Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.) 1.

B  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen 329, fol. 34r–35r und 38v (Konz., Fragm.).

C  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Reinkonz., Fragm.); AV: An ain erbern rhat zu Nördlingen geschriben, 27. Junij anno 1541; 2. AV: Titula AA. Der kayserlichen geordenten colloquenten und anderer theologen relation deß colloquii, uff dem reichstag zu Regenspurg gehalten summari vertzaichnus.

D  koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Reinkonz., nur die beiden Zettel zu A).

Weß sich nach deß alten H. Hansen Werlins wegfart und, die zeit ich alhie gewest, in handlung zugetragen, hab euerer Ft. ich uff Freitag, den 23. Junij2, mit aignem botten, Steffan Baumans pruder, nach lengs zugeschriben und uff etliche sachen ferrern bericht und bevelch gepetten. Wiewol ich nun nit in zweivel sez, euere Ft. werden mich mit demselben ferrern bericht bey gedachtem botten nit uffziehen, so ereugen sich aber die sachen dermassen, das ich habender instruction nach, die fernere handlungen an euere Ft. mit aigner bottschaft ze schreiben, fur nothwendig geacht hab. Dann alß desselben Freitags, da der alt herr von dannen verruckt, die protestierenden stend zu einnemung deß gehaltnen tractats relation morgens frue zu 7 horn ansagen lassen, hat alsbald desselben abends auch deß reichs marschalck allen stenden widerum zu rhat gesagt. Also ist erstlich desselben Sambstags, 25. Junij, die relation in beysein aller religionverwanten stend, auch aller derselben theologen und der dreier, so zu dem colloquio von ksl. Mt. verordent gewest sein, furgenommen und dem ain anfang geben, auch nachmaln continuirt worden, wie ab der schriften hieneben mit AA zu vernemmen3.

Sovil dann die turckenhilf belangt, sein uff gemelten Sambstag churfursten, fursten und alle reichsstend auf ksl. Mt. pallatium ervordert. Allda hat die kgl. Mt. zugegen vor ksl. Mt. und allen stenden furpracht und die ksl. Mt., Kff., Ff. und stend zum freuntlichsten pruderlich, vleissig und gnedigklichen der obligenden, beschwerlichen noth erinnern und doruff bitten und begeren lassen, die hievor gepettene turckenhilf alsbald furzenemmen, zu berhatschlagen und zu laisten, dann ain tag, ja auch ain stund zu lang gebitten wer, darinnen die hilf a verzogen wurd–a, mit erzelung, weß ir kgl. Mt. teglich anlangte und, dieweil zu vermuten, das der Turck, ob er gleich deß orts abgetriben wurd, leichtlichen nit außpleiben möcht, das demnach die eylende hilf b fur sich selbs und allain–b uff kunftig zeit wenig erschießlich, sonder es musste auch zuer schiffung und kriegsrustung zu wasser ain sondere hilf und dann zum dritten ain behärliche hilf bestendigklich berhatschlagt und gelaist werden. Und damit man dann desto ehe zur sachen thun und kommen möcht, so hett ir kgl. Mt., doch nit in maynung, den stenden darin ainich maß zu geben, disfals ir bedencken in schrift verfassen lassen, das sy inen, den stenden, damit offentlich furlesen lassen wöllt, wie alsbald vor der ksl. Mt. und den stenden beschach, lautend wie ab der schrift hieneben [Nr. 181], mit G bezaichent, zu vernemmen. Dieweil nun doruff von der ksl. Mt. c und den stenden durch kgl. Mt. –c alsbald antwort ervordert ward, mussten sich alle stend von stund an underainander dernhalb berhatschlagen (gleichwol der strittigen sessiond halb ganz abgesönderter weiß). Aber dieweil e der handel dannoch wichtig und–e der kgl. Mt. bedencken etwas in zimlicher lengin, so kunten die stend in sollicher eyl nit schliessen, sonder begerten deß koniglichen furhaltens und furgeleßnen bedenckens abschrift, dorinen wollten sy sich zum furderlichsten ersehen und one alles verziehen unverweißlich antwort geben. Das ward also zugelassen.

Alsbald desselben Sambstags nachmittags giengen die protestanten und derselben religion verwanten fursten, grafen und stett widerumb zu rhat, hielten der furgehaltnen furschleg halb nothwendige berhatschlagung und, alß sich aber die sachen desselben nachmittags nit aller ding concordirn oder vergleichen lassen wollten, sonder etliche stend, sonderlich die fursten neben etlichen stetten f umb vorsteender noth willen, damit durch unsere lang, beherrlich streiten und widerwillen der Turck nit einprechen kunth–f, die eylende hilf one all condition und anheng zu willigen, vermainten, etliche aber bedachten, wo man izt g biß uff die beherrliche hilf–g die eylende hilf one vorberedten friden und camergerichtsabschaffung willigen sollt, das es dann villeicht langsam zu denselben beeden stucken gelangen möcht, und ist der sachen derhalben biß zu dem volgenden Sontag uffschub geben worden.

Desselben Sontags [1541 Juni 26] vormittags ist ferrers nit dann uff ainen ausschuß gerhatschlagt und also von allen protestierenden fursten und idem besonder ain rhat und dann von allen religionverwanten stetten sechs bottschaften, nemlich Straßpurg, Nurmberg, Augspurg, Franckfurt, Costentz und Ulm verordent worden, desselben nachmittags die sachen uff vorige berhatschlagung ferrer zu bedencken und furter den stenden furzepringen.

Und sein desselben vormittags abermals alle stend uff ksl. Mt. pallatium ervordert worden und inen von der kgl. Mt. etliche dreyerlayh neue zeitungen, so irer Mt. uff ainen tag per postam zukommen, furlesen lassen4, und, dieselben abzeschreiben, vergonnt worden, mit bitt, derhalben die eylende hilf zu befurdern, die hieneben bey den buchstaben I, K und L zu sehen ist, i welche ich gleichwol sampt den schriften mit G und H hieoben teglichen rhatgangs halb wie ander stett bottschaften durch ains andern hand hab schreyben mussen–i.

Desselben Sontags nach mittemtag hat sich auch Gf. Ludwig von Otingen der älter von sein und seins pruders, Gf. Carls, wegen bey disen stenden angezaigt und gepetten, sy beede in disen sachen, sovil die religion belangte, mit eintzenemmen und in handlung einkommen zu lassen, mit hochem erpietenj etc. k Aber seinen Gn. –k ist dißmals uffzugig antwurt gefallen.

Morgingen Montags, den 27. Junij, ist der ausschuß zu rhat gangen, die vorgehabte handlung berhatschlagt und in ain vergriff gestellt, nachmittags auch die fursten und stende, diser religion verwant, zu abhörung desselben vergriffs ervordert worden. Alß aber derselb abermals nit iderman annemlich sein wöllen, sonder ainer den, der ander ainen andern bevelch von seinen hern und obern furpracht, ist sollicher mengel zum thail vergleichung geschehen, die uberigen aber sein durch das gemehrt furtgangen und dem ausschuß bevolhen, den gestellten vergriff doruff zu verendern, wie auch beschehen.

l Es ist auch domals Gf. Ludwig von Oting von sein und gemelts seins pruders wegen inmassen wie Sarbrucken, Nurmberg, auch euere Ft. und andere, der religion halb bey den handlungen ze sizen, diß tags mit einhelligem rhat zugelassen–l.

Volgenden Afftermontags, den 28. Junij, vormittags ist disen stenden die gestellt schrift wider furgelesen und uff beschehen ansagen von ksl. und kgl. Mt. zu abhorung der berhatschlagten antwort ain stund uff 9 uhrn vormittags ernennt und doruff ir beeder Mtt. dieselb antwort muntlich und durch derhalb überraichte schrift [Nr. 183] zur selben stund m in pallatio (unangesehen, das den andern bäpstischen stetten, die sonst allenthalben abgesondert und verlassen waren, vertröstung geschehen, das sich die stett gemainlich vonainander nit sondern wöllten)–m geben worden, wie ab derselben schrift hiebey mit H zu vernemmen.

n Welche schrift–n alsbald die ksl. und kgl. Mtt. freuntlich und gnedigst angenommen haben und derwegen durch Pfgf. Friderichen disen stenden gnedigsten danck sagen lassen, mit anzaig, o das ire Mtt. die schrift hören und, ob–o vonnöthen, so wollten ire Mtt. inen derhalb ferrer anpringen thun lassen, aber dißmals gnedigst begert und gepetten haben, das dise stend auch die beharliche hilf und sonderlich auch der strittigen religion halb furderlichen fur hand nemmen, irs thails, sovil muglich, in ain ort pringen wollten, mit erpieten etc., deß sich dise stend mit gepurendem gegenerbieten, also ze thun, auch erboten.

Desselben Afftermontags nach mittemtag ist von disen stenden die relation der strittigen religion an orten und enden die verpliben wider fur hand genommen und 7 gantzer stund darob gerhatschlagt worden, alß hieneben beim signo AA in continuatione zu sehen, die ich gleichwol umb geliebter kurtz willen nur summarie verzaichent hab.

Uff Mittwochen Sant Peter und Pauls tag [1541 Juni 29] morgens frue haben die stett der alten religion, so man die gehorsamen nennet, die andern stettbottschaften auch ervordern lassen und inen angezaigt, p sy hetten gleichwol darfur gehalten, die stett alle gemainlich sollten der ksl. Mt. mitainander antwort geben haben. Aber wie dem, so wollten sy sich irs thails hierinnen nit gern sondern und inen, den stetten, daruff nit bergen–p, weß inen von Kff., Ff. und stendenq, irer religion verwant, begegnete, nemlich, das sich dieselben chur- und fursten, auch stend ausserhalben ire, der stett, ainer antwort, der eylenden hilf halb gegen ksl. und kgl. Mtt. zu geben, verglichen und inen, den stettbottschaften, dieselben furgelesenr und vermaint, sy, die stett, sollten dieselben alsbald auch und one widersprechen angenommen haben, dero abschrift hieneben mit M [Nr. 182]. Deß hetten sich aber sy, die stettbottschaften, wie billich beschwert und den erbern stetten disen beschwerlichen und nachthailigen eingang nit machen wollen, sonder ainen bedacht und, das man sy der notturft daran auch verhören wollt, gepetten, welchs aber die andern thail nit thun wöllen, sonder ir antwort der kayserlichen Mt. in sonderhait geben. Darum und damit sy dannoch ausserhalben unserer zugewanten stett wissen und willen nichzit handelten, so wöllten sy unsere bedencken dorin vernemmen, welchermassen sy sich in antwort einlassen sollten. Also haben sich alle stett ainer antwort, so die gehorsamen oder päbstischen stett geben möchten etc., verglichen5, in schrift verfast und volgenden Donnerstags [1541 Juni 30] ubergeben worden, wie ab der schrift hieneben mit N zu vernemmen [Nr. 209].

Und wiewol nun der protestierenden stend antwort, vor der zeit den beeden ksl. und kgl. Mtt. gegeben, so haben doch der mererthail unserer verwanten stett fur gut angesehen, das wir auch mit den papistischen stetten dieselben antwort allerding (allain die anzal der bewilligten hilf außgenommen) mit underschreyben und etliche aus uns mit denselben stetten zu der ksl. Mt. auch geordent hetten, deß versehens, das es den stetten gemainlich zu vorthail und glimpf erschießlich sein sollt. Aber weil es den grossen stetten nit annemlich sein wöllen, ist sollichs underpliben. Das aber dise stett der alten religion ain geringere hilf dann wir furgeschlagen, ist ursach, das zuvor ire verwanten Kff., Ff. und stend dergleichen summa auch gewilligt hetten.

Aber uff den Donnerstag, den letsten tag Junij, vormittags haben die ksl. und kgl. Mtt. die protestationverwanten neben anderns churfursten, fursten und stenden, auch der abwesenden bottschaften abermals uff das kaiserlich pallatium vertagen lassen und inen uff ire bewilligt und gemessigte eylende turckenhilf gnedigste bschaid und antwort geben lassen und sich sonderlich die ksl. Mt. gegen disen stenden höchlich bedanckt und die unsern stende so hoch, alß sich selber angeschlagen, nit tringen wollen, sonder sie bey den 10.000 mannen zu fueß und 2.000 mann zu roß, vier monat zu erhalten, pleyben lassen wöllen. Doch dieweil die höchste noth vor augen und die sach die gröste eyl ervorderte, das man dann die condition deß fridens und rechtens dißmals biß zur handlung der beharlichen hilf beruen und es bey der suspension und hievor gewilligtem friden pleyben lassen wollt etc., nach ferrer außweisung der schriften hieneben mit O und P gemerckt [Nr. 184, Nr. 185].

Wiewol nun die stend desselben nachmittags zu berhatschlagung derselben erlangter beschaid wider zusamenbeschaiden liessen, so ward doch dieselbe vertagung retractirt, aus ursachen, das desselben tags Dr. Philipps Lang, wirtembergischer rhat, thods vergieng, den die protestierischen [sic!] fursten und stend und das ganz luterisch hör desselben nachmittags alhie zun barfussen zur erde bestetigten.

Also sein dise stend uff Freitag, den ersten Julij, zu rhat gangen und dieselben beede der ksl. und kgl. Mtt. bschaid beretenlich bewegen, aber alle artikel nit hoch bevochten, dann allain außgenommen den puncten der condition deß begerten fridens und rechtens, dann etliche stend, besonderlich die fursten, auch Nurmberg, Hall und andere der geringen stett vermainten, dieweil die begert eylende hilf in ainem so gar geringen anschlag und dann die ksl. Mt. onedas vertrostung geben und selbs fur billich ansehe, ain bestendigen friden und recht im reich uffzerichten und zu erhalten, derhalben auch ins reich theutscher nation kommen wer etc., das man dann, die merckliche obligen angesehen, irer ksl. Mt. disfalls vertrauen und derselben zu underthenigstem gefallen solliche hilf on alle condition gewilligt hett. Dann zu besorgen, wann man in aim so geringen zu hart auf die condition passirn wöllt, das man die ksl. Mt. erst t umb ains geringen willen–t zu ungnaden bewegen und mehr dardurch verschutten dann guts schaffen möcht. Die andern aber als die grossen und sonderlich die zwingler stett vermainten, es in kaine weg zu thun sein, dann, wann man izt nit zum friden kem und das cammergericht abtrib, so möcht es hinfuro schwerlich erlangt werden kunden. Dagegen aber die andern replicirten, sy trugen fursorg, so man die ksl. Mt. bey ainer so geringen hilf unsers gefallens tringen wöllt, das dann sein ksl. Mt. uns also one friden und uff dem nothknopf sizen und allain von den gehorsamen thailen die gewilligte hilf annemen wurd, biß ir Mt. gegen uns ir gelegenhait auch ersehen und, ob wol ir Mt. gegen uns mit der that nichts furnemmen, so wurd er doch dordurch das außrichten, das die aynungsverwanten stend alsdann fur und fur in rustung mit unuberwintlichem costen sizen und in sorgen steen mussten.

Also hab auch ich bey der umbfrag von euerer Ft. wegen uff mein habende instruction angezaigt, euere Ft. weren gleichsfalls gesinnt und wöllten nichts liebers sehen, dann das man frid und ainigkeyt im reich haben und erhalten möcht. Euere Ft. hetten auch daruff ire gesanten vor mir und itzt auch mich derhalben abgevertigt mit bevelch, so die sachen der strittigen religion verglichen oder aber sonst im reich ain bestendiger friden gemacht und bestetet und es der turckenhilf halb beim wormbsischen romzugs halben oder gantzen anschlag pleyben möcht, das ich dann in solliche turckenhilf von euerer Ft. wegen (doch vorbeheltlich, euerer Ft. beschwerden alsdann bey der handlung furzepringen) auch bewilligen sollt. Gleichwol hette ich darfur, wann euere Ft. gewist hetten oder vermuten kunden, das die ksl. und kgl. Mtt. ainer so geringen hilf oder anlag gesettigt gewest und das die noth und eyle dermassen vor augen und das auch andere und der mehrer thail aller reichsstend der ksl. Mt. hierin u one die condition–u willfaren sollten, euere Ft. möchten, sich alsdann villeicht fur ain arme statt von inen zu sondern, auch nit begert haben. Doch hett ich dißmals andern bevelch nit, dann wie gehört. Darumb so kunte ich daraus nit schreiten. Ich wöllte aber euerer Ft. (inmassen sich auch andere furstenrhet und bottschaften anboten) sollichs mit furderlicher bottschaft haimschreyben und hierinnen euerer Ft. ferrern bschaids gewarten. Und nachdem aber dise stend der sachen zwispältig, ist die sach dem ausschuß furter zu berhatschlagen bevoln worden.

Nun wissen euere Ft., weß ich disfalls von euerer Ft. deß fridens halb fur ain engen und gemeßnen bevelch hab, wiewol darin deß camergerichts refomation und gleichen rechts halb kain meldung geschicht. Dieweil nun doruff steet und die reden umbgeen, das der mehrer thail aller stend dise geringe eylende hilf, die hohe noth angesehen, one alle condition deß friden v oder rechtens–v bewilligen und laisten werden, dagegen aber die andern, so uff irm bevelch pleiben und one den begerten friden und abschaffung deß cammergerichts dißmals möchten also ubergangen werden, wie ich gleichwol nit aigentlich wissen kan, so waist sich euere Ft. mit ferrer, furderlicher bevelchsgebung gegen mir oder dem gesanten, den euere Ft. alher ordnen möchten, irer gelegenhait zu halten.

Dann euerer Ft. will ich auch nit verhalten, wiewol bey disen stenden gemainlich die sag ist, das nit allain die kgl. Mt., die vor dreien tagen ire esel und alle rustung uff dem wasser wider nach Wien geschickt hat, izt, sobald die reichßlehen verlihen werden (wie uff kunftigen Montag [1541 Juli 4] geschehen soll) von hinnen verrucken, sonderlich auch die ksl. Mt. innerhalb 3 wochen ungeverlich nach dem land Lutzelburg verreiten werd, so soll doch ir Mt. entlich deß gemuts sein, hat sichs auch durch Pfgf. Friderichen und irn schrift gegen allen stenden erbotten, das sein Mt. von hinnen nit kommen wöll, es sey dann zuvor ain bestendiger, guter friden im reich gemacht, dessen dann auch vast alle stend ainhellig gesint sein und gemainlich begeren. Das aber daneben die protestierenden oder aynungsverwanten stend auch ain gleichmessig recht im reich begeren, ist die ksl. Mt. und die stend auch genaigt, nemlich das ain jeder, er sey hochs oder nidern stands gegen dem andern gleichs, billichs rechtens und gepurender execution bekommen mög etc. Das thun aber die schmalkaldischen oder aynungsverwanten anderst außlegen und es dahin deuten, das man dem kayserlichen cammergericht sein jurißdition in sachen, darin sy beclagt werden, abthun und nit gestatten sollt, gegen sie umb spoliirung, entsezung, uberziehung, verstossung, vertreybung, betrangknus und dergleichen handlungen oder belestigung etc. mit recht zu procedirn, welchs aber all andere Kff., Ff. und stend nit leiden mögen noch wollen. Und zaigen dagegen an, das dasselb kain gleich, sonder ain ungleichmessig recht w und des reichs ordung und kayserlichen rechten entgegen–w sey, dann, wann man das geschehen ließ, so kunten die protestierenden nit mehr unrecht thun, wann sy schon den andern thail gar abthetenx, und darum vermaint man, wann die ksl. Mt. sollichs also zulassen sollt, das es dem andern thail gar schwerfallen und das ehe die alten religionverwanten stend gar kain hilf thun noch laisten wurden.

Demnach, gonstig gepiettend hern, dieweil ich dann hierin y irrig und nit wenig betretten–y bin, mich auch uff vorig mein schreiben lengest beschaids versehen hett und itzt bey disen schnellen und eylenden handlungen schier vonnöthen sein wöllt, alle tag aigenez botten an euere Ft. umb bevelch und bericht zu schicken, so ist mein underthenig bitt, euere Ft. wölle irer gelegenhait nach meiner herrn ainen alher verordnen und mir gönstlichen erlauben oder aber, wo es euerer Ft. gelegenhait nit wer, mich alsdann uff vorig und itzige schreyben bey disem aigen eylenden botten furderlich mit bevelch fursehen, under anderm, ob es euere Ft., unangesehen erzellter sachen, bey erster instruction pleyben lassen oder aber die eylende hilf dißmals biß auf die behärliche hilf one die angehenckte condition, wie obsteet, willigen wöllen etc. und ob euere Ft. auch neben dem friden aa bey diser eylenden hilf auch uff ain gleichmessig recht am cammergericht tringen und ob sy es auch also, wie die protestierenden versteen und haben wollen, nemlich das gegen die, so ainen entsezen ab oder betrengen sachen halben, die man izt religionsachen haissen will etc., nit sollt procedirt werden oder ob ich uff ain sollich gleich recht tringen soll, das ain ider ainen andern hochs oder nidern stands zu recht und rechtlicher volnziehung pringen mug etc., weß ich mich auch in der verraitung von dem verschinen etc. und dann uff all andere capittel und puncten der kayserlichen und koniglichen antworten gehalten mug.

Wo sich auch zutrug, das das mehrer thail der reichsstend die eylende turckenhilf dißmals one befridung bewilligen und dann die ksl. Mt. daruff wie gepreuchlich sollicher eylenden hilf halb dem mehrer nach ainen abschid publiciren lassen und daneben ainen friden bey ferrerer berhatschlagung der beharlichen hilf vertrösten wurd und aber die aynungsverwanten oder protestierenden stend dagegen abermals protestieren wollten oder wurden, ob ich dann mit inen gleichsfalls auch protestieren oder aber mit andern denselben abschid annemmen soll.

Im fall auch, da man sich deß friden halb mitainander vergliche und es sich allain an abschaffung deß cammergerichts etc. stossen und durch die protestierenden derhalb die hilf gewaigert und wider den abschid protestirt wurd, weß ich mich dann abermals darinnen gehalten mug. Deß alles wölle mich euere Ft. mit eylender bottschaft, zuvor und ehe die handlung geschlossen wurdet, berichten. Dann sollte dieselb euerer Ft. antwort abermals 8 oder 12 tag ansteen pleyben, so kunte wol verschutt werden, das sonst mit zeitigem vorrhat verhuet werden mag. Darinnen ich aber euerer Ft. nit maß geben haben, sonder will die sachen und mich euerer Ft. als derselben underthenigen, gehorsamen diner underthenigklich bevoln haben und an meinem schuldigen, getreuen vleiß, die zeit ich alhie bin, geverlichen nichzit erwinden lassen. Datum Sambstags, den 2. Julij gegen abend anno etc. 41.

[1. Zettel:] Gonstig und gepietend herrn, sovil dann die freihait der landgraben belangt, hab ich mich euerer Ft. bevelch nach zum H. Obernburger auch gefuegt, ime die copi seiner substituten handschrift geantwurt und alsbald begert, der beschwerlichen worter halb endrung ze thun. Ich hab auch alßbald die worter (sover sy deß in geprauch sein) an zwaien orten außgestrichen, deßgleichen auch das wort ‚unnachthailigen graben‘ geendert und darfur gesezt ‚ain zimlichen und bey andern stetten gepreuchlichen landtgraben‘. Daruber hat aber Obernburger weder nain noch ja gesagt, sonder angezaigt, sein vorige copi wer verlegt. So were auch sonst mit denen von Eger und irn nachpern, die dergleichen freihait auch erlangt hetten, ain beschwerlicher, irriger handel auch eingefallen, darum disfalls bedechtlich zu handlen vonnöthen sein wöllt, und gefragt, ob dem also, wie supplicirt wer, nemlich das ain erbarer rhat gefreit wer, uff irn gutern der statt notturft schrancken und bevestigung zu bauen oder zu machen etc. Und alß ich sagt ja, dem wer also, begerte er, ich sollt alsbald umb copien derselben freihaiten schreyben, dann, so wir dessen gefreit weren, so sezte er nit in zweivel, wir wurden dabey auch gefreit sein, dieselben guter mit aim graben zu umbfahen, dann es gemainlich allwegen mitainander in ainer dergleichen freihait begriffen wurd. Wo wir dann dieselben freihaiten also von alters hetten, so wöllt ers alsdann nach aller notturft bessern und, wie ich selbs begeret, endern und durch den kayser confirmirn lassen etc. Dieweil ich mich dann zu erinnern waiß, das euere Ft. zum wenigsten zwo alte freihaiten haben, auf irn gutern schrancken, plancken und bevestigung zu machen etc., gleichwol nit wissen kan, ob der graben halb darinnen auch meldung geschicht, so mugen euere Ft. dem Melcher Helen, dieselben zwo freihaiten im freihaitbuch mit vleiß furderlich ze suchen und in der cantzley ausschreiben zu lassen, beveln, nachmaln auch den schulmaister, dieselben gegen die originalia zu collationirn und zu underschreiben und mir alsbald mit disem botten zuzeschicken, verordnen lassen, deß versehens, die neu freihait soll daruff in meliori forma und in desto ringerm gelt auch gegeben werden.

Were dann euere Ft. bedacht, uber ire stattbucher oder auch uber das ungelt uff irn dörfern und gutern oder anderer sachen halb freyhaiten erlangen zu lassen, so wöllen euere Ft. mittlerzeit die supplicationes doruff irs gefallens stellen und mir oder ainem andern irem gesanten überantworten lassen, dann ich hette darfur uff gut kuntschaft, die ich nunmehr dero ort hab, sollte das und ain mehrers zu erhalten sein, dieweil man doch one[das] alhie ligen und zeren muß. Darzu möchte nit undienlich sein, so man etlichen die hend schmiret. Und ob es wol langsam zu hof zugeet, so möchte mans doch alhie zum wenigsten anhengig machen und nachmaln dieselben allain durch schreyben beim H. Nauiß oder Obernburger sollicitirn. Zudem, das es vilmehr authoritet und ansehens hat, weß uff reichßtagen und mit gemainer bewilligung erlangt wurdet, dann ain anders. Und ob dann schon euere Ft. dero oder anderer freihaiten diser zeit nit so gar notturftig, so kan doch etwa ain stund komen, das man dero umb zehen gelt nit entperen wöllt.

Der zwaier Heyber halb [Nr. 383] hab ich alsbald den andern tag nach deß alten H. Wernlins wegfart euerer Ft. gestellte bericht und supplication im reichsrhat geantwort und deß penalmandats halb gegen Falck Juden [Nr. 364] etlich mal beim H. Obernburger sollicitirt. Der zaigt an, es sey iziger nothwendiger reichssachen halb noch nit furgenommen, darum ich willens bin, den H. Nauiß und Pfgf. Friderichs cantzler, sobald es fug haben mag, anzesuchen. Dagegen zaigen mir Obernburger und Kesinnger an, das H. Balthassar Rhelin dem Schilltknecht seins begangen thotschlags halb glait zu vertrag uff ain jar lang außgepracht hab, die mich auch gefragt, ob es wider euere Ft. nit sey. Daruff ich angezaigt, ich hette deß und, wie es Schilltknecht gehandelt, kain wissen, dann ich derselben zeit nit anhaims gewest wer. Sagt Obernburger, wann Schilltknecht anderst angetzaigt hett dann an ime selbs war, so stund euerer Ft. allweg bevor, dagegen underricht ze thun. Datum ut in litteris.

[2. Zettel:] Gunstig und gepiettend herrn, sovil dann euerer Ft. particular oder sondere sachen belangt, wurdet der alt H. Werlin euerer Ft. gutermassen und sonderlich, weß unß der ainkhurnischen sachen halb, das dieselb verlorn sein sollt, relation und anzaigen gethon haben. Nun bin ich aber seidher etlich mal der und anderer sachen halb beim H. Oberburger, Kesinger, Vilsecker, auch beim H. Nauiß und Pfgf. Friderichs und deß landgraven cantzler gewest, die mir alle angezaigt, das Ainkhurn die sach gewonnen und izt umb ablegung der expens gegen euere Ft. handlen soll. Da ich aber dagegen gesagt, das euere Ft. dessen nit wissen hetten, ich es auch darfur nit halten wöllt, dann Ainkhurn hette meiner herrn bericht mitnichten abgewent, so hetten sich auch meine herrn alles ires furgebens beweisung angepotten etc., und sie daruff der ursachen seins wissens angefragt, haben ir etlich angezaigt, sy hettens von ime, Ainkhurn, und andern gehört, und weiter nit herausfallen wöllen, dann das sy myrs in vertrauen wollten angezaigt und treulich geraten haben, das sich euere Ft. mit ime, Ainkhurn, derhalben vertragen hetten, und sonderlich der hessisch cantzler, auch Obernburger und Kesinger (bey dem dann Ainkhurn alhie zu herberg ligt) begert, euere Ft. darum ze schreyben und inen von derselben euerer Ft. antwurt zu erlangen und sie darinnen thaidingsleut sein ze lassen. Und vermaint Obernburger, dieweil euere Ft. onedas ain muntzfreihait haben wöllten, das dann euere Ft. ain dritte person anrichten und ime, Ainkhurn, darzu das haus abkauffen lassen mochten, nit wie ers anschlecht, sonder wie die geschezt werden möcht. Dardurch kunten auch alsdann euere Ft. die muntzfreihait erlangen, dann Ainkhurn und sein muntzherr thun sonst darinnen nit klaine verhinderung. Wann ich inen nun sollich ir beger, nemlich das ichs an euere Ft. gelangen lassen sollt, fugklichen nit waigern kunden, so stell ich izt thun und lassen in euerer Ft. bedencken. Gleichwol bin ich gesterigen vormittags vom H. Obernburger beschickt, der zaigt mir lauter an, das die sachen euerer Ft. thails verlorn sey und, wiewol er nit bey der urthel gesessen, so were er doch dabey gewest, da vom handel berhätenlich geredt und durch die gelerten angezaigt worden wer, wann in dergleichen sachen ainer sein aigen gut gegen burgern oder auch der oberkait desselben orts anbutte und es dieselben in etlichen monaten darnach nit kauften, das dann dem verkeuffer gemaine geschribne recht zuliessen, sein gut, wahin und wem er wöllt, unverhinderlich zu verkauffen. Dagegen ich die fundamenta aus euerer Ft. beeden übergebnen schriften summarie angezaigt, wie zum thail hieoben gemelt, und das ain sollichs nit allain meinen herrn, sonder auch allen stetten beschwerlich, dann es wurde ain ider sein hauß und guter gegen frembden theurer dann gegen burgern verkauffen und dardurch die burger und guter auß der stett gwalt in frembde hend und aus den jerlichen stattsteuren pringen, darumb wurde meinen herrn und gemainlich den erbern stetten ain sollicher eingang kainswegs zu gedulden sein, sonder euere Ft. wurden es, so ain sollicher bschaid geen sollt, weiter berhatschlagen mussen etc.

Und alß ich desselben tags auch zum H. Kesinger kam und ime dergleichen anzeiget, sagt er, dieweil dann dem also, so were, wann gleich diser bschaid wider euere Ft. gangen, noch rhat zu finden. Erstlich durch ain appellation fur ksl. Mt. selbs person, dardurch möcht man die sach uffhalten und die sach mued machen, wiewol nit zu vermuten, das die ksl. Mt. den bschaid ändern wurd. Am andern möcht man die beschwerden allen stenden clagßweiß furpringen. Dardurch kunte aber nit vilmehr außgericht werden, dann das die sach zu vertrag gelangen möcht. Dieweil dann, gonstige und gepiettenden herrn, Dr. Helld verruckter zeit gleichsfalls auch angezaigt, das man hierinnen dem Ainkhurn gemainem rechten nach nicht obsigen möcht, und aber er, Helld, izt gleichwol in rheten nit gesessen, sonder außgemustert ist, so hab euerer Ft. ich deß H. Obernburgers und Kesingers antzaig und gutbeduncken auch nit sollen verhalten, sich irer gelegenhait ferrer mit rhat oder andere weg dagegen wissen ze richten. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Die spätere Ausfertigung [= A] weicht vom Reinkonzept [= C] stilistisch an vielen Stellen ab. Diese Varianten werden nur dann im textkritischen Apparat berücksichtigt, wenn sie inhaltlich relevant scheinen.
2
 Das Datum ist wohl irrtümlich korrigiert. Gemeint ist offenbar der Brief Vogelmanns vom 24. Juni [Nr. 779], der 1541 auf einen Freitag fiel.
3
 Dieser Bericht war ursprünglich in C integriert, wurde dann aber von Vogelmann als eigenes Aktenstück herausgelöst, das in seiner endgültigen Form nicht mehr vorliegt. Die auf die Beratungen über das Kolloquiumsergebnis bezogenen Teile von C werden unten unter [Nr. 814] wiedergegeben. Die restlichen Passagen wurden mit A kollationiert.
a
–a In C: stattlichen nit zuzug und widerstand thet.
b
–b Fehlt in C.
c
–c Fehlt in C.
d
 In C korr. aus: religion.
e
–e In C marg. nachgetr.
f
–f In C marg. nachgetr.
g
–g In C marg. nachgetr.
h
 Fehlt in C.
4
 Vgl. Anm. 2 zum Vortrag Kg. Ferdinands vom 25. Juni 1541 [Nr. 181].
i
–i Fehlt in C.
j
 In C danach: wie der wölt und leuf geprauch.
k
–k In C korr. aus: dem.
l
–l In C marg. nachgetr. In C: inmassen wie Sarbrucken und euere Ft. der religion halb.
m
–m In C marg. nachgetr.
n
–n In C: schriftlich antwort oder bewilligung.
o
–o In C teilw. marg. nachgetr. in folgender Fassung: das sy die schrift ersehen, ob iren Mtt.
p
–p In C marg. nachgetr.
q
 Nach C korr. aus: stetten.
r
 In C: angezaigt.
5
 C bricht hier ab.
s
 In der Vorlage folgt danach irrtümlich noch einmal: protestationverwanten.
t
–t  Marg. nachgetr.
u
–u  Marg. nachgetr.
v
–v Interlin. nachgetr.
w
–w  Marg. nachgetr.
x
 In B: fressen.
y
–y In B: seer betreten.
z
 In B: andere.
aa
–aa Fehlt in B.
ab
–ab Fehlt in B.