Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Darlegung der ksl. Räte über Hg. Ludwigs Haltung zu den Streitpunkten Fürstentitel, Regierungsführung und finanzielle Ausstattung; [2.] Ihre Antwort darauf; [3.] Diskussion mit den ksl. Räten über Dr. Ilsungs Wunsch nach Abreise; [4.] Weitere Vermittlungsvorschläge der ksl. Räte auf Geheiß des Ks.; [5.] Deren Absicht, Hg. Ernst nicht in die Schiedsverhandlungen einzubeziehen; [6.] Gegenargumente; [7.] Ihre erneuten Vorschläge in Sachen Fürstentitel, Regierungsführung und finanzielle Ausstattung von Söhnen im Grafenstand; [8.] Begründungen dafür; [9.] Ihre Skepsis gegenüber einem Vermittlungserfolg angesichts des langwierigen Verfahrensganges.

München, HStA, KÄA 1970, fol. 43–52, Orig. Pap. m. S.

[1.] /43a/ Gruß. Gn. F. und H., wir haben euern ftl. Gn. jüngst bey Lauterbach, euer Gn. poten, geschriben [Nr.274] und anzeygt die mittel, so ksl. Mt. rete uns zu derselben zeyt furgehalten haben zwischen euer ftl. Gn. und euer Gn. bruoder [Hg. Ludwig], auch was wir darauf zu antwort geben und was wir mit demselben euer Gn. bruoder alles, was uns der sach dienstlich ze sein angesechen hat, geredt und gehandelt haben, als euer ftl. Gn. solichs alles aus gedachtem schreyben vernomen haben. Also bald nach bemeltem potens abschid von hinnen haben uns die ksl. ret widerumb furgehalten erstlichen des titels und ftl. namens halben, das euer Gn. bruoder denselben titel fur seyne nachkumen keinswegs begeben woll, und dieweyl wir disen artikel vormals auf ksl. Mt., euer Gn. frau muotter [Ehg.in Kunigunde] und euer beyder Gn. und der rete weyter bedenken gestelt haben, so wissen sy diß artikels halben weyter nichts ze handlen dieser zeyt, sonder stellen den auf ksl. Mt. weyter bedenken.

Zum andern so woll euer Gn. bruoder entlich nit vermeint sein, das die stende gemayner landschaft des regierenden unvogtparen F. sambt desselben eltisten und nechstgesipten freund gerhab [= Vormund, Pfleger] und vormund seyen, auch sich der regierung und erblichen gerechtikeyt seines dritteyls nit entlichen begeben. Deshalben sy disen artikel auch auf ksl. /43b/ Mt. weyter handlung stellen.

Zum dritten betreffend euer Gn. bruoder erblich nutzung und einkumen, da wiß euer Gn. bruoder dieser zeyt kain entlich anzaygung tun, der ander artikel der ftl. regierung werde dan vor von ksl. Mt. erledigt, dan wo ime die ftl. regierung nit solt beleyben, würde sein anfodrung dester mer und grosser sein werden. Und darumb so westen sy diß artikels halben auch nit weyter ze handlen und wolten ir furgeslagen mittel und was in von beyden parteyen gesagt worden wer, an ksl. Mt. gelangen lassen. Aber daneben, so haben sy in bevelch, wo die hauptartikel zwischen euer bayder Gn. nit erledigt werden mögen, das von syner Gn., euer Gn. bruoders, underhaltung gehandelt werden solt, bis die haubtartikel und irrung, sich zwischen euer bayder Gn. haltend, entlich erledigt und hingelegt werden mögen. Und die zaygen sy an auf ain summa, das euer Gn. bruoder dreyssig pferd am ksl. hof mit der noturft aushalten möge.

[2.] Gn. H., auf solich ksl. ret furhalten haben wir zu antwort geben: Erstlichen des ftl. titels halber, dieweyl euer Gn. bruoder den fur seyne sone und nachkomen nit zu begeben vermeinen und sy, die ret, solichen artikel auf ksl. Mt. weyter bedenken stellen, so lassen wir es auch darpey, das dieser artikel auf ksl. Mt. euer Gn. frau mutter und euer bayder Gn. weyter bedenken gestellt werd.

/44a/ Weyter berürend die ftl. regierung, so euer Gn. bruoder in der ksl. ret furgeschlagen mittel sambt unserm anhang der vormundschaft von den stenden gemayner landschaft nit anzunemen vermainen und die sach der ftl. regierung auf den eltisten sone oder seytenerb beroen laß und dapey unbegeben seyner erblichen gerechtikayt des tritten tayls, deshalben sy, die ret, disen artikel auch auf ksl. Mt. weyter handlung stellen, so wissen aber wir bey euer ftl. Gn. nit zu erlangen dasjenig, so euer Gn. bruoder diß artikels halber begert. Und wo durch euer ftl. Gn. frau muotter solichs bey euer fl. Gn. zu erlangen gewesen, so wer ganz unnot gewesen, mich, Dr. Ilsung, zu ksl. Mt. zu schicken. Aber was euer Gn. bruoder bey euer ftl. Gn. deshalben erlangen möge, es sey auf ksl. Mt. oder euer Gn. frau muotter weyter handlung oder in ander weg, das gönen wir sein Gn.

Dan furter, als euer Gn. bruoder nit wiß anzuzaygen, was sein Gn. fur ir erblich einkomen zugestellt werden sol vor entlicher erledigung des andern artikels, die ftl. regierung betreffend, das lassen wir auch beschechen und achten es dan so, euer ftl. Gn. werde sich der väterlichen ordnung1 in disem artikel halten.

Und als sy zu beschluß der sachen anzaygen, das ksl. Mt. in bevolchen hab, wo die haubtartikel nit erledigt werden mögen,/44b/ das von ayner underhaltung gehandelt wird, das zu entlicher erledigung der haubtsach und solicher underhaltung angezeygt sey bis zu 30 pferd, so berichten wir sy, das wir davon zu handeln kain bevelch haben. Aber die väterlich ordnung geb ain maß, wie es under achtzehen jaren und darnach gehalten sull werden. Aber wie dem allem, so wir des kainen bevelch haben, kunden wir davon nichtz handlen. Und sofern sy in dieser sachen ferner zu handlen nicht vermeynen oder sy fur unfruchtpar ansechen will, so sey unser fleissig pit, ksl. Mt. aller handlung grundlich zu berichten, der hoffnung, ir ksl. Mt. werde dermassen in handlung sechen, damit ir bayder Gn. briederlich ain guder vertrag und dasjenige gehandelt werd, das ir aller Gn. und dem lande von Beyern das erlichest und nutzlichest sey.

[3.] Auf das haben sy uns geantwort, sy werden unser antwort an euer Gn. bruoder bringen lassen und alle handlung ksl. Mt. zuschicken, mit beger von wegen ksl. Mt., das wir euer ftl. Gn. von wegen euer Gn. bruoder underhaltung auch tun schreyben.

Darauf wir geantwurt, ich, Dr. Ilsung, wol mich zu haym zu euer ftl. Gn. fuegen und solichs euer Gn. berichten.

Dawider sy gesagt, ich sol hir verziehen, bis widerumb antwort von ksl. Mt. komen.

Auf solichs ich, Ilsung, gesagt, ich mieß on das zu ksl. Mt. ander euer Gn. gescheft halben. /45a/ So verhoff ich, daselbs ir Mt. antwort und maynung gewar zu werden. Aber ksl. Mt. ret wolten mich noch zur zeyt nit zu ksl. Mt. lassen und begert, ich solt ungeferlich trey oder vier tag hie verharren. In dem würd antwort komen. Ich künde in solicher zeyt nichtz verseumen. Damit ich dan nicht mit unlust abschied und die ksl. Mt. darob nit zweifelen empfing, habe ich mich soliche zeyt zu beleyben bewilligt.

[4.] Gn. F. und H., nach verscheynung solicher zeyt haben die ksl. ret widerumb nach uns geschickt und uns nachfolgend meynung furgehalten, wie die ksl. Mt. in geschrieben auf meynung, dieweyl ir furgeschlagen mittel nit angenommen wollen werden, das sy auf andere mittel gedenken und uns die furhalten, damit euer beyder Gn. nechner [= näher] zusammengepracht werden mochten. Dadurch die ksl. Mt. dester nechner zu der sach kome und euer beyder Gn. entlich vertragen möchte. Auf das haben sy auf andere mittel gedacht und erstlichen von wegen des ftl. namens und titels, das zwo linien des namens beliben und sich beyde linien Pfalzgff. bey Rein und Hgg. in Ober- und Niderbayern schreiben, damit, so ain linien abstürb, des nit not tun würd, aus aynem Gf. ain F. ze machen, also nemlichen, das euer ftl. Gn. /45b/ und euer Gn. eltister sun ftl. titel und namen hetten und also fur und fur und die andern euer Gn. sone Gff. weren, desgleichs euer Gn. bruoder und seyner Gn. eltister sone auch den ftl. namen und titel hetten Pfalzgff. bey Rein, Hgg. in Ober- und Niderbeyern etc. und die andern sone Gff. weren und also fur und fur.

Zum andern betreffend die ftl. regierung, das euer ftl. Gn. und euer Gn. eltester son regierender F. belyb und die andern euer Gn. sone Gff. inhalt weylend Hg. Albrechts loblicher gedechtnus ordnung und das aynem yeden euer Gn. sone, so Gff. sein sollten, ain Gft. mit viertausend fl. nutz und geltz eingeben solt werden.

Zum dritten antreffend euer Gn. bruoder erblich einkumen, das seynen Gn. unsers gn. H. Hg. Wolfgangs land nach seyner Gn. tod, so sein Gn. yetz inhat, mit achttausend fl. nutz und gelts zugestelt würd und was solich land minder ertrueg, sein Gn. am andern land derselben ende erstadt solt werden, damit, dieweyl Fridberg ain schlüssel zu dem land und ain ortschloß [= Grenzfestung] sein sol, das solichs euer Gn. und dem Ft. sol zusten und nit euer Gn. bruoder volgen und solich zugetaylt land sol auf euer Gn. bruoder eltisten sone /46a/ erben und also fur und fur. Aber den andern seyner Gn. sonen, so Gff. sein solten, denen solten euer Gn. ir yedem zweytausend fl. aus euer Gn. camer jerlich reichen zu seyner underhaltung.

Zum vierden, das mitler zeyt vor absterben unsers gn. H. Hg. Wolfgangs und weyl euer Gn. bruder in diensten wer, seinen Gn. zu seyner underhaltung sechstausend fl. jerlich von euern Gn. geben solten werden.

Zu beschluß, damit das Ft. Beyern bey ain belibe, so solt euer Gn. die ander land mit der ftl. obrikayt als mit berkwerk und andern regalien, auch mit apellation und aller ander hilf und rays, euer Gn. und dem Ft. underworfen und dem anhengig sein,[haben].

Diese mittel haben unser ksl. Mt. ret zu ferrerm bedenken von neuem furgeschlagen, und wiewol sy gesagt, sy seyen also durch sy und aus inen selbs furgeschlagen, so will uns doch aus allerlay anzeygen bedünken, sy kumen aus ksl. Mt., als ich, Dr. Ilsung, solichs nachmalen erfaren hab.

[5.] Und dieweyl die ksl. rete in allen furgeschlagen mitteln euer Gn. bruoders Hg. Ernsten nie gedacht haben, nie bescheyds begert, wie es mit ime solt gehalten werden, damit wir uns dester /46b/ stadtlicher zu bedenken hetten, darauf sy ein zeit bedacht genomen und nach dem uns furgehalten, wie sy unnot bedunkt, Hg. Ernsten in diese handlung ze ziechen, dan bisher sey seinthalben nichtz gehandelt dan allein von wegen des titels. So tue er auch kein anforderung und sey sy angelangt, das er sich der väterlichen ordnung wol betragen und die annemen, auch, wie euer Gn. und ksl. Mt. willens sein, ine gaistlich ze machen. Darumb unnot sey, irrung zu erwecken, da kayne sey. Begerend, auf furgehaltene mittel antwort zu geben.

[6.] Auf solichs wir geantwort mit repetierung irs furhaltens, das uns nit weniger not bedünkt, sich mit Hg. Ernst dan mit Hg. Ludwigen zu vertragen, wan wo euer ein aus väterlicher ordnung geen wolle, sey euer Gn. meynung, bayden euern brudern zu freuntlicher wilfarung bruoderliche lieb und freuntschaft gleichmessig, eynem als dem andern, zu beweysen. Es sey auch in allen handlungen also herkumen, bayd brueder nit allein des titels, sunder aller ander beschwerung halben mit euer Gn. zu veraynen. Also sey meyner gn. frauen mermals, desgleichen ksl. Mt. anzeygt worden und bey inen auch ermelt, dan so von wegen des titels beyder euer Gn. brueder halben nit gehandelt sey, trag es die irrung erblichen einkumens auf dem rücken. /47a/ Es wer auch kain entlicher vertrag, wo Hg. Ernst von Hg. Ludwig gesondert solt werden, sonder nur ein anstand auf etliche kurze jare, dan uber vier oder fünf jar, so Hg. Ernst seins bruodern Hg. Ludwigen alter erlanget, würd er ane zweyfel sein anvorderung tun in aller maß, wie yetz Hg. Ludwig, und desselben argument an die hand nemen, vermaynet, er wer nicht minder dan sein bruoder. Darumb, was seynem bruoder Hg. Ludwigen wer zugestelt, solt im auch billichen verfolgen. Damit so wer euer Gn. aus väterlicher ordnung gangen on entliche entledigung der irrung mit euer Gn. bruoder. Das euer Gn. in vil wegen zu nachtayl komen möcht. Und euer Gn. hette mit solichem vertrag nur mer gezenks gemacht und entstünde ein neue irrung, böser dan die erst. Sich würd auch euer Gn. landschaft des beschweren, das euer Gn. inen zukünftigen gezank het gelassen und die irrung mit beyden euer Gn. brueder nit entlichen entledigt het. So hab sich auch Hg. Ludwig bisher nit vernemen lassen, die väterlich ordnung allain fur sein person zu beschweren, sonder sein bruoder damit allwegen auch eingezogen, als wir uns versechen, noch seyner Gn. maynung sein möcht. Dan das Hg. Ernst die väterlich ordnung seins tayls annemen und sich inhalts derselben betragen woll, des haben wir kain /47b/ wissen und tragen wol fursorg, er wird sich von seynem bruoder Hg. Ludwigen nit sondern lassen und nicht weniger wollen geacht sein dann sein bruoder Hg. Ludwig. Und als ksl. Mt. und euer Gn. willen sein solle, Hg. Ernst geistlich ze machen, das stee zu Hg. Ernsts willen, niemand kund in darzu nöten. Es seyen vil Ff. im Reich, die zu der geistlikayt gezogen worden und pfründen gehabt, sein aber dannocht widerumb weltlich worden und also beliben. Darumb, so Hg. Ernst elter wird, möchte er geleich alspald willens werden, weltlich zu beleyben als geystlich zu werden und als vil als sein bruoder Hg. Ludwigen zugestelt haben wollen. Daraus dan neue irrung entstund. Darzu so stet es zu getrauen, gleich sein Gn. willens würd, gaistlich zu werden, ob sein Gn. pfründen überkomen möchte, darvon sich sein Gn. kunde aushalten seynem stand gemeß. Darumb die notorft ervordert, das euer Gn. mit beyden eueren bruedern vertragen sey und ain yeder wiß, was ime zusten soll, all künftig irrung zu furkumen. Sunst sey zu besorgen, er werde sich aus väterlicher ordnung nit leicht füren lassen.

[7.] Und darumb der furgehalten mittel halben sagen wir also: Erstlichen den titel beruerend, sofer ksl. Mt. und euer Gn. frau mueter euer aller Gn. erlich und landen und leuten fur nutzlichen ansechen, das /48a/ euer ftl. Gn., desgleichen euer Gn. beyd brueder und euer aller dreyer Gn. eltist und erstgepornen söne Hgg. seyen und genent werden und die andern all euer aller Gn. söne nach dem eltisten Gff. seyen, so achten wir es on zweyfel darfür, euer Gn. werden solichs auch nit abschlachen. Doch so wollen wir das von euer Gn. wegen nit zugesagt haben, sunder allein, das wirs dafur halten, euer Gn. werden solichs auch bewilligen, euer Gn. hette dan sunder beschwerung, die wir diser zeyt bey uns nit zu bedenken wissen. Und damit so wurd es des titels halber gleich gehalten mit aynem wie mit dem andern.

Dan ferrer die ftl. regierung betreffend sey an ine sulhs billich, das euer Gn. und euer Gn. eltister sone und also fur und fur das Ft. und die ftl. regierung haben und bey euern Gn. und deren sone beleyb, dan solichs sey dem ksl. rechten, väterlicher ordnung und testament, dem vertrag mit gemainer landschaft und ksl. Mt. bestetigung gemeß und noch heut bey tag ksl. Mt. maynung und will. Darumb lassen wir es diß artikels halben bey väterlicher ordnung beleyben. Und das euer Gn. beyder brueder eltist und erstgeporen söne das, so denselben euer Gn. brueder fur ir erblich einkumen zugestelt wirdet, erben und regieren sollen, wie euer Gn. eltister sone das Ft. und dan den /48b/selben ir Gn. gar beleyben, vermaynen wir, solichs solt euern Gn. auf ksl. Mt. und euer Gn. frau muoter gefallen auch nit wider sein, wiewol wir das entlichen auch nit zugesagt haben wollen anderst dann der hoffnung, es werd von euer Gn. auch nit abgeschlagen.

Als aber durch sy ermelt sey, das euer ftl. Gn. sunen, ausser des eltisten, so Gff. sein sollen, yr yedem ain Gft. mit viertausend fl. geltz sol geantwurt werden, da vermaynen wir, ir meynung nit sein, das euer Gn. solichs zu tun schuldig sein sollet, sonder das euer Gn. dieselben vergelich als ain getreuer vater, mit erbarer, zimlicher nutzung und underhaltung bedenk nach euer Gn. gelegenhayt. Euer Gn. mochten denselben sonen mer oder minder zustellen nach gelegenhayt euer Gn. und ir geschicklikayt, ainen gaistlich machen, den andern weltlich, aynen verheyraten, den andern sunst versichern, dann wo euer Gn. schuldig sein solt, ir yedem ain Gft. mit viertausend fl. nutz und gelt einzuantworten, würd in ursach geben, euer Gn. als irem vater ungehorsam zu sein und euern Gn. nit, wie sich gepurt, ere und gehorsam zu beweysen, auch villeicht mer nach untugenden dan nach tugenden zu stellen, so sy wüsten, das ine solich Gft. mit viertausend fl. nutz und geltz durch iren vater nicht entwendt werden möchte. Darumb dan solichs nit sein sol. /49a/ Dan wiewol ein yeder vater seynen sönen schuldig ist, leybsnarung zu geben aus dem recht der natur und anstadt solicher leybsnarung sein legitimation zu lassen, dannocht, wo einem vater seyn sone ungehorsam ist, ime nicht er erpiet und sich ungepürlich hält, wie dan die recht geordnet haben, so mag ain vater seynen sone wol enterben und sein legitimation und leybsnarung entwenden. Also hoch wird die gehorsam und ererpietung vater und muoter und der eltern geacht im rechten, als auch die göttlichen gesetz wollen, vater und muoter in eren ze haben.2 Und wiewol dem eltisten und erstgepornen sone das Ft. sol zugestelt werden, nichtz weniger, wer dem vater und muoter ungehorsam wer und die nit eret oder in ander weg unrecht handlet und ubel tet oder sonst ungeschickt wer, so mag er sein erb, so im als dem eltisten und erstgepornen zustet, verwurken und möchte das dem andern sone zugestelt werden. Auch wer eine landschaft einen so ungeschickten sun nit schuldig anzunemen nach vermogen der recht, also das der erstgeporen sun auch die straf der ungehorsam hat allain. Die andern, so Gff. weren, die hetten kain furcht noch straf, möchten irs gefallens frey handlen, dann ir vater hat ir nit macht noch sy zu enterben. Darzu so wurd keyner zu vermögen sein, gaistlich zu werden, so er ein Gft. mit viertausend fl. nutz und /49b/ geltz gewiß hette, die im villeicht lieber sein mochten dan ain bistumb mit achttausend. Es mocht auch euer Gn. sovil sone uberkumen, das es euer Gn. vermogen nit wer, aynem yden ain Gft. mit viertausend fl. geltz zu geben, oder so wenig sone haben, das aynem VItausend fl. geben mocht werden nach vermogen und gelegenhayt euer Gn. zu derselben zeyt. Darumb es sich gepuren will, das in euer Gn. willen stee, nach väterlicher lieb eure söne, ausser des eltist, nach euer Gn. gelegenhayt und ir yedes geschicklikayt mit erblichem einkumen zu versechen, als dan on zweyfel ir maynung anderst auch nit sey etc.

Item wo Hg. Ludwigs und Hg. Ernsts sone, so Gff. sein, auch ain benante pension, nemlich zwaytausend fl., aus euer Gn. camer geben solte werden, so haben alle beschwerungen hierin stadt, so mit euer Gn. sone yetz ermelt sein, und des mer, wo derselben Gff. ayner sich tet verheyraten und nach seynem tod die pension, so ime aus der camer geben wird, solt absein, alstan hetten seyne kinder, so er hinder ime verließ, gar nichtz. Daraus abermals merklich unainikayt zwischen den bruedern und vettern erwachsen würd. Solt dan euer Gn. solich pension fur und fur geben und yeden bruoder irs furschlags achttausend fl. geltz, so hetten sy wol abzunemen, wie ain grosse summa das precht und ob das in euer Gn. vermögen wer.

/50a/ Weyter von wegen des erblichen, steten einkummens bayder euer Gn. brueder und der underhaltung, so Hg. Ludwig yetz angehend zugestalt solt werden, so sy auf achttausend fl. erblich anzaygen und die underhaltung auf VItausend, darzu sagen wir also: Wiewol wir euer Gn. unvermogen und schwere last euer Gn. Ft. solten anzaygen, möcht es vileicht bey inen und euer Gn. bruoder wenig ansechens haben, dan sy und euer Gn. bruoder hetten desselben nit so vil wissens und wir solhs auch nit so grundlich. Und damit aber von euer Gn. ganz bruderlich und treulich gehandelt werd und euer Gn. brueder gen all arkwenikayt auszuschließen, so ton wir disen furschlag, der hoffnung, er werde von euern Gn. nit abgeschlagen, nemlich, das euer ftl. Gn. euer Gn. frau muoter und euer Gn. bruoder Hg. Ludwigen ain glaublich anzaygen ton durch euer Gn. landmayster und reten puecher alles euers einkumens und aufhabens an getrayd, wein und gult und allem andern, auch dagegen, was darvon widerumb ausgeben mueß werden erblich und auf ablosung, was auch zu underhaltung des Ft. und ander notorftiger /50b/ ausgab not sey. Und was uberbeleyb, aus dem werde euer Gn. bruoder selbs mit dem augenschein und der warhayt, was ime und seynem bruoder und Hg. Ernsten statlichen fur erblich einkumen und zu seyner underhaltung geben werden mög, befinden. Und so solichs beschech, stellen wir es in kaynen zwayfel, euer Gn. und euer Gn. bruoder werden sich durch mittel unser gn. frauen bruoderlich und freuntlich mitainander veraynen. Und wo die sach an tausend fl. gelz wert oder minder ungeverlich erwinden würde, des wir uns doch nit versehen, alstan mocht ksl. Mt. sambt unser gn. frauen ain mitler sein. Eur Gn. hette auch on zweyfel kain scheu, ksl. Mt. die rechnung auch anzuzeygen. Daraus die ksl. Mt. die sach dester gemesser ze mittlen hette oder solichs alstan iren reten bevelchen, was hierzu fur gut wolt angesechen werden. Und so solich beschech und euer Gn. bruoder des Ft. jerlich aufhebens selbs wissens het, so mocht grundlich und statlich von seyner Gn. einkumen gehandelt werden, dan euer Gn. der meynung wer, sich gegen bayden euer Gn. brueder aller bruederlicher treu zu bevleissen. Das haben wir den ksl. reten auf ir furhalten zu antwort geben.

[8.] Gn. F. und H.,/51a/ unsers bedunkens wil euer ftl. Gn. am titel nit vil gelegen sein, wie es deshalben ksl. Mt. furnimbt, es sey, das euer Gn. aller treyer söne, sovil der weren, fur und fur Ff. genant werden oder allein die eltisten und ir nachkummen und die andern Gff. Darumb haben wir die sach nit hoch beschweren wollen, sunder das gestelt auf ksl. Mt. und euer Gn. frau muoter guotbedunken, in hoffnung, euer Gn. wurden solichs nit abschlachen, wie oben vermelt.

Dan des Ft. und der ftl. regierung halben, daran euer Gn. am maysten gelegen will sein, haben wir es gestelt auf den eltisten und ander euer Gn. söne inhalt väterlicher ordnung. So will uns auch bedunken, euer Gn. daran nit gelegen sey, so euer Gn. brueder die ordnung mit iren sönen auch furnemen, das der eltist dasjenig, so ir yedem zugetaylt würdet, erblich haben und regieren sol und nach absterben derselben die andern ire söne, so Gff. sein, wan sie solichs durch sich selbs on euer Gn. zuton wol furnemen mögen, wie sies mit iren sönen halten wollen.

Das wir aber Hg. Ernsten mit einzogen haben, das der seynem bruoder Hg. Ludwigen gleich gehalten werden soll, das ist aus obgemelten ursachen beschechen, kunftig /51b/ irrung, der euer Gn. nit entpfliechen mocht, zu furkomen, und des mer, das Hg. Ludwigs erblich einkumen dester klayner würd. Und so dan Hg. Ernst gaistlich würd, belyb euer Gn. derselb sein tayl. Und ob betedingt, das in solichem fall von seynem tayl Hg. Ludwigen auch was zugestelt würde, möchte die sach furdern, das Hg. Ernst dester eer zu gaistlichem stand kem.

Weyter des erblichen einkumens halber, so bayden euer Gn. bruodern zugestelt sol werden, auch der yetzigen underhaltung halber, da haben wir nichtz wissen zu tedingen, dan was wir inen anzaygen, wil sy alles zu wenig bedunken und achten euer Gn. vermögen hoch. Und was wir euer Gn. vermögens halben furhalten den reten, auch euer Gn. bruoder, wil wenig ansechens haben. So wil uns auch nit gepuren, euer Gn. vermogen und unvermogen den reten so lauter zu offenbaren, sambt dem, das es nit ansechens will haben. Darzu so wissen wir euer Gn. bruoder durch ander weg nit zu euer Gn. und euer Gn. frau muoter zu bringen noch die sach fueglicher zu vertragen, dan durch solich mittel und weg. Und wo wir den nit zu euern Gn. bringen, so würdet hie nichtz austreglichs gehandelt. Wol würden wir durch ksl. Mt. hie disen ganzen sumer aufgehalten mit unfruchtpar handlung und zulest gleich /52a/ sein als den ersten tag und anders nichtz schaffen, dan euer Gn. merklich gelt verzeren und das unser versaumen. Darumb verhoffen wir, durch disen furschlag der sach hie sein end zu machen und euer Gn. bruoder zu euern Gn. ze bringen und euern Gn. der unnutzen kostung hie abzuhelfen, genzlicher zuversicht, so euer Gn. bruoder zu euern ftl. Gn. und unser gn. frauen kome, die sach solt entlich vertragen werden. Und das bedunkt uns der recht weg sein zu der bericht.

[9.] Wiewol ich, Dr. Ilsung, mermals und yetz jüngst zu Speyer mit ksl. Mt. darvon auch gehandelt, das euer bayder Gn. zusamenkomen, onzweyfelter hoffnung, euer bayder Gn. werden sich mitainander veraynen, aber ir Mt. hat das nit wollen gefallen, sunder gesagt, es sey noch zu früe, die sach mueß vor noch bas gerauchwerkt [= vorberaten] werden. Dan euer bayder Gn. seyen jung und hitzig, ir möchtet mit unwillen vonainander abschayden; das wer nit guot. Wiewol ich geantwort, es hab kain not, euer Gn. werden sich in allen sachen bruoderlich und freuntlich gegen euer Gn. bruoder erzaygen, und wo die sach gleich nit vertragen, so würden euer Gn. dannocht mit guotem willen vonainander schayden und die sach widerumb auf ir Mt. weyter handlung stellen, und solt da nindert kain unlust noch unwillen vermerkt werden, aber ir Mt. wolt ye, es /52b/ solt vor mer alhie gehandelt werden. Aber es ist alle handlung hie umbsunst. Die ksl. ret, die handlen aus [Befehl] ksl. Mt. und schicken schriften auf und ab. Das wirt erwogen tag zuvor, obschon die ksl. Mt. so weyt yetz von hie ist, und zuletzst wird nichtz daraus. Darumb, wo wir Hg. Ludwigen vermöchten, als wir verhoffen, zu euer Gn. ze kumen, wolten wir ainen abschid damit hie auf dismal dieser sachen halben machen, und wo nit, so wollen wir dannocht vleyß haben, sovil möglich und mit fuogen sein mag, das unser zwen oder zum wenigsten ich, Dr. Ilsung, hie abschayden, die uberflussig zerung zu ersparen. Damit bevelchen wir uns euer ftl. Gn. als unserm gn. H. Datum Wormbs samstag vor judica im XIII. jar.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.124, Anm. 2.
2
 Ex 20,12.