Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen der Oberrheinischen Kreisstände an Franz von Sickingen um Zustimmung zu einem achtwöchigen Stillstand (in seiner Fehde gegen Worms) als Voraussetzung für ihren Vermittlungsversuch; [2.] Ablehnung des Ersuchens durch Franz von Sickingen; seine grundsätzliche Bereitschaft zur Beteiligung an der Vermittlung; [3.] Bitte um positive Aufnahme dieser Antwort.

Kop.: Frankfurt a. M., IfStG, Reichssachen II Nr. 419, o. Fol.; Köln, Historisches A., Best. 50A 43, fol. 20b–22a.

[1.] Gn., wirdigen und günstigen Hh., euer Gn. und gunst gesterige letzst begere, das Franciscus von Sickingen ein anstand acht wochen annemen solt, so wollten die stende durch ire geschickte by ksl. Mt. arbeyten, das sein Mt. inen gnediglichen bewilligen sollten, in der sach underhandlung zu haben, und wo seyn Mt. deren rete darbeyhaben wollten, liessen ine die stende underteniglichen gevallen; auch, das Franciscus ksl. Mt. durch treffliche seyne freuntschaft underteniglichen vor die ungenade bitte, das sein Mt. solche gnediglichen gegen ime fallen laisse und solichen tag, wie die Kff. und stende vorhaben, gnediglichen dulden und bewilligen wollen etc., haben wir [an] Franciscum mit hoichstem vleyß unsers besten vermogens gelangen loissen mitsampt erinnerunge alles des, durch euer Gn. und gunst, darneben zu gedenken, erzelt ist, und daruf diese meinunge von ime entpfangen:

[2.] [Er] verstehe sunder allen zweyfel, euer Gn. und gunst haben herkomen und g[e]stalt dieser sach aus seinem schriftlichen und müntlichen vortragen guter maiß und grüntlich verstanden, das er aus guten und hocherberen ursachen gegen denen von Worms zu vheide und veindschaft gewachsen sey und das sein gemüde nie gewest, ksl. Mt. noch deren hoicheit itzund zu verachtung oder wider zu handeln, auch hofft, nit getan haben. Dwil er aber gegen seiner ksl. Mt. durch seyne veinde so unwarlich und hoich antragen sey, als ob er seiner ksl. Mt. verachtlich geredt und wider deren hoicheit gehandelt haben solt, deshalb sein Mt. ime zu ungnaden bewegt, das er ein solche schwere privier[t] mandat, doch sein, Franciscus, onverhört noch citiert, uber in hab ausghen laissen, sy er aus seyner unschuld und notturft verursacht, sich von solcher privierung wider von seyn ksl. Mt. uf bessern und warhaft bericht zu berufen // oder suplicirn. Das auch in zeit und nach form der recht bescheen und, als er hofft, seiner Mt. nunme[hr] behandet sy oder aber in kurz werde. Deshalben guter, underteniger hoffnung, sein Mt. werde als ein hochloblicher Ks. in ansehung des und anderer seinerhalben schriftlich und müntlich bericht inen gnediglichen zu verhoer komen lassen. Daruf auch er, Franz, an euer Gn. wirden und gunst dieser loblichen versammelung mit kurzer erzelunge gestalt der sach ein undertenig bit getan, inen by ksl. Mt. mit gn. und günstiger vorbitt, inen gnediglichen zu horen, zu erschiessen, het je gehofft, solchs ime gnediglich und gunstlich gevolgt haben solt. So das aber euer Gn. und gunst nicht hat fügen wollen, sunder zuletzst, wie obgemelt, vorgeschlagen, wiewol er dann euer Gn. und gunst in allem dem, ime mit ichten tunlich geraten, wilfarn wolt und aber er aus demselbigen euer Gn. und gunst vorschlagen nit sicher vertrostlich abnemen kann, ob ksl. Mt. des gn. gefallen hab, auch die underhandlunge lyden moge, darzu sein widerteil nit zugegen, deshalb in dem ir gemüt nyemant wissent sey, derer und anderer vieler hochern beschwerlichen ursachen, die doch euer Gn. und gunst in verhutung lenge zu erzelen on noit ist, ime dieser anstand begertermassen nit annemlich.

Nachdem aber euer Gn. und gunst sich gn. und gunstlich erboten, ksl. Mt. underteniglich zu bitten, verhor und handlung zu bewilligen, und das er, Franciscus, ksl. Mt. durch seine // fruntschaft auch, wie vorgeschlagen, bitte, solchs gn. und gunstigen erbietens ist er euer Gn. und gunst undertenig dienst und freuntlichen dank sagen, bit auch, zu bescheen. Ist der schickunge seiner freuntschaft mit bevelh, an ksl. Mt. seinthalb dermassen zu bitten, willig, dann er nichts hohers oder liebers uf erden sehen oder wissen wolt, dann das die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., euer Gn. und gunst und meniglich grund, herkomen und warlichen bericht dieß handels wissens hetten, us dem er underteniger, ungezwyfelter hoffnunge were, ksl. Mt. und meniglich sein gemüde erber und dere beschuldigung ime unschuldig versten und erfinden soll, abermals inhalt seiner ersten euer Gn. und gunst behendigt geschrieft underteniglich bitten, darzu diese seine antwort seiner notturft nach und keiner andern meynunge gn. und günstlich zu versten. Das will er alles vermogens leibs und guts umb euer Gn. und gunst sambt seinen Hh. und freunden zu verdien[en] willig und geflissen sein.

[3.] So bitten wir, sein freuntschaft2, auch in allerhochster undertenigkeit, euer Gn. und gunst wollen diese handlung gn. und gunstig bedenken und das Franciscus, unsers vetters und schwagers, gemüte nye gewesen, gegen oder wider ksl. Mt. zu handeln, sunder eynig aus einer schlechten, erbarn meynunge in die sach gewachsen, und wollen euer Gn. und gunst nochmals die zu gut helfen bringen. Das erbieten // wir uns sambt ime, auch allen unsern Hh. und freunden umb euer Gn. und gunst alles vermogens zu verdienen.

Anmerkungen

1
 Die Datierung ergibt sich aus Nr.527.
2
 Zum adeligen Netzwerk Franz von Sickingens und zu den Beziehungen zu seinen teilweise mit ihm verwandten und verschwägerten adeligen Standesgenossen, die ihm vielfache Unterstützung bei seinen Unternehmungen leisteten, vgl. Schneider, Gesellschaften; Kehrer, Familie Sickingen, S. 142f.