[1.] Ihr Eintreffen in Frankfurt a. M.; Unterredung mit den klevischen Gesandten über die angeblichen Bündnispläne und das Heiratsprojekt der Hgg. von Kleve sowie über den Gemeinen Pfennig; [2.] Polemik der klevischen Gesandten gegen die Ansprüche der sächsischen Hgg. auf das territoriale Erbe Hg. Wilhelms von Jülich-Berg; [3.] Fortgang der Gespräche über diese Themen; [4.] Abreise der klevischen Gesandten; [5.] Beteuerung Gf. Philipps von Waldeck(-Eisenburg) und Bertrams von Lützerode, den Plan einer klevischen Heirat mit Karl von Egmont nicht zu unterstützen; [6.] Deren Bitte um Belehnung der Hgg. von Kleve mit dem Jülicher Erbe; [7.] Antwort der ksl. Gesandten; [8.] Rechtfertigung der Gesandten Bf. Erichs von Münster gegen ksl. Vorwürfe; [9.] Antwort der braunschweigischen Räte; [10.] Inaussichtstellung des Gemeinen Pfennigs für den Krieg Hg. Erichs von Braunschweig(-Calenberg) gegen Gf. Edzard von Emden und Karl von Egmont.
Kop.: A) Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8800/1, fol. 249a–252b.
Spätere beglaubigte Kop.: B) Düsseldorf, HStA, Kleve-Mark Akten Nr. 66, fol. 63a–68b.
[1.] /249a/ Der Ks. hat Gf. Eberhard von Königstein und den Reichskammerrichter Gf. Sigmund zum Haag angewiesen, sich zusammen mit einem Beisitzer am Reichskammergericht zum 18. März (sonntag letare nechstverschinen) nach Frankfurt a. M. zu begeben und dort gemäß ihrer Instruktion (Nr. 515) mit den Gesandten Bf. (Erichs) von Münster, Hg. Georgs von Sachsen, Hg. Erichs von Braunschweig(-Calenberg) und der beiden Hgg. (Johann II. und Johann III.) von Kleve zu verhandeln. Gf. Sigmund zum Haag hat aus Gründen, die er dem Ks. schriftlich darlegen wird, Gf. Bernhard von Eberstein um seine Vertretung gebeten. Aus jeweils näher erläuterten Gründen traf Gf. Eberhard erst am 23. März (freytag nach dem sontag letare) in Frankfurt a. M. ein, während Gf. Bernhard und Lic. Weitershausen am 25. März (sonntag nechstverschinen) ankamen. Wegen dieser Verzögerung waren die Vertreter Hg. Georgs von Sachsen bereits wieder abgereist. Sie beide bestellten daraufhin die noch anwesenden Gesandtschaften für den 26. März (volgenden montags) zu sich auf den Römer /249b/ und verhandelten zunächst mit den Vertretern der Hgg. von Kleve, danach mit denjenigen des Bf. von Münster und zuletzt mit den Abgesandten des Hg. von Braunschweig. Die klevischen Gesandten erklärten, sie hätten von einem geplanten Bündnis mit Karl von Egmont, den Friesen, Gf. (Edzard) von Emden und anderen nie etwas gehört und seien sicher, dass auch ihre Hh. nichts davon wüssten. Was die Heirat des Sohnes Hg. (Heinrichs d. M.) von Braunschweig(-Lüneburg) (Hg. Otto/Ernst) mit dem Fräulein (Anna) von Kleve sowie den Gemeinen Pfennig betreffe, so hätten ihre Hh. nicht gewusst, was hier darüber verhandelt werden sollte und ihnen deshalb keine Weisungen erteilt. Sie wollten jedoch alles getreulich nach Hause berichten.
[2.] Haben sich dabei in nebenreden wol vernemen lassen, daz die Hgg. von Sachsen irer vordrung zu dem Hgt. Gulch und Berg kainen fug oder grunt haben, dann Hg. Sigmund [recte: Wilhelm IV.] selig von Gilch habe derhalben mit eur ksl. Mt. als dem lehen- und rechten herrn gehandlt, daz eur ksl. Mt. dieselbigen auf sein tochter [Maria] gewendt und dieselbig damit belehent, wie des eur ksl. Mt. macht, fuege /250a/ und recht habe. Daz nu die Hgg. von Sachsen, ire Hh., solher gegründen fordrung halben sy zu ainem vertrag oder heyrat noiten sollten, als ob Sachsen irer fordrung grunt hetten,[hätte] bey inen ain bedenken.
[3.] Darauf haben wir nicht underlassen, sonder vor mer bey inen aufgehalten: Erstlich des punds halben, nachdem sy bisher davon nichts gehört, daz sy uns wolten verdrösten, ob sy daz tun mögen, wann ain solhe pundnus bey iren Hh. in künftig zeit practiciert und gesuecht würde, daz sy dasselbig nit annemen, sonder sich des entslagen wollten, wie ine dann iren phlichten nach, damit sy eur ksl. Mt. und dem hl. Reich verwandt sein, on daz gebürte, oder aber, ob sy daz villeicht one bevelh zu tun beswerung hetten, uns zusagen, daz ire Hh. eur ksl. Mt. dasselbig in einer namhaftigen zeit zuschreiben sollten. Am andern des vertrags und heyrats halben, ime zugesagt, ob die Hgg. von Sachsen ir fordrung fueg oder grund hetten, daz liessen wir auf im selbs und der warhait besteen, wir wollten mit inen davon nit disputieren, hetten darauf auch von eur ksl. Mt. kainen bevelh. Aber daz wer ye war und offenwar, daz sy sich fordrung, gerechtigkait zu haben, anmasten. Darumb, solh irrung und spene, so daraus wachsen möchte, hinzulegen und zu furkumen, het eur ksl. Mt. diß mittel und maynung furgenomen und fur gut angesehen und unsers achtens nit allain darumb, sonder auch aus mereren ursachen, nemlich, zu furkumen den heyrat mit Karln von Egmund und verhuetung, daz die Frisland nit in hand und gewalt desselbigen oder ains Kg. von Frankreich, sonder zu gehorsam under das hl. Reich, dahin sie gehören, kumen und bracht werden, und nochmals begert, bey irem H. zu verfuegen, in bedenken desselbigen in solhen vertrag und heyrat, wie den eur ksl. Mt. angesehen /250b/ und furgenomen hett, zu bewilligen, auch den gemainen phennig zu erlegen. Und so wir kain ander zusag von ine erlangen mogen, dann das sy solhs alles anbringen wollen, haben wir begert, uns doch zuzusagen, daz ire Hh. uf dis handlung eur ksl. Mt. in ainer bestimbten zeit antwurt sollen geben. Aber sy sind allemal auf dem bestanden, nachdem ire Hh. nit gewisst, was dise handlung sein würde, deshalb sy davon kain bevelh heten, so künden sy weiter nichts zusagen, dann daz sy es anbringen und irenthalben getreulich furdern wolten, ungezweiflt, ire Hh. würden sich halten, daz eur ksl. Mt. darob nit myßfalens haben. Sie würden auch eur ksl. Mt. on antwurt nit lassen, dann daz fordert ire notdurft, sonderlich zu entschuldigen, dieweil sy bey eur ksl. Mt. des buntnus halben mit unwarheit furgetragen weren. Daz sie aber des zeit benennen oder inen benennen lassen solten, daz wissen sy nit zu tun, dann ire Hh. werden ire Hh. und frund und die iren beschreiben, in der sachen rat zu haben. Wie balde aber dasselb beschehen möcht, daz kunden sy nit wissen, zudem, daz sy kaine [Weisung?] hetten anders, dann was mit ine gehandelt würde, zu vernemen und daz anzubringen.
[4.] Dieweil wir dann weiter oder anders nichts von inen haben erlangen oder erhalten mögen, so haben wir in den betraulichen artikl, in eur Mt. uberschickten instruction begriffen [Nr. 515 [3.]], aigentlich und verstendlich lesen lassen. Darauf haben sy also iren beschaida genomen, doch syb vernemen lassen, sy zweyfeln nit, ire Hh. werden sich halten als gehorsam Ff. des Reichs und daz eur ksl. Mt. darob nicht misfallen haben werde, derselben auch, aufs furderlichist daz sein möge, antwurt zuschicken.
[5.] Daneben hat uns der wolgeporen Gf. Philips von Waldegk /251a/ der elter als ainer aus den clevischen gesandten angezaigt, wie ine angelangt, daz er und Bertram von Lützenrot, marschalk, bey eur ksl. Mt. versagt und dargeben sein, als ob sie den haimlich [= die Heirat] zwischen dem freulin von Clef und Karlen von Egmund sollen furschieben, raten und furdern. Darab aber inen unrecht geschech und geschehen sey, dann daz sey warhait und möge es der von Waldegg bedeuren, wie er sol, daz sy solhen heyrat nit gefurdert, sonder wol mer dann ainmal bisher verhindert, furkumen und davon geraten haben, mit bitt, daz wir solhs eur ksl. Mt. anzaigen wolten.
[6.] Am andern haben sich auch die Clevischen semptlich hören lassen, das ire Hh., wiewol sy sich bishere in al weg als eur ksl. Mt. und des hl. Reichs gehorsam gehalten, mehermals derc belechung der Hgtt. Gülich und Berga angesuecht, so haben sy die doch bis anher nit erlangen mögen. Da were ire und irer Hh. bitt, daz sy damit mögten laut brief und sigel und wie sich gepürt belechent werden.
[7.] Darauf haben wir inen antwurt geben, erstlich der entschuldigung halben des von Waldeggs und des marschalks, wir wollen solhs eur ksl. Mt. anzaigen, als wir hiemit underteniglich tun, am andern der belechung halben, daz sy den vertrage und heyrat, von eur Mt. furgenomen, fürdern. Wann dan derselbig sein furgang erlange, so werde es unsers achtens dann der belechung halben auch kain ferrern mangl haben.
[8.] Der monsterisch geschickter hat antwurt geben, sein H. het nicht gewisst, was dasjene sein würde,/251b/ dovon hie gehandlt werde. Wo seine Gn. hett sollen wissen, daz sy dermassen bey ksl. Mt. versagt were worden, er het zu diser handlung statlicher und treffenlicher geschickt, dan ytz beschehen were. Aber dannoch so wolt er dazjene, so im furgehalten were, an seinen H. tragen, der ungezwifelten zuversicht, seine Gn. würde sich halten aller billichait und nit lassen. Er würde sich gegen eur ksl. Mt. durch potschaftd entschuldigen und hat dabei als für sich selbs angezaigt, wie sein H. sich bisher nye anders hab gehalten dann ain gehorsamer F. des hl. Reichs. Aber er sey gegen eur ksl. Mt. mit ungrund versagt, als er mit der tat befind, in dem, daz eur Mt. etliche mandat und proceß wider ine an daz capitl zu Münster und sein undertan ausgeen lassen habe, auf maynung, ime als eur Mt. ungehorsamen nit gewertig zu sein. So sey er von eur Mt. fiscal auch furgenomen und werde auch durch Hg. Georgen [von Sachsen] offenlich beclagt, als ob er dem Gf. von Embden und den Hg. von Geldern zulegung und furschube gegen in getan sol haben, und daz alles unverhörter antwurt. Deshalben er vor seinem ausziechen willens gewest sey, eur Mt. ersuechen zu lassen, und zweifeln nicht, so er zu seiner verantwurtung kumen mög, der handl werde sich viel anders erfinden und sonderlich, daz er sich nie anders gehalten habe dann ain gehorsamer F. des Reichs, daz er auch dem Hg. von Geldern kain zulegung oder furschub wider Hg. Jorgen getan hat. Wol herwider hab er Hg. Jörgen durch zugs, reitens und suechens seiner veinde in und aus seinem land in allen seinen flecken gestat und vergonnt zu seinem merklichen schaden, den er darumb gelitten /252a/ und noch teglich von den Geldrischen warten muessen. Und so wir bey demselben auch weiter nichts auf unser ferner anhalten erlangen mögen,haben wir ime den dreulichen artikel, sovil sich der auf ine zeugt, auch verlesen lassen und ime dabei geraten, daz er bey seinem H. daran sey, damit er euer ksl. Mt. solhe sein antwort und entschuldigung aufs furderlichist tue. Daz also hat er angenomen und gesagt, sein H. werde nicht lassen, sonder daz aufs furderlichist tun.
[9.] Die Braunsweigen [Walther von Fischborn, Moritz Tenglinger] haben antwort geben, dazjen, so sy vernemen, wollen sy irem H. anbringen und setzen in kainen zweifl des heyrats halben, was irem H. als ainem verwandten frund darinne zu bewilligen gebürt und was er bei denjenen, die daz berürt und zu tun haben, fürdern möcht, damit daselb sein furgang gewinne, daz werde er tun und sich in al wege halten als gehorsamer eur ksl. Mt.1
[10.] Wir haben ine auch dabei angezaigt und zu erkennen geben, wie daz die instruction [Nr. 515 [4.]] ingehalten hat, so der gemain phennig einpracht und erlegt werde, daz eur ksl. Mt. der gn. maynung sey, denselben irem H., sofer sich der in seinem Ft. erstreckt, zu hilf seins kriegs wider den Gf. von Embden und Carln von Egmund volgen zu lassen. Solhs alles haben euer ksl. Mt. wir unserm bevelh nach nicht wollen verhalten, der wir uns als unserm allergnst. H. underteniglich tun bevelhen. /252b/ Datum zu Frankenfurt am 29. tage des monats Marci under unsern aufgedruckten secreten Ao. etc. XV.2