[1.] Zurkenntnisnahme der sächsischen Klagen gegen Erfurt; [2.] Zusicherung EB Uriels von Mainz, dass die Erfurter die ihnen im Augsburger Abschied (von 1510) auferlegten Pflichten noch erfüllen werden; [3.] Vorschlag, die Erfurter Streitsache Bf. Lorenz von Würzburg und Hg. Ulrich von Württemberg zur gütlichen oder rechtlichen Entscheidung zu übertragen; [4.] Bei Weigerung Warten auf den Rechtsentscheid durch Ks. und Reichsstände; [5.] Ersuchen um Einhebung des vom Kölner Reichstag bewilligten Gemeinen Pfennigs; [6.] Verschiebung der Diskussion um die Anleihe für den Ks. bis zum Eintreffen Kf. Friedrichs auf dem Reichstag; [7.] Dringende Aufforderung an den Kf. zur Teilnahme am Reichstag; Inaussichtstellung einer für das Haus Sachsen günstigen Entscheidung in der Erfurter und der Jülicher Streitsache; Weisung an die Gesandten, die Antwort der sächsischen Hgg. auf ihre Werbung zu übermitteln; [8.] Gleiches Anzeigen bei Hg. Georg.
Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 902, fol. 51–54, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: [Johann] Renner).
/51a/ Instruction, was der edl unser rat und des Reichs lb. getreuer Bernhart Gf. zu Solms und unser secretary Wolf Vogt bey den hochgebornen Friderichen, des hl. röm. Reichs erzmarschalk, und Johannsen, gepruedern, Hgg. zu Sachsen, Landgff. in Doringen und Mgff. zu Meichsen, unsern lb. oheimen, Kf., Ff., statthalter und reten, von unsern wegen handlen und ausrichten sollen.
[1.] Anfenglichen inen sagen unsern gn. und freundlichen willen und darnach erzelen, das wir die beswerungen, so sy und unser lb. oheim Hg. Jorig zu Sachsen ab dem abschid zu Cölln, irn reten gegeben, auch den ausgegangen mandaten, darüber gefertigt1, berürend die stat Erfurt, haben durch ir schriften und unser rete Gf. Hoyern zu Mansfeld und Johannsen Renner nach der leng gehört und darbey verstanden etlich anzaigungen, wie sich die von Erfurt so unpillichen und unschicklichen gegen irn lieben und derselben undertanen halten sollen.
[2.] Darauf sollen der gemelt Gf. Bernhart und Wolf Vogt irn lieben anzaigen, das wir solh abschid und mandata inen zu ungnaden oder unguetem nit ausgeen haben lassen, sunder sey unser lb. neve und Kf., der EB [Uriel] von Mainz,/51b/ dagewesen und hab von sein selbst und der statt Erfurt wegen angezaigt, das an volziehung des abschids zu Augspurg, zwyschen gemelten parteyen gegeben2, bey inen nie kain mangel erschinen sey, mit der erpietung, das sy noch alles das tun und volziehen wollen, das inen der berurt abschid aufleg, und uns deshalben undertäniglich gepeten, sy bey dem gemelten abschid beleiben und wider recht nit dringen noch beswern zu lassen. Darumb dann der gemelt abschid zu Cölln, seinen reten gegeben, auch die mandata, darüber gevertigt, in zeitigem treffenlichem rat durch Kff., Ff. und ander stende des hl. Reichs dermassen beslossen sein, das wir die der pillichait nach und aus kainer ander ursachen ausgeen haben lassen, wie wir dann solhs dem gedachten unserm oheim Hg. Friderichen vormals auch zuegeschriben haben.
[3.] Nu hette vormals der gemelt unser oheim und Kf. Hg. Friderich von Sachsen allerlay von uns erlangt, dem die widerparteyen gehorsam zu tun nit schuldig zu sein vermeinten und uns dagegen umb recht angerueft. Und uns aber ye bedunkte, daz die parteyen denselben abschid zu Augspurg nit gleichmessig versteen wollten. Deshalben von allen tailen allerlay gehandelt wurde, daraus nichts dann hitzigkait und weiter irrung einfielen und sich der handel ye lenger ye mer entzünde und doch die sachen so groß an ir selbs nit sey. So were unser rat und guetbedünken, damit all rechtvertigung und überiger costen, auch unlust, unwillen, aufrur und empörung, so daraus erwachsen mochte, abgestellt /52a/ und verhuet würde, das ir lieben verwilligen, die sachen zu guetlichem oder rechtlichem austrag in den Bf. [Lorenz] von Wirzburg und unsern swager Hg. Ulrich von Wirtemberg zu setzen. So wollten wir bey dem von Mainz vleiss ankern, das er und die von Erfurt solhs auch verwilligen, damit die sachen durch die gemelten Bf. von Wirzburg und Hg. Ulrichen von Wirtemberg guetlich oder rechtlich entschiden und die parteyen aller beswerungen, unwillens und uncostens, wie obsteet, vertragen würden.
[4.] Wo aber ir lieben in solh compromiß nit geen wollten, daz sy alsdann der rechtvertigung vor uns und des Reichs stenden, da die sachen yetz hanget, auswarten, dieweil doch durch solh rechtvertigung irn lieben an dem, daz sy vormals deshalben von uns erlangt, auch an dem, so ir voreltern und sy vor der aufrur an und in Erfurt gehapt haben, nichts benomen, sunder allain erleutert wirdet, wie der abschid zu Augspurg verstanden und all sachen von den parteyen darauf gehandelt werden sollen.
[5.] Und als der gemelt unser oheim Hg. Friderich von Sachsen uns daneben durch die gemelten von Mansfeld und Renner anzaigen hat lassen, dieweil er, sein brueder und ir undertanen der beswerungen /52b/ von den von Erfurt nit entladen wern, daz er in sorgen stuende, wo er dieselb sein landschaften zuainander ervorderte und inen des Reichs anslag [= Gemeiner Pfennig] zu erkennen geb, das sy vileicht solhs abslahen möchten, wo wir aber ye haben wollten, das sein lieb dieselb sein landschaften zuainander ervordern und inen des Reichs anslag eröffnen sollte, so wollte er das auf unser anzaigen auch tun, darauf sollen die gemelten unser räte irn lieben anzaigen, inen sey ungezweifelt guet wissen, wie durch uns, auch Kff., Ff., und ander stende des hl. Reichs ain gemaine hilf dem hl. Reich zu ern, nutz, guetem und aufnemen angeslagen sey, die auf den gemainen man gelegt werde. Und dieweil nu solhs nyemands kain beswerung sey und wir uns genzlichen versehen, solh hilf werde durch das hl. Reich auch genzlichen aufgehept und durch nymands abgeslagen, so sey an ir lieben unser vleissig und freundlichs begern, sy wollen ire landschaften auch zuainander vordern und sovil bey inen handlen, damit sy in solh hilf und ordnung auch verwilligen und deshalben an inen kain mangl erscheine, sunder ir lieben und sy sich in solhem gehorsamlich halten und erzaigen, in massen ir lieben und all ir vordern sich gegen uns und dem hl. Reiche allzeit guetwilliglich und gehorsamlich gehalten und erzaigt haben und uns an inen nit zweifelt.
[6.] /53a/ Dann von wegen des anlehens, das uns auf solhem anslag yetz zue geben verwilligt ist, als der gemelt unser oheim Hg. Friderich begert, im solh anlehen an dem gelt, so uns sein lieb kürzlich gelihen hab3, abgeen zu lassen, wie dann andern in dergleichen fällen auch beschehen sey, sollen die gemelten unser rete irn lieben anzaigen, das wir die sachen ansteen lassen bis auf des gemelten unserns lb. oheim Hg. Friderich zukunft auf den reichstag. Alsdann wollen wir mit inen davon handlen dermassen, das wir uns versehen, sein lieb werde das wol zufriden sein.
[7.] Und nachdem sich der hl. dreyer Kgg. tag [6.1.13] nahet, darauf dann der reichstag von neuem gen Wormbs angesetzt ist, und uns, dem hl. Reiche und gemainer teutschen nation an solhem reichstag merklich und mer dann noch nie an kaim reichstag gelegen ist, darzu wir dann des gemelten unsers oheim Hg. Friderichs sonderlichen notturftig sein und sein nit emperen mögen, zudem, das sein lieb die erfurtischen und gülchischen sachen, daran im und dem haus von Sachsen auch merglich gelegen sey, vorhanden hab, und dieweil inen aus der gülchischen sachen wol grosser nutz entsteen möge und wir uns aber hieumb enthalten und seiner lieb und anderer stende zuekunft warten, der maynung, sopald derselb hl. dreyer Kgg. tag /53b/ verscheint, das wir mit seiner lieb und ander, so ankomen, den reichstag anfahen und dasjen furderlich handlen und besliessen wollen, das unser und des Reichs notturft ervordert. Dann die hendl so seltzem in der welt stehen, das die kain pit oder verzug erleiden mögen, zudem, das wir auf den heutigen tag die 14000 söld[ner] wider unser und des Reichs veind in unserm costen underhalten, wie wir dann solhs seiner potschaft zu Cölln zu mermaln angezaigt haben, mit den wir wenig ausrichten mögen, wir weren dann in aigner person dabey. Und sey deshalben an denselben unsern oheim Hg. Friderich von Sachsen unser fleissig und frundlichs begern, er wolle sich uns, dem hl. Reiche und im selbs und dem haus von Sachsen zu guetem und ern von stund erheben und persondlich auf denselben reichstag gen Wormbs komen und uns mitsampt andern Kff., Ff., und stenden unsern und des Reichs sachen und geschäften zum besten helfen raten und handlen. So wollen wir auch daneben in den berürten erfurtischen und gülchischen sachen dermassen und mit solhn mitteln und wegen dareinsehen, damit die seiner lieb und dem haus von Sachsen, als wir verhoffen, zu ern und nutz sollen hingelegt und vertragen werden, und das sein lieb in kain weg aussenpleib, dann sein gegenwirtigkait im selbs in disen handlen ganz fruchtbar sein und zu guetem erschiessen mag, zudem, das wir verhoffen, den reichstag also zu furdern, das der nit lang wern werde, sunder wir zu unserm kriegsvolk, darauf uns, wie obsteet, so merglicher cost /54a/ und gelt geet, komen und sein lieb bald wider davon anhaim ziehen mögen. Und das sich sein lieb an solhem zug nit irren noch verhindern laß, das er sein landschaft zuainander, wie obsteet, ervordert, sonder den nesten also zu uns kom und unsern oheim Hg. Johannsen, seinen brueder, desselben landtags auswarten laß. Und was deshalben den gemelten Gf. Bernharten und Wolfgangen Vogt von demselben unserm oheim Hg. Friederichen und seinem brueder Hg. Johannsen zu antwurt begegnet, sollen sy uns wider berichten, uns darnach haben zu richten [vgl. Nr. 54].
[8.] Und wann der gemelt Gf. Bernhart und Wolfgang Vogt solhs bey irn lieben ausgericht haben, sollen sy von stund zu unserm lieben oheim Hg. Jörigen von Sachsen auch ziehen und ime alles das, was die erfurdisch und gülchisch sach berürt, gleich wie den vorgemelten unsern oheimen Hg. Friderich und Hg. Johannsen von Sachsen anzaigen und sein lieb auch auf das höchst ersuechen und bewegen, damit er persondlich auf den reichstag komm und daz kainswegs abschlag und was inen von seiner lieb deshalben zu antwurt begegnet, sollen sy uns auch berichten. Das ist unser ernstliche maynung. Geben in unser und des Reichs statt Weyssenburg am Wosgau am dritten tag Januari Ao. etc. im dreyzehenden, unsers reichs im 27. jarn.