Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übergabe einer Denkschrift der Reichsstände zur Wahrung von Friede und Recht im Reich an die ksl. Kommissare; Feier einer Messe zum Hl. Geist; [2.] Erlaubnis des Ks. zur Heimreise der Reichsstände; deren Beschluss zum Verbleib in Mainz; erwartete Verlegung des Reichstags nach Augsburg; [3.] Mutmaßliche Attacke von Anhängern Franz von Sickingens gegen die Bewohner von Metz; Gewaltakte von Landsknechten in den Niederlanden.

Würzburg, StA, Würzburger RTA 6, fol. 258–259, Orig. Pap. m. S.

[1.] /258a/ Gruß. Negst montags [27.7.17] haben Kff., Ff. und ander stende ksl. Mt. inverwarte antwort [Nr.763] ververtigen und irer Mt. comissarien und reten ubergeben lassen und alspald ein ausschus unter sich verordent, ratzuschlagen, mittel und weg zu erdenken, wie im zu tun, das der gemeind lantfriede gehalten und meniglich rechts bekomen, auch die urteil, so am camergericht ergehn, volstreckt mochtn werden, und darauf des andern tags[28.7.17] ein meß loblich De spiritu sancto lassen singen.1 Dabey Kff., Ff. und derselbigen potschaft gestanten und nach ordnung zum opfer gangen etc. und nach der meß so pald wider zu rat gangen.

[2.] Haben ksl. Mt. comissarien furtragen diese meynung, wie ksl. Mt. der stende schreiben, den 50. mann betreffend, entpfangen und darus vermerkt, das die stende irer Mt. gemüt und meynung nit verstanden haben. Darumb wolle ir Mt. die sach derhalben und bis so lang ire Mt. personlich zugegen sein mog, beruhen /258b/ lassen. Und darauf wolle ire Mt. den Kff. und Ff., so personlich zugegen, wie sie begert haben, erlauben, anheimzuziehen, doch das ir yeder einen rate mit volmechtygem gewalt hinter ime alhie zu Meinz lasse, dergestalt, so ir Mt. denselbigen und ander potschaften schreib, das sie sich dan unverzogenlich erheben und zu irer Mt. komen wollen. Haben sich die Kff. und Ff. für sich selbst vereynigt und entschlossen, noch ein zeit lang in eigner persone alhie zu Meinz zu verziehen, ob sie mitsampt dem verordenten ausschus in sachen, wie oben vermelt, etwas fruchtbarlichs handeln und beschliessen konten. Man versicht sich genzlich, ksl. Mt. werde den reichstag gein Augspurg legen und di stende in kürz dohin fordern etc.

[3.] Gn. H., man sagt auch und hab ich ober meins gnst. H. [EB Hermann] von Colln disch gehort, die reuter, die in einer zal sollen gewest 400, haben uf die von Metz dapfer angryeffen. Der hauptman ist noch ungewieß, doch versicht man sich des uf Franciscus von Sickingen haufen. Auch so ligen etzliche landsknecht, uf die /259a/ 8000, im Niderlande, haben dem Gf. von Nassau und andern im Hoeland [= Holland] grossen schaden getan, stete und dorf verprent und verhert, man, frauen und kint jemerlich erstochen, sein ytzt, als man sagt, in stieft Eutrich [= Utrecht] gezogen, laufen aus allen landen deglich mehr zu, meret sich der hauf, haben ein baurn zu einem haubtman. Weren sie aus Hohland mit grosser eil nit geflohen, so weren sie mit eingelassenem heimlichem wasser alle ertrenkt worden. Were zu ine kumpt, lassen sie nit wider von inen, haben vil durch die spieß lassen laufen, die von ine zu ziehen furgenomen. Das hab euern ftl. Gn. ich unterteniger meynung nit wollen verhalten. Datum Meinz donnerstag nach Jacobi Ao. etc. XVII.

Anmerkungen

1
 Zur Bedeutung dieser Messe im Rahmen von Reichstagen vgl. Dotzauer, Anrufung.