000 fl. ales tributare des hl. Rigs tzo geben. Das alles ksl. Mt. in abgeschlagen, der meynong, so sey itz sehen, daß ir Mt. brouder, Kg. von Frankrig, im itz bystendik sey, erbiten sey seych hug. Aber inen sey sampt seiner Mt. bontgenossein er fint worden. Das wil er blibein, bis er das ond mer by in erobert. Ond si dermaß abgefertigt. Ab witers gehandelt sey, ist ferborgen, dan si habein eyn driflig botschaf da gehippt. Es fernem eyn dils, si werden of disein dak herkomen. Es ist eyn bot von in hi, der sol brif, ir erbeytong, an alle stend des hl. Rigs habein. Ich fermirk noch nit anders, dan man an si wil mit macht, dan der Kg. von Frankrig rost sich fast, als man fon Boin [= Bern = Verona] herausser schribet. So bestelt der Babest etlig Schweyzer. In sonders auf dismal wiß ich uwer wisheit nicht zo schribein, dan uwer wisheit willik dinst zo erzigen bin ich genikt. Datom den 26. dak Januars Ao. 1510.

Nr. 477 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Bevorstehende Verhandlungen über die Angelegenheiten der Frankfurter Juden; [2.] Sein Engagement für Aachen und Wetzlar; [3.] Warten auf die Ankunft des Ks.; [4.] Eintreffen weiterer Ff. und Gesandtschaften, voraussichtlich lange Dauer des Reichstags; [5.] Weiteres ksl. Ladeschreiben an die Stände; [6.] Begründung für Hellers Zögern bei der Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer an den Ks.; [7.] Angeblicher Ankunftstermin des Ks.; [8.] Meldungen über Gefechte auf dem ital. Kriegsschauplatz; [9.] Mitteilung des Ks. an die Stände wegen seines baldigen Eintreffens, Ankunft einer frz. Gesandtschaft.

[Augsburg], 4. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 18, Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk: Jacob Heller drit schrift).

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3630.

Hofft, daß sein über Nürnberg geschicktes Schreiben vom 26. Januar (Nr. 476) in Frankfurt eingetroffen ist. Hat seinerseits vor sechs Tagen ein Schreiben Frankfurts vom 17. Januar (Nr. 474) erhalten.

[1.] Also seint di joden he by mir erschin, aber ist noch nimans von ksl. Mt. he, der deren sachen befel hat. So man aber din handelen wert, wil ich, sofil mir fouklig ond moglig ist, handelen.

[2.] De van Achen bedreffen wil ich dergelighen auch doin. Wer aber wol, si hetten eyn kredenzbrif an gemein frie- ond Rstt. geschikt, als ander dan haben. Di van Wetzfelar haben dergligen auch gedan ond mir daby geschriben, si zuo ferantwurten haben etc.

[3.] Ksl. Mt. ist noch nit he. Ist van Isprok heraus of Kempten ond of Puhern [= Kaufbeuren] zuo. Fersig mich gar nit, ir ksl. Mt. nit hercom, di Ff. ond beforab de Kff. seyhent dan for hey.

[4.] Es ist nimantz seyt meyn lasten schriben herkomen fon Ff. dan Pfalzgf. Friderich von Beyhern ond Dr. Meynartzhagen von Kolin ond etligher Ff. boschauf, auch us ksl. Mt. erplanden Osterich, Kernten, Krain. Man schaft gar nicht hi, dan daß mans gelt ferzert. Ich besorg, diser dag werd sich in di lengd ferzehein bis noch ostern [31.3.10] heinaus. Gott geb, etwes frochtbars ausgericht werd.

[5.] Es ist wol di sag, ksl. Mt. hab den Ff., so noch nit hi erschin sein, eyn nuehe mandat geschikt, daß si den irsten dak des Mertze hi zuo Auspork erschin soulin1.

[6.] Mit der stuhern laß ich noch also berohen, bis ksl. Mt. herkompt ader wan ich ksl. Mt. an eyn gewisen ort wist zuo finden, da es an sorg wer zuo ritten, dan es ist itz of allen strassen fil ab- ond zuozihens fon kriegesfoulk, di dan obel bezalt werden.

[7.] Es ist di sag, ksl. Mt. kom dise faßnacht [12.2.10] gen morgen. Mocht sich schiken, ich rid zu im.

[8.] Neue Zeitung: Gefecht des ksl. Hauptmanns F. (Rudolf) von Anhalt mit den Venezianern mit 400-500 Opfern auf beiden Seiten, Sieg des Hauptmanns; Überfall der Venezianer auf Ferrara mit 24 Galeonen, erfolgreiche Gegenwehr des Kardinals von Ferrara (Bf. Ippolito d’Este), Verlust von 18 Galeonen und 6000 Mann auf Seiten der Venezianer. Das dan eyn ganze warheyt ist. Ich soultz uwer wisheit lang geschriben haben. So sakt man so fil nuhe mer hi, daß ich net gern schrib, ich habs dan eyn war wissen. In sonders wiß ich uwer wisheyt of dismal nit zuo schribein, dann uwer wisheit willik dinst zu erzigen bin ich als der gehorsam allzit genekt. Datom of mendak nach purificacionis Marie Ao. 1510. jar.

[9.] Nachschrift: Item als ich disein brif schlisen wolt, ist eyn post von ksl. Mt. an mein H. von Mentz ond Bf. fon Gourk komen. Hat ir Mt. mein gn. H. von Mentz geschriben [Schreiben liegt nicht vor], er sol den stenden des Rigs sagen, si solin tzo Auspork ferharen, ir Mt. wil sich omb Kaufbuhern ader Foussen halten ond, so di Ff. he erschinen, wil sein Mt. alsbald auch hercomen. Es ist des Kg. fan Frankris botzsaf [Louis Hélian] auch hercomen.

Nr. 478 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Warten auf den Ks., Ankunft des EB von Trier und mehrerer Städtegesandtschaften, Verärgerung des Ks. über das Ausbleiben der Stände und der anwesenden Teilnehmer über den verzögerten Beratungsbeginn, Mutmaßungen Hellers über die Pläne des Ks., Besorgnis vieler Teilnehmer darüber, Spekulationen Hellers über eine Verhandlungsdauer bis Pfingsten; [2.] Aufnahme eines Darlehens beim Augsburger Rat, seine Absichten bzgl. der Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer an den Ks.; [3.] Bitte um Verantwortung Lübecks beim Ks. in der Münzangelegenheit; [4.] Anfrage wegen einer eventuellen Beteiligung Frankfurts an der Klage der Wetterauer Gff. gegen den hessischen Weinzoll.

[Augsburg], 14. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 23, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum in die Mathie [24.2.] Ao. 1510).

Hat sein letztes Schreiben (wohl Nr. 477) durch einen Wetzlarer Boten übersandt.

[1.] Also ist ksl. Mt. noch nit hir, sonder zuo Mondelheim, acht meil von hin. Ist di sag, wil nit her, di Ff. sihen dan for hi. Also ist seit minem lasten schribein kein F. mer hercomen dan Bf. fon Triher, also daß no vier Kff. he sein ond kein weltliger F. dan Pfalzgf. Friderig. Fil Bff. sint hi: Bf. von Brixen, Bf. von Jorgk [= Gurk], Bf. von Basa [= Passau], Bf. Luobach [= Laibach], Bf. von Seka [= Seckau] etc. Von stetten ist vor 5 oder 6 dagen herkomen di von Strauspork, Hagenaue, Worms, Fribork [= wohl: Friedberg] etc. Ich ferste, ksl. Mt. hab fast ein grosen onvilin des langen ausplibein. Es ist iderman hi ferdrussein des langen ligens ond man nich[ts] ausricht noch das es anfat. Ksl. Mt. wil up Merzen tzo Tr[i]ent sein ond filicht eyn korz latein ofgebein. Ond besorg doch, nitdesmynder di stend des Richs hi byeinbehalten werden. Es seint selzam, schwer lift [= Läufe] for augen, dafon nit fer tzo schriben ist. Deß eyn ider bilig erschroken ond wol not dout, Gott tzo bitten, daß es wol zorgang. Ich wil noch also 14 dage ferharen. Demnoch mich di sach ansicht, [werde ich] witer schriben, dan ich halt hart, deser dak for pinsten [19.5.10] zorgang.

[2.] Lb. Hh., ich hab kein gelt onder kaufluten noch zor zit mogen becomen. Aber eyn ersamer rat hi zuo Ausporg hat mir 1000 fl. gelihen, di man in in der nesten meß zalin sol oder of den Augost oder for herschiken etc. Also besorg ich, ksl. Mt. moch[t] also in onwiln gen welslanden zo. Das mir dan geferlig nochtzoriten wer. Hab ich mich zo meynem gn. H. von Jork gefougt, der wil eynen dak noch dato [15.2.10] tzo ksl. Mt. riten. Hab ich mich sin Gn. angezikt, wil mich mitnemen ond mich forderlig fertighein.

[3.] Di von Lubek habein mir auch geschriben, si hi tzo ferstain ond tzo ferantwort[en] habe by ksl. Mt. der montz halben ond anders.

[4.] Meyn gn. H. Gf. Eberhart von Konigstein hat mit mir gerett des lantgrofeinzuls halber, wi sein Gn. sampt andern Gff. in der Wederaue by ksl. Mt. erlangein wolin, daß der tzol nit witer dan im land zo Hessein genomen sol werdein ond nit in andern iren landen [vgl. Nr. 259]. Das dan ongeferlig omb 600 fl. kousten werd, uwer weishet ongeferlig omb 60 oder 80 fl. davon tzo zalin. Also hab ichs sin Gn. tzo erkein gebein, es hab formals durg Gf. Adulf [von Nassau] etc. mer an uch gelanget, aber aus anligenden orsachen abgeschlagen, als sin Gn. auch wol ermessein mag. Sakt sin Gn., wo eyn rat nit ofenlig d[ar]in wolt sein, wil sin Gn. wol das heimlich ferschaffen, dan wo uwer wisheyt itz nit din wolt sein, wer darnoch swerlig tzo wegein zu brenhen. Soligs solt ich uwer wisheyt tzoschribein ond of das forderligst antwurt begern. Weß uwer wisheyt meinong ist, last mich of das forderligst wisein. Ich fersten, meyn gn. H. von Menz habs auch in sonderheyt erlangt. [...] Datom of donerstak St. Valantinsdak Ao. 1510. jaren.

Nr. 479 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Seine Unterredung mit EB Uriel von Mainz in Sachen rückständiger Zahlungen Erfurter an Frankfurter Bürger, Vermittlungszusage des EB; [2.] Bitte um Weisungen für sein weiteres Vorgehen in dieser Angelegenheit; [3.] Abwartende Haltung in Sachen Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer an den Ks.; [4.] Modalitäten der Auszahlung von Geldbeträgen an Paul von Liechtenstein; [5.] Rückzahlung eines Darlehens an die Höchstätter-Gesellschaft; [6.] Ende der Hoffnung auf einen Frieden mit Venedig, Kriegsvorbereitungen des frz. Kg. und des Ks., vermutete Dauer den Reichstags bis Pfingsten, Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [7.] Eintreffen Zyprians von Serntein mit der ksl. Kanzlei sowie des Bf. von Würzburg.

[Augsburg], 18. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 42-43, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum secunda post reminiscere alias Mathie Ao. 1510 [25.2.10]).

Hat sein letztes Schreiben vom 14. Februar (Nr. 478) über Nürnberg nach Frankfurt geschickt und am Vortag das durch einen städtischen Boten überbrachte (nicht vorliegende) Schreiben Frankfurts erhalten, das mit schwerem gemoud ferlesein ond ferstanden etc.

[1.] Foug uwer weisheit zuo wissen, als ich mich by meinem gn. H. von Menz der von Lubek halben anzaikt hap, sak[t] sin Gn.: „Bm., wi solln wirs mit den von Erfort halten?“ Sakt ich: „Gnst. H., ich huf, sey werden dise meß byde zol ausrichten.“1 Sakt sin Gn.: „Ich fersigs mich nit, dan si habein by ksl. Mt. erlangt, fiher jar stiltzostan [Nr. 126] ond werden nit zalin.“ Nitdesminder wil sein ftl. Gn. in miteler zit daran sein, daß eyn frid zusen in gemacht ond der hofeno[n]g, iderman tzo[m] dil bezalt sol werden. Sakt ich: „Gnst. H., uwer ftl. Gn. ist wol wyssein, in was noden di von Erfort solig gelt fon den borgern tzo Frankfort ond andern aufgenomen haben, auch, wem solig gelt tzom dil worden. Solten no diselbigen in dem langen ferzog des iren onberen, wer schwer ond onlichtlig. Bütt drom, uwer ftl. Gn. wilt genediglig darin sein, damit onser borger dis meß irher ferschin zol ontricht werden. Das solin sey mit irn onderdenigen dinsten alezit willik seyn zuo ferdinen.“ Sakt sin ftl. Gn., sein ftl. Gn. werd mit eynem rad lasein drin handelin ond, sofil moglig, dran sein, daß doch in mittler tzit eyn ider bezalt werd. Ond [hat] sin ftl. Gn. sich genediklig erboten. Ond bin also abgeschiden. etc.

[2.] Also, gostigen, lb. Hh., hab ich for ond noch oberantwortung uwers brifes flissik forsorg gehapt ond fernem nit anders, dan daß etwes erlang[t] sey for diser zit ond nit in kortz di von Erfort beroren. Aber sobald di kanzely von Isprok kompt, der man eyn dak nach dato [19.2.10] wartein[d] ist, wil ichs alles wol erfaren ond, sofil mir mogligen ist, darin handeln. Aber mich befremt, daß uwer wisheyt mir nit schribt, weß ich mich halten sol, so es erlankt wer, ob ich drom erbeyten soult, soligs abtzoschaffen oder nit. Das mins gn. H. von Menz halber schwer tzo doin sein wirt, so sin ftl. Gn. hi ist. Deucht mich besser ond foukligher, noch erschinong diß dages zo erlangen wer. Bin doch noch der meyno[n]g, ksl. Mt. di kredenz tzo oberantwurten, ond wo si etwes erlangt hetten, di ksl. Mt. demoutigligen beytten, daß sin ksl. Mt. genediclig drin wolt sein ond dein fon Erfort schriben, onsern borgern ir austen [= ausstehenden], verschin golten tzo entrichten. So konden diselbigen uwer ksl. Mt. mit irhen gehorsamen dinsten desdo baß erschissein. Wo aber soligs nit beschigt, wer soligs ferderbes ond eyn merkliger abbruch der statt Frankfurt etc.

[3.] Ksl. Mt. ist noch nit hi, sonder ritt omb Auspork, wirt aber, nemlig eyn dak noch dato [19.2.10], hercomen. Es sein etwen fil tzo im hinauskomen, aber wil nimans kein audienz geben, hat auch di ka[n]zely noch niman fon reten by im. Hat H. Jacop Filligher geschriben, sol mir sagen, ich sol mit der stuher tzo Auspork ferzihen, bis sein Mt. darkomp. Ich behalt den boten by mir, bis ich meyn sag by ksl. Mt. ausricht.

[4.] Item H. Paulus fon Lichtenstein etc. hat mich bericht, wi sein Gn. uwer wisheyt ond mir geschriben etligs geltz halber, so im ksl. Mt. von dem geld, so hinder uwer wisheyt lygt, ferschafft hab [Nr. 403 Anm. 1]. Ist meyn dinstlig bütt, wo das uwer wisheyt nit anemen wolt, ir willent imantz ferorden, der miner husfrau onderrichten do, wi sey soulg gelt an sol nemen, auch wi si das fon ir sol lasen noch lud H. Paulus schribein, dan ich im gern dinen wolt.

[5.] Als uwer wisheyt in meynem la[s]ten schribein [Nr. 478 [2.]] ferstandein hapt, daß ich 1000 fl. von den von Auspork entlint ond genomen hab, hab ich von Jorg ond Ambrosius Hugstetter [= Höchstätter], gebruder ond geselschaft von Auspork, entnomen. Solt uwer wisheyt zalen Endris Otten, irhem diner, in bysein Johan Frossen, scheffen, oder Hans Kogler dusent fl. Haben si den von Auspork wider bezalt.

[6.] Gonstigen Hh., nuher tzitong, daß der Kg. fon Aregon den Venedighern fiher galehein [= Galeonen] of dem mer genomen ond gefangen hat. Ich hett verhuft, di sage mit den Venedighern solt sich tzo friden geschikt habein, so sich der dak so lang ferzikt, aber fermerk nit anders, dan daß sich tzo eynem krig schiken wil, dan der Kg. fon Frankrig rüst sich stark ond ob 12 000 man mer im feld wirt haben, dan er ney in welslanden gehapt hat. So wil ksl. Mt. auch mit seynen tirolisen landen auch den irsten dak Mertz im feld sein, di im 5000 man tzogesakt haben. Versich mich drom, als ich bericht werd, ksl. Mt. werd ober acht dag nit hi sein ond uns sein meynong tzo erkennen geben. Ond besorg duch, di stende des Rigs werden hi mosen bliben, ond habs darfor, bis pingstein [19.5.10], als ich von etlig meynen Hh. ond frundein fernem. Ond wo sich souligs dermasen so schikein wold, als ich uwer wishet wol by uwerm boten wisein wil lassein, ist meyn fruntlig, dinstlig bitt, ir willent mich entscho[l]den ond eynen andern in meyner statt ferorden, angesein di mirklig geschefft, di ich im Nornberger huf hab,2 der meyn husfrau nit alles bericht hat mit rechenong der gouter, auch a[n]der hendel, itz zusen messen mit meynen gesten tzo doin hab, mich dain nit ferlasen. Wil ich noch dermaß, sofer es di notorft erfordert, wider als der gehorsam erzigen ond om uwer wishet allen ond itligem in sonderheyt ferdinen. Datom of ma[n]dak noch infocafit Ao. 1510.

[7.] Nachschrift: Item Serentiner ist sampt der ka[n]zely komen. Wil ich, sobald ich mak, fernemen, was di fon Erfort erlangt haben. Der Bf. von Wirzberk ist of dato [18.2.10] auch komen.

Nr. 480 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Sein Bemühen um die Verhinderung negativer Auswirkungen des ksl. Zahlungsmoratoriums zugunsten Erfurts für die Frankfurter Bürger; [2.] Geplanter Schiedstag zwischen Gelnhausen und Homburg; [3.] Anhaltendes Warten auf den Ks.; [4.] Seine Pläne bzgl. der Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer, Einfluß Pauls von Liechtenstein am ksl. Hof; [5.] Anwesende und erwartete Reichstagsteilnehmer, Spekulationen über die Teilnahme der Hgg. von Sachsen am Reichstag; [6.] Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [7.] Sondierung eines venezianischen Sonderbeauftragten bei den Reichsständen, Maßnahmen der ksl. Räte gegen ihn.

[Augsburg], 21. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 39-41, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum 3a post reminiscere Ao. 1510 [26.2.10]).

Hat sein letztes Schreiben (wohl Nr. 479) durch Endres Ott, Diener der Höchstätter, übersandt. Dem ir 1000 fl. entrichten soultede, si denen von Auspork bezalt habein.

[1.] Nochdem uwer wisheyt mir der von Erfort halber geschriben [Schreiben liegt nicht vor], foug ich uwer wisheyt tzo wissein, daß ich allen moglighen fliß gehopt hab ond mich also fil erkont, daß di von Erfort mit hilf der Mentzssen [= Mainzer] for etligen ferschin dagen tzo Bern [= Verona] in welslanden erlangt haben friheyt, in fiher jaren kein renten oder goulten auszuorichten,1 auch noch notorft soulg prifilygien fersein, daß by pein nimans darwider handeln moug etc. Wil witern fliß ond in der geheim nochfrogens habein ond nitdesminder, ob ich soligs kein wissens heyt, so ich ksl. Mt. di stuher oberantwort, di kredenz oberantworten ond, sofern es fouk hat ond ich alin by ir Mt. kom, montlig irer ksl. Mt. berichten, was gemeyner statt Frankfurt an solighem geligen, auch irhen mirkligen schaden ond ferderpenis, [die] druf stat, auch irher Mt. nit so daper als bisher dinen mogen, alles berichten ond ire ksl. Mt. demodeklich bytten, genedeklig drin tzo sein ond genediclich ferschaffen, daß di von Erfort, nit angesen irhe friheyt, den borgern von Frankfort ir vesten golten ontrichten wolin etc.

[2.] Item der stattschriber von Gelnhusein ist wol hi. Werd bericht, hat auch noch nit anders angeben oder gehandelt dan Homberks halber. Hat ksl. Mt. dag herbeschriben, dorin tzo handeln mit den lantgrafenreten, in der hofenung, sol sein Gn. wider tzogestelt werden. Auch hat er befelg, di von Gelnhusen tzo ferantwurten, dan sie sein auch herbeschriben. Wil nitdesminder mein aufsens haben.

[3.] Ksl. Mt. ist noch nit hi, ritt 3 oder 4 meyl wex heiromb beyssen [= auf der Falkenbeize jagen]. Hat nit fil by im, wil auch niman ferhoren. Es sein etwen fil hinausgeritten, aber nimantz audienz gebein. Man sakt, wil allein dak hi inritten. Es ist sonst all sein folk hi. So blypt er nit an eynem ort.

[4.] Ir Mt. hat hergeschriben [Schreiben liegt nicht vor], ich sol mit der stuher hi ferzihen, bis er tzokompt. Deß ich mich halt. Di stuher ist H. Paulus von Lichtenstein ferschafft, hat auch di quitong, wiwol sey stet nit recht. Lb. Hh., last uch H. Paulus sach noch sein schriben onpolin [= empfohlen] sein, dan er min gonstiger H. ist ond fast der gewaltigst im hof etc.

[5.] Item dis sint di Ff., di hi tzo Auspork sein: Bf. fon Mentz, Bf. von Triher, Bf. fon Wirtzberk, Bf. fon Babenberk, Bf. fon Eystett, Bf. fon Gork, Bf. von Secka, Bf. von Laubach ond ander mer; weltlig Ff.: Hg. Friderich von Beyhern, Hg. Hans von Holtzrouk [= Pfalzgf. Johann von Pfalz-Simmern]. Man ist allin dak warten des Bf. von Kolin ond Hg. von Wirtenberk. Der Kf. fon Brandenberk kompt nit. Di Hh. fon Saxen hor ich gar nicht fon. Eyn dil halten, si komen nit, doch habein si herberg bestelt.

[6.] Gonstigein, lb. Hh., als ich [mich] uwer wisheyt zuo gefaln als der gehorsam ertzikt ond mich of disein dak hab lassein schikein ond mir uwer wisheyt gesakt ond dorg den Bm. mir lasein sagen, der dak werd sich korz enden, ongeferlig omb faßnacht [12.2.10] etc., als ich dan selber verhuft hett. No sicht mich di sach dermaß an und ich fon meynen Hh. ond goten gonhern bericht werd ond mich ond eynen iden bedonkt ond uwer wishet ermesen kan, diser dak for ostern [31.3.10] oder pingsten [19.5.10] nit sich enden wert. Daromb ist mein dinstlig, flissik bytt, uwer wisheyt wil eynen andern an meyn statt ferorden. So wil ich, sofern es di notorft erfordert, nach der meß mich wider als der gehorsam erzigen. No ist uwer wisheyt ond menklig wissein das merklig, gruß gescheft, so ich im Nornberger huf hab, ond beforab, was ich tzusein messen meynen gestein gehandelt, werkauft, gouter onpanhen ond hinabgesant hab, auch tzo onpahong [= Anfang] dise meß meiner goult on ansein meiner reygister mir nit moglig. Diß alles meyn husfrauen oder nimans dan alin ich gar kein bericht hat. Das mir dan eyn merklig schaden wer. Bitt, uwer wisheyt wil souligs bedrachten ond mir so gonstig sein, meynen schaden fercomen ond eynen andern in meyn statt schiken, den ich, sofil moglig, berichten, auch botzschaf an hof machen, als ich fermak, ond, sofer das sein kont, for mitfasten [10.3.10]; wer mir eyn besonder dinst. So ritt ich im gelid siger gen Frankfurt, das dan das irst of samstak for letare [9.3.10], das a[n]der of mandak ader dinstak darnoch [11./12.3.10] gen wirt.

[7.] Nuher tzitong hat man in sonders nit, dan di Venediger eyne besonder perschoin [= Wolfgang Wiener] mit eym knecht hi habein. Hat brif, auch montlig befelg von Venedigher an di stende des hl. Reygs. Hat sich frey- ond Rstt. auch angezi[g]t, als wir dan in andern onsern gescheften fersamelt warin, aber im souligs abgeschlagen, daß an verwilgonk ksl. Mt. ons nit gebort, im audienz tzo geben. Ksl. Mt. ret habein in hi willein annemen, aber er hat sofil antzikt, daß seys onderlasen haben, doch im ferboten, nicht on willen ond wissen ksl. Mt. tzo oberantworten oder handeln. In sonders of dismal wiß ich uwer wisheyt nit tzo schriben. Dan uwer wisheyt willik dinst tzo erzigen bin ich als der gehorsam allzit geneikt. Datom of dorstak noch infocafit Ao. 1510.

Nr. 481 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Ankunft des Ks., Hellers Audienz bei ihm mit Übergabe der Frankfurter Stadtsteuer; [2.] Seine vergeblichen Bemühungen beim Ks. in Sachen rückständiger Zahlungen Erfurter an Frankfurter Bürger; [3.] Warten des Ks. auf das Eintreffen der weltlichen Kff., Ankunft des EB von Köln und Hg. Georgs von Sachsen; [4.] Nochmalige Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [5.] Gefangennahme eines venezianischen Abgesandten, Flucht dreier ksl. Räte aus Venedig.

[Augsburg], 25. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 26-27, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum sabato post reminiscere Ao. 1510 [2.3.10]).

Hat die wichtigsten Informationen in seinem letzten, durch den Boten Jost überbrachten Schreiben vom 21. Februar (Nr. 480) übersandt.

[1.] Also foug ich uwer wishet tzo wissen, daß ksl. Mt. of dorstak for dato [21.2.10] of dem abent hi ingeritten ond Hg. Wilhelm fon Mongein [= München], ond seint im alle Ff. engegengeritten.1 Also hab ich bisher for den welsein bo[t]schaften nit so bald for mogen comen, di dan hart anhangen, aber of sondak for dato [24.2.10] ob 10 dorg H. Jacop Feylingher sofil erlangt, daß mir ksl. Mt. alin in bysein H. Jacops gn. audienz geben. Hab ich ire Mt. mit geborligen wordein di stattstuher zo ir selbest handen oberantwort, di ir Mt. mit genaden angenomen etc.

[2.] Also, gonstige, lb. Hh., als mir uwer wisheyt geschribein hat [Schreiben liegt nicht vor], ich soule by ksl. Mt. dein erfortersein [= Erfurter] handel onderstan tzo ferfugen, nochdem ich ferstanden, sey by ksl. Mt. di friheyt erlangt, hab ich kein foukligen wiln mogen finden, dan daß ksl. Mt. des handels grontligen bericht hab, ob es hernach tzo hendel kom etc. Hab ich noch oberantwortung der stuher uwer weisheyt kredenz ir ksl. Mt. oberantwurt, darnoch eyn korze dis montlige werbong gedain: „Allergnst. Ks., no werde ich bericht, wi di von Erfort oder sonst ander von irn wegen soulig friheyt erlangt soulten habein. Wo dem also wer, ist meyn demodenklig, flissik beyt, uwer ksl. Mt. wil in genaden ferschaffen eyn declaracion, daß di von Erfort, nit angesein ir erlangte friheyt, den borgern tzo Frankfort ire renten ond goulten entrichten ond bezalin wolin, angesein, daß eyn statt Frankfort sich allzit als di getruwen, gehorsamen on alle mittel am hl. Rig ond uwer ksl. Mt. allzit getrulig gehalten habein ond hinfor mit allem fliß don werden. So zwifelt mir nit, uwer ksl. Mt. hab noch in frisser gedec[h]tenis, mit was beschwer eyn statt Frankfort lange tzit beladen ond noch deygelig mer ist, als das di onsern of dem lastein rigsdag tzo Kostanz uwer ksl. Mt. erzalt habein etc., in was masein eyn statt Frankfort geligen ond beschwert ist ond degligen mer, dardorg ire borger von allein kaufhendeln ab haben mosein dreten, daß darin eyn merklig abbruch ist.2 Haben drom onser borger irhe narong an golten ond renten ond das merentil of Erfort gelacht [= gelegt]. Soulten no di von Erfort darfor frihet erlangt habein, wer den onsern eyn merklig ond eyn dils eyn ferderpligher schaden ond gemeyner statt an irhem inbrenhein eyn merklig abbruch ond konten uwer ksl. Mt. nit als daperlig als bisher gedinen. Bütt, uwer ksl. Mt. wil gn. by dein von Erfort ferfachen, den onsern ir goulten tzo entrichten, nit angesein irhe erlangt frihet, wi ich for betten hab etc.“ Darauf ksl. Mt. mir dorg dein Vilinger hat lasein sagen, di gebein frihit sey von ksl. Mt. aus gouter meynong ausgangen gemeiner statt Erfort tzo gout, auch den glubigern, daß si in mitteler zit ir sach schiken mogen, daß eyn jeder bezalt mog werden etc. Doch sey ir Mt. der statt Frankfort mit besondern genaden genekt ond wil ferschaffen, daß mir solig declaracion gebein soul werden, daß di von Erfort, nit angesen ire friheyt, den borgern ir goulten entrichten solen. Ond bin also abgeschiden. Also, gonstigen, lb. Hh., hab ich dorg kein mehern wek etwas wider di von Erfort mogen handeln. Wo aber uwer wisheyt durg den wek des rechten meher ond besser wek hetten ond uwer weisheyt dis erlangt declaracion nit wol angesein ducht, mogt ir mir forderlig by eygener boschaf tzo erkennen geben. Wil ich in der kanzely also gemach doin, wiwol ich mich wol fersig, in eyn monet hart ausgein wirt.

[3.] Item, lb. Hh., diser dak wil sich in di lengde ferzihen, dan di drey weltligen Kff. sein noch nit hey. So wil ksl. Mt. nicht fornemen, di Ff. seyhen dan alle hi. [...] For fiher dagen [21.2.10] ist mein H. von Koln hercomen, eyn dak for dato [24.2.10] Hg. Jorg von Saxen. Ich fernem ond mirk nit anders, dan der dak for pinsten [19.5.10] kein end wirt haben etc.

[4.] Gostigen, lb. Hh., als ich uwer wisheyt hifor geschriben, ist noch meyn dinstlig, flissik bytt, ir willent eyn andern an meyn statt herschickein by ziger diß brifs, Hans Buherlin. [...] Wo es noch der meß witer not det, wil ich mich als der gehorsam erzigen. Dan uwer wisheyt wiß meyn mirklig gescheft im Nornberger hof, was ich mit meinen gesten tzo handeln hab alles zussein messein, auch tzo onpangong [= Empfang] meiner ond meiner motter ond frunden golten. Das ich alles on anesein miner rigister, weder meyn husfrowe oder ander, kein wyssens drage dan ich alin ond mir eyn mirklig schaden ond onglub [= Verlust an Glaubwürdigkeit] wer. Ist meyn flissik bytt, ir willent eyn andern an meyn stat ferorden, of daß ich im gelid mog heimriten, daß das list [= letzte] of dinstak noch mittfasten [12.3.10] hi ausgen wirt. Wil ich umb uwer wisheyt allzit furdern etc.

[5.] Nuher zitong, daß ksl. Mt. den Venedigher mit sein knecht hi gefahen und of das schluß Frideberk, eyn halb mil von hein, gefort. Di gefanhen, so us Padoua gen Venedig gefort, sin usgebruhein ond tzo waser hinwek gen Tr[i]est komen ond werden allin dak hercomen. Ist mit namen H. Melher Maßmoster [= Melchior von Maßmünster], H. Bartolmes von Firmian, meter3 Johan Bontain [= Jean Bontemps], eyn Borgondier. [...] Datom of mandak noch reminiscere Ao. 1510.

Nr. 482 Frankfurt a. M. an Jakob Heller

[1.] Wunsch nach Außerkraftsetzung des ksl. Zahlungsmoratoriums für Erfurt in bezug auf Frankfurt; [2.] Nichtbeteiligung Frankfurts an der Klage gegen den hessischen Weinzoll; [3.] Zahlung von 1000 fl. an den Diener der Höchstätter; [4.] Erlaubnis zur Heimreise Hellers; [5.] Hinterlegung des Geldes für Paul von Liechtenstein beim Frankfurter Rechenmeister.

Frankfurt, 26. Februar 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 25a, Konz.

Hat sein letztes Schreiben vom 18. Februar (Nr. 479) und vier weitere Schreiben von ihm erhalten.

[1.] Und under anderm die von Erfurt betreffen, sin sie uns lud dieser abschriften [liegen nicht vor] mit antwort begegent. Und mügen liden, so die von Erfurt eyn moratorium erlangt hetten, das die ksl. Mt. solichs gegen uns und den unsern ufhebe, und ob das ziemlichs costen wurde, dich nit düren lassen.

[2.] Des anbrengens unsers gn. H. von Konigstein den lantgrefischen zol betreffen, ist unser gelegenheit nit, mit inen anzuhangen. Darumb magstu solichs mit fugen abslagen.

[3.] So haben wir Endresen Otten, der Hoesteter diener, uf hude, dato [26.2.10], in bywesen Johan Froschen die 1000 fl. bezalt.

[4.] Mit dynem herheymekomen konnen wir din gelegenheit wole bedenken. Darumb magstu dich mit den kaufluden zu diner gelegenheit uf die messe erheben und mit fugen und gnaden abscheiden, auch mitler zyt, ob es die notturft erfordert, eynem andern gewalt geben, dann wir gedenken dich in diner zukunft nach unser gelegenheit zu entsetzen.

[5.] Mit H. Paulus von Liechtensteyn ist sin knecht hinweg und das gelt uf erkentenus hinder unsern rechenmeister gelassen. Das haben wir dir im besten nit verhalten, dich darnach wissen zu richten. Datum dinstag nach reminiscere Ao. domini 1510.

Nr. 483 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Ankunft Kf. Friedrichs von Sachsen, dessen Empfang durch den Ks., ksl. Ausgleichsbemühungen zwischen dem Kf. von Sachsen und dem EB von Mainz; [2.] Bereitschaft des sächsischen Kf., den Erfurtern bei ihren Zahlungsproblemen zu helfen; [3.] Verzögerter Verhandlungsbeginn aufgrund von Festlichkeiten, vermutliche Dauer des Reichstags bis Pfingsten, wahrscheinliche Friedensverhandlungen mit Venedig, Wiederholung der Bitte um Ablösung als Reichstagsgesandter; [4.] Nochmalige Bitte um Weisung in Sachen Klage gegen den hessischen Weinzoll; [5.] Verschiedene Truppenaufgebote; [6.] Ankunft Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach, erwartetes Eintreffen einer ungarischen Gesandtschaft, des Kf. von der Pfalz und des Hg. von Württemberg; [7.] Gefecht Hg. Erichs von Braunschweig mit den Venezianern.

[Augsburg], 3. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 63-64, Orig. Pap. m. S.

Hofft, daß sein letztes, durch Hans Bucherlin übersandtes Schreiben vom 25. Februar (Nr. 481) in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Also ist seyt der zit Hg. Friderich von Saxen hercomen. Dem ksl. Mt. mit den andern Ff. hentgegengeritten ond im feld mit grosen genaden enpahen, beyd von irn rousen abgestigen, darnoch eyn rennen ond stegen ond eyn danz gemacht ond obe[n]tz in P[h]il[i]ps Adelers hus tzom nachtmol behalten, ond ksl. Mt. sich hart bearbeyt, dein Bf. von Menz ond Hg. Friderich tzo ferdragen. Deß sych Hg. Freyderich noch hart helt, aber ksl. Mt. ond etlig Kff. sich noch hart d[ar]in bearbeiten.

[2.] Ich ferstan wol, Hg. Frederig hab gar kein gefaln, daß di von Erfort oder ander fan ir wegen soulg friheyt erlangt haben,1 so si noch by 72 dorfer, etlig schloß, darzo fil gedrit wol zu zalen habein. Dartzo wil sein Gn. in etlig dusent fl. lihen, als ich von etligen den seinen fermirk. Daby ich mit der zeit wol witer erfaren wil.

[3.] Lb. Hh., man hat dise wochein gerant, gestogen, gedantz und noch sunst rigssachen mit den stendein gar nichtz gehandelt. Habs auch ganz darfour, for fritag noch dato [8.3.10] man nit anfangen werd. Deshalben ich von mein gonstigen Hh. nit anders ferste ond ichs ond ander nit anders fermerkein, dan diser dak sich in di leng bys pingsten [19.5.10] strekein wirt, dan fil grosser sachen vor augen ond her ferdaget. Man sakt wol, der krik werd wider angen. Aber so sich der dak so lang ferzukt, hab ichs darfor, man sol mit der zit omb eyn friden deydigen, wiwol di sag ist, der Kg. von Frankreich rust sich stark. Daromb, gostigen, lb. Hh., so ich uwer wisheit itz bis in die 9. wochen ond of disein dak geritten bin, mich ganz soligs langen ferzuk nit fersein ond meyn sag daheim gar nit dermassen gestelt ond meiner merklygen gescheften, so ich in meynem huf mit meynen gesten. [...] Daromb meyn dinstlig, fruntlig bytt, ir willent mir by Hans Bucherlin eyn andern an meyn statt schikein. Was dan di notorft erfordert, mich nach der meß wider als der gehorsam tzo stelen, ond soultz wol bys an die herbestmeß wern, wil ich omb uwer wisheit allzit als der gehorsam ferdinen.

[4.] Item uwer wisheit laß mich wissen, wes ich meynem gn. H. von Kongenstein tzo entwort sol gebein, dan ich fermerk noch nit anders, dan daß sein Gn. di declaration ober den lantgrofischen zul erlangen wirt.

[5.] [...] Hofmer ist in sonders noch forhanden, dan daß ksl. Mt. by 8000 knecht bestelt hat. So ist das Etzfoulk [= die Truppen von der Etsch] us der Gft. von Tirol schon ausgezogen of Bern [= Verona] zuo.

[6.] Mgf. Kasimirus ist 2 dag for dato [1.3.10] hercomen. So ist man des Kg. von Ongern botzsaft ouch of dato [3.3.10] wartend, ouch Pfalzgf. Lodowik ond des Hg. von Wirtenberk.

[7.] Es ist wol di sag, di Venediger habein in Friol dem Hg. [Erich] von Broswik etlig volk abgeschlage[n], doch di onsern das felt behalten. Datom of sondak okoly mit il.

Nr. 484 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Seine Bemühungen um Erlangung der ksl. Deklaration für Frankfurt, Warten auf den Ausgang der Schiedsverhandlungen zwischen EB Uriel von Mainz und Kf. Friedrich von Sachsen wegen Erfurt; [2.] Unterbrechung der Reichstagsberatungen wegen eines Ausflugs des Ks. nach Dillingen; [3.] Bemühen um Beilegung eines Sessionskonflikts zwischen den Hgg. von Sachsen und von Bayern; [4.] Vermittlung des Ks. im Konflikt zwischen dem Hg. von Württemberg und der Rst. Rottweil; [5.] Ankunft der Landgf.in von Hessen, große Zahl unbearbeiteter Angelegenheiten; [6.] Auftrag des Gelnhausener Stadtschreibers; [7.] Eintreffen des Hg. von Württemberg und des Mgf. von Baden, erwartete Ankunft des Kf. von der Pfalz; [8.] Nochmalige Bitte um Ablösung; [9.] Seine Probleme bei der Erlangung der Erlaubnis zur Heimreise, Wichtigkeit der Vertretung Frankfurts auf dem Reichstag; [10.] Eröffnung der Reichstagsverhandlungen, Verlangen des Ks. und verschiedener ausländischer Gesandtschaften nach einer Reichshilfe gegen Venedig und die Ungläubigen.

[Augsburg], 5. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 59, 47, Orig. Pap. m. S.

Hofft, daß sein letztes, über Nürnberg geschicktes Schreiben vom 3. März (Nr. 483) in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] So hab ich eyn dak for dato [4.3.10] wol eyn brif von uwer wisheyt [wohl Nr. 482] onpanhein ond ferstanden. Foug uwer wisheyt tzo wisein, der deklaracion halber, mir ksl. Mt., onser allergnst. H., ferschaft hat,1 beschyt mir fil indrachs. Nitdesminder solizitir ich deglichs by meynem gn. H. von Saretin, der bisher willik, ader [= aber] itz an sich heilt. Bedonkt mich, mosen itz meynen gn. H. von Menz drom ansein. Hat Sereteyner for 3 dagen tzo mir gesakt, es [be]dorf der declarazion gar nicht, dan er wil dorg den marschalk [Frowein von Hutten] so fil mit meynem gn. H. von Menz ferschaffen, daß er di von Erfort darzo halten sol, dein von Frankfort ir renten ond goulten als eyn statt ond glider des hl. Rigs on alle mitel entrichten soulen. Hab ich sein Gn. darfor gebeten, gar im fon disein handel nit tzo ferstain gebein. Sakt, er hab von befel ksl. Mt. schon mit dem marschalk geret, ond so si soligs nit ferschaffen, wil er mir alsdan di deklaracion ferschaffen. Das ich alles for eyn abslak halt, wiwol ich mit alem fliß hart an wil hangen, ond wo es of disem rigsdag nit aus wil gen, als ich besorg, so ist es besser hernoch austzobrenghein. Ond donkt mich, eyn neher wek wer, dan mit dem rechten tzo handeln, das lang wil wirt nemen. Ond ich auch rat, man ferze, bis diser rigsdak fergang. So kan man sein, wi meyn gn. H. von Menz und Hg. Friderich schiden, dan es ist eyn groser onwille zusein in tzwen, doch stel ich souligs an uwer wisheyt.

[2.] Ksl. Mt. ist eyn dak noch dato [6.3.10] gein Dillingen gerittein, 6 mil fon hin. Wirt in 4 dagen wider hey sein, also daß man bisher mit dem rad stilstet.

[3.] Es ist eyn irtom ingefalin mit Hg. Jorgen von Saxen ond Hg. Wilhelm von Beyhern des seyß [= Session] halben. Get man in arbeyt, sey zuo ferdragen.

[4.] Es seint seyt meynem lasten schribein kein Ff. hercomen. Der Hg. von Wirtemberg ist noch nit hey. Sein Gn. hat eynen span mit dein von Rottwil, di haben im etlig man abgefahen. Deshalber seyn Gn. den [Schwäbischen] bont beruft und rust sich und wil four sey zehein. Aber ksl. Mt. onderstat, datzusen zuo handelin.

[5.] Di Landgf.in von Hessen ist eyn dak for datom [4.3.10] auch hercomen sampt etligen irhein alten reten. Es seint fil grussen sahein herbeschiden, der noch kein angefanhein. Dorft mer dan eyns jars, di alle auszorihten. Got schiks alles tzo bestein.

[6.] [...] Ich ferstan noch nit anders, dan der stattschriber von Gelnhusen hab nicht anders hi zuo erlangen dan Homberks halber. Wil ksl. Mt. widerum verschaffen meynem H. von Hanau etc.

[7.] Diser bont ist noch eyn dak hiblibein. Also ist of dato [5.3.10] der Hg. von Wirtenberk ond der Mgf. fon Baden hercomen, ond sol eyn dak nach dato [6.3.10] Pfalzgf. Lodowik, der Kf., auch hi inritein, also daß di Ff. no alle, so of disein dak her werden komen, hi sint.

[8.] Ich hab mich by etligen meynen Hh. ond frunden erlernt, ob sey nit by ksl. Mt. eynen gn. orlop erlangen mochten. Trousten sey mich obel. Daromb ist meyn flissik, dinstlich bytt, uwer weisheyt wil in al weg of das forderligst eynen andern an meyn statt ferorden. Wil ich verdienen etc.

[9.] Als uwer weisheyt schribet meines heimrites halber, mich tzo miner geligenheyt mit dein kauflutein erhebein ond mit fougein ond genaden abschiden etc., hab ich bisher nit gefihert ond nit mogen erlangen, mit genaden abtzoschiden, es sey dan befolen eyn ander in meyn stat. Dan es sin ander meher dan ich, dein soligs abgeschlagen ist. Wil nitdesminder witer anhangen, aber ich wiß, ich gar nichtz schaff. So ist es auch nit obel uwer weisheyt in disein schwerhen, lankwirigen hendeln, auch di von Erfort beroren, daran onsern borgern nit klin gelegein, uwer weisheyt hab eynen hi. Bin bereyt, dan diser dak nit bald het end, sonder er noch [= nicht eher] dan for pinsten [19.5.10] sich enden wirt. Daromb ist noch meyn dinstlig, flisik bitt, ir willent ansein meyn manigfeldik schriben ond mirklig orsach, darof meyn glub stat, ond mir of das forderligst eynen andern, der mich ontsetz, herschikein. Wo es dan noch der meß di notorft erfordert, wil ich wider als der gehorsam erschin, dan wan ich of das spatz tzo angang der karwog [24.-30.3.10] daheim mocht sein, wollt ich meyn sachen wol ontrich[t]ein. [...]

[10.] Item of samstak for dato [2.3.10] hat ksl. Mt. di stende des hl. Rigs, sofil der forhanden, ofs rathus ferbot ond den beschriben dak erofent, darby eyn dapere, ansein, grusse hulf wider di Venediger, darnoch ober di ongeloubige begert etc. [vgl. Nr. 94 [1.]]. Darnoch of sondak [3.3.10] di drey boschaften Pabest, Kg. fon Fra[n]krigs ond Kg. von Aregon oratores den stenden des hl. Riges in abwesen ksl. Mt. solgs auch begert ond ksl. Mt. bistand ond eyn dapere hulf zuo doin. So sey all drie das ire von Ven[e]dighern habein erobert, willen sey ksl. Mt. auch das sein helfen erobern, mit fil ernsthaftigen worten etc. [vgl. Nr. 94 [2.]]. Datom of dinstak noch okoly.

Nr. 485 Jakob Heller an Frankfurt a. M.

[1.] Nochmalige Bitte um Ablösung; [2.] Forderung des Ks. nach einer Hilfe für den Krieg gegen Venedig, Bedenken der Stände dagegen; [3.] Mutmaßungen über eine Hilfe der Türken für Venedig; [4.] Verdrossenheit der Stände über wichtige unbearbeitete Materien; [5.] Anwesenheit Dr. Henning Gödes; [6.] Fortgesetzte Hoffnung Hellers auf Erlangung der ksl. Deklaration; [7.] Entsendung eines Ersatzmannes als Bedingung für die Erlaubnis zu seiner Heimreise; [8.] Zahlung eines Sonderlohnes an den Boten.

[Augsburg], 7. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 61-62, Orig. Pap. m. S.

Hofft, daß sein letztes, durch Johann Schickart übersandtes Schreiben vom 4. März1 in Frankfurt eingetroffen ist.

[1.] Also, gonstegen, lb. Hh., auf uwer weisheyit schribein, daß ich mit fougen ond genaden ab sol scheidein ond tzo miner geligenheyt heim mog riten [Nr. 482 [4.]], hab ich seyt meynem lasten schribein dorg tzwen weg mit hilf meyner gonstegen Hh. bey ksl. Mt. mich bearbeyt, wi ich mit genaden abschid, aber nit mogen schaffen. Dan so eyn ander in meyn statt hey sey, mog ich wol reiten nach meynem gefaln, dan es anders eyn inbruch macht, daß ander merher dan ich auch dermaß begern werdein, dan man sonst nimans erluben wil, also daß ich nit witer schaffen kan. Daromb, gostigen, lb. Hh., schik ich uwer weisheyt disen eygen boten, ob uwer weisheyt mir imans geschikt heyt, mich by ziger das forderlig lassein wisen. Wo das aber nit, so wol uwer weisheyt ansein meyn manigfeldik schribein, auch meyn a[l]l[e]in[ige] orsag miner merkligen gescheft mit meynen gesten ond andern, auch in meynem hof,2 darauf ich mich ganz nit gericht in meynem abschid, auch daß meyn husfrau noch nimans dan ich alin kein wisseins dragt, darof mein glub [= Glaubwürdigkeit] stat. So erbitt ich mich, wo es di notorf noch der meß erfordert, mich alsdan gehorsam tzo erzigen, ond soultz schon bis an di herbestmeß wern, dan es dout wol not in disen selzamen liften, daß uwer weisheyt eynen hi by reid hab. Ond last uch den cousten nit durhern ond schiken eyn of das forderlist her, der sich nit of der straß söm, damit ich of das lingest di karwochen [24.-30.3.10] daheim mog sein. Mag ich meyn sache mit der gotzhulf wol overchomen. Verlast mich nit.

[2.] Di ksl. Mt., onser allergnst. H., hat de[n] stenden eyn dak for dato [6.3.10] in schriften eyn daper, schwer latein aufgebein [vgl. Nr. 95]. Wo man das ire[r] Mt. abschlug, besorg ich, wer eyn tzertrendong des hl. Rigs, dan ire Mt. ist fast [= sehr] ernst ond warnt, doch manhein fast schwer tzo doin. Dan ire[r] Mt. meynung ist noch, di Venediger tzo ferdriben mit hilf Pabest ond der andern drey Kgg., darnoch ober di ongloubigein. Gott geb ons gluk dartzo.

[3.] Es ist mer hercomen, wi der Dork [= Türke] mit aller siner mach[t] aufsey, und fermut man, den Venedighern tzo hulf ader sonst etwen an eyn ort in di kristenheyt falin werden.

[4.] Diser dak schikt sich dermaß, daß er noch lang kein end wirt nemen, als ons alle ansich, ond iderman verdrussen, dan man noch gar nicht gehandelt hat. So sein fast mirklige sachen forhanden, di ksl. Mt. herbeschiden, auch in miteler tzit tzogefalin, di ksl. Mt. nit anfat, ir Mt. hab dan for antwort of ire Mt. begern.

[5.] Dr. Hennik [Göde] von Erfort ist mit Hg. Friderich von Saxen hi.

[6.] Ich huff noch, di declaracion austzobrenghein, ond soult ich drom wider for ksl. Mt. Man fertiget nimans in der kanzely, darob alle welt klaget. Haltz ganz dorfor, sey orsach, ksl. Mt. of der stende antwurt wart etc.

[7.] Disein boten willent mir glig von stond an herfertigen, auf daß ich ferstond, ob eyn a[n]der auf dem weg herein oder uwer weisheyt so bald eynen fertigen wiln. Wil ich mich so bald tzo ksl. Mt. fougen, soligs ansagen. Wold alsdan us ksl. Mt. erloubein zuoreiten ond anders nit, als ich von meynem gn. H. Jacop Filinger ond andern ferurloupt bin worden etc. In sonders weiß ich uwer weisheyt nit zuo schriben, dan uwer weisheyt willige dinst zuo erzigen bin ich allzit geneikt. Datom of dorstak noch mitag noch okoly Ao. 1510. jar.

[8.] Nachschrift: Wo diser bot of dinstak noch letare [12.3.10] for 8 oren daheim ist, sol man im eyn fl. bezalin mit dem andern lon. Wil ich mich mit im ferdragen.

Nr. 486 Frankfurt a. M. an Jakob Heller

Ablösung Hellers durch Johann Frosch.

Frankfurt, 12. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 46a, Konz.

Gruß. Lb., besunder gut freunt, wir haben din schrift [wohl Nr. 485] mit dinem eigen boten diesen morgen vor acht uhern entpfangen und sin der meynung nit gewest, eyn andern bis uf din zukunft zu schicken. Dwil du abir sunst mit fugen nit abkomen magst, so wollen wir dir Johan Froschen alsbalde under augen schicken.1 Darumb begeren wir, du wollest in diner herberg bestellen, [daß] der unser an din stat ufgenommen und din handelung, wes, wie und mit wem du gehandelt hast, in diner herberge und sunderlich der von Erfurt verslossen und versiegelt funden werd. Das haben wir dir im besten nit verhalten, dich darnach haben zu richten. Datum dinstags nach letare Ao. etc. decimo.

Nr. 487 Frankfurt a. M. an Karl von Hinsberg (Frankfurter Bm.)

Weisung, sich um eine Aufhebung der Kommission des EB von Mainz für Dr. Ortlieb in Sachen jüdische Bücher zu bemühen.

Frankfurt, 28. März 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 93a, Konz.

Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3649.

Gruß. Lb., besunder gut freunt, der hochwirdigst F., unser gnst. H. von Menz, hat dem hochgelerten H. Herman Ortlieb, Dr. und canoniker zu St. Peter zu Menz, sampt Pfefferkorn, die uberigen bucher, er anzeigen wirdet, zu nemen, befolen lud einer commission, die dann uns uf fritag vor dem palmtag [22.3.10] uberantwort ist. Denselben wir bis uf montag nach quasimodogeniti [8.4.10] zu verharren erbeten; des er gefolgig. Begeren darumb an dich, gutlich bitten, du wollest ufs furderlichst deinem befelh nach by ksl. Mt. handelen, domit unsers gn. H. von Menz commission abgeschafft werde. Daran tustu uns wolegefallen. Datum dornstags in die cene Ao. etc. 10.1

Nr. 488 Karl von Hinsberg an Frankfurt a. M.

[1.] Sein Eintreffen in Augsburg, Beratungen über die Forderungen des Ks. nach einer Reichshilfe; [2.] Bemühungen in Sachen jüdische Bücher; [3.] Vorgänge im Zusammenhang mit dem Krieg in Italien; [4.] Anwesenheit vieler Ff., hohe Lebenshaltungskosten; [5.] Verärgerung der Ff. über einen Jagdausflug des Ks.

[Augsburg], 6. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 87, Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk: Carle von Henspurg erst schrift).

Regest: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1008.

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3653.

[1.] Gruß. Lb. Hh., nachdem euer wisheit mich abgefertiget habet, also bin ich mit habe gen Augschporg freß und gesont komehen, und also bald ist mer angesaget worden, in die ret zu komehen. Hat uns die ksl. Mt. sthet vorgehalten umb ein holf ein jar lang. Haben sich die Ff. und sthet bedenkes genomehen, vil rat daruf gehapt, ist auch verboten worden, weß sie geratschlagt haben, nit hender sich zu schriben. Versehe ich mich, in korz beschloßen werde. Wille ich euer wisheit nit verhalten, dann ich versehe mich, der tag wirt nit lang weren.

[2.] Auch, als euer wisheit mir geschriben hat der juden halber [Nr. 487], hap ich verstanden und wille fliß ankeren, als vile mir moglich ist. Ich besorg aber, der handel siehe zu wit komehen. So haben mir die juden auch geschriben, ich solt mit den juden handelen, die hie siehen zu Augschporg. Das hap ich gedan, wiewole Itzegen 1 schpat komehen ist. Hat er mir zu versthen geben, er kont auch nit naher komehen mit erem handel und besorgt auch selber, so der handel also wit komehen ist, das man kein rat schaffen kone, wiewole die juden haben mir geschriben, wo ich den handel ganz kont henlegen mit 200 fl., solt ich macht haben. Ich kan aber niemant finden, der den handel verdeidegen wille noch zur zit. Ducht mich, wo die juden euer wisheit gut darvor wolten sin vor allen schaden, das man die bucher nit folegen liß, es wer dann, die mit recht erlanget werden. Doch wille ich anhalten etc.

[3.] Nüher mer weiß ich euer wisheit nicht sonderlichen zu schriben, dann die sag get, das Hg. Erich von Bruneswig hab ein schloß gewon in Vieriol [= Friaul], das vor[her] des Ks. ist gewest, und vile lude ersthochehen darin. Man saget auch, der Kg. von Frankrich habe dem Bapest geschriben, er habe em holfen, sin flecken gewinnen, und begert sin solt. Wo er em en nit gipt, wolte er gedenken, daß er em werde.

[4.] Es sint noch vil Ff. hie. Ist vile klag, get aber nimant zu herzen, und es duher [= teuer] hie ist etc. Hiemit sihet Got befolen in eim seligen regiment. Datum geben uf samstag nach dem ostertag Ao. domini 1510.

[5.] Nachschrift: Der Ks. ist uf diese nacht usgeriten uf das weideberg [= Waidwerk, Jagd]. Sint die Ff. fast onlostig daruber etc.

Nr. 489 Frankfurt a. M. an Karl von Hinsberg

Angelegenheit der Frankfurter Juden.

Frankfurt, 11. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 89a, Konz.

Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3659.

Gruß. Lb., besunder gut freunt, wie wir dir jungst der juden halber befelh getan haben, dem wollest, wo das nit usbracht were, nachkomen und zeiger diß briefs der juden horen. Der wirt dir der juden meynung, ime gelde uszugeben, domit das dir befolen usbracht wirdet, entdecken, dich dester baß wissen darnach zu richten. Datum dornstags nach quasimodogeniti Ao. etc. zehen.

Nr. 490 Frankfurt a. M. an Karl von Hinsberg

[1.] Einziehung der jüdischen Bücher durch Johann Pfefferkorn, Übersendung von zwei Supplikationen an den Ks. in dieser Angelegenheit; [2.] Weisung zur Unterstützung des Abgesandten der Frankfurter Juden.

Frankfurt, 12. April 1510

Frankfurt, IfStG, Juden Akten 779, fol. 42a, Konz.

Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3661.

[1.] Gruß. Besunder gut freunt, wir haben dir hievor, von unser juden wegen lud der abschrift, dir mitgegeben, zu erwerben und zu erlangen, befolen. Nun hat uns unser gnst. H. von Menz eyn commission mit eym Dr. [Hermann Ortlieb] und Pefferkorn zugeschickt. Und wiewole sich die juden, von yeder sort (bis zu erkentnus, ob die togelich oder untogelich sien) zu erlegen, erboten, hat Pefferkorn nit besetiget sin [= zufriedengestellt gewesen], sunder die bucher alle lud unsers gn. H. von Menz commission haben wollen, die auch also hinder uns kommen sin. Nun besorgen wir, die handelung werde von wegen einer schatzung furgenommen. Wolten doch auch ungern uns, das wir den juden in untoglichen hendelen anhengig weren, merken lassen. Schicken darumb dir diese zwo supplicationen glichlutende [Nr. 372], wo du das furig [wohl Nr. 371] nit usbracht hettest, gutlich bitten, dich selbst by die ksl. Mt. zu fugen und inhalt dieser meynung eyn mandat ufs furderlichst zu erlangen, dann es ist zu besorgen, das der juden buchere von uns erfordert und einem yeden sin anteil mit mirglichem darlegen wider gegeben werd.1 Das uns alsdan, als du selbst weist, dwil wir unser juden und sunst niemants anders zu schetzen haben, an unser oberkeit ein mirglichen abbruch bringen mocht. Daran tustu uns wolegefallen. Datum fritag nach dem sontag quasimodogeniti Ao. domini 1500 decimo.

[2.] Nachschrift: Auch, gut freunt, ob Jonas [von Kostheim], der jud, by dich keme, der von unser juden wegen auch usgeschickt, dich ansuchen wurde, wollest dem gehorchen und in billichen hendelen.

Nr. 491 Karl von Hinsberg an Frankfurt a. M.

[1.] Keine Fortschritte in den Angelegenheiten der Frankfurter Juden; [2.] Schleppender Verlauf der Reichstagsberatungen, kontroverse Verhandlungen über eine Reichshilfe, Verlangen des Ks. nach einer Geld- statt einer Truppenhilfe; [3.] Ankunft des EB von Magdeburg; [4.] Militärische Unterstützung der Eidgenossen für den Papst, Empörung des Ks. über die Lösung der Venezianer aus dem Kirchenbann; [5.] Raubtaten in der Gegend um Augsburg; [6.] Jagdausflug des Ks.; [7.] Vergeblicher Klageversuch der Wetzlarer Gesandten; [8.] Bemühungen des Gf. von Königstein in Sachen hessischer Weinzoll; [9.] Verärgerung der ksl. Räte über die Abreise Jakob Hellers, Weigerung des Gf. von Zollern, gegen die Interessen des EB von Mainz zu handeln, Bitte um Geheimhaltung.

[Augsburg], 16. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 90, Orig. Pap. m. S. (Kanzleivermerk: Carle von Hynspergs andere schrift von Augspurg).

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3662.

[1.] Gruß. Gunstegen, lb. Hh., ich habe euer wißheit am nesten geschreben der juden halber, ich wolt fliß ankeren, als fele als mogelich ist [Nr. 488 [2.]]. Also habe ich mit Itzegen [von Bopfingen], dem juden, auch gehandelt, doch noch uf diesen tag necht frochtberlichen. So hat es auch nit fug, mit iderman zu handelen, dan groß gelt welle man darfor haben. Ist der befele nit, so ist es doch ein gemeß handel. Die juden conden auch mit erem handel der kleinet halber nit naher comehen, sint auch nicht zu verhorong komehen. Haben doch ein Dr. [Hermann Ortlieb], der fele fliß ankert, ist aber alles umbso[n]st und verzeihen sich auch us etc.

[2.] Auch, lb. Hh., ich het gemeint, die sachen solten sich geent haben. So get es, wieh es for uf andern tagen auch gangen ist: Wan man etwas hat handelt, morgen ist es anders. Ich versehe mich, necht frochtbers gehandelt hie werde, dann daß man die Ff. und ander sthend umb das gelt brengt. Item die Ff. haben und die sthend zugesagt zemlichermaß ein holf als zu Colen, 1 das doch der Ks. nit annemhen wille. Saget, es wer schemplich zu horen, das man em nit ander hielf zusagen wolt, und begert den anschlag zu Costenz 2 mit witerem inhalt. Wille ich euer wisheit hernach zu versthen geben, als fel alles mogelich ist und ich mit fugen auch gedune kan. Aber er begert 1 jar lang ein holf, es siehe wider die Fenedeger, aber ander [die beiden folgenden Worte am Blattrand sind unleserlich] gelt darvor, sonder kein folk, dan eyn icklier wille ein eigen herpannen haben. So komen sie auch onglich. Damit er necht geschaffen kane. Das dan die sthend auch ermessen haben und sin Gn. die holf zugesagt haben wie oben.

[3.] Item uf hut, datum [16.4.10], ist der Bf. von Meideborg hercomehen. Weß er schaffen wille, weiß ich necht.

[4.] Item nuher mer weiß ich euer weißheit necht sonderliches zu schriben, dan man sagt, daß die Swizeher sollen dem Bapst zuzigen mit 10 000 man, und der Bapst hat die Fenedeger us dem bane gedan, daß der Ks. fast unwilligen daruber ist. [...]

[5.] Sost rauebet man fast umb Augeschporg. Hat der Ks. ein[en] usgelassen, der auch gerauebet hat, uf borge und verschribung.

[6.] Sost rit der Ks. uf das weideberg [= Waidwerk, Jagd] und schafft nit vele. Got gebe, daß besser werde.

[7.] Item die von Wetzeler sint hercomehen und sich vast clagen wollen; ist nit gehort. Man veracht alle clag. Ich mocht wole liden und sie auch, daß siehe daheim weren bleben, dan sie doch kein rat schaffen.

[8.] Item der [Gf. Eberhard] von Constein [= Königstein] hat usbracht des zoles halber [Nr. 257]. Er kont aber die verschribong nit herusbrengen, sonder er hat das gelt dagelassen, die verschribong heruszubrengen.

[9.] Item [Gf. Eitelfriedrich von] Schorn [= Zollern] und der Seritener sint unwillegen, daß Jacop Heller henweg ist. Hat mer Schorn selber gesagt und saget, der Bf. von Menz habe wissens, weß er erlangt habe, er werde auch darwider handelen mit fliß. Ich habe mir sonder nyt witer angenomehen, ist kein true. Schorn saget selber, er handel nicht, das wider den Bf. ist, nachdem er das sin zu Menz hat. Habe ich im besten geschreben, weiß sich euer wißheit wol wissen darnach zu richten etc. Lb. Hh., ich biet, euer weißheit wolle das im besten ufnehemen und mit den anschlegen in geheim halten, als mer nit zwefelt. Noch weiß ich euer wißheit zo schriben sonderlichen, dan Got der Her wolle euer weißheit in gutem regiment gefristen. Datum geben uf denstag nach messerecorde Ao. domini 1510.

Nr. 492 Karl von Hinsberg an Frankfurt a. M.

[1.] Komplizierter Stand der Affäre um die jüdischen Bücher; [2.] Angelegenheit der verpfändeten Kleinodien Hg. Erichs von Braunschweig-Calenberg; [3.] Angebliche Reise des Ks. zu seiner Schwester nach München; [4.] Hilfeersuchen des Ks. an Ff. und Rstt.; [5.] Rüstungen der Venezianer; [6.] Ritterspiel unter Beteiligung des Ks.; [7.] Verärgerung der Stände über den Stillstand in vielen Angelegenheiten, u. a. in der Münzsache; [8.] Unklarheit über die Rückkehr des Ks.

[Augsburg], 22. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 91-92, Orig. Pap. m. S.

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3665.

[1.] Gruß. Hat das durch den Boten Jost überbrachte Schreiben Frankfurts (Nr. 490) erhalten und wäre auch gerne bereit gewesen, ihm Folge zu leisten, konnte jedoch auch schon zuvor nichts erreichen. Ich habe auch mit rat des juden allehie [wohl: Jonas von Kostheim] zo Augschporg gehandelt, aber mit fugen nit mogen handelen us orsachen, daß der handel so feregremet ist. So hab ich auch kein befele, gelt uszugeben von euer wißheit, sonder von den juden, wo ich den handel ganz kont henlegen, das ganz abegeschafft mocht werden, daß man sie bie erem alten herkomehen bliben liß uf die 200 fl. und sost nit. So ist es mir nit moglich mitsampt den juden, sonder wo mir den handel anregen, helt man uns wole fore, wo man etlich tusent fl. geben wolt, alsbalde so wolte man fliß ankeren. Aber umb der 200 fl. ein F. in unwillen brengen, wolten sie nit dune in kein wege. Auch so ist der handel also veregremt, daß uns der handel zu schwer ist. Man hat auch den drock, der zu Frankfurt dieß meß gewest ist, allehie.1 Besorg ich, es wer schpotlichen, daß der ksl. Mt. darvon falle[n] solt, dan die swester [Ehg.in Kunigunde], Hg. Albertz verlaßen husfraue, hanget hart daran. So vermeint[en] auch die juden alle hie, nit dermaßen gelt uszugeben. Der handel der bucher halber drifft auch die juden nit allein zu Frankfurt an. Solten sie dan das usfechten uf eren kosten, sint sie nit gemeint in kein wegen. Es mocht auch mit der zit komehen, daß die fremeden juden ir bucher also verloren wolten haben. Geben ich euer wißheit im besten zu versthen, habe ich von den juden versthanden.2

[2.] Auch der juden halber Hg. Jeregen [= Erich] von Brunenswiges halber konden auch in kein weg verhort werden und ligen schwerlich hie und verzeren hie, weß sie haben. Klagen sie mir dergelich, aber wolten es die zit haben. Wo ich mit fugen handelen mocht, wolt ich allen fliß ankeren euer wißheit zu gut.

[3.] Der Ks. rit auch etwan us, man saget, er wer jetz nach messerecurde [14.4.10] zu siner swester gen Monchen geriten. Biet, euer wißheit wolle dieß min schriben zu gut von mir haben.

[4.] Item vor metwochen [17.4.10] hat die ksl. Mt. sthet zu allen Ff. gescheckt und sonderlich icklichen in sonderhett befraget, weß sie der ksl. Mt. sthet zu hilf komehen wolten. Weß sie aber zu antwort geben haben, ist mer verborgen. Und uf denselben tag, da hat der ksl. Mt. sthet zu den sthenden von stheten gescheckt Dr. Butenger [= Peutinger], sthatschriber zu Augschporg, und hat uns vor lasen tragen, wie die ksl. Mt. sthet dem Rich zu gut bracht hat das lande Borgonden und ander lan[d]schaft, und darmit sie bie dem Rich bliben mogen und nit so hoch beschwert werden mogen, daß sie uf diese male em zu holf comen, und auch kein antwort begert. Haben die von stheten sich underriten, sie wolle[n] horen, weß sich die Ff. underriden aber [= oder] eins werden, sich witer daruf bedenken. Item es ist auch kein ander anschlag, dan wie man das Rich umb gelt mogen brengen. Weß sost vor ein anschlag hat, wille ich euer wißheit nit verhalten lang, dan es ist umbe gelt zu dune und umb kein folk, das mer schicken dorfen. Biet doch, in geheim zu halten.

[5.] Item nuher mer weiß ich euer weißheit sonderliches zu schreiben, dan die Fenedeger rusten sich fast [= sehr] und forchten sich hogelich vor dem Kg. von Frankrich. [...] Ich weiß euer wißheit sonderliches nich[ts] nuhes zu schriben, das warhaftiges ist.

[6.] Dan uf montag dar vor datum [15.4.10] hat der Ks. usgeben zu ren[nen] 14 elen sidentuch. Hat der von Wirtenberg mit zweihen perden gewonen. Sint der laufen perten gewest 22 perten. Ist der Ks. auch darbie gewest und umb 8000 im felde gehalten zu fuß und perten.

[7.] Lb. Hh., es wirt auch nit sonderlich hie beschlossen. Man let ander hendel ligen, da etwas fel angelegen ist. Sonderlich der monz halber hat man necht angefangen zu handelen, und ligen etwas felle hie mit schweren kosten und großem unwille. [...]

[8.] Lb. Hh., ich habe den boten lassen laufen, diewile auch der Ks. nit hie zu Augschporg ist. Man weiß auch nit, wan er kompt. Kan ich doch etwas usbrengen, wan der Ks. kompt, so wille ich das euer wißheit mit vergeben botschaft wole schicken. Ich weiß euer wißheit necht sonderliches zu schriben uf diesmale. Dan der almechtig Got schpar euch friß und gesont in einem guten regement. Datum geben uf montag nach dem sontag nach jubelate Ao. domini 1510.

Nr. 493 Karl von Hinsberg an Frankfurt a. M.

[1.] Weiterentwicklung der Angelegenheit um die verpfändeten Kleinodien Hg. Erichs von Braunschweig-Calenberg; [2.] Unklarer Stand der Reichshilfeverhandlungen, Planungen für einen neuen Reichstag.

Augsburg, 26. April 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 65, Orig. Pap. m. S.

Teilregest: Andernacht, Regesten, Nr. 3665.

[1.] Gruß. Gunstegen, lb. Hh., nachdem ich euer wißheit am nesten mit Josten geschriben hab, ich wilte allen moglichen fliß ankeren, wiewole der handel schwer ist, so es juden antrifft, haben wir doch mit rat gehandelt, daß der handel ist befolen worden einem, genant der Kerchemoller [= Georg Kirchmüller], und der ksl. Mt. wollen selber horn. Hat er gesagt, daß man die pande [= Pfänder] mit dem Hg. [Erich von Braunschweig-Calenberg] laß ansthen ein jar lang.1 So wille man einen guten beschit geben. Aber die juden sint ir sachen nit wole eins. [...]

[2.] Lb. Hh., ich weiß euer wißheyt nit sonders zu schriben, dann es noch seltzam sthet. Dann man hat der ksl. Mt. sthet ein holf zugesagt, doch hat man einen anderen handel for. Got gebe, das wolle geraten. Ich halt darvor, es wert nichts darus uf diesmal bis uf einen andern richstag, als schon darvon geret ist und beschlossen ist, antwort [= entweder] gen Worms ader gen Frankfurt. So wolt der Ks. darbiesin, wo ers gedane kont, zu Augschporg. Daruber dispendirt man auch daruber [sic!]. Ich weiß nit, wann der tag ein end wille haben. Bit doch, es zu gut von mir ufzunemen etc. Datum geben uf fritag nach St. Jorgentag Ao. domini 1510, mit ile geschriben.

Nr. 494 Karl von Hinsberg an Frankfurt a. M.

[1.] Fortdauer der Reichshilfeverhandlungen, Verdrossenheit der Stände über hohe Zehrungskosten; [2.] Angebliche Reise Hg. Erichs von Braunschweig-Calenberg nach Augsburg.

Augsburg, 3. Mai 1510

Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 25, fol. 88, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Lb. Hh., ich weiß euer wißheit necht sonderliches zu schriben, dan man daliget und ratschlaget, wie man gelt mog zuwegen brengen. Das ist alles der handel. Sost halt ich darvor, das kein krieg werd wider die Venedeger. Und ligen die Ff. und ander sthende hie mit grossem unwillen, konden doch nit henwegkomehen. Es ist auch dueher zerong hie und nicht gutz, das man gipt. Wo der handel lang weren welle, muß ich nach witer gelt drachten.

[2.] Ich halt, der Ks. habe gern vel lude bie ehem. Sost vermerk ich necht sonderliches, dan ich hor sagen, Hg. Erigen von Bruneswig kom auch gen Augschporg, daß er den juden helfen mog, daß sie henwegkomehen mogen. Sost haben sie kein holf mogen haben etc. [...] Datum geben uf fritag nach St. Walporgestag Ao. domini 1510.

Anmerkungen

1
 Laut Anschlag vom 22. Dezember 1509 (sambstag nach Thome) wurden durch den Landtag 4590 Mann für neun Monate bewilligt. Brandis, Landeshauptleute, S. 403-411. Zu den Bozener Verhandlungen über eine Hilfe für den Krieg gegen Venedig vgl. auch Wiesenberger, Kaiser Maximilian, S. 17f.; Mairhofer, Tirols Antheil, S. 14f.; Jäger, Geschichte, S. 459.
1
 Vgl. das ksl. Mandat vom 21. Januar 1510 (Nr. 77), das allerdings keinen Termin vorgibt.
1
 Es geht hierbei um rückständige Rentenzahlungen von Erfurter an Frankfurter Bürger, die jene wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Stadt nicht mehr leisten konnten. Vgl. Rothmann, Frankfurter Messen, S. 472ff.
2
 Jakob Heller war Inhaber des Nürnberger Hofs in Frankfurt, in dem zu Messezeiten die Nürnberger Kaufleute Quartier nahmen. Auch die Kss. Friedrich III. und Maximilian I. wohnten dort bei ihren Aufenthalten in Frankfurt.
1
 Das ksl. Zahlungsmoratorium für Erfurt vom 9. November 1509 (Nr. 126) wurde nicht in Verona, sondern in Rovereto ausgestellt.
1
 Über die Ankunft des Ks. in Augsburg schreibt der Augsburger Chronist Clemens Sender (1475-1537): Am 21. tag Februarii ist hyr Ks. Maximilian eingeritten bey dem Geginger tor, und sind im engegengeritten die Bff. Menz, Cölen, Trier, Wirzburg, Bamberg, Aichstet und sunst 12 Bff., trey Pfalzgff. und Hg. Wilhelm von Bayren. Augsburg, StadtA, Chroniken Nr. 8, fol. 331a. Im Fuggerischen Ehrenspiegel heißt es dazu: Der Einzug geschahe den 21. Februarii durch das Geginger Thor mit 500 Pferden alle in roht gekleidet, welche Livree er zu Mindelheim verfärtigen lassen. Er ward von den beyden Burgermeistern Hieronymo Welsern und Ulrich Arzten, auch etlichen andern des Rahts im namen der Stadt Augsburg im Feld empfangen; ingleichen von den vier Churfürsten zu Mainz, Cöln, Trier und Sachsen, auch von 12 Bischofen herrlich eingeholet und in die Bischofliche Pfalz einbeleitet. Birken, Spiegel der Ehren, S. 1269.
2
 Vgl. Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 363.
3
 Evtl. „Messieur“. Jean Bontemps war H. von Salans.
1
 Gemeint ist das ksl. Zahlungsmoratorium für Erfurt, Nr. 126.
1
 Diese ksl. Deklaration liegt nicht vor, doch offenkundig sollte sie die Bemühungen Frankfurts um Erlangung der Erfurter Rentenzahlungen unterstützen.
1
 Gemeint ist wohl das Schreiben vom 5. März, Nr. 484.
2
 Zum Nürnberger Hof Jakob Hellers vgl. Nr. 479 Anm. 1.
1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Bürgermeisterbuch unter dem Datum 12. März 1510: Sich wegen der Bücher der Juden an den Ks. wenden. Mit Johann Frosch reden, der Jakob Heller am ksl. Hof ablösen soll. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3645.
1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Ratschlagungsprotokoll unter dem Datum sexta post pasce [3.4.10]: Item zwo abschriften H. Carle der comission halber schicken und understehen, die eyn mit 100 fl. und die ander mit 200 fl. Item Carle von Hinsperg schriben, sich by ksl. Mt. zu fugen in eigener person und siner ksl. Mt., was gemeiner stat daran gelegen sy, furtragen, wo im aber dunke, das es nit sin wol, alsdann in der ruwe bliben lassen. Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1499-1510, fol. 131a; Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3651.
1
 Itzig von Bopfingen, Vertreter der Frankfurter Juden auf dem Augsburger Reichstag.
1
 Dazu der Eintrag im Frankfurter Ratschlagungsprotokoll unter dem Datum fritag nach quasimodogeniti [12.4.10]: Als Pfefferkorn us befelh ksl. Mt. und unsers gn. H. von Menz den juden ire bucher genomen hat, Pfefferkorn sagen, die bucher ufzuzeichnen, wes in der zal hinterlegt ist und was untogelich ist, behalten und was togelich ist, inen wider gegeben. Item Carle [von Hinsberg] schriben, wo die furgenommen commission der juden halber nit usbracht were, das er doch diese commission understand uszubrengen. Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokolle 1499-1510, fol. 141a; Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3660.
1
 Gemeint ist der Anschlag des Kölner Reichstags 1505. Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 363.
2
 Vom Konstanzer Reichstags 1507. Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 271.
1
Nach Andernacht, Regesten, S. 961 Anm. zu Nr. 3665 ist damit die Ks. Maximilian gewidmete undatierte, jedoch wohl im März 1510 verfaßte Schrift Johann Pfefferkorns Zu lob und Ere des allerdurchleichtigsten und großmechtigisten Fürsten und Herren, Herr Maximilian, von gottes gnaden Römischen kaiser […] hat durch Joannes Pfefferkorn etwan ein jud […] dys büchlin gemacht gemeint, in der der Verfasser detailliert die Notwendigkeit der Beschlagnahme der jüdischen Bücher in Frankfurt erörtert. München, BSB, Res./4 Polem. 3340,8 (gedruckt bei Erhard Öglin in Augsburg). Beschreibung dieser und anderer gleichfalls 1510 erschienener Druckausgaben der Schrift bei Böcking, Hutteni operum supplementum, S. 69-72 und Köhler, Bibliographie 3, Nr. 3710, 3711, 3719. Ausführliche Inhaltsangabe und Erläuterung des Textes bei Martin, Die deutschen Schriften, S. 207-237. – Darüber hinaus verfaßte Pfefferkorn auch noch ein undatiertes, jedoch wohl gleichfalls im März 1510 entstandenes Sendschreiben an Geistliche und Weltliche (gerichtet war es zweifellos in erster Linie an die auf dem Augsburger Reichstag versammelten Reichsstände) mit der Aufforderung, die vom Ks. gebilligte Konfiszierung der jüdischen Bücher nicht zu verhindern. Druck: Böcking, Hutteni operum supplementum, S. 73f. Einzelheiten dazu mit wichtigen Textergänzungen bei Spanier, Pfefferkorns Sendschreiben.
2
 Der Fortgang der Affäre um die konfiszierten Bücher der Frankfurter Juden in den folgenden Wochen stellt sich folgendermaßen dar: Mit Schreiben aus Augsburg vom 23. Mai 1510 teilte der Ks. Frankfurt mit, er habe aus wichtigen Beweggründen die Kommission, die er EB Uriel von Mainz in Sachen der beim Frankfurter Rat hinterlegten jüdischen Bücher erteilt habe, aufgehoben und dem EB befohlen, in dieser Angelegenheit bis auf weitere Weisung nichts zu unternehmen. Darüber hinaus habe er der Frankfurter Judenschaft gestattet, ihre eingezogenen Bücher wieder zu übernehmen und zu gebrauchen, dergestalt, daz dieselben puecher, alle und yedes besonder, was die innenhalten, aufgezaichent und daruber gelübd von juden genomen werde, solich puecher in irn sinagogen, schuelen und heusern unverendert zu prauchen und sonst niender zu fueren oder ze tun unz [= bis] zu vollendung unsers furnemens und beschau derselben puecher. Demgemäß befehle er, den Juden die hinterlegten Bücher zurückzugeben und sie geloben zu lassen, sie nur in ihren Synagogen, Schulen und Häusern zu gebrauchen und nirgendwo anders hinzubringen. Bei einem Vorstoß würden sie wieder eingezogen. Frankfurt, IfStG, Juden Akten 779, fol. 71, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Präs.vermerk: Praesentatum 6a post Bonifacii Ao. 1510 quid fuit 6. Junii). Teildruck: Graetz, Aktenstücke, S. 401. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3675. – Am 26. Juni 1510 erklärte der Ks. in Augsburg, das wir gütlich angesehen die erberkeit und schicklichkait unsers und des Reichs getruwen Johannsen Pfefferkorns, auch sunderlich sein kunst und gegrundt erfarn der hebreyschen zungen und glaubens, dardurch wir unserm hl. cristenglauben merung und guts zu schaffen verhoffen. Er habe deshalb und aus anderen Beweggründen Pfefferkorn als Diener in seinen besonderen Verspruch, Schutz und Schirm aufgenommen und ihm sein und des Reiches freies Geleit erteilt. Pfefferkorn solle dieselben Vorteile, Rechte und Gerechtigkeiten wie andere ksl. Diener im ksl. Schutz und Schirm genießen und sich, von jedermann unbeeinträchtigt, überall frei und sicher bewegen können. Allerdings sei er verpflichtet, jedermann um etwaige Ansprüche und Forderungen vor Bm. und Rat von Köln zu Recht zu stehen. Allen Reichsuntertanen werde unter Androhung schwerer Strafe befohlen, diese Verleihung zu achten und Pfefferkorn in keiner Weise zu beeinträchtigen. Frankfurt, IfStG, Juden Akten 779, fol. 72a-73a, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; Beilage zu Nr. 492 Anm. 2); Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3681. – Mit Schreiben aus Füssen vom 23. Juli 1510 teilte der Ks. Frankfurt mit, er habe die handlung der judenpucher halben, daryn ir euch vormals auf unser schreiben gehorsam gehalten, dem EB von Mainz schriftlich übermittelt, außerdem Johann Pfefferkorn zum Sollizitator verordnet und ihn mit Geleit, Schutz und Schirm versehen. Er befehle, Pfefferkorn auf sein Ersuchen hin gegen jedermann, insbesondere gegen die Juden, so in haimlich oder offenlich zu smehen oder zu belaidigen understeen wurden und bisher belaidigt hetten, zu schützen und zu schirmen und nicht zu gestatten, daß er beschwert werde. Ebd., fol. 74, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein; Präs.vermerk: Praesentatum tertia post Bartholomei Ao. 1510 [27.8.10]; Kanzleivermerk auf der Rückseite: Der röm. Ks. schreibt Pfefferkorn halber, das er wider befelh hat, der judenbucher halber zu handeln); Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3683.
1
 Mit Schreiben aus Augsburg vom 23. Mai 1510 teilte Ks. Maximilian Frankfurt mit, er sei mit Itzig von Bopfingen (Vertreter der Frankfurter Juden auf dem Augsburger Reichstag) übereingekommen, daß dieser als Hauptgläubiger, auch im Namen der übrigen Gläubiger, für die Rücklösung der Kleinodien Hg. Erichs von Braunschweig-Calenberg einen Aufschub bis Ostern (20. April) 1511 gewähre. Frankfurt möge dafür sorgen, daß die übrigen Gläubiger diese Vereinbarung einhalten. Regest: Andernacht, Regesten, Nr. 3676.