[1.] Ablehnung der Vermittlungsvorschläge der ksl. Kommissare durch das Regiment; mögliche nachteilige Folgen dieser Entscheidung; Bitte um persönliches Erscheinen Ludwigs von Boyneburg in Worms oder um ihre Ablösung; [2.] Personelle Umbesetzungen im Vermittlergremium; [3.] Plan zur Verbringung Landgf. Wilhelms d. Ä. nach Hessen; [4.] Diskussion mit den ksl. Kommissaren über die Behandlung der Zehrungskosten, Schulden und Verschreibungen Landgf. Wilhelms; [5.] Empfehlung zur Annahme der Vermittlungsvorschläge der Kommissare.
Konz.: Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 251, fol. 110a–111b, 107a u. b.
Kop.: Ebd., fol. 106a–109a (ohne den Zettel; defekt).
[1.] /110a/ Gruß. Wir han eur letzst schreiben [liegt nicht vor] uf unser anzeige, was mittel durch Gf. Sigmunt vom Hage, cammerrichter, und Dr. Johann Camburg, genannt Dalheym, probst zu Wetzlar, furgeslagen, damit man Landgf. Wilhelm zum furderlichsten hie dannen gein Hessen zu brengen, den ungeschickten kosten seiner hofhaltung abzusneyden und dy handelung zu Hessen ferner zu enden hett, da es Landgf. Philipsen [von Hessen] in vil wege gleicher dan uswerts zu achten were, alles inhalts verlesen und nach unserm besten betrachten in der sache gemeint, es solt zur endschaft furderlich, dem ksl. spruche1 nit ungemeß und euch genzlich nicht misfellich oder zu befrembden gewesen seyn, wustens auch noch hutigs dags nach unserm besten bedenken und verstentnis, als uns gestalt der sache ansicht, noch nicht besser zu betrachten. So es euch aber befrembdt und misfellet, a–mugen wir nochmals mit guten fugen wol darus kommen, das darus keine beswerung oder nachteyl entsteen sol.–a Soln wir uns nu dargegen erbiten, dem spruche zu geleben, als wir uns auch bereit[s] nicht allein erboten, sondern in namen des regi /110b/ments by gutem glauben verschriben han, wy das ksl. Mt. schrift [wohl Nr. 139], der ir uns copien zugeschickt, zu tun uflegt und sich yn rechnung der zerung, dy wir gestern [28.12.12] neben den commissarien b–bis uf dy partes, iglichs stückweis anzuzeigen,–b gehort, unsers ansehens uber alles, das wir zu inrede dargegen ufbringen mügen, ein vil grosser summa tragen wirt, nachdem es an der commissarien spruch lut ksl. Mt. scheids stehen will und euch der vorig furslach, der eyn mynder summa inhelt, c–so hoch befrembdt,–c auch mit dem gelde keyne nachvolge zu gescheen, darinnen mügen wir uns nicht zu halten wissen. Würden also in solcher handelung mit misfallen der Kff. und Ff. [von Sachsen] als formünder und curatoren und euer oder gein den commissarien mit unglympf besteen müssen, welcher uns keyns tregelich, und, als uns dy sache und leufte ansehen, wo ksl. Mt. würde anlangen, das der unglympf by uns were, stünd zu besorgen, ksl. Mt. wurde Landgf. Wilhelms cure selbst annemen und dem Ft. Hessen ein d–abteylung oder–d summa uflegen, zu solcher unterhaltung zu reichen, dy zu swere sein mocht, oder sust seine bestellung uf ander wege stellen, dy nit mynder beswerlich werden mochten, oder dy handelung in ferner nachreisen zyhen. Da noch grosser kostung bederseits ufgeen und doch /111a/ endlich uf Landgf. Philipsen wachsen würde. Dargegen wir besorgen, das nachsuchen durch den canzler [Herting Schenck], von wegen der Kff. und Ff. zu Sachsen zu gescheen, wenig fruchtber zu erscheinen, dan irer aller ftl. Gn. des guldenweinzolls halben nicht mynder unmügelichs begegent. Darumb wir für notdürftig ansehen, auch unsernhalb in fleiß bitten, das ir, H. landhofmeister [Ludwig von Boyneburg], euch furderlich selbst herfüget oder andere an unser stat verordent, dy dem handel uswarten und dem besser endschaft dan wir zu machen wissen. Woln wir uns mit der rechenschaft sovil zeit wol ufhalten, das es von Cassel zu erlangen sein sol.
[2.] So woln wir euch auch nicht verhalten, das erstlich dy commissarien gewesen sein der [Fh. Sigmund] von Falkenstein, Gf. Ebert [= Eberhard] von Künigstein und Dr. Camberg. Als wir aber gein Worms kommen sein, ist der von Künigstein hinweck und die rede gewesen, er stee gein dem regiment in ungnaden, er wüll der sache müßig stehen. Der von Falkenstein hat uns des andern morgens fruhe zu den predigern [= Dominikanerkloster] angesagt, er müge us ursachen, so im zusteen, der sache nicht uswarten, sondern muß sich von dannen erheben. Darumb hab er den cammerrichter [Gf. Sigmund zum Haag]an seine stat untersetzt neben Dr. Camburg. Dy zwene han gehandelt bis in die crist /111b/feyerdage [25./26.12.12]. Da sein der comptur zu Coblenz [Ludwig von Seinsheim], der von unsers gnst. H. [EB Philipp] von Coln wegen zu Coln2 in der session was, H. Itelwolf [vom Stein], der generalvicari von Costenz [IUD Balthasar Merklin] und Franciscus von Syckingen als des Reichs ret, so zu Coln zu halten verlassen, gein Worms kommen. Dy geben sich an, das sie sambt dem cammerrichter und dem probst von Wetzlar dieser sach zu commissarien verordent seyen, lassen sich auch horen, sy wüllen der sach endschaft machen oder, an wem es erwinde, ksl. Mt. anzeygen. Sy sagen auch, ir rat und wolmeynung sey, das man dem handel lasse endschaft geben und nicht ansehe, das unrat daruf gangen seie, und damit weytern unrat absneyde.
[3.] Wir vernemen, das Dr. Camberg, der generalvicari von Costenz und Franciscus von Sickingen sullen mit Landgf. Wilhelm gein Hessen reiten und inen insetzen. Es halt auch ksl. Mt. befelh, wo von den regenten gein Landgf. Wilhelme nicht das volzogen werde, das sich zu volzyhen gebüre, sullen sy inen widerumb gein Worms brengen. Hiemit God befolhen. Datum Worms uf mitwochen nach dem hl. cristdage Ao. eiusdem etc. XIII.
[4.] /107a/ [Zettel:] Auch, lb. freunde, unter dem, als dieser brif geschriben worden, ist uns von den ksl. commissarien furgehalten, so wir das register, Landgf. Wilhelms zerung und schuld inhaltend, zu unsern handen entpfangen und besichtigt haben, das wir wüllen anzeygung tun, in was stücken und us was grunds wir anstat Landgf. Philips beswerung tragen. Das wüllen sie, es betreff zerung, schuld oder verschreibung, nach vermuge des spruchs fertigen und der sache entschaft geben, als auch ksl. Mt. ernstlich befolhen habe.
Daruf han wir uns horen lassen, wir haben uns forhin erboten, dy rechnung der zerung zu horen, auch davon lut des spruchs zu handeln lassen, sovil das tragt bis dahin, als dy regenten nehst fur disem mal zu Worms gewest sein, nach ksl. Mt. abschide zu Coln Landgf. Wilhelme gein Hessen zu brengen. Aber von schulden ußerhalb der zerunge und verschreybung zu handeln, das wüll sich ksl. Mt. schrift nach nirigen [= nirgends] anders dan in Hessen zu volzyhen gebüren, bittend, es dahin zu kommen lassen, da wir ir mitfreunde by sich haben.
/107b/ Dy commisarien han antwurt geben, ir befelh sy, dem spruch nach und nicht anderst zu handeln, auch der sache endschaft zu machen. Das wüll seine Mt. habe[n] furderlich zu gescheen. Nu haben dyjenen ire verschreibung ksl. Mt. furlangst ubergeben, dy hab yne dyselbe zugeschickt. Darus und dem spruche erscheine, das dy handelung bede, zerung, schuld und verschreibung, betreffend, alles zusamen geendt werden sollen, und wo sie anders handeln sulten, besorgten sie, das es dem spruche nicht gemeß, auch ksl. Mt. nicht gefellich sein werde.
Hiruf han wir bedenken bis morgen [30.12.12] genommen.
[5.] Nu habt ir zu bedenken unserm gehorsamen erbiten nach, das wir in der handelung fortfaren müssen oder würden uns nachsagen, wir erboten uns hoch, kemen aber dem nicht nach. So steet es alles lut des spruchs an den commissarien. Was dy sprechen, das müssen wir leyden. Hirumb wer hochlich von noten, das ir, H. landhofmeister, kemet ader schickt lut unser schrift, sobald es gescheen mocht. Wir woln ufhalten, so wir best mügen. Wir sein vertrost, so der spruch geschee und wir uns in dy bezalung der schuld, zerung und verschreibung setzen, so soll der Landgf. zu stunt gein Hessen und soll zur bezalung zymlich frist gegeben werden. Man sol auch der Landgf.in [Anna d. Ä.] kein gelt zu irn handen geben, sondern dahin iglichs gehort.