Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Vorlage eines weiteren ksl. Befehls durch die ksl. Kommissare; [2.] Entsendung Peter Muselers und Hieronymus Imhoffs als reichsstädtische Vertreter in den Ausschuss; [3.] Gespräch Rückingens mit Gf. Bernhard von Solms über dessen Konflikt mit Wetzlar; [4.] Klage des Lübecker Gesandten Dr. Michael Packebusch über mangelnde Hilfe für das durch Kg. Christian von Dänemark bedrängte Lübeck; [5.] Ähnliche Beschwerde des Mühlhausener Gesandten Dr. Johann von Otthera; [6.] Ausweichende Antwort der übrigen Städtevertreter; [7.] Geringe Erfolgsaussichten für eine Klage Frankfurts über mangelnden Friedensschutz bei den Reichsständen; [8.] Übersendung einer Klagschrift Bf. Reinhards von Worms; [9.] Verlesung des Ausschussentwurfs für die reichsständische Antwort auf den neuerlichen ksl. Befehl; Beginn der Schiedsverhandlung über den Weinzollstreit EB Albrechts von Mainz und der Wetterauer Gff. mit Landgf.in Anna d. J. von Hessen.
Frankfurt a. M., IfStG, RTA Bd. 32, fol. 74, 90, Orig. Pap. m. S.
Teildruck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1168.
[1.] /
[2.] Dinstags nach Margarete [14.7.17] ist ein ausschoß von stenden gemacht worden, nemlich sein von stetten zwen, Peter Moseler von den reinstetten wegen und Iheronimus Imhoff von Augspurg von den schwebischen stetten, verordnet worden, Moseler zu den, die, was ksl. Mt. zu bewilligen und zuzuschryben sey, ratschlagen, der Imhoff zu der verhore derihenen, so vor die stende des Reychs vertagt sein, als die von Wetzflar gegen unserm gn. H. [Gf. Bernhard] von Solms. Welcher von Wetzflar clage mitwochs negst [15.7.17] zu 7 auwern von stenden verhort.
[3.] Bin ich, Clas [von Rückingen], zufor, e wir ins capitelhaus traten, in gesprech mit Gf. Bernharten kommen und sein Gn. under anderem zu erkennen geben, daß wir von unsern Hh., bey die geschieckten von Wetzflar ihres rats bede [Nr. 888] halber zu stehen, befelchs haben, doch anders nit dan uf eim gutlichen dag und, wes zu friede und hinlegung der sache dienen mocht, zu raten. Derhalb sein Gn., des kein ungnade zu enphaen, gebeten. Daruf sein Gn. geantwurt, er wolt mich, Clasen, selber den handel zu verhoren, gebeten haben. Mog es wol lyden, bedorf derhalben kein weyder entschuldigung.1
[4.] Furter, als euwer weysheyt uns der gefangen knecht halben hat tun schryben [Schreiben liegt nicht vor], haben wir solchs vergangen montags uf St. Margretendag [13.7.17] den gesanten der stette, die in des geschieckten von Speyers [= Michael Geilfuß] hof versamlet woren, vorgehalten. Ist dozumal so grosse clage, beschwernis und not der stette vorbracht, daß unser anlygens vor nicht zu achten. Nemlich hat Dr. Mathias Backebusch als abgefertigte botschaft der stat Lubeck nach verlesener credenz mit fast langer rede erzalt, wie daß ein erbere stat Lubeck am ende des Reychs bey dryen Kgrr., Denmark, Schweden und Nortwegen, lyge, von denen deglich angefochten und beleydiget und itz sonderlich von nuwem von dem Kg. [Christian] zu Denmark uber alle contract, vertreg, brief und siegel entsetz, beraubt und beschediget wird, auch wider recht und billikeyt von /
[5.] Derglychen bracht der Dr. [Johann von Otthera] von Molhusen von der dryer stette [Mühlhausen, Nordhausen, Goslar] wegen fur, daß sie allein, von andern Fry- und Rstt. entlegen, wider Got, recht und alle billikeyt, uber alle rechterbietens beveht wurden, mochten auch von denen, den sie ire gelt darumb geben, nit beschirmbt werden, und wo inen nit weyter rat, hilf oder steuwer geschee, stunde in sorgen, daß sie das, das sie ie node [= notgedrungen] tun wolten, tun musten etc.
[6.] Item der statschryber zu Speyer sagt, wie daß ire spitalhof vor Speyer die Sickingensen zu verbrennen traueten etc. Uf der und unser, auch anderer erschrocklichs und erbermlichs antragen wurd geantwurt, das sie alle der stette not und anlygens getrulich mitlydens trugen, kunten aber dismals, angesehen die geschwinde und widerwertige leufte, so vorhanden, mitnichten, wes zu raten und tun sy, erdenken.
[7.] Nuw, lb. Hh., euwer weysheyt meldet, daß wir den obgemelten angrieff den stenden vorbringen sollen. Wo euwer weysheyt meinung were, daß solchs aller und gemeyner versamlung des Reychs solt vorgetragen [werden], deucht uns gut, daß solchs zuerst in ein supplication von euwer weysheyt verfast wurd. Aber es dunkt uns, solche clagen aus vielen ursachen nit ersprißlich, angesehen, daß wir es unser stiefmutter clagen2 und weyter nicht darzu getan wirt, sonder meher undanks und ongunst erlangen, darzu, dwyl auch noch nicht von anderer stet wegen, die doch grossers, wie oben gemelt, zu clagen haben, anbracht ist. Doch solchs alles hindangesetz[t], wes euwer weysheyt gut dunkt, wollen wir, soviel moglich, gern tun.
[8.] Wir schicken euwer weysheyt hieby die clag des Bf. [Reinhard] von Wormbs [Nr. 869]./
[9.] [Nachschrift:] Es ist heud, dornstags [16.7.17], zu morgen vor allen stenden ein antwurt [Nr. 761] uf obgemelten befelch, vom ausschoß bossirt [= entworfen], irer Mt., unserm allergnst. H., zu uberschiecken, verlesen worden, die aller versamlung wol gefallen hat. Der copy wir euwer weysheyt gern zugesent hetten, haben wir die aus manigfeltige gescheft, domit die kanzly itz beladen ist, nit ausbringen mogen, dan heud ist der tag, zwischen unsern gnst. und gn. Hh. [EB Albrecht] von Meinz und den Gff. [in der Wetterau] eins- und unser gn. frauen, der Landgf.in [Anna d. J. von Hessen], anderteyls zu handelen, angesetz[t], der sich je, als uns bedunkt, vor anfang zurschlagen will.3