Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Stillstand in Sachen Hilfeleistung gegen Franz von Sickingen; Einberufung eines Reichstags durch den Ks.; [2.] Seine Bemühungen um Nichtheranziehung der hgl.-sächsischen Prälaten und Gff. zur Reichshilfe; [3.] Verbrennung der Güter Dietrich Späts durch Hg. Ulrich von Württemberg; Missstimmung des Ks. und Hg. Heinrichs von Braunschweig gegen den Hg.; [4.] Reise Kf. Joachims von Brandenburg zum Ks.; [5.] Erfolglosigkeit der bisherigen Reichstagsverhandlungen; [6.] Anwesende Ff. und Gesandtschaften; [7.] Abreise der hgl.-klevischen Gesandten; Mutmaßungen über eine Geldzahlung und ein Heiratsprojekt in der Jülicher Erbsache; [8.] Ende des Konflikts um Erfurt.

Dresden, HStA, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8184/1, fol. 131–136, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig).

[Die vorausgehenden Abschnitte sind für RTA nicht relevant.]

[1.] /134a/ Der furderung der hulf wider den [Franz] von Sigkingen betreffende habe ich auch noch nicht an ksl. Mt. gelangen lassen, aus ursachen, wie ich euern ftl. Gn. bei Georgen, boten, geschriben [Schreiben liegt nicht vor], auch das sint des mit keinem fuge hat geschen mugen. So hat auch kein F. zu ksl. Mt. geschigkt. So haben auch sein Mt. ein reichstag kein Worms [recte: Mainz] auf den monden Juni ausgeschriben [Nr.721] und auf dieselbige zeit begert, im felde zu sein. Dieselbigen briefe werden in wenig zveien tagen von hinnen erst ausgehen.

[2.] Als[o] habe ich mit H. Niclas Ziegeler gehandelt euer ftl. Gn. bsverung halben, das euer ftl. Gn. prelaten und Gff. sunderlich gefordert werden /134b/ uber die zusage, auf den reichstagen geschen1, welchs euern ftl. Gn. in keinen weg leiderlich. Nach mancherlei disputation, die er mit mir gehabt, hat er dis mittel funden und bevoln, euern ftl. Gn. zuzuschriben, das die brife, so itzunt ausgeschriben, sollen in euer ftl. Gn. hende komen, euer ftl. Gn. sollens domit halden nach euer ftl. Gn. gefaln. Sunst weis ers in keinen weg zu andern. Ich vil aber nichtsdesteweniger vlis ton bei ksl. Mt., domit euer ftl. Gn. des zoges mit gnoden erlassen moge werden, alsbalt ichs mit fugen ton mag, wiewol mich H. Niclas,[dass es] zugelassen [wird], ubel dorzu trost, hat mirs auch bisher getruwelich widerraten, wie ich euern ftl. Gn. nest auch geschriben. […]

[3.] /135a/ […] Der Hg. [Ulrich] von Wirtenberg hat Diterichen Spet alle seine guter vorbrant.2 […] Man helt auch dovor, das er ksl. Mt. merkliche ursache gebe, das sein Mt. etwas wider sein Gn. werden vornemen. Hg. Heinrich von Braunsweig stehet auch nicht wol mit ime, sint zu widerwertigen schriften mit /135b/einander komen.

[4.] Mein gn. H. Mgf. Joachim [von Brandenburg] ist am vorgangen freitag [24.4.17] hie einkomen in abwesen ksl. Mt., gestern, sontag [26.4.17], mit cleiner anzal zu ksl. Mt. geriten. Wer gerne balt weg, man helts aber dovor, es werde ime sverlich widerfaren.

[5.] Bslischlich habe ich kein trost nicht, den das mein gn. Hh., die Ff., bisher gleich als wenig ausgericht haben als ich von euer ftl. Gn. wegen, et hoc est gaudium miserorum.

[6.] Es ligen hier der cardinal [Bf. Matthäus] von Gurk, cardinalis Sidonensis [Bf. Matthäus von Sitten], den man der Swizer [= Eidgenossen]cardinal nent,[…] der Kf. von Brandenburg, Mgf. Casimirus [von Ansbach-Kulmbach], Hg. Erich und Hg. Heinrich von Brunsweig, des Kf., des Pfalzgf. [Ludwig], botschaft, Hg. Wylhelm von Beiern, den ich vorgesazt solt haben, des Kg. [Sigismund] von Poln botschaft3,[Hans von] Berlips und ich.

[7.] Die gulische sache stet alzo, das des Hg. [Johann II.] von Clefen rete, die ein zeit lang hier gelegen sint, vor ach[t] tagen heimgezogen, sollen irem H. einbringen, vas ksl. Mt. mit in gehandelt hat. Dorauf hat man uns heisen warten, der gestalt, man handel mit in, aber nicht gesaget, vas die handelung ist. Man hört, dass der Hg. von Kleve den Hgg. Georg und Heinrich von Sachsen 25000 fl. vor euer ftl. Gn. gerechtigkeit geben sulle und des Hg. [Heinrich] von Lunenburgs sone [Otto/Ernst] ein sein tochter [Hg.in Anna] und auch 25000 fl. mitgift vor euer ftl. Gn. vettern [Kf. Friedrich und Hg. Johann von Sachsen] gerechtikeit. Vas doraus wirt ader nicht, wissen Berlibs und ich nicht warlich, vorsehen uns aber, man wirts uns auch kurz /136a/anzeigen, domit wir der sache auch ein antwort bekomen, welchs bisher uber manchfellige unser anregen nicht hat sein wollen, anders den, das man uns gesaget, die Clefischen, die wern hartmutig, wollen sich slichts in nichts begeben. […]

[8.] Die erfurtische sache hat ir entschaft, wie wir euer aller ftl. Gn., Berlibs und ich, etliche mal geschriben [vgl. Nr.861, 928 [1.], 929, 930]. Des sint die Margrafischen als ubel als die Menzschen zufriden. […] Datum am montag nach misericordias domini Ao. XVII zu Antwerpen.

Anmerkungen

1
 Dies bezieht sich u. a. auf die Zusage des Ks. an die Reichsstände im Augsburger Reichsabschied von 1510, dass diejenigen Stände, die ihnen von Alters her zustehen (sogen. ausgezogene Stände), nicht in den Reichsanschlag einzubeziehen sind, sondern die Abgaben an den betreffenden Reichsstand zu leisten haben. Seyboth, Reichstagsakten 11, Nr.125 [8.].
2
 Siehe Nr.720, Anm. 2.
3
 Siehe Nr.928, Anm. 2.