Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Drohendes Verfahren gegen Straßburg wegen des nicht bezahlten Beitrags zum Unterhalt des Reichskammergerichts; [2.] Abreise aller Ff. und verschiedener ksl. Räte; angebliche Rückkehr des Ks. nach Worms; [3.] Neue Informationen über die Truppensammlungen am Rhein; [4.] Unklare Absichten der Wormser Gemeinde; [5.] Audienz der Wormser Zunftmeister beim Ks. mit Vortrag ihrer Klagen.

Straßburg, AM, AA 340, fol. 10–11, Orig. Pap. m. S.

[1.] /10a/ Anrede. Es ist uf sunentags zu nacht nechstvergangen [26.6.13] zu mir kumen maister Hei[n]richsteiner, sameler des kamergeriechts inkumens, und mich gefroget, ob ich etwas befel höt von uch, myn Hh., der 110 fl. halb, so yetzt als fur daz sechste und daz löste jor zuo underhaltung des kamergeriechts man schuldig wer. So daz nit, so wurd der fischkal firbas brozedieren. Und aber Dr. Peter [Kirser] desselben sunentags nit anheims gewesen, so ich aber kein befel hab und ouch nit wissen, wie uch, myn Hh., geschriben oder gegen uch, myn Hh., brozediert ist, so hab ich doch nitdestemynder einer gemeinen stat zu gut mich montags [27.6.13] morgen frieg zuo etlichen kamerriechteren [wohl: Beisitzer]getan und ouch zuo dem samaler obgenant und so vyl erlanget, daz nit witer brozediert wurt gegen uch, myn Hh. So will ich uch, myn Hh., zuoschriben und beriecht und antwurt zuo e[n]tpfohen und dieselbe antwurt durch mich oder Dr. Peter dem kamerriechter [Gf. Sigmund zum Haag] oder sameller ansagen. Daruf wollent mir mit dem firderlichsten uwer antwurt zuoschicken. Do mir nit zwifel, ir, myn Hh., als ich in glichem fal geneiget sint, fischkölisch hendel einer gemein stat zuo firkumen, geneiget sint.

Ferrer, lb. Hh., so ist Dr. Peter Kirser uf des obgemelten montags wider gen Wurms kumen noch mittag, und noch dieser handelung hob ich in gefroget. Saget er mir, er hab uch, myn Hh., geschriben [Schreiben liegt nicht vor], es sig im aber kein antwurt worden. Darumb, lb. Hh., wollent Dr. Peters geschrift ansehen und was ir mir befolhen, will ich druglich handelen etc.

[2.] Ferer, lb. Hh., so loß ich uch wissen, nochdem ich uch for geschriben hab, das etlich Ff. uf dem weg sigen gen Wurms uf den richstag, wie dan myn forich geschrift inhalt [Nr.376 [1.]], so ist doch noch uf disen tag kein F. me kumen. Wie lang sie uf dem weg sin wollen, mag ich nit wissen. Es sint aber uf zinstag Peter und Paulus oben [28.6.13] der pfennigmeister [Georg Hackeney], brobest von Nyerenberg, der [Melchior] Pfinsinger, und ander me ksl. Mt. verwanten dem Ks. noch, und wiewol myn H. [Bf. Wilhelm] von Stroßburg und myn H. [Wilhelm] von Raperstein frintlich red mit mir gehant, doch yeder in sunderheit, und under ander reden mir angezeiget, daz die ksl. Mt. nit lang wird usbliben und wider gon Wurms kumen, so kan ich es doch nit in aller achtung dafir haben, aber die loif sint sich uber nacht enderen etc.

[3.] Witer, lb. Hh., so hab ich mich der samelung am Rin witer understanden zuo erfaren und kan nit erfaren, dan etlich sprechen, wie Dr. [Sebastian] Brant in siner geschrift [liegt nicht vor] meldet, daz ein samelung am Rin sig und wiß doch nyeman, was es sig und kinen doch ouch nit erfaren. Aber es sint etlich lantzknecht durch Wurms gezogen, die hab ich selb gefroget und mein drinkpfennig geschenket. Die hant mir geseit, sie wollent in daz Nyderlant, da nem man knecht an. Do hab ich sie gefroget: Wie var ab [= Wieweit hinunter]? Sagent sie: In Brobant.

[4.] Lb. Hh., ich lig hie mit grossen sorgen under der ufrieriger gemain. Sie sint uf St. Peter und Paulus oben aber in einer fersamelung byenander gewesen, und weiß nieman, was ir firnemen ist. Got schick al ding zuom bösten. Wo ich mag, wil ich mich flissen, mit genoden abzuoscheiden. Hiemit sint Got befolen. Geben an St. Peter und Paulus tag im XVcXIII. jor.

[5.] /11a/ [Zettel:] Lb. Hh., wiewol bitzhar myn H. von Stroßburg mit den zunftmeisteren zuo Wurmß gehandelt von der gemein wegen, so ist doch die ganz gemein in der stund, diewil ich disen brief geschriben, fur den Ks. gangen. Do bin ich ouch nochgefolget. So hat man die meng im hof lossen stön und die zunftmeister zuo im in ein sunder gemach beriefet. Do hab ich mich ouch ingeschicket und hab gehört, daz sich ein gemein beklaget, daz sie fil mol eim rot angezeiget ir beswerd und anligen, aber nie folg an in befunden, und sigent gedrenget worden wider ir alt harkumen. Do sie doch der ksl. Mt. gesworen haben, sig in zuogeseit, das man sie by irem alten harkumen bliben lossen wol. Welcher beswerd und puncten wol hundert sigen und mer, mit me worten. Und domit die ksl. Mt. gebeten, nochdem ein stat Wurmß 5 oder 6 bestelter Drs. hab, nemlich zwegen zuo gebiten, in beroten und beholfen zuo sin zum rechten, dan in keiner wolt gehorsam sin wider ein rot. So wollen sie ir Mt. in zwegen tag ir beswerd darduon und mogen wol liden, daz sie eim rat ouch dargeton wird. Daruf hat in der Ks. die zwen tag zuogelossen und in den überigen puncten sich genumen zu bedenken. Also lig ich hie, wolt Got, ich wer doheim by uwer frumen gemein. Was ich aber firter her, wil ich uch, myn Hh., zuoschriben etc.