Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Nr. 1057 EB Uriel von Mainz an Paul von Liechtenstein (Innsbrucker Hofmarschall)
Seine Probleme mit dem Besuch des Augsburger Reichstags angesichts der gegenwärtigen Übergriffe der Hgg. von Sachsen, Bitte um ksl. Unterstützung.
Aschaffenburg, 15. Dezember 1511 (montag nach Lucie)
Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1511, fol. 371a u. b, Konz.
Der Kurmainzer Kanzler Dr. Johann Engellender hat bei seiner Heimkehr berichtet, daß Liechtenstein seine Werbung bzgl. seines (des EB) Erscheinen auf dem Augsburger Reichstag bereitwillig angehört und einen Rat dazu erteilt hat. Dankt ihm dafür. Und wiewol ye und allweg unser maynung und begirlich gemüt gewesen ist und noch, unserm allergnst. H., röm. ksl. Mt., mit allem unserm vermögen underteniglich zu wilfarn, werden wir doch – zuversichtlich, dir unser canzler angezeigt hat – durch der Ff. von Sachsen handlung gegen den unsern von Erfort und den iren mit tatlicher handlung, fürschub der widerwertigen, auspechung [= Auskundschaftung] der dörfer, vahung und beschedigung etc. der unsern also verhindert. Daz wir on sondern nachtail und schaden, es sey dann, daz unser allergnst. H., der röm. Ks., ernstlicher, dann bisher bescheen, in dise sachen mit gnaden oder rechtlicher hilf sehen werd, nit wol ervolgen mögen, als du selbst bedenken und ermessen magst. Da Liechtenstein mehr als jeder andere sein Vertrauen genießt, bittet er diesen, ihn unverzüglich durch einen eigenen Boten zu informieren, wenn der Ks. sich nach Augsburg begibt. Wellen wir uns nach unserm vermögen schicken und beraiten, ksl. Mt. zu wilfarn, ganzer zuversicht, sein ksl. Mt. werde unser undertanig gemuet und dienst dermassen bedenken und verfuegen mit ernst, daz wir wider recht und pillichait von den Ff. von Sachsen mitler zeit und furan unbelestigt beleiben.
Nr. 1058 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Durch Krankheit verhinderte Vermittlung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern im Erfurter Streitfall; [2.] Geplante Behandlung dieses Konflikts auf dem Augsburger Reichstag, dringendes Ersuchen um persönliche Teilnahme, Beeinträchtigung der ksl. Belange bei Fernbleiben des EB von Mainz und der Hgg. von Sachsen.
Linz, 26. Dezember 1511
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 1-2, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben dein schreiben, uns mit aigner hand getan [liegt nicht vor], und daneben die antwurt, so dein lieb unsern reten, die wir bey dir gehabt, gegeben hat, auch Gf. Hoyers von Mansfeld und Johannsen Renners werbung, von deinen wegen an uns beschehn, vernomen und darinnen verstanden die ursachen und entschuldigung, warumb dein lieb auf unsern ausgeschribn reichstag gen Augspurg persondlich nit komen moge, und sonderlich der von Erfurt beswerung halb, so sy dir, deinem brueder [Hg. Johann] und euern landen und leuten zufuegen, mit beger, nochmals dareinzusehen, damit die von Erfurt unsern ausgegangn mandaten [Nr. 172, 174] und dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen oder, wo sy das nit teten, in die acht denunciert würden laut des abschids, so wir vormals deinen reten gegeben. Darauf verkünden wir deiner lieb, das wir zu mermalen und ytzt kürzlich von Insprugg aus unserm hofmaister, Gf. Eytlfridrichen von Zollern, ernstlich geschriben und bevolhen, sich mitsambt Dr. Johannsen Schade nachend bey Erfurt an ain gelegen platz zu fuegen und laut unsers bevelhs zu handlen, damit die obgemelt sachen ausgericht und volzogen würden. Das er erstlich und längst ainmal abgeslagen und sich darnach zu zwaymaln erpoten hat, das er demselben unserm bevelh gehorsamlich nachkomen wolle. Aber ytzt hat uns der gemelt von Zollern geschriben, wie er in merglich krankhait gefallen und ime deshalben unmoglichen sey, dismals zu verreyten und solhen bevelh zu volenden.
[2.] Und dieweil wir nu ermessen, das der reichstag etwas nachend ist und, wo wir ander comissarien zu volziehung derselben sachen verordnen, das unser neve, der EB von Menz, sein entschuldigung nemen und auf solichen reichstag nit komen, dardurch der nit sein fürgang haben, sonder genzlichn verhindert würde, und aber uns und dem hl. Reiche an demselben reichstag merglichs und vil gelegen ist, begern wir an dein lieb mit besonderm vleiss und ernst, du wellest ansehen und betrachten unser und des Reichs obligende not und deshalben bey uns auf dem obgemelten reichstag persondlich erscheinen und nit aussenbeleiben, auch dich daran nichts iren lassen und dabey uns zu gefallen bewilligen, das wir die sachen mit Erfurt auf den gemelten reichstag ervordern. Damit wirdet der von Menz bewegt, auch daselbs zu erscheinen. So wellen wir alsdann soliche sachen vor allen hendln furnemen und dermassen dareinsehen, damit die laut des abschids, deinen reten gegeben, on ainichen lengern verzug und furderlicher und tapferlicher, dann durch comissarien beschehen mochte, ausgericht und volzogen werden. Wir wellen dir auch bey guter zeit verkonden, auf welhen tag wir ungeverlich gen Augspurg komen, damit du alsdan auch daselbs erscheinest, dann wir etlich tag noch in disen unsern erblichen landen zu schaffen haben von ainer hilf wegen, die wir verhoffen, von inen wider unser veind in kurzem zu erlangen, und wolten nit, wo wir persondlich gen Augspurg nit kemen, das du dahin ziehen oder vergebens dasein solltest. Und das du solich unser begern ye nit abslahest, sonder dich darin gutwillig beweisest, als wir ain besonder vertrauen zu dir haben. Dann dein lieb selbst ermessen kan, wo du und der von Menz auf den reichstag nit komen solten, das dardurch derselb reichstag und alle unser obligende hendl zurückgestellt würden, des du ungezweifelt zu verhueten genaigt bist. Daran erzaigt uns dein lieb sonder wolgefallen, gnediglich und fruntlich gegen derselben zu erkennen. Und begern deshalben deiner antwurt, uns die fürderlich bey disem unserm poten wissen zu lassen, damit wir uns darnach haben zu richten. Geben zu Lynz am 26. tag Decembris Ao. etc. im 12., unsers reichs im 26. jaren.
Nr. 1059 Erfurt an EB Uriel von Mainz
Erfurt, 29. Dezember 1511
Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 1b-2a, Kop.
Nach Aussage des Kurmainzer Marschalls (Frowein von Hutten) und Dr. Küchenmeisters empfiehlt EB Uriel, die geplante Supplikation Erfurts an den Ks. durch eine Delegation zum Reichstag zu schicken. Demgemäß hat Erfurt die vom EB geprüfte Supplikation fertiggestellt und wäre bereit, sie durch Abgesandte auf den Reichstag bringen zu lassen, ist jedoch zum einen in Sorge, ob diese sicher dorthin und wieder nach Hause kommen können, weiß zum anderen nicht, wann und wo der Reichstag stattfinden wird. Bittet deshalb EB Uriel um Mitteilung, wann sich die Erfurter Delegierten wohin begeben sollen. Auch möge er sich beim Ks. um sicheres Geleit für die Abgesandten verwenden und sich im übrigen dafür einsetzen, daß die ganze Angelegenheit einen guten Ausgang für Erfurt nimmt.
Nr. 1060 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Erfolgte Übersendung seines Ratschlags in Sachen Reichstagsbesuch und Erfurter Streitfall; [2.] Empfehlung zur Teilnahme am Reichstag; [3.] Festhalten des Ks. am Augsburger Abschied (von 1510) in der Erfurter Angelegenheit; [4.] Sondierungen Renners beim Ks. in der Jülicher Erbsache; [5.] Hoffen auf Frieden und einen angenehmen Aufenthalt in Augsburg; [6.] Dank für geliehenen Geldbetrag; [7.] Übersendung eines eigenhändigen Schreibens des Ks. an Kf. Friedrich.
Linz, 30. Dezember 1511
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 3-4, Orig. Pap. m. S.
[1.] Hat das an ihn und Gf. Hoyer von Mansfeld gerichtete (nicht vorliegende) Schreiben Kf. Friedrichs erhalten und vor einigen Tagen von Innsbruck aus sein gutbedunken eur Gn. zukunft halb auf den reichstag, auch, was bisher mit dem von Zolr der erfurdischen sachen halben zu handlen verschaft were, angezaigt. Geht davon aus, daß der Kf. diesen Brief erhalten hat. [...]
[2.] Und alsbald ich zu ksl. Mt. kommen bin, haben Gf. Hoyer und ich seiner ksl. Mt. euer ftl. Gn. brief, mit irer hand geschriben [liegt nicht vor], uberantwurt und darauf dasjen, so euer ftl. Gn. uns bevolhen hat, seiner Mt. auch angezaigt. Hat ir ksl. Mt. sich in allen sachen gegen euer ftl. Gn. ganz gnediclich und fruntlich gehalten und sich merken lassen, das an ir Mt. nie kain mangl gewesen, das die erdfurdisch sach nit ausgericht sey. Ir Mt. hab die zu mer maln bevolhen zu volenden, aber es sey nit beschehen. Und yetz hab der von Zolr sich von neuem entschuldigt, das er krankhait halb seins leibs darin nichtz handlen mog. Des warlich sein Mt. nit wol zufriden ist. So nu die sachen wider seiner Mt. willen also steen, bedunkt sein Mt., sy werden nit ausgericht oder volendt, dan durch ir Mt. Darumb sein Mt. euer ftl. Gn. hiemit schreibt von desselben reichstags wegen, auch der erdfurdischen sach halb, als euer ftl. Gn. in dem schreiben [Nr. 1058] vernemen wirdet. Und dieweil ich ksl. Mt. ganz gut und gnaigt find gegen euer ftl. Gn. und diß begern allain allen sachen zu gut beschicht und sonderlich, damit euer Gn. von Erfurt wegen geholfen werde, rat ich underteniglich, euer ftl. Gn. wolle aus den und andern beweglichen ursachen und nemlich Guilch halb zu ksl. Mt. kommen und seiner Mt. begern wilfarn.
[3.] Ich hab des von Zolr instruction ubersehen und darin funden, das er nichtz anders bevelh hat, dann darob zu sein, damit die von Erfurt dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandaten [Nr. 172, 174] nachkemen, und wo sy das nit teten, das die acht wider sy publiciert würde, doch das euer ftl. Gn. demselben abschid, sovil der euer Gn. betrifft, auch nachkom.
[4.] Der gulchischen sach halb hab ich mit ksl. Mt. in gehaim und vil disputiert. Sagt ir Mt. wie vor, was sein Mt. euer ftl. Gn. darin zu gnaden und furdrung tun mog, das sey ir Mt. gnaigt. Dabey hab ich mich laut euer Gn. begern erkundt, ab der widertail ichtz erlangt hette oder das sein Mt. vermainte, das der ainich gerechtickait darzu haben mochte. Hat mir ksl. Mt. angezaigt, der widertail hab zu mer maln deshalben begerung getan, aber nie nichtz auslegen lassen, dann vor etlichen jaren auf anlangen Hg. Wilhelms von Guilch und auf sein narration im ain brief gegeben, nemlich wie Guilch ain freyhait habe, das tochter, wo mandlicher stam nit vorhanden sey, erben sollen [vgl. Nr. 1132 Anm. 1]. Sofer dem also sey, so bestet es sein Mt. Aber sein Mt. vermaint, der widertail werde den nit prauchen, dann er mer wider dann fur sy sey. Sy suchen yetz von neuem ain solhe freyhait, und wo sy die vor gehapt hetten, sy wurden die yetz nit begern. Und gibt ir Mt. genzlich dafur, euer Gn. werde das mit recht gewynnen. Sy haben die lehenschaft auch begert, aber sein Mt. hat die abgeslagen und kan deshalben euer ftl. Gn. auch nit leyhen, dann sich sein Mt. sust argwonig machet. Das alles hat mir sein Mt. angezaigt, doch das es euer ftl. Gn. in gehaim halt und sein Mt. darin nit melde, dann er der richter sey und im nit gepure, solhs zu eroffnen. [...]
[5.] Ich wolt, das wir frid hetten und gen Augspurg ziehen und ainmal gut leben haben mochten. Es sein so vil geswinde, sel[t]same practica vorhanden, das uber land nit zu schreiben ist. Aber so ich zu euer ftl. Gn. kom, wirdet euer Gn. vil hören und vernemen, wie ich euer ftl. Gn. vormals auch angezaigt hab.
[6.] Ich dank euer ftl. Gn. in aller undertenikait des gn. willens, so mir euer ftl. Gn. beweist mit leyhung der 1000 fl., wie mir Pfeffinger geschriben hat.
[7.] Ksl. Mt. schreibt hiemit euer ftl. Gn. ain briefl mit aigner hand [liegt nicht vor], als euer Gn. sehen wirdet. [...] Hiemit bevilh ich mich euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Lynz am 30. tag Decembris Ao. etc. 12.
Nr. 1061 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Ks. Maximilian
Lochau, 13. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 6a u. b, Konz.
Dankt für das Antwortschreiben des Ks. (Nr. 1058) mit der Aufforderung, persönlich zum Reichstag zu kommen. a–Da er jedoch nicht weiß, was mein bruder [Hg. Johann] und ich uns zu den von Erfurt und yrem anhang fur manchfeltig beswerlich furnemen versehen solten, auch Gf. Eitelfriedrich von Zollern trotz Ankündigung nicht gekommen ist, kann der Ks. wohl ermessen, wie ich den reichstag so eylends besuchen mocht. Und wiewol dieselbn sachen noch nit abgewendt, so wil ich doch, ob Got wil, wenn eur ksl. Mt. mir weiter verkunden wird, bey euer Mt. zu komen, als der gehorsam halten, dann mein gemüt ist nye gewest, auch noch nit, meins bruders und mein sachen mer dann eur ksl. Mt. sachen zu achten.–a Hat darüber hinaus Gf. Hoyer von Mansfeld und Johann Renner um weitere Werbung beim Ks. ersucht (Nr. 1062). Bittet, beiden Glauben zu schenken.
Nr. 1062 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Sekretär)
[1.] Bedauern über die nicht zustande gekommene Vermittlung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern in der Erfurter Streitsache; [2.] Bedenken gegen einen raschen Besuch des Reichstags angesichts neuerlicher Übergriffe in Erfurt; [3.] Argumente gegen eine Behandlung des Erfurter Streitfalls auf dem Reichstag; [4.] Bitte um Festhalten des Ks. an seinem Abschied in der hessischen Angelegenheit.
Lochau, 13. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 8a-12a, Konz.
[1.] Gruß. Übersendet abschriftlich sein Schreiben an den Ks. (Nr. 1061) und bittet, diesem Folgendes vorzutragen:
Nachdem ksl. Mt. uns angezaigt, das ir Mt. dem von Zoller bevolhen, mit Dr. Johansen Schaden in der erfurtischen sachen zu handeln, das der von Zoller erstlich irer Mt. zugeschriben und volgent abgeslagen etc., solichs hetten wir mit beswerung gehort, das dy sach also solt verzogen werden aus dem, das wir irer Mt. zu mermaln hetten anzaigen lassen, das uns der verzug nachtailig und beswerlich were.
[2.] Und nachdem ir Mt. an uns begert het, das wir auf dem reichstag personlich erscheinen sollten etc., zweivelt uns nit, irer Mt. sey unverborgen, was beschwerung unserm bruder [Hg. Johann] und uns von den von Erfurt irer Mt. zu ungehorsam und verachtung und uns zu verunrechtung wider irer Mt. abschid [Nr. 158] und mandaten [Nr. 172, 174] begegent sind, wie wir dan die ir Mt. zugeschriben, auch durch euch und sonderlich nagst hetten anzaigen lassen. Darynnen wir doch irer Mt. zu undertenigem gefallen bisher gedult gehabt. Zudem werd ytzo noch weyter gesucht, mer leut in Erfurt zu bringen, auch die armen, ausgetriben burger, uber das sie von ere und gut gejagt, aus unsern, auch andern stetten und flecken, darynnen sie sich in grossem armut enthalten, mit geistlichem pann zu treiben. So haben die in Erfurt auch in kurz einen, der auf irer Mt. abschid in Erfurt gezogen und sich vertrost, es sol nit not haben, den Fridrich Thun hivor in ksl. Mt. hand gestalt, als wir glaublich bericht werden, gefenglich angenomen und mit dem scharfrichter ufs höchst gefraget und gepeynigt. Und wiewol wir irer Mt. hivor auch underteniglich hetten anzaigen lassen, weil wir nit wüsten, wes unser bruder und wir uns zu den in Erfurt und irem anhang auf ir manigfeldig beschwerlich furnemen versehen solten, der von Zoller auch nit keme, der uns doch geschriben, das er von irer Mt. bevelh hette und uns darauf stilstand geboten, und der von Otting1 und der kamermeister [Balthasar Wolf] auch ungehandelt in der erfurtischen sachen abgeschiden, wurd ir Mt. gnediglich ermessen, wie wir den reichstag so eylends besuchen mochten etc. Und wiewol dieselbn ursachen noch nit abgewend, so wollen wir doch, ob Got wil, wan ir Mt. uns weiter erfordern werd, bey irer Mt. zu komen, uns als der gehorsam halten, dan unser gemüt were nie gewest, auch noch nit, das wir a–unser sachen mer dann ksl. Mt. sachen achten oder die denselben fursetzen wolten–a.
[3.] Das aber ir Mt. auch begert, das wir willigen solten, das ir Mt. dy sach mit Erfurt auf den reichstag erforder, domit wurd der von Menz bewegt, auch alda zu erscheinen etc., derhalbn wellet irer Mt. underteniglich anzaigen, das wir ganz willig, irer Mt. undertenigs gefallen zu erzaigen in dem, das sonder unser beswerung bescheen möchte. Ir Mt. hab aber gnediglich zu ermessen, weil ir Mt. hivor abschid und mandata het ausgehn lassen, ire Mt. zu Sletstat auch umb handlung in diser sachen an uns begert, alda wir ir Mt. mit anzaigenden ursachen darfur gebeten. Darauf ir Mt. in ansehung derselbn ursachen uns der handlung genediglich erlassen und ain citation den in Erfurt zugeschickt. Solten wir nu uber das alles in weyter handlung willigen, zudem, das die in Erfurt nit stilhalten, wir auch der schuldiger nit lenger aufzuhalten wissen, wie wir irer Mt. hivor auch geschriben und durch euch hetten anzaigen lassen, so werde es bey unsern misgonnern darfur geacht, als hetten wir voriger handlung, in diser sachen ergangen, nit fug gehabt. Wie beschwerlich das were, het ir Mt. gnediglich zu ermessen. So were auch zu bedenken, ob durch die schuldiger oder sonst durch verursachen, zu erhalten, das ir Mt. durch abschid und mandata geschafft und geboten, furgenomen wurd, das wir doch nit zu furkomen wusten, das uns mocht zugemessen und aufgelegt werden, als were es wider unser bewilligung gehandelt. Und ob Menz sich understehn wurd, derhalb entschuldigung zu nemen, auf den reichstag nit zu komen, so het er des unsers versehens nit fug, dan solten irer Mt. und des hl. Reichs sachen bey Menz nit hoer dan die ungegründte hendl seins furnemens geacht werden, were befrömbdlich. So hetten wir auch der ursachen mer, die offentlich und am tag, dan Menz furzuwenden. So begern wir auch nit mer dan ksl. Mt. geschrift und geboten. Des sich Menz billich nit besweren solt und die in Erfurt dem zu entgegen nit sterken solt. Darumb wellet ksl. Mt. darauf von unsert wegen underteniglich bitten, den abslag nit ungnediglich zu vermerken, sondern uns aus den angezaigten ursachen gnediglich entschuldigt zu haben.
[4.] Wir begern auch an euch gutlich, ir wellet von wegen der hessischen sachen ksl. Mt. underteniglich erynnern, das ir Mt. verfugen wolt, das in denselben sachen dem abschid nach, den uns ir Mt. gnediglich gegeben,2 gehandelt [werde], dan es werd mancherley gesucht, dardurch aufrur mocht erhaben werden, dan der Landgf. [Wilhelm d. Ä.] hat ytzo ain schreiben ausgeen lassen, wie ir ab inligender copien [liegt nicht vor] vernemen werd. Solten nu dy sachen zu weyterung geraichen, so habt ir wol zu achten, was davon entstehn wurd. Es mochten dan auch dy regenten von wegen des Ft. Hessen ksl. Mt. kain statlich hilf tun, darynnen sie sich dan bisher underteniglich und gehorsamlich gehalten hetten. Derhalb wellet ksl. Mt. underteniglich bitten, mit Landgf. Wilhelm zu verfugen, das wider irer Mt. gegeben abschid nichts furgenomen werd, dan wir allemal urbutig gewest und noch, das an aufrichtung desselbn bey unsrem bruder, vettern [Hgg. Georg und Heinrich] und uns nit mangel sein solte, und das sich ir Mt. gnediglich darynnen gegen uns wolt erzaigen, damit sorgfeldige, nachtailige entstehung, die erfolgen mocht, furkomen werd. [...] Datum zu Lochau am 13. tag des monats January Ao. domini 1512.
Nr. 1063 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner
[1.] Seine erheblichen Nachteile aufgrund der verzögerten Behandlung des Erfurter Streitfalls und der hessischen Angelegenheit; [2.] Daraus resultierende mögliche Auswirkungen auf die ksl. Belange; [3.] Widerstand gegen eine Behandlung der Erfurter Streitsache auf dem Reichstag, Wunsch nach Bewahrung des Besitzstandes seines Vaters in Erfurt; [4.] Hoffen auf eine günstige Haltung des Ks. im Jülicher Erbstreit; [5.] Freude über Aussichten auf Frieden mit Venedig.
Lochau, 14. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 13a-14b, Kop.
[1.] Hat Renners Schreiben vom 30. Dezember 1511 (Nr. 1060) erhalten. Bittet ihn, zusammen mit Gf. Hoyer von Mansfeld dem Ks. die beigefügte Werbung (Nr. 1062) vorzutragen.
Und wellen euch sunderlichen und vortreulichen nit bergen, das wir warlichen hoch beschwert sein, das die erfordische, auch heßische sachen uns zu merklichem nachtaile und vorachtung also vorzogen werden, unsers vorhoffens, solchs umb ksl. Mt., auch ksl. Mt. rete und dyner nit vordynet haben. Wir wellen es aber Got dem almechtigen befelhen und, ob Got wil, ayner bessern zeit erwarten, auch unser sachen des hl. Reichs obligen und gescheft uns nit mehr dan dieselbigen geliben lassen, dan, wan uns sein Mt. erfordert, wil Got, alsdan gehorsamlich bey seyner Mt. erscheynen.
[2.] Warlichen entstet uns aus disem verzug merklicher nachtail, wan wie es in der erfordischen sachen gestalt hat, ist euch zu mer malen geschriben. So ist es in der heßischen sachen ganz irrick, wy ir hiebey aus disen schriften vornemen werdet. Hat sich dieselbige handlung ober manigfaldigs, gn. vortrosten, von ksl. Mt. uns beschen, des von Zorns halben vorzogen. Ob solchs gut, auch ksl. Mt. in seynen sachen forderlichen, habent ir als der weyser selber wol zu bedenken. Es machet ye zum wenigsten dy leute unwillig, zudem, das unser aller fermugen tegelichen gemindert. Ab nuhe zuletzt ksl. Mt. und dem hl. Reich mag statlichen gedynet und gehulfen werden, ist leichtlichen zu achten.
[3.] Wir wellen euch auch ganz guter maynung nit bergen, das wir nit uns genuck entsinen mugen, das ksl. Mt. begert, das wir seyner Mt. zu gefallen bewilligen, das sein Mt. die sache mit Erfort auf den reichstage erfordere, damit worde der von Mainz beweget, den reichstag zu besuchen etc., aus was orsachen solchs beschicht. Dan wir ye des vortrauen zu seyner Mt. haben, das seyner Mt. maynung nit sey, uns mit dem von Mainz in aynige handelung, auch mit Erfort zu fürhen lassen. Dan sein Mt. wais und ir habet das selber zu ermessen, wy nachtailig uns solchs sein weldt, uns mit inen in aynige handelung ober die gegeben abschaid [Nr. 158] und mandata, von ksl. Mt. ausgangen [Nr. 172, 174], zu begeben. Es werde auch sunder zweifel darfor bey unsern mißgunnern gericht, als hetten wir foriger handelung, in disen sachen ergangen, gar kainen fug. Es were auch ganz befremdlich zu horen, wo Mainz zu besuchung des reichstags mit disem vornemen solt vororsacht werden, dan sunder zweifel, so er ksl. Mt. sachen und des Reichs nit hoher wegen [= einschätzen] wil dan disen ungegrünten handel seynes vornemen, ist leichtlich zu achten, wes ksl. Mt. sich bey ime seyner Mt. und dem Reich zu gut vorsehen sol. Dan sollen orsachen vorgewendt werden, darumb der tag nit solt besucht werden, hetten wir dy gar fil statlicher vorzuwenden und die offentlichen und am tage sein dan Mainz. So begeren wir auch, nichts dem von Mainz zu entwenden, allain das zu haben, das ksl. Mt. den von Erfort zu tun geboten, domit wir das bekomen mugen, das unser vater seliger [Kf. Ernst], auch wir an Erfurt gehabt etc. Mit was billikait aber sich Mainz widerstet, denselbigen zu entgegen zu handeln und das bose folk zu irem fornemen zu sterken, ist wol zu achten.
[4.] In der gulchischen sachen wellen wir uns je vorsehen, ksl. Mt. werde sich genediglichen gegen uns aller halden und erzeigen. Und ir wollet je daransein, so ksl. Mt. uns schreiben wird und uns erfordern, das sein Mt. uns in der gulchischen sachen sunderlichen aynen gn. brif schreibe, damit wir von unserm bruder [Hg. Johann], auch unser lantschaft mit gutem fug, wil Got, abschayden mugen. Und, weld Got, ksl. Mt. woste, wie und mit was beschwerung wir abkomen mugen, sein Mt., dy worde ye ain gn. bedenken darinnen haben. Ksl. Mt. kan uns allen in disen sachen genad erzeigen an seyner Mt. schaden.
[5.] Nit mit wenig froiden weren wir begirick zu erfarhen, das ksl. Mt. aynen statlichen und erlichen frid erlangen mochte. Wir glauben auch wol, das gar fil seltzsamer hendel vorhanden sein. Der almechtig Got gebe zu glück. [...] Fast eilent am mitwoch nach Erhardi zu Lochau 1512.
Nr. 1064 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Aufforderung zu einem Treffen in Regensburg und anschließender gemeinsamer Weiterreise zum Augsburger Reichstag; [2.] Verzögerung der laufenden Friedensverhandlungen durch Venedig; [3.] Ersuchen um ein Darlehen von 4000 fl.; [4.] Warten auf Kf. Friedrichs Antwort in Passau.
Linz, 18. Januar 1512
Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner): A) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 15.
Kop.: B) Ebd., Reg. E Nr. 58, fol. 193a u. b.
[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben dir kurzlich von hie aus geschriben [Nr. 1058] und begert, zu verwilligen, das wir in der sach mit Erfurd selbs handlen, angesehen, das wir solhs furderlicher und tapferlicher, dann durch commissarien beschehe, tun mochten, und das du deshalben auf den reichstag, wann wir dich weiter wissen liessen, kommen soltest. Darauf fuegen wir deiner lieb zu vernemen, das wir auf dem weg gewesen sein, gen Gretz [= Graz] zu ziehen. Aber wir haben uns aus etlichen ursachen, die wir dich zu unser zusamenkunft berichten wellen, wider gewendt und allen unsern sachen in disen unsern niderösterreichischen landen ordnung geben und fursehung getan, dermassen, das wir furderlich auf unsern ausgeschriben reichstag ziehen werden. Und dieweil aber die stend des Reichs etwas lang ankommen mochten und wir dann nit vergebens die zeit verlieren, wolten wir gern zuvor zu deiner lieb gen Regenspurg, da wir dan sust auch etwas zu schaffen haben, kommen und uns mit dir des reichstag, auch ander grossen sachen halb, so wir allain mit deiner person zu handeln haben, underreden, desgleichen dir unsern getreuen rat in der gulchischen und erdfurdischen sachen mittailen. Demnach begern wir an dein lieb mit besonderm vleiss, du wellest dich auf das furderlichest und von stund erheben und den nesten zu uns daselbsthin gen Regenspurg und von dannen mit uns gen Augspurg ziehen und uns under augen eylends bey disem posten berichten, wann du zu Regenspurg zu sein verhoffest, damit wir auf denselben tag auch dahin kommen und uns mit dir, wie vorsteet, underreden. Wir haben auch unsern neven, den EB zu Meinz, mitsampt den von Erfurd zu uns beschriben, damit wir in denselben sachen handlen, das die zu end gepracht werden. Mitler zeit mogen des Reichs stend auch ankommen, und das wir alsdann mitainander zu inen ziehen und demselben reichstag auswarten.
[2.] Wir haben teglichs des frids von Rom gewart, aber die Venediger verziehen den aus irem bösen willen, wie wir dich zu unser zusammenkunft berichten wellen.
[3.] Und nachdem wir alles gelt, so wir aufbringen mögen, auf underhaltung unsers kriegsvolk, des wir in grosser anzal haben, wenden muessen, begern wir an dein lieb, mit vleiss pittend, du wellest uns 4000 fl. leyhen und dich der von dem anslag, so auf dem reichstag aufgelegt werden möchte, wider bezalen und uns solhs alles ye nit abslahen, sonder dich darin so gutwillig und dermassen halten und beweisen, als wir uns zu dir ungezweyfelt versehen und verlassen. Daran a–erzaigt uns dein lieb sonder danknem wolgefallen, gnediclich und fruntlich gegen derselben zu erkennen.
[4.] Wir werden auch in 4 oder 5 tagen von hynnen aufwertz ziehen und zu Passau deiner antwurt bey disem poten erwarten. Geben zu Lynz am 18. tag January Ao. etc. duodecimo, unsers reichs im 26. jaren.–a
Nr. 1065 Johann Renner an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Nachdrückliche Empfehlung zur Gewährung des vom Ks. gewünschten Darlehens, Aussicht auf ein persönliches Gespräch mit dem Ks. in Nürnberg über den Erfurter Streitfall; [2.] Weiteres Warten auf den Frieden mit Venedig; [3.] Geheimhaltung dieses Schreibens; [4.] Erheblicher Nutzen besagten Darlehens für die Behandlung der Erfurter und der Jülicher Streitsache.
Linz, 18. Januar 1512
Orig. Pap. m. S.: A) Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 19.
Kop.: B) Ebd., Reg. E Nr. 58, fol. 192a u. b.
[1.] Gruß. Die ksl. Mt. vordert hiemit [Nr. 1064] eur ftl. Gn., zu ir gen Rege[n]spurg furderlich zu komen, dann ir Mt. allerlay mit eur Gn. zu reden hab, und sonderlich, das sein Mt. wolt die sachen mit Erfurt ab dem weg richten. Nu waist eur ftl. Gn., mit was ausgaben ksl. Mt. bisher in disen gegenwirtigen kriegsleufen beladen gewesen und noch. Deshalben sein Mt. an gelt ganz bloß ist. Demnach lat sein Mt. eur ftl. Gn. bitten, seiner ksl. Mt. 4000 fl. zu leyhen und furzusetzen, und das sich der eur Gn. von dem negsten anslag wider bezal. Und dieweil ich ksl. Mt. mangl in disem fal waiß und auch, das sein Mt. eur ftl. Gn. aus ainem sondern vertrauen in allen iren obligenden sachen vor andern anlanget und ersuchet, rat ich eur ftl. Gn. underteniger, getreuer maynung, eur ftl. Gn. wolle seiner Mt. hiryn willfarn und gefast sein, wann eur Gn. yetz zu ksl. Mt. kompt, das eur ftl. Gn. seiner Mt. solh 4000 fl. leyhen mög, und eur Gn. slach solhs nit ab, dann es nu ain fursetzung ist desjenen, das auf dem reichstag eur ftl. Gn. aufgelegt werden mag. Und eur Gn. wirdet sich des selbs wider bezalen, also das eur ftl. Gn. des kain nachtail oder abgang leiden darf. Und wo eur ftl. Gn. gemaint ist, solh 4000 fl. irer Mt. zu leyhen, so laß mich es eur Gn. bey disem poten eylends wissen, dann wan ich des gewiß were und sein Mt. darauf vertrosten möcht, verhofte ich, sein Mt. zu bewegen, zu eur Gn. gein Nurmberg zu ziehen, dan sein Mt. auch wol da zu schaffen hette, und wer eur ftl. Gn. zu aller handlung gelegner und neher dann zu Regenspurg. Ir Mt. wurde auch den von Menz dahin oder in die nehe beschaiden und in den sachen mit Erfurt laut seiner Mt. schreiben handlen. Und on das anlehen besorg ich, das ir Mt. nit sovil zerung hett, eur ftl. Gn. under augen zu ziehen. Darumb welle mich eur Gn. von stund hirauf antwurt wissen lassen.
[2.] a–Wir haben am hof gar nichtz neus, weder guts noch bös. Wir warten stets des frids, und sein vil sel[t]samer practiquen in der welt, der ich eur ftl. Gn. zu eur ftl. Gn. zukunft montlich berichten will und davon uber land nit zu schreiben ist.
[3.] Der post, den ich eur Gn. am jungsten geschickt hab, ist noch nit widerkomen, und wart des teglichs. Dise post hab ich in gehaim gefertigt, das weder Mansfeld noch nyemands davon waist. Darumb Mansfeld gar nichtz schreibt.
[4.] Ich rat in alweg, eur ftl. Gn. well ksl. Mt. mit den 4000 fl. dismals zu willen werden, dieweil es doch on eur Gn. nachtail beschicht. Es mag eur Gn. in vil grosserm zu nutz komen als mit Gulch und Erfurt. Und ich bitt underteniglich, eur ftl. Gn. welle das alles von mir gnediclich versten und mich als eur Gn. undertenigen diener in gnaden bevolhen haben. Datum Lynz am 18. tag Januarii Ao. etc. 12.–a
Nr. 1066 Erfurt an Ks. Maximilian
Erfurt, 19. Januar 1512 (montags nach Antonii)
Erfurt, StadtA, 1-1/XXI 1a 1c Bd. 2, fol. 9b-10a, Konz.
Erfährt täglich vom Hörensagen, daß die Hgg. Friedrich, Johann und Georg von Sachsen sich hinterrücks beim Ks. beklagen und versuchen, ihn gegen Erfurt aufzubringen. Dies geschieht zusätzlich zu den großen Problemen, die es ohnehin schon hat, und zu den fortwährenden gewaltsamen Beschädigungen, die es im Herrschaftsbereich der Hgg. erleiden muß. Einer Gesandtschaft, die dem Ks. die Beschwerden und Anliegen Erfurts vorgetragen hat, hat dieser erwidert, es solle die Einhaltung des Augsburger Abschieds (den er in Abwesenheit der Stadt und ohne ihre Mitsprachemöglichkeit erlassen hat, Nr. 158) geloben. Um ihn über die Beschwerungen durch die Ff. von Sachsen zu informieren, übergibt Erfurt ihm die (nicht vorliegende) Supplikation mit der Bitte, den Ff. von Sachsen Stillstand zu gebieten, ihren Anschuldigungen kein Gehör mehr zu schenken und beiden Parteien den Rechtsweg zu eröffnen. Im Rahmen einer Tagsatzung wird Erfurt dann auch aufzeigen, wie kürzlich zwei seiner Dörfer von den sächsischen Ff. eingenommen und ausgeplündert worden sind. In diesem Sinne möge der Ks. sich gegenüber Erfurt gnädig erweisen. 1
Nr. 1067 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 21, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
Hat das eigenhändige Schreiben Kf. Friedrichs (Nr. 1061) erhalten und nimmt mit Wohlgefallen zur Kenntnis, daß dieser zu ihm kommen wird. Schon zuvor hat er den Kf. durch einen besonderen Boten zum Erscheinen aufgefordert (Nr. 1064). Ersucht ihn, dies baldmöglichst zu tun. Seine Antwort auf die Werbung Gf. Hoyers von Mansfeld und Johann Renners in der Erfurter und der hessischen Angelegenheit wird der Kf. von beiden erfahren (vgl. Nr. 1068).
Nr. 1068 Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat) und Johann Renner (ksl. Seketär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Antwort des Ks. auf ihre Werbung in der Erfurter Angelegenheit; [2.] Antwort des Ks. in der hessischen Angelegenheit.
Braunau, 26. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 22, Orig. Pap. m. S. und eigenhändigen Unterschriften.
[1.] Gruß. Haben den Ks. weisungsgemäß (vgl. Nr. 1062) informiert über die beswerungn, so eur ftl. Gn. ab dem verzug der erfurdischn sachn hat, das auch eur ftl. Gn. sich mit dem EB von Menz oder den von Erfurt in kain weiter handlung begebn moge. Darauf hat uns ir ksl. Mt. dise antwurt gebn, das an irer Mt. kain mangl gewesen, das die sachn also verzogen worden sey, wie dann eur ftl. Gn. aus irer Mt. vorign schreiben [Nr. 1058] vernomen hab. Und ir ksl. Mt. beger auch nit, das sich eur ftl. Gn. in weiter handlung vor seiner ksl. Mt. einlassen solle, dann allain, das sein Mt. in disen sachn handln welle, wie dann die comissarien getan sollten haben, nemlich daran zu sein, das die von Erfurt dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] gelebn und nachkomen oder, wo sy das nit teten, ferrer mit der acht gegen inen zu handln, wie dann solichs der abschid, eur ftl. Gn. retn deshalben gegeben, vermag und inhalt. Darumb bedunk sein ksl. Mt., das eur Gn. ab diser handlung, so ir Mt. tun welle, kainen nachtail leiden noch eur Gn. sich in weiter handlung begebn durfe. Und der von Menz werde allain darumb darzu ervordert, das er sich der von Erfurt anneme und die von Erfurt an sein Gn. nichts handln.
[2.] Dann von wegn des hessischn handls ist seiner Mt. maynung nit anderst, dann das regiment zu Hessen bey dem abschid, eur ftl. Gn. deshalbn gegeben, gnediglich zu handhabn und beleibn zu lassen. Und sein ksl. Mt. welle deshalbn ytzo, wann eur ftl. Gn. zu irer Mt. kompt, mit eur Gn. rat darin handln, damit darin fursehung getan und dem Ft. Hessen nichts widerwertigs zugefügt werde. Das alles habn wir eur ftl. Gn. als unserm gnst. H. unverkündt nit welln lassen. Gebn zu Braunau am 26. tag des monets Januari Ao. etc. im 12.
Nr. 1069 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Ks. Maximilian
Weimar, 27. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 16a u. b, Konz.
Dankt ihm für sein Angebot in der Jülicher und der Erfurter Angelegenheit (Nr. 1064), hofft allerdings gleichzeitig, daß der Ks. in der Erfurter Sache nichts gegen den ergangenen (Augsburger) Abschied (Nr. 158) und die von ihm erlassenen Mandate (Nr. 172, 174) unternehmen wird. Das von den ksl. Räten Gf. Hoyer von Mansfeld und Johann Renner übermittelte ksl. Angebot einer Handlung mit dem EB von Mainz ist ihm und seinem Bruder (Hg. Johann) beschwerlich. Hofft, daß der Ks. dies akzeptiert. Was das Treffen in Regensburg betrifft, so wird er sich untertänig zeigen, wenn der Ks. ihm diesbezüglich weiter schreibt.
Nr. 1070 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner
[1.] Erfüllung des Augsburger Abschieds (von 1510) durch Erfurt als Voraussetzung für seine Teilnahme an Schiedsverhandlungen im Erfurter Streitfall; [2.] Bereitschaft zur Übergabe des vom Ks. gewünschten Darlehens in Nürnberg.
Weimar, 28. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 24a-27a, Konz.
[1.] Hat die Schreiben des Ks. (Nr. 1064) und Renners (Nr. 1065) erhalten. Geht davon aus, daß der am 14. Januar in Lochau abgefertigte ksl. Bote Klaus mittlerweile am ksl. Hof eingetroffen ist. Us den schreiben [Nr. 1061, 1062], so wir bey demselben boten und sonderlich mit aigener hant getan, hat ksl. Mt., auch ir unsern undertenigen willen vermarkt, auch wie beswerlich uns sein wolt, mit Menz oder den in Erfurt in einige weyter handlung zu begeben, dann wir sein ye des verhoffens, ksl. Mt. sey nicht des willens, das ichts wider die ausgegangen abschid [Nr. 158] und mandata [Nr. 172, 174] sol gehandelt oder furgenomen werden. Aus was ursachen aber und womit wir verschuldt haben, das uns diser handel ober manigfaldigs gn. vertrosten und zusagen so lange verzogen ist, mogen wir nit bedenken, hoffen doch ye zu Got dem almechtigen, das wir solchs mit unsern manichfeldigen, undertenigen dinsten nit verursacht haben, und gedenken, uns mit Meinz zu diser zeyt in kein tagleistung zu begeben. Wo aber die in Erfurt ksl. Mt. abschid und mandaten gelebt, alsdann sein wir alweg urbutig gewest, so uns Meinz umb ichtes, es belange Erfurt oder anders, ansprach nit erlassen, daz wir ime fur ksl. Mt. oder andern geburenden enden des rechten und aller pillickait zu pflegen nit fur sein wollen, wie dann forige unser erbieten das clerlich vermogen. Derhalben wir uns genzlich vertrosten wellen, ksl. Mt. werde nit begeren, daz wir uns on daz mit Menz in handlung begeben sollen. Dafur wir auch ire Mt. ufs undertenigst bitten, wie ir dann aus der schrift, so wir hiebey an ksl. Mt. tun [Nr. 1069], vernemen werdt.
[2.] Nachdem ksl. Mt. auch begert, ir ein anlehen mit 4000 fl. zu tun, und ir treulich rat, solchs irer Mt. nit abzuslagen etc., so geben wir euch zu erkennen, das wir solchs zu Regenspurg nit zu tun wissen, dann aus disen landen nit hendel sind an die end, das wir es durch wexel vermachen konnten, wie wir euch hievor auch geschriben. Und ob wir das gelt mit uns brengen wolten, so ist doch alhie swerlich zu gutem gold zu komen. Deshalb wir ksl. Mt. an dem ort nit wol wilfarung erzeigen mogen. Weyl ir aber in eurm schreyben berurt habt, daz ir verhoft, ksl. Mt. zu bewegen, gein Nuremberg zu ziehen, da ir Mt. wol zu schaffen het etc., wu nu irer Mt. gefellig, yrer Mt. gescheften nach dohyn zu komen, daz on beswerung sein mocht und ksl. Mt. es nit dafur hielt, als wolten wir yrer Mt. den weg zu gefallen nit reyten, were uns die malstat dohyn fast wol gelegen, weren auch des verhoffens, glauben aldo zu haben, berurte sum auszurichten und ksl. Mt. wilfarung domit zu erzeigen, wiewol wir yrer Mt. am nechsten zu Straßburg auch 4000 fl. furgestrackt, der wir noch unbezalt, zudem, daz wir sonst ein merkliche summ bey irer Mt. aussen steen haben. Daz aber die ytzige ausrichtung auf die hilf oder anslag des Reichs bescheen solt, habt ir wol zu achten, wie solchs zu tun sein wolt. Was wir aber yrer Mt. in dem oder anderm undertenigkeit erzeigen, geschicht yrer Mt. zu gefallen und aus treuen, so wir zu yrer Mt. tragen. Das werdet ir ksl. Mt. wol fuglich zu berichten widerumb erstaten. Und was in dem allem yrer Mt. meynung und gefallen sein wird, das wellet uns furderlich wider wissen lassen. Dann solch vertrosten ksl. Mt. antreffend, habt ir zu bedenken, wie beswerlich uns were, also vergeblich umbzuziehen. Darumb wellet vleis haben, das uns ein aigentlicher beschid werd. Daran tut ir uns zu gefallen, das wir mit gnaden zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 28. tag Januarii Ao. domini 1512.
Nr. 1071 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
Regensburg, 31. Januar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 29-30, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
Hat das eigenhändige Schreiben des Kf. (Nr. 1061) erhalten und dessen durch Johann Renner vorgetragene Werbung (Nr. 1062) gehört. Und mag uns dein lieb glauben, das wir die erdfurdisch sachen mit kainer geverlichait verzogen haben und sein noch des gn. willens, dir solher sachen zu end zu helfen, wie wir dann deiner lieb solhs alles am letsten durch Gf. Hoyern von Mansfeld und denselben Renner verkundt haben und wir dich zu unser zusammenkunft berichten wellen. Wird morgen in Regensburg aufbrechen und voraussichtlich am 3. Februar (mitwoch nestkunftig) in Nürnberg eintreffen. Kf. Friedrich möge unverzüglich zu ihm kommen.
Eigenhändiger Zettel: Hochgeborner F., freuntlicher, lb. ohaem, eur liebe fuder sich zu und gen Nuerenberg, anderst wir mochten eur liebe durch unser zotterte rott [= unordentlichen Haufen] nachtael tuen in eurem regiment der schonen frauen van derselben. P. m. p. M[aximilian], röm. Kg. etc.
Nr. 1072 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Empfehlung zu rascher Reise nach Nürnberg zum Treffen mit dem Ks.; [2.] Dessen Entschlossenheit zur Weiterbehandlung der Erfurter Streitsache auf der Grundlage des Augsburger Abschieds; [3.] Drohungen der Hgg. von Kleve im Zusammenhang mit dem Jülicher Erbstreit.
Regensburg, 1. Februar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 31, Orig. Pap. m. S.
[1.] Hat Kf. Friedrich schon vor dem Eintreffen seines durch den Boten Stefan überbrachten Schreibens (wohl Nr. 1070) mitgeteilt, daß der Ks. am 31. Januar (gestern) in Regensburg eingetroffen ist und die Antwort des Kf. erwartet. Nu ist ksl. Mt. ganz des willens gewesen, acht oder zehen tag hie zu bleiben. Aber sobald ir Mt. eur ftl. Gn. antwurt und erpiten [Nr. 1070 [2.]] gehört, hat ir Mt. von stund die sachen verendert und wirdet morgen [2.2.12] aufsein und den nesten gen Nurmberg ziehen und daselbs eur Gn. erwarten. Und nachdem sein ksl. Mt. auf mitwochen [3.2.12] zu Nürmberg sein wirdet, rat ich, eur ftl. Gn. welle sich furdern und von stund auch dahin kommen. Ich hoff, eur Gn. werde die alt kuntschaft wol wider finden und ain frowliche vaßnacht da halten.
[2.] Mit der erdfurdischen sach hab ich eur ftl. Gn. am jungsten bey Clausen geschriben, das ksl. Mt. maynung nit sey, das eur ftl. Gn. mit Menz oder Erdfurt kain neue handlung anfahen solle, sonder welle sein Mt. allain darin handln, das es bey dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und den ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] bleib, wie dan eur Gn. yetz zu unser zusamenkunft bericht wirdet. Der verzug ist an ksl. Mt. nit gewesen und ist etwas sel[t]samlich zugangen, als ich eur ftl. Gn. wol anzaigen will.
[3.] Der gulchischen sach halb ist sein Mt. noch des erpitens, eur ftl. Gn. getreulich darin zu helfen und zu raten. [Friedrich von] Brunbach [= Brambach] bitt umb die belehnung und regalia, aber ksl. Mt. wirdet nichtz darin tun, sonder sich [mit] eur Gn. davor underreden. Sy [die Hgg. von Kleve] drowen ser, wo inen nit gelihen werd, so muessen sy sehen, das sy dannocht bleiben, und vast auf die maynung, als ob sy pundnus mit Frankreich machen wellen. Hiemit vevilch ich mich euer ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Regenspurg am ersten tag Februarii Ao. domini etc. XII.
Nr. 1073 Kf. Friedrich III. von Sachsen an Johann Renner und Gf. Hoyer III. von Mansfeld (ksl. Rat)
[1.] Bereitschaft zum Treffen mit dem Ks. in Nürnberg; [2.] Hoffen auf den Ks. im Erfurter Streitfall; [3.] Ebenso in der hessischen und der Jülicher Angelegenheit.
Weimar, 4. Februar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 32a-33a, Konz.
[1.] Hat gestern ihre Schreiben (Nr. 1068, 1072) erhalten. Und weyl wir ksl. Mt. hievor geschrieben, auch durch euch haben anzeigen lassen, daz wir, auf den reichstag gein Augspurg oder gein Regenspurg zu komen, uf weyter verkunden uns als der gehorsam halten wolten, weyl aber ire Mt. uns gein Nuremberg erfordert und anzeigt, daz ir Mt. mit uns zu reden habe, so wellen wir uns furderlich erheben, bey yrer Mt. aldo zu erscheynen, wiewol es uns diser zeit fast beswerlich, aus ursachen, die wir euch, ab Got wil, berichten wellen. So wir auch in unserer einfalt ksl. Mt. was nutzlich ader erschißlich sein mochten, darinnen wolten wir uns underteniglich erzeigen, sind auch des verhoffens, ire Mt. werd uns in ansehen unser obligen, wie ir die vernemen werdet, nit lange aufhalten.
[2.] Und daz ksl. Mt. nit begert, das wir uns in weyter handlung vor yrer Mt. einlassen sollen, dann der abschid, so unsern reten geben, vermerk und inhalt etc., des bedanken wir uns gegen irer Mt. underteniglich. Daz aber Meinz darumb erfordert, das er sich der in Erfurt anneme etc., das ist eben unser beswerung, daz sich Meinz understanden, die in Erfurt wider die gegeben abschid [Nr. 158] und mandata [Nr. 172, 174] zu hanthaben. Dann het sich Meinz umb die in Erfurt nit angenomen, so wern wir ganz des versehens, sie wurden sich vorlangst ksl. Mt. abschid und mandata gehorsamlich gehalten. Sind aber des verhoffens, ksl. Mt. werd sich gnediglich darinnen erzeigen, domit vermerkt, daz ir Mt. des nit gefallen habe. Deshalb wir es bei forigen unsern schreyben beruhen lassen.
[3.] Der hessischen und gulchischen sachen halben bedanken wir uns ksl. Mt. gn. erbietens auch underteniglich und sind ungezweivelt, ir Mt. werd unsere bruder [Hg. Johann], vettern [Hg. Georg und Hg. Heinrich] und uns gnediglich darinnen bedenken, des wir auch underteniglich umb ire Mt. verdienen wellen. Und begern, daz ir ksl. Mt. solchs alles underteniglich von unsern wegen anzeigt. Daran tut ir uns zu gefallen, daz wir mit gnaden zu erkennen geneigt sein. Datum zu Wymar am 4. tag des monats Februari Ao. domini 1512.
Nr. 1074 Instruktion Ks. Maximilians für seinen Rat Wilhelm von Wolfstein und seinen Sekretär Georg Kirchmüller zu einer Werbung bei Kf. Friedrich III., Hg. Johann, Hg. Georg und Hg. Heinrich von Sachsen
[1.] Gefährdung des geplanten Reichstags und der Reichshilfe für den Krieg gegen Venedig durch den Erfurter Streitfall; [2.] Aufforderung des Ks. an Kf. Friedrich zum Stillhalten gegen Erfurt bis 25. Juli; [3.] Wiederholung des ksl. Ersuchens an die Hgg.; [4.] Verbleib der ksl. Gesandten bei den Hgg. bis zu deren Zusage; [5.] Bei Weigerung Frage nach dem vorgesehenen Beginn ihres militärischen Vorgehens gegen Erfurt.
Würzburg, 24. Februar 1512
Orig. Pap. (p.r.p.; c.d.i.p.): Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 51a-53a.
Kop.: Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 81a-82a.
Instrucion, was unser getreuer, lb. Wilhalm von Wolfstein, unser rat, pfleger zu Wolkersdorf, und Georg Kierchmüller, unser secretari, bey den hochgebornen Friderichen, des hl. röm. Reichs erzmarschal, und Johannsen, auch Georgen, unserm und des hl. röm. Reichs ewigen gubernator der Friesland, und Heinrichen, gebrüdern, Hgg. zu Sachsen, Landgff. in Doringen und Mgff. zu Meissen, unsern lb. ohmen, Kf., Ff., stathalter und reten, von unsern wegen werben und handeln sollen.
[1.] Anfenglichen sollen sye inen nach uberantwortung unsers credenzbrief1 unser gnad und alles gut sagen und darnach erzelen: Als sich zwischen ytztgemelts unsers lb. oheimen, Kf., stathalter und rat Hg. Friderichen an einem und der stadt Erfurt anderstails merklich irrung und zwitracht halten, also, wo die nit abgestelt, mochten gross krieg daraus erwachsen und entsteen. Dieweil wir nu dieselben zwitrecht gern hinlegen wollten und darauf mit seiner lieb, als die nechst bey uns an unserm ksl. hof gewest ist, so vil gehandelt, wa die von Erfurt auf unser ausgegangen mandat, so wir inen deshalben zugeschigkt haben, die ausgeboten bürgern, so in seiner lieb schutz und schirm sein, widerumb zu iren guten einlassen, so wollt alsdenn sein lieb solh irrung und zwitrecht auch abstellen und fallen lassen. Sover aber die von Erfurt auf solich unser ausgangen gebotbrief derselben ausgepoten bürgern keinen einlassen werden, sey er endlichen des willens, sye mit gewalt anzugreifen und zu bekriegen. Das uns an unsern und des Reichs furnemen zu grosser zerrüttung und nachtail erdeyen, nemlichen, wo sein lieb yzt solhen krieg anfahen, so möchten wir unsern furgenommen reichstag nit halten, uns würden auch dadurch die hilf von den stenden des Reichs wider unser veynd, die Venediger, entzogen. So haben wir unsere erbland derselben langwerenden krieg [wegen] merklichen erschöpft und entplosset, wie meniglich wissend ist, und möchten denselben krieg ausserhalb des Reichs hilf weyter nit wol underhalten.
[2.] Aus disen erzelten ursachen haben wir an sein lieb weyter begert, obgleich die von Erfurt auf unser gebotbrief die ausgeboten bürger nit einlassen, das er nichtdestmynder unz auf St. Jacobstag nechstkünftig [25.7.12] stillstehn wolle. Aber er hat uns solh unser begeren nit zugesagt, auch nit abgeslagen, sonder sich zuvor mit obgemelten unsern lb. oheimen, Ff. und reten, seinen gebrüdern [Hg. Johann] und vedtern [Hgg. Georg ud Heinrich], wollen besprechen.
[3.] Nu mögen ire lieb aus oberzelten ursachen und artikeln unsern nottorften nach wol erwegen, wo gedachter unser lb. oheim, Kf., stadthalter und rat auf seinem furnemen wider die von Erfurt vorharren, was zurüttung, nachtayl und schaden das uns und dem Reich bringen würde. Demnach so ist nochmals unser gn., freundlich und vleissig begeren an sye, das sye uns hirinnen willfaren und solh furnemen des kriegs unz auf St. Jacobstag schirst anstellen und uns das in ansehen der grossen unser und des Reichs nottorft ye nit vorzeihen noch abslagen. Des wollen wir uns also zu iren lieben entlichen und unabgeslagen vorsehen, vorlassen, auch umb ire lieb gnediglichen und freundlichen beschulden.
[4.] Es sollen auch unsere rat und secretari von inen nit verrücken, sye haben dann auf unser gn. und vleissig begeren ein zusag und vertröstung.
[5.] Wo aber gemelte unser lb. ohmen, Kf., Ff., stadthalter und rete, solh unser zimlich und gn. begern ye vorzeihen und abslahen würden, des wir uns doch in keinen weg zu inen vorsehen, so sollen sich unser rat und secretari an inen aigentlichen erkunden, auf welh zeit, auch in was gestalt und wie der krieg angeen werde, damit wir uns ferner darnach haben zu richten. Das ist ganz unser ernstlich maynung. Geben zu Würzburg, den 24. tag des monats Februarii Ao. etc. 12, unsers reichs im 27. jaren.
Nr. 1075 Johann Renner (ksl. Sekretär) an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Unterredung des Ks. mit dem EB von Mainz über den Erfurter Streitfall, Empfehlung zum Stillhalten in dieser Angelegenheit mit Rücksicht auf die Jülicher Erbangelegenheit; [2.] Vermutungen über die Reise des Ks. nach Koblenz, dessen beabsichtigte Verhandlungen mit dem hessischen Regiment über den Weinzoll, Bemühen des Ks. um Konfliktlösungen.
Gelnhausen, 27. Februar 1512
Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 84, Orig. Pap. m. S.
[1.] Gruß. Die ksl. Mt. hat yetz hie bey dem EB von Menz sovil gehandlt mit guten und bösen worten, das dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen und gelept werden sol, wie dann eur ftl. Gn. durch H. Albrechten [recte: Wilhelm] von Wolfstein bericht wirdet, dem sein Mt. deshalben hiemit schreibt [Nr. 1076]. Und dieweil nu eur ftl. Gn. iren willen hiryn hat, kan ich aus meiner torhait in rat nit finden, das eur ftl. Gn. kain krieg darumb anfah, sonder der gulchischen sachen auswarte. Daran eur ftl. Gn. als dem vorgeer und dem haus von Sachsen merglichs gelegen ist. Darzu sein die krieg sinwell [= unbeständig] und glücklich und waist nyemands, wie die geendt werden. Und ich bitt eur ftl. Gn. underteniglich, eur Gn. welle solh mein torhait bedenken gnediclich von mir versten, dann wo ich es besser wiste, wolt ich es eur ftl. Gn. aus getreuer naygung auch nit verhalten.
[2.] Wir ziehen heut [27.2.12] gen Frankfurt, und ich versich mich entlich, wir werden ziehen durch das land zu Hessen und gen Cobelenz, und ksl. Mt. werde mit den regenten zu Hessen selbs handlen. Menz mitsampt den Gff. haben ksl. Mt. clagt uber das regiment von wegen des zols, wie sy uber die declaration [Nr. 259] solhen zol zu nemen understen. Darauf hat inen ir Mt. disen beschaid geben, das Menz und die Gff. zwen mit irer Mt. ziehen lassen. So woll ir Mt. yetz mit dem regiment und am furziehen darin handlen, was sich gepürt. Und bedunkt mich, sein Mt. sey darin ganz gerecht und auch guter zuversicht, das kain krieg zwischen eur ftl. Gn. und Menz werde, damit ir Mt. all ir sachen und auch Guilch berurnd des bas ausrichten mög. Hiemit bevilch ich mich eur ftl. Gn. als meinem gnst. H. Geben zu Gailhausen am freitag nach dem sontag estomichi Ao. etc. 12.
Nr. 1076 Ks. Maximilian an Wilhelm von Wolfstein (ksl. Rat) und Georg Kirchmüller (ksl. Sekretär)
[1.] Erzielte Überkunft mit dem EB von Mainz in Sachen Rückgabe der Güter der ausgetretenen Erfurter Bürger; [2.] Weisung, die Hgg. von Sachsen zu friedlichem Verhalten in der Erfurter Streitsache und persönlichem Erscheinen auf dem Reichstag zu bewegen; [3.] Inhalt der Vereinbarungen mit EB Uriel.
Gelnhausen, 28. Februar 1512
Kop.: Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 53b-56b (Vermerk: Durch ksl. Mt. und Johann Renner underschriben); Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 207, fol. 87a u. b.
[1.] Getreuen lieben, wir verkunden euch, das unser lb. neve und Kf., der EB von Meinz, hie bey uns gewest ist. Mit dem wir der erfurdischen sach halb mit ganzem ernst gehandelt haben dermassen, das sein lieb bewilligt und sich auch der von Erfurt gemechtigt hat, die bürger, so aus der stadt Erfurt sein, auf unser vor ausgangen glait und gebot frey [und] sicher wider zu iren guetern einkomen und sye der an irrung geprauchen und geniessen zu lassen und sust alles das zu tuen, das der abschid zu Augspurg [Nr. 158] inhalt und vermag nach laut des zettels, so wir euch hierin verslossen zusenden [siehe [3.]].
[2.] Und dieweil nu demselben abschid laut unsers lb. ohmen und Kf. Hg. Friderichen von Sachsen begeren ein volligs benuegen beschit und uns in vil weg bedünkt, das solichs seiner lieb und andern unsern oheimen von Sachsen angenemer und besser sey, in der güte zu haben dann mit dem krieg zu erlangen, wir auch in allem unserm furnemen, wo solicher krieg also verhuet, gefürdert und der reichstag seinen furgang gewynnen würd, daselbs dann die gülchisch sachen, daran dem haus zu Sachsen merklichs gelegen ist, auch ausgericht werden mocht, demnach befelhen wir euch mit ganzem ernst und wollen, das ir solichs alles dem gemelten unserm oheim Hg. Friderichen, auch Hg. Johansen und Hg. Georgen von Sachsen anzaiget und an sy von unsern wegen begert, das sye aus erzelten ursachen solhs auch annemen und dem abschid, sovil sye der irs tails berürt, auch nachkomen und deshalben keinen krieg anfahen noch mit der tat ader unfreundlichs nichts handeln noch furnemen, und das dieselben Hg. Friderich und Hg. Georg von stund aufsein und mitsambt euch auf den reichstag zu uns ziehen, den wir dann zu Coblenz oder Trier halten werden, wie wir bey Kff. und Ff. am Rein, die sich all verwilligt haben, zu uns zu komen, in rat erfinden, das solhs des sterbens, auch aller sachen gelegenheit nach zu halten am besten sey, damit wir unser und des Reichs nottorft ausrichten, auch in der gülchischen sach handeln mögen, wie wir dann den abschid von gemeltem unserm oheim Hg. Friderichen genomen haben, und [daß ihr] hierin allen vleis gepraucht und was euch zu antwort begegent, uns dasselb bey diser post wider berichtet. Daran tuet ir unser ernstliche maynung. Geben zu Gailhausen am 28. tag Februarii Ao. etc. im 12., unsers reichs im 27. jarn.
[3.] Zettel: Item was gefangen zu ksl. Mt. handen nit gestellt sein, das die nochmals von beyden tailen dareingestellt werden.
Item das die bürger, so aus der stat Erfurt sein, auf ksl. Mt. glait und gebot widerumb in die stadt zu iren haben und guetern komen, daselbs frey [und] sicher sein und sich derselben nach iren nottorften geprauchen und geniessen sollen und mögen, von den bürgern und sunst meniglich unverhindert. Und solh einkomen derselben auswendigen bürger soll geschehn auf den hl. palmabent nechstkünftig [3.4.12] und soll ksl. Mt. ire rete dabeyhaben, die darobsein, damit dasselb einkomen, wie vorste, an irrung beschehe.
Item so will ksl. Mt., das mein gnst. H. von Meinz und die von Erfurt mit volkomenem gewalt, desgleichen Hg. Friederich und ander Hgg. von Sachsen, auch die bürger, so aus der stadt sein, von irer Mt. von stund nach solhem einkomen auf dem reichstag, so ytzo vor augen ist, erscheinen, und was yeder tail deshalben zu dem andern zu clagen hat, es sey, umb was sachen es welle, das soll ir Mt. horen und sy darin guetlich oder rechtlich entschaiden.
Was aber sein Mt. auf demselben reichstag guetlich oder rechtlich nit entschaiden mochte, sol ir Mt. ander treffenliche rete und commissari dahin gein Erfurt verordnen, die solh unentschaiden artikel ferrer guetlich oder rechtlich entschaiden.
Wo aber der reichstag innerhalben dreyen monaten ungeferlich nit gehalten, so soll und will ksl. Mt. treffenlich commissari darzu verordnen, die solhs alles handeln und volziehen, wie obsteet.
Sunst soll es in allen artikeln gehalten werden, wie das der abschid zu Augspurg inhalt und vermag.
Nr. 1077 Aufzeichnung über die Beratungen Kf. Friedrichs III., Hg. Johanns und Hg. Georgs von Sachsen untereinander sowie über deren Verhandlungen mit den ksl. Gesandten Wilhelm von Wolfstein und Georg Kirchmüller zum Erfurter Streitfall
[1.] Treffen Kf. Friedrichs mit dem Ks. in Nürnberg, anschließende Zusammenkunft mit Hg. Johann und Hg. Georg in Zeitz; [2.] Entschuldigung des Kf. für seine kurzfristige Reise nach Nürnberg; [3.] Bericht über seine Unterredung mit dem Ks.; [4.] Sein Gespräch mit den ksl. Gesandten Wilhelm von Wolfstein und Georg Kirchmüller; [5.] Bitte an Hg. Johann und Hg. Georg um deren Vorschläge für eine Antwort an den Ks.; [6.] Ausarbeitung einer Stellungnahme durch die sächsischen Räte; [7.] Eintreffen der beiden ksl. Gesandten; [8.] Vorbringen ihrer Werbung; [9.] Formulierung einer Antwort durch die Räte; [10.] Weitere Stellungnahme zum Vorbringen der ksl. Räte; [11.] Ergänzende Bemerkungen dazu.
Zeitz, 5. - 9. März 1512
Dresden, HStA, GR, Loc. 9853/7, fol. 47a-50a, 56b-64b, Kop.
[1.] Zu merken: Nachdem mein gnst. H. Hg. Friderich von Sachsen etc. kürzlich vor fastnacht Ao. etc. 12 [24.2.12] von röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., durch eylende post, zu seiner Mt. zu komen, erfordert ist [Nr. 1071], hat sein kftl. Gn. sich von stund erhebt und zu seiner Mt. gein Nürmberg gefuegt. Und als sein kftl. Gn. seiner Gn. abschid in seiner Gn. sachen von ksl. Mt. erlangt, hat sich sein Gn. widerumb anheyms begeben. Und als sein kftl. Gn. ins land komen, hat sein Gn. meinem gn. H. Hg. Georgen von Sachsen geschriben [Schreiben liegt nicht vor] mit freuntlicher bitt, auf freytag nach dem sonntag invocavit [5.3.12] zu seinen kftl. Gn. gein Zeytz zu komen. Darauf mein gn. H. Hg. Georg sich auf bestimbte zeit gein Zeytz gefuegt. Daselbsthin mein gnst. und gn. Hh. Hg. Friderich und Hg. Johans auch komen. Und ist dise nachvolgende handlung geschehn:
[2.] Erstlich hat mein gnst. H. Hg. Friderich am sonnabend nach invocavit Ao. etc. 12 [6.3.12] durch Friderichen Dhunen beyden meinen gn. Hh. Hg. Johannsen und Hg. Georgen nachvolgende maynung furtragen lassen: Und anfenglich sich gegen irer bayder Gn. freuntlich bedankt, das ire Gn. auf seiner kftl. Gn. schriftlichs ansuechen seiner kftl. Gn. zu gefallen sich dohin gein Zeitz gefuegt, darneben auch sein kftl. Gn. Hg. Georgen in sonderheit anzaigen und sich entschuldigen lassen, das sein kftl. Gn. seiner Gn. abreysen zu ksl. Mt. gemeltem Hg. Georgen nicht zeytlich zuvorn verkündigt oder sein Gn. zu seinen kftl. Gn. beschieden habe, dann solichs die grosse eyle seiner kftl. Gn. wegraysens nicht habe leyden wollen. Aber sein kftl. Gn. sey des gemuets gewest, wo sein kftl. Gn. verstanden, das ksl. Mt. sich ein zeit zu Nürmberg ader an enden, do sein Mt. bequemlich were zu erreichen gewest, enthalten hette, wollte sein ftl. Gn., solichs meinem gn. H. Hg. Georgen zu schreiben, nicht unterlassen und seinen Gn., personlich zu seiner Mt. zu komen, geschriben haben. Dieweil aber sein kftl. Gn. des kein gründlichs wissen empfahen mogen, hette sein Gn. solh schreiben enthalten und meinen gn. H. zu solicher rayse nicht vergebens mühen wollen, mit weiter erzelung, nachdem sein kftl. Gn. allezeit begirig, des hauses zu Sachsen ere, nutz und wolfart treulich zu furdern helfen, hette sein kftl. Gn. inen allen und dem haus zu Sachsen zu gut etliche irer aller obligende sachen bey ksl. Mt. gevleissigt und angeregt, sovil sich in solicher eyle hette wollen tuen lassen.
[3.] Und sonderlich angezaigt, das sein kftl. Gn. ksl. Mt. furgetragen, was beschwerung seinen kftl. Gn., auch seiner Gn. bruder und vedtern von den von Erfurt begegenten und wie sye seiner Mt. abschied, zu Augspurg gegeben [Nr. 158], auch nachvolgende seiner Mt. mandaten [Nr. 172, 174] seiner Mt. zu verachtung nicht gehorsamlich lebten noch volge teten etc., mit bit, das sein Mt. dieselbigen von Erfurt in die achte declariren und seinen kftl. Gn. solhe declaracion gnediglich wollten widerfaren lassen, mit erbietung, dasselbig underteniglich zu vordienen. Welche declaracion auch sein kftl. Gn. von ksl. Mt. also erlangt,1 in massen solhe handlung, wie die zwischen ksl. Mt. und Hg. Friderichen ergangen und was von seiner Mt. widerumb antwort darauf gegeben, durch Friderichen Thunen mit vil geschmückten, langen reden allenthalben erzelt und furgetragen worden.
Es hat auch mein gnst. H. Hg. Friderich weiter anzaigen lassen, wie ksl. Mt. bey seinen kftl. Gn. gesonnen, mit der erclerung der acht und tetlichem begynnen gegen die von Erfurt bis auf Jacobi schirsten [25.7.12] stillzustehn, mit erzelung vil merglicher verhinderung, die sust seiner Mt. und dem hl. Reich an irer Mt. furgenomen reichstag und anderm durch solch furnemen erfolgen möchten. Derhalben sein Mt. darauf gestanden, seiner Mt. dieselbig begerung nit abzuslahen. Und wiewol mein gnst. H. Hg. Friderich vil ursachen furgewendet, das seinen kftl. Gn. beschwerlich sein wollte, seiner Mt. darinne zu willfaren, mit underteniger bitt, zu gestatten, solhe declaracion der acht wider die von Erfurt ausgehn und declariren zu lassen, dieweil aber über vil handlung, darunder ergangen, ksl. Mt. auf seiner Mt. begere beruhen bleiben, die declaracion der acht bis auf Jacobi anzustellen, hat Hg. Friderich under anderm seinen abschid genomen, solhen handl und ksl. Mt. begern an seiner lieben bruder und vedtern, nachdem es ire liebden mitbetrefe, gelangen zu lassen, sich derhalben miteinander zu vereinigen, seiner Mt. aufs furderlichst antwort zu geben.
[4.] Darneben hat auch sein kftl. Gn. gemeltn seiner Gn. bruder und vedtern, Hg. Johansen und Hg. Georgen, vermelden lassen, wie das ksl. Mt. geschigkten rete, nemlich H. Wilhelm von Wolfstein, riter, und Georg Kirchmüller, seiner Mt. secretari, gein Wymar komen und hetten sich ansagen lassen, das sye von ksl. Mt. mit einer instrucion und werbung an alle Hh. von Sachsen etc. [Nr. 1074] abgefertigt wern, gepeten, sye zu hören. Dieweil aber mein gnst. H. Hg. Friderich vermarkt, das ir credenz an alle Hgg. von Sachsen zugleich hielten, hette sein kftl. Gn. dieselbig ir werbung bis auf irer aller Gn. zusamenkomen zu horen abgeslagen. Nachdem aber ksl. Mt. rete angezaigt, das sye auch in sonderheit werbung an sein kftl. Gn. zu tuen hetten, sein kftl. Gn. ine verhörung nicht zu weygern wissen. Und was ir antragen gewest, hab sein kftl. Gn. derselbigen irer instrucion und ksl. Mt. nachgeschigkten schriftlichen befelhs abschrift von inen erlangt, die sein kftl. Gn. seiner Gn. bruder und vedtern hat vorlesen lassen.
[5.] Auf dis alles hat mein gnst. H. Hg. Friderich, Kf. etc., seiner Gn. brueder und vedtern bittlich angesuecht, irer Gn. bedenken und wolmaynung, was darinne furzunemen sey, seinen kftl. Gn. zu vermelden und anzuzeigen.
[6.] Darauf beyde meine gn. Hh. Hg. Johanns und Hg. Georg irer Gn. rete zusamengeschigkt. Die auf solhe furgetragne artikel ir bedenken, wie ksl. Mt. auf irer Mt. furhalten und begeren der von Erfurt halben mit antwort solte zu begegnen sein, schriftlich aufgezeichent, welh verzeichnis beyden meinen gn. Hh. furgetragen und doch nachfolgend geandert worden.
[7.] Nachdem aber mitler zeit, ehe sich gemelte meine gn. Hh. Hg. Johanns und Hg. Georg mit irer Gn. bruder und vedtern, meinem gnst. H. Hg. Friderichen, derselbigen begriffenen antwort endlich entslossen haben, seint berürte ksl. Mt. geschigkten rete am sonnabend nach invocavit [6.3.12] auch gein Zeytz komen und des nachvolgenden sonntags reminiscere [7.3.12] irs werbenden antragens gehört worden.
[8.] Sonntags oculi [14.3.12, recte: reminiscere = 7.3.12] haben dieselbigen ksl. Mt. geschigkten rete auf ein credenz iren befelh meinen gnst. und gn. Hh. Hg. Friderichen, Kf., und Hg. Johannsen und Hg. Georgen furgetragen und nachvolgend auf irer kftl. und ftl. Gn. begern derselben irer instrucion und des nachgeschickten ksl. befelhbriefs und eingelegter artikel irn kftl. und ftl. Gn. copeyen und abschriften uberraicht, wie hernachvolgend geschriben stehn: [Folgen Nr. 1074, 1076].
[9.] Auf dasselbig der ksl. Mt. geschigkten rete antragen haben mein gnst. und gn. Hh. irer allerseits Gn. rete zusamengeschigkt, sich einer antwort zu underreden. Darauf die rete sich einer maynung vereynigt, wie ksl. Mt. geschigkten auf solh ir antragen antwort soll zu geben sein. Aber dieselbig maynung ist verandert, wie hernachvolget:
a–Erstlich des gn. zuempietens halben undertenigen dank zu sagen und volgend zu reden: Nachdem ir auf ein credenzbrief aus befelh röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., werbung an die durchleuchtigisten, durchleuchtigen, hochgebornen Ff. und Hh. etc., unser gnst. und gn. Hh., von Sachsen getragen, darinnen besliesslich begert wird, das gedachte unser gnst. und gn. Hh. irer ksl. Mt. hierinnen willfaren und furnemen des kriegs unz auf St. Jacobstag schirsten anstellen und irer Mt. das in ansehen der grosen irer Mt. und des Reichs nottorft ye nicht vorzeihen noch abslahen wollten etc., wie dann euer instrucion das mit mehr worten meldet. Weyl dann in euer instrucion bericht wirt, das ksl. Mt. mit unserm gnst. H. Hg. Friderichen gehandelt, darauf hat sein ftl. Gn. befolhen, euch dise anzaig zu tuen:
Sein ftl. Gn. fecht nicht an, was von ksl. Mt. euch zu werben befolhen. Sein ftl. Gn. ist aber wol eindenk, was ksl. Mt. in diser sachen mit seinen ftl. Gn. gehandelt, auch durch ander hat handeln lassen, des sein ftl. Gn. seiner Gn. bruder und vettern, unsern gn. Hh., auch bericht getan. Und sonderlich hat under anderm röm. ksl. Mt. an unser gnst. H. endlich genediglich begert, sich der declaracion der acht, die ir Mt. seinen ftl. Gn. über die in Erfurt umb iren ungehorsam, verachtung und verhandlung geben hat, zwischen hie und St. Jacobstag [25.7.12] nit publiciren oder ausgehn zu lassen, sondern die zeit domit stillzuhalten, mit anzaig etlicher ursach, ader den krieg furderlich gegen den in Erfurt zu üben etc. Darauf sich sein ftl. Gn. habe hören lassen, weil solichs in seiner ftl. Gn. gefallen gestalt und dise sach gros, sein Gn. auch nicht allein belangend, sey seine ftl. Gn. schwer, den anstand oder krieg zu willigen. Derhalben gebeten, seinen ftl. Gn. zu vergönnen, solichs an seiner Gn. bruder und vetter gelangen zu lassen. Sollt alsdann in dem irer aller ftl. Gn. willen unverhalten bleiben. Das ksl. Mt. also genediglich zugelassen. Weyl aber ksl. Mt. euch mit einer werbung seinen ftl. Gn. nachgeschigt, ehe dann ir ftl. Gn. zusamenkomen und dem abschid nach antwort entslossen und ksl. Mt. begeren nach auf dem stillstand bis auf St. Jacobstag steht, so haben sich unser gnst. und gn. Hh. darinnen vereinigt, euch auf angezaigten abschid und euer beschehn werbung dise antwort zu geben, die sye auch, furder ksl. Mt. mit undertenigkeit anzutragen, an euer person guetlich begeren, als nemlich, das solich ksl. Mt., unsers allergnst. H., gesynnen und begeren des stillstands ir ftl. Gn. nicht wenig beschwerlich. Dann ksl. Mt. unverborgen, wie gar ungehorsamlich und verechtlich sich die in Erfurt gegen ksl. Mt. auf irer Mt. ausgegangen abschid und mandata erzaigt und gehalten haben, unsern gnst. und gn. Hh. zu verunrechtung und beschwerung, wie dann unser gnst. H. Hg. Friderich solich beschwerung ksl. Mt. in schriften und werbung hievor hat anzaigen lassen. Das doch ir ftl. Gn. nu zwey jar ksl. Mt. zu undertenigem gefallen auf irer Mt. manichfaltigs begeren in ansehen irer Mt. obligen und gescheft geduldet, iren ftl. Gn. und derselben landen und leuten zu merklichem nachtail und beschwerung. Sollte nu ir ftl. Gn. abermals anstand der acht zu geprauchen willigen, so habt ir wol zu achten, wie beschwerlich solichs iren ftl. Gn., auch landen und leuten sein würde und sonderlich, wo der in Erfurt gleuber [= Gläubiger] nach vermög irer brief und sigel ader diejenigen, so ire veind seind, gegen inen furnemen würden, wie solichs ksl. Mt. vormals mit undertenigkeit auch angezaigt ist. Und möcht unsern gnst. und gn. Hh. zu beschwerung bey ksl. Mt. raichen und zugemessen werden, als hetten ir ftl. Gn. irem erbieten nicht genug getan. So möchten sich auch die in Erfurt understehn, frembde leut zu in in die stat zu bringen ader anders beschwerlichs furnemen, als sy dann bisher mit irem anhang nit underlassen, unser gnst. und gn. Hh. und derselben landen und leuten zu nachtail und beschwerung. Darumb ksl. Mt. genediglich ermessen möge, wie unser gnst. und gn. Hh. wol anstand der declaracion willigen mögen. Und ist darauf an ksl. Mt. unser gnst. und gn. Hh. undertenigs und vleissigs bitten, ir Mt. wollt genediglich vergönnen und nachlassen, das unser gnst. und gn. Hh. sich der declaracion gegen den in Erfurt geprauchen mögen und des kein ungenedigs gefallen haben, domit unsern gnst. und gn. Hh., auch irer Gn. undertanen, lande und leut diser last und beschwerung mögen abkomen und entladen werden, in gn. betrachtung, wiewol unsern gnst. und gn. Hh. dise last nu lange zeit obgelegen, das doch ir ftl. Gn. nicht underlassen haben, mit besuechung der reichstag und ausrichtung hilf und anders allemal als die gehorsamen sich gegen ksl. Mt. zu erzaigen und halten, zudem, das auch unser gnst. und gn. Hh. nie mehr begert, an Erfurt zu haben, dann irer ftl. Gn. eldern seliger und loblicher gedechtnis und ire ftl. Gn. vor der aufrur daran gehabt, wie dann mein gnst. H. Hg. Friderich solichs ksl. Mt. zu mehr mal angezaigt hat.
Wo aber ksl. Mt. an diser unser gnst. und gn. Hh. bericht nicht gesettigt und ye vermaint, das es irer Mt. an irer Mt. und des hl. Reichs gescheften und obligende beschwerung nachtail oder zuruttung bringen sollt, so wollten unser gnst. und gn. Hh. ye nicht gern darzu ursach geben, dann irer ftl. Gn. eldern seliger und loblicher gedechtnis, auch ire ftl. Gn. haben bisher allezeit ksl. Mt. und des hl. Reichs ere und wolfart, sonder rum zu reden, treulich und vleissig gefurdert und wollten auch noch ungern anderst befunden werden. Darumb, so es ksl. Mt. und dem hl. Reich furtreglich und erschieslich sein soll, so wollen unser gnst. und gn. Hh. ksl. Mt. zu undertenigem gefallen irer Mt. und des hl. Reichs sachen fur ire eygne beschwerung und obligen diser zeit achten und ansehen und, zwischen hier und St. Jacobitag die declaracion der acht nicht zu publiciren noch geprauchen, underteniglich willigen, des verhoffens, ir Mt. werde solichs genediglich vormerken und irer ftl. Gn. gn. H. und Ks. sein und bleiben, ir ftl. Gn. auch in disen und ander irer Gn. obligen in gn. befelh haben. Das wollen umb ksl. Mt. ir ftl. Gn. underteniglich vordinen.
Dise antwurt ist des Ks. reten gegeben zu Zeytz am montag nach reminiscere Ao. etc. 12 [8.3.12].–a
[10.] Und nachdem die ksl. ret dise gegebne antwort etlichermaß angefochten und der nit gesettigt gewest, ist inen widerumb ein ander maynung angezaigt worden, wie hernach volgt, und auch ein artikl mit angehangen, wie auch nachvolgende maynung ausweist:
Nachdem ir euch, unser gnst. und gn. Hh. gegeben antwort als beschwerd an ksl. Mt. zu tragen, habt vornemen lassen etc., darauf haben unser gnst. und gn. Hh. befolhen, euch anzuzaigen, das euch auf euer antragen antwort geben, die ir ftl. Gn. bedenkens dem abschied, so unser gnst. H. Hg. Friderich bey röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., genomen, gemeß und nit entgegen, dann in euer instrucion auch angezaigt, das sein ftl. Gn. ksl. Mt. begeren nit hab ab- ader zugesagt, sonder solichs an seiner Gn. bruder und vetter zu gelangen bewilligt. Welhe antwort ksl. Mt. unser gnst. und gn. Hh. verhoffens von irer ftl. Gn. zu gefallen entpfahen und genediglich vormerken wirdet.
Das ir euch aber beschwert, als sollt euch auf euer werbung nit antwort würden sein, weil ir gebeten, mit dem krieg stillzustehn, dann unser gnst. H. Hg. Friderich sollt sich bewilligt haben, wo die ausgeboten bürger, so in seiner ftl. Gn. schutz und schirm weren, widerumb zu iren guetern eingelassen, so wollt alsdann sein ftl. Gn. die irrung und zwitracht abstellen und fallen lassen, und auf die schrift, die euch nachgeschigkt, darinnen berürt, das ksl. Mt. sovil mit dem von Meinz gehandelt, das er gewilligt und sich der von Erfurt gemechtigt, die bürger, so aus der stadt Erfurt sein, auf ksl. Mt. vor ausgegangen gebot frey [und] sicher wider zu iren guetern einkomen und sye der ane irrung geprauchen und geniessen lassen und sust alles daz zu tuen, das der abschied zu Augspurg vermocht nach laut des zettels. Weyl dann nun unsers gnst. H. Hg. Friderichs begern benuegen beschehn, habt ir auf solhs weiter antwort gebeten etc.
Darauf befelhen unser gnst. und gn. Hh., euch dise anzaig zu tuen, das auf solichs nit antwurt [zu] geben, sey ksl. Mt. zu undertenigkeit und im besten underlassen. Dann unser gnst. H. Hg. Friderich mag sich nit erinnern, das solichs, wie obvermelt, von ksl. Mt. oder durch sunst yemands von irer Mt. wegen bey sein ftl. Gn. gesuecht. Sein ftl. Gn. hat auch solichs von im selbs nit bewilligt. Darumb habt ir wol zu achten, wie unser gnst. und gn. Hh. ander antwort geben mögen, dann unser gnst. H. Hg. Friderich den abschied bey ksl. Mt. genomen und den gewilligt, darauf sein ftl. Gn. auch seiner Gn. bruder und vedter bericht getan.
Ksl. Mt. hat auch unserm gnst. H. auf seiner Gn. bit und underricht genediglich erlassen, sich der sach halb mit Meinz in handlung zu begeben, ehe dann irer Mt. abschied und mandata von den in Erfurt gelebt, weyl dann die schrift nit vermag, das solichs beschehn sey. Und die ursachen in der declaracion nit allein der ausgetrieben bürger, sonder das die in Erfurt ksl. Mt. abschied und mandata nit gelebt, angezaigt worden, derhalb es nit allein auf den ausgetrieben bürgern, sonder auf ksl. Mt. abschied und mandata steet. Derhalb unser gnst. und gn. Hh., auf den brief antwort zu geben, im besten underlassen und die on not geacht. Wo aber ksl. Mt. schrift ader euer werbung vermöcht, das die in Erfurt ksl. Mt. abschied und mandata gelebt ader furderlich leben sollten, wollten unser gnst. und gn. Hh. sich auf dasselb gegen ksl. Mt. auch mit underteniger und gehorsamer antwort haben vernemen lassen. Und begeren unser gnst. und gn. Hh. an euer person guetlich, die gegeben antwort sambt diser bericht ksl. Mt. mit undertenigkeit anzutragen, irer Mt. auch irer ftl. Gn. undertenig und willig dienst zu sagen und underteniglich zu bitten, irer ftl. Gn. allergnst. H. und Ks. zu sein. Das wollen ir ftl. Gn. genediglich gegen euch erkennen.
Dise antwort ist des Ks. reten gegeben auf dinstag nach reminiscere Ao. etc. 12 [9.3.12].
[11.] Und als ir euch auf meiner gnst. und gn. Hh. gegeben antwort habt vernemen lassen, daz ir derselben antwort ksl. Mt. furderlichen durch die post berichten wollt, und so ir selbs zu ksl. Mt. komen würdt, alsdann irer Mt. auch bericht zu tuen, dann das ir auf irer ftl. Gn. gegeben antwort weyter suechung getan hett, wer aus dem beschehn, das ir des abschids, den mein gnst. H. Hg. Friderich von ksl. Mt. genomen, nit bericht, darumb ir es nu auch bey der gegeben antwort bleiben ließt. Ir hett aber einen artikel in euer instrucion, der meldet, das ir von iren ftl. Gn. nit solt verrücken, ir hettet dann auf ksl. Mt. gn. begeren ein zusag und vertröstung. Denselben artikel wollet ir übersehen und alsdann euch ferrer euer nottorft nach darin halten etc.
Und folgend irn ftl. Gn. allen bericht und angezaigt, das ir in euer instrucion noch einen artikel hettet, als lautend, wo ir ftl. Gn. ksl. Mt. gn. begern ye verzeihen und abslahen würden, so sollt ir euch eigentlich an irn ftl. Gn. erkunden, auf welhe zeit, auch in was gestalt und wie der krieg angehn werd, damit ksl. Mt. sich ferrer darnach hab zu richten etc. Das hett ir irn ftl. Gn. anzuzaigen auch nit verhalten wollen, mit beger, euch darauf auch antwurt zu geben.
Darauf haben mir mein gnst. und gn. Hh. befolhen, euch zu sagen, das ir ftl. Gn. keinen zweifel haben, ir habt aus irer Gn. antwort und underricht vermarkt, das ir ftl. Gn. auf den abschid, so von ksl. Mt. mein gnst. H. Hg. Friderich genomen, und auf das zulassen, so von ksl. Mt. irn ftl. Gn. beschehn, irer Gn. bedenken gar underteniger maynung angezeigt haben. Sein ir ftl. Gn. der hoffnung, ksl. Mt. werde solichs alles genediglich vermerken. Darbey es auch ir ftl. Gn. nochmals beruhen lassen, mit underteniger bit, ksl. Mt. wolle ir ftl. Gn. in gn. befelh haben und irer Gn. gnst. H. und Ks. sein und bleiben, als sye sich der und aller gnaden bey seiner Mt. vertrösten. Das wollen umb ir ksl. Mt. mein gnst. und gn. Hh. underteniglich vordinen.