Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV Karton 39 5. Teil/a¹, fol. 7a–10a, Kop. (Gegenzeichnung: Wolfgang Reisinger p.m.p.).

Hat bereits mehrfach an den Ks. suppliziert und dabei dargelegt, welches Unrecht Rat und Gemeinde der Rst. Regensburg an seinem Vater Wolfgang verübt haben, indem sie ihn wie einen Verbrecher gehenkt haben.1Er selbst hat daraufhin seinen Dienst in Ungarn aufgegeben, um in Regensburg die Hintergründe der Hinrichtung zu ermitteln, konnte aber nichts Entscheidendes in Erfahrung bringen. Daraufhin bat er mit Fürsprache des ungarischen Kg. (Wladislaw) den Ks., ihm zu seinem Recht zu verhelfen, woraufhin dieser den ksl. Kammermeister Balthasar Wolf mit einer Untersuchung der Angelegenheit beauftragte. Von diesem erfuhr er, seinem Vater sei durch ein gemeine aufrur unrecht geschehen. Darumb er dann etliche hab lassen enthaupten, auch mit ruten ausstreichen, sampt etlichen die statt verpoten. Wolf stellte eine gütliche Beilegung der Sache in Aussicht, doch nichts geschah. Sein Rechtserbieten auf alle Ff. und Rstt. wurde von den Regensburgern abgelehnt, einer von ihnen verlangten Entscheidung vor dem Reichskammergericht konnte er seinerseits nicht zustimmen. Daraufhin ernannte der Ks. erneut Kommissare, die zwar einen Tag in Regensburg anberaumten, aber dort zu zwei Terminen nicht erschienen. Während seines Aufenthalts bei den Kgg. (Wladislaw) von Ungarn-Böhmen und (Sigismund) von Polen in Wien2erteilte der Ks. dem Reichskammergericht den strikten Befehl, ohne Rücksicht auf die Gerichtsordnung ein Rechtsverfahren gegen die Regensburger zu eröffnen, das aber letztlich doch nur gemäß der Gerichtsordnung möglich gewesen wäre. Einen langwierigen Prozess gegen eine so mächtige Stadt wie Regensburg konnte er sich jedoch finanziell nicht leisten. Weil er aber die Sache aus Gewissensgründen nicht auf sich beruhen lassen kann, ruf ich armer, elender gesell euer ksl. Mt. underteniglichen umb Gott und der gerechtigkait willen mit höchstem vleis an, euer Mt. wolle die von Regenspurg dieser sach halben auf ietzigen euer Mt. reichstag3 ein kurzen bestimpten tag ansetzen, Kommissare dorthin verordnen und ihm zu seinem Recht verhelfen. Der Ks. möge dabei nicht nur den unverschuldeten Tod seines Vaters berücksichtigen, sondern auch die treuen Dienste, die dieser sein Leben lang für Ks. und Reich geleistet hat, als nemblich in ubergebung der statt Regenspurg beschehen, da sie ir eern, aidspflicht und treuen, damit sie euer ksl. Mt. und dem hl. röm. Reich verwandt, on alle rechtmessig ursach vergessen haben. Da aber mein vater selig weyb und kind und all sein gut verlassen und sich gehalten als ein getreuer euer ksl. Mt. undertan,[…] auch all sein tag euer Mt. mandaten getreulich und gehorsamlich gelept. Des er dann hoch gegen den von Regenspurg hat muessen entgelten der zeit, als euer Mt. mandiert, den gestrengen H. Thoman Fuchsen zu ainem hauptman anzenemen. Darein mein vater salig allein bewilligt als ein getreuer euer ksl. Mt. undertan und gehorsamer und das geschray allein in Regenspurg uber mein vater sälig gangen, so er nicht wer, so wolten sie des hauptman wol erwören. In der Folge wurde der 73 Jahre alte Mann acht Mal am Tag peinlich befragt und schwer gefoltert. Bittet im Namen Gottes, des Jüngsten Gerichts und der Gerechtigkeit, ihm auf disem loblichem euer ksl. Mt. reichstag entlichs rechtens zu verhelfen, damit ihm und seinen Unterstützern nicht noch mehr vergebliche Unkosten aufgebürdet werden und die Regensburger nicht länger unbehelligt bleiben.

Anmerkungen

1
 Liskircher war sein enges Verhältnis zum ehemaligen Regensburger Reichshauptmann Sigmund von Rorbach sowie seine kaisertreue Haltung vor und nach der Übergabe Regensburgs an Hg. Albrecht IV. von Bayern 1486 vorgeworfen worden. Am 12. März 1513 war er inhaftiert und am 4. April hingerichtet worden. Vgl. Leonhart Widmann’s Chronik, S. 18–20; T. Beck, Kaiser und Reichsstadt, S. 102f.
2
 Gemeint ist die Teilnahme der beiden Kgg. an den Beratungen mit Ks. Maximilian im Juli 1515, die zur habsburgisch-jagiellonischen Doppelhochzeit führten. Vgl. Nr.535, Anm. 1.
3
 Gemeint ist höchstwahrscheinlich der zum 25. Februar 1516 nach Augsburg einberufene Reichstag.