Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vergebliche Bemühungen des Hochmeisters Friedrich von Sachsen um einen Ausgleich mit Polen; [2.] Vermittlungsangebot Papst Leos; [3.] Empfehlung des Ks., die Reichsstände um Unterstützung zu bitten; Ersuchen um Teilnahme einer reichsständischen Gesandtschaft an den päpstlichen Schiedsverhandlungen; gegebenenfalls um Hilfeleistung für den Deutschen Orden; [4.] Zu erwirkende Unterstützerbriefe.

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF Nr. 35, fol. 400a u. b, Kop.

/400a/ Bevel H. Georgen von Polentzky an die stende des röm. Reichs, am tag Nicolai abgefertiget, und sunderlich drey credenz gegeben an Coln, Mentzs und Trier etc., auf volgend meynung anzutragen mutatis mutandis

[1.] Noch gebürlichem zuentpieten und uberantwortung der credenz volgende meynung an die stende des hl. Reichs zu tragen:

Meynem gn. H., dem hoemeister [Albrecht von Brandenburg], zweyfelt nicht, eur kftl. und ftl. Gn., auch andre meyne gn. und gunstig Hh. tragen gut wissen, in was bedrenglikeit der ritterliche teutzsche orden zu nachteyl und abbruch teutzscher nacion [zu] der cron Polan eyn lange zeit gestanden. Derhalben sich der hochwirdigste etc. H. Friderich [von Sachsen], der verstorbene hoemeister hochloblicher und seliger gedechtnus, kegen eur kftl. und ftl. Gn. und den stenden des hl. Reichs vilfeldig beclaget, auch umb rat, hülf und beistant gebeten, dergleich der itzige, meyn gnst. H., in eigner perschon. Dorin sich eur ftl. Gn. und die stende freuntlich und gnediglich gehalten, ire eigene botschaft vor dreyen jaren zu kgl. irleuchtigkeit [Sigismund] und der cron zu Polan geschickt1, bey denselbigen gütliche handlung suchen lassen, aber nichst konnen erlangen, anders dan das kgl. irleuchtigkeit und die cron Polan dorauf beharren, meinen gn. H. und den orden unangesehen alles rechtlichen und glimpflichen erbiten mit der gewalt und vede sein ftl. Gn. und den orden [sic!] zu dringen, das sein ftl. Gn. das genuge tun und bewilligen soll. Das sein ftl. Gn. in seiner Gn. gewissen beschwert und wider kristlichen gehorsam, gerechtikeit und oberkeyt Babstlicher Hlkt. und des hl. röm. Reichs ist und teutzscher nacion, auch zu entlicher ausrüttung und vertylgung des ritterlichen ordens reichet.

[2.] /400b/ Welichs Babstliche Hlkt. [Leo X.] gnediglich bedacht und doreyn als eyn loblicher Babst zu vermeiden cristlichs blutvergiessen gesehen, kgl. irlauchtigkeit und meines gn. H. irsal und bedrenglikeit vor das hl. concilium durch seiner Hlkt. eygen boten und brevia gefordert, welichs sein ftl. Gn. als ein kristlicher F. gehorsam nach rat ksl. Mt. besuchen will lassen.

[3.] Und hat ire ksl. Mt. meinem gn. H. geraten, diese verhandlung an eur kftl. und ftl. Gn. als loblichen stenden des hl. röm. Reichs zu gelangen [= gelangen zu lassen], eur ftl. Gn. und der stende weitern rat, auch hulf und beystand zu bitten. Derhalben sein ftl. Gn. mich zu eur ftl. Gn. etc. gfertigt mit bevel, von wegen seinen ftl. Gn. und orden eur ftl. Gn. etc. freuntlich und günstlich zu bitten, dieselbigen wollen die grosse dieser sachen bedenken, was abbruch, wo kgl. irlaucht zu Polan willen vorgynge, der teutzschen nacion, von welicher der orden ganz abgesundert und aller seyner wolfart entsatzt würde, geschehe und von der loblichen versamlung des hl. röm. Reichs eyn eigene botschaft zu Babstlicher Hlkt. und dem hl. concilium diese ire eigene sache vor dem hl. concilium helfen handlen, auch, wo kgl. irlaucht etwas mit der geweldigen tat kegen sein ftl. Gn. und orden zu Preussen vornemen würde, das eur ftl. Gn. etc. und ander stende des hl. röm. Reichs sein ftl. Gn. mit trostlicher hulf zu rettung die oberkeit teutzscher nacion und den orden in esse zu behalten, der durch diese bedrenglikeit ganz und gar vertilget würde, nicht verlassen etc. Das wollen sein ftl. Gn. etc.

[4.] [Vermerk:] Item diß, wie volget, ist ime bevolen zu bearbeiten, bey den stenden des Reichs auszubrengen:

Item aller stende gemeyne vorschrift an Babstliche Hlkt.

Item ein vorschrift an das concilium; item an ceteris cardinalibus.

Item von sunderlichen Ff., die man underwegen bekomen kann, schrift an ire procuratores.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist wohl die im Dezember 1509 zu Kg. Sigismund geschickte reichsständische Gesandtschaft. Zu ihr und ihrer fehlgeschlagenen Mission vgl. Heil, Reichstagsakten 10, Nr.298300; Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.206, 207.