Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Nochmalige Bitte um Belehnung mit den hinterlassenen Landen Hg. Wilhelms von Jülich-Berg; [2.] Bitte um schriftliche Zurückweisung der Ansprüche der Hgg. von Sachsen; [3.] Zustimmung zur Entsendung seiner Schwester Anna an den burgundischen Hof; [4.] Bereitschaft zu schriftlicher Einwilligung in das Bündnis der Kgg. Karl von Spanien und Franz von Frankreich; [5.] Zustimmung zu eventuellen weiteren Abkommen mit dem frz. Kg.; [6.] Bitte, keinen Vertrag mit Hg. Karl von Geldern ohne Absicherung der Hgg. von Kleve zu schließen; [7.] Deren Vertrauen und Dienstbereitschaft gegenüber dem Ks. und Kg. Karl.

Duisburg, LandesA, Jülich-Berg I Nr. 208, fol. 15b–17b, Kop. (mit einigen geringfügigen Korrekturen).

/15b/ Instruction desghenen, an de röm. ksl. Mt., unsern alregnst. H., van min, Johans, altsten sone zu Cleve, Hg. zu Gulch, zu dem Berge etc., wegen durch myn lb. rede ind getruwen Siberten van Ryswigk, propst zu Aldenfelt ind Wissel, und Fridrichen van Brambach, mynen amptmann zu Porze ind Lulstorp, gebracht sall werden

[1.] /16a/ Im irsten zu der ksl. Mt., unsern allergnst. H., mit underdenigen, schuldigen, willigen diensten zu erbieden. Vorder der ksl. Mt. vurzugeven, so, als ich in vergangen zyden sieder doitligen aufgange myns vruntligen, werden, lb. H. ind vaders [= Schwiegervaters], H. Wilhelms, Hg. zo Guilge, zu dem Berge etc., seliger gedechtnysse, de ksl. Mt. underdeniglich ind menchfeldig gebeden gehadt hain, syne ksl. Mt. mich mit den landen Guylge, Berge ind Ravensberg luyde ksl. Mt. verwilligonge, brief ind siegel gnediglich zu belehenen, wilcht bis[her] noch nyt geschiet. Ind so der ksl. Mt. ain zwyvel in gn. gedechtnysse wail vursteit, we myn vruntlige, werde, lb. H. ind vader, H. Johan, Hg. van Cleve etc., ind ich, uns mit der sachen belangen den hylich etc. der ksl. Mt. zu eren ind underdenigem gefallen gehalden1 ind vort alle gelegenheit der obgenanten beyder myner lb. Hh. ind vader manchfeldigen getruwen diensten angesehen,/16b/ ist noch we vurhyn myn alredemoitlichste ind underdenichste bidt, dat de ksl. Mt. mich mit den obgenanten landen Guylge, Berge ind Ravensburg gnediglich belehenen wille, we myn lb. H. ind vader Hg. Wilhelm seliger damit belehent gewest ist.

[2.] Als ouch mir schryften, trostonge ind zusagen geschien syn de ksl. Mt., de vorderongen mynre oheimen Hgg. zo Sassen etc. afzustellen, bitten de ksl. Mt. ich demoidiglich, synre ksl. Mt. darop mit gnaden bedacht zu syn ind mich derhalver zu versorgen mit noitturftigem schryftligem versiegelten schyne, sulchs bynnen bequemer ind benanter zyt zu geschien etc.

[3.] So de ksl. Mt. under andern begert gehat hait, myne lb. suster [Hg.in Anna], dochter van Cleve etc., in den hof van Burgond by frauwe Leonora zu komen, syn myn lb. H. vader ind ich dainn der ksl. Mt. zu eren ind underdenigem gefallen noch wail gneigt, mit vurwarde ind underscheide, nemlich yre liefden eirlich, doch mit wissen ind willen myns lb. H. vaders ind mynre zu verhyligen sonder zudoin oder entgeltnysse syner liefden, myner ind unser lantschaft etc.

[4.] Belangen de verbuntnysse mit der kgl. wird [Karl] van Spanien etc., we davan in vergangen zyden handlongen geschien syn, achten ich, dat der verbüntnysse nu nyt van noiden syn werde, angesehen dat contrat ind verbüntnysse, tuschen /17a/ beyden kgl. wirden von Spanien und [Franz von] Frankrich ufgericht2, so de kgl. wird van Spanien mir in korzem vergangen derhalven hait schryven doin, dat sulch tractait geschiet ind mynen lb. H. vader ind mich as synre kgl. wird verwanten dainn mit angezogen ind verfangen syn. Daruf sulden wir unse verwilligongsbrive der kgl. wird van Spanien oeverschicken luyde copien, synre liefden ind mir davan oeversant, wilcht syn liefden ind ich uns underdeniglich bedanken ind, dem also nazukomen, unsers deyls gutwillich.

[5.] We ouch de ksl. Mt. ind de kgl. wird van Spanien umber [= immer] gesyndt weren, in voirder verbuntnysse mit der kgl. wird van Spanien [recte: Frankreich] zu ergeven, des syn myn lb. H. vader ind ich uf maisse, davon in vergangen zyden verluydt, wail gneigt.

[6.] Voirder der ksl. Mt. underdeniglich vurzudragen, we dat mir vurkompt, dat etlige handlonge by der ksl. Mt. syn sulde, myn neve [Hg. Karl] van Gelre mit synre Mt. verdragen sulde werden. Byn ich in ungezwyfeltem vertruwen, de ksl. Mt. in gn. gedechtnysse wail habe de vorderonge ind spraich, so myn neve van Gelre zu mynem lb. H. vader ind mir ind unsrn lantschaften zu haven vermeynt, we ind wilchermaissen de gegront ind de herkompst davon sy. Daby de ksl. Mt. voirder demoidiglich ind underdeniglich ich bidden synre ksl. Mt., egheyne contracten noch verdrege mit mym neven van Gelre noch der lantschaft anzunemen, myn lb. H. vader ind ich ind unser /17b/ beyder lantschaften ensyn dainn zuvor na alre notturft verfangen, versichert ind versorgt, in maissen sulchs de vereynonge, verbuntnysse ind verschryvongen tuschen wilnt Hg. Karl van Burgund ind mynen vurfarn Hgg. zu Gulge, Berge ind Cleve, alle loevelicher ind seliger gedechtnysse, kleirlich vermelden.

[7.] Ind als ich doch, of de verdrege neist vurscreven nyt weren, alre verhandlongen ind underdeniger gutwillicheit na zu der ksl. Mt., kgl. wird van Spanien ind dem huyse van Burgund genzlich verhoffen, troisten ind vertruwen ind sunderlich betrachtende, we van der kgl. wird van Spanien van den obgerurten puncten in vergangen zyden gn. ind gunstige anreigonge ind zusagen den mynen geschien syn. Ind wamit der ksl. Mt. ind der kgl. wird van Spanien myn lb. H. vader ind ich underdenigen dienst, willen ind gefallen bewysen ind doin moigen, des syn wir beruen unser plicht van ganzem gronde unser herzen mit alre gehoirsamer underdenicheit gneigt. Gegeven zu Cleve under mynem ingedruckten secretsiegel uf den neisten maindach na dem sondage reminiscere Ao. etc. [X]Vc ind XVIIo.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der von Ks. Maximilian verlangte Verzicht auf die geplante Heirat Hg.in Annas von Kleve mit Hg. Karl von Geldern. Hg. Johann von Kleve und Hg. Johann von Jülich-Kleve gaben der Forderung schließlich nach und verheirateten im Juni 1517 ihre Tochter bzw. Schwester mit Gf. Philipp von Waldeck. Vgl. Nr.492, 934 [5.].
2
 Vertrag von Noyon vom 13. August 1516. Siehe Nr.733, Anm. 3.