Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 1539 Supplikation der Frankfurter Gesandten Jakob Heller und Jakob Stralenberg an Ks. Maximilian
Bitte um Berücksichtigung der Belange Frankfurts bei einer eventuellen Privilegienbestätigung für das dortige St. Bartholomäus-Stift.
[Trier, kurz vor 14. Mai 1512]1
Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 11a u. b, Kop.
Allerdurchleuchtigister, großmechtigister Ks., allergnst. H., euer ksl. Mt. haben eins erbaren raits geschickten zu Frankenfurt des pferners [= Pfarrers] halben anbracht, den Hh. vom capitel St. Bartholomeusstift keynerley[= nichts] zu geben, damit nit nachteyl dem hl. Rych und gemeyner stat Frankfurt erwachs, dan sye haben sich zu iren exceptionibus gegen dem pferner horen lassen, euer ksl. Mt. furfaren haben ine etwas an des rats gefellen, die sie doch nie zu beseß gehabt haben, zugestelt. So nun euer ksl. Mt. inen daruber confirmation itzt geben, wurden sie villeicht derhalb geursacht, forderung gegen inen und gemeyner stat zu haben. Darumb bitten euer ksl. Mt. wir, die geschick[t]en eins erbaren rats der stat Frankenfurt, underteniglichen, wollen inen sonderlichen nicht werden lassen, sunder gn. ansehens haben, domit gemeyne stat Frankenfurt mit eynem verstendigen und gelerten pferner versehen werden mügen, wie dan zu [= in] der supplication, euer ksl. Mt. ubergeben [liegt nicht vor], gebeten ist. So aber euer ksl. Mt. inen ye etwas geben wolt, das solichs nit gemeyner stat oder der pfar abbrochlich oder zuwider sy. Das syn umb dieselb euer ksl. Mt. als iren allergnst. H. ein erbar rat der stat Frankenfurt, auch wir mit unsern undertenigen, schuldigen und willigen dinsten alle zyt zu verdienen geneigt. Datum.
Nr. 1540 Supplikation Frankfurts a. M. an Ks. Maximilian
[1.] Verleihung zweier Messen und der zugehörigen Messefreiheiten an Frankfurt durch verschiedene Kss. und Kgg., Verfügung im Reichslandfrieden gegen das Halten von Ächtern; [2.] Ungerechtfertigte Anwendung dieser Bestimmung zum Nachteil Frankfurts; [3.] Bitte um Neuverleihung der alten Messeprivilegien und Messefreiheiten.
[Frankfurt, kurz vor 17. Mai 1512]1
Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 30, fol. 9a-10a, korr. Kop. 2
Allerdurchleuchtigster, groißmechtigster röm. Ks., allergnst. H., euwer ksl. Mt. nach erbietung myner undertenig, schuldig und willig dinst gibt der ersamen, fursichtigen und wisen Bm. und rat der stat Frankenfort anwalt [Johann Frosch] underteniglich zu erkennen, wie vor viel jaren loblicher und seliger gedechtnus röm. Kss. und Kgg. zwoe jerliche messen in der bemelten stat zu Frankenfurt ufgericht. Darin dann Friedericus secundus am anfang alle die, die solich messe suchen, in sundern schutz und schirm genomen und die mit hohen freiheiten begabet,3 wie dan nachfolgend alle röm. Kss. und Kgg. die bestetiget und sunderlich Ks. Karolus die freiheit gegeben, das in denselben messen alle die, so in der acht und aberacht sein, auch die, so von irer Mt. hoifgericht darin erkent und getan weren, geleit und frid haben sollen.4 Solich freiheit nachfolgend durch Kg. Wenzelaum, auch Kg. Sigmundum bestetiget und sunderlich gegeben, darzu durch a–den allerdurchleuchtigisten, großmechtigisten F. und H., H. Friederichen, röm. Ks., euer ksl. Mt. H. und vater loblicher gedechtnus, und in annemung euer ksl. Mt.–a kgl. wirden in gemeynen bestetigung die zwoe messen auch bestetiget, wie dan euer b– ftl. Gn.–b in diesen hyeby ubergeben copien [liegen nicht vor], der wirc glaublich abschrift zur noit anzeigen konnend, zu vernemen haben. Die auch also bis anhere fure und fure gehalten worden sein bis uf zeit des gemeyn reichstag, zu Wormbs gewest, in dem der landfrid ufgericht ist. Doselbst ein sunder artikel usdruckt, das, ob yemant des Reichs echter zu halten het, dieselben freiheiten wider volstreckung der urteil des ksl. oder kgl. camergericht nit gebrucht und die achter sollen dawider nit geschützt oder enthalten werden.5 Dem wir auch also bis anhere gehorsam gewesen.
[2.] Hat sich nachfolgend, als die von St. Gallen und die von Datzke [= Danzig] und Elwangen [= Elbing] in der acht gewest sein,6 begeben, das etliche erbare personen und derselben gütere in den Frankenfurter messen als für echter angefallen sein, und sich doch in der warheit erfand, das sie nicht dergegen [= wohl: zugegen] waren, nichtdestamynder ist den der merkt versperret, sie in merkliche scheden gefürt. Das eins teils zu verderben erwachsen, aber nicht für ire smehe, cost und zerung entstanden oder worden. Darus dan, als euwer e– ksl. Mt.–e und meniglich wole abnemen mogen (dweil so viel volks mencherley nacion zu Frankenfurt in den messen erschynet und gare viel mehe, dan ire macht ist), groiß ufrure, unüberwindlicher schade und schande entstehen mocht. Das ungezweifelt die röm. Kss. und Kgg. und das derglichen keyne messe und merkt mehe in obern deutschen landen ist, angesehen und solich freiheit gegeben haben.
[3.] Darumb bytt euer ftl. Gn. anwaltf der bemelten stat Frankenfurt ganz underteniglichen, wolle, wie die stat zu Frankenfurt euwer ksl. Mt. sunderlich zugetan, auch wie die gelegenheit ist, dweil die messen us bemelten ursachen vast abgenomen haben, wider zunemen, die inwoner dester baß bliben und euwer ksl. Mt. dester statlicher gedienen mogen, gnediglichen bedenken, auch solichen merklichen unrat furkommen und g–euer ksl. Mt. gnediglich bewegen,–g eynem erbaren rat lut dieser hieby ubergeben copien us eigener bewegnus ire messe und merkt sampt iren gegeben freiheiten gnediglichen zu geben und zu bestetigen. Das wirt ungezweifelt umb dieselb eur h– ksl. Mt.–h ein erbar rat der stat Frankenfurt mit iren undertenigen, schuldigen und willigen dinsten zu verdienen nimmer vergessen.
Nr. 1541 Anonyme Supplikation in Sachen Frankfurter Fastenmesse
[1.] Bitte um Bestätigung des bestehenden reichsweiten Marktverbots in der Kar- und der Osterwoche; [2.] Wunsch nach einem Verbot betrügerischer Bearbeitung von Tuchen.
[Köln, vor 18. August 1512]1
Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 51, Kop.
[1.] Item ist vormals in leben Ks. Frederichs hochloblicher gedechtnis uf eynen ksl. richstage vertragen, nachdem allen cristgloubligen menschen in geystlichen rechten geboten ist, zum wenigsten eyns im jare alle jere myssedait und sonden bycht zu sprechen und Gottes hl. lychnam uf den hl. oistertage zu entpfangen etc., und so dan eyn zit her grosse menge der cristenheit und kauflude in solcher hl. zit, und nemlich in der hl. charwochen, in der messe zu Frankenfort markt halten, kaufen und verkaufen, derhalben sich zu dem hl. sacrament und byecht nit so inneklich, also woil zemlich und billich were, bereyten mogen und also ain jerer hoichsten sele selikeyt verletzt und verhindert werden, das man darumb vorbaß solich Frankenforter fastenmesse also zytlich ainfangen, das uf palmobent alle crayme [= Verkaufsstände] abgenommen und alle hallen beslossen werden, und das keyner nach dem palmobent offentlich kaufen oder verkaufen solte etc. Were eyn grosse woildait, das Got dem almechtigen zu den eren und zu aller cristlichen menschen selikeyt solich ordinancien uf disem loblichen ksl. richstag vornuwet und vestlich bestetiget werde, also das man vorbaß in kainer stait oder flecken des hl. Richs in obgemelter hl. zit und aicht tage darnach keynen markt halten mit kaufen noch verkaufen zolaissen noch verhengen solt uf groiß pene etc. und das solichs den von Frankfort und andern steten und stenden des Richs in ziten verkondiget werde.
[2.] Item nachdem vil clage sine des betrogs halben, so mit verkauf tuchgewant allenthalben gebrucht wirt, nemlich in dem, das die ain den ramen zuvil gestreckt werden und andern etc., ist alhye aingesehen und beschlossen, das heneforter, so weyt das ganz Rich ist deutzscher nation, keyne duch, es sy zum schnitt oder mit ganzen duchen, feyle gehapt oder verkauft werden soll, es sy dan zuforn genetzt und geschorn by verlorunge derselben duch. Werden auch duch, nachdem die genetzt und geschoren weren, wider ain duchramen gespannen[t] erfonden, dieselben duch sollen auch verloren sine. Und in beyden obberorten [Fällen] wollen [recte: sollen?] die straif der oberkeyt, darinne die duch feylgehapt werden, zustehen. Und solle solich ordenung von der itzigen Frankenforter herbstmessen uber eyn jare aingehen und forter also gehalten werden.