Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1034 Ks. Maximilian an die Hgg. Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern – Augsburg, 9. Juli 1517

München, HStA, KÄA 3137, fol. 226, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Johann] Renner).

Nachdem er mit Hg. Wilhelm und Mgf. Kasimir von Ansbach-Kulmbach bei deren Abschied in Rothenburg ob der Tauber ein Gespräch unter sechs Augen geführt hat und es erforderlich ist, dass sie drei sich so schnell wie möglich wieder treffen, ersucht er Hg. Wilhelm (bzw. Mgf. Kasimir) nachdrücklich, binnen acht Tagen hierher zu ihm (nach Augsburg) zu kommen und auch Jörg Truchseß Fh. zu Waldburg mitzubringen, gegebenenfalls diesen schriftlich zum Erscheinen aufzufordern.1

Nr. 1035 Aufzeichnung über die Verhandlungen Ks. Maximilians mit den Hgg. Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern sowie Mgf. Kasimir von Ansbach-Kulmbach in der württembergischen Angelegenheit – Augsburg, 28. Juli 1517

[1.] Aufzählung etlicher Gewalttaten Hg. Ulrichs von Württemberg und weiterer Vorwürfe gegen ihn; [2.] Notwendigkeit einer raschen Strafaktion gegen den Hg.; [3.] Hoffnung auf eine Hilfe des Schwäbischen Bundes; [4.] Ersuchen des Ks. an Hg. Wilhelm, Hg. Ludwig und Mgf. Kasimir um ein Bündnis gegen Hg. Ulrich; [5.] Deren Antwort; [6.] Zorn des Ks. über die ablehnende Haltung der drei Ff.; nochmaliger Appell an sie; [7.] Deren erneute Antwort; Aufforderung des Ks. an die drei Ff. zur Unterstützung der Angelegenheit beim Schwäbischen Bund.

München, HStA, KÄA 1864, fol. 164a–168a, 169a, Kop.

[1.] /164a/ Nemlich am ersten, so ist offenbar und meniglich wissend, daz der [Hg. Ulrich] von Wirttenberg we[i]lend Hansen von Hutten on alles verschulden mit sein selbs handen mortlicherweis vom leben zum tod bracht und also toter gehenkt [vgl. Nr.829 [6.]].

Zum andern, so hat er denselben von Hutten in schein gn. meynung, mit im in das veld zu reiten und im in den wald nachzufolgen, erfordert und in solicher gn. und vertreulicher erzeigung, wie obstet, erwürgt, getodt und erhenkt.

Zum dritten, so hat er sein erber gemahel [Hg.in Sabine], die von solichem adl und der grössten freuntschaft in teutscher nation ist, in vil weg smechlichs gehalten [vgl. Nr.829 [6.]].

Zum virten ist [er] des nit gesettigt gewesen, sonder hat sy [nicht] ordinariis gehalten und ir getroet zu slahen, wann sy sein unschicklicheit geret und widersprochen hat.

Zum fünften, so hat er sy umb solichs ain- oder zwaymal hart geschlagen.

/164b/ Zum sechsten, so hat er ir zu troniß [= als Drohung] mer dann ainmal das swert, damit er den von Hutten erwurgt, bei seinem slafpet gezeigt.

Zum sibenden und achten hat man ir weiter beswernus aus irn zweyen clagen vor uns [Ks. Maximilian]in recht eingefürt, auch vernomen.

Zum neunten, so hat er und noch vil mer die seinen uns, auch unsern zweyen vettern, den Ff. [Wilhelm und Ludwig] von Baiern, und Mgf. Casimir von Brandenburg schmechlich und verachtlichen nachgeredt, als dieselben von Baiern der Hg.in, irer swester, person auf solich übeltat von im erledigt und darnach wir und Mgf. Casimir mit den unsern sy zu irer mutter [Ehg.in Kunigunde] und an ir gewarsam belait haben, das doch gotlich, natürlich und billich beschehen.

Zum zehenden, so hat er wider uns und die genannten Ff. in unsern und irn landen ain straifend rot aufgericht und straift noch teglich ausserhalb seines landes, das doch unleidenlich gewesen und noch ist.

/165a/ Zum eynliften, als auf solichs alles die gedachten Ff. von Bairn und die von Hutten mit irn verwanten den von Wirttenberg haben uberziehen und bekriegen wollen, hat er uns durch sein und seiner landschaft sendpoten, ungeverlich bis in XX personen, auch durch ander sein freund unterteniglich bitten lassen, in vor solichem krieg zu verhüten, mit dem erbieten, das er alles daz tun well, daz wir in haissen werden. Darauf haben wir ime zu gnaden den krieg by XIIII tagen aufgehalten, aber er ist zulest desselben seins erbietens und zusagens zuruckgefallen und hat uns gn. handlung und bevelh verächtlichen abgeslagen. Dardurch sein wir bewegt worden, mit der strenge des rechtens gegen ime furzefarn und haben in mit gutem grund in unser und des Reichs acht und oberacht erkennt und erclert [vgl. Nr.823, Anm. 2]. Und da wir derselben acht als röm. Ks. und ordenlicher richter zu volstreckung urteil und rechtens anhengig sein und den krieg haben wellen angen lassen, hat er uns durch die obgemelten abermals umb gnad bitten lassen, mit hohem erbieten, wie vor und dermassen, daz wir ime widerumb gelaubt und den krieg aufgehalten. Aber er hat ein beswerung nach der andern eingefürt und allzeit den obgereten beslus, wann der bei im zu besigelung /165b/ hat sollen komen, verendert. Dardurch wir im ein rachung ungeverlich nach allem seinem willen machen und also seine veind mit irm kriegsvolk ein merklich gelt vergebenlich haben verzeren müssen. Daraus uns und allen unsern treflichen räten gros spot und verachtung erwachsen ist.

Zum zwelften, daz alles unangesehen hat er von stund angefangen, solhen tractat1 uber sein bewilligung und hohe verschreibung zu brechen und im selbs ein regiment aufgericht und mit denselben regenten etlich der seinen, die zum friden geneigt gewesen sein, gefangen, gepeinigt und einsteils vom leben zum tod richten lassen.

Zum XIII., so hat er daz gelt, so Ludwigen von Hutten laut desselben tractats hat volgen sollen, selbs eingezogen und verswendet. Dardurch er das nit mer bezalen mag und behilft sich dagegen wider uns ungebürlicher und unwarhafter bezicht.

Zum XIIII., so hat er unsern und des Reichs Gf. [Ulrich] von Helfenstein sein slos verprennt [vgl. Nr.818, Anm. 3].

/166a/ Zum XV., so hat er Dietrichen von Spet seine slos und güter verprennt, damit er in unserm schirm, auch einsteils von unserm haus Osterreich belehent ist [vgl. Nr.720, Anm. 2].

Zum XVI., als er den gemelten tractat prechen wellen hat,[hat er] zu Frankreich umb hilf geschickt, mit dem erbieten, derselben cron mit seinen landen und leyten wider uns und daz hl. Reich ewiglich zu dienen und anzuhangen.

Zum XVII. haben wir glaublich kuntschaft, daz er zu den Aidgenossen und dem [Franz] von Sickingen gleicherweis umb hilf wider uns gesandt hat.

Zum XVIII., als wir des Reichs stenden itz zu Meinz die warheit wider den von Wirttenberg haben anzeigt [vgl. Nr.757 [5.] – [8.]], hat er darauf denselben stenden wider uns und unser rete libellum diffamosum alienum omni veritate [Nr.823] zugesandt und will sich mit seinem anhang als ein vertorben, verzweyfelt volk wider uns und daz hl. Reich zum krieg schicken und richten.

[2.] /166b/ Aus solichem allem mag meniklich ermessen, ob wir zu der gegenwer und solich ubeltaten zu strafen und hinfur zu verhüten nit gedrungen werden, dann wo wir darin stillstuenden, wurden zulest wir und daz hl. Reich von im übereylt, dann stund und zeit ist ungeleich und wurden wir und alle die, so im widerwertig sein, des velds und vorstreyts beraubt. So hilft auch an im seiner obgemelten ungelaubigen handlung halben weiter kein slechte rachung und vor den, die brief und sigl nie gebrochen haben, wer er seiner person, land und leyt sicher, aber herwiderumb nit wir noch alle seine widerwertig, auch in der gemein daz ganz hl. Reich, wo er ander nation wider uns bewegen mocht. Darumb spricht der weis „principiis obsta“, dann so haben auch Frankreich, Eidgenossen und Sikinger im alle hilf abgeslagen.

So hat er sich auch in dem letzten tractat, zu Augspurg und Blaupeuern gemacht, begeben und verpflicht, wo er den verpreche, das alle sein untertanen irer erbpflicht von ime ledig und er widerumb in unser und des Reichs acht und aberacht und ander swer straf und pueß remediert und gefallen sein soll.

[3.] /168a/ Auf diese antwurt [liegt nicht vor] hat ksl. Mt. durch maister Hansen Renner reden lassen, ir Mt. maynung wer nit gewest, wie es dy Ff. verstanden, dann ir Mt. poste [= lege] nit vil auf den [Schwäbischen] pund. Ir Mt. hette den anschlag auf den funfzigisten man gemacht. So der pund denselbigen schickte, würde es unverlich dy fünftausent man erraichen. Aber ir Mt. vermainte, den pund in dy hilf zu bewegen.

[4.] Zum andern hett ir ksl. Mt. sy, dy drey Ff., etlich tag vor zuekunft der pundsstend alher erfordern lassen, sich mit ine zu underreden, wie dy sach wider Wirtenberg anzufahen were. Darauf ier Mt. gn. begeren, das sy sich zu ier Mt. verschrieben und verpinden wolten, getreulich zusamenzusetzen, dy ungehorsam des von Wirtenberg helfen zu strafen und sich ausserhalb ier Mt. und kainer on des andern willen und zuegeben mit Wirtenberg nit zu vertragen. Desgleichen wollen sich ir Mt. gegen den Ff. auch verschreiben, und so die verschreibung aufgericht, alsdann sy all mitainander ratschlagen, dy anschleg, zum kriegshandel gehörig, zu machen.

[5.] Darauf dy Ff. ainen bedacht genumen und nachgemelt antwurt [liegt nicht vor] irer Mt. schriftlich zuegestelt.

[6.] /169a/ Nach obbemelter antwurt hat Renner in namen ksl. Mt. den Ff. muntlich enteckt, röm. ksl. Mt. hette sich dieser antwurt nit versehen, wolt auch dyselbig fur kain antwurt annemen, sunder sich noch versehen, sy würden irer Mt. das gn. begeren der pundnus und verschreibung halb nit abschlagen und ferner auf des punds und reichsstend nit waigern, dann ir Mt. hette ir ftl. Gn. als die vertrauten Ff. darumb etlich tag zu sich erfordert, den handel zu beratschlagen, ain pundnus und verstand, auch anschleg zu machen, dann Wirtenberg hette ksl. Mt. hart geschmeht und iniuriert gegen dem pund und reichsstenden. So dorft ir Mt. nit sicher fur ain tor an das waidwerk hinausreiten. So hett er den ksl. vertrag vilfeltiklich geprochen mit Hutten, Spet und sunst. Ir ftl. Gn. solten auch bedenken, das ksl. Mt. nit allain, sunder ir Gn. und derselbigen schwester [Hg.in Sabine] von Wirtenberg hoch geschmecht, und dy sach betreff am maisten ir ftl. Gn., dy dann ksl. Mt. in dy sach pracht hetten. Demnach solten ir Gn. dy ksl. Mt., dy von irer Gn. wegen dareinkumen, nit verlassen und dy verschribung [für ein] puntnus nit abschlagen.

Darzue hatt ksl. Mt. etwovil hitzig wort gegen obberurte Ff., villeicht aus bewegtem zorn, geredt, als ir ftl. Gn. wissen, unnot hierin zu melden.

[7.] Auf solichs alles haben dy Ff. ainen bedacht genomen und abermals an ksl. Mt. schriftlich antwurt [liegt nicht vor] geben, wie hernach geschriben ist.a

Diese antwurt hat ksl. Mt. zu dank und gn. gefallen angenummen, mit gn. begeren, dy sachen bey den stenden des punds treulich zu furdern. Das wolle ir Mt. in sundern gnaden gegen ine erkennen. Actum Augspurg erichtag post Jacobi Ao. 1517.

Nr. 1036 Ks. Maximilian an die Versammlung des Schwäbischen Bundes in Augsburg – Augsburg, 31. Juli 1517

[1.] Ablehnung des Angebots einer Vermittlung (zwischen ihm und Hg. Ulrich von Württemberg); [2.] Bereitschaft zu einer Verständigung nur nach vorheriger Zusage einer Hilfe des Bundes.

München, HStA, KÄA 1864, fol. 171a u. b, Kop.

[1.] /171a/ Röm. ksl. Mt. etc., unser allergnst. H., hat gemainer versamlung des punds zu Swaben antwurt [liegt nicht vor] auf irer Mt. ansuchen und begern ainer hilf halben, zu nechstgehaltnem pundstag Johannis baptiste [24.6.17] an sy beschehen [Nr.1027], auch auf die wirtembergischen schriften vernomen. Und als dieselb ir antwurt auf solich maynung lendet, sover es irer ksl. Mt. nit widerig oder mißfällig wär, als auch gemain stend in undertenigkeit bitten, das sy sich nach irer ksl. Mt. rat und gutbedünken gern in die sachen schlahen und die understen wolten, nach billichait und wie sich gebürt zu vertragen und hinzulegen etc., wiewol die ksl. Mt., solich ainer versamlung antwurt, bitt und erbieten zu guetlicher handlung getruer, erberer und beweglicher maynung beschehen sein, gnediglich versteet, so mag doch ir Mt. dieselb dieser zeit nit zu benugen annemen, aus den ursachen und nach gestalt der sachen, so ir ksl. Mt. der versamlung gestern [30.7.17]in ainer schrift [liegt nicht vor] ubergeben hat. Dann soll ir ksl. Mt. allain kriegen, so gedenkt auch ir Mt., selbs ain rachtigung zu machen, wie die irer Mt. gefallen und begegnen mag, umb irer Mt. gelt und mit rat derjenen, so irer ksl. Mt. darzu helfen werden.

[2.] /171b/ Wo aber die stend des bunds irer ksl. Mt. auf irer Mt. begern helfen wollen, als sich ir ksl. Mt. noch ungeweyfelt zu inen versehen will, sy auch zu tun schuldig sein. Und das ir Mt. derselben hilf und auf was zeit die berait sein mag, gewiß ist, so will ir ksl. Mt. mitler zeit mit irem und ander rat gern alle mitl suchen, furnemen und volgen, dardurch die sachen one schwertschleg gericht und irer Mt. und dem hl. Reich, auch loblichen pund ain eerlicher, sicherer vertrag gefunden werden mög. Darauf begert ir ksl. Mt. der versamlung gut, unabschlegig antwurt. Datum Augspurg am letsten tag Julii Ao. etc. XVII.1

Nr. 1037 Ks. Maximilian an die Versammlung des Schwäbischen Bundes in Augsburg – Augsburg, 3. August 1517

[1.] Erneute Ablehnung des Vermittlungsangebots des Bundes im Konflikt mit Hg. Ulrich von Württemberg; [2.] Bewilligung einer Bundeshilfe als unbedingte Voraussetzung für die Vermeidung eines Krieges.

München, HStA, KÄA 1864, fol. 173a–174b, Kop.

[1.] /173a/ Die röm. ksl. Mt. hat disen morgen von den verordenten gemainer versamlung des punds vernomen ir weyter erbieten und bitt zu guetlicher underhandlung gegen dem [Hg. Ulrich] von Wirtemberg, dergleichen sie vor kurzen tagen durch ir schrift auch getan haben. Wiewol nu ir ksl. Mt. gnaigt were, der versamlung in allem dem, so irer Mt., dem hl. Reich und gemainem bund leidenlich, eerlich und deshalben möglich sein möchte, zu willfaren, wiewol auch ir ksl. Mt. in dieser sach, wo sy zu guetlicher handlung kommen sol, dhein scheuhen, sonder gn. trauen und glauben zu der versamlung und sondern stenden des punds hat und tregt, so ist doch solich ainer versamlung begern noch unzeitig und nit allain ksl. Mt. unleidlich in ansehung derzeit merklichen uncostens, so ir Mt. mit irer Mt. beraytem kriegsvolk zwischen solcher gütlichen handlung und aufzug der sachen verlieren muß, sonder auch gemainem pund zu der gütigen handlung, wo die furgenomen werden solt, unfruchtpar und nachtailig und in allweg nichts wer, gütlich zu taidigen mit unwerhafter hand, dann daraus würde der von Wirtemberg und sein anhang mer gesterkt und maynen, yderman hett sorg und vorcht gegen inen, welche not es doch von Gots gnaden umb die ksl. Mt. noch nit hat.

[2.] /173b/ Man spricht aber nach der schrift oder gemainem wort: Si vis habere pacem, prepara bellum. Ob ainer frid haben will, der berait den krieg. Darumb, mit einer reputaz und dapferkait zu guetlicher handlung zu komen und einen guten, bestendigen friden zu erlangen und zu versichern, so ist not, das ksl. Mt. und diejen, so die sach belangen will, das ist das Reich und der pund, mit irer Mt. gefasst sein zum krieg und nachvolgend den friden suchen. Dann gütlich underhandlung und taiding zu leiden und nit zu wissen und ungewiß zu sein, so der von Wirtemberg nit zu billichen, nottürftigen wegen bewegt und gebracht werden möchte, ob alsdann die ksl. Mt. zu der tat hilf gegen im haben möchte oder nit und von yetz an zwischen der zeit und verzogener guetlicher handlung ungewiß und in obberürten schweren uncosten zu sten und sich stets also mit schimpf umbziehen ze lassen, wie vor auch beschehen, ist ksl. Mt. nit leidlich, auch nit gemaint und durch nymand zu raten. Und dorumb, so ir ksl. Mt. bewilligung des punds hilf ye nit haben oder gewiß sein möchte, daran doch ir Mt. noch nit zweyfeln will, so würd ir Mt. gedrungen, irer Mt. und derselben verwandten /174a/ selbs einen friden und rachtigung durch gütlich handlung oder mit dem schwert nach irer Mt. gelegenhait zu suchen. Daraus dannocht zu sorgen volgen möchte, das die stend des Reichs und punds, sonderlich die den sachen gelegen sein, on schaden und nachtail nit entgeen möchten. Wo aber die ksl. Mt. ytzo bewilligung der hilf und auf was zeit dieselben berayt und gewiß sein mag haben, so ist ksl. Mt. willig und mag wol leiden, das die stend des punds und ander, so die sachen trulich mainen, gütlich underhandlung furnemen, mitl und weg suchen, dardurch die sachen also gütlich hingelegt, das ain guter, bestendiger und sicherer friden begriffen und aufgericht wird, der auch, so ir Mt. mit hilf gefasst, gewiß sein mag. Aber one die hilf nit zu hoffen ist, und summarie, so ksl. Mt. des punds bewilligung irer hilf haben und gewiß sein, so mag frid werden, wa aber das nit, so ist der krieg vorhanden. Darumb beharrt ir ksl. Mt. nochmals auf irer Mt. notturftigen maynung, nemlich, das ir Mt. die stend und versamlung ernstlich ansucht und begert, in ansehung irer Mt., des Reichs und gemains punds obligen hilf zu bewilligen, damit /174b/ ain friden in der güt oder mit der tat zu erlangen. Datum Augspurg am dritten tag Augusti Ao. etc. XVII.

Nr. 1038 Replik Ks. Maximilians auf die Antwort der Versammlung des Schwäbischen Bundes in Augsburg – Augsburg, 8. August 1517

[1.] Zurückweisung der Berufung des Bundes auf den (Mainzer) Reichstag; nochmaliges Hilfeersuchen (gegen Hg. Ulrich von Württemberg); [2.] Die Brandattacke gegen Dietrich Spät als Nebenaspekt des Konflikts mit Hg. Ulrich; [3.] Verpflichtung des Bundes, den Angriff Hg. Ulrichs auf die ksl. Ehre abzuwehren; Drohung mit dem Entzug der Unterstützung für den Bund in wichtigen Bundesangelegenheiten.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei, A-Laden, Akten, A 123 Nr. 10, Prod. 14, Kop.

[1.] Röm. ksl. Mt. etc. hat der stend und versamlung des bunds antwort vernomen und mag derselben nit zufriden sein, tregt auch der pillich grosse beschwerung und gibt inen weiter zu versteen, das ir ksl. Mt. nach irer Mt. und des hl. Reichs notturften der stende und versamlung waigerung und verzug auf des Reichs versamlung nit leiden mag, sonder ir Mt. ersuecht die stend des bunds nochmals umb ir hilf, dieselben itzo zu bewilligen von des Reichs wegen, dieweil sie hie in der versamlung und die sein, so den sachen gesessen und derhalben meer dan ander in sorgen sein müßen und den schaden wenden und furkomen mogen und nit der gestalt, als ob sie ainig helfen sollen, sonder die ksl. Mt. tut daneben das gemain aufgepot im Reich und ersuecht meniglich, nymant ausgesondert, umb solich hilf, wie man ir Mt. in disem schweren fall zu tun schuldig ist. Darumb beturfen die stend des bunds mit irer bewilligung auf des Reichs versamlung nit waigern noch verziehen. Es werden auch die andern stend des Reichs auf ksl. Mt. aufpot auf die hieigen auch nit waigern noch verziehe[n]. Darzu hat die ksl. Mt. die stend des Reichs nit von des aufgepots, sonder von des rechtens wegen gegen dem [Hg. Ulrich] von Wirttenberg und anderer genotiger des Reichs hendl halber here beschriben. So will ir ksl. Mt. die bundstend, umb das sie die ersten und gehorsam sein, gegen den andern reichsstenden wol verantworten und on entgeltnus halten.

[2.] // Item das die ksl. Mt. den bundsstenden furgehalten hat die ursach Dietrich Speten halb, das er verprent1 und dardurch ir ksl. Mt. an des haus Osterreich lehen belaidigt, das ist nit irer ksl. Mt. principal, sonder ain klain, dem haubthandl ain zugetune ursach.

[3.] Ir Mt. maint und suecht auch nit, das die stend des bunds nach dem puchstaben der bundsverainigung handlen noch irer Mt. in kraft derselben ein hilf judicirn und erkennen oder nit, sonder dieweil offenlich am tag und waer ist, das der von Wirttenberg ir ksl. Mt. an irer Mt. person hochhait, eer und glympf zu verletzen unterstanden, desgleichen dem vertrag2 widerstreben wollen und darumb nach dem vertrag wider die ksl. Mt. in Frankreich und der Aidgnosschaft mit ungepürlicher obligacion und erpieten umb hilf geworben hat. Daraus, wo im die gedeyhen mugen, die ksl. Mt. und daz Reich all augenplick mutwillen und aufrurer von im gewarten und leiden muessen hetten, zudem, das er auf heutigen tag ksl. Mt. gericht und recht, auch der execucion des gütlichen vertrags, wiewol er mit worten, denselben gehalten ze haben und noch zu halten, ausgibt, aber mit den werken widerfochten hat und das noch tut und anders dan mit gewalt zu pillichait und sicherm vertrag nit zu pringen ist. // Dem allen nach behart die ksl. Mt. noch auf irer Mt. vorigem ernstlichem ansuechen und begern umb bewilligung der stend des bunds hilf, principaliter als von des Reichs stenden und daneben auch in bedacht des haus Osterreich, und wartet also der versamlung weiter unverzogenlicher guter antwort. Dan solten sie ir ksl. Mt. itz mit bewilligung solicher irer hilf verlassen, woe belib dan irer ksl. Mt. hochait, eer und glympf, daran ir Mt. von dem von Wirttenberg offenbar, beschwerlich und unbillich angetast ist? Item woe bliben dan der stend des bunds als untertanen des Reichs aidpflicht, so sie irer ksl. Mt. getan haben, nemlich irer Mt. hochait, person und eer zu defendiren und zu beschirmen? Und bedünkt die ksl. Mt. noter und pillicher sein, solich irer Mt. als röm. Ks., H. von Osterreichs und bundsverwanden hochait, eer und glympf helfen zu beschyrmen, dan das sich der bund etwoe umb gering sachen, zeitlich gut betreffend, mit erkantnus irer hilf bekümert, bemüet und in costen füret oder füren will. // Und darzu, woe sie ir ksl. Mt. je verlassen wollten, des sich ir Mt. noch nit versehen will, so wirt ir Mt. geursacht zu gedenken, wie sie ir Mt. als röm. Ks. und H. von Osterreich, der treffenlichisten glider ains des Reichs, itz verlassen hetten, das ir Mt. ain ander mal, so dem bund samet oder sonderlich not begegnen würd, irer Mt. hilf auch an sich zu halten und etwan irer Mt. gewalttrager im bund auflegen, in irn noten auch aufschub zu machen. Geben zu Augspurg am 8. tag Augusti Ao. etc. im XVII.

Nr. 1039 Antwort Ks. Maximilians auf die Erklärung der Versammlung des Schwäbischen Bundes in Augsburg – Augsburg, 12. August 1517

[1.] Verpflichtung der Bundesstände zur Hilfeleistung (gegen Hg. Ulrich von Württemberg); [2.] Nicht existente Gefahr einer Spaltung der Reichsstände; [3.] Hoffen auf spätere Einsicht der Bundesmitglieder; [4.] Seine Bereitschaft zur Stellung zusätzlicher 1500 Berittener und 5000 Fußknechte; [5.] Aussicht auf einen Stillstand mit Franz von Sickingen.

München, HStA, KÄA 1864, fol. 175a–176a, Kop. (p.r.p.s.).

Inhaltsangabe: Scholzen, Franz von Sickingen, S. 105f.

/175a/ Röm. ksl. Mt. hat der stend und versamlung des bunds antwurt aber vernomen und gibt inen daruf zu versteen

[1.] Wiewol sy melden, wie sy irer ksl. Mt. hievor redlich und beweglich ursachen angezaigt haben, darumb sich nit gezymen oder fugen woll, und was nachtail und verhinderung es allenthalben bringen und geperen würd, wo in solichem fall hinder und ausserhalb gemainer reychsstend ainicherlay sollt beschlossen oder bewilligt werden, so hat sy doch ir ksl. Mt. (die solh sachen auch versteet) mermals erinnert gnugsamer ursachen und bewegnuß. Derhalben sich nit allain wol gezymen woll, sonder sy auch schuldig, darzu ir notturft am fuglichsten sey, irer Mt. hilf zu bewilligen, und wo das nit beschehen sol, was nachtail aus demselben und nit aus dem, so sy irer Mt. der hilf bewilligen, volgen werd. Die ksl. Mt. hat sy auch sonderlich vertröst, das inen ir bewilligung gegen andern reychsstenden unverweislich und on nachtail sein sollt. Darin wollt inen ir Mt. guten glauben halten.

[2.] Dann, uf das sy anzaigen, das die Kff. und Ff., desgleychen prelaten, Gff. und Hh., auch die stett des punds ir botschaften uf dem reychstag zu Mainz haben, deshalben sich nit fugen wolle, das die stend des Reychs vonainander gesondert würden, daruf hat die ksl. Mt. den stenden vor auch zu versteen geben, das sy durch irer Mt. ansuchen nit gesondert werden, sunder was sy hie tun, das sollen und werden die andern stend auch tun,/175b/ dann ir ksl. Mt. uf das recht, so ir Mt., gegen dem [Hg. Ulrich] von Wirtenperg von neuem anzesetzen, bedacht hat, das gemain ufgepot ausgeen lassen wollt. Deshalben hett ir Mt. gemaint, die stend hie als die, so die sach am höchsten berürt, sollten sich gehorsam halten, ksl. Mt. und ir selbs obligen von dem ersten schaden zum besten helfen zu wenden, dann auch die wetterzeyt und -tag [= Zeit mit gutem Wetter]bishere kain ander mittel erleyden mugen haben, den von Wirtemperg zu pillichait zu pringen, dann die weg, so inen ir Mt. bishere furgeschlagen hat.

[3.] So aber die stend die sachen anderst und pas weder [= als] ksl. Mt. versteen wollen, so will sy ir ksl. Mt. lenger nit ufhalten, sonder irer Mt. abschid mit inen nemen, solicher mainung, das sy sich uf die hie geübt handlung bas bedenken, und so sy ir ksl. Mt. hienach in notturften irer Mt. person, eeren und glimpfen, auch des hl. Reichs und punds beschwerung und geverlichaiten zu tragen oder mit irer hilf weyter erfordern würdet, das sy sich daruf gehorsam beweysen und halten.

[4.] Doch mag inen ir ksl. Mt. noch weyter nit verhalten, das ir ksl. Mt. merkt, wie die versamlung und stend des punds irer Mt. in des von Wirtemperg handel so widerwärtig fallen und begegnen. Gedenkt ir Mt., es sey ursach, das sy des von Wirtenperg macht und dürstigkait [= Frechheit, Kühnheit] fürchten. Darumb ist ir ksl. Mt. noch weyter urputig, den pund mit irer Mt. guten freunden und gonnern zu sterken,/176a/nit allain mit den tausent pferden und viertausent zu fus, wie sich ir ksl. Mt. vor erpoten hat, sonder noch darzu mit XVc pferden und Vm zu fus, das macht in summa 2 ½m pferd und VIIIIm zu fus.

Und daruf ermant ir ksl. Mt. die versamblung und stend nit allain als pundgenossen, sonder auch als die treffenlichsten glider des Reychs, sy wollen sich noch ains pessern bedenken und yetz irer Mt. helfen, damit des von Wirtenpergs dürstigkait zu widersteen und derselben ain maß zu geben. Dann die stend raiten oder wissen nit, wie sy mit irer antwurt den von Wirtenperg in seinem pösen furnemen sterken, ksl. Mt., des hl. Reychs und teutscher nacion furnemen zu grossem nachtail.

[5.] Darbey gibt die ksl. Mt. den stenden zu erkennen, das ir ksl. Mt. gegen Franciscen Sickinger dem hl. Reych und allen sachen ze gut in handlung steet, ainen bestand dannen zu richten uf ain geraumbte zeyt. Soferr das beschicht, so haben ksl. Mt. rate bevelch, solhs den Kff., Ff. und stenden des Reychs anzuzaigen. Daruf mugen sy alsdann (soverr inen gemaint ist) ksl. Mt. halben ir kriegsvolk abfordern und anhaim verrucken lassen. Datum Augspurg am XII. tag Augusti Ao. etc. im XVII.

Nr. 1040 Abschied der Versammlung des Schwäbischen Bundes – Augsburg, [kurz nach 12. August 1517]1

[1.] Beratungen über das ksl. Hilfeersuchen gegen Hg. Ulrich von Württemberg; [2.] Letzter Appell des Ks.; [3.] Bereitschaft der Bundesstände zum Vollzug entsprechender Beschlüsse der Reichsstände.

Kop.: A) Stuttgart, HStA, H 53 Bü 90, o. Fol. (aus den Schwäbischen Bundesakten der Rst. Esslingen); B) Wien, HHStA, RK, Maximiliana 37 (alt 30b) Juli-Aug.1517, fol. 92a–95b; C) München, HStA, KÄA 2014, fol. 120a–122b.

Spätere Kop.: Stuttgart, HStA, J 9 Bü 6, Prod. 58 (aus den Schwäbischen Bundesakten der Rst. Esslingen).

Regest: Klüpfel, Urkunden, S. 149f.

Inhaltsangabe: Scholzen, Franz von Sickingen, S. 106.

Abschid des gemainen bunds versamlungtags, so auf St. Jacobs, des hl. merern zwölfpoten, tag Ao. etc. XVII [25.7.17] gen Augspurg furgenomen worden ist

[1.] Auf röm. ksl. Mt., unsersa allergnst. H., ansuchen und begern des 50. mans halben, auf nägstverschinem bundstag Johannis baptiste [24.6.17] hie zu Augspurg inhalt irer ksl. Mt. schrift [Nr.1027], dazumals der versamlung des bunds übergeben, auch nachvolgend auf disem bundstag umb bewilligung des Reichs hilf wider Hg. Ulrich von Wirtenberg beschehen, haben sich mein gn. Hh., di Ff., und gemaine versamlung des bunds mitainander underredt, die sachen nach dem vleissigisten erwegenb und beratschlagt, und nach etwan vil schriften, so von ksl. Mt. soliches irs ansuchens und begern halben den stenden und versamlung des bunds und herwiderumb von denselben stenden und versamlung irer ksl. Mt. antwortweise ubergeben sein, ist die sach im beschluß dahin gehandlt und gepracht laut nachvolgender zwaier schriften. Die erst von ksl. Mt. den pundstendenc und die ander irer ksl. Mt. von dend stenden uberantwurt.

[2.] // Und volgt soliche ksl. Mt. letstee schrift hernach: [Folgt Nr.1039].

[3.] So laut der stende und versamlung des bunds beslussantwort also: // Der röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., gesterig übergeben schrift haben die stend und versamlung des bunds in aller undertäniger gehorsam entpfangen und vernomen. Und dieweil ir ksl. Mt. darin anzaigt, das ir ksl. Mt. die stend und versamlung des bunds lenger nit aufhalten, sonder irer Mt. abschid mit inen nemen wollen etc., soliches gn. abschids sein die stende und versamlung des bunds undertäniglich dankbar, des undertänigen erbietens wie vor, so die stend des Reichs versamelt werden, das die stend des bunds, dem Reich verwandt, alles das, so seiner Mt. zu gn. gefallen, eer und wolfart komen und erspriesslich sein möcht, mit höchstem und undertänigistem vleiß furdern und das, so durch des Reichs stende beschlossen werd, getreulich volziehen helfen wollen, in aller undertenigkait bittend, ir allergnst.f H. zu sein und sy gnediglich bevolhen zu haben. Begern sy umb ir ksl. Mt. als irn allergnst. H. in aller undertänigkeit zu verdienen. […]

Anmerkungen

1
 Am 11. Juli 1517 (sambstag nach Kiliani) antwortete Mgf. Kasimir, er sei bereit, zum Ks. zu kommen. Sollte sich seine Ankunft aus merklichen gescheften und sachen, die mir obligen, um zwei oder drei Tage verzögern, bitte er um Nachsicht. Nürnberg, StA, Ft. Ansbach, Fehdeakten Nr.267, Prod. 46, Konz.
1
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 3.
a
 Am Rand daneben: Dy lest schrift.
1
 Zu den Bemühungen Ks. Maximilians auf der Augsburger Bundesversammlung Ende Juli 1517, den Schwäbischen Bund für einen Konfrontationskurs gegen Hg. Ulrich von Württemberg zu gewinnen, vgl. Carl, Der Schwäbische Bund, S. 204f., 227.
1
 Siehe Nr.720, Anm. 2.
2
 Vertrag von Blaubeuren vom 22. Oktober 1516. Siehe Nr.757, Anm. 3.
1
 Die Datierung ergibt sich aus Nr.1039.
a
 B meins.
b
 B bewegen.
c
 Ergänzt aus B, C.
d
 B, C denselben.
e
 B, C fehlt.
f
 B gnst.