Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 175r–182r (Kop., Fragm.).

B  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 319r–326r (Kop.).

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 195 , S. 558–564 und Nr. 196, S. 564–566 2.

a Hernach volgen ursachen, worumb obgemelte prediger in die verglichung der religion wie die jetzo zu Regenspurg mit dem gegenthail furgenommen will werden, nit willigen kundent, sunder dieselbigen fur schedlich und gefarlich haltent etc.

So wir aber in diser schrift den gegenthail nennent, verstanden wir nit die verordneten zum gesprech noch ouch disen oder jhenen bischoff, fursten oder stand, under denen villicht vil fromer sind, sunder das gantz corpus, den gantzen papistischen huffen, bapst und allen sinen anhang, weltlich und gaistlich. Dann wie man nit allain uff die bösen, also soll man ouch nit allain uff die guten sehen, sunder uff die furnembsten und den mertail, mit denen die concordia uffgericht werden soll. Und erstlich, wiewol wir ksl. Mt. buch noch nit gesehen, kundent wir doch uß dem articul der justification und anderem empfangnem bericht, welhergstalt die concordia gemaint und woruff, ouch wie die uberigen artickel gestelt syent, lichtlich vermuten und abnemmen. Und haltent hieruff unwidersprechenlich war sin, das gegenthail die warhait von hertzen nit suche, ouch, ware, christenliche verglichung und reformation zu furderen, nit begere und also im grund und mainung mit uns nit ainig syge. Dis wurt bezuget uß allen iren wercken und vermainten gotsdienst, welhen sy bißher im wenigisten nicht geendert noch endern wellen. Item, die warhait verlögnent sy aintweders gar oder wellend dieselben mit disputierlichen worten verduncklen. Item, das gesprech, dordurch man der warhait bericht solt worden sin, haben sy fur und fur geengeret und von dem liecht in die winckel gezogen. Item, dise stend sind grosser ding, aber one ernst und grund vertröstet worden. Item, bewilligt sachen haben sy imendar geendert. Item, Gottes wort und desselben bekenner vervolgen sy noch hutt zum tag, schelten und schmehen sy unverholen und zwar suchtent sy die warhait von hertzen, soltent sy sich nit beschweren, das dieselbig ouch iren underthonen und andern uff das ainfeltigest und hellest geprediget möchte werden. Und wurde von unnoten sin, artikel zu stellen, welhe nit ain confession und bekantnus des gloubens, sunder nebent göttlicher schrift der ainigen richtschnur ain form und regel sin sollend–a, noch welher baide thail oder zum wenigisten der ain leren, glouben, predigen und sich halten sollend.

Uß dem volget, das die verglichung, ob die schon gefunden, nit in gemutern der parthyen, sonder allain in usserlichen worten ston wirt. Die ainigkait aber der kirchen Christi ist uß Gottes gaist, der ist ainig, wie och Christus ainig ist, und machet die glider der kirchen ains sinns, ains gloubens, ains verstands, ainer mainung und ains hertzens. Wo nun dise ware und innerliche ainigkait nit volgt, da kan ouch weder Gottes gaist noch ain christenliche kirch sin und also ouch kain ware gemainschaft noch ainigkait. Derhalben so wirt durch dise verglichung der zwispalt nit uffgehapt noch das mißvertruwen usgerutet, sonder alles wesen im grund in vorigem stand beliben und das gros, schwer gebuw der religion uff ain moß [= Moos], das mit schonem gras gezierdt ist, gebuwen werden, aber glich bald sincken und mit grossem schaden widerumb infallen.

Zum anderen sind nun die vom gegenthail nit glicher mainung mit uns und also durch Gottes gaist der kirchen Christi ouch nit ingelibt. Mit was fugen können dann wir sy in die kirchen uffnemmen und fur gelider derselben halten, so uns doch nit verborgen ist, das sy in und nach der verglichung der warhait find [= Feind] bliben, dieselben verduncklen, Christum vervolgen und, sovil an inen, vorige abgotterey widerum uffbringen werdent. Dis sind je sölliche sunden und uncristenlich mainungen, darumb man sy billich vermög gottlichs worts vil mer dann anderer offentlicher laster halb von der kirchen absunderen und ußbannen solt, so lang, biß sy iren abgöttischen irrthumb widerruftent, das sy mit trug und finantzen den luten abgetrungen, restituierten, das unschuldig blut, so uff ir anstiften vergossen worden, mit ernst bewaintent und man nach bessertem leben spuren möcht, das sy die warhait durch dise verglichung von hertzen suchten.

Und wiewol glichbald furgewendt wirdet, das by dem anderen thail vil guthertziger syent, welhe die sach nit böß mainent, aber durch den augspurgischen abschid und wurmisch edict abgehalten werden, denselben solle man die hand bieten und ouch zum evangelio bringen, so ist doch hievor angezaigt, das der mertail, mit denen man handlet, böß und dem evangelio Christi abgunstig siend, so wolten der anderen etlich den sachen gern also raten, das entwederem thail geholfen wurde, die dritten, derselben aber wenig, die das evangelium in warhait suchent, habent on dise verglichung mittel und weg [zum] evangelio zu kummen, werden ouch weder durch abschid noch edict, sunder im grund allain daher verhindert, das die zit irer beruffung noch nit herbeykummen, dann wie die anderen ungeacht der edict, der acht, abschiden und alles weltlichen gwalts durch Gottes trib sin wort angenommen und dabey wider menschliche hoffnung bestan, also wo Gott dise gnad andern ouch gunnen, werden sy von kainem schwert noch verfolgung, geschwigen ainichen tröuworten, uffge[halten] noch abgeschreckt mögen werden, dagegen, wo die zit der gnaden noch nit vor ougen, werden sy durch dise verglichung nit gefurdert. Und gesetzt, das dis mittel der verglichung zu erwyterung göttlichs [worts] mit der zit dienstlich sin wurde, so werden doch die frommen und guthertzigen, ob es sinen furgang schon nit erraicht, des by Gott nit entgelten. Und wiewol jeder schuldig, mit darstreckung libs und guts höchstes vliß daruff zu arbaiten, wie er andere zu erkantnus Gottes bringen möge, so soll doch söllichs nit durch alle, sunder allain dieb mittel geschehen, die von Gott bevolhen oder uß denen vermutlich kein schad noch verhinderung der warhait entspringen mag. Nachdem aber dis mittel der concordia by vilen nit uß geringen und sunder[lich] nachvolgenden ursachen fur gefarlich geachtet wirt, werden sich dieselben, so sy berurte verglichung fallen lassen, on zwifel vor Gott lichtlich entschuldigen mögen, diewil under zwayen gefarlichen dingen das minder geferlich allwegen zu erwellen und dann nit vernaint kan werden, das uß furgenomner verglichung mer nachtails und gefar, dann so die nit ervolgt, erwachsen mag.

Zum dritten und diewil dann kainswegs zu vermuten, das die von dem andern thail Gottes wort und das evangelium Christi uß Gottes trib begerent anzunemmen, so ist alle wythere handlung gefarlich und sorgklich als mit denen, die allain iren vortail und der anderen verderben und nachtail suchent. Wie sorgklich es aber sye, ouch in zitlichen sachen sich mit solhen in handlung inlassen, die nit uß truwen handlent und uff iren nutz allain sehent, das hat ain jeder gerings verstands zu ermessen und die teglich erfarung bewyßts.

Zum vierdten, so nun gegenthail, die rechte leer anzunemmen, im grund nit bedacht, werden sy nach der verglichung glich wie darvor predigen lassen, dann nuwe pfarrer werdent sy nit uffstellen. So ist zu besorgen, die alten werdint mit dem hailigen gaist nit ainsmals wie die apostel am Pfingstag erluchtet. Wie wurt dann dem volck durch sölliche verglichung geholfen, so allwegen diser behelf furgewendet werden mag, man predige lut der concordia, wie sy ouch jetzo one grund sagen dörfent, die justification durch Christum habe man allweg gelert etc. c und anders mer–c. Alle wörter werdent sy versten und duten zu irem nutz und anderen aber den rechten, besseren verstand nit vergunnen. Und wie allwegen hart daruff getrungen wirt, das man ainen undisputierlichen friden, der nit von jedem zu sinem vortail interpretiert möge werden, erlange, also ist söllichs in diser wichtigen und seelrurigen sach vil mer nutz und hoch vonnöten, ain sölliche verglichung zu haben, die do hell, verstendtlich und undisputierlich sye.

Und wiewol etlich darfur haben, das angezaigte, kunftige gefar, durch ain caution, wo das nit gehalten, das alle handlung unbindig sin solt, furkomen mochte werden, so ist doch in dem zum ersten schwer, das uß bemelter caution abermals verstanden wirdet, wie dem gegenthail nit zu vertruwen. So dann die sach an ir selbs und der parthey halb sorgklich, wievil mer ist sy billich zu schuhen. Zum andern erfart man teglich, das sollich conditionen wenig furtreglich sind, das ouch uß ainem schluß glich der ander und dritt erzwungen werden und man sagt, worumb ist dis nachgegeben. Item, hat man das bewilliget, so bewillige man das ander ouch etc., wie dann jetzo uß der gelerten handlung ouch volget, wiewol dieselbig unverbindtlich, das dannocht schwer sin will, ire gestelte articul zu widerfechten.

Zum funften wirt durch dise verglichung die raine leer des evangeliums und derselben fryhait in ainen stillstand gebracht, verstrickt und angebunden, dann es wirt volgen, so etwa ain gmaind des rechten evangelii begirig, cristenliche und rechtgeschaffne enderung der mißbruchen gern furnemen wolt, das die oberkaiten, so des nit willig, sollich göttlich werck durch vilbemelte concordiam verhinderen, ire gmainden uffhalten und stillen werden. Glichergstalt wirt es ouch gegen sunderen personen, die hinder anderen oberkaiten gesessen sind, beschehen, das dieselben eben by furgeschribner maß bliben und nit wyther werdent schriten dörfen. Dann es ist wol zu vermuten, die anderen stend werdent durch ain abschid oder sunst verstrickt, wyter, dann die concordia zugibt, nichts zu endern.

Zum sechsten ist ubel zu besorgen, das wir uns by vilen frommen christen in unsern und andern gemainden mit schwerem, grulichemd argkwon, als ob wir unser bekanten leer nit aller ding gewiß oder von deren wider unser gewissen uß forcht zum thail geschritten syent, beladen werden und also by vilen gros, abschuchlich ergernussen, by dem gegenthail aber und allen bößwilligen nichts [dann] spott und nachred anrichten und ursachen.

Zum sibenden hat man sich uß diser handlung grosser, nuwer unruw zu versehen, dann, nachdem vast der grösser huff des gmainen mans by disen stenden des concordierens und verglichens wenig gfallen tregt, so wirt es gantz schwer sin, denselben diser dingen [glich] e zu bereden. Und mogent daher zwuschent den oberkaiten, predigern und gmainden beschwerlich unainigkaiten und under den stenden sorgkliche trennungen lichtlich erwachsen, wie ougenschinlich und glich [mitten] f in der handlung gesehen wirt. So ist es ouch ain schwer und vast unmöglich ding, dann, nachdem dis sach in der welt usge[brochen], steet sy nit mer by kayser und kunigen noch by den obren und predigern, sunder glich so wol by dem gmainen volck, baiden man und wyb. Diewil aber der oberen, prediger und des volcks so geringer [thail] g jetzo byainandern versamlet, kundent wir je nit gedencken, wie [die] anwesenden ichts fruchtbars schliessen mögen, das nit von andern vilen zum thail gar nit und zum tail mit unwillen und grosser beschwerd werde angenommen.

Zum achten und diewil gewißlich vil sind, die wider dise concordiam reden, predigen oder offentlich schriben werden, wirt man dieselbigen als rotter straffen, vertriben, verjagen wellen und also nuwe verfolgung anrichten. Als aber dieselben kaines irthumbs bezichtiget, sunder, das sy inen furgeschribne maß und verglichung nit gefallen lassen und die warhait gern uff das allerhellest leren und davon reden woltent, beschuldiget werden mögent, so will es dannocht schwer sin, umb sölher ursach willen gegen jemandt dergstalt zu handlen, und möchts Gott bald also schicken, das dise den grosseren anhang uberkoment, wie dann die warhait bißher den zufal ouch gehapt, ob man die schon ruch und grob gelert hat. Summa, die verfolgung wurd gewißlich entsten oder diejhenigen, so wider die concordiam reden und schriben, mussent geduldet werden, uß dem ouch nichts dann nuwer zwispalt und zerruttung uffgerichter verglichung volgen mag.

Zum nunden, nachdem die gegenthail ware gottesleer nit begerent zu furderen, soll man diß als ain gewisse volg mit hochstem ernst bewegen, das sy in allem thun daruff gedencken und arbaiten werden, wie der alt, abgöttisch gotsdienst, der verderblich zwang menschlicher satzungen, verstrickung der gwissen, glissende fromkait und also aller jomer und vorige tyrranny widerumb in die welt gebracht und fur das besser angenommen werden möge. Und ist es dem tuffel nach Christi und der apostel ziten moglich gwesen, die hellen warhait ußzutilgken, die rainen kirchen dermassen zu beflecken und ainen sollichen gruwlichen abgott uffzurichten, wievil moglicher wirt im sollichs disser und vorab kunftiger zit zu thun sin, so der vorig irrthumb noch nit erloschen, do die liebe und yffer zu Gottes wort erkaltet, do die nachkummen den jomer und ellenden zwang des hellischen bapstumbs nit gesehen noch erfaren, do die jetzigen apostel und vorsteer bald absterben und, als ubel zu besorgen, ain schwere thure [= Teuerung] frommer, gelerter luten infallen wurt, diewil [nienen] kain som [= Same] vorhanden und wenig sind, die ire kinder zum predigamt uffziehent, nachdem es nit mer nutzlich, sonder voller beschwerd, armut und verachtung ist und dann der tusentlistig find [= Feind] unsers hails nit fyret noch schlafft, ouch die menschlich vernunft von natur genaigt ist, den schin fur die warhait anzunemmen und alle gotteswerck mit irem gutdunckel zu besudlen. Unmoglich ist es, das man nit bald in die alten blindthait widerumb gerate, darzu dise handlung grosse ursach geben mag, dann der tuffel wurt ain zit lang das liecht fliechen, sich verschlachen und mit listigem betrug und stelen eben dasjhenig erlangen, so er bißher mit offentlichem, unverschamptem morden und rouben usgericht hat. Diser wurm wirt das gut kornli in der spruwen [= Spreu] ußfressen und dann damit hinwegfliehen, die spruwer menschlicher satzung ligen lassen.

Zum zechenden, der widertauf und alle andere irthumb werdent daher gesterckt und derselben anhenger ursach [haben], die evangelisch leer und dero prediger mer verhaßt und [argk]wonig zu machen.

Zum ailften ist gewißlich zu vermuten, das uß diser concordia ain grosse sicherhait erwachsen werde. Menigklich wirt sich der ainigkait freuen und vermainen, es stand nunmer alles wol. Frid, frid wurt man schryen, so das verderben, wie die schrift sagt, zu nechst vor der thur sin wurdet. Uß söllicher ruw und sicherhait aber entspri[ngt] hinlesigkait in allem guten, verachtung aller zucht, zunemmung alles unrechtens, dan diewil die oberkaiten bißher allain den falschen gotsdienst abgeschafft und den gaistlichen stand reformiert, aber Gottes wort bißher [ouch] in crutz und anfechtung so vil nit vermögen, das die oberkaiten ire regiment und leben in warhait bessertent, wievil minder wirt es dann zur zit des fridens und sicherhait beschehen mögen. Die oberkaiten werden on zwifel alle zucht bald widerumb den gaistlichen bevelhen [und] sich mit anderen iren gescheften beladen, wie vormals ouch geschehn. Der gaistlichen censura wirt by niemandt verfahen, die laster werden umb dero willen nit gemitten, vil werden dieselben disciplinam verachten, etlich umb kunftiger beschwerung willen bewainen, die andern uß falschen glyßh annemmen, daher nichts anders dann ain sichere vermessenhait und ruchloß leben, entlich aber Gottes [plag] i und straf volgen wurt.

Zum zwolften und so man hinder sich sicht, wie Gott sin evangelium in die welt gebracht, findet man dise wiß gar nierenj, sunder es laßt Gott sin wort predigen, berufft, welhe er will, von innen herus durch sinen gaist oder von ussen hinin durch das [wort] und nit durch sollich vertreg, concordien und verglichungen. Das widerspil hat man erfaren, das Gott disen menschlichen ratschlag von ainem tag zum andern verhindert und bißher nichts anders darus entstanden dann verluest der zit und gelts, versumnus der kirchen, unwill, argkwon und ergernuns und dis sind die frucht unserer henden, so man Gottes sachen besser dann Gott selbs machen will. Wo nun Gott diser weg als ain bequems mittel zu ußbraiterung sines worts gefallen, wurd er on allen zwifel dasselbig lengst haben geraten lassen.

Zum dryzechenden ist es nit wenig beschwerlich, das man der gelerten ratschlag, zu Schmalkhalden ubergeben, und der schrift, an den Gf. von Manderschid usgangen3, so gar vergißt, in denen so häll angezaigt wirt, wie das wort verglichung verstanden werden solle, das man och mit denen vom gegenthail kain concordiam annemmen möge, sy bekennint dann zuvor die rechte, gesunde leer und stellen ab alle abgotterey und richtent dagegen uff den rechten bruch der sacramenten, deren sy aber kains thun wellend.

Zum 14. und ob wol gesagt wirt, das dise stend ouch nit ainsmals zum evangelio kummen und alle ding glich geendert habent, so ist doch dasselbig nit uß ainicher concordia oder, das sollichs ainem stand von dem andern bewilliget sye worden, beschehen, sunder uß aines jeden schwachait, welhe aber vor Gott nit on sund gewesen, dann man je schuldig ist, das rych Christi on verzug und uff das best anzunemmen und uffzurichten. Also muß man dem gegenthail diß ouch nachgeben, das sy alle ding handlent nach irem gewissen, und ob sy glich blibent wie bißher und gar nichts enderent, noch muß man sy gedulden und soll sy darumb nit begwaltigen, sunder Gott fur sy bitten, dann diewil sy uns nit underthon sind, hat man sy ouch nit zu nötigen. Es ist aber wol zu verwunderen, das gegenthail an diser gedult und, das man sy zu ainicher enderung [nit] k nötigen kan noch zu nötigen begert, nit gesettiget sin, sunder sich mit disen stenden nur in nehere frundschaft und ainigkait begeben wellend, das geschicht aber allain umb der ursachen willen, damit sy furkommen, das ir leer by uns nit mer angetast und widerfochten, sunder gmainem volck ain vermainter won [= Wahn] ingebildet werde, als ob man baidersyth ainig syg und also das empsig geschray irer undethonen nach Gottes wort und der menschen begirden zu unser leer gestillet und ware reformation by inen gehindert werde. Und ist in summa nichts anders, dann das der böß sathan, so bißher ain offner mörder gewesen, jetzo ain munichskappen angelegt hat, will frumm und evangelisch sin und mer thun, dann man von ime erzwingen möge, aber minder, dann christenlich sye, das ist, er will mit den evangelischen ainig sin und glissen [= gleißen], als ob er ir religion angenommen, dahin man in nit nötigen mocht. Er will aber doch nit thun, das recht christenlich ist, dann inwendig im hertzen und mainung blibt er nichtdestminder ain schalck, betrieger und verfurer wie von anfang der welt. Ob aber glichwol under disen stenden (wie von etlichen furgeworfen wurt) ouch nit alle ding uff ain wiß gehalten und allerlay unglichait befunden wirdet, so ist doch dieselbig allain in usserlichen ceremonien und worten, im hertzen aber und mainung sind sy ainig und glich, derhalben sy ouch ainandern christenlich mainen, lieben und gedulden mogen. Aber in dem fal ist das widerspil. Die mainung blipt ungelich, die worter werden verglichen. Was aber diß ouch in zitlichen fur ain gefarlichait uff im trage, so die menschen wol gute wort gebent, im hertzen aber ainandern find und abgunstig syent, das hat ain jeder lichtlich zu bedencken.

Zum 15. wirt gesagt, das zu erhaltung frids und ainigkait, ouch abstellung krieg und empörung die concordia nit zu wegeren und sich also zu halten sye, das man by ksl. Mt. den glimpf erlange. Dogegen ist aber ouch dis war, das umb zitlichs friden und komenlichait willen an der warhait nichts nachzugeben noch dieselbig zu vertuncklen ist. Man soll ouch allwegen ingedenck bliben, wie Gott bißher sin wort und desselben bekenner on verglichung und usserlichen, versprochnen friden, do ouch ir ansehen noch gering und der fyend vil und durstig, wunderbarlich erhalten hat, das ouch dise ständ der religion halb nie meer unrue gehabt, molestiert und beschwerdt sind worden dann in werendem fridenstand zu ainer gewisen anzaigung, das Gott nimmer lieber hilft und rettet, dann so man anderer hilf bloß stät und sich im vertraut.

Das aber der frid durch vergleichung der religion so emsig gsucht und gesagt wirt, man muge on die vergleichung zu kainem frid kommen, ist erstlich ain zaichen ains mißtrauens gegen Gott, dann so man Gottes alter und zu unseren zeitten bewisner wunderthatten nit vergeßen und glaubte, das er dise sach wie all ander wider die gantzen welt erhalten kundte, wurde man vil mer dahin trachten, wie mit im ain gutter frid aufgericht möchte werden, dieweyl er aller menschen hertzen in seiner hand und gewalt hat, dieselben waich zu machen oder zu verherten, frid zu geben oder krieg zu bewegen nach seinem willen, wie er dann auch diß wunderwerck gewurcket, das ksl. Mt., die unlang hirvor dise religion offentlich verdammet und mit allem vermugen außreutten wolt, jetzo, wie wir hören, so vil linder worden ist. Zum anderen, so ist ain frid wol on die vergleichung aufzurichten. Dann ist es vermutlich, wie etlich vermainent, ain concordiam in der religion zu finden, wirt es on zweiffel vil ringer, lichter und möglicher sein, den außerlichen friden zu erlangen. Ist aber der frid beim gegenthail nit zu erlangen, vil minder die verglichung, welche auch den friden in sich beschleußet.

Sovil dann den glimpf belanget, deß soll man sich zwar in allen dingen befleißen, erbarlich, uffrecht und beschaidenlich gegen mänigcklichem handlen, sunderlich also, das es vor Gott glimpflich seye, es werde gleich von den menschen wol oder ubel aufgenommen. Nun ist aber diß der hochst rum und glimpf vor Gott, das in seinen sachen, die sein wort, sein warhait betreffend, bestendigl, stiff und unerschrocken gehandlet, umb der menschen gnad willen nichts, das Gott im wenigsten mißfallen möcht, bewilliget, umb menschliches glimpfs willen nichts gfarlichs, darauß kunftigcklich verduncklung der warhait volgen möcht, angenommen und deß glimpfs also befaret werde, das man dardurch bey frummen christen kain unglimpf noch uneer erlange, deren nachred oder lob vor Gott meer gilt und derhalben hocher zu achten ist dann aller welt gnad oder ungnad.

Zudem hat man sich leichtlich zu erinneren, wiewol die ständ zu Franckfurt, Hagnaw, Wurmbs und jetzo hir sich alles glimpfs beflißen, von ainer handlung zu der anderen gewichen, ksl. Mt. in allem gewillfaret, das man doch kainen glimpf erlangt, sonder dem gegenthail dardurch ursach gegeben, auf seiner mainung stiffer zu beharren, disem thail dester beschwärlicher ding zuzemutten. Darumb were noch heut deß tags diß der sicherest weg, ainfältig auf voriger weiß beleiben, christlich und fleißig predigen laßen, darneben aber nit minder frombklich und gottsäliglich regieren und leben, mänigcklichen, der diß begert, mit christenlicher bschaidenhait warhaftige rechnung deß glaubens geben, bey erkanter warhait bständigklich bleiben und sich mit den kinderen diser welt, welche mit irer spitzfindigkait die kinder des liechts allwegen uberlistend, so si menschlicher klugkait nachfarend, nit zuvil inlaßen, dan auß menschlicher vernunft volget nichts dan menschliche frucht, die im haißen [sommer?] Gottes haimsuchung und in der hitz der truebsäligkait nit beleiben, sonder vor der zeit abfallen, fulen und verderben wirt. Hinwiderumb aber in aller ainfältigckait mit vollen augen auf Gott sechen, stiff auf seinem weg wandlen, das wirt vor der welt ansechenlich und entsetzlich sein, auch zu rechtem frid und beständiger rhue dienen, dann der herr richtet die anschleg seiner frommen und machet zuschanden die weltweisen und diß ist je und je sein brauch gewesen bis auf disen tag, in der thorhait sein weißhait, in der schwachait sein kraft und herlichait zu beweisen.

So nun auß obangezaigten grunden, welche vast all in den schmalkhaldischen ratschlag auch befunden werden, sich gnugsam erscheint, das die hertzen baider partheien im grund nit ainig noch auch diser zeit ainig werden mugent und daheer die vergleichung nit auf die hellen, ainfältigen warhait, sunder auf ain sand, nämlich auf disputierliche, dunckle wort gebauen und also kein zeit beständig, sonder darauß alter irrthumb, stillstand Gottes worts, unrhue, verfolgung, verderbliche sicherhait, bestättigung anderer secten und schwere ergernus, trennung und unainigkait volgen wirt, so stet unser mainung dahin: Nachdem auß allen handlungen gnugsam gespuret mag werden, das der gegenthail die warhait von hertzen nit sucht, das furgenommen verglichung als ain schwer, gefarlich und unmuglich ding in rhue gestelt werde und man Gott den herren walten laße, darnebent der ksl. Mt. mit christlicher dapferkait und beschaidenhait anzaige, weß sich die ständ bisheer aines christenlichen gesprechs halben allwegen erbotten, item, was sie von ainem tag zu dem anderen irer Mt. zu underthänigem gefallen nachgegeben, das sie auch allwegen darnebent sich vernemmen hetten laßen, das sie allain ain ware, christenliche reformation und verglichung suchent, dann sunst kundt kain andere Gott gefallen noch besten mugen, sonder der lest zwispalt wurde größer und schädlicher werden dan der erst. So aber dise ständ auß dem gesprech und darauß gevolgten, ouch allen anderen handlungen vernemmen, das die mainung nit dahin wolte gericht werden, die rechte leer fryg und unverduncklet predigen zu lassen, die sacrament, ouch andere nötige kirchengebruch nach Gottes insetzung anzurichten und dagegen alle verfursche [sic!] mißbruch abzustellen, sunder allain aine solliche verglichung furzunemen, die mer in worten dann im hertzen stunde, uß welcher bald widerumb allerlay unrat volgen wurde, und dann die gestelte artickel also geschaffen weren, das dise stend die unverglich[nen] mit Gott nit willigen mochten, ouch in den anderen, welhe von iren glerten umb hoffnung willen, anders und merers dadurch zu erlangen, nachgegeben worden, allerlay bedencken hetten, so wolte es disen stenden gar schweren fallen, ain solliche verglichung, dardurch das mißvertruwen und zwispalt nit ufgehapt, vorige irthumb bestettiget, vil nuwer beschwerungen entsten, irer und anderer menschen gewissen beschwert und die warhait mer verfinstert mocht werden, zu bewilligen. Betten daruff, ksl. Mt. sollichs gnedigst zu vermercken und uff ander weg, wie zwuschen den stenden frid und ainigkait erhalten mochte werden, gnedigest zu gedencken, zu dem sich die stend nit minder dann bißher aller billichait und gebur bevlissen und hiemit erbetten haben wollen, wie dann ain solliche antwurt nach lengs usgefurt mochte werden.

Wo aber das gegenthail bedacht wurde, welhes dise stend zum hochsten von Gott begeren, ain solhe reformation und ainigkait der kirchen zu furdern, do die alten irthumb und mißbruch abgethon, die rain apostolische leer geprediget, rechten pruch der sacramenten und waren gottesdienst uffgericht wurde, so woltent die stend in allen usserlichen, unnötigen dingen sich hingegen dermassen halten und erzaigen, das ksl. Mt. und menigklich spuren mocht, das sy zu christenlicher verglichung von hertzen genaigt, wie sy sich des hievor oftermals und sunderlich in dem schriben an den Gf. von Manderschid och erpotten und vernemmen hetten laßen.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung und zum Procedere vgl. Konrad Zwick an Bgm. und Rat von Konstanz, [Regensburg], 1541 Juli 4/6 [Nr. 822]. Eine etwas gekürzte und entsprechend redigierte Fassung des Stücks findet sich in Zürich ZB, Ms. D 111, fol. 25r–36r (Kop.): Fürtrag der bottschaft von Costentz uber die concordiam und vergleichung die religion betreffende.
2
 Dieser Druck zerlegt die Denkschrift in zwei getrennte Aktenstücke und löst dadurch den Argumentationszusammenhang auf. In Überlieferung B sind die hier getrennt gedruckten Teile als zusammenhängendes, selbständiges Aktenstück überliefert. Dass fol. 179v leer ist, ist Zufall oder ein Versehen. Es handelt sich im Übrigen auch nicht um ein Gutachten der Konstanzer Prediger, sondern um eine Denkschrift Konrad Zwicks, die von den Predigern zur Kenntnis genommen und wie auch vom Rat gebilligt wurde. Vgl. dazu Bgm. und Rat von Konstanz an Bgm. und Rat von Lindau, 1541 Juli 20, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 183r (Konz.): Im seinem jüngsten Schreiben, das sie ihnen zugeschickt haben, hat Konrad Zwick von einem begriff gesprochen, den er der concordie halb, so man daruber reden werd, von wegen unserer predicanten, auch unser furbringen werd, und das er sollichen begriff unseren praedicanten zu verlesen zugeschickt hab. Den habent nun die praedicanten verlesen und lassent inen den gfallen, deßglichen wirt uns ain wolgfallen sin, so er den furbringt. Darumb zuschickent wir uch denselbigen begriff, der an den ratschlag, den unser glerten rethen von wegen der justification gestelt habent, gehenckt ist, damit, so ir etwas anders by uch selbs beraten wurdent, ir deßelbigen dem Zwick, von wegen uwer furzebringen, berichten konnent. [...]. Datum 20. Julij anno etc. 41. Vgl. dazu die protokollarische Notiz, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 170r: Im letzten Schreiben hat Zwick mitgeteilt, das er den begriff, den er der concordia halb gestelt, den Predigern zugeschickt habe. Diesen begriff haben die Prediger am Samstag, den 16. Juli, dem Rat zugestellt. Dieses Schriftstück folgt mit Nr. 54. Am Sonntagmorgen hat man den begriff im Rat verlesen lassen und denselben gebilligt. Da Zwick aber nicht gebeten hat, ihn wissen zu lassen, ob er die Schrift einreichen solle, sondern angekündigt hat, er wolle, wenn er keine weitere Mitteilung erhalte, die Schrift in der versamlung vortragen, hat man beschlossen, vorab nichts zu tun, sondern bei Gelegenheit Zwick mitzuteilen, das ain rat ain wolgefallen ab sollicher schrift hab. Man hat auch denen von Lindau Zwicks Denkschrift und das Gutachten der Gelehrten geschickt. [...].
a
–a Ergänzt nach B.
b
 Ergänzt nach B.
c
–c Unterstr. Fehlt in B.
d
 Ergänzt nach B.
e
 Ergänzt nach B.
f
 Ergänzt nach B.
g
 Ergänzt nach B.
h
 In B: vlyß.
i
 Ergänzt nach B.
j
 In B: nienen.
3
 Vgl. die Antwort der schmalkaldischen Verbündeten auf die Werbung der Grafen Dietrich von Manderscheid und Wilhelm von Neuenahr, Schmalkalden, ca. 1540 April 11, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 1,1, Nr. 21, S. 81–89.
k
 Fehlt irrtümlich in der Vorlage.
l
 Fehlt in B.