Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ersuchen, sich auf die von den Freunden Franz von Sickingens erbetene Vermittlung in dessen Konflikt mit der Rst. Worms nicht einzulassen; [2.] Aufforderung zur Teilnahme am Mainzer Reichstag; Zusicherung seines persönlichen Erscheinens.

München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 74a–75a, Kop. (p.r.p.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).

Inhaltsangabe: Ulmann, Franz von Sickingen, S. 77f.

/74a/ Instruction auf unsern lb. oheym und Kf. Joachimen, Mgf. zu Brandemburg etc., was er von unsern wegen bey und mit unsern lb. neven, swager und Kff., den EBB [Albrecht] zu Menz,[Hermann von] Coln und [Richard von] Trier, auch Pfalzgf. [Ludwig] bey Reyn, auf unsern beyligenden credenzbryf [liegt nicht vor] handlen und ausrichten soll2

[1.] Anfenglich soll er inen unser gnade und fruntschaft sagen und darnach erzelen, das uns angelangt, wie ir lieben durch Franciscen, der sich nent von Seckingen, fruntschaft oder gonner angesunnen und geubet, auch villeicht (solicher meynung, als sollt das nit wider uns und das Reich sein) bewegt werden mocht, der beswerlichen sachen halben zwischen den ersamen unsern und des Reichs lb. getreuen N. Bm. und Rat der stat Worms, auch gemeltem Sickinger zusamenzukomen, sich dareinzuslagen und die irrung an sich zu fassen. Und wiewol sie solichs aus guetem, getreuen gemüt tun mochten, so reichet doch das auf keynen andern grunt, dan allein uns dadurch das aufgebot im Reich zu wenden und zu[z]errütten. Dan wo die mär erlauten, das ir lieben die sachen an sich /74b/ fassen oder darin handeln, wurdet meniglich darfür achten, als wär des zuezugs auf unser aufgebot on not, und daraus uns und dem hl. Reich so groser schympf, auch schaden volgen, dergeleichen wir bey unser regirung nye gelitten. Deshalben wir nit underlassen wellen haben, sie des durch obgenanten unsern lb. ohemen und Kf. von Brandenburg hiemit genediglich und fruntlich zu erinnern, der sie auch in unserm namen ernstlich ansuchen und bewerben sol, ob solich oder dergeleichen handlunge an sie getragen war oder wurd, sie wellen sich derselben keynswegs beladen noch uns und dem Reich zu schympf und schaden das aufgebot dadurch irren noch wenden, sunder die sachen in dem wesen, wie sy bisher kumen, besteen und zu unsern und des Reichs nottorftigen furnemen gedeihen lassen. Daran tun uns ir lieb fruntlich gefallen und unser ernstliche meynung. Das soll der vorgemelt unser lb. oheym und Kf. mit vleys handeln und was ime zu antwort oder in ander wege begegnet, uns desselben durch schryft von stund an widerumb berichten. Daran tut er unser meynung und fruntlich gefallen. Geben zu Astra am zehenden tag May Ao. etc. im XVII., unsers reichs im XXXII. jaren.

[2.] /75a/ [Nachschrift:] Unser lb. oheym und Kf. Mgf. Joachim soll auch mit den obgenanten unsern lb. neven, swager und Kff. handlen und an sie werben, das sie sich von stund an erheben, auf unsern ausgeschriben reichstag gein Mainz fuegen, also das sie auf St. Veitstag [15.6.17] nechstkünftig gewislich doselbst sein, domit sie ander stende des Reichs, auch anzukumen, bewegen und unser zukunft gutwillig erwarten. Dan wir wollen uns in all wege befleissen und fordern, auf dieselb zeyt auch bey inen zu sein und ir lieb uber virzehen tage doselbst nit aufhalten. Datum ut supra. Doch soll unser oheym und Kf., der Mgf., an sie werben und sie bewegen, das sie ungeferlich ach[t] tage vor den berurten tag zu Menz erscheinen.

Anmerkungen

1
 Ein Ort namens Astra ist in den Niederlanden nicht zu identifizieren. Möglicherweise ist Breda gemeint, wo sich Ks. Maximilian laut Kraus, Itinerarium, S. 314 am 10. Mai 1517 aufhielt.
2
 Mit Schreiben aus Bergen op Zoom vom 29. April 1517 teilte Ks. Maximilian Kf. Ludwig von der Pfalz mit, er habe gehört, dass dieser und die drei anderen rheinischen Kff. sich am 10. Mai (negstkünftigen suntag cantate) treffen wollten. Da er gerne sähe, wenn auch Kf. Joachim von Brandenburg, der vor etlichen Tagen zu ihm gekommen sei, an dieser Zusammenkunft teilnähme, ersuche er Kf. Ludwig, ihm zu Ehren und Gefallen, auch der merklichen notturft nach mitzuhelfen, dass sie auf den 24. Mai (suntag exaudi) verschoben werde. Er wolle Kf. Joachim entsprechend früher abfertigen, damit er zu dem Treffen kommen könne und des hl. Reichs obligen mit vleiss zu handln verhelfen soll. Er habe in diesem Sinn auch an die anderen Kff. geschrieben. Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: [Hans] Finsterwalder; Präs.vermerk: Praesentavit dornstag abent nach jubilate [7.5.17]): München, HStA, Kasten blau 103/4d, fol. 64; Kop.: Ebd., fol. 70a. Kf. Ludwig antwortete mit Schreiben aus Heidelberg vom 8. Mai 1517 (fritag nach jubilate), da der (Kurfürsten-)Tag in Oberwesel kurz bevorstehe und er selbst und die anderen rheinischen Kff. bereits mit Reisevorbereitungen beschäftigt seien, könne die Zusammenkunft wohl nicht mehr abgesagt werden, zudem unser zusamenkomen us merglicher noturft des Rinstrams zolle, monz und derglichen halb, die in groß abnemen komen, gemeinem nutz zu gut nit wol lengern verzug hat mogen leiden,anberaumt worden sei (vgl. Nr. 914, Anm. 1). Er werde jedoch zuhause oder in der Nähe anzutreffen sein für den Fall, dass der Ks. wolle, dass er zu ihm oder zu Kf. Joachim nach Oberwesel komme. Ebd., fol. 68a u. b, Konz. – Mit Schreiben aus Heidelberg vom 7. Mai 1517 (dornstag nach jubilate)informierte Kf. Ludwig EB Albrecht von Mainz über das Ersuchen des Ks. Da er selbst sich nicht darüber klar sei, wie man darauf antworten solle, bitte er um die Meinung EB Albrechts, glaube allerdings, der Ks. wäre ungehalten, wenn man seinem Wunsch nicht entspräche. Ebd., fol. 66a, Konz. – Am 22. Mai 1517 (freitag nach ascensionis domini) schrieb Kf. Joachim aus Köln an Kf. Ludwig, er sei während seines Aufenthalts in den Niederlanden vom Ks. zum Mainzer Reichstag abgefertigt worden mit der Weisung, unterwegs den in Oberwesel versammelten (rheinischen) Kff. gemäß einer ksl. Instruktion (Nr.725) verschiedene Angelegenheiten vorzutragen. Da er nunmehr gehört habe, dass die Zusammenkunft bereits beendet sei, übersende er eine Abschrift seiner Instruktion mit der Bitte, Kf. Ludwig möge seine Antwort darauf dem Ks. durch dessen Boten übermitteln. Zettel: Auch geben wir euer lieben zu erkennen, das wir unsern weg nach Meinz von Coblenz gein Bacharach nemen werden und daselbs am midwoch oder donrstag vor pfingsten [27./28.5.17] ein nachtlager halten. Bitten fruntlich, euer lieb wol uns durch ir Ft. an dem ort sicherlich bringen lassen. Ebd., fol. 73, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentavit quarta post exaudi XVII [27.5.17]). Kf. Ludwig antwortete am 29. Mai 1517 (fritag nach exaudi) aus Heidelberg, auch die anderen in Oberwesel versammelten rheinischen Kff. hätten das Schreiben des Ks. (Nr.725, Anm. 2) erhalten und ihm daraufhin mitgeteilt, Franz von Sickingens Freunde und Gönner hätten sich nicht an sie gewandt, auch seien sie selbst nicht aus diesem, sondern aus anderen, dem Ks. bereits genannten Gründen zusammengekommen. Allerdings hätten sie ein (nicht vorliegendes) Schreiben Sickingens erhalten und es dem Ks. zugesandt. Er selbst werde gemäß der ksl. Aufforderung zum Reichstag nach Mainz zu kommen, sobald auch andere Reichsstände sich auf dem Weg dorthin befänden. Ebd., fol. 72a u. b, Konz.