Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Ankunft in Landau; Weiterreise nach Weißenburg; vergebliche Bemühungen der Ehefrau des Webers Nikolaus Roßbach um Unterstützung durch den Ks.; Erlangung eines ksl. Mandats an die Speyerer Weberzunft; [2.] Empfang eines Schreibens des Speyerer Rates; dessen Gesandtschaft zum Ks.; Warten auf Mitteilungen des Rates; [3.] Übersendung eines Briefes an Dr. Balthasar Merklin; [4.] Bitte um Informationen über die gegen ihn geführte Klage von Roßbachs Ehefrau.

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 55, Orig. Pap. m. S.

[1.] /55a/ Gruß, Anrede. Uf euer wißheit bescheide byn ich dieselbig nacht noch gen Bechingen [= Böchingen] geritten und morgens frü am tor zu Landau gewesen. Hab ich doselbst gefunden Niclaus Roßbachs, des sergenwebers1, husfrau im [ksl.] hof anhalten, die auch hynach bis hier gen Wissenburg gefolget ist.2 So ist auch uf denselbigen morgen die ksl. Mt. auch gen Wissenburg geritten, also das ich nit sunderlichs zu Landau hab mogen usrichten. Aber ich hab doch, sovil ich der zyt gehabt, dem hofmeister [Wilhelm von Rappoltstein] den handel erzelt und zu Wissenburg darnoch in schriften noch der leng ingeben. In dem bin ich gewar wurden, das genannt Niclasen husfrau eyn gescheft [= schriftliche Anweisung] erlangt hat, aber do es fur die ksl. Mt. komen ist, hots ir Mt. zurrissen. Und kann nit anderst erfaren, dan das sie also ledig hynweggefaren sey. Weis doch nit vor eyn ganze warheit, dan der canzeler [Zyprian von Serntein] und der vinanzer3 seyn vil zu hof. Ich hab aber eyn mandat [liegt nicht vor] erlangt an die weberzunft, des ich uch hiemit eyn abschrift sende. Darzu hab ich eyn ksl. boten bestalt, der wird es den webern uberlifern und euer weisheit ansagen, wan es uberlifert sey, uch auch haben darnach zu richten.

[2.] Witer, gunstigen Hh., byn ich diesen tag ufgesessen und ist myr Lorenz Gustenhofer begegnet und gesagt, euer weisheit hab Butzen, den boten, mit brifen zu mir gefertiget, auch dobey gesagt, wie Jacob von Darmstatt und noch einer von der gemeyn zu ksl. Mt. geritten sey. Also byn ich wider gen Wissenburg geritten, will diesen abent verharren, ob Butz, der bot, einiche brief brecht, daryn zu handelen were. Kumpt er aber nit, will ich morgen [29.12.12] für ufseyn und heymen zu reiten.

[3.] Auch send ich euer weisheit eyn brief hiemit, stet an den probst zu Waltkirch [Dr. Balthasar Merklin]. Wo er nit zu finden /55b/ were, so schick in euer weisheit so tag so nacht, das er im wert [= damit der ihn erhält].

[4.] Weiter hab ich noch zwei brief usbracht in eynem andern handel, will ich mit myr bryngen. Und, lb. Hh., es will myr hir gesagt werden, das Niclaus Rossbachs husfrau für eyn groß clag gegen den webern uber mich, dardurch myr durch die weber etwas widerwertigs geschehen mogt. Darumb ist meyn bit, ir woltet mich warnen, wo ir etwas vernemet. Datum Wissenburg uf dinstag der kyndelen tag Ao. etc. im dreyzehenden.

Anmerkungen

1
 Serge: ein mit Leinen und Seide gemischter Wollstoff.
2
 Der Sergenweber Nikolaus Roßbach hatte vom Speyerer Rat mehrfach eine Wirtschaftskonzession erbeten, die ihm jedoch verweigert wurde. Als er daraufhin Drohungen gegen den Rat äußerte, wurde er gefangengesetzt. Am 29. Dezember 1512 erschien die Mehrheit der Speyerer Weber zusammen mit Roßbachs Ehefrau vor dem Rat und verlangte, zunächst vergeblich, die Freilassung des Inhaftierten. Der Vorfall bildete den Auftakt zu größeren Unruhen in Speyer, an denen sich außer den Webern noch weitere Zünfte, darunter die Krämer, Kürschner, Metzger und Zimmerer, beteiligten. Vgl. Kaser, Bewegungen, S. 129–154; Alter, Rachtung, S. 469–472; Toifl, Friede und Recht, S. 35–37.
3
 Gemeint ist wohl der ksl. Schatzmeister Jakob Villinger.