Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates Nr. 75, fol. 64a–65a, Kop.

/64a/ Sind durch die beiden von Oswald Weber bzw. Jörg Schübel überbrachten (nicht vorliegenden) Schreiben über Kreß’ Verhandlungen mit dem Ks. /64b/ in der Tetzel-Sache1informiert worden und durchaus damit zufrieden. Er soll versuchen, die (Anton) Tetzel betreffende Schrift mit Unterstützung des (ksl.) Kanzlers (Zyprian von Serntein) beim Ks. zu erlangen. Sie selbst werden sich bemühen, diese soweit wie möglich geheim zu halten. Sollte es ihm nicht gelingen, die Schrift zu bekommen, so ist uns nit wider, den abschaid von ksl. Mt. […] müntlich anzunemen, doch in alweg zu verhuten, das in solchem dieser anhang nit gemacht wird, das es bey solchem abschid zwischen hie und des nehern reichstags bleiben [soll], dann wo derselb anhang an Tetzels freuntschaft gelangen sollt, wurd es uns zu nachtayl raichen und verursachen, das die freuntschaft sich understeen mocht, mitler zeyt zu solchem reichstag abermaln zu arbaiten, disen abschid zu ruck zu treyben [= zu hintertreiben], das /65a/ sonst, wo der abschid frey gestellt, unsers achtens verhutet wurd. Mit der Inaussichtstellung eines Geldgeschenks für den Kanzler bei Erlangung der ksl. Schrift hat Kreß durchaus richtig gehandelt.

Anmerkungen

1
 Anton Tetzel, ein überaus einflussreicher Nürnberger Ratsherr und Inhaber zahlreicher städtischer Ämter, war am 14. November 1514 unter dem Vorwurf, seine hohe Position für persönliche Zwecke missbraucht und zudem Ratsgeheimnisse verraten zu haben, verhaftet und unter strikter Geheimhaltung gefangengehalten worden. In der Folgezeit bemühten sich seine Familienangehörigen und andere Fürsprecher bei Ks. Maximilian und befreundeten Städten intensiv um seine Freilassung, während im Gegenzug der Nürnberger Rat versuchte, durch Abgesandte an den ksl. Hof die aus der Affäre entstehenden Verwicklungen einzudämmen. Ende Januar 1515 wurde Tetzel in ein eigens für ihn umgebautes Gefängnis im Fünfeckigen Turm verlegt, wo er am 27. Januar 1518 starb, ohne die Freiheit wiedererlangt zu haben. Vgl. Groebner, Patrizische Konflikte, S. 295–299.