Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Reise von Mainz nach Friedberg; Vortrag ihrer Instruktion; Ablehnung des Wunsches nach einer Abschrift davon; [2.] Weigerung der Adeligen zur Leistung des ihnen vorgelegten Eides; Bereitschaft zur Übergabe von Abschriften ihrer Burgfrieden an den Ks.; [3.] Beharren der Vertreter der Schlösser Reifenberg, Kransberg und Falkenstein auf dem Hintersichbringen; [4.] Ihre Rückkehr auf den Mainzer Reichstag; [5.] Lob für die Unterstützung durch Gf. Eberhard von Königstein; [6.] Aus Sicherheitsgründen Übersendung einer Abschrift der Antwort der Adeligen anstelle des Originals.

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 37 (alt 30b) Juli-Aug. 1517, fol. 4–5, Orig. Pap. m. S.

[1.] /4a/ Gruß. Allergnst. H., auf euer ksl. Mt. bevelh und instruction [Nr.774], uns zugesant, haben wir uns aus Menz gen Fridberg gefugt, daselbst den vom adel und ganerben, sovil derselben alda versamelt gewest, auf den andern tag dieß monats July nach ubergebung und verlesung unsers glaubbriefs [liegt nicht vor] euer ksl. Mt. maynung inhalt berürter instruction nach der lengen und aller notturft furgetragen und eroffnet. Die anfenglich darauf reden lassen, nachdem solicher handel groß und dapfer und viel daran gelegen, auch etwas lang und uf drey wese[nt]liche haubtpuncten, der etlich viel anzeuge hetten, gestelt, auch irs verstands oder beheltnis nit wol moglich were, dieselben in eyl oder so balde in gedechtnis zu füren, darumb so stünde ir vlissig bitt und begeren, inen unser instruction abschrieft widerfaren zu lassen, damit sy sich in irer antwort des geschicklicher und unverweyslich halten mochten. Dwil uns aber von euer ksl. Mt. allein die obberürte instruction und glaubbrief und daneben kein ander schrift oder bevelhe, wie wir uns auf itzgemelte begere oder andere derglichen zufell halten sollten, zukomen, auch unser fursorg gewest ist, ob wir inen glich copy der instruction mitgeteilt, das sie dannoch, die sachen an ire mitganerben zu gelangen zu lassen, ursache geschepft und in verlengerung gezogen, solchs zu verhüten wir inen gesagt, wie wir gebung der begerten copy von euer ksl. Mt. keinen bevelche hetten. Aber inen zu gefallen und der sachen zu forderung und gutem wollten wir solch instruction, so oft sie begerten und ire notturft erfordert, verstentlich und langsam lesen lassen durch uns selbst oder Gf. Eberharten von Konigstein, dem wir die uf vertrauen und zusage, das er dieselben nymands abschriben noch selbst verschaffen, sonder allein bys uf verfassung irer antwort gebrauchen und uns darnach wider behendigen solt, leyhen wolten, als auch dermassen angenomen und bescheen, wiewol uns daby furgeworfen,/4b/ das euer ksl. Mt. commissarien, so fur uns und am jüngsten by inen gewest, inen abschrieft irer instruction nit versagt hetten. Und ist uns darauf nach gehaptem bedacht von inen allen antwort gefallen, wie euer ksl. Mt. aus byligender schrieft [Nr.775] grundlich vernemen werden.

[2.] Als wir nu aus solicher antwort vermerkt, das sie sich des eyds, den sie nach inhalt berurter instruction und unsers anbrengens tun sollten, aus ursachen, in solcher irer schrieft angezaigt, beschwerten, haben wir inen angezaigt, wie euer ksl. Mt. noch wir uns keineswegs versehen gehapt, das sie ab solchem eyde eyniche beschwerde tragen noch denselben dermassen zu tun sich speren sollten, besorgten, das euer ksl. Mt. dardurch in missfallen oder ungnade mocht bewegt werden. Dwil sie aber nichtsdestmynder demselben artikel angehenkt, das sie, euer ksl. Mt. zimlich, gepurlich pflicht zu tun, nit wegern wollten, so hetten wir fur uns selbs, doch uf wolgefallen euer ksl. Mt., uf einen wege gedacht und einen eyde gestelt, der unsers ermessens diesem handel ganz gemeß, auch leidelich und unbeschwerliche were, und inen die copy des eyds, uns durch euer ksl. Mt. in einer nebenschrift zugeschickt, furgehalten. Darauf sie uns endeckt, das sie es diesmals by irer vorgegeben schriftlichen antwort pleiben lassen und wollten aus iglichem schloß, so zu Fridberg erschienen seye, ein botschaft verorden. Die alle sich uf nechst mitwochen [8.7.17] zu Aschaffenburg versameln und furter mit glaubwirdiger urkunde der burkfriden und anderer verschribung eines yeden derselben schloß stracks und ungeseumpt zu euer ksl. Mt. fugen, euer ksl. Mt. soliche urkunde und brief furtragen, auch alsbalde berurtes eydes halben iren willen anzeigen lassen wolten, mit bitt, sie deshalb by ksl. Mt. zu entschuldigen und zu gn. verhor zu furdern, auch ire undertenig gehorsam und genaigten willen zum besten anzuzeigen.

[3.] /5a/ Aber als die geschickten der dryer schlos Reiffenburg, Krantzperg und Falkenstein ire antwort uf hinderbringen gestelt, das wir inen nit zugeben wollen, sonder by inen ernstlichen angehalten, das ir yeder für sein person nach vermoge euer ksl. Mt. instruction und bevelh antwort geben solt, haben wir nit weyters, dan wie in der schrieft erfunden wirt, von inen erlangen mogen, wiewol wir uns irem erpieten nach versehen, sy werden sich den von Fridberg und andern auch glichmessige halten.

Nu lassen wir uns, allergnst. Ks., bedunken, das sie kein scheu oder beschwerde haben werden, den eyde zu tun, den ein yeder burkman zu Fridberg zu der zeit, so er daselbst zu burkman an- und ufgenomen wirt, tun muß, den sie auch euer ksl. Mt. ungezweivelt furbringen werden.

[4.] Und haben also unsern abscheid von ine genomen, in maynung, uns wider zu dem reichstag gen Menz zu fugen, da unser gnst. und gn. Hh., die Kff. [Albrecht von] Menz,[Hermann von] Collen,[Richard von] Trier und [Ludwig von der] Palz, auch der Bf. [Georg] von Spier und anderer Ff. und stede botschaften, als wir bericht, sein sollen. Das alles haben euer ksl. Mt., der wir uns zu aller undertenigkeit tun bevelhen, wir nit verhalten wollen. Geben am dritten tag des monats Julii Ao. etc. 17.

[5.] /5b/ [Nachschrift:] Allergnst. Ks., aus billikeit gepurt uns, euer ksl. Mt. zu berümen und anzuzaigen den getreuen, emsigen vleiß und furderung, so der von Konigstein by dem adel und den ganerben in diesem handel on underlaß geübt, auch mit grosser fursichtigkeit euer ksl. Mt. zu eren und undertenigem gefallen er uns hyn und wider sicher gefurt, in seinem sloß Konigstein erlich und redlich gehalten und tractirt hait. Welchs euer ksl. Mt. gegen ime gnediglichen wissen zu bedenken.

[6.] Wir haben auch aus unsicherheit und dieser laufe halber euer ksl. Mt. nit die besiegelte antwort, sonder diese copy, mit unsern handen underschrieben, zuschicken wollen. Wo aber euer ksl. Mt. derselben begert, wollen wir die euer ksl. Mt. furderlich ubersenden.1

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben aus Augsburg vom 12. Juli 1517 dankte der Ks. einem (nicht namentlich Genannten) der drei Kommissare für den zugesandten Bericht über die Friedberger Verhandlungen und wies ihn an, sich auch an der bevorstehenden Weiterbehandlung der Angelegenheit (auf dem Reichstag) in Mainz nach Kräften zu beteiligen. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV Karton 36 1517/1b, fol. 70a, Konz.